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Hedgefonds: Das dicke Ende kommt später.

by Dean P. Foster and H Peyton Young

PHILADELPHIA: Stellen Sie sich vor, Sie wollen einen Sportwagen kaufen, aber ein Blick unter die Haube wird Ihnen verwehrt. Weil das Innenleben ein Geheimnis ist. Mehr noch: Sie können nicht in Erfahrung bringen, welche Leistung ähnliche Fahrzeuge bringen, denn es gibt keine. Und schließlich gibt es auf den Wagen keine Garantie.

Dies ist die Art von Logik, wie sie für Hedgefonds gilt: Man lässt die Anleger in der Regel nicht wissen, wie sie funktionieren, und es werden keinerlei Garantien angeboten. Außerdem können Hedgefonds-Manager mit Leichtigkeit eine hohe Performance „vortäuschen“, ohne dabei erwischt zu werden.

Wie sich eine hohe Performance vortäuschen lässt? Stellen Sie sich ein relativ seltenes Ereignis vor, z.B., dass der S&P 500-Index im kommenden Jahr um mehr als 20% fällt. Derartige Ereignisse werden üblicherweise auf dem Derivatemarkt bewertet, der in diesem Fall den Kurs für ein solches S&P-Ereignis auf 10 Cents pro Dollar festsetzt. Eine Option kostet also jetzt zehn Cents und bringt einen Dollar ein, falls das Ereignis bis Jahresende eintritt – und nichts, falls es nicht eintritt.

Auftritt Oz, Doktor der Physik. Er hat keinerlei Anlagetalent, aber er kennt sich mit Wahrscheinlichkeitsrechnung aus, und er managt einen Hedgefonds im Volumen von 100 Millionen Dollar. Er beschließt, Optionen auf das S&P-Ereignis auszugeben. Um seine Zahlungsverpflichtungen gegenüber den Optionsinhabern einhalten zu können, falls das Ereignis eintritt, parkt er die 100 Millionen Dollar in einjährigen US-Schatzeinleihen, die 4% abwerfen. Anschließend verkauft er gedeckte Optionen im Umfang von 100 Millionen, die 10 Cents pro Dollar einbringen und also 10 Millionen Dollar abwerfen. Er parkt auch diese 10 Millionen in Schatzanleihen und verkauft weitere 10 Millionen Optionen. Dies bringt ihm eine weitere Million ein, die er verwendet, um seine Kosten zu decken.

Zum Jahresende ist Oz den Optionsinhabern mit 90%iger Wahrscheinlichkeit nichts schuldig. Der Fonds verdient in diesem Fall 11 Millionen Dollar brutto am Verkauf der Optionen plus 4% an den Schatzanleihen im Volumen von 110 Millionen, was zusammen eine ansehnliche Rendite von 15,4% vor Kosten ergibt.

Oz’ Honorar sind die üblichen „2/20“: 2% auf die verwalteten Gelder plus 20% Performancebonus auf Erträge, die über einer festgelegten Benchmark liegen – sagen wir mal 4%. Oz kassiert also nach Unkosten mehr als 3 Millionen Dollar. Er ist froh, dass er der Physik den Rücken gekehrt hat.

Da die Wahrscheinlichkeit, dass das oben beschriebene Ereignis eintritt, in einem beliebigen Jahr nur bei 10% liegt, beträgt die Chance, dass mehr als fünf Jahre vergehen, ohne dass das Ereignis eintritt, bei fast 60%. In diesem Fall streicht Oz mehr als 15 Millionen Dollar ein, selbst wenn kein neues Geld in den Fonds einfließt. Natürlich besteht die Möglichkeit, dass Oz’ Fonds enorm wächst, da neue Anleger lauthals ihr Stück vom Kuchen einfordern.

Aber was die Anleger nicht wissen – und nicht wissen können –, ist, dass Oz absolut kein Anlagetalent hat. Sie sehen, was passiert ist – nicht, was hätte passieren können . Wenn daher das Ereignis irgendwann eintritt, verlieren die Anleger, deren Geld in dem Fonds steckt, alles, während Oz bis zum Crash des Fonds jedes Jahr mehr als 3 Millionen netto einstreicht.

Mehr noch: Das Ergebnis ist für die Anleger dasselbe, selbst wenn Fondsmanager ehrlich sind und selbst glauben , dass sie den Markt schlagen können. Oz ist möglicherweise gar kein Betrüger, sondern bloß der Ansicht, dass die Wahrscheinlichkeit eines Absturzes des S&P-Index deutlich unter 10% liegt.

Unterm Strich ist es so, dass Hedgefonds-Manager ihre Anleger Risiken aussetzen, aber selbst kaum Risiken auf sich nehmen. Falls der Fonds platzt, können die Anleger nicht sagen, ob der Grund schlechtes Management oder einfach Pech ist.

Für die Aufsichtsbehörden stellt dies eine echte Herausforderung dar. Betrug ist schwer nachzuweisen, weil die Manager immer behaupten können, sie hätten gedacht , dass die Chancen besser seien, als sie es waren. Und auch eine Änderung des Anreizsystems – etwa durch Bestrafung einer unterdurchschnittlichen Performance zusätzlich zur Belohnung einer hohen Performance – löst das Problem nicht, da jede Gebührenstruktur, die echte Finanzzauberer belohnt, auch Scharlatane belohnt.

Doch es gibt Schritte, mit denen sich Anleger schützen lassen. Alle Hedgefonds sollten zur umgehenden Registrierung verpflichtet werden und regelmäßig über ihre Erträge Bericht erstatten müssen. Noch mehr würde es helfen, wenn die Manager Anleger von potenziellen Risiken in Kenntnis setzen müssten. Alternativ könnten Fondsmanager Verlustlimits garantieren, vergleichbar der Gewährleistung eines Autoherstellers.

Es liegt im Eigeninteresse der Hedgefonds-Branche, ein größeres Maß an Regulierung und Transparenz zu fördern, damit nicht die steigende Zahl gescheiterter Fonds einen Zusammenbruch des Anlegervertrauens herbeiführt, der gute wie schlechte Anlagezauberer aus dem Markt drängt.

Dean P. Foster ist Professor für Statistik an der Wharton School der University of Pennsylvania. H. Peyton Young ist Professor für Ökonomie an der Oxford University und Senior Fellow an der Brookings Institution.

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