http://www.oedipus-online.de/Realsatire2.htm
Realsatire
2:
Die
Kernberg-Diskussion in Wikipedia
Lehrstück über den Umgang mit Neutralität im öffentlichen
Diskurs.
Vorspann: Wer im Internet nach Informationen
über bestimmte Themen sucht, wird früher oder später vermutlich einmal bei
„Wikipedia“ landen. In dieser Internet-Enzyklopädie können (fast) alle
Internet-User daran mitwirken, das Wissen der Welt um die verschiedensten
Themenbereiche zu vermehren. Das, was als Wissen Bestand hat, bestimmen die
BenutzerInnen selbst, indem sie entsprechende Beiträge verfassen, überarbeiten,
löschen, ergänzen. Unter der Rubrik „Berühmte Psychoanalytiker“ findet sich
dort auch Otto F. Kernberg.
Als ich in Wikipedia
erstmals auf Kernbergs Namen stieß, gab es noch keinen Text zu seiner Person.
So hatte ich zunächst einmal frisch und frei einen (recht scharfen) Beitrag
zusammengestellt, in dem ich auf die konkrete Form von Theorie und Therapie bei
diesem Mehrer menschlicher Weisheit hingewiesen hatte. Dieser Artikel wurde
dann recht schnell gesperrt mit dem Hinweis auf mögliche Verletzung von
Urheberrechten. Ich hatte nämlich ziemlich ausführlich auf die bereits
ausgearbeiteten Texte meiner eigenen Homepage zurückgegriffen. Auf den Hinweis
meinerseits, es läge keine Urheberrechtsverletzung vor, wurde die Sperrung
beibehalten. Der Text entspräche nicht dem Neutralitätsprinzip von
Wikipedia.
Daraufhin hatte ein
anderer Mitwirkender, mit Aliasnamen „Alchemy“, Ausführungen beigesteuert, die
von den Administratoren unbeanstandet blieben: Kernbergs Werdegang, seine
Auszeichnungen, die Bedeutung seiner Ausführungen für Länder, in denen eine
ernsthafte Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse betrieben werde, der Tod
seiner Frau, einer (angeblich) anerkannten Kinder-Psychoanalytikerin in New
York, im Jahr 2006. (Es wäre sicherlich einmal interessant, den Opfern dieser
„Kinderanalysen“ einmal nachzuforschen!)
Zu diesem Text hatte
ich dann folgende Ergänzung verfasst: „Die Lehren von Otto Kernberg sind
umstritten. Kritiker werfen Otto Kernberg vor, dass er Menschen mit psychischen
und psychosomatischen Beschwerden anlastet, bereits als Säuglinge und
Kleinkinder darin versagt zu haben, ihre Impulse von Wut und Hass zu kontrollieren
(‚orale Wut’, ‚oraler Neid’). Kernberg, so der Vorwurf, erkläre damit quasi die
kindlichen Opfer von Misshandlungen zu Tätern. Dies führe geradezu zwangsläufig
zu einer Verschlechterung des Befindens seiner PatientInnen. Sehr
aufschlussreich für Kernbergs Sicht ist einer seiner Artikel aus dem Jahr 1999:
Persönlichkeitsentwicklung und Trauma (in: Persönlichkeitsstörungen -
Theorie und Therapie (PTT), 1999, Jg. 3, Heft 1, S. 5-15). Darin erklärt
Kernberg u.a., dass das zentrale Problem einer Frau, die als Mädchen von noch
nicht zehn Jahren von ihrem Vater vergewaltigt wurde, darin bestehe, dass sie
dabei einen „sexuell erregenden Triumph über ihre Mutter“ erlebt habe.
Die Frau, die unter schweren Depressionen leidet, müsse lernen, „ihre
Schuld (zu) tolerieren“.
An diesen Beitrag
wurde relativ bald von einem anderen Nutzer angehängt: Der Versuch eines
Psychologen, Kernbergs Artikel unter Fachleuten kritisch zur Diskussion zu
stellen, hat zu sehr unterschiedlichen Reaktionen geführt.
Ich hatte auch einen
Link zu meiner Webseite, zu einer ausführlichen Darstellungen von Otto Kernberg, zu seinem
Aufsatz von 1999
und zu meiner Umfrage-Aktion und den entsprechenden Antworten gelegt. Darauf
entspann sich ein kurzer, heftigerer Konflikt. Dessen Ergebnis, soviel sei
vorweggenommen: Die Passage zur Kritik an Otto Kernberg wurde komplett
entfernt, der Link zu meiner Werbseite gelöscht.
Der Saubermann, der
für sich beanspruchen darf, diese Bereinigung ins Werk gesetzt zu haben, trägt
den Aliasnamen „Schwall“. (Ich selbst hatte in Wikipedia für mich den
Aliasnamen „Oedipal“ gewählt.)
Offensichtlich haben in
Wikipedia minder begabte, arbeitslose Vielschreiber und Besserwisser einen
ausreichenden Schutzwall, um ihren unausgegorenen Unsinn auszubreiten. Die
sogenannten „Admins“ scheinen mit ihrer Aufgabe, die Auseinandersetzung zu
moderieren und zu gestalten, oftmals überfordert zu sein, so dass sie den
lauteren Schreiern das Feld überlassen. Da werden dann Leute mit
differenzierteren Ansichten früher oder später entnervt das Handtuch werfen.
Das habe ich meinerseits inzwischen auch getan – keine Lust mehr auf
Energieverschwendung! Wie etliche andere NutzerInnen offenbar auch habe ich
mich komplett von der Mitwirkung an Wikipedia verabschiedet.
Hier ist nun die
ganze Auseinandersetzung um Kernberg zusammengetragen, die vor allem auf der
Diskussionsseite zu dem Kernberg-Artikel stattfand. Sofern sie auf anderen
Diskussionsseiten tobte (z.B. zum Narzissmus) ist dies in der Überschrift
vermerkt. Insgesamt m.E. ein schönes Lehrstück über die Verbreitung einer
Unvernunft, die sich als „psychoanalytisches“ Fachwissen ausgibt. (Ich habe mir
nicht die Mühe gemacht, die diversen Tipp- und Rechtschreibfehler meiner
Mitdiskutanten zu bereinigen.)
schwall, 1. Jun
2006, 20:41 [auf Benutzerseite Oedipal]
Hallo - gibt es
irgendeinen seriösen Grund für deine Hinweise in dem Kernberg-Artikel außer den
Link unterzubringen? Gruß
Oedipal, 3. Jun
2006, 12:18 [auf Benutzerseite Oedipal]
Hallo Schwall,
ja, es gibt seriöse
Gründe für den Link: Die Menschen, die sich für Otto Kernberg interessieren,
sollten die Möglichkeit haben, sich konkret darüber zu informieren, was dieser
Herr als „Therapie“ verkauft. Das kommt in dem Geschwall über seine
bahnbrechenden Leistungen nicht so recht deutlich zur Geltung. Deshalb der
Link.
Du gehörst
anscheinend nicht zu denjenigen, die das interessant finden. Das ist o.k. Es
ist keiner gezwungen, einen Link zu benutzen. Deshalb ja auch der ausdrückliche
Hinweis, dass man bei dem Link mit kritischen Texten konfrontiert wird. Wer in
seinem Glauben an Kernberg und die Psychoanalyse nicht erschüttert werden will,
der muss ja nicht so genau hinsehen. Das ist kein Problem. Ich bin mir jedoch
sicher, dass es genügend andere gibt, die sich dafür interessieren, vielleicht
sogar neugierig darauf sind.
schwall, 1. Jun
2006, 20:53 [auf Diskussionsseite Narzissmus]
Beim Lesend es
Artikels erscheinen mir die Unterscheidung zwischen dem was allgemein als
Narzissmus bezeichnet wird und der Persönlichkeitsstörung Narzissmus nicht
wirklich trennscharf, außerdem sind Hinweise auf gesunde Familien etwas
dümmlich - weiter sind der letzte Link [Link zu meiner Webseite; K.S.] wohl
eher unangemessen. Nehme deshalb einige Teile raus Gruß
Oedipal, 3. Jun
2006, 13:36 [auf Diskussionsseite Narzissmus]
Lieber Schwall,
es ist ja sehr schön,
dass du dich so fürsorglich um die Wikipedianer kümmerst, dass du ihnen die
„eher unangemessenen“ Links ersparen willst. Damit machst du dich sicherlich
verdient um die Nutzer, die sich mit dem Thema auseinandersetzen wollen. Es
würde ja doch nur zu sehr verwirren, wenn Menschen - gerade, wenn sie
vielleicht gar nicht studiert haben - sich einmal genauer mit dem Begriff
„Narzissmus“, seiner Geschichte und seinem Gebrauch auseinandersetzen könnten.
Sie würden ja womöglich von dem Durcheinander, der um diesen Begriff seit
seiner Schöpfung im Jahr 1898/99 herrscht, nur in eine seelische Krise
gestürzt, vor allem, wenn Sie dazu noch konkret nachlesen könnten, mit welcher
gnadenlosen Menschenverachtung und mit welchem Unverständnis gegenüber
Kleinkindern und KlientInnen der Gebrauch dieses Begriffes nur allzu oft
gepaart ist (bei Kernberg oder Müller-Pozzi z.B.). Und dass der Jüngling
Narziss geradezu das komplette Gegenteil von dem darstellt, was später Freud
darunter subsummiert hat (va. Größenwahnsinnige und Schizophrene, Kinder und
Primitive, Perverse und Homosexuelle, Frauen und Mütter), das würde doch auch
nur zu heilloser Verwirrung führen. Deshalb ist es schön, wenn Menschen wie du
sich dieser Misere erbarmen und schnell die Linkliste säubern und bereinigen:
Damit sich nur ja nicht ein Mensch, der sich um Aufklärung in diesem geistigen
Gestrüpp bemüht, unnötig ins Stolpern kommt. Mach weiter so! Lösche alle Links,
die nicht zu deiner - sicherlich äußerst fundierten - Sicht des „Narzissmus“
passen! Die Qualität des Artikels kann dadurch nur gewinnen!
schwall, 5. Jun 2006, 21:01 [auf Diskussionsseite
Narzissmus]
Danke für deinen Zuspruch. Ich werde in
beherzigen und damit weiterhin versuchen neutrale bzw. neutralerer Standtpunkte
zu verteidigen. Allerdings bin ich durch deine Link-Spam Aktionen nun auf
dieverse Artikel aufmerksam geworden. Danke
Oedipal, 5. Jun
2006, 21:14 [auf Diskussionsseite Narzissmus]
Hallo Schwall, dein
Eifer ist ja wirklich lobenswert! Vielleicht kannst du ja auch einmal einen
Link beisteuern, in dem du uns deine Sicht auf diesen Mythos vermittelst. Hast
du vielleicht mehr als sieben antike Varianten parat? Ich bin neugierig. Falls
nicht: Dann lass doch bitte meinen Link vorerst einmal stehen und überlasse die
Einschätzung seiner Brauchbarkeit den Nutzern. Danke! Da du meine Links ja
sicherlich schnell aufgespürt hast - nur damit du nichts übersiehst: Otto Kernberg, Otto Weininger, Wilhelm Jensen, Narziss, Iokaste, Sigmund Freud. Viel Spaß beim Verteidigen
neutraler bzw. neutralerer Standpunkte! Ciao!
schwall, 5. Jun
2006, 21:17 [auf
Diskussionsseite Narzissmus]
Billiger Linkspam - nicht mehr, aber auch nicht
weniger. Vertrauen wir auf Chronos - denn die Zeit bringt alles ans Licht
Alchemy, 3. Jun
2006, 21:44 [auf Benutzerseite Oedipal]
Du beleidigst
ziemlich schnell andere Menschen, die dir nichts getan haben (Bezug offenbar
auf: Oedipal, 3. Jun 2006, 12:18
[auf Benutzerseite Oedipal]). Das es, laut dir, ein Geschwalle ist,
wenn in ein paar neutralen Sätzen Kernbergs Arbeit dargestellt wird, das Wort
bahnbrechend findet sich auch nirgends, finde ich ziemlich verletzend. (Dein)
Hass macht (dich) blind. Was du angeblich alles aus den Kernbergsätzen ziehst,
ist mehr als dort drinsteht. Zu deiner Homepage: Warum haben sich denn nur von
700 angeschriebenen Therapeuten o.ä. nur ca 50 von denen zu deiner Kritik
geäußert. Und als du ihnen mitteiltest, dass die Aussagen von Kernberg stammen,
waren es noch mal die Hälfte. Ist diese Ausbeute nicht sehr gering? Mich würde
auch interessieren in welcher Weise diese sich geäußert haben. Ich habe auch
eine kritische Einstellung zur Psychoanalyse, ich finde aber deine Kritik total
überzogen, völlig fanatisch. Wenn du eine Problem mit Kernberg hast, tobe dich
auf deiner Hp aus, aber ich finde das das wikipedia-projekt nicht dazu missbraucht
werden sollte.
Oedipal, 4. Jun 2006, 09:03 [auf Benutzerseite Oedipal]
Hallo Alchemy,
meine Spitze hat sich dagegen gerichtet, dass
Schwall indirekt zum Ausdruck bringt, für den Verweis auf eine ausführlichere
Darstellung zu Kernberg, seiner Theorie und seinem Therapieansatz gebe es
gewissermaßen keine „seriösen Gründe“. Dem muss ich also wohl entnehmen, dass
mein Anliegen unseriös ist. Das sehe ich natürlich – es sei mir verziehen – ein
wenig anders und empfinde meinerseits Schwalls Behauptung als Beleidigung.
Darauf habe ich re-agiert.
„Kernberg war in fast jedem Land, das
ernsthaft mit Psychoanalyse befasst ist, als Vortragender und hat umfangreiche
Schriften veröffentlicht, insbesondere bezüglich Narzissmus, Objektbeziehungen
und Persönlichkeitsstörungen. ... Kernberg bekam mehrere Auszeichnungen, 1972
den Heinz-Hartmann-Preis des New Yorker Psychoanalytischen Instituts, den
Edward-A.-Strecker-Preis des Instituts des Pennsylvania-Krankenhauses und 1981
den George-E.-Daniels-Sonderpreis der Gesellschaft für Psychoanalytische
Medizin.“ Da steht tatsächlich ausdrücklich nichts von „bahnbrechend“, der
Text gibt sich tatsächlich fast neutral. (Er suggeriert höchstens z.B., dass
ein Land, das sich „ernsthaft“ mit der Psychoanalyse befasst, an dem mit mehreren
Preisen ausgezeichneten Kernberg quasi nicht vorbeikommt.) Aber selbst, wenn
wir dies als neutrale Darstellung akzeptieren: Ist Neutralität tatsächlich
immer angemessen? Um ein Bild zu wählen: Hätte sich Wikipedia (wenn es denn
schon existiert hätte) seinerzeit - ganz neutral - darauf beschränken sollen,
die Vorzüge, die Verkaufszahlen und die Verbreitung von Talidomid (Contergan)
darzustellen? Und selbst, wenn es Hunderte von Schwangeren gab, die mit
Contergan sehr zufrieden waren: Du würdest dir doch wohl auch - selbst im
Nachhinein - wünschen, es hätte eine Möglichkeit gegeben, an einer leicht
zugänglichen Stelle wie Wikipedia nachzulesen, dass es den Verdacht gäbe,
Talidomid sei womöglich für schwerwiegende Missbildungen bei Neugeborenen
verantwortlich. Dass du als einzelner Mensch mit konkreten Beobachtungen zu
Risiken bestimmter Mittel, Ideen oder sonstwas die Möglichkeit hast, darauf
hinzuweisen, darin läge m.E. eine sinnvolle Aufgabe von Wikipedia, oder?
Ein solches Forum wird aber wahrscheinlich nicht
verhindern, dass Menschen mit klaren Erkenntnissen an ihren selbstherrlichen
Kollegen scheitern, wie seinerzeit schon z.B. Ignaz Semmelweiß. Ignoranz ist
m.E. leider ein Massenphänomen: Gegenüber Umweltzerstörung, Klimakatastrophen,
sozialer Ungerechtigkeit, psychologischem Unsinn und vielem mehr.
Dass Hass blind machen KANN, halte ich für
unbestritten. Dieser Zusammenhang liegt aber nicht zwingend vor. Dem Hass kann
sehr wohl eine ganz klare Sicht der Dinge zugrunde liegen! Für mich können
Gefühle von Hass, Verachtung, Ärger, Wut, Verzweiflung usw. angesichts von
Brutalität, Ignoranz, systematischer Entwertung, ... auf dieser Welt sehr
angemessen sein, ohne automatisch eine Blindheit hervorzurufen oder
vorauszusetzen. Für mich nehme ich mal in Anspruch, dass meine Verachtung für
Kernbergs entwertende, verständnislose Sicht auf die kindlichen Opfer von
schlechter Behandlung aus einer recht klaren, konkret belegten Sicht auf seine
Publikationen (insgesamt vier, ausführlich zitiert) resultieren, die sich
leicht durch andere Ungeheuerlichkeiten ergänzen ließen. Ich kenne Menschen,
denen es nach einer solchen Art von „Behandlung“ schlechter ging als zuvor!
Dass ich mehr aus den Kernberg-Sätzen ziehe, als
drinsteht, finde ich interessant. Vielleicht magst du ja erläutern, wie du die
diversen Passagen verstehst? Bitte ganz konkret.
Die Reaktionen auf mein Rundschreiben sind auf
meiner Webseite ausgiebig zitiert: Unter „Kernberg“ - „Reaktionen“. Ob die
Reaktionen auf meine Aktion wirklich so spärlich ausgefallen sind, kann ich
nicht genau sagen, ich weiß nicht, was für Rücklaufquoten solche Massenumfragen
im Allgemeinen erbringen. Ich kann nur sagen, dass es (bei ca. 500 Anschreiben)
eine Quote von 8,7 % war, solange ich den Artikel nur zitiert hatte, ohne den
Namen des Autors zu nennen. Bei einer weiteren Umfrage bei ca. 200 Leuten [-
hier hatte ich direkt im Anschreiben Kernberg als den Autor des kritisierten
Textes benannt -]: ergab sich ein Rücklauf von 2,9% (exakt ein Drittel der
vorigen „Ausbeute“). Meine Schlussfolgerung daraus, in vielen direkten
Gesprächen mit KollegInnen bereits konkret erlebt: Die Bereitschaft, sich mit
anerkannten „Koryphäen“ anzulegen, ist nicht sehr ausgeprägt.
Es ist o.k., wenn Menschen ihren Glauben
verteidigen. Es wäre schön, einen Weg zu finden, dass zu bestimmten Themen auch
kontrovers diskutiert werden kann, dass man sagt, es gibt zu einem Thema auch
eine ganz andere, radikal kritische Sicht; dass jemand für bestimmte Dinge
Preise bekommen hat, wird von der einen Seite begrüßt, von der anderen Seite
als Problem gesehen. Da sollte man nicht gleich die entsprechenden Verweise als
„nicht dazugehörig“ oder „unseriös“ diffamieren, oder entsprechende Äußerungen
als „Missbrauch“ von Wikipedia etikettieren. Es sei denn, dass Wikipedia ein
Herangehen ablehnt, bei dem auch deutlich Widersprüche herausgearbeitet werden
dürften. M.E. gehören Widersprüche unauflöslich zum Leben dazu. Und an manchen
„Geistesgrößen“ scheiden sich einfach die Geister. Das macht den Text über
solche Menschen zwar etwas komplexer, aber es würde die „Wirklichkeit“ dieser
Personen und ihres Werkes wohl ein wenig klarer zur Darstellung bringen.
Alchemy, 4. Jun 2006, 17:23 [auf Benutzerseite Oedipal]
Du hast mich, bzw. was ich schrieb also
beleidigt, weil du dich von „Schwall“ beleidigt gefühlt hast, weil dieser die
Seriosität deiner Anbringung deines link´s, der auf deine hp führt angezweifelt
hat. Interessante Art ziemlich undifferenziert mit Menschen umzugehen. Spricht
für dich als Therapeut. Kernberg´s Arbeit mit der Wirkung bzw. Schädlichkeit
von Contergan zu vergleichen finde ich doch ein bischen abwegig und ziemlich
geschmacklos. Du bezeichnest ihn ja auf deiner hp als „Contergan der
Psychotherapie“. Warum setzt du dich denn nicht persönlich mit ihm auseinander
anstatt alle möglichen Foren mit deinen ätzenden Ansichten zu überziehen. Er
aus Wien stammend kannst du dich doch sicher mit ihm auf deutsch verständigen.
Er wird dir dann vielleicht entsprechende von dir in Frage gestellte
Textpassagen nochmals erklären.
Oedipal, 4. Jun 2006, 22:19 [auf Benutzerseite Oedipal]
Du hast mich, bzw. was ich schrieb also
beleidigt, weil du dich von „Schwall“ beleidigt gefühlt hast, weil dieser die
Seriosität deiner Anbringung deines link´s, der auf deine hp führt angezweifelt
hat. Es hat etwas gedauert, bis ich
diesen Satz verstanden habe. Dann hat’s endlich geklickt (du siehst, bis ich
etwas wirklich verstehe, dauert das immer etwas länger): Du hattest ja den
Artikel zu Kernberg in seinen Grundzügen verfasst! Das war mir bei meiner
ersten Antwort an dich noch nicht bewusst gewesen. O.K. Du hast ja tatsächlich
nur ganz neutral Kernbergs Auszeichnungen gesammelt. Daran gibt’s ja
tatsächlich nichts zu beleidigen. Sorry. Da ist dein Text dann tatsächlich das
Opfer meines Wortspiels geworden, in Reaktion darauf, dass „Schwall“ u.s.w. ...
. Aber kritisieren würde ich den Text nach wie vor, unter dem Vorzeichen
dessen, was ich zur Neutralität gesagt hatte. Aber nun sag mir doch einmal:
Woraus genau leitest du dein Urteil über meine Differenzierungsfähigkeit ab?
Was genau findest du ätzend an meinen Ansichten? Wer sagt dir, dass ich nicht
schon versucht habe, mit Herrn Kernberg zu kommunizieren? (Jetzt sind wir ja
langsam in puncto Beleidigungen wieder quitt, oder?)
Ob der Contergan-Vergleich „abwegig“ oder gar
„geschmacklos“ ist, das sei dahingestellt. Ich behaupte das Gegenteil, zumal
ich Menschen kenne, denen es nach einer Therapie dieser Art deutlich schlechter
ging. Contergan hat m.W. nur unter bestimmten Bedingungen schädlich gewirkt,
wenn es in den ersten Schwangerschaftsmonaten genommen wurde. Bei Menschen, die
als Kind Opfer brutalster Gewalt geworden sind, ist es m.E. egal, ob man sie zu
Beginn, in der Mitte oder am Ende der Therapie damit konfrontiert, sie hätten
bspw. während der Vergewaltigung durch ihren Vater einen sexuell erregenden
Triumph über die Mutter erlebt! Es wird sich IMMER schädlich auswirken, weil es
die Opfer GRUNDLOS in ihr sowieso häufig genug vorhandenes Schuldgefühl weiter
hineintreibt, das ihnen eingeredet oder suggeriert wurde! Ebenso wird folgende
Äußerung verheerend sein gegenüber einem Menschen, der als 12jähriger aus einem
KZ befreit wurde und dort miterlebt hatte, wie seine ganze Familie vor seinen
Augen abgeschlachtet worden war, der sich als Erwachsener dann anscheinend
seiner Familie gegenüber bisweilen tyrannisch verhielt: „Ich (Kernberg) übertreibe
nicht, wenn ich meinen Eindruck wiedergebe, daß dieser Mann sich seiner Familie
gegenüber so verhielt, als ob er der Kommandant des Konzentrationslagers sei,
in dem seine ganze Familie ermordet wurde.“ Das halte ich für geschmacklos,
entwürdigend und ekelhaft! Und Kernberg treibt seine differenzierte „Analyse“
noch weiter: „Klinisch gesehen steht also ein haßerfülltes Opfer haßvoll
einem haßerfüllten sadistischen Täter gegenüber.“ (Zitate aus Kernberg,
PTT, 1999). Das Problem des KZ-Opfers liege also darin, dass es seinen inneren
Hass bereits in das KZ mit hineingebracht hat! Ohne den geringsten konkreten
Anhaltspunkt dafür zu benennen, wird dem Kind, das hilflos die Verschleppung in
das KZ hinnehmen musste, unterstellt, dass es quasi von sich aus „haßerfüllt“
dem KZ-Kommandanten gegenübergestanden habe – als hätte es nicht die
allerbesten und berechtigsten Gründe für diese Einstellung gehabt! Wenn diese
Art von „Therapie“ seit Jahren praktiziert wird, dann kann man sich vorstellen,
dass ihr viele Menschen zum Opfer gefallen sind und noch immer fallen. Das ist
meine feste Überzeugung.
Es gibt den Bericht einer Lehranalysandin, die
sich zu Ausbildungszwecken dieser Art von „Therapie“ unterzogen hatte (Dörte v.
Drigalski: „Blumen auf Granit“, 1980). 3 KollegInnen (ursprünglich gesunde,
erfolgreiche, junge MedizinstudentInnen) hatten sich umgebracht, zwei davon
waren junge Familienväter. Eine andere Ausbildungskandidatin war in eine
Psychose abgeglitten. Der Vergleich mit Contergan als „ein bischen abwegig“
oder „ziemlich geschmacklos“?
Da du aber Kernberg ja so gut zu kennen
scheinst: Magst du mir denn nicht die zitierten Passagen aus deiner
Kennerschaft heraus ein wenig erörtern?
Schwall, 5. Jun
2006, 19:50
Aus dem text wurde
Folgendes rausgenommen: [es folgen die oben wiedergegebene Passage meines
kritischen Zusatzes mitsamt der angefügten Ergänzung eines anderen.]
Gründe: es werden
keine Kritiker genannt - es werden Zitate losgelöst vom Zusammenhang aufgeführt
- es scheint eher die persönliche Kritik des Verfassers zu sein
Oedipal, 5. Jun
2006, 22:04
Ich plädiere dafür,
meinen Beitrag zur Kritik an Kernberg so bestehen zu lassen, wie er ist.
Gründe: Unter dem
angegebenen (wenn nicht gerade wieder von selbsternannten Reinigungskräften
gelöschten) Web-Link (http://www.oedipus-online.de
Stichwort „Otto F. Kernberg“ - „Reaktionen“) wird eine von mir veranstaltete
Umfrage wiedergegeben, in der auf der Grundlage einer an konkreten Zitaten
belegten Kritik (im Druck: ca. 11 DinA4 Seiten; Webseite: Stichwort:
„Anti-Kernberg-Kampagne“) eine Befragung von ca. 700 Experten durchgeführt
wurde. Die ausführlicheren Antworten (Ablehnungen und Zustimmungen zu der
Kritik) werden auf der Webseite dargestellt, darunter die Reaktionen von 22
Professoren. Das nur knapp wiedergegebene, auch in seinem Zusammenhang nicht
anders zu verstehende Zitat soll nur der sehr KONKRETEN, anschaulichen
Illustration der Auffassung von Kernberg dienen. Ähnliche Argumentationen
ziehen sich wie ein roter Faden durch seine Falldarstellungen. (Ich habe
insgesamt sechs dieser Fälle aus vier Werken Kernbergs dargestellt.) Auch das
hier speziell angesprochene, wohl besonders plastische Beispiel mit dem
vergewaltigten Kind wird auf der Webseite sehr ausführlich und im weiteren
Zusammenhang dargestellt. Unter den Zustimmungen zu meiner Kritik lese man
bspw. Prof. Sophie Freud, Prof. Z1, Prof. Raymond Battegay, Prof. Wolfgang
Schulz, Dr. NR1. Dass diese Kritik den AnhängerInnen von Kernberg nicht
schmeckt, das muss man wohl mit Gelassenheit hinnehmen. Entsprechende
Abweisungen meiner Kritik sind an der angegebenen Stelle ebenso zitiert.
Jegliche Ideologen werden die Kritik an ihren Doktrinen kritisieren. Das macht
ja auch nichts. Trotzdem sollte ein Internet-Forum die Möglichkeit bieten, sich
auch mit den ablehnenden Stimmen oder gar begründeten Warnungen gegenüber
bestimmten „Theorien“ oder „Therapien“ zu beschäftigen. Ich habe auf meiner
Diskussionsseite (Oedipal) bereits unter der
Rubrik „Kernberg“ gegenüber zwei Teilnehmern (Schwall, Alchemy) ausführlich
Stellung bezogen, u.a. zu der Frage der sog. „Neutralität“ - ich behaupte, dass
„Neutralität“ gegenüber einem Thema wie bspw. „Contergan“ schwer möglich ist,
dass gerade hier die Referenz gegenüber kritischen Stellungnahmen sehr wichtig
ist. --
schwall, 5. Jun
2006, 22:13
Ich plädiere für die
Streichung der Kritik in dieser Form:
1. es handelt sich
hier nicht um ein Forum wie Oedipal meint, sondern um eine Enzyklopädie.
2. Kritik muss in
einer nicht polemischen und verfälschenden Form dargelegt werden, dazu gehören
annerkannte Kritikpunkte und nicht persönliche Erhebungen
3. der Stil muss für
einen kritischen Teil deutlich entschärft werden
Gruß –
schwall, 5. Jun 2006, 21:30 [auf Benutzerseite Oedipal]
Da du dich von mir angegriffen fühlst - zur Klarstellung.
Deine Meinung tust du ja auf deiner HP kundt. 1. Reicht dir das nicht? 2. Wenn
du eine wirklich tragfähige Kritik hast, dann schreibe sie sachlich und
verständlich auf. Deine Polemik ist fragwürdig. 3. Findest du es nicht peinlich
immer weider auf deine HP zu verlinken - ewtas peinlich oder? Gruß
Oedipal, 5. Jun 2006, 22:20 [auf Benutzerseite Oedipal]
Hallo, Schwall. Ich kann mich ja sicherlich kurz
halten, weil du es ja auch anscheinend schätzt, auf meine Beiträge nur äußerst
knapp einzugehen. 1) Nein. 2a) Ist schon geschehen 2b) Ansichtssache. 3) Nein.
Sofern du eine ausführlicher Antwort wünschst,
solltest du selbst erst einmal etwas substantieller zu meinen Ausführungen
Stellung nehmen. Kurzreaktionen auf eine umfangreiche, mit Zitaten belegte
Kritik - „fragwürdig“ „Polemik“ „peinlich“ - könnte ich
eigentlich ähnlich etikettieren, inklusive einem Rechtschreibfehler und der
fragwürdigen Auslassung eines Satzzeichens: „ewtas peinlich oder?“ Gruß
schwall, 5. Jun 2006, 22:30 [auf Benutzerseite Oedipal]
Hätte ich mir wohl schenken können - du suchst
Streit - ohne mich - weder Wikipedia noch Leute wie du sind das wert - wie
gesagt, die Zeit und die Masse der vernünftig argumentierenden Menschen werden
es richten. Frage: Warum denkst du wohl halten wie meisten Menschen mehr von
Kernberg als von deiner Kritik und warum haben wohl so wenige auf deine Umfrage
geantwortet? Wie gesagt peinlich - und zeitlich letztlich begrenzt
Oedipal, 5. Jun 2006, 22:48 [auf Benutzerseite Oedipal]
Falsch geraten: Ich suche Antworten. U.a. auf
die Frage, was Leute (wie anscheinend du) so toll an einem Mann finden, der
behauptet, dass Kinder bei ihrer Vergewaltigung durch einen Elternteil „sexuell
erregende Triumphe“ feiern. Ob die Masse wirklich vernünftig argumentiert,
da habe ich meine Zweifel. (Es gibt zu viele unvernünftige Massenphänomene!
Leider! Die Populär-Version der Psychoanalyse ist auch ein solches.) Dass so
wenig Menschen auf meine Umfrage reagiert haben, oder dass bei einer Umfrage
der hiesigen Universität ca. 65% der befragten „Experten“ angegeben haben, sie
glaubten, dass die Berichte ihrer KlientInnen über einen sexuellen Missbrauch
in der Kindheit ein Phantasieprodukt sei, wenn die Betroffenen mit großer
Sicherheit vom Realitätsgehalt ihrer Erinnerung ausgingen (!) und wenn sie die
Schuld für den Vorfall beim Täter suchten (!) (ausführlich dazu, auch wenn du
es wieder „peinlich“ findest: vgl. http://www.oedipus-online.de
Rubrik Saarland, Anke Kirsch). Für derartige Phänomene passt der von dir
offenbar so geschätzte Begriff „peinlich“ aus meiner Sicht besser. Ich könnte
auch noch „erschreckend“, „bezeichnend“ o.ä. hinzusetzen. Zeitlich begrenzt ist
es sicherlich. In ca. 100 Jahren werden Freuds und Kernbergs Lehren - so meine
Hoffnung - nur noch als Paradebeispiele für Verirrungen des menschlichen
Ungeistes dienen. Warten wir’s ab. Wir werden es beide wohl nicht mehr erleben.
Alchemy, 5. Jun
2006, 23:09
Ich plädiere
ebenfalls für die Streichung der Kritik:
1. Meines Erachtens
sind die Kritikpunkte aus dem Zusammenhang gerissen und eine höchst subjektive
Rezeption eines Einzelnen.
2. Kernberg´s Denken
und Arbeiten insgesamt auf wenige Sätze zu reduzieren und ihm damit eine, auch
noch geschmacklos mit Contergan verglichene, Patienten schädigende Absicht zu
unterstellen kann ich nicht nachvollziehen.
Ich kenne von
Kernberg nur das was er bezüglich Borderlinestörungen geschrieben hat. Wenn er,
wie es „Oedipal“ mehrfach behauptet hat, sich angeblich als Therapeut
irgendwelcher Verfehlungen schuldig gemacht haben soll, so haben dann doch die
betroffenen Patienten eigentlich nur das Recht ihm als Therapeut einen
tüchtigen Arschtritt zu verpassen, ihn bei der Ärztekammer anzuzeigen oder
sonstiges Selbstverteidigendes tun. Wieso muss sich ausgerechnet bei Wikipedia
ein selbsternannter Patientenretter diesbezüglich hier so impertinent in
den Vordergrund schieben und sich hier ein Forum schaffen, was ihm nicht
zusteht. Irgendwie stimmen hier die Grenzen nicht mehr. Übrigens kenne ich
Herrn Prof. S.M. Prof. S. F., Prof. S.M., Prof. R.B., Prof. W.S., Dr. L.R.
nicht. Auf der hp finden sich die (ausgeschriebenen) Namen auch nicht. Außerdem
sollte doch alles in einem Abschnitt so verständlich sein, dass man nicht noch
auf diverse Homepages herumsurfen muss, oder machen wir bei wikipedia auch noch
Schnitzeljagd?
Oedipal, 7. Jun
2006, 23:43
Zu Schwall und
Alchemy ganz allgemein: vgl. die auch andernorts geführte Diskussion (Benutzer
Oedipal - Diskussion)
Zu Schwall:
Punkt 1:
„Enzyclopädie“ meint „ein umfassendes Werk, das den Gesamtbestand des
Wissens seiner Zeit oder ein Teilgebiet der Wissenschaft oder der Kunst
sammelt, einheitlich ordnet und übersichtlich darstellt“ (Brockhaus, 1953).
Es wird also zusammengetragen, präsentiert und angeboten. „Forum“ bedeutet, wie
du aus deinem womöglich vorhandenen Wissen um die lateinische Sprache unschwer
ableiten kannst: „Marktplatz“. Auf einem Marktplatz werden ebenso Güter (auch
Wissen ist ein Gut) offen zusammengetragen, präsentiert und angeboten. Auch
Kritik an bestehendem „Pseudo-Wissen“ ist in dieser Hinsicht „Wissen“ (ein
Gut). Du darfst zwar versuchen, als „Marktaufseher“ zu fungieren und bestimmte
Anbieter vom Platz zu vertreiben, aber dies stellt eigentlich einen Verstoß
gegen die „Marktgesetze“ dar. Eigentlich sollte jede/r etwas anbieten dürfen,
und die Kundschaft entscheidet über den Erfolg des Produkts. Insofern
beanspruche ich, die Internet-Enzyclopädie Wikipedia als Forum zu nutzen, auf
dem ich als Händler mein Produkt anbiete.
Punkt 2: Was genau
findest du an meiner Kritik „verfälschend“? Über eine Konkretisierung
wäre ich dankbar. Was genau sind für dich „anerkannte Kritikpunkte“?
Sind das Kritikpunkte, die auch deine persönliche Anerkennung finden? Oder gibt
es dafür einen amtlich anerkannten Kriterien-Katalog? Und inwiefern
disqualifiziert sich eine „persönliche Erhebungen“ in einem Forum von
ca. 700 „Experten“, nur weil sie womöglich ohne Unterstützung durch die
Deutsche Forschungs-Gemeinschaft durchgeführt wurde? (Bei der Universität des
Saarlandes ist bereits die Befragung von 91 „Experten“ ausreichend, um als sog.
„Delphi-Studie“ gewürdigt zu werden.)
Zu Punkt 3: Wo genau
meinst du, dass mein „Stil“ in dem Abschnitt zur Kritik „entschärft“
werden müsste? Konkretisierungen würden mir helfen, ein Stochern im Nebel zu
vermeiden.
Zu Alchemy:
Zu Punkt 1: Wie genau
siehst du den Kontext zu den von mir zitierten Textstellen? Inwiefern genau ist
meine „Rezeption“ „höchst subjektiv“? Konkretisierungen würden
mir helfen, meine möglichen Verfehlungen leichter zu erkennen.
Zu Punkt 2: Es ist in
der Tat eine Kunst und ein Problem, die Kritik an einem bestimmten
Gedankengebäude auf einige Sätze zu reduzieren - z.B. für eine Enzyclopädie. Man
wird sich als Kritiker dann darauf gefasst machen müssen, die knappe Kritik
durch entsprechende Belege auch fundieren zu können. Dies habe ich für meinen
Teil versucht durch den Verweis auf eine bestimmte, materialreiche Webseite
(der durch bestimmte Vandalen immer wieder gelöscht wird). Missverstanden fühle
ich mich auch, wenn du von „Absicht“ sprichst. Die Wissenschaftler, die
das Contergan hergestellt hatten, hatten wohl keineswegs die ABSICHT, schwere
Missgestaltungen an Ungeborenen hervorzurufen. Aber tragischer Weise war dies
häufig die WIRKUNG, die bei den Kindern hervorgerufen wurde, deren Mütter
dieses Mittel in den ersten Schwangerschaftswochen auf Empfehlung Ihrer Ärzte
oder Apotheker als Schlaf- und Beruhigungsmittel eingenommen hatten. Ich spreche
nicht über Kernbergs ABSICHTEN, sondern über die WIRKUNGEN seiner Auslassungen!
Respekt, wenn du
schreibst: „Ich kenne von Kernberg nur das was er bezüglich
Borderlinestörungen geschrieben hat.“ Da hast du dann wohl eindeutig mehr
von Kernberg gelesen, als ich. Ich kann mich nur konkret beziehen auf drei
seiner Bücher und einen Fachartikel. Da habe ich dann wohl die Stelle
übersehen, wo er erklärt, seine Äußerung über die sexuell erregenden Triumphe
vergewaltigter Kinder seien nur als Scherz gedacht, oder? Könntest du mir bitte
hierzu genauere bibliografische Angaben machen?
In der Tat „behaupte“
ich, dass sich Kernberg in 6 auf meiner Webseite konkret dargestellten und im
O-Ton ausführlich zitierten Fallgeschichten diverser Verfehlungen schuldig macht.
Vielleicht könntest du dich nur ein einziges mal ansatzweise darum bemühen,
eine KONKRETE Widerlegung meiner ausführlich dargelegten und (offenbar
schlecht) begründeten Sicht zu versuchen, z.B. bei dem Vergewaltigungsopfer
(Fall 5), oder bei dem aus dem KZ befreiten Jungen (Fall 4) oder bei der Frau,
die durch die sexuelle Affäre mit ihrem Therapeuten (in Kernbergs Klinik!) in
den Suizid getrieben wurde, und nun von Kernberg als „Täterin“ (!!!)
dargestellt wird, ohne dass auch nur im Geringsten die Verfehlung des
angestellten „Therapeuten“ problematisiert würde (Fall 6). Konkrete Einwände
wären mir lieber, als pauschale Phrasen. Oder hast du Angst, dass dir bei einer
ernsthaften Diskussion bald die Luft ausgehen würde?
Retter werden meist
nicht fremdernannt. Auch das Selbsternennen ersparen sie sich in der Regel. Sie
versuchen es einfach. Manchmal geht es schief. Manchmal gelingt’s. Das ist im
Voraus meist nicht so genau absehbar. Jedenfalls fände ich es schäbig, wenn man
sagen würde: „Überlasst doch die Gegenwehr gegen Contergan den davon
betroffenen Kindern!“ „Überlasst doch den Müttern, die an Kindbettfieber
dahinsiechen, die Gegenwehr gegen unhygienische Zustände!“ Ignaz Semmelweiß ist
wohl mit an der Ignoranz seiner Kollegen verrückt geworden. Das ist mir gut
nachvollziehbar! Ignoranz scheint mir in manchen „Experten-Kreisen“ bis heute
arg ausgeprägt zu sein. Da ist es doch ein Segen, dass es das Internet gibt,
über das auch kritische Botschaften leichter zugänglich sind!
Übrigens bin ich fast
sicher, dass du als so belesener Experte die Personen Prof. Z1, Prof. S. F.
[Sophie Freud], Prof. R.B. [Raymond Battegay] und Dr. NR1 schon einmal
namentlich gehört hast. Prof. W.S. [Wolfgang Schulz] kennst du vermutlich
nicht. Aber es ist nicht mein Ziel, dich mit illustren Namen zu beeindrucken
oder zu „bezwingen“, sondern es würde mir reichen, wenn du dir die Argumente
ein wenig zu Gemüte führen würdest. Und dann kannst du immer noch sagen, ob du
dich davon angesprochen fühlst, oder nicht. Bei dir würde ich vermuten, dass es
nicht der Fall ist. Das ist o.k. Ich würde auch von keinem Taliban erwarten,
dass er sich von meinen Argumente gegen eine Verschleierung von Frauen
beeindruckt zeigt. Da habe ich KEINEN missionarischen Eifer.
„Schnitzeljagd“ ist
ein Spiel, das sich gerade bei InternetbenutzerInnen großer Beliebtheit
erfreut. Neudeutsch heißen die „Schnitzel“ dann „Links“ . Spielverderber haben
eine diebische Freude daran, aufgefundene „Schnitzel“ verschwinden zu lassen,
um interessierte MitspielerInnen im Ungewissen herumtappen zu lassen.
Tobnu, 7. Jun 2006,
21:27
[Tobnu ist ein
sog. „Administrator“ (Abk.: Admin), der befugt ist, auf einer höheren Ebene in
mit mehr Befugnissen in die Diskussion und Publikation einzugreifen; K.S.]
Sperrung
Wegen des Edit-wars
[Kriegsgetümmel unter verschiedenen Editoren; es hatte wiederholt Löschung und
Wiederherstellung der umstrittenen Kritik-Passage gegeben; K.S.] über den
Kritikabsatz und den Weblink habe ich den Artikel jetzt in der Fassung „ohne“
gesperrt (vgl. meta:Die_falsche_Version).
Einigt Euch.
Oedipal, 8. Jun
2006, 06:50
Mein Vorschlag:
Alchemy und Schwall konkretisieren ihre Einwände gegen meinen Text anhand der von
mir in meiner letzten Antwort auf ihre Kritik aufgeworfenen Fragen. Sofern sie
mich dadurch überzeugen, nehme ich die Streichung der Passage ohne Widerrede
hin. Andernfalls wird auf der Grundlage der bisherigen Diskussion eine
Abstimmung unter Wikipedianern über Streichung oder Beibehaltung der
umstrittenen Passage samt Link durchgeführt. Oder es wird ein Vermittler um
Moderation bei einer Lösungsdiskussion gebeten.
Diskussionstechnisch
wäre es m.E. übrigens sinnvoll, die gestrichenen Passagen - zumindest für die
begrenzte Zeit der Diskussion - wieder in den Text zu integrieren, oder
zumindest andernorts so zu deponieren, dass sie auch für nicht ausgeprägte
Wiki-Experten leicht aufzufinden sind. Denn vielleicht interessieren sich ja
auch noch andere für die Diskussion, und die sollten dann wissen dürfen, worum
die Diskussion eigentlich geht. Ähnlich wird ja auch dann, wenn es um die
Abstimmung über die Streichung eines ganzen Artikels geht, dieser ja zumindest
noch so lange einsehbar gehalten.
schwall, 8. Jun
2006, 17:38
Antwort an Oedipal
und Vorschlag zur Aufhebung der Sperrung
Oedipal hat in den
obigen Aussagen seine Kritik an Kernberg und die Notwendigkeit des
kernbergfeindlichen Links verteidigt. In der weiteren Auseinandersetzung wurde
mir Vandalismus vorgeworfen - in der Zeile Zusammenfassung von einem gewissen
Schwall gesprochen.
Unabhängig von der
Art der Auseinandersetzung hier möchte ich drei Aspekte aufgreifen die Oedipal
immer weider anführt und die meines Erachtens falsch sind.
Oedipals Verständnis
von Kritik
Oedipals Form der
Kritik
Oedipals Linkwunsch
Oedipals
Verständnis von Kritik: Ob Oedipals Äußerungen Kritik sind oder Polemik sei dahin
gestellt. Jedenfalls nimmt Oedipal für sich in Anspruch, dass seine Kritik an
Kernberg hinreichend sei, um in einer Enzyklopädie aufgenommen zu werden.
Dieses ist grundsätzlich nicht der Fall. Hinreichend wäre seine Kritik, wenn
seine Kritik einen wesentlichen Aspekt an Kernbergs Theorien anspräche, die
auch von anderen Vertretern des Faches vertreten würde - und zwar öffentlich,
in Zeitschriften und Büchern.
Oedipals Form der
Kritik:
Oedipal nimmt einen Abschnitt aus einem Aufsatz von Kernberg ohne diesen im
Lichte der Theorie Kernbergs darzustellen. In diesem Zitat sagt Kernberg
sinngemäß, dass eine Frau, die als Kind von ihrem Vater mißbraucht wurde, ihren
dabei empfundenen Triumph als Schuld annehmen müsse. Hierzu Folgendes zum
Verständnis: Im Verständnis der Objektbeziehungstheorie, einem einflussreichen
Zweig der Psychoanalyse, entwickelt sich eine gesunde Persönlichkeit durch die
Internalisierung äußerer Objekte (interpersonale Beziehungen im Gegensatz zu
Freud, Bezugspartner als Ziel der Triebregung). Es geht Kernberg um ein
Zwischen, nicht um ein Gegenüber. Nach Kernbergs Verständnis nun kann es in einem
Fall von Mißbrauch nun zu einer Störung dieser Internalisierung führen, die
Abhängig ist von den bereits internalisierten Strukturen und den Real
Vorhandenen Beziehungen und wie diese besetzt werden. Läge nun eine Rivalität
zur Mutter und eine positive Besetzung zum Vater vor, welches sich nicht
unbedingt im explizit sexuellen Bereich abspielen muss, so kann der Mißbrauch
durch seine explizite Form, Empfindungen von Rivalität verschärfen (ich
schreibe hier immer mit Bedacht KANN). Dieses kann dann eben auch zu
Schuldgefühlen führen. Und da Schuld nicht einfach weggeredet werden kann,
zumindest führt dies bei den Betroffenen dazu, sich nicht ernst genommen zu
fühlen, besteht eine Therapie wohl auch darin zu lernen diese Schuld in der
Form zu akzeptieren damit sie bearbeitet werden kann. Möchte man nun diesen
Ansatz kritisieren, so soll man dies, bzw. Oedipal auch tun und nicht mit
Schlagworten und Zitaten um sich werfen. Das es geht zeigen auch andere. Er
sollte den Ausspruch Kernbergs im Rahmen der Theorie darlegen und dann genau
kritisieren.
Oedipals
Linkwunsch:
Der Linkwunsch ist aus verschiedenen Gründen nicht zuzustimmen. Zunächst sind
seine Stellungnahmen eher tendenziös (siehe oben). Weiter gilt der Grundsatz,
dass möglichst der Link auch zum Thema passen soll, allerdings verweisen die
Links immer nur auf seine Hauptseite, die aber das ganze Sammelsurium von
Oedipals Gedanken anbietet. Letztlich sind die Art der Darstellungen
streckenweise höhnisch.
Ich schlage deshalb
vor, dass Oedipal seine Kritik an Kernberg im klassischen Sinne einer Kritik
präzisiert ohne zu diffamieren und seine Links nicht setzt, sondern, wenn es
ihm wirklich um die Sache geht links setzt, die seine Kritik entsprechend
seriös untermauern. Gruß an alle Beteiligten
Alchemy, 9. Jun
2006, 18:59
Ich verstehe diesen
Satz bezüglich der 10jährigen vom Vater Vergewaltigten von Kernberg auch nicht
vollständig und finde vor allem, „ihre Schuld (zu) tolerieren“ auch unglücklich
ausgedrückt, verstehe diesen aber letztenendes ähnlich wie es schwall weiter
ober auch noch mal versucht hat darzustellen. Ich verstehe Kernberg
diesbezüglich, dass er meint, dass die Frau lernen muss mit ihren
Schuldgefühlen klar zu kommen. Kernberg findet sie per se aber nicht schuldig,
wie das oedipal immer wieder hinstellen will.
Ich arbeite u.a. mit
missbrauchten Patienten und das Thema Schuld ist insbesondere bei Missbrauch
ein ganz wichtiges Thema. Ich habe bisher noch keine einzige missbrauchte
Patientin kennengelent, die nicht über Schuldgefühle geklagt hat, obwohl sie
natürlich niemals dafür verantwortlich zu machen ist, sondern immer der Täter. Auch
Kernberg wird diesbezüglich genau dieselbe Meinung haben. Es ist doch
geradezu absurd und undenkbar, dass ein dermaßen bekannter Therapeut wie
Kernberg solche fragwürdige Aussagen über diese heiklen Themen, wie Missbrauch
machen könnte, ohne das ein Aufschrei durch die gesamte Expertenriege gehen
würde. Ich habe diesen Aufschrei bisher aber nie gehört. Bin ich taub????
Wer sind denn diese
Kernberg-Kritiker im Einzelnen? Im Moment ist immer nur vo einem hier zu lesen.
Diese nur mit Anfangsbuchstaben anonymisierten Professoren haben die
Formulierungen von oedipal teilweise sogar auch kritisiert, dass er Kernberg
falsch wiedergegeben oder verstanden hätte und die Fomulierung der Kritik zu
unsachlich sei. Warum werden diese Professoren nur anomysiert wiedergegeben? Wo
bleibt deren Engagement, und warum nicht gerade hier? Da hätten wir doch
endlich fundierte Sachlichkeit.
Genauso von oedipal
missverstanden finde ich seine Unterstellung, dass Kernberg angeblich seinen
Patienten vorwerfen würde, dass diese als Säuglinge versagt haben sollen, weil
sie angeblich ihre „orale Wut“ u.ä. nicht im Griff gehabt hätten. Das ist doch
komplett absurd. Das hat doch Kernberg sicher nicht so gemeint. Er beschreibt
doch damit ein Krankheitsmodell. Das kann doch nicht wörtlich verstanden
werden.
Das ist eine der
großen Schwierigkeit bei der psychoanalytischen Terminologie, die sich vieler
wohlklingender Worte bedienen, dabei aber oft genaue Wortdefinitionen fehlen
und dem Leser überlassen wird, wie er die Begrifflichkeiten genau zuordnet und
wie er sie präzise verstehen soll. Ich denke, dass dies eine der vielen
Schwachpunkte der Psychoanalyse ist, dass die Begriffe nie klar definiert werden
und deshalb ganz unterschiedlicher Rezeptionen unterliegen. Deshalb sind
vermutlich auch die vielen Strömungen und Schulen innerhalb der Psychonanlyse
entstanden, weil jeder für sich seinen Blickwinkel als den Richtigen verstand.
Bezüglich der
link-Anbringung finde ich dies hier bei wiki unpassend, da mir insgesamt die
Seriosität und Sachlichkeit der Kritik auf der hp von oedipal fehlt und der
beleidigende Ton nicht gefällt. Als Leser von wiki wäre ich sehr irritiert auf
solch eine hp zu gelangen.
Oedipal, 9. Jun
2006, 20:36
Hallo Schwall,
hallo Alchemy,
ich antworte zunächst
nur auf Schwall, deine Ausführungen, Alchemy, habe ich erst gerade aufgenommen.
Eine Antwort muss ich noch ein wenig genauer formulieren. Nur eins, was mir
aufgefallen ist: Du schreibst: „Es ist doch geradezu absurd und undenkbar,
dass ein dermaßen bekannter Therapeut wie Kernberg solche fragwürdige Aussagen
über diese heiklen Themen, wie Missbrauch machen könnte, ohne das ein Aufschrei
durch die gesamte Expertenriege gehen würde. Ich habe diesen Aufschrei bisher
aber nie gehört. Bin ich taub????“ Meine Vermutung: Du bist nicht taub,
sondern bloß stumm - wie die meisten anderen eben auch!
Und jetzt zu dir,
Schwall:
Zunächst vorweg: Warum
erklärst du denn eventuellen ZuhörerInnen unseres Disputs nicht, dass du am
05.06.06 meine längeren Ergänzungen zu dem Artikel über Otto Weininger vom
27.05.06 (konkretes Quellenmaterial) komplett herausgenommen hattest (rein aus
persönlicher Animosität?) unter dem Vorwand: „revert vandalismus“. Wenn
du dich nun schon mit Vandalen einlässt, dann musst du doch mit dem Schlimmsten
rechnen; da kommen die Brocken, die man selbst geworfen hat, eben manchmal auch
zurückgeflogen. So habe ich meinerseits zwei Tage später bei der
Wiederherstellung meiner Einfügungen den Vandalismus-Vorwurf gegen dich
gewendet. Jetzt sei doch kein Mimöschen, dass du über eine Titulierung zu
greinen anfängst, die du selbst zuvor noch gegen mich erhoben hast!
Bisher habe ich in meinem
Leben oft genug erfahren, dass Zusammenfassungen von Schriften höchst
problematisch sein können. Es empfiehlt sich immer, auch auf das Original
zurückzugreifen. Ansonsten schleichen sich doch leicht Verzerrungen und
fragwürdige Deutungen ein. Das sog. „Wissen“ – z.B. über Otto Weininger und
sein Werk – mutiert dann immer mehr zu einem Pseudowissen. Das Internet bietet
den Vorteil, bestimmte Themen durch konkrete, auf den jeweiligen Inhalt
bezogene Zitate problemlos zu bereichern. Dieser Vorteil sollte genutzt werden.
Das schafft wahreres „Wissen“ – wahrer, als die manchmal immer geschraubteren
Phrasen, die sich jemand aus Sekundär- und Tertiärliteratur zusammenbastelt.
Aber nun zum
eigentlichen Thema unseres Streits und zu deinem konstruktiven Vorschlag, ich
solle die kritisierten Aussagen Kernbergs in den von dir schon einmal grob
umrissenen Kontext von Kernbergs Theorie einbetten und auf meine Links
verzichten, statt dessen ein paar seriösere Verweise einbauen. Ich möchte auf
die einzelnen Punkte eingehen.
Zu Punkt 1:
Schön, dass du mal Grundsätzliches klarstellst, dass meine Kritik nämlich nicht
„hinreichend“ sei, weil (scheinbar) nicht von anderen ähnlich
publiziert. Du verzichtest also darauf, meine Kritik anzuerkennen, weil sie
(jedenfalls in deiner Wahrnehmung) nicht von Experten abgesegnet ist. Das sei
dir freigestellt. Da halte ich selbst es jedoch ganz prinzipiell lieber mit dem
alten Kant: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner
selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines
Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese
Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes,
sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern
zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!
ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“
Nun musst du dich ja
als Mitwirkender bei Wikipedia keineswegs der „Aufklärung“ verpflichtet fühlen.
Als Reinigungskraft ist es ja vollauf ausreichend, dass du solange hinter allen
Kritikern in Wikipedia herwischst und -löschst, solange sich jemand nicht auf
einen publizierenden Leumund berufen kann. Du kannst bei dieser Arbeit die
Leitung deines Verstandes einer externen Autorität überlassen. Das ist
eigentlich recht praktisch. Das schafft Freiräume für’s Nachdenken. Umgekehrt
entnehme ich, dass du dich der Löschtaste enthalten könntest, wenn einer meiner
FreundInnen sich für Wikipedia interessieren und sich bei derselben Kritik an Kernberg
auf meine publizierten Ausführungen beziehen würde. Wahlweise würdest du, als
Äquivalent, womöglich auch die Offenlegung der Namen der Professoren
tolerieren, die meine Kritik befürwortet haben. Ich denke darüber nach.
Zu Punkt 2:
Nun äußerst du dich ja einmal auch inhaltlich zu Theorie und Praxis von Otto
Kernberg. Scheinbar bist du ja tatsächlich ein exzellenter Kenner dieser
komplexen Materie. Man hat fast den Eindruck, es wäre dein tägliches Brot,
Studienanfängern ohne richtige Berufs- und Lebenserfahrung diese schwierigen
Sachverhalte plausibel zu machen. Respekt. Wir lernen von dir, dass die „Objektbeziehungstheorie“
einen „einflussreichen Zweig der Psychoanalyse“ darstellt. Und diese
Theorie, so deine knappe und präzise Erläuterung, besagt, dass sich „eine
gesunde Persönlichkeit“ entwickelt „durch die Internalisierung äußerer
Objekte (... Bezugspartner als Ziel der Triebregung)“. Das ist sehr schön
formuliert, und es wird sicherlich jedermann und jederfrau sofort einleuchten.
Aber wie genau werden die „Objekte“ – gemeint sind hier ja Papa und Mama
– „internalisiert“? Oral-kannibalistisch? Anal? Vaginal? Hier würde ich
mir noch ein paar Präzisierungen wünschen, damit die LeserInnen nicht unnötig
über kleinliche Detailfragen stolpern.
Sehr einleuchtend ist
mir deine schmucklos-direkte Formulierung: „Es geht Kernberg um ein
Zwischen, nicht um ein Gegenüber.“ Eine solche Sicht eröffnet mir
tatsächlich neue Welten! Jetzt erst kann ich erahnen, worauf dieses Genie
hinaus will: Es geht also nicht um ein „Gegenüber“, sondern um ein „Zwischen“!
Kompliment! Ich hätte nicht gedacht, dass man das Wissen um so komplexe
Zusammenhänge auch so einfach ausdrücken kann!
Aber jetzt noch
einmal konkret: Nach dir kommt es „in einem Fall von Mißbrauch ... zu einer
Störung dieser Internalisierung“. Warum eigentlich? Wie genau? Die
Internalisierung muss doch eigentlich sehr viel besser gelingen, wenn dieses
Mädchen den Schwanz seines Papas in seiner Vagina, seinem After oder seinem
Mund real zu spüren bekommt, der Vati ihm dabei noch einen Teil von sich in
Form seines Spermas überlässt!? Zumal das Kind dabei ja noch mit sexueller
Erregung belohnt wird. Das muss doch im Hinblick auf die „Internalisierung“
dieser „Objektbeziehung“ eine unglaubliche Bereicherung sein!?
Dezent beseitigst du
ein wenig das Anstößige in Kernbergs Aussage vom sexuell erregenden Triumph der
Kinder, die vom Papa vergewaltigt werden, und du vertiefst dabei unsere
Aufklärung, wenn du davon sprichst, dass dabei „Empfindungen von Rivalität
verschärft“ werden KÖNNEN – also EINE Möglichkeit von mehreren, wie dir so
wichtig ist zu betonen. Warum denn auf Kernbergs knackige Formulierung
verzichten? Wenn dieses Grundschulkind seinen Papa vögelt, um der Mama eins
auszuwischen, dann soll es doch gefälligst dafür gerade stehen!
Sehr schön
herausgearbeitet, wenn du schreibst: „Schuld [kann] nicht einfach
weggeredet werden ..., zumindest führt dies bei den Betroffenen dazu, sich
nicht ernst genommen zu fühlen“. Vom Vater gefickte Grundschülerinnen
fühlen sich in ihrer Therapie nur ernst genommen, wenn sie dort mit dem ganzen
Ausmaß ihrer Schuld konfrontiert werden! Ich muss sagen: Das überzeugt mich!
Und schon morgen werde ich eine großangelegte Rückrufaktion starten unter
meinen KlientInnen, denen ich fälschlich immer eingeredet hatte, dass sie KEINE
SCHULD an dem sexuellen Missbrauch in ihrer Kindheit durch erwachsene
Bezugspersonen hätten. Wahrscheinlich sind sie deswegen alle doch relativ rasch
aus meiner Therapie enteilt, weil sie sich von mir einfach NICHT ERNST GENOMMEN
gefühlt hatten! Jetzt bin ich ja doch unglaublich erleichtert, dass es
Wikipedia gibt, denn nur durch die fundierte Diskussion mit so einem
kenntnisreichen Schwall bin ich auf einen katastrophalen Denkfehler in meinem
Konzept aufmerksam gemacht geworden! Ein Glück, dass heute reichhaltiges Wissen
so leicht zugänglich ist!
Aber halt - jetzt
tauchen ja neue Fragen für mich auf: Was passiert denn, wenn die Neunjährige
von ihrem Onkel, einem Betreuer, Arzt, Psychologen, Priester oder Nachbarn
gefickt wird? Würde die „Objektbeziehungstheorie“ denn davon ausgehen, dass
dies nur dann die „Empfindungen von Rivalität verschärfen“ KÖNNTE, wenn
die Mama nun gleichzeitig mit dem Onkel, dem Nachbarn u.s.w.? Oder würde es
schon ausreichen, dass die entsprechenden „Objekte“ verheiratet sind
bzw. in einer festen Beziehung leben? Und wie würde sich die Schuld-Thematik
entwickeln, wenn eine Grundschülerin von einem wildfremden, erwachsenen Single
gevögelt wird? Würde die „Objektbeziehungstheorie“ davon ausgehen, dass
in derartigen Situationen bei dem Kind keinerlei Verwirrung entstehen würde,
sofern der Sexualpartner nur glaubwürdig genug versicherte, dass er aktuell
völlig beziehungsfrei sei und zu der Mutter des Kindes zu keiner Zeit
... ? Das könnte doch zum Motto einer schönen Aufklärungskampagne werden:
„Liebe Vergewaltiger! Wenn Sie sexuelle Kontakte zu unseren Kindern
aufnehmen wollen, dann tun Sie dies doch bitte nur, wenn Sie im Hinblick auf
Partnerbeziehungen wirklich völlig ungebunden sind! Machen Sie dies dann
unseren kleinen Engelchen plausibel und nachvollziehbar! Denn nur so lassen
sich spätere seelische Krisen bei den Kleinen vermeiden! Haben Sie ein Herz!
Machen Sie mit!“ Ich bin sicher, dass auch Presse und Rundfunk da mitziehen
werden!
Aber noch etwas ist
mir unklar, und eine Aufklärung aus Sicht der „Objektbeziehungstheorie“
würde mein defizitäres Wissen sicherlich bereichern: Was passiert denn, wenn
ein kleiner Junge von seinem Papa anal oder oral penetriert wird? KANN sich die
„Empfindung von Rivalität“ dabei – naturgesetzlich ja ursprünglich auf
den Papa orientiert – dadurch ENT-schärfen? KANN sich nun statt dessen eine –
von der Natur her ja ursprünglich nicht so vorgesehene – „Empfindung von
Rivalität“ bei dem Knaben gegenüber seiner Mama VER-schärfen bzw. überhaupt
erst entwickeln? Und wie verhält es sich hier mit der Schuldfrage? Fragen über
Fragen, und ich bin schon ganz gespannt auf einen Schwall von Antworten (sorry,
die letzten drei Worte haben sich gerade irrtümlich vertauscht).
Ich sehe natürlich
ein, dass eine nüchterne und sachliche Darstellung der „Objektbeziehungstheorie“,
ihrer Axiome und Grundbegriffe, einen ungeheuren Wissensschatz eröffnet. Da
kann meine kurz gehaltene Kritik an Kernberg mitsamt den Verweisen zu den nur
wild dahingeworfenen, aus ihrem stimmigen Kontext gerissenen Zitaten natürlich
keinerlei Anspruch auf Bereicherung des Wissens der Allgemeinheit beanspruchen.
Und so sollte man folgerichtig dieser unqualifizierten Kritik – als
kodifizierte Form des Nicht-Wissens und des Nicht-Wissen-Wollens – ihren Platz
bei Wikipedia streitig machen.
Damit ist natürlich
auch Punkt 3 gewissermaßen schon beantwortet. Denn tatsächlich sind die
bei meinen Links zu findenden „Stellungnahmen eher tendenziös“, ich muss
es gestehen. Ich habe aus meinem Irrglauben heraus die kindlichen Opfer von
Vergewaltigung oder sonstiger Drangsalierung in Schutz genommen, hatte
versucht, ihnen jegliche Schuldgefühle auszureden. Darüber hinaus beleidige ich
in geradezu übelster Form diejenigen, die redlich um eine Beleidigung
kindlicher Vergewaltigungsopfer bemüht sind – Freud, Kernberg und Konsorten.
Das widerspricht jedem Anspruch auf Aufklärung und Wissensvermittlung! Denn
Beleidigung von Beleidigung bleibt Beleidigung! Wissen um Nicht-Wissen bleibt
Nicht-Wissen! (Oder gab’s da nicht mal so einen Blödmann, der stolz darauf war,
zu wissen, dass er nichts wisse? Sollte es vielleicht doch manchmal sinnvoll
sein, zu wissen, wer uns weis machen möchte, er wisse was, wo es aber nur um
einen Schwall hohler Phrasen geht? Ist – dialektisch betrachtet – nicht das
Wissen um die Begrenzung oder die Fragwürdigkeit von Wissen womöglich eine
überaus sinnvolle Bereicherung von Wissen?)
Aber bei mir ist es
schon arg schlimm: „Die Art der Darstellungen sind streckenweise höhnisch“
– das ist vielleicht richtig; und schon wieder kann ich mir bei dieser
Formulierung im Original-Schwall-Ton eine gewisse Häme über einen weiteren
grammatikalischen Fehler bei diesem doch sonst so präzisen Schwall nicht
verkneifen. Ich habe tatsächlich manchmal die Tendenz, in Resignation vor so
viel Ignoranz anderer gegenüber dem Leid ihrer (v.a. kindlichen) Mitmenschen,
vor der selbstgefälligen Absonderung von Phrasen, die sich als „Wissenschaft“
geriert, vor der Beharrlichkeit gestandener PsychotherapeutInnen, die den von
ihren Vätern gefickten Grundschülerinnen unverdrossen allen Ernstes vorhalten,
sie hätten dabei sexuell erregende Triumphe gefeiert, mit Spott und Ironie bis
hin zu Sarkasmus zu reagieren. Rationale Überzeugungsversuche versagen offenbar
restlos. Und so bin ich manchmal wirklich fast ratlos. Und schreibe dann so
böse Polemiken gegen die Ankläger von vergewaltigten Kindern. Und währenddessen
sitzt eine Expertenschaft stumm drum rum! Und ich bekenne ketzerisch:
„Hier stehe ich!
Ich kann nicht anders!“
schwall, 10. Jun
2006, 00:15
Du verstehst es
nicht. NICHT DIE KLIENTEN HABEN SCHULD SIE FÜHLEN SICH SCHULDIG. Aber
was mich wirklich schokiert ist, dass du offensichtlich als Therapeut tätig bist.
Von Kant hast mal so gar keine Ahnung, dann würdest du nicht so dünn zitieren
und weiter hättest du eine deutliche Vorstellung von dem Begriff Kritik.
Da ich keine Lust
habe den ganzen Quatsch zu kommentieren, den du von dir gibts nur kurze
Reaktionen: Weininger wurde revidiert, da NUR ein ZITAT als Kritik eingesetzt
wurde - es stimmt aber auch dass du mir mehr als unsympatisch bist und
hoffentlich irgendwann gesperrt wirst oder du die Lust verlierst. Von Kernberg
hast du weniger als Null Ahnung, wenn du den Begriff des Objektes konkret mit
Vater oder Mutter gleichsetzt - dachte mir schon, dass du das mit dem Zwischen
nicht verstehen würdest.
Zu Punkt 1: Ja ich
erkenne aus den genannten Gründen deine Kritik nicht an - sie ist zu dünn und
eigentlich auch ohne Substanz, da sie nicht argumentiert sondern polemisiert -
mir fehlt auch etwas der Aufschrei in der Fachliteratur - die alle als stumm zu
bezeichnen lässt wohl eher Rückschlüsse auf dich zu
Zu 2: Bist du so dünn
oder tust du nur so: Meine Darstellung war kurz, da sie dir einen Anhaltspunkt
geben sollte, wie eine Kritik eingebettet sein könnte - ich schreibe hier weder
einen Artikel über Kernberg noch über Objektbeziehungstheorie - sondern ich
zeige nur auf welchen Müll du verbreitest.
Zu 3: Deine drastischen
Schilderungen in einem Kontext, der dieses nicht erfordert, lässt nur den
Schluss zu, dass du polemisch weiter machen möchtest. Da sag ich nur: Viel
Vergnügen mit deinen Klienten - meine Darstellung war ebenfalls nur eine
mögliche Form der entwicklung von Schuld im Kontext eines Inzest - aber da
kennst du dich ja wohl deutlich besser aus - heile sie heile sie alle mach es
ja, aber lasse die Finger von Dingen, die dir nicht liegen: sachliche
Argumente.
Abschluss: Mich als
Kenner Kernbergs zu ironisieren ist halt dein Stil - dagegen kann ich nichts
machen, aber ich bin ja auch kein Kenner - ich erkenne aber wann jemand Unsinn
schreibt und offensichtlich sich auf einem Feldzug befindet und dieses Wiki
dazu mißbraucht - Meine Äußerungen waren allerdings kurz - aber richtig. Im
Gegensatz zu dir, der bis jetzt nichts über seinen Kenntisstand hat verlauten
lassen.
Ich halte es für
bedenklich, dass du nicht anders kannst. Ansonsten beende ich die Diskussion
mit Dir an dieser Stelle, da ich denke, dass ich damit nur füttere - und weiter
deine Fragen wirklich nicht im Sinne Kernbergs beantworten kann. Was ich aber
gelernt habe ist, dass es sicherlich ein Fehler wäre dich zu fragen - Ich werde
weiter einen Admin bitten dich zu verwarnen, wegen deines Tonfalls und hoffe
das dem nachgegangen wird.
Alchemy, 10. Jun
2006, 14:52
Voller Entsetzen
verfolge ich hier wie sich diese Diskussion vor allem von Seiten oedipal zu
einer immer unsachlicheren Schlammschlacht weiter entwickelt. Ich werde mich an
keiner weiteren Diskussion mehr beteiligen. Weil es offensichtlich nicht von
schwall´s Seite als auch von meiner Seite möglich war in einer von unserer
Seite aus sehr bemühten und sachlich geführten Weise eine Verständigung mit
oedipal zu finden. So werden wir, Schwall und Alchemy, zu guter Letzt, in den
Augen von oedipal, als die Anhänger von einem Kernberg gesehen werden, den er,
wohl aufgrund eigener Probleme, seit Jahren zu einem vermeintlichen
Täterlobbyisten aufgeblasen hat. Er (oedipal)kann (offensichtlich)nicht anders...Ok,
ich konstatiere es geht nicht anders. Ich plädiere auch für eine Verwarnung.
Worüber man nicht reden kann, (weil man es nicht kapieren will oder kann)
sollte man schweigen....Ich werde mich an dieser Stelle nicht mehr an solch
einer Schlammschlacht beteiligen, weil ich das Gefühl habe, dass ich auch noch
am Schluß mit diesem Müll beworfen werde, der, nicht in Kernberg, aber in einem
anderen steckt und fortwährend herausgeschleudert werden muß. oedipal gegen den
Rest der Welt.
Oedipal, 11. Jun 2006,
07:55
Hallo, ihr zwei,
es wäre doch schade,
wenn wir unsere interessante Diskussion hier beenden müssten. Es könnte der
Verdacht aufkommen, dass euch die Argumente ausgehen, ihr gar nicht mehr
inhaltlich zu den Sätzen Kernbergs Stellung nehmt. Gerade bei dir, Alchemy,
hatte ich sogar eine gewisse Skepsis gegenüber psychoanalytischer
Begrifflichkeit herausgehört. Darauf habe ich auch noch eine Antwort:
Ich finde es schon
einmal sehr fortschrittlich, wenn du, Alchemy, eingestehst, du verstündest den
Kernberg-Satz „nicht vollständig“ und hieltest die Passage, wo er der als Kind
vergewaltigten Frau empfiehlt, ihre „Schuld [zu] tolerieren“ für „unglücklich
ausgedrückt“. Und du hast frei und offen zugegeben, dass auch du eine „große[.]
Schwierigkeit bei der psychoanalytischen Terminologie“ siehst, dass sie sich
„vieler wohlklingender Worte bediene[.], dabei aber oft genaue Wortdefinitionen
fehlen und dem Leser überlassen wird, wie er die Begrifflichkeiten genau
zuordnet und wie er sie präzise verstehen soll“. Das sind für mich überaus
erfreuliche Signale, dass du zumindest eine gewisse Offenheit für eine
kritische Diskussion zeigst. Hier würde ich gerne ein wenig weiter ansetzen.
(Nebenbei: Mach das Vergewaltigungsopfer bitte nicht älter, als es war: Kernberg
spricht von Kindern „unter einem Alter von 10 Jahren“. Es muss also im Alter
von null bis neun Jahren zu dieser Vergewaltigung gekommen sein, das Opfer war
also HÖCHSTENS 9 Jahre alt!)
Meine Überzeugung
ist, dass es wichtig ist, Texte IM ORIGINAL zu lesen, anstatt sich auf das zu
verlassen, was dir jemand DARÜBER erzählt. Und bei der Lektüre des ORIGINALS
müsstest du erkennen, dass du dir etwas vormachst, wenn du schreibst: „Ich
verstehe Kernberg diesbezüglich, dass er meint, dass die Frau lernen muss mit ihren
Schuldgefühlen klar zu kommen.“ Kernberg schreibt nicht, es gehe hier um die
„SCHULDGEFÜHLE“ dieser Frau, sondern es gehe um „IHRE SCHULD“! Das ist ein
gewaltiger Unterschied! „Schuldgefühle“ lassen sich suggerieren, etwa wenn ein
Kinderschänder seinem Opfer einredet: „Du hast es doch gewollt!“ Oder wenn ein
Psychotherapeut ein solches Opfer entsprechend traktiert. Bei der „Schuld“ geht
es schon deutlich mehr um die Frage objektiver Gegebenheiten.
Meine Überzeugung ist
auch, dass es im Leben oft genug, gerade in einem Job als Psychotherapeut,
zentral ist, sprachlich möglichst korrekt zu sein. Ansonsten ergeben sich viel
zu leicht Missverständnisse. Wenn du schreibst, Kernberg meine, „dass die Frau
lernen muss mit ihren Schuldgefühlen klar zu kommen“, dann würde ich hier
[einmal abgesehen von den Schuldgefühlen, auf die sich Kernberg explizit NICHT
reduziert] auch an anderer Stelle um Differenzierung bitten: Was genau meinst
du selbst mit „Klarkommen“? Welche Art von „Klarkommen“, glaubst du, hat Kernberg
hier vor Augen? Soll die Frau ihre Schuld bzw. ihr Schuldgefühl abschütteln?
Soll ihr ihre Schuld bzw. ihr Schuldgefühl gleichgültig werden? Oder soll sie
ihre Schuld bzw. ihr Schuldgefühl anerkennen und daraus z.B. die Erkenntnis
einer Verfehlung ableiten und dann – womöglich durch entsprechende
Sühnerituale, Schuldbekenntnisse (etwa im Sinne des christlichen
Sündenbekenntnisses) – ihre Reintegration in die Gemeinschaft suchen, von der
sie sich schuldhaft entfernt hat?
Hier ist in der Tat
ein wenig Deutungskunst gefragt. Kernbergs Aussage, dass die Frau „ihre Schuld
tolerieren“ müsse, finde ich da schon relativ eindeutig. Aber wenn du Zweifel
hast, dann schau dir seine weiteren Fallgeschichten an, und du wirst sehen,
dass Kernberg ganz schnell an dem Punkt ist, wo er anderen so etwas wie
objektive SCHULD zuschiebt.
Du merkst, dass ich
immer wieder gerne bei „Fallgeschichten“ lande. Stell dir vor, jemand sagt dir,
er habe größten Respekt vor dem Eigentum anderer. Und dieser Mann wird von der
Polizei mehrfach dabei angetroffen, wie er nachts die Wohnungen anderer Leute
ausräumt. Würdest du sagen: „Das ist ein Mann, der das Eigentum anderer
wirklich respektiert! Das hat er mir mehrfach versichert!“? Oder würdest du
sagen: „Der Kerl klaut ja wie eine Elster!“? Ich vermute, du würdest eher zu
der letzteren Sicht neigen. Wissentlich oder intuitiv hättest du dabei ein
äußerst wichtiges Prinzip beachtet: Wenn sich „verbale Mitteilung“ und
„Handlungsmitteilung“ widersprechen, dann ist auf die „Handlungsmitteilung“ in aller
Regel Verlass!
Du wirst doch
vielleicht auch sagen, dass viele von Kernbergs Schriften nicht gerade flüssig
zu lesen sind, und dass man sich wirklich mühsam hindurchkauen müsste, wenn man
sie wirklich von vorn bis hinten durchlesen wollte. Meine Auffassung: Kernberg
hat ein gehöriges Gerüst an Phrasen aufgebaut, hinter dem er recht geschickt
das versteckt, worum es ihm eigentlich geht. An wenigen Punkten sagt er
wirklich so deutlich und knapp, was er eigentlich meint, wie z.B. in dem
Aufsatz von 1999.
Egal, welche
psychologische, politische, soziale Idee du nimmst: Wirklich beurteilen kannst
du sie eigentlich nur, wenn du dir sehr genau ansiehst, wie diejenigen, die sie
vertreten, auch HANDELN. Deswegen finde ich es überaus interessant zu fragen,
WIE KERNBERG THERAPEUTISCH VORGEHT! Wenn du dir das ansiehst, dann bekommst du
in knappester Form mit, was er eigentlich meint. Deswegen sind seine
Fallgeschichten so wichtig und interessant. Du liest da z.B., dass Kernberg
einem seiner Patienten, der sich seiner Familie gegenüber „tyrannisch“ zeigt
(was Kernberg insgesamt wenig konkretisiert), vorhält, er verhalte sich wie der
Kommandant des Lagers, in dem die Angehörigen dieses Mannes vor dessen Augen
ermordet worden sind! Der Mann war damals ein Kind von ungefähr 12 Jahren.
Kernberg teilt jedenfalls diesen seinen „Eindruck“ dem Publikum mit, und du
kannst davon ausgehen, dass er es auch ungefähr so dem Betroffenen selbst
gesagt hat. Wohlgemerkt: Kernberg berichtet nicht, dass der Mann selbst Kinder
oder Ehefrau vergast, erschossen, abgestochen, stranguliert oder ausgehungert
hätte. Und trotzdem kommt Kernberg zu der folgenden Aussage (O-Ton): „Ich
übertreibe nicht, wenn ich meinen Eindruck wiedergebe, daß dieser Mann sich
seiner Familie gegenüber so verhielt, als ob er der Kommandant des
Konzentrationslagers sei, in dem seine ganze Familie ermordet wurde.“ Und jetzt
sage mir, Alchemy: Ist so ein Vergleich nicht geschmacklos? Beschämend?
Ekelhaft? Widerwärtig? Wird hier nicht in unerträglicher Weise der KZ-Terror
quasi verharmlost, gewissermaßen auf das Ausleben kleiner Tyrannenallüren
reduziert?
Und wenn dir hier
schier die Worte fehlen, wenn es dir fast unmöglich ist, mit deiner Vernunft zu
bergreifen, wie ein studierter Mensch zu so einer Phrase kommen kann, wenn du
bei dieser Lektüre ein Gefühl von Ärger, Wut, Entsetzen oder was auch immer
spürst, wenn sich dir hier, ähnlich wie mir, Bewertungen aufdrängen wie
„unglaublich“, „ekelhaft“ oder „geschmacklos“, DANN SCHREI AUF!
Und wenn du merkst,
dass dir da kein Ton über die Lippen kommt, dann liegt das womöglich daran,
dass du denkst: „Das kann doch nicht sein! Das kann der berühmte, gefeierte
Psychotherapie-Guru Kernberg doch nicht gesagt haben!“ Wenn du mir nicht
glaubst, dann liest du wohl besser tatsächlich erst einmal im Original nach.
Dann wirst du feststellen, dass da Wort für Wort so drinsteht. Jetzt kannst du
dich aber doch noch beruhigen, und zwar mit dem Gedanken: „Ja, das Zitat ist ja
aus dem Kontext gerissen!“ Das ist allerdings ein weitgehend leeres Argument,
das leider auf jedes Zitat zutrifft – andernfalls könntest du es ja gar nicht
in deine Texte einbauen. Deshalb müsstest du dich noch um weitere hilfreiche
Gedanken bemühen. Dann besser: „Das kann doch nicht wörtlich verstanden
werden!“ Und vielleicht: „Das hat doch Kernberg sicher nicht so gemeint!“ Wenn
du dir das glauben willst, dann darfst du das tun. Denn in unserem Land besteht
weitestgehend Glaubensfreiheit. Und in diesem Glauben kannst du dich – nach
dieser etwas in Aufregung versetzenden Auseinandersetzung – dann zur Ruhe
begeben, vielleicht noch mit einem Gebet auf den Lippen: „Lieber Kernberg, mach
mich fromm, dass ich meine Ruh bekomm!“
Aber wenn dich –
wider Erwarten – die Lektüre des Zitats in seinem Original-Kontext doch
irgendwie erschüttert, und du auf einmal doch den Impuls verspürst, laut
aufzuschreien, und wenn dann immer noch aus dir kein Ton heraus kommt, dann
liegt das vielleicht daran, dass du denkst: „Ich hab ja noch gar keinen
Aufschrei von den anderen gehört! Die Experten müssten doch schon längst vor
mir geschrieen haben!“ Da hast du eigentlich Recht! Aber leider herrscht in der
Wissenschaft oft das Zwei-Krähen-Prinzip (die eine hackt der anderen u.s.w.).
Und die Fachleute von niedrigerem Status denken womöglich genauso wie du, dass
sie erst einmal in die Welt hinaus lauschen, ob von den Experten schon jemand
zu vernehmen ist, so dass man ein Echo darauf ertönen lassen könnte. Sie werden
womöglich in Wikipedia nachsehen, ob da irgend etwas Kritisches über diese
Passagen von Kernberg zu finden ist. Sie wissen, wie du, dass dort seriöse
Kritik zu finden ist – genaue bibliografischen Angaben zu zuverlässigen Quellen
sind vorausgesetzt; dort zitierte Umfragen müssen von autorisierter Stelle
abgesegnet sein. Wenn die anderen, so wie du, bei Wikipedia nichts
entsprechendes finden, dann könnt ihr euch wieder beruhigt zurücklegen. Der
Anflug von Kritik ist dann nämlich nicht „hinreichend“, wie uns der Kollege
Schwall so schön erläutert hat. Und dann hält man nämlich besser den Mund. Denn
sonst bekommt man noch eins drauf, weil man vorlaut (also: früher laut, als die
anderen) war. Gefahr droht noch, dass du jetzt durch einen neuen Gedanken
beunruhigt wirst, dass nämlich die Gemeinschaft der Wissenden oder der
Wissen-Wollenden durch diesen Mechanismus in einen blöden Teufelskreis des
Unwissens um Kritik geraten kann: Weil noch niemand diese Kritik geäußert hat,
ist sie nicht hinreichend, deshalb darf sie nicht als Wissen gewertet werden,
deswegen wird sie auch nicht so leicht publiziert, weil ja nur wirkliches
Wissen publiziert wird! Aber wenn du diesen Anflug neuer Beunruhigung möglichst
erst gar nicht aufkommen lässt, dann hast du die Chance, jetzt noch einmal
deine Augen schließen und dich, wie die vielen anderen, in beruhigenden Schlaf fallen
lassen zu können.
Aber wenn du doch
immer noch ein wenig erschüttert bist, und du weiterhin einen (sicherlich
schwächer gewordenen) Impuls spürst, doch noch aufzuschreien, weil du zu den
wenigen Mutigen gehörst, die kein Problem damit haben, als erste in einen
Ausruf auszubrechen, und wenn du dann merkst, dass da immer noch kein Ton
kommt, dann liegt das vielleicht daran, dass dich womöglich ein neuer Gedanke
bremst: „Kernbergs Vergleich eines jüdischen Überlebenden des Holocaust mit
dessen früheren KZ-Kommandanten KANN doch gar nicht ekelhaft, widerwärtig oder
geschmacklos gemeint gewesen sein! Kernberg musste doch selbst als jüdisches
Kind mit seiner Familie vor den Nazis fliehen!“ Wenn dich dieses Wissen um die
Vita von Kernberg beruhigen kann, dann ist das gut für dich. Du darfst dann nur
nicht z.B. einen winzigen Gedanken auf den Vierteljuden Adolf Hitler richten,
dessen Wirken ja weltweit bekannt ist. Das könnte nämlich womöglich deine
soeben gewonnene Sicherheit wieder zerstören. Du müsstest womöglich erkennen,
dass dich so ein Denkmuster – „Der ist doch das und das, da kann der doch nicht
dies oder jenes gemeint haben!“ – womöglich ganz gehörig in die Irre leiten
kann. Du solltest es dir aber leicht machen, und es dir einfach noch einmal
laut und fest wiederholen: „Nein, das kann doch nicht sein! Das kann Kernberg
nicht so gemeint haben!“ Und dann kannst du dich zum Weiterschlafen auf die
andere Seite drehen.
Aber wenn du
weiterhin noch erschüttert bist, und jetzt vielleicht nicht mehr aufschreien,
sondern vielleicht nur noch etwas matt über die Lippen bringen willst: „Moment
mal! Das kann doch nicht sein, was dieser Kernberg da von sich gibt!“, wenn du
dann merkst, dass da immer noch kein richtiger Ton kommt, dann kann das daran
liegen, dass du denkst: „Bevor ich jetzt meinen Mund aufmache, werde ich das
mal mit meinen KollegInnen diskutieren!“ Wenn du so denkst, dann solltest du
mit dem guten Vorsatz, dies bei einer der nächsten oder übernächsten
Gelegenheiten einmal zu tun, vorerst einmal weiterschlafen. Und wenn es dann
tatsächlich irgendwann soweit kommt, dass du unter deinen KollegInnen jemanden
findest, der das Interesse hat, mit dir darüber zu diskutieren, dann wirst du
vielleicht die Erfahrung machen, dass du es mit einer Menge KollegInnen zu tun
hast, die sich auf derselben Stufe der Auseinandersetzung mit Otto Kernberg
befinden, wie du selbst. Oder eher, dass sie sich noch auf einer der weiter
oben benannten, weitaus bequemeren Stufen des Auseinandersetzungsprozesses
behaglich-schläfrig räkeln. Ihr könnt euch dann gegenseitig noch einmal
bestätigen: „Nein, das glauben wir nicht! Das kann doch nicht sein, dass Otto
Kernberg das so gemeint hat!“ – und dann zusammen weiterschlafen. Vielleicht
nicht mehr so tief.
Aber wenn du
weiterhin noch ein wenig beunruhigt bist, zwar nicht mehr viel reden,
geschweige denn schreien willst, aber immerhin noch merkst, dass du leichte
Schlafstörungen hast, dann gehe zu deinem Arzt oder Apotheker und lass dir ein
gutes Schafmittel verschreiben. Der freundliche Kollege wird dir dann Mittel
und Wege an die Hand geben, diese komplexe Thematik besser einzuordnen, die
Zitate einmal auf ihrem eigentlichen Hintergrund, der
„Objektbeziehungstheorie“, kritisch zu beleuchten, das heißt: verständlich zu
machen. Er wird dir erst einmal erklären, dass es Kernberg nicht um ein
Gegenüber, sondern um ein Zwischen geht. Und er wird dir freundlich die
Textstellen rund um das Zitat erläutern. (Kommentar des Kritikers: Kernberg
spricht nur davon, dass der Mann als 12jähriges Kind aus dem KZ befreit wurde;
es wird kein Wort darüber verloren, wann genau er dort hineingeschleppt wurde,
wie lange er diese Tortur über sich ergehen lassen musste, wie alt er war, als
er das Abschlachten seiner Familie miterlebt hat.) Dieser Junge, so wird dein
Arzt oder Apotheker leise säuseln, hatte das Problem, eine „antisoziale
Persönlichkeit“ zu sein. Antisoziale Persönlichkeiten hätten das Problem, dass
in ihnen massivster „Hass und Neid gegenüber den anderen“ vorherrschten. Und
diese Disposition, so wird dir dein Arzt oder Apotheker mit ruhig und sanft
vorgetragenen Worten erläutern, sind als „internalisierte Objektbeziehung“ fest
verankert, sie sei also als das Resultat sehr früher kindlicher Festlegungen zu
verstehen. Und diese Festlegung des Patienten auf eine „antisoziale
Persönlichkeit“ sei geschehen, weil der Betreffende als Säugling seinen „Hass“
und – als „Sonderform des Hasses [.], [.]in gewisser Weise sogar auf eine
gefährlichere Art pathologisch, als der Hass“ – seinen „Neid“ nicht recht in den
Griff bekommen hatte. Und deswegen müsse man über diesen als Kind in das KZ
verschleppten Patienten – das sei nun mal die Realität – sagen: „Klinisch
gesehen steht also ein haßerfülltes Opfer haßvoll einem haßerfüllten
sadistischen Täter gegenüber.“ Es komme nicht in Frage, dass die Erfahrungen in
dem Nazi-KZ (Anmerkung des Kritikers: gröbste Brutalität, fieseste Willkür,
gnadenlosester Hass, inklusive der unbeschreibbaren Erfahrung, der
Abschlachtung der eigenen Angehörigen beiwohnen zu müssen!!!), dieses Kind in
seinem gestörten Verhalten gegenüber der späteren eigenen Familie geprägt haben
könnte, sondern das alles hätte spurlos an diesem Menschen vorübergehen können,
wenn er nicht schon seinen inneren Hass in das KZ mit hineingebracht hätte. Und
von daher seien sich speziell dieser kindliche KZ-Insasse und der erwachsene
KZ-Kommandant eigentlich ziemlich ähnlich. Deshalb sei an dem Vergleich der
beiden NICHTS in irgend einer Weise anstößig. Dein Arzt oder Apotheker wird dir
diese Erläuterungen sorgfältig in präzisen Stichworten, und mit verschiedenen
Anleitungen, wie oft du dir dies morgens, mittags und abends jeweils durchlesen
sollst, auf seinem Rezeptblöckchen aufnotieren. Mit dem Hinweis, wo du unter
Wikipedia eventuell noch weiteres verständliches Wissen zur
Objektbeziehungstheorie findest, die nun einmal erkannt hat, dass bestimmte
Verhaltensmerkmale sich aus sehr früh bereits angelegten Triebregungen von
Kindern entwickeln, wird er dich dann auf dem schnellsten Weg wieder in dein
Bettchen schicken. Und wenn du es dir leicht machen willst, dann schluckst du
diese Sachen. Vermutlich wirst du merken, dass dir schon bald ein wenig
schwindelig davon wird. Aber das zeigt ja nur, dass das Mittel bereits zu
wirken anfängt. Und so wirst du – vielleicht noch ein wenig unruhig und noch
ein bisschen unsicher ob der möglichen Nebenwirkungen dieses Mittelchens – in
eine Art bewusstlosen Zustand verfallen, der dafür sorgt, dass du nun nicht
mehr so viel um dich herum mitbekommst.
Aber wenn du eine
natürliche Abneigung hegst gegen künstliche Mittel zur Beeinflussung deines
Schlafs und deiner Psyche, und wenn du dich JETZT dafür interessierst, was ICH
dir empfehlen würde, dann lass dir von mir geraten sein: Sei selbstbewusst. Sei
dir deiner selbst bewusst. Sei dir bewusst, dass dein Zustand von leichter
Anspannung und Erregung nun mal vorhanden ist und ernst genommen werden möchte.
Sei achtsam. Nutze deine Zeit der Schlaflosigkeit, um dir in der gewonnen Zeit
Gedanken zu machen und weitere Informationen zu sammeln. Lies dir die Passage
über Kernbergs Umgang mit diesem KZ-Opfer noch einmal, zweimal, dreimal durch,
sooft du willst. Male dir aus, wie der als Kind aus dem KZ befreite Mann sich
händeringend bemüht, seinem Therapeuten auszumalen, welche UNSÄGLICHEN GREUEL
er erlebt hat, wie entsetzlich es für ihn war, das Abschlachten von Mutter,
Vater und Geschwistern hilflos mit ansehen zu müssen, wie sehr ihn noch heute
die Schuldgefühle quälen, dass er es doch vielleicht hätte schaffen müssen,
sein eigenes Leben für diese geliebten Menschen zu opfern, dass dann sicherlich
ein anderes Familienmitglied, oder vielleicht sogar alle, statt seiner überlebt
hätten. Stell dir vor, wie dieser Mann den vermeintlichen Experten in Fragen
psychischen Leids verzweifelt anfleht: „Glauben Sie mir nicht? Sind Sie nicht
meiner Meinung? War das nicht entsetzlich?“ Und dann versetzte dich in die
Position dieses ehemaligen KZ-Insassen. Stell es dir vor. Stell dir bildlich
vor, wie dein Gegenüber jetzt die Antwort formuliert. Stell dir vor, wie sich
der dazugehörige Klang der Stimme anhört. Und spüre, wie es sich körperlich
anfühlt. Erlebe mit allen Sinnen, wie es ist, wenn du – in der Rolle des
Betroffenen – jetzt zu hören bekommst: „Warum brauchen Sie meine Meinung,
anstatt eine eigene zu haben?“ Sieh dir an in der Vorstellung, wie jedes
einzelne dieser Worte über die schmalen Lippen dieser eiskalten, runzligen
Fratze zu dir herüberschwappt! Höre den dünnen, knarrenden, näselnden,
hektischen Ton eines Mannes, für dessen eigene Ohren kaum jemals ein Bruchteil
dieser Ekelhaftigkeit und Gemeinheit bestimmt gewesen sein kann! Spüre nach,
wie schon beim ersten Anhören von jedem einzelnen dieser Worte ein Gefühl
aufflammt, als würde dir jemand mit einer neunschwänzigen Katze mitten ins
Gesicht schlagen! Spüre, wie jedes innere Wiederholen dieses Satzes, der dich
fortan jeden Tag begleitet bis in den Schlaf, dich sofort und in aller
Lebhaftigkeit noch einmal in die ganze Hölle des ungeteilten Elends deiner
Gefangenschaft zurückstößt, als du – deine Familie frisch geschlachtet – völlig
hilflos diesem Folter-Lager ganz alleine ausgesetzt warst!
Und von weiterer
Erregung angeheizt machst du vielleicht erst einmal eine kleine Pause. Und du
spürst vielleicht einen Drang, noch mehr über Kernbergs angeblich „therapeutisches“
HANDELN herauszufinden. Du versuchst, dir eine Vorstellung davon zu machen, wie
dieses Ekel mit seinen PatientInnen umgeht. Nur deshalb blätterst du weiter.
Und du liest von einem Studenten, dessen zunehmende Studienschwierigkeiten
während seiner Therapie gar nicht beachtet und bearbeitet werden, so dass er
nach drei Jahren seines Stipendiums verlustig geht, und deshalb seine
Psychoanalysestunden nicht mehr bezahlen kann. Und Otto Kernberg erzählt seinen
LeserInnen mit der ruhigen Gelassenheit eines Märchenonkels, im Rückblick
erkenne er jetzt „das lebenslange Muster von Destruktivität, das nun im
Bedürfnis des Patienten, die Behandlung zu zerstören, seinen Höhepunkt
erreichte“! Und du bist dir auf einmal sicherer, wie die angeblichen Weisheiten
über das, was in vergewaltigten Grundschulkindern vorgeht, gemeint sind! Und du
liest von einer Therapie, die in Kernbergs Klinik stattfindet, bei der eine in
der Kindheit sexuell missbrauchte Frau durch eine Affäre mit ihrem Therapeuten
in den Selbstmord getrieben wird. Und du merkst, dass Kernberg diesen Vorfall
nicht etwa zum Anlass nimmt, über Therapeutenfehler zu reflektieren. Sondern er
erklärt dir, dass es sich hier um den „schwerste(n) uns bekannte(n) Fall“ der
„Transformation des Opfers in einen Täter“ handle. Denn die Frau sorgt noch vor
ihrem Selbstmord dafür, dass eine Freundin eine schriftliche Schilderung der
Affäre in die Hände bekommt. Und diese Freundin, von Kernberg en passant in
eindeutig diskreditierender Absicht als „homosexuell“ etikettiert, strengt dann
erfolgreich eine Klage gegen den Therapeuten und Kernbergs Klinik an. Den
letzten verzweifelten Versuch der missbrauchten Frau, auf ihre miserable
„Behandlung“ in Kernbergs Klinik aufmerksam zu machen, nimmt der Klinikchef zum
Anlass, ihr quasi als Nachruf zu attestieren, es finde hier eine
„Transformation des Opfers in einen Täter“ statt!
Und wenn du dann
merkst, dass sich bei dir so langsam eine zunehmende Übelkeit ausbreitet, und
du dich auf einmal auf der Toilette wiederfindest, wo du einen Schwall von
Kotze in die Kloschüssel absetzt, und wenn du, derartig erleichtert und
entlastet, danach so langsam deine Stimme wieder findest, und wenn du dann
anfängst immer lauter zu schreien: „So eine Scheiße! Wie kann das sein, dass
sich so ein Arschloch Psychotherapeut nennen darf? Wie kann so ein Widerling
einen Verlag finden, der seine ekelhaften Phrasen abdruckt? Wie kann dieser
Drecksack jahrelang im wissenschaftlichen Beirat der Lindauer
Psychotherapiewochen sitzen, wo er diesen ganzen ekelhaften Schmäh im Jahr 1997
life vortragen durfte, ohne dass ein Aufschrei der Entrüstung durch das
Publikum gegangen wäre? Und wie lässt sich bloß ein solches Ausmaß von
krankhaftem Entwertungsbedürfnis verstehen? Was für eine Psychodynamik erklärt
mir diesen abartigen Irrsinn?“, dann würde ich dir die Hand reichen und sagen:
Willkommen im Club! Ja, aus meiner Sicht hast du recht! Deine Fragen sind
berechtigt. Die habe ich mir so ähnlich auch schon gestellt. Und wenn du magst,
dann tauschen wir uns weiter aus über die Antworten, die wir dazu finden können
oder vielleicht schon gefunden haben. Und das Ganze wird dann vielleicht der
Beginn einer wunderbaren Freundschaft.
schwall, 11. Jun
2006, 10:51
Bemerkungen zum
Artikel und zur Diskussion
Leider hat die Diskussion
hier eine Form angenommen, die so nicht tragbar ist. Benutzer Oedipals Kritik
stellt nicht die Meinung einer größeren Forschergemeinschaft dar, sondern ist
eher randständig und findet deshalb keinen Eingang in den Artikel, weiter weil
seine Kritik nicht sachlich, sondern polemisch ist. Es wird keine ussage über
sein Buch hier getroffen oder seine Vorträge. Allerdings bezweifele ich, dass
diese argumentativ sind, denn sonst könnte er ja seine Argumentation hier
vortragen. Oedipal arbeitet mit der Methode der Diskreditierung indem er
versucht die Äußerungen anderer als nicht fachlich orientiert aussehen zu
lassen (siehe oben) oder indem er persönlich wird, oder indem er obszön
schreibt oder indem er schreibt uns gingen die Argumente aus. Dazu sei bemerkt:
gegen seine Darstellung kann man nicht argumentieren, da sie selber nicht
argumentativ ist. Oedipal nimmt Beispiele aus Kernbergs Praxis, die er nutz um
gegen diesen zu polemisieren. Die Beispiele von Vergewaltigungen von Kindern
und von KZ Opfern. Hier sei bemerkt: das aus Opfer Täter werden können ist
nicht neu, dass viele Serienmörder selber als Kind unsägliches Leid erlitten
haben ist bekannt. Aber darum geht es Kernberg nicht, sondern darum, wie dieses
geschieht. Nun gut ich habe einen Antrag auf Sperrung von Benutzer Oedipal
gestellt und gebeten diese Diskussionsseite zu bereinigen.
Oedipal, 11. Jun
2006, 11:24
(Den folgenden
Text hatte schwall, kurz nachdem ich ihn in Wikipedia veröffentlicht hatte, mit
seinen Zwischenkommentaren fast bis zur Unleserlichkeit zersetzt. Trotz meiner
Bitte war von den Admins niemand bereit, diese Zerstörungsaktion zu rügen,
geschweige denn rückgängig zu machen. Hier habe ich die Zwischenrufe von
schwall erst einmal herausgenommen und ans Ende postiert. Die nummerierten
Links verweisen auf die i.d.R. völlig nichtssagenden, unqualifizierten
Kommentare Schwalls.)
Weitere Antwort auf
Schwall
Mein lieber Schwall,
ich antworte hier
zunächst noch auf deine vorletzte Reaktion auf meine Stellungnahme.
Es ist ja genau der Punkt,
über den wir uns auseinandersetzen: Wer von uns versteht etwas, und wer von uns
nicht? Aber es geht ja nicht um uns zwei, wir ringen ja jetzt hier nicht um die
Wahrheit, nur weil es so schön ist, dass wir um uns selbst herum kreisen, oder
weil wir beweisen wollten, wer von uns beiden sympathisch oder
„unsympat[h]isch“ ist. Sondern wir wollen ja klären, was den
Wikipedia-NutzerInnen als wirkliches „Wissen“ angeboten wird. (Nebenbei: Wenn
du es mir so leicht machst, deine Äußerungen „als nicht fachlich orientiert
aussehen zu lassen“, wie du mir mein Treiben vorwirfst, dann trägst du doch
womöglich selbst ein wenig die Verantwortung dafür, oder? Dies nur als
Kurzreaktion auf deine letzte Äußerung.)
Das Wissen um die
Theorie und die Bedeutung eines Menschen hängt davon ab, dass man erst einmal
korrekt wiedergibt, was dieser Mensch geschrieben und (vermutlich) gemeint hat.
[1] Um dazu in der Lage zu sein, gehört erst
einmal, lesen zu können. Und da habe ich in meiner Antwort an Alchemy zu
verdeutlichen versucht, was Kernberg schreibt, und was er nicht schreibt. [2]
Immer wieder bin ich
verblüfft, zu welch rascher Auffassung von anderen Menschen du in der Lage
bist: Meine Unfähigkeit als Psychotherapeut hast du blitzschnell durchschaut,
ebenso, dass ich von Kant keine Ahnung habe. Wie habe ich mich dir verraten?
Habe ich wieder falsch zitiert? Aus dem Zusammenhang gerissen? Nichts
verstanden? [3] Das tut mir leid. Ein bisschen „scho[c]kiert“
bin ich jedoch auch, allerdings nur von der Häufigkeit grammatikalischer oder
orthografischer Fehlleistungen in deinen Texten. Wikipedia ist doch auch für
Kinder zugänglich, deren schriftliches Ausdrucksvermögen oft erst noch in der
Entwicklung steckt! (Sorry, aber wenn du so undifferenziert und pauschal mir
gegenüber „argumentierst“ – Müll, Quatsch, schokiert, Du verstehst es nicht,
keine Ahnung, ... – dann musst du damit rechnen, dass ich bei den auch für
andere (Nichtfachleute) schnell wahrnehmbaren Fehlleistungen deinerseits eine
diebische Freude habe, darauf aufmerksam zu machen. Das wirft nämlich womöglich
auch schon mal einen kleinen Lichtschimmer auf deinen „Wissensstand“. Aber
allmählich langweilt es mich sogar schon ein wenig. Deswegen werde ich ab hier
darauf verzichten, deine schriftliche Ausdrucksweise zu korrigieren. Dazu gibt
es ja ganz gute Volkshochschulkurse.) [4]
Noch mal: Es geht
hier um Argumente. [5] Wikipedia soll „Wissen“ verbreiten. Ich
finde, richtig gutes Wissen darf seiner Zeit auch einmal voraus sein. Und wenn
jemand sein Wissen plausibel machen kann, warum es nicht ernst nehmen, auch
wenn es noch nicht an jeder Straßenecke zu haben ist (vgl. Aufklärung)? [6] Stell dir vor, es hätte im 17. Jahrhundert
Wikipedia schon gegeben. Wäre es sinnvoll gewesen, damals die Lehre von der
Bewegung der Erde um die Sonne in Wikipedia aufzunehmen? Oder hättest du damals
auch in den Chor derer eingestimmt, die gesagt hätten: absurd, irrig,
ketzerisch. Oder anders formuliert: Quatsch, Müll, weniger als Null Ahnung? Nur
weil Galileis Kritik – aus damaliger Sicht – nicht „hinreichend“ war? Hätte
sich die Gemeinschaft der Wikipedianer darauf beschränkt, die lächerlichen zweihundert
Jahre abzuwarten, bis die Kritik am geozentrischen Weltbild auch von höchster
Autorität her anerkannt wurde? [7]
Oder würdest du mir
zustimmen, dass ein Projekt wie Wikipedia ganz prinzipiell eine sehr sinnvoll
Aufgabe erfüllen würde, wenn es Leuten wie Galilei ein wenig Rückendeckung
geben würde? Nun wissen wir ja oft erst im Nachhinein, welche Darstellung der
„Wahrheit“ wirklich näher kommt. Deshalb ist es in der Gegenwart manchmal
schwer zu entscheiden, welches Wissen jetzt wirklich besteht. In den
Naturwissenschaften ist es da i.d.R. einfacher, weil durch Experimente relativ
schnell geklärt werden kann, was jetzt „falsch“ oder „richtig“ ist. Hier geht
es primär um Beobachtungen, die gedeutet werden müssen, und auf deren Grundlage
z.B. bestimmte Verfahren umgesetzt werden können. Aber auch da ist man sich
z.B. vor Nachlässigkeit (vgl. Contergan) oder Fälschungen und Betrug (vgl. die
koreanische Klon-Affäre) nie ganz sicher. [8]
Ziemlich kompliziert ist
es jedoch in den Sozialwissenschaften. Und der Bereich von Psychologie,
Soziologie, Politik, Pädagogik ... ist für Glaubensfragen wohl (noch?) ähnlich
anfällig, wie die Naturwissenschaft des 17. Jahrhunderts. Auch hier gibt es
heute noch Päpste, Inquisition, Scheiterhaufen u.ä. [9]
Nun geht es aber in
der Psychologie nicht darum zu entscheiden, welcher Brocken im Weltall dreht
sich um welchen, wo man zur Not sagen könnte: „Egal. Hauptsache ich habe auf
meinem Brocken einen festen Stand!“, sondern es geht – ähnlich wie beim
Contergan – darum, welche Mittel, Worte, Ideen träufelt man Menschen ein, die
sich in seelischen Krisen befinden. [10]
Gibt es da mögliche Gefahren? Und natürlich kann man – ganz sachlich – die
chemische Struktur des Contergan, seine Herstellung und seine Wirkungsweise
neutral und sachlich auflisten. Aber dieses sog. „Wissen“ ist eben absolut
fatal, wenn du als Schwangere dieses Mittel aufgrund seiner beschriebenen
Wirkungsweise von Arzt, Apotheker oder Nachbarin empfohlen bekommst und – nach
einem kurzen Nachsehen in Wikipedia, wo dir die gepriesene Wirkungsweise
bestätigt wird – einfach schluckst. Und wenn du dir die Vorgänge um Contergan
aus der historischen Perspektive einmal ansiehst, dann wirst du eben
feststellen, dass hier die „Experten“ leider zum größten Teil VERSAGT haben,
dass trotz der durchaus früh aufgekommenen warnenden Stimmen von einzelnen
dieses Zeug mit seinen teilweise verheerenden Folgen munter weiter verbreitet
wurde – ob aus Ignoranz, wirtschaftlichem Interesse oder was auch immer für
Gründen. [11]
Und natürlich ist die
fatale Wirkung des Versagens der Expertenschaft nicht mehr rückgängig zu machen,
und den Opfern dieses skandalösen Nicht-Wahrnehmen-und-Handeln-Wollens bleibt
leider überhaupt nichts anderes übrig, als ihr Schicksal radikal anzunehmen.
Aber es wäre doch schön, wenn sich die Menschheit ein wenig lernfähig zeigen
würde. (Ich weiß: Ich bin manchmal grenzenloser Optimist. Manchmal sehe ich es
auch realistischer!) Und die Contergan-Affäre ernst zu nehmen könnte bedeuten,
sehr viel offener für die – auch sehr radikale und scharfe – Kritik an
bestimmten Theorien, Ideen und Gedankengebäuden zu sein. Denn es wird immer
Menschen geben, die umgekehrt ein Glaubenssystem aufs Schärfste verteidigen. Es
reicht aus meiner Sicht nicht aus zu sagen: „Ach, ich sehe das ein wenig
anders!“ – und zu meinen, du könntest damit die Beharrlichkeit derer überwinden,
die für viel Geld ihr Wissen um heilsame Worte als Therapie verkaufen. Denn sie
haben sich dieses Wissen ja selbst für teures Geld durch Seminare, Lehranalysen
oder Lehrbücher angeeignet. Das muss sich doch erst einmal amortisieren. Und
die seelischen Verkrüppelungen, die aus solch einer Prozedur resultieren, sind
halt leider nicht so gut sichtbar. Und selbst, wenn die durch schlechte
Therapie behandelten Opfer in Psychosen abgleiten, sich selbst verstümmeln oder
Suizid begehen, so kannst du als Psycho-Guru ja immer noch sagen: Ja, dieser
Mensch war eben doch sehr gestört! Wegen seiner als Säugling internalisierten
Objektbeziehungen hat er sich so entwickelt. Ich habe mein Bestes gegeben. Mehr
war leider nicht möglich. Du hast da eben gerade die „Transformation eines
Opfers in einen Täter“ miterlebt. [12]
Genau deshalb wird
wohl im Ringen um die „richtige“ Theorie, auf deren Grundlage Psychotherapie
betrieben werden sollte, so erbittert gekämpft. [13]
Und für viele Wirksamkeitsstudien, die die Wirksamkeit des einen Verfahren
belegen werden neue Studien geschaffen, die das Gegenteil „beweisen“. Der
Streit um den Inhalt der einzelnen Schulen wird dann auf den Bereich der
Wirksamkeitsstudien verlagert. Da wird es vermutlich noch ein paar Jahrzehnte
dauern, bis sich durch genaueres, präziseres Wissen abzeichnet, was hilft und
was nicht hilft bzw. schädigt. [14]
Mein Punkt, an dem
ich meinen Hebel ansetzen möchte, ist ein anderer. Ich möchte die „Theorien“
bestimmter Herrschaften, ihre „Begriffe“ und – vor allem – ihr „Handeln“: das,
was sie in ihren „Therapien“ konkret den Menschen sagen, die zu ihnen kommen
einer kritischen und auch scharfen Untersuchung unterziehen. Und wenn du,
Schwall, dich auf diese Auseinandersetzung einlassen willst, dann tu es. Aber
dann tu es auch richtig. Und mit echten Argumenten, und nicht mit Phrasen. [15]
Für mich würde
dazugehören, dass du auf die Analyse der von mir umfangreich wiedergegebenen
Zitate einmal konkreter antwortest als „Quatsch, Müll, Unsinn“, sondern dass du
z.B. mit konkreten Gegenzitaten entkräftest, was ich aus Kernbergs Texten
abgeleitet habe, die er z.B. über kindliche KZ-Opfer oder über eine Patientin, die
an seiner Klinik von ihrem Therapeuten in den Suizid getrieben wurde,
verbreitet. [16] Und da muss ich noch einmal betonen: In
den „Geisteswissenschaften“ wird ja Wissen geschaffen, indem man seinen Geist
arbeiten lässt. Und der Geist kommt eben am deutlichsten in konkreten Worten
zum Ausdruck. Die Naturwissenschaftler haben es da einfacher: Die nehmen die
Natur zur Hilfe und beobachten möglichst präzise, was da passiert (ist manchmal
wohl schwierig genug). Und das so gewonnene Wissen über Zusammenhänge lässt
sich wohl relativ leicht unmissverständlich zum Ausdruck bringen. Aber bei den
Geisteswissenschaften ist dies leider ein wenig schwieriger. Das macht ja
unsere kleine Debatte wohl hinreichend deutlich. Wer von uns hat jetzt Otto
Kernberg (oder Otto Weininger, oder Sigmund Freud) „richtig“ verstanden? Was
ist das eigentliche „Wissen“, das diese Genies der Menschheit hinterlassen
haben?
Du würdest in deiner
Zusammenfassung sagen, dass z.B. Herr Kernberg „Schuldgefühl“ meint, wo er von
„Schuld“ schreibt. Wir könnten uns darüber beruhigt zurücklehnen. Oder aber wir
könnten einsehen, dass es mit knappen Zusammenfassungen manchmal nicht getan
ist. Da müssen eben Zitate ran. Es hat wenig Wert, wenn wir das Wissen der
genannten Herrschaften darstellen wollen, aber schon bald nur noch darüber
diskutieren, was wir glauben, dass die Betreffenden so oder so „gemeint“ haben
müssten oder „nicht gemeint“ haben können. [17]
In der
Naturwissenschaft ist so ein affiger [18]
Streit relativ schnell erledigt: Man macht ein Experiment und berichtet
darüber. [19] In der Geisteswissenschaft ist das nicht
so einfach. Und weil es hier einfach so viel Verwirrung gibt, so würde ich
(vorsichtig) sagen: Was für die Geisteswissenschaft das Experiment ist, das
sollte für die Geisteswissenschaft das Zitat sein. [20] Und um dessen Auslegung muss dann gerungen werden. Das kann
natürlich recht komplex werden. [21]
Und wenn dir für
diesen Prozess Puste und Argumente [22]
fehlen, dann klink dich doch einfach aus. Nur sei dann auch so fair, und
unterlasse in Zukunft, das Material oder den Verweis auf Materialien von
anderen zu löschen. [23]
Wenn du in der
Diskussion weiter machen möchtest, dann geh doch bitte etwas ausführlicher auf
meine Argumente ein. Z.B. bei Punkt 1: Gefragt war ja z.B., ob du den Verweis
eines anderen auf meine Kritik akzeptieren würdest? Oder welche der von mir
anonym zitierte Befürwortung meiner Kritik durch Professoren spricht dich so
an, dass du bei der Offenbarung des Autors vielleicht bereit wärst, meine
Kritik anzuerkennen? Ich hatte die betroffenen Personen zwar bei meinem
Anschreiben (das ist schon 5 Jahre her) darauf angesprochen, dass ich ihre
Antwort gerne einmal veröffentlichen würde, nur würde ich in dem einen oder
anderen Fall eventuell noch einmal konkret mit der betreffenden Person
abklären, ob sie jetzt auch noch damit einverstanden ist. Manche Menschen
schätzen ja doch sehr ihre Anonymität in der Auseinandersetzung, nicht wahr,
Schwall? [24]
Und zu Punkt 2 ist
mir deine Gegen-Argumentation nun auch eindeutig zu „dünn“. [25]
Unter Punkt 3 freut
mich immerhin, dass du eingestehst, dass ich mich in Fragen der „entwicklung
von Schuld im Kontext eines Inzest“ „wohl deutlich besser“ auskenne, als du.
Auch, dass mir „sachliche Argumente“ nicht liegen, hast du richtig erkannt,
zumindest in einem Kontext, in dem nicht „sachlich“ diskutiert wird, sondern wo
es nur um die Verteidigung von Glaubensfragen geht. Da geht es nämlich per se
schon nicht mehr um „Sachlichkeit“, sondern um „Emotionalität“. Nur wenn es z.B.
um Zitate geht – das ist für mich auch ein sehr wichtiger Bereich von
„Sachlichkeit“ – dann darf ich wohl sehr eindeutig sein und sagen, dass ich da
„deutlich besser“ bin, als du. [26]
Dass ich dich „als
Kenner Kernbergs“ ironisiere, ist, wie du sachlich richtig darstellst, mein
„Stil“, zumindest, solange du so banal argumentierst. [26a] Dass du jetzt eingestehst, dass du „ja
auch kein Kenner“ bist, empfinde ich als ein sehr selbstkritisches und
hoffnungsvolles Zeichen. [27] Für eine gewisse
Selbstüberschätzung halte ich jedoch wieder, wenn du von dir behauptest, du
würdest erkennen, „wann jemand Unsinn schreibt“. [28] In
Bezug auf Herrn Kernberg warst du zu dieser Erkenntnisleistung jedenfalls
offenbar nicht fähig. [29] Ob ich hier Wiki für
irgendwas missbrauche, sei dahingestellt. [30]
Ich hatte es jedenfalls so verstanden, dass es in Wiki um Wissen gehe. Und in
Bezug auf das „Wissen“ um Herrn Kernberg, seine Theorie und seine Praxis, meine
ich, dass ich doch schon das eine oder andere von meinem „Kenntisstand“ habe
verlauten lassen. [31] In welcher Hinsicht
genau deine Äußerungen, im Kontrast zu den meinigen, „richtig“ gewesen sein
sollen – grammatikalisch, orthografisch, inhaltlich, im Hinblick auf ein
bestimmtes Glaubensbekenntnis, oder inwiefern genau – müsstest du den
LeserInnen vielleicht noch ein wenig genauer erörtern, [32] wenn sie es nachvollziehen können sollen.
Ein Schwall von
„sachlicher“ Kritik des Kollegen Schwall, die er freundlicher Weise mitten in den Text platziert
hatte, die von mir aber sorgsam ans Ende gesetzt wurde. Über die Schreibfehler
dieses mutmaßlichen Legasthenikers bitte ich hinwegzusehen, auch darüber, dass
ich mir nicht die Mühe gemacht habe, sie zu verbessern.
[1] Was du nirgends auch nur im Ansatz
getan hast
[2] hast du nicht - einfach gelogen -
ich finde nichts von Introjektionen von Internalisierungen und erklärungen wie
kernberg sich diese prozesse vorstellt Die Wiederholung sei mir erspart. mal
wieder sand in die augen streuen
[3] Deine Wortwahl erscheint mir
wirklich eher diagnostisch relevant, deshalb bin ich schockiert - weiter
hättest du Kant gelesen, wüsstest du, was Kritik ist, der Auspruch Kants, den
du zitierst ist in unserem Kontext falsch, weil dies bedeuten würde, dass jeder
Idiot seine Gedanken äußern könnte, wie falsch sie auch seien - Vernunft und
Kritik ist nicht zufällig und schon gar nicht idiosynkratisch
[4] Es ist die Art von kritk die ich
wirklich mag - und wenn ich kein einziges Wort richtig schreiben würde - es
ändert nichts an meiner Kritikfähigkeit an dir, es steht dir weiterhin frei
dich über mich lustig zu machen, wenn es dir damit gut geht
[5] es gibt von dir nicht ein Argument -
nicht ein einziges
[6] Aber genau in so einem Zusammenhang muss die Argumentation
stichhaltig sein.
[7] Du vergleichst dich ernstahft mit
Galilei? Ist das nicht ein wenig viel
[8] Es geht um begründete Kritik, die du
nicht bringst - nicht darum keine Kritik zuzulassen, aber dies wurde ja bereits
mehrfach erwähnt
[9] Dem ist nicht so
[10] Darum geht es in der PSychologie? Nein
darum geht es da nicht und auch nicht in der Psychotherapie.
[11] Und dies bedeutet, dass alle
experten unsinn erzählen? Welche Form von Wissenschaftsverständnis ist das?
[12] Nochmal, argumentiere doch - zeige
die Bruchstellen der Theporie Kernbergs auf - du hast doch ein Buch darüber
geschrieben oder - ich sehe auch hier keine Argumente. Aber ich kenne die
Überlegungen Kernbergs recht ausführlich - ich kann sie aber bei dir nicht als
Basis für eine Kritik wiederfinden
[13] Vielleicht von Leuten wie dir - ich
sehe da keinen erbitterten Kampf um Wahrheit
[14] Dieses Verfahren nennt man
Wissenschaft und diese ist von realen sozialen und historischen Situationen
abhängig siehe Kuhn
[15] Nenne mir doch bitte ein Argument -
bitte nur eines, dass diesen Namen verdient
[16] habe ich in ansätze oben gemacht,
indem ich darauf hinwies, dass Serienmörder durchaus massive Traumata in ihrer
Kindheit erlebt hatten, die dann zu den malignen Entwicklungen führten siehe
auch Studien zu Ian Brady und anderen
von z.B. Coid. Müssenw ir uns darüber unterhalten, dass eigener erlebter
Missbrauch mich nicht davon befreit später ebenfalls Täter zu werden.
[17] Nein hier müssen keine Zitate ran,
da hier nciht der Ort ist eine Theorie in einzelnen Aspekten und am text zu
kritisieren oder wie du es machst dagegen zu polemisieren. Wie sollen denn dann
die Artikel hier aussehen? Außerdem geht nach meinem verständnis Kernberg nicht
von einer Schuld aus, wenn er von triumphalen gefühlen und erhöhung über die
Eltern spricht - mal so gar nicht. Zeige mir doch bitte die Stellen, wo er
explizit es als eine moralische Verfehlung in seinem Sinne sieht, dass dies für
IHN Schuld sei
[18] dies ist hier kein streit, sondern
nur eine begrenzung von dir bis du hoffentlich gesperrt wirst
[19] Stimmt so nicht, ergebnisse werden
auch dort kontrovers diskutiert, einen hermeutischen Bezug gibt es auch dort
[20] auch dies siehst du so - andere
denke ich nicht
[21] richtig aber nicht hier - schreibe
dafür bücher und suche dir zuhöhrer
[22] es fehlt mir immer noch ein Argument
von dir
[23] das werde ich tun, solange du nicht
argumentierst
[24] sollte ich das als drohung
auffassen? - es erschüttert vielleicht dein Ego, aber du bist nicht der erste
der mir droht - zu deinen Punkten: ich würde die website auf keinen fall
akzeptieren, wer auch immer sie einsetzen würde, weiter steht dein Buch doch
noch weiter in der Liste der Literatur, und wenn jemand deine Kritik sinnvoll
darlegen würde, so wie auch du ja die gelengenheit hattest, könnte sie in
angemessener Form im Artikle verbleiben
[25] du steht in der Pflicht, nicht ich -
du polemisierst gegen Kernberg, nicht ich und du versuchst deine Meinung hier
zu etablieren - ich denke, dass meine darlegungen, so dünn sie auch sind für
deine darstellungen ausreichen, hättest du mir komplexere darstellungen
gegeben, so hätte ich dir auch darauf komplexer geantwortet
[26] Wie man Ziate seriös einsetzt
solltest du dir aber nochmal überlegen - es geht auch dort um die möglichkeit
zu verfälschen
[26a] ich habe wenigstens argumentiert
[27] das bedeutet nicht, dass ich
kernberg nicht kenne oder nicht weiß worin der Unterschied zu Kohut besteht
oder sein System der Objektbeziehungen nicht von denen Kleins oder Mahler oder
Fairbairns unterscheiden könnte. Das nur als Hinweis
[28] da bin ich ja nicht der einzige, der
das so sieht oder? vielleicht ist meine einschätzung eher grundständig?
[29] Irrtum, seine Überlegungen zu Ehe,
Liebe und beziehungen sehe ich schon problematisch, aber ich möchte doch nicht
mit dir in einen Topf geworfen werden
[30] das tuts du, oedipal, das tust du
[31] du hast polemisiert, das war falsch,
außerdem ist es deine private meinung, das reicht nichtr aus - tip setzte doch
für deine Person ein eigenes Lemma, vielleicht word es ja nicht gelöscht
[32] argumentativ und inhaltlich - reicht
das?
Alchemy, 11. Jun
2006, 13:44
Ich halte oedipal für
hochmanipulativ, hochaggressiv, geschmacklos und verwirrt. Er versucht mit
allen Mitteln, auch mit den primitivsten, wie den Gebrauch von widerwärtigen
Obszönitäten, manipulativen NLP-Hypnotechniken und wiederholten, verbalen
Beleidigungen, mithilfe wikipedia seinen einsamen Feldzug gegen Kernberg zu
führen, weil er ansonsten keine andere Plattform mehr findet seine verwirrten
Gedanken an Menschen weiter zu geben. Ich plädiere weiter dafür ihn zu sperren.
Ich halte ihn für untragbar. Er wird wikipedia nur Schaden zufügen!!!!!—
Admin Entscheidung [Mitteilung von schwall, 11. Jun 2006,12:50]
Admin Lennert findet
den Ton von Oedipal nicht beleidigend und da ich keine lust habe mich hier weiter
mit dreck bewerfen zu lassen - überlasse ich Oedipal das Feld und den Artikel
für seine Ideen und seine Links Gruß -- schwall
Lennert B (Admin), 11. Jun 2006, 13:01
Außenseiterperspektive
(Bevor sich jemand
wundert, der Außenseiter bin ich.)
Nur zur Info: Mein Wissen über Psychoanalyse beläuft sich auf einen Semsterkurs
Psychologie. Erwartet also bitte nicht allzu viel Vorwissen von mir, geht aber
davon aus für Leute wie mich und solche mit noch weniger Vorwissen schreibt ihr
Artikel. Das nur als Vorrede.
Die Situation, wie
sie sich mir momentan darstellt, ist dass Oedipal Kritik am Werk Kernbergers im
Artikel erwähnt haben möchte, Schwall dies jedoch vehement ablehnt. Mir stellt
sich vordergründig eine Frage: Davon ausgehend, das die Zitate wirklich so in
den Texten Kernbergers zu finden sind (das tue ich einfach mal), wieso folgte
anscheinend keinerlei Auseinandersetzung der Fachwelt mit diesen Aussagen
(weder positiv noch negativ)? Wie kann ein 7 Jahre alter Artikel völlig
ignoriert werden? Und ehrlich gesagt glaube ich weder an Ignoranz noch
stillschweiges Tolerieren der Fachwelt. Diese ist eher geneigt divergierende
Meinungen von allen Seiten zu kritisieren, als sie stillschweigend zu
akzeptieren. Warum ist die einzige Quelle die ich dazu finde Oedipals Homepage?
Und in diesem Sinne, nur als Weiterführung des Gedankens: warum spricht der
kritisierte Abschnitt dann von „Kritikern“?
Ansonsten würde ich
trotzdem darum bitten diese Diskussion sachlich zu halten.
Alchemy, 11. Jun
2006, 15:15
hier mein Text den
ich Lennart geschrieben habe: Hallo Lennert anbei meine Einwürfe bezüglich den
Beiträgen v. oedipal
Ich halte oedipal für
hochmanipulativ, hochaggressiv, geschmacklos und verwirrt. Er versucht mit
allen Mitteln, auch mit den primitivsten, wie den Gebrauch von widerwärtigen
Obszönitäten, manipulativen NLP-Hypnotechniken und wiederholten, verbalen
Beleidigungen, mithilfe wikipedia seinen einsamen Feldzug gegen Kernberg zu
führen, weil er ansonsten keine andere Plattform mehr findet seine verwirrten
Gedanken an Menschen weiter zu geben. Auf den ersten Blick sieht sein Geschwätz
sehr gelehrig und durchdacht aus, ist es aber nicht. Er gleitet immer wieder in
seine subjektive, für mich und andere nicht nachvollziehbare Weise ab. Da wo er
nicht sachlich argumentieren kann, wird er beleidigend, verhöhnend, manipulativ
und benutzt rhetorische Verwirrtechniken. Er hat ca. 700 Experten angeschrieben
und ihnen Ausschnitte aus Kernbergs Texten zugesandt. Davon hat er auf seiner
hp gerade mal 6 Professoren und eine Ärztin, als eindeutige Zustimmer seiner
Anti-Kernberg-Aktion und deren email Antworten wiedergegeben. Von den 7
Experten haben sich nur 2 eindeutig für sein Engagement ausgesprochen. Der Rest
beklagte etwa Zeitmangel, seinen unsachlichen Stil oder teilweise falsche
Rezeption und war an weiteren unterstützenden Aktionen nicht interessiert. Nur ein
Professor hat seine Argumente gegen K. im Rahmen eines seiner Seminare zur
Diskussion gebracht. Ich plädiere weiter dafür ihn zu sperren. Ich halte ihn
für wikipedia untragbar. Er wird wikipedia nur Schaden zufügen!!!!!--
khs, 11. Jun 2006,
17:10
Eins vorweg, ich bin
Vollaie. Die Krontroverse Trauma- vs. Triebtheorie sollte woanders geführt
werden. Vielleicht geht es auch um das dahinterstehende Welt- und Menschenbild.
Die Fachwelt handelt
bei Koryphäen und ihren Theorien allerdings wohl eher nach dem Krähenprinzip.
Auf Kernberg und der Theorie die er vertritt baut sehr, sehr vieles auf, auch
in Form sich selbst bestätigender Prinzipien. - Und wenn’s versagt ist (schon
mit eingebaut) der Patient Schuld.
Als ich oedipals
Zitate las, fühlte ich mich spontan an das Weltbild des Lebenshelfers Bert
Hellinger erinnert. Dem hat erst seine offensichtliche Sympathie
für den Nationalsozialimus und das dahinterstehende Weltbild die Reputation
gekostet. Bei manchen wird das, was ebenfalls damit sympatisiert nicht so zur
Schau getragen. Das weiter zu Verfolgen würde die Psychologie dann aber mit der
Philosophie (Heidegger?) verküpfen und hier zu weit führen. Zeigt aber wie eingeschränkt
„objektiv“ sie nur handeln kann.
Die Diskussion
erinnert mich in einigem ein wenig, wenn auch nicht ad personam geführt, an die
um die Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung der, nach hartem Ringen ein
eigener artikel gewährt wurde. Der Begriff war/ist in der Fachwelt noch nicht
vollständig etabliert. Es wurde sogar schon die Frage auf- und wieder
verworfen, ob die Diagnose Borderline ganz durch KPTBS zu ersetzen sei. (Luise
Reddermann und die Bielefelder Traumaklinik haben da z.B. wichtige Akzente
gesetzt.)
Wobei auch hier
eigentlich mal wieder die recht perspektivische, ansatzabhängige
unterschiedliche Gewichtung der vorliegenden Syptomatik bei der Diagnostik
psychischer Störungen („Sag mir zu wem du mit deinen Symptomen gehst und
ich sag dir die Diagnose“), sowie die mangelnde Integration der, so kommt es
mir oft vor, zum Schaden des Patienten konkurrierenden Ansätze und
Schulen , den Mittelpunkt gerückt wird.
Ein Komplexer
Traumapatient, der fälschlich als Borderliner diagnostiziert wurde und nach
Kernberg psychodynamisch ‚konfrontiert’ wird, hat meist definitiv
retraumatisiert und chronifiziert verloren!
Von dem rethorischen
Stil der von Benutzer:oedipal teilweise an den Tag gelegt wurde möchte ich mich
distanzieren, halte die Debatte sowie die Darstellung an sich jedoch auch für
überfällig.
schwall, 11. Jun
2006, 17:37
Hallo khs. Es geht
mir hier nicht darum, ob eine Diskussion geführt wird, sondern darum wie. Ein
Argument wie in der Diskussion um Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung,
welches z.B. darauf basiert, das bei anhaltenden Traumatisierungen ähnliche
Symptome zu finden seien, wie bei Borderline oder malignen Narzissmus ist doch
hinreichend für eine Aufführung in dem Artikel. Aber dieses würde Kernberg auch
gar nicht verneinen - auch nicht die sich daraus ergebenen Konsequenzen für
eine Therapie. So war es Kernberg, der sagte, dass wahrscheinlich
Therapieformen mit stärkerem Support für den Erfolg durchaus sinnvoll sind. Von
daher - wie du sagts, es geht nicht um die Schulen, sondern um die Form der
Intervention.
khs, 11. Jun 2006,
19:17
Hallo schwall, und
ich war bislang der Auffassung das Kernbergs TFP zum grossteil auf
Konfrontation basiert und er sich auch sehr deutlich von den anderen, defizitär
orientierten und supportiven psychodynamischen Verfahren abgrenzt. Diese fast
schon moralische Konfrontation wird dem Menschenbild entsprechend erzwungen,
ohne grossartige und weitergehende Beachtung darauf, das das angesprochene und
so gewertete Fehlverhalten das eigentliche Problem, und Abwehr,
Abspaltung, sowie Verleugnung existenziell wichtige Überlebensmechanismen des
Patienten geworden sind, die er natürlich erst einmal verteidigen muss. Dieses
Verhalten eines Therapeuten und die Reduktion auf so genanntes prä-ödipales (Spiel-)Verhalten
wirkt m.e.; kurzfristig vielleicht Symptom unterdrückend, langfristig
traumatisierend. Das ist ja nur eine sicherlich fehlinterpretierende
Laienmeinung, aber dieses Material z.B. hat mich schon sehr abgeschreckt.
Gerade das die Schwierigkeiten die (für normale Menschen wie
mich)offensichtlich Ansatzbedingt sind, nicht zu einer Veränderung oder
Umdenken geführt haben sondern dem Patienten angelastet werden. Aber TFP wird
ja auch gerne in der Forensik eingesetzt, da gehört ein wenig Leiden lassen
vielleicht auch zum Sühnekonzept. Das Kernberg stärkeren Support unterstützt
ist mir ganz neu (hast du da vielleicht eine Quelle für mich?), in einem
Nebensatz um Kritiker zu besänftigen gefallen, oder noch nicht (für mich)
ausreichend publiziert. Dennoch haben seine, noch gar nicht so alten Theorien
noch immer sehr grossen Einfluss auf die Fachschaft, incl. Ausbildung. Mit
oedipal zu diskutieren hätte ich, so manipulativ wie er sich darstellt auch
überhaupt keine Lust, wollte seine Anregung trotzdem kurz kommentiert haben.
Vielleicht sollte er überdenken, das er seinem Ansinnen damit mehr schadet als
nutzt und letztendlich sogar vielleicht Kernbergs Theorien das Wort redet.
Ein Rezensent der FAZ
hält Kernberg auch für simplifizierend, wiedersprüchlich und „schroff“:[1]
schwall, 11. Jun 2006,
19:23
Hallo khs, zum einen
habe ich diese Informationen von Leuten, die Kernberg selber kennen und die
immer weider den Unterschied zwischen der eher sachlich emotionslosen Art
seiner Schriften von dem unterscheiden, wie Kernberg selbst arbeitet. Weiter
ist in einem Buch von ihm Kernberg: Objektbeziehungen und Praxis der
Psychoanalyse im Kapitel 9 Für eine integrative Theorie der Klinikbehandlung
folgendes zu finden: S.285 Der Therapeut kann dem Patienten nicht helfen,
sich als Individuum zu entwickeln, wenn er keinen authentischen Respekt und
keine authentische Anteilnahme für ihn empfindet. Nur als kleine Beispiele.
Weiter gibt er in dem Band Innere Welt und äußere Realität ab Seite 204
eine Theorie der psychonalytischen Psychotherapie, die er durchaus als
Mögliches Behandlungskonzept für leichtere Fälle sieht. Allerdings sieht er
auch Gefahren in einer weniger deutenden Haltung. Weiter fällt mir noch Achim
Votsmeier ein hier, der ein auf Gestalttherapie und Objektbeziehungstheorie
basierendes Behandlungskonzept für Borderlinebehandlung entwicklet hat. es ist
also nicht allers schwarz und weiß Gruß
NAchtrag: Der FAZ
Text bezieht sich auf Kernbergs Analysen bzw. Übertragungen seiner Konzepte auf
Organisationen - diese sind zwar interessant aber auch in der Tat vielleicht
als problematisch zu sehen - vielleicht vereinfacht er hier stark. Aber
durchaus sehr interessant und als Ansatz sicherlich nicht unbedeutsam
khs, 11. Jun 2006,
20:13
Hallo schwall, danke
erst einmal für deine Informationen.
Ich finde auch das
nicht alles schwarz weiss ist, halte als (naiver?) Laie die
Objektbeziehungstheorie nur für sehr negativ (so authentisch wie auch immer)
wertend, und sehr frühkindlich reduzierend. Und wenn man innerhalb seines
Behandlungskonzeptes eine vielleicht auch darauf bezogene, m.e. sehr
verständliche negative therapeutische Reaktion wie folgt auslegen kann, ist
meines Erachtens das Erkennen Methodischer Fehler bereits von vornherein
ausgeschlossen:
„Eine negative
therapeutische Reaktion ist nicht einfach ein Mangel an Verbesserung, sondern
vielmehr eine Verschlechterung in Situationen, in denen der Patient fühlt, daß
der Therapeut hilfreich war. Patienten mit einer neurotischen
Persönlichkeitsorganisation und Borderline-Patienten in fortgeschrittenen Phasen
der Behandlung können negative therapeutische Reaktionen aus einem unbewußten
Schuldgefühl heraus zeigen.“
Als „häufige
Komplikation“ beobachtete „Paranoide Regression“ „Bsp. Patient glaubt, anonyme,
beleidigende Telefonanrufe aus dem Sekretariat des Therapeuten zu erhalten,
[...]Patient glaubt, der Therapeut spuckt auf den Boden, wenn er ihm auf der
Straße begegnet.“ (Uni Saarland, Klinisches Kolloquium WS 96/97, Seminarleiter:
Prof. Krause)
Das alles NUR als
Übertragung und schwere Formen des Wiederstandes auszulegen ohne weiter auf das
Individuum einzugehen oder versuchen zu differenzieren ist m.e.
Kritikimmunisierung und Zirkelschlüssig. Manchmal kommt es mir so vor, als wenn
es der Patient nicht schafft seine Krankheit nach dem Konzept auszurichten dieses
als „Wiederstand“ gedeutet wird. Aber das Zitierte kommt ja auch nicht von
Kernberg selber, er hat nur die Vorrausetzungen dafür geschaffen. Aber damit
sind wir auch schon gar nicht mehr beim Thema, von dem ich auch gar keine
Ahnung habe, aber immerhin schon bei 2 (Laien-)Kritikern von Kernberg ;-)
Grüsse
Oedipal, 11. Jun
2006, 20:15
Hallo Lennert, hallo
khs,
zunächst bitte ich
dich, Lennert, die Kritikpunkte, mit denen Schwall meinen letzten Text überschwemmt
hat, so aus dem Text herauszufiltern, dass sie nicht mit meinen Ausführungen
verschwimmen. Kannst du sie ohne großen Aufwand in einen eigenen Abschnitt
hineinkopieren? Sonst lösche sie bitte und überlasse es Schwall, seinen Beitrag
noch einmal in zusammenhängender eigener Fassung anzuhängen - aber bitte nicht
mehr mitten in meinen Text. Das möchte ich den LeserInnen meiner Ausführungen
gerne ersparen; zumal es verwirrend ist, wenn du nicht mehr weißt, ob irgendein
Satzanfang von mir oder von Schwall stammt (auch wenn geübte LeserInnen dies
relativ schnell erkennen; aber es ist einfach unnötig). Darüber hinaus
beantrage ich, Schwall wegen dieser destruktiven Aktion eine Nachdenkpause von
24 oder 48 Stunden zu gönnen (= Sperrung für diesen Zeitraum wegen unfairer
Störung von Textzusammenhängen, und damit: von Diskussion).
Du schreibst: „Wie
kann ein 7 Jahre alter Artikel völlig ignoriert werden? Und ehrlich gesagt
glaube ich weder an Ignoranz noch stillschweiges Tolerieren der Fachwelt. Diese
ist eher geneigt divergierende Meinungen von allen Seiten zu kritisieren, als
sie stillschweigend zu akzeptieren. Warum ist die einzige Quelle die ich dazu
finde Oedipals Homepage?“ Ich habe gesehen, dass du noch am Anfang deiner
akademischen Karriere stehst. Da wirst du im Laufe der Zeit deine eigenen
Erfahrungen mit der akademischen Welt machen. In der Medizin sollten die Zeiten
eines Ignaz Semmelweiß eigentlich der Vergangenheit angehören. Aber die
Contergan-Affäre zeigt m.E., dass bestimmte Formen von Ignoranz selbst vor 40
Jahren noch ziemlich deutlich ausgeprägt waren. Insgesamt seid ihr Mediziner
sicherlich einfach sehr viel besser dran, weil ihr euch im
naturwissenschaftlichen Bereich sehr viel leichter tut, eine unsinnige oder
schädliche Operationstechnik z.B. bald zu verwerfen. Und trotzdem kommt es auch
bei euch vor, dass derartige Dinge passieren.
7 Jahre sind wirklich
eine lange Zeit. Und dass ich mit meinem Versuch einer Kritik an Kernberg nun
schon seit 10 Jahren unterwegs bin, verschärft seit seinem Artikel von 1999,
von mir gelesen in 2000, also seit jetzt 6 Jahren, das ist in der Tat ein
Phänomen, so wie die Psychoanalyse insgesamt ein Phänomen darstellt. Ein System
von höchst skurilen Thesen, Fallstudien und Begriffen, das seit über einhundert
Jahren sein Bestehen feiert, wobei es durchaus seit Beginn dieses Unternehmens
auch Kritiker gab, selbst in den eigenen Reihen der Psychoanalyse. Diese haben
jedoch i.d.R. - konfrontiert mit dem Vorwurf, ihren Ödipus-Komplex ausleben zu
wollen (Vatermord-Impuls gegen Übervater Freud) - das Handtuch geschmissen, um
sich weitere erschöpfende Diskussionen zu ersparen (C.G. Jung, A. Adler z.B. in
den frühen Jahren, A.Miller und J.Masson z.B. in späterer Zeit). Andere
Mitglieder der Truppe sind stark ausgegrenzt worden (S. Ferenczi, K. Horney).
Ich glaube, diese Entwicklung hat die Psychoanalyse als „Wissenschaft“ sehr
stark geprägt: Diejenigen, die der PSA nahestehen, wissen, dass sie mit ihrer
Kritik sehr vorsichtig sein müssen, weil sie sonst schnell exkommuniziert
werden. Ausschluss ist eben ein nicht zu unterschätzendes Mittel. (Das wissen
auch die Mitglieder der katholischen Kirche.) Viele andere Menschen, die mit
der PSA von vornherein einfach nichts am Hut hatten, haben sehr oft das Gefühl,
ihre Zeit zu verschwenden, wenn sie sich mit derart abstrusen Thesen
beschäftigen. Ich persönlich finde das sehr schade, weil die gründliche
Auseinandersetzung mit der PSA m.E. für die Psychologie und Psychotherapie
wirklich sehr wichtig ist!
Aber auch die
VertreterInnen der PSA tragen ja redlich das Ihrige dazu bei, seriösen Menschen
eine Auseinandersetzung mit ihr zu erschweren. Man denke an die
Geheimhaltungspolitik des Freud-Archivs, in dem Dokumente zu Freud und der PSA
gelagert sind, die bis zum Jahr 2113 (in Worten: zweitausendeinhundertdreizehn)
vom öffentlichen Zugang ausgeschlossen sind. Man muss sich das mal für eine
Naturwissenschaft vorstellen: Irgend jemand entwickelt eine sagenhafte Theorie,
und bei dem Versuch, deren Entstehungszusammenhänge durch postmortale
Archivarbeit zu klären, bekommt man zu hören: „Nein! Heute leider nicht!
Beauftragen Sie doch bitte ihre Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel mit der Recherche. Da
lässt sich dann sicher was machen!“ Ich fühle mich an die Bewahrung des
Geheimnisses von Galilei erinnert. Das war - jedenfalls von der katholischen
Kirche - auch ca. 200 Jahre bewahrt worden.
Aus meiner Sicht ist
das 7-Jahre-Phänomen z.B. dadurch zu erklären, dass die Leute, die sich
innerhalb dieser Disziplin bewegen, aufpassen müssen, wenn sie ihren Mund aufmachen.
Ist doch schon wirklich erstaunlich, dass gestandene Professoren und Fachleute
sich zunächst noch kurz äußern, solange sie ein paar Zitate anonym vor sich
haben, dann aber verstummen, wenn ihnen der Name der Autorität bekannt gemacht
wird. Diese von mir zuvor in mündlichen Diskussionen oft genug gemachte
Erfahrung hatte mich dazu bewogen, das beschriebene Verfahren zu wählen (Zitate
erst nur ohne bibliografische Angabe zu dokumentieren und dann um Rückmeldung
zu bitten).
Ich spreche insofern
von „Kritikern“, als sich eben durchaus Menschen sich zu einer kritischen
Äußerung gegenüber Kernberg bereit gefunden hatten. Manche Antworten sprechen
von dem Erschöpfenden eines solchen Unterfangens, z.B. weil man auf das
Desinteresse der Studierenden stößt (Prof. W.S.). Mein Angebot steht weiter,
mir zu sagen, welche der zitierten BriefeschreiberInnen den
DiskussionsteilnehmerInnen hier als Garant geeignet schiene, meine Kritik zu
validieren. Ich würde dann die betreffende Person eventuell anschreiben und um Zustimmung
bitten. Wahlweise könnte ich versuchen anzubieten, so etwas wie eine notarielle
Beglaubigung über die Existenz dieser Äußerungen und die Existenz der
AutorInnen als anerkannte Fachleute vorzulegen. Und, wie an anderer Stelle
gesagt: Ich garantiere, dass fast alle entsprechenden Namen (S.F., S.M., R.B.,
L.R., P.F., weniger womöglich Prof. S.H. oder W.S.) den hier ernsthaft
diskutierenden, nicht ganz fachfremden Leuten bekannt sein werden.
In der Zwischenzeit
hat sich womöglich ja auch einer von den DiskussionsteilnehmerInnen mehr mit
Kernberg beschäftigt und mag - so oder so ähnlich - in meine Kritik einstimmen.
Ich kann den Kernberg-Artikel nur wärmstens empfehlen für alle, die sich in
knapper Form über das therapeutische Denken und Handeln des langjährigen
IPA-Präsidenten informieren wollen. Wer dann noch eine ausführliche
Kommentierung wünscht, der findet - abgesehen von dieser Diskussionsseite -
Entsprechendes auf der angegebenen Webseite (http://www.oedipus-online.de).
Im Moment möchte ich
auch noch kurz zu den Ausführungen von khs sagen, dass es nicht verwundern
muss, wenn die hier geführte Debatte an den Streit um KPTBS erinnert (ich war
damals wohl noch nicht mit WIKIPEDIA vertraut und habe das nicht mitbekommen,
kann mir aber lebhaft vorstellen, wie es dabei zugegangen ist; muss das mal
nachlesen; vielen Dank für den Hinweis! Ich würde mal tippen, dass AutorInnen
wie Schwall oder Alchemy gegen die Einrichtung einer derartigen Seite gestimmt
haben oder gestimmt hätten): Hier wie dort geht es um die zentrale Frage,
welcher Stellenwert der REALEN TRAUMATISIERUNG zukommt. Es geht hier um nichts
anderes als DAS ZENTRALE DOGMA der klassischen Psychoanalyse - den
ÖDIPUS-KOMPLEX: Freud hatte ursprünglich noch als zentralen Entstehungsfaktor
der Neurose „Hysterie“ das REALE TRAUMA gesehen, m.E. ein sehr vernünftiger
Ansatz, der von Josef Breuer stammt, der aber schon 1895 von Freud pervertiert
wurde zu einem Ansatz, der am Ende - 1896/1897 - allein in der Vergewaltigung
des 2-8jährigen Kindes durch den Vater ein Trauma anerkennen wollte -
wohlgemerkt: NICHTS ANDERES, schon der Großvater oder ein höheres Alter kamen
nicht mehr in Betracht! Ab September 1897 stellt Freud diesen Ansatz quasi
völlig auf den Kopf und sieht den zentralen Ursprung der Neurose in einem
PHANTASIEGESCHEHEN, das sich das Kind aus seinen „Perversionskeimen“ heraus
selbst konstruiere. Kristallisationspunkt dieses Geschehens ist die Behauptung
des Ödipus-Komplexes: Die Behauptung des universellen Impulses von 2-5jährigen
Knaben, die Mama vögeln und den Papa deswegen aus dem Weg räumen zu wollen. Für
die Mädchen gelte etwas analoges. (Näheres dazu auch auf meiner Webseite:
Stichwort Freud.)
Interessant übrigens,
dass der alte Sophokles eine vollkommen gegenteilige Geschichte erzählt: Die Mama
weiß, vermutlich von Anfang an, dass sie mit ihrem Sohnemann vor dem Traualtar
steht. Ödipus kommt dem makaberen Spuk erst am Ende des Stückes auf die Spur.
Und auch der Tötungsimpuls ging in der Geschichte von Sophokles eindeutig vom
Vater aus, auf den Ö. dann in Notwehr re-agiert hat. Das zentrale Problem:
Vater und Sohn konnten sich in dieser Situation nicht erkennen. Denn Ödipus war
als Säugling ausgesetzt worden. Und wenn ihr wissen wollt, wer für diese
Aussetzung verantwortlich war, dann müsst ihr die üblichen zusammenfassenden
Darstellungen des Geschehens oder gar Fachkommentare zu dem Stück von Sophokles
beiseite lassen und einen Blick auf meine Seite, oder, für Freunde von Details,
in mein Buch gucken; das könnt ihr z.B. auf jeden Fall über Fernleihe
bekommen.)
Das Dogma vom
perversen Phantasiegeschehen bei Kindern, kristallisiert im Ödipus-Komplex,
wird von Freud und seinen getreuen Erben vernunftwidrig und
patientInnenschädigend bis heute mit Zähnen und Klauen verteidigt. Das genau
ist die Grundlage für die „Theorie“ von Kernberg. Deswegen ist die Anerkennung
der KTPBS für alle braven Freudianer und Kernberg-Fans ein Horror: Sie sehen
die Basis ihres ganzen schönen Gebäudes zerbröseln. Wer sieht dem schon gerne
zu?
Und ich teile auch so
ähnlich (oder genauso?), wie du, khs, deine Einschätzung, dass den skurilen
Guru Hellinger „erst seine offensichtliche Sympathie für den
Nationalsozialismus und das dahinterstehende Weltbild die Reputation gekostet“
hat. Es war dadurch sehr viel leichter, ihn so relativ rasch (und verdient) an
den Pranger zu stellen.
Übrigens freue ich
mich sehr, wenn hier jetzt ein wirklich sachlicher und konstruktiver Diskurs
einsetzt. Mir ist es auch lieber, in Ruhe und Gelassenheit zu diskutieren. Nur
manchmal möchte ich jedenfalls - angesichts einer (von mir) wahrgenommenen
Ignoranz, Kälte, Begriffsstutzigkeit, ... - laut aufschreien. Und das tu ich
dann eben auch mal. Aber freut mich sehr, wenn die Anlässe dafür weniger werden
oder gar ganz verschwinden!
Hallo, Rain Man; hatte
meinen Beitrag geschrieben bevor ich deinen wohltuenden Beitrag hier
vorgefunden hatte. Habe dich am Ende kurz erwähnt. Hätte dich demnächst
angeschrieben. Schön, dass du hier auftauchst! Du bist wie ein Regenschauer in
der Wüste!
Sorry, Leute, nicht
dass ihr denkt, ich hätte wirklichen Bedarf an solchen Diskussionen, sie
erschöpfen mich womöglich genauso – oder sogar mehr –, wie euch. Deshalb in
aller Kürze:
Grundsatzdiskussion: Glaubt ihr etwa, ich bin
scharf darauf, „Grundsatzdiskussionen“ zu führen? Merkt ihr nicht, wie
beklemmend es ist, Grundsatzdiskussionen führen zu müssen, zu Themen, die
eigentlich völlig undiskutabel sein sollten: Ob Kinder, die in KZ’s verschleppt
worden sind und dort die hinlänglich geschilderten GREUEL erlebt haben, ihre psychische
Störungen aus diesen Erlebnissen beziehen „dürfen“, oder ob man ihnen vielmehr
scharfsinnig die Perversionen aus ihrem Säuglingsalter nachweisen muss? Ob man
bei vergewaltigten Grundschülerinnen deren „(ödipale[r]) Schuld“, nämlich dem
Empfinden eines „sexuell erregenden Triumphes“ nachschürfen muss, um die
Entwicklung von deren psychischer Störung zu verstehen? Für mich ist es
erschütternd, dass diese für mich für selbstverständlich gehaltenen Dinge
hundertmal oder tausendmal oder öfter durchgekaut werden müssen, bis sie unter
gebildeten, verständigen Menschen eine Resonanz erzeugen! Und das Trauerspiel,
das sich hier in Wikipedia unter den Augen der Interessierten abspielt, bietet
„hinreichendes“ Material, um nachvollziehen zu können, warum es so lange
dauert, bis eine Expertenschaft auf dieses Geschwätz mit Protest reagiert: Ihr
seht hier, wie (Mini-)Experten aus verschiedenen Lagern auf eine pointierte
Kritik an Kernberg und seinen ekelhaften Thesen reagiert! „Das kann er nicht so
gemeint haben! Er meint das bestimmt so und so! Deine Argumentation ist Müll!
Das ist alles Quatsch, was du schreibst! Du hast keine Ahnung! Du musst das im
Kontext seiner Theorie sehen! Kernberg würde niemals sagen, dass ...! Ich kenne
Leute, die Kernberg persönlich kennen, und die sagen, dass er ...!“ Welch
ausgereiftes Diskussionsniveau! Das hat in der Tat Kant’sche Dimensionen!
Vielen Dank! Das liefert mir reichhaltiges Material für eine weitere
Real-Satire!
Wikipedia ist in der
Tat EINE, aber sicher nicht die letzte Plattform, auf der ich versuche, Werbung
für die Vernunft zu betreiben!
Könnt ihr denn
nachvollziehen, was es bedeutet, nichtssagende Phrasen und Beschimpfungen von
der Qualität eines Schwall oder Alchemy in mündlicher direkter oder
schriftlicher Form wieder und wieder um die Ohren geschlagen zu bekommen, nur
weil ihr Kernbergs Widerwärtigkeiten einmal IM WORTLAUT zitiert habt? Wahrlich,
wahrlich, ich sage euch: Auf dieses „Vergnügen“ könnte ich gerne verzichten!
Zur Neutralität:
Ich muss wohl anerkennen, dass der Mensch einen Hang zur Neutralität hat:
„Also, ich halte mich da raus, ich kann das ja sowieso nicht so genau
beurteilen! Deswegen registriere ich einfach mal nur so, was da gerade genau
abläuft. Ohne Bewertung. Ohne Handlungsimpuls.“ Man könnte es sogar „innere
Achtsamkeit“ nennen. Das beruhigt auf jeden Fall die Nerven! Mit diesen Worten
kann man den zur Deportation abgeführten Juden hinter den Gardinen nachblicken,
ebenso den stalinistischen Schauprozessen achselzuckend beiwohnen.
Da waren die alten
Griechen womöglich klüger: Der weise Solon (ca. 640-560 v.u.Z.) hatte ein
Gesetz formuliert, wonach in Athen im Fall eines Bürgerkrieges jeder Bürger
eine Position beziehen MUSSTE! Er ging davon aus, dass dadurch die gerechte
Sache schneller eine Mehrheit finden würde. (Er soll später von dieser Idee
nicht mehr so überzeugt gewesen sein. Vielleicht musste er erkennen, dass die
Mehrheit nicht immer ein Garant für vernünftige Entscheidungen ist!)
Mir geht es
jedenfalls so, dass ich die Einstellung von „Neutralität“ in einem wirklich
heftigen Konflikt – und der Vergleich eines kindlichen KZ-Opfers mit dessen
Kommandanten oder die Beurteilung der Vorgänge in einem vergewaltigten, maximal
neunjährigen Kind ist für mich so ein Fall – beklemmender empfinde, als eine
klare Parteinahme für irgendeine der beiden Seiten. Gegen einen klaren
Befürworter einer perversen Auffassung lässt sich leichter argumentieren, als
gegen jemand, der ständig argumentiert, das sei zwar so und so geschrieben,
aber so und so gemeint.
Zu khs: Lass
mich noch einige Anmerkung zu deinem Kommentar abgeben. Nach einem kurzen Blick
auf die m.E. sehr informationsreiche, gut gestaltete Seite von The Rain Man
zu KPTBS kann ich diesem nur zustimmen! Aus meiner Sicht ist das, was unter dem
so gut wie nichtssagenden Etikett „Borderline“ subsumiert wird, eindeutig
besser durch KPTBS zum Ausdruck gebracht, weil in diesem Begriff die
Problematik des Betroffenen als OPFER traumatisierender Umstände EINDEUTIG zum
Ausdruck gebracht ist. (Übrigens empfinde ich die kommentierende Überschreibung
seiner Seite im „Asyl“ als versteckt gehässig und eindeutig abwertend! Wo
bleibt da die gepriesene Neutralität?) Aber das passt natürlich den
Verteidigern der Kernberg’schen Theorie nicht ins Konzept, weil ihr Ansatz („Objektbeziehungstheorie“)
geradezu das komplette GEGENTEIL des KPTBS-Ansatzes zum Ausdruck bringt:
Traumatisierungen können zwar vorkommen, aber sie bieten der ohnehin angelegten
triebhaften Deformation der Kleinkinder (orale Wut, oraler Neid) nur eine Folie,
auf der diese sich erst richtig gut abbilden kann (siehe z.B. KZ-Opfer). So
legen die Kernbergianer Wert darauf, dass sich von der KPTBS eine
„Borderline-Störung“ (angeblich) ziemlich eindeutig abgrenzen lasse. (Kommentar
von Oedipal: Ha-Ha-Ha! “Borderline” = Nahezu aussageloser Begriff, der in seiner
Diffusität und Unbestimmtheit nur sehr schön dem Drang der Besserwisser
nachkommt, ihren wirklichkeitsverdrehenden Theorien eine schöne, glatte
Spielwiese zu verschaffen!)
Dass dich das
Internetmaterial der Uni Saarbrücken „schon sehr abgeschreckt“ hat, sollte dich
nicht verwundern. Otto Kernberg und Rainer Krause, unter dessen
Schirmherrschaft die von dir wahrgenommenen Thesen ins Netz gestellt wurden,
sind befreundet. Das hat er jedenfalls mir gegenüber in einer Diskussion in der
Saarbrücker VHS (anlässlich der Attentate auf das WTC am 09.11.) dargestellt,
als ich ihn zur Theorie Kernbergs befragt habe. Krause hat auch in demselben
Heft einen Beitrag geleistet, in dem Kernberg seine Thesen von 1999 verbreitet.
(Auf diesen Artikel gehe ich auch auf meiner Webseite ein: Stichwort:
Psychotherapeuten-Warndienst für das Saarland / Rainer Krause.) Das, was dich
abschreckt, die automatische Verortung der „Schuld“ oder „Verantwortung“ für
das Geschehen bei den Betroffenen finde ich auch – gerade auch in den von mir
kritisierten Fällen – unerträglich! Da geben sich aber Krause und Kernberg wohl
unschwer die Hand.
Über schwall
(da er sich ja aus dem Diskussionsprozess ausklinken wollte, um nicht noch mehr
„mit Dreck beworfen zu werden“, diskutiere ich wohl besser nur noch über ihn;
ist eigentlich nicht mein Stil): Es ist ja rührend, wie er Kernberg mit den
Worten zitiert: "Der Therapeut kann dem Patienten nicht helfen, sich als
Individuum zu entwickeln, wenn er keinen authentischen Respekt und keine
authentische Anteilnahme für ihn empfindet." Es ist das erste ausführliche
Kernberg-Zitat, das er bringt. Und jetzt sagt mir, ob ihr IRGENDEINEN FUNKEN an
Respekt in den Fallgeschichten über das Kz-, das Vergewaltigungs- und das
Therapeuten-Missbrauchs-Opfer findet!?!?!? Viel Glück bei der Suche! Ich
fürchte, sie wird ohne Erfolg bleiben! Hier zeigt sich Kernberg als der
Einbrecher, den ich im Verlauf der Diskussion schon einmal geschildert hatte:
Als der Mann, der beteuert, vor dem Eigentum anderer größten Respekt zu haben!
So long – gute Nacht
Hallo. Ein Vorschlag: könnten wir nicht alle,
eine neue Seite als Vorschlagseite aufbauen und diese dann in den Artikelraum
stellen lassen, in der auch eine Kritik enthalten ist, die auf die aktuelle
Diskussion in der Traumatalogie hinweist, bzw. die Probleme einer
Objektbeziehungstheorie darlegt ohne polemisch zu sein, so dass alle Leser
etwas davon haben?
khs 13. Jun
2006, 17:40
Zustimmung! Das
meinte ich mit „Die Krontroverse Trauma- vs. Triebtheorie sollte woanders
geführt werden“. Wir sollten dabei vielleicht beachten keinen „POV-Fork“ -
„Objektbeziehungskritik“ o.ä. zu produzieren. Ob die Relevanz für einen eigenen
Atikel reicht glaube ich auch noch nicht so ganz. Aber Argumente und FAKTEN
in Artikel-ähnlicher Form auf einer Unterseite im Benutzerraum zusammen zu
sammeln und DORT zu diskutieren, dieses dann ggf. in verwandte Artikel
kritisch, aber unpolemisch, dem Stand der wissenschaftl. Diskussion (und das
ist eben sehr dünn!) entsprechend unterbringen ... (uhie-juhie-juhie ....;-) --
Fänd ich gut!
schwall 13. Jun 2006, 17:01
In welchem
Namensraum soll der Arikel angelegt werden?
Sebi,
Also langsam
bewegt sich die Sache in die richtige Richtung. Echt schön, dass es hier doch
zu klappen scheint. Nur möchte ich noch kurz auf schwall eingehen, auch auf seine Antwort auf
mein Statement von oben.
Natürlich halte ich
dich nicht für einen Vandalen, gar kein Thema. Nur wenn Du wegen eines Zitates
gleich einen ganzen Absatz entfernst, dann kann das schon einen falschen
Eindruck erzeugen. Das Wichtige dabei: Wikipedia hat Regeln, aber für diesen
Fall besonders wichtig: Es gibt auch noch andere Regeln auf der Welt - und auch
hier in Deutschland - die wichtiger sind als so manche Wikipedia-Regel,
allerdings richtet sich die Wikipedia dann dementsprechend danach.
Auf was ich hier
hinaus will: Das Entfernen eines solchen Absatzes kann bei einem Betroffenen
unglaublich schweren Schaden anrichten. Das kann ein Nichtbetroffener kaum
nachvollziehen, wie fatal das sein kann. Allein die Existenz eines solchen
Artikels über Kernberg kann, zumindest in einer solch unkritisierten Form, eine
schlimme Verletzung und Quälerei, ich würde sagen auch Folter mit bleibenden
Schäden für Betroffene sein. Im Zweifelsfall geht hier der Menschenschutz und
die Menschenwürde vor.
Viele Leute haben
schlimm gelitten wegen der Dinge die Kernberg propagiert. Ob dieser Professor
das alles aus Fahrlässigkeit macht, aus niederen Beweggründen oder weil selbst
die schlauesten Menschen an ihr Lebenswerk glauben wollen und ohne schlechte
Absicht gegenüber Dingen blind werden; solch ein Wahnsinn muss dringend
gestoppt werden.
Jedenfalls finde ich
es super, dass Schwall bei der neuen Seite mitmacht. Was diese Seite betrifft
unterstütze ich Euch so gut ich kann. Momentan habe ich zwar sehr viel Arbeit,
aber ein bisschen Zeit finde ich auf jeden Fall. Die grundsätzlichen
Entscheidungen überlasse ich erst mal Euch. Übrigens: Eine etwas modifizierte Seite des alten Artikels findet ihr hier.
Stört Euch bitte nicht an dem gelben Schild über dem Artikel, ich bin auch nur
ein Mensch. Und zu der ganzen Geschichte wie der Artikel massakriert wurde, musste
ich sagen
This user is not amused. |
----> Aber die Zeiten ändern sich. Danke an
Euch!
schwall 13. Jun 2006, 18:57
Super - es geht ja in die richtige Richtung -
werde erstmal deinen Artikel durchlesen. Habe in meinem Namensraum [4] ein Lemma Kernberg eingerichtet und die
Inhalte des bestehenden Artikels eingesetzt. Ich schlage vor neben der
Biographie die Arbeit Kernbergs in Bezug auf die Objektbeziehungstheorie
darszustellen und dann die für mich sehr wichtige phänomenische Übereinstimmung
zwischen komplexer PTBS und Borderlinern. Ich nehme die mögliche Verletzung von
Betroffenen ernst (ernster, nach dem Einwand von dir Sebi) und möchte aber auch
gerade deshalb versuchen, die Sachlage so darzustellen, dass sie eine Chance in
diesem Artikel haben wird. Frage an dich Sebi: warum ist dein Artikel letztlich
untergegangen - könnte zwar nachforschen, aber vielleicht geht es ja so schneller.
Also würde mich über alle Beteiligten freuen (alle!) und hoffe, dass das
Projekt gelingt. Eine andere Projektseite geht natürlich auch, wenn Bedenken
wegen meines Namensraums bestehen. Gruß
Sebi 13.
Jun 2006, 19:31
Hört sich toll an.
Bin mir sicher, das klappt. Möglicherweise wird es während der Neugestaltung
noch die ein oder andere Diskussion geben, aber letztendlich sitzen hier
vernünftige Leute am Tisch.
Wegen des von mir
geschriebenen Artikels; da hat es zu der Zeit einige grundsätzliche
Missverständnisse gegeben. Den Inhalt hat hier keiner geglaubt und zudem für
eine grobe Verletzung des Neutral Point Of View gehalten. Zu der Zeit war ich
noch relativ neu hier und kannte mich noch gar nicht aus. Ich wusste noch nicht
mal, wie man hier den NPOV versteht. Ich bezog das auf die Wikipedia als
Gesamtheit. Aber nach meinem momentanen Wissensstand soll schon innerhalb jedes
einzelnen Artikels der NPOV erreicht werden. Wenn es also zwei sich
wiedersprechende wissenschafliche Theorien gibt, müssten sie demnach in einem
Artikel einander gegenübergestellt werden. Dass das nicht überall der Fall ist
(vgl. BPS-Artikel und andere Wissensgebiete) und sein kann, war in diesem Fall
nicht ausschlaggebend.
Natürlich war ich
sehr echauffiert davon, dass jemand ein paar Bilder aus dem Artikel genommen
hat und hab mich, ohne es richtig zu wahrzunehmen und zu wollen, mit diesem
jemandem in die Haare gekriegt. Aber keine Sorge, mit betreffender Person
verstehe ich mich inzwischen sehr gut. Da ist schon wieder Gras drüber
gewachsen.
Ich habe dann einen
von betreffender Person eingesetzten Überarbeiten-Baustein und auch den
Neutralität-Verletzt-Baustein rausgenommen. Dann hat man den Artikel gesperrt,
ich wusste da noch gar nicht was „Sperren“ bei Wikipedia bedeutet. Aber ich hab
mich darüber aufgeregt, dass der Artikel so fertig gemacht wird. Ein paar
Minuten später war er zur Löschung angesetzt. Die Meisten fanden ihn wohl relativ
verstrahlt bis geistesgestört. Leider. Und viele fanden das „Lemma komplexe
PTBS“ überflüssig bzw. irrelevant. Zum Schluss kam dann Scepticfritz,
ein Psychologie-Professor. Der hat das Lemma komplexe PTBS verteidigt und den
neuen Artikel geschrieben.
Was mich betrifft;
ich hatte mir vorgenommen Abstand zu diesen Themenbereichen zu nehmen und mich
auf unbestimmte Zeit hier nicht mehr damit zu beschäftigen. Aber in so einem
Fall wie hier bin ich gerne dabei. Grüsse –
khs 13. Jun
2006, 19:43
Find ich Klasse!
Werde mich aber erst Morgen gegen Abend beteiligen können. Grüsse an alle die
schon mit im Boot sind.
schwall 13. Jun 2006, 19:46
Sehr schön - habe den Artikel mal grob
strukruriert [5] - als Vorschlag - werde mich erstmal auf
die Darstellung der Objektbeziehungstheorie verlegen - mal sehen. Warum hast du
dich (sebi) zurückgezogen? Grüße
Sebi 13. Jun 2006, 22:37
Jup, das schaut
schon nicht schlecht aus. Hoffe dass Oedipal die
Sache auch im Groben begrüßt. Das mit dem Zurückziehen von diesen Themen würde
ich gerne irgendwann später erzählen. Also, Bis demnächst .
Oedipal 14. Jun
2006, 08:17
Hallo Sebi,
du fragst mich (Oedipal), ob ich die Sache im
Groben begrüße. Dazu sollte vielleicht zunächst einmal die Bootsfrage
geklärt werden: Wer sitzt denn hier überhaupt drin? Wer übernimmt das Steuer?
Wer rudert? Von khs habe ich bisher nur gehört, dass er sich eigentlich
nicht vorstellen kann, mit mir zu diskutieren. Wie ist denn da wohl der Stand
der Dinge? Er hat bisher eher vermieden, auf meine Beiträge direkt einzugehen.
Zu schwall muss ich erst noch einmal
meinen Ärger loswerden: Er hat einmal angekündigt, er wolle sich aus der
Diskussion zurückziehen. Bisher hatte er das nicht zurückgenommen, ist jetzt
aber schon dabei, sich zum Vorreiter einer kritischen Umgestaltung zu machen.
Das ist in meinen Augen geradezu geschmacklos, denn er hat in der bisherigen
Auseinandersetzung hinreichend bewiesen, dass er zu dieser kritischen
Auseinandersetzung gerade NICHT in der Lage ist. Sein schöner Entwurf zeigt das
ja auch: Zunächst ausführliche Darstellung der klugen Theorie. Vielleicht
abgeschlossen mit einem von Kernbergs Zitaten über die Bedeutung von authentischer
Anteilnahme und authentischem Respekt? Derart eingelullt kann den
LeserInnen dann auch eine kleine „Kritik“, oder gar „radikale Kritik“ zugemutet
werden. (In Klammern: Die kann man dann, wenn die Wogen sich ein wenig
geglättet haben, leicht unter einen Radikalenerlass fallen lassen!) Eine solche
Kritik hat vor allem eine FEIGENBLATTFUNKTION: Sie soll helfen, etwas zu
bedecken, was man beschämt am liebsten den Augen der anderen verbergen möchte.
(Ein Fortschritt ist immerhin, dass schwall die „Nacktheit“ von
Kernbergs Theorie jetzt wenigstens erkannt zu haben scheint. Da hatte er sich
ja vor wenigen Tagen noch im Zustand naiver Unschuld befunden. Wenn seine neue
Position wirklich einen Umdenkungsprozess offenbart, dann habe ich dafür
tatsächlich Respekt! Dann würde ich aber auch erwarten, dass er im weiteren
Verlauf dieses Prozesses z.B. seine (von mir nachgezählten) 32 Kommentare aus
dem Beitrag von mir herausnimmt, den er offenbar damit zerstückeln wollte. Das
ist bislang noch nicht geschehen.)
Mein Gegenvorschlag: Schaut euch mal z.B. die
Seiten von Hitler, Stalin oder Ceausescu an: Da wird
(zumindest bei den ersten beiden Herren) ganz am Anfang direkt eine deutliche
Bewertung von deren Tätigkeit vorgenommen. Erst danach geht es um die
Darstellung von ihrem Wirken, jeweils aus einer distanzierten Perspektive, die
keineswegs auf die Brocken der alten Propaganda zurückgreift, bzw. da, wo sie
es tut, diese als Propaganda benennt und richtigstellt.
Bei den gerade genannten Herrschaften ist die
einigermaßen „neutrale“ Auseinandersetzung mit ihrem Wirken dabei ja noch
relativ einfach, weil die Bewertung ihrer Gesamtleistung unter den einigermaßen
vernünftigen LeserInnen kaum umstritten sein wird. Aber bei Leuten wie
Kernberg, die sich noch in dem Zustand befinden, dass sie sich – wie seinerzeit
auch die drei genannten Herrschaften – größter Zustimmung und Popularität
erfreuen, wird das alles etwas schwieriger. Gerade da ist m.E. für ein Medium
wie Wikipedia wichtig, sehr direkt und deutlich das WISSEN um die zentralen
Positionen solcher Menschen darzustellen – und zwar sehr KONKRET.
Noch einmal ein Beispiel: Hätte es Wikipedia
schon zu Hitlers, Stalins, Ceausescus, ... Zeiten gegeben: Hätte sich eine
(kritische) Wikipedia-Gemeinschaft damals herausnehmen sollen, ZU BEGINN einer
ausführlichen Darstellung der entsprechenden Personen auf deren EINDEUTIGE
AUSSAGEN und HANDLUNGEN in Hinblick auf Intoleranz (gegenüber Juden, Kranken,
Minderheiten, ...), Missachtung geistiger Freiheit oder was auch immer
einzugehen? (Natürlich nur, sofern entsprechende Textstellen im Original
zitiert, entsprechende Handlungen belegt sind!) Ich würde mir jedenfalls
wünschen, dass es - gerade in heutiger Zeit - leichter gelingen würde,
entstehende Tyranneien oder unmenschliche Doktrinen bereits in ihrem Entstehen
zu bremsen und auszuhebeln. Schon die alten Griechen hatten sich mit derartigen
Fragen beschäftigt und dann z.B. ihr Scherbengericht erfunden. Ob spätere
Historiker einmal in Wikipedia eine solch kritische Wächter-Institution
sehen werden? Wenn darin auch eine Funktion von Wikipedia gesehen wird, zeitnah
und kritisch bestimmte Doktrinen und Machenschaften zu dokumentieren, könnte
das dann dazu beitragen, dass die Welt in Zukunft nicht mehr so viele Disaster
erleben muss, über die dann - IM NACHHINEIN - jeder Bescheid weiß und wo dann
wieder die viel zu oft gestellte Frage auftaucht: Warum wurde denn dieser üble
Spuk nicht schon viel früher beendet?
Ich höre jetzt schon den Aufschrei, dass es doch
eine Schweinerei sei, Kernberg mit den genannten Drei zu vergleichen. Und
natürlich weiß ich auch, dass diese Drei unvergleichlich sind. Aber an
drastischen Beispielen lässt sich manches eben leichter darstellen: Dass für
mich nämlich die GRUNDLAGE jeder Auseinandersetzung mit Kernberg die gründliche
Beschäftigung und eindeutige Bewertung seines Umgangs mit kindlichen KZ- und
Vergewaltigungs-Opfern, mit Opfern schwerer TherapeutInnenfehler (sexuell
missbrauchte Frau; alleingelassene Studenten, die ihr Stipendium verlieren),
u.s.w. stehen MUSS. Jede andere Darstellung seines Wirkens macht sich m.E.
mitschuldig, der Verbreitung dieses Horrors Vorschub zu leisten.
Deswegen meine Position, zusammengefasst:
Ich steige nur in ein Boot, bei dem ich weiß,
dass die Insassen mit mir in folgenden Punkten übereinstimmen:
- Die kindlichen Opfer sind Opfer, und nicht die
Agenten triebhafter Verfehlungen!
- Die Bemäntelung von Gewalt (v.a. wenn sie sich
gegen Kinder richtet, aber natürlich auch, wenn sie sich gegen Erwachsene
richtet) mit Schuldzuschreibungen gegenüber den Opfern ist obszön, nicht die
drastische Darstellung dessen, was den Betroffenen widerfahren ist! (Zumindest,
solange die drastische Schilderung nur dazu dient, das ganze Ausmaß der
verbalen Verschleierung dieses Elends zu verdeutlichen!)
- Eine (kritische) Darstellung von Otto Kernberg
erfordert, dass eine eindeutige Stellungnahme zu den zentralen Aspekten seines
Handelns allen Aussagen über seine Ehrungen, Theorien u.s.w. VORANGESTELLT
wird: Sein Rückgriff auf (angebliche) frühkindliche triebhafte Verfehlungen
(orale Wut, oraler Neid) auf Seiten der Betroffenen, um deren psychisches Leid
zu „erklären“; seine Opfer-Täter-Verkehrung; die Gefahr einer
Re-Traumatisierung für Betroffene unter solch einer „Behandlung“. Dann lassen
sich die entsprechenden Auszeichnungen, Titel u.s.w. auch besser einordnen.
Bei dir, Sebi, habe ich bereits sehr
deutliche Aussagen dazu wahrgenommen! Dir gegenüber habe ich volles Vertrauen,
dir könnte ich mit ruhigem Gefühl das Steuer überlassen! Bei khs scheint
eine deutliche Kritik an Kernbergs Praxis ebenso durch. Von ihm würde ich mir
vielleicht noch eine kurze Bestätigung wünschen, ebenso eine Klärung, ob er
mich für diskussionswürdig hält, oder nicht. (Ansonsten könnte die
Zusammenarbeit an Deck ein wenig schwierig werden.) schwall und Alchemy
haben bisher nur Belege dafür abgegeben, dass sie diejenigen für abartig
halten, die Kernbergs Praxis klar und eindeutig für abartig halten. Wenn sie in
der Lage sind, diese Haltung klar und eindeutig zu revidieren, dann seien auch
sie auf dem Kahn willkommen.
In einem solchen Schiff wäre ich jedenfalls
gerne dabei! Leinen los?
In diesem Sinne
Widescreen
14. Jun 2006, 10:38
Der "Streit"
Hallo, da ich den Artikel Kernberg nicht
beobachte, bin ich erst jetzt auf euren "Streit" gestossen. Dieser
dreht sich im Wesentlichen um die Person Kernberg und seine Aussagen als auch
die Psychoanalytische Therapie dreht. Obwohl ich keine Lust hatte, mir die
gesammte Diskussion durchzulesen, bin ich doch auf einige Widersprücklichkeiten
gestossen.
Das Zitat von O.F.K: Darin erklärt Kernberg
u.a., dass das zentrale Problem einer Frau, die als Mädchen von noch nicht zehn
Jahren von ihrem Vater vergewaltigt wurde, darin bestehe, dass sie dabei einen
"sexuell erregenden Triumph über ihre Mutter" erlebt habe. Die Frau,
die unter schweren Depressionen leidet, müsse lernen, "ihre Schuld (zu)
tolerieren".
Hier liegt bei oedipal ein grundlegendes
Missverständniss vor. Zwar wäre es schön, wenn die die Thematik eine so
eindeutige Polarisierung in schwarz und weiß in sich tragen würde, doch hier
ist dass Probem, dass, vor allem wenn der Missbraucher eine nahe Bezugsperson
ist, es leider selten eine solche Verdammung statt finden darf. Das liegt
daran, dass vor allem im Falle einer Vergewaltigung von einem Elternteil hier
äußerst selten der Missbraucher als nur böse gesehen werden kann. Oftmals ist
es sogar so, dass der Missbraucher dem Kind oder Jugendlichen als
Verschleierungstaktik die Schuld an dem Geschehen gibt, ihm einredet, dass er
bestraft würde, wenn der Missbrauch jemals ans Tageslicht kommt usw. Selten
gehen Missbraucher, vor allem wenn sie in engen Kontakt zu den Ki. u. Ju.
stehen brutal vor. Dass bei einem solchen Vorgang sexuelle Lust erlebt wird,
erhöht die Schuldgefühle des Opfers, da das Opfer ja zumeist weiß dass etwas
falsch daran ist. Wenn der Missbrauch, wie so oft, verborgen bleibt, kann es zu
höchst ambivalenten Einstellungen gegenüber dem Missbraucher kommen.
Zudem ist der Missbraucher in der überwiegenden
Zahl der Fälle ein Verwandter oder enger Freund der Familie, der sich oftmals
"rührend" um die Kinder kümmert. Diese Aspekte, dass der Missbraucher
oft auch eine sehr nette Seite hat (Manchmal Vater oder Onkel ist), lässt
selten eine so eindeutige Polarisierung zu. Kernberg (als Kluger Theoretiker
und Kliniker) weiss, offenbar im Gegensatz zu anderen, dass eine solche Schuld
oft schwerer wiegen kann als die einmalige Tat an sich. Wenn sich hier die
Patientin selber die Schuld für ihre sexuelle Lust gibt, dann ist es sehr klug,
diese ihr nicht ausreden zu wollen, und den (geliebten?) Vater, über den manche
Kinder und Erwachsene niemals etwas kommen lassen würden, nicht schlecht zu
reden.
Aufgrund der Objektbeziehungstheorie kann der
Vater als Selbstobjekt fungieren. Ihn zu beschuldigen, kann einer Beschuldigung
der Patientin gleich kommen. Auf so Ich-schwache Persönlichkeiten kann eine
Beschuldigung des Vaters als Suizidgrund wahrgenommen werden. Da Kernberg ja
beinahe ausschließlich mit Borderlinern (mangelnde Realitätsprüfung, suizidale
Tendenzen) arbeitet, die selten zur Integration von guten und schlechten Seiten
eines Menschen fähig werden, ist hier zumindest ein Anfang gesetzt, sich selbst
mit den immer wieder schwammigen Gefühlen gegenüber sich selber wahr zu nehmen
(wer bin ich eigentlich? selbst: bin ich Homo- oder Heterosexuell). In dieser
Verwirrung zu deuten: "Sie fühlen sich Schuldig"; ist möglicherweie
für diese Patientin der einzige Weg, sich der Aufgabe Ich zu nähern. Gruß
Sebi 14. Jun 2006, 17:46
Also Widescreen
, genau diese Theorien die Du hier darstellst sind nicht nur menschlich pervers,
sondern sie stoßen sogenannte "Borderliner" sehr vor den Kopf. Sie
sind auch der Grund, warum sich Oedipal
hier so deutlich ausdrückt. Das zeigt mir wieder einmal mehr, dass eine
Neufassung der Seite zu Herrn Kernberg dringend geboten ist. Ich würde es sehr
begrüßen, wenn Du neben deinen Darstellungen von Kernbergs Theorien auch daran
denken würdest, was Deine Darstellungen hier bewirken. Was das Elternbild von
Missbrauchten Kindern angeht; so wie hier dargestellt ist das verdreht und
nicht in Ordnung.
Diese Gegensätzlichkeiten im Zusammenhang dieser
Untaten zerreißen die Persönlichkeiten der Kinder. So wie Kernberg es darstellt
ist das mehr als missverständlich und stellt die Opfer in ein falsches Licht.
Und genau dieser Punkt stellt ein grosses Problem dar. Viele Irrtheorien, nicht
nur in der Psychologie und bei Ideologien, haben die Eigenschaft, dass sie
etwas Wahres beinhalten, was aber noch lange nicht heißt, dass die Theorien
richtig sind. Diese Eigenschaft macht solche Theorien erst richtig gefährlich.
Und die von Kernberg sind nicht nur meiner Beurteilung nach überflüssig, da die
wirklichen Sachverhalte bereits erforscht wurden in korrekter Darstellung
veröffentlicht sind.
Versteh mich bitte richtig; Ich weis Dein
Engagement hier schon zu schätzen und bin mir auch im Klaren darüber, dass Du
von der Materie bzw. den Kernbergschen Theorien wirklich Ahnung hast. Aber man
hat sich aus guten Gründen für eine Neufassung entschlossen.
In Anlehnung an Deine Überschrift hier würde ich
es begrüßen, wenn Du den sogenannten Streit nicht wieder anschürst,
genau jetzt wo sich die Sache einigermaßen zu harmonisieren beginnt. Ein
paar Eischätzungen von Dir dürften tatsächlich daher kommen, weil Du die
Ellenlange Seite nicht wirklich durchgelesen hast. Ich muss mich hier so
deutlich ausdrücken. Ich hoffe Du kannst das Verstehen.
--Oedipal 14. Jun 2006, 20:10
Von Oedipal:
Hallo Widescreen,
ein Glück, dass du dich jetzt endlich in die
Diskussion einmischst! Wir wären ja sonst ohne dich bald an einen Punkt
gekommen, wo wir zu einem konstruktiven Ende gelangt wären. Da ist es doch
schön, wenn du jetzt dafür sorgst, das alles wieder von vorne anfängt, indem du
die bisherige Argumentation einfach ohne Beachtung lässt, die Diskussion über
die Orientierung der Expedition mal eben so über den Haufen wirfst, uns statt
dessen noch schnell deine Weisheiten als Seekarten anempfiehlst.
Findest du es nicht ein wenig unverschämt zu
sagen: „Obwohl ich keine Lust hatte, mir die gesammte Diskussion durchzulesen,
bin ich doch auf einige Widersprücklichkeiten gestossen.“? Glaubst du, ich
hätte große Lust, noch einmal alle meine Argumente vor dir auszubreiten oder
auf die Einwände von Sebi oder khs zu verweisen, nur um dich noch einmal auf
den Stand der Dinge zu bringen, zu versuchen die bei dir entstandenen
scheinbaren Widersprüche (übrigens: welche Widersprüche konkret?) aufzulösen?
Und auf der offensichtlich sehr dünnen Basis deines Kenntnisstandes dieser
Diskussion hier gelangst du dann zu der klaren Einschätzung: „Hier liegt bei
oedipal ein grundlegendes Missverständniss vor.“ Solche oberlehrerhaften
Phrasen mögen sich in deinem sozialen Umfeld großer Beliebtheit erfreuen, bei
mir wirst du bei so einer Frechheit mit Gegenwind rechnen müssen. Du kannst
sagen: Aufgrund meiner Unkenntnis des Standpunkts von Oedipal und aufgrund von
4 Zeilen, die ich in dieser Diskussion aufgeschnappt habe, komme ich zu der
Auffassung, dass bei Oedipal ...“ Und dann darfst du dich gerne den buntesten
Phantasien überlassen, was in meiner Welt so alles schief läuft. Und du darfst
zu meiner Belehrung unbekümmert den alten Sabber daherleiern, der „Schuld“ und
„Schuldgefühl“ vermischt, der die KZ-Opfer außen vor lässt, vergewaltigende,
beziehungslose Singles möglicherweise als harmlos betrachtet (weil: da gibt es
ja nun wirklich keinerlei Schuldgefühl für die Grundschülerin zu entwickeln!).
Und du darfst uns auch in aller Ruhe den Brei von dem fürsorglichen Kernberg
vorkauen, der sich doch nur händeringend bemüht, den armen suizidalen,
ich-schwachen Klientinnen aus der Patsche zu helfen. Und der – im Unterschied
zu anderen – so viel Kluges weiß und so wichtige klinische Erfahrung aufweist.
Derweil halte ich es mit Sebi, der z.B. einen Satz sehr schön klar formuliert
hat: Viele Leute haben schlimm gelitten wegen der Dinge die Kernberg
propagiert. Ob dieser Professor das alles aus Fahrlässigkeit macht, aus
niederen Beweggründen oder weil selbst die schlauesten Menschen an ihr
Lebenswerk glauben wollen und ohne schlechte Absicht gegenüber Dingen blind
werden; solch ein Wahnsinn muss dringend gestoppt werden. (Hallo Sebi! Ich
glaube, dass wir uns an diesem Punkt wirklich sehr eindeutig sehr einig sind!
Ich denke, die von mir zitierten 6 Fallgeschichten können deutlich machen, wie
es zu dem Leiden der Betroffenen an Kernberg kommen kann! Warum Kernberg das
macht, das habe ich übrigens in meinem 11-Seiten-Papier zu ergründen versucht:
s.m. Homepage, Verweis auf das Anschreiben an die KollegInnen!)
Es ist noch nicht klar, welches Schiff jetzt
hier Anker lichtet und ablegt; für blinde Passagiere, die sich ihr Ticket nicht
gelöst haben (d.h.: sich NICHT über den Stand der Diskussion informiert haben,
bevor sie ihren Sermon dazugeben), habe ich auf dem Schiff, auf dem ich
mitreisen möchte, kein Verständnis. Den zum fünften mal aufgebrühten
Selbstberuhigungstee – von wegen: „Kernberg meint dies so und jenes so!“ –
werde ich mir nicht mehr vorsetzen lassen. Er schmeckt abgestanden, bitter,
kalt, faulig. Wenn du – oder irgend jemand anderes – die dargelegten kritischen
Analysen von Fallgeschichten widerlegen möchte, der möge dies auch mit
konkreten Belegstellen tun, und es nicht mit dem Abbeten der eigenen
Glaubenbekenntnisse bewenden lassen. Es geht mir nicht darum, zu widerlegen was
du glaubst, sondern massiv, klar und deutlich zu hinterfragen, was Kernberg
selbst zitierbar in die Welt setzt.
Wenn dieses Schiff ablegen soll, und ich bin
wirklich dafür, dass es flott gemacht wird, dann nur mit Leuten, denen an einer
ernsthaften Diskussion gelegen ist. Für mich ist – wie gesagt – die Anerkennung
der oben genannten drei Punkte VORAUSSETZUNG für die weitere Mitwirkung.
Fakten, Zitate sind willkommen, ebenso das Eingehen auf bisherige Fragen oder
Argumente, explizite Zustimmung oder Ablehnung zu bestimmten, konkret
formulierten Positionen wird die Klärung erleichtern.
Oedipal
14. Jun 2006, 20:10
Nachtrag von Oedipal zu Sebi: Ich sehe, dass wir wirklich viel Gemeinsames haben. Ich
hatte meinen Text gerade erst fertiggestellt und habe deinen Text hier
vorgefunden. Der Tenor deiner ersten Passage deckt sich stark mit meiner
Position.
Nur bin ich wirklich ganz schön verärgert über
die Dreistigkeit von widescreen. Ich bin dafür, Dinge offen beim Namen zu
nennen. Das ist hier ja nicht irgendein banales Geplänkel, sondern eine
Diskussion, die sehr ernsthaft gemeint ist und hohen Energieaufwand erfordert -
jedenfalls für mich. Und dann so quasi zu schreiben: „Mich interessiert
eigentlich gar nicht im Einzelnen, was ihr da diskutiert, aber ich mische mich
schon mal ein und behaupte, dass ....“, ist in meinen Augen ganz schön dreist.
Das sollte m.E. auch gesagt werden. Ein solcher Vorgehen weckt jedenfalls nicht
gerade mein Vertrauen in die weiteren Beiträge aus dieser Ecke.
Ich persönlich bin über den Sperrungsantrag von
Alchemy nicht beleidigt. Ich bin bei jedem Projekt dabei, das die von mir
genannten drei Grundsätze berücksichtigt.
Dass man formuliert, die Kritik an Kernberg käme
vor allem von Seiten der Betroffenen, ist einerseits sicher gut. Andererseits
fühle ich mich NICHT als Betroffener, kann mir aber mit ein wenig
Einfühlungsvermögen sehr gut vorstellen, was Kernbergs Äußerungen für die
Betroffenen bedeuten.
Ich kann ja tatsächlich versuchen, einmal einen
Vorspann zu formulieren. Weiß nicht genau, wie ich zwischen Diskussion, Arbeit,
Freizeit u.a. (KEIN Fußball) noch dazu komme; kann vielleicht ein wenig dauern.
Widescreen
15. Jun 2006, 11:03
Also ich habe nicht vor, hier eine persönliche
Schlammschlacht mit Oedipal und Sebi (The Rain Man?) zu führen. Der Punkt ist,
warum ich auch so sehr für Kernberg plediere, dass ich Erfahrungen mit
Persönlichkeitsstörungen vor allem natürlich "Borderlinern" habe. Ich
finde Kernberg trifft den Nagel auf den Kopf! Ich habe auch die Internetseite
von Oedipal gelesen. Dazu kann ich leider nur sagen: Du solltest vielleicht
doch einmal versuchen die Theorie als gesamtes zu verstehen. Deine Kritik an
Kernberg gibt es nicht. Du kritisierst lediglich einige seiner Aussagen, die Du
im Zusammenhang nicht verstenden hast (nicht verstehen willst) und einige
Fallbeispiele, die Du wenn Du Dich mit der Thematik auskennen würdest,
sicherlich anders bewertet hättest.
Deine Abneigung, auch gegen meinen Beitrag,
zeigt mir aber, dass ich Dich davon nicht überzeugen kann. Leider. Darum muss
ich darum Bitten, hier sachliche Kritik zu üben. Es gibt sicherlich Dinge, die
an der Objektbeziehungstheorie zu kritisieren sind. Ich würde euch dabei
helfen, eine sachliche Kritik zu formulieren. Gruß
Widescreen 15. Jun 2006, 11:53
Nachtrag Sebi. Leider ist es das Ziel der
Wissenschaft, Phänomene durch wissenschaftliche Mittel darzustellen.
Grundsätzlich ist es dabei egal, ob damit jemanden vor den Kopf gestossen wird.
So hat Kopernikus sicherlich auch der römisch-katholischen Kirche vor den Kopf
gestossen, oder Darwin. Ich kann bei Kernberg ehrlich gesagt nichts finden, was
einem Borderliner, sofern er sich mit der ganzen Theorie auskennt, beleidigen
könnte. Ihr bezieht euch hier auf einige Aussagen, welche in der Gesamtheit
richtig und nicht anstössig sind. Das beste Beispiel ist der von euch
exemplarisch ausgewählte Satz von Kernberg.
Oedipal
15. Jun 2006, 12:34
Gegenvorschlag von Oedipal
Im Folgenden habe ich einen Text entworfen, der
sich unmittelbar an die Geburtsdaten von Kernberg anschließen sollte. Dabei
scheint mir der erste Abschnitt mehr oder weniger nicht diskutierbar, d.h. ich
würde auf keinen Fall wollen, dass daran etwas in inhaltlicher Sicht
weggenommen oder wesentlich verändert wird. Bei dem zweiten Teil wäre ich zu
Zugeständnissen bereit, dass er eventuell an irgendeiner anderen Stelle, auf
die in der Einleitung kurz verwiesen werden müsste, abgelegt ist. Ich nenne den
ersten Teil Vorbehalt, den zweiten Teil Begründung.
Was die Ausformulierung der weiteren Theorien
von Kernberg anbelangt, da würde ich mich persönlich eher heraushalten. Es
fehlt mir die Leidenschaft, mich mit weiteren solcher kranken Ideen
tiefergehend zu beschäftigen. Kernberg hat hier m.E. die Theorie von Sigmund
Freud konsequent auf die Spitze getrieben. Mit dem neurotischen, systemisch und
drogeninduziert zu verstehenden Hintergrund der Theorieentwicklung Freuds habe
ich mich an anderer Stelle sehr eingehend auseinandergesetzt (s. Ödipus –
komplex betrachtet). Vorbehalten würde ich mir das Eingreifen in die
Darstellung, wenn sie die Form der reinen Darstellung von Ideengebäuden
verletzt und die im Vorspann getroffenen Grundaussagen auszuhebeln versucht.
Mir wäre an einem möglichst konkreten „Ja“ oder
„Nein“ gelegen.
Vorbehalt
Den Ausführungen über die (z.T. bis heute
gelehrte und verbreitete) Theorie und Praxis von Otto F. Kernberg wird von
Seiten der Editoren – im Bewusstsein der Verantwortung von denjenigen, die
„Wissen“ verbreiten, für diejenigen, die sich „Wissen“ aneignen wollen – ein
schwerer Vorbehalt vorangeschickt:
Kernberg beschäftigt sich vor allem mit
psychischen Störungen von Menschen, denen er (wie auch andere Autoren) eine
Borderline-Persönlichkeitsstörung oder narzisstische Persönlichkeitsstörung
attestiert. Diese Störungen führt Kernberg regelmäßig auf Deformationen im
Kleinkindalter zurück. Allein frühkindliche Triebe (als „narzisstisch“ oder
„ödipal“ gekennzeichnet) stünden im Hintergrund einer derartigen Entwicklung.
Ob es sich um die Vergewaltigung eines maximal neunjährigen Mädchens durch
seinen Vater handelt, oder um den KZ-Aufenthalt eines unter 13-jährigen Jungen,
der sogar noch die Tötung seiner ganzen Familie miterleben muss: Diese und ähnliche
Gräuel haben nach Kernberg nicht per se schädigende Wirkung. Sie wirkten nur
deshalb an der Beeinträchtigung einer gesunden seelischen Entwicklung mit, weil
sie der schon zuvor bestehenden triebhaften Deformation der entsprechenden
Opfer quasi einen Kristallisationspunkt böten. Das Mädchen, so ungefähr
Kernbergs Argumentation, habe primär das Problem eines ungelösten ödipalen
Konflikts (nach der psychoanalytischen Theorie in seiner Entstehung auf ein
Alter von 2-5 Jahren festgelegt), und erlebe dann z.B. in der Vergewaltigung
durch den Vater gewissermaßen eine Reaktivierung dieses Konflikt, indem es
seien Schändung als einen „sexuell erregenden Triumph“ über seine Mutter,
erlebe; es müsse lernen, seine (ödipale) „Schuld [zu] tolerieren“. Bei dem Jungen,
der aus dem KZ befreit wurde, müsse im Grunde vor allem der Hass, den er
bereits als Säugling entwickelt und somit schon in das KZ mit hineingebracht
habe, bearbeitet werden. Insgesamt sei er in seinem Verhalten mit dem
KZ-Kommandanten des Lagers vergleichbar, in dem die ganze Familie des Opfer vor
dessen Augen getötet worden war.
Die psychische Situation von Gewaltopfern unter
eine Perspektive bringen zu wollen, die ihnen quasi in erster Linie eine
bereits in der frühesten Kindheit bestehende Täterschaft unterstellt, bedeutet
für genügend Fachleute, wie gerade auch für viele Betroffene, eine schwere
Kränkung und Beleidigung der Opfer. Im Behandlungsfall ist eine
Re-Traumatisierung solcher Gewaltopfer durch diese Herangehensweise geradezu
vorprogrammiert. Anders ausgedrückt: Eine auf diesem Hintergrund durchgeführte
„Therapie“ läuft größte Gefahr, schädigende Effekte zu produzieren.
Eine ausgiebige, überaus kontrovers geführte
Auseinandersetzung auf den Diskussionsseiten von Wikipedia hat die Erstellung des
Beitrags zu Otto Kernberg begleitet, in dem die hier formulierte Position
herausgearbeitet wurde. Mit dieser kritischen Einschätzung verbindet sich die
Auffassung, dass eine „neutrale“ Darstellung im Sinne einer bloßen Wiedergabe
von Kernbergs Thesen in Widerspruch geraten würde zu einem u.E. höher zu
achtenden Schutz von kindlichen wie erwachsenen Opfern extremer und extremster
Gewalt.
Begründung
Die Erfahrung zeigt, dass derartig formulierte
Vorbehalte leicht massive Einwände von Befürwortern Kernbergscher Konzepte
auslöst. Hierzu sei noch einmal ausdrücklich unterstrichen und mit einem
drastischen Vergleich illustriert: Eine Darstellung der Auffassung des
Nationalsozialismus oder des Stalinismus (vgl. Hitler, Stalin), die nicht auch
an allererster Stelle den brutalen Auswirkungen dieser Doktrinen Referenz
erweist, könnte für sich schwerlich den Anspruch auf „Neutralität“ geltend
machen, weil sie den Respekt vor den Opfern dieser Ideologien in grober Weise
verletzen würde.
Gerade bei einem Gedankengebäude, das sich noch
nicht aus der Position seiner Überwindung betrachten lässt, ist es ein Anliegen
von den hier argumentierenden Nutzern von Wikipedia, ernstzunehmenden
kritischen Einwänden, die durch konkrete Zitate und Aussagen belegt sind, ein
besonderes Gewicht beizumessen. Diese Einwände sind in den untenstehenden
Literatur- und Link-Angaben weiter im Detail ausgeführt. Nur auf diesem
Hintergrund scheint den aktuellen Editoren eine nähere Darstellung von
Kernbergs Theorien vertretbar zu sein. (Für viele mag die detaillierte
Darstellung dieser Theorie weit weniger bedeutungsvoll sein, als der Hinweis
auf die möglichen Folgen von deren konkreter Umsetzung.)
Ende des Vorschlags
Soweit mein Vorschlag
Lennert B (Admin) 15. Jun 2006, 12:39
Ohne das jetzt inhaltlich zu werten (ich habe es
nur überflogen) muß ich dir leider sagen das das in dieser Form kein
Enzyklopädieartikel sondern ein Aufsatz ist.
Widescreen
15. Jun 2006, 14:07
Finde ich ebenso. Vor allem die Terminologie ist
nicht angemessen und stimmt auch nicht mit der Objektbeziehungstheorie überein.
Alchemy 15. Jun
2006, 15:48
Neuer Vorschlag
Von alchemy, die (und nicht "der")
"unsäglich Angreifende"
Ich empfehle allen Beteiligten dringend die
Lektüre des diesen Jahres erschienen „Handbuches: Körper und Persönlichkeit“,
herausgegeben von A. Remmel, Otto F. Kernberg (man staune! Warum erklärt sich
weiter unten), W. Vollmoeller und B. Strauß (Schattauer Verlag 2006). ISBN-10:
3-7945-2411-X, ISBN-13: 978-3-7945-2411-2 In diesem Handbuch findet sich u.a.
auf S. 3 ff. ein Artikel von Kernberg, mit seinen neuesten Überlegungen zur
Frage der Identität und geht hier ausführlich auf sein theoretisches Konzept
bezüglich der Entstehung von Borderline- Persönlichkeitsstörung (BPS), unter
der Berücksichtigung von traumatisierenden, wie schwere körperliche
Misshandlung, sexueller Missbrauch oder das chronische Bezeugen schwerer
körperlicher und sexueller Misshandlung, ein. Ebenfalls sieht Kernberg es als erwiesen
an, dass ein Zusammenhang zwischen chronischen Schmerzen im Rahmen einer
körperlichen Erkrankungen im 1. Lebensjahr und der Akzentuierung aggressiven
Verhaltens. Weiterhin ist die Auswirkung chronischer Vernachlässigung und
extremer chaotischer familiärer Umstände, insbesondere der Zusammenbruch der
Generationengrenzen, sowie chronisch unberechenbares Verhalten seitens der
Eltern maßgeblich dafür, dass sich eine schwere Persönlichkeitsstörung (PS) und
eine Identitätsdiffusion entwickeln können.
Eine seiner HYPOTHESEN (man beachte, es handelt
sich, wie es in der Wissenschaft üblich ist, um eine Hypothese, die es gilt
durch saubere, sprich zeitaufwendige Untersuchungen und nicht abenteuerlichen
Mutmaßungen zu beweisen, welche sich auch in hier genannten Handbuch
wiederfinden) zur Entstehung einer schweren PS oder BPS, ich zitiere:“ Die
wichtigste Hypothese zur Entstehung von einer PS oder BPS besagt, dass
ausgehend von einer konstituellen, negativen Affektdisposition und
Impulsivität, bzw. einer defizitären Affektkontrolle- Faktoren wie
desorganisierter Bindungsstil, körperlich und sexuelle Traumatisierungen,
Vernachlässigungen oder familiäres Chaos eine Prädisposition dafür darstellen,
dass es zu einer abnormen Fixierung an jene Entwicklungsstufe, die der
Integration einer normalen Identität vorausgehen. Das heißt: Unter der
Vorherrschaft negativer und positiver affektiver Spitzen persistiert die
allgemeine Spaltung zwischen idealisierten und verfolgenden internalisierten
Erfahrungen. Klinisch gesehen manifestiert sich dieser Zustand als Syndrom der
Identitätsdiffusion mit der typischen defizitären Integration eines
Selbstkonzeptes, bzw. eines Konzeptes bedeutsamer anderer.“ Weiterhin schließt
sich Kernberg den neuesten Untersuchungen an, die vor allem die
neurobiologischen Faktoren der Entstehung von BPS zugrunde legen. Er (K.)
VERMUTET eine genetische Disposition für eine bestimmte Affektaktivierung, die
an die Pathologie des Neurotransmitter- Systems geknüpft ist, und es dadurch zu
einer Hyperreaktivität für schmerzliche Stimuli kommt, die sich durch eine
angeborene exzessive Entwicklung des aggressiven Affektes manifestiert. Er
vermutet weiter, dass insbesondere die Hyperaktivität der Amygdala zur
negativen Affektaktivierung beiträgt (de Vagvar et al. 1994, Gurvits et al.
2000, Silk 2000, Steinberg et al. 1994, usw). Weiterhin räumt er eine
genetische Disposition für die potenziell primäre Hemmung der Hirnareale ein,
die für die kognitive Kontrolle, des präfrontalen und präorbitalen Kortexes,
sowie des vorderen Teiles des Cingulums zuständig sind, alles Bereiche die die
Fähigkeit zur „gerichteten Kontrolle“ bestimmen.
Meines Erachtens stellt sich nun die Frage, was
war zuerst war: „Die Henne oder das Ei“, sprich die traumatisierende Umgebung,
die die stressverarbeitenden Hirnaktivitäten erst ungünstig verändert, so dass
der BPS-Patient nicht adäquat und angemessen mehr auf die traumatisierende
Umgebung reagieren kann. Oder der BPS-Patient bringt genetisch bedingt zu
„ungünstige“, sprich, Trauma-verarbeitende „ungeeignete“ Hirnaktivitäten mit
und scheitert deshalb an den traumatisierenden Bedingung denen er ausgesetzt
ist. Im übrigen spricht auch Frau Prof. Marsha Linehan ebenfalls von einer
genetischen Prädisposition bei BPS ohne diese, zumindest in dem Trainingsmanual
„Der dialaktisch-behavioralen Therapie der Borderlinstörung“ mit
hirnphysiologischen Nachweisen zu unterstützen.
Im selbigen Handbuch findet sich nun, friedlich
vereint, weil, wie erwähnt ist u. a. der „böse“ Kernberg Mitherausgeber dieses
Handbuches ist, nachfolgenden Artikel von Frau Prof. Herpertz, den ich hier
zusammenfasse. Die meisten Formulierungen habe ich übrigens meiner home-page
entnommen, da ich ebenfalls viel mit BPS-KlientInnen arbeite.
Nachdem die Borderline-Persönlichkeits-Störung
(BPS) über mehrere Jahrzehnte von Klinikern häufig als Restkategorie für
diagnostisch oder therapeutisch schwierige Patienten oder auch als
subschizophrene Erkrankung aufgefasst wurde, ist das Störungsbild in jüngster
Zeit vermehrt auch neuroanatomisch untersucht worden. Es wurde in den letzten
Jahren damit begonnen, bei BPS die Hirnareale zu untersuchen, denen eine
Bedeutung für die Auslösung und Regulation von Gefühlen zugemessen wurde. So
wurden bestimmte Bereiche des sog. Limbischen Systems und Teile des Hirnes im
Stirnbereich (neokortikale frontale Strukturen), die eine zentrale Rolle für
emotionale, motivationale, kognitive (gedankliche) und motorische
Verarbeitungsprozesse spielen, untersucht. Auch die Fähigkeit zur sozialen und
emotionalen Selbstregulation wird dem Zusammenwirken spezifischer frontaler und
limbischer Areale zugesprochen. Mittlerweile zeigen neuere
Forschungsergebnisse, dass nicht nur Schädigung des Gewebes frontaler und
limbischer Strukturen (z.B. nach einem Unfall) gravierende Persönlichkeitsveränderungen
verursachen, sondern dass auch chronischer Stress oder erhebliche
Verwahrlosungserlebnisse in der Kindheit zu einer Beeinträchtigung
neurobiologischer Reifungsprozesse und damit verbundenen kognitiven und
emotionalen Störungen führen können (Bohus, M. u. Schmahl, C., 2006). So
ergaben Untersuchungen an Tieren, die unkontrollierbarem Stress ausgesetzt
waren, Hinweise auf funktionale und strukturelle neuronale Veränderungen im
limbischen System. Dabei wurde insbesondere eine Schädigung und
Volumenverminderung der Strukturen im Hippocampus festgestellt. Der Hippocampus
ist die zentrale Schaltstation des limbischen Systems. Hier fließen
Informationen verschiedener sensorischer Systeme zusammen, die verarbeitet und
von dort zum Kortex zurückgesandt werden. Damit ist er eminent wichtig für die
Gedächtniskonsolidierung, also die Überführung von Gedächtnisinhalten aus dem
Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis). Es fanden sich Volumenreduktionen des
Hippocampus bei Patienten mit BPS gegenüber gesunden Kontrollgruppen um 16 %.
Auch das Volumen der Amygdala war um 8 % verkleinert (Driessen et al., 2000).
Die Amygdala oder der Mandelkern ist ein Kerngebiet des Gehirns im mittleren
Teil des Temporallappens. Sie gehört zum limbischen System. Die Amygdala ist an
der Entstehung der Angst wesentlich beteiligt und spielt allgemein eine
wesentliche Rolle bei der emotionalen Bewertung und Wiedererkennung von
Situationen sowie der Analyse möglicher Gefahren. Diese Befunde decken sich mit
den Ergebnissen anderer Arbeitsgruppen, die ebenfalls Volumenreduktionen dieser
Hirnareale bei Patienten mit Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) fanden.
Da bei der Entstehung der BPS frühe Gewalterfahrungen
und unkontrollierbarer Stress eine zentrale Rolle spielen, kann zumindest im
Analogieschluss eine traumabedingte Störung angenommen werden. Klinische
Studien belegen die Bedeutung des Lebensalters zum Zeitpunkt der
Traumatisierung. Da die Hirnentwicklung über die Pubertät bis weit in die
Adoleszenz hineinreicht, muss die Rolle von vulnerablen (verletzbaren)
Entwicklungsphasen für die Entstehung traumabedingter
Persönlichkeitsveränderungen in Betracht gezogen werden. Es kommen aber noch weitere
Befunde hinzu, die auf neuroanatomische Besonderheiten hindeuten, die die
Störung von Affektivität und Impulskontrolle bei Patienten mit BPS erklären
können. Für die hohen Affektintensität einerseits und ein verzögertes Abklingen
von hochemotionalen Zuständen andererseits finden sich in neuesten
Untersuchungen an Patienten mit BPS eine Hypersensitivität der Amygdala
gegenüber negativen Stimuli (Herpertz et al. 2001) im Vergleich zu gesunden
Frauen. Weiterhin finden sich neben der reizspezifischen Überreagibilität der
Amygdala auch ein zeitlich stabiler Hypometabolismus inhibitorischer
Strukturen, d.h. herabgesetzte Aktivität des präfrontalen Kortex, der
insbesondere für die Verarbeitung kognitiver Prozesse zuständig ist, so dass
diese kognitiven Prozessverarbeitung nur unzureichend ablaufen und durch
emotionale Stimuli immer wieder unterbrochen werden. Hier können wieder
Parallelen zur PTBS gezogen werden, bei der das Trauma-Gedächtnis dadurch
gekennzeichnet ist, dass das Trauma nur ungenügend in seinen Kontext von Zeit,
Raum, vorangegangenen und nachfolgenden Informationen und anderen
autobiografischen Erinnerungen integriert ist und durch spezifische Trigger
leicht reaktiviert werden kann.
Die anatomische und physiologische Forschung bei
BPS-Patienten mit neuen bildgebenden Verfahren begann vor ca. 20 Jahren und hat
eine enorme Zunahme an Studien erfahren, die ich an dieser Stelle kaum alle
wieder geben kann und empfehle der/m interessierte(n) Leser(in) die
ausführliche Lektüre des Handbuches "Körper und Persönlichkeit".
Zerfleischt euch nicht, arbeitet!!!! Gruß
Alchemy 15. Jun
2006, 15:59
Übrigens meint Frau Luise Reddemann,
Traumatherapeutin, bezüglich oedipal´s obszönen Äußerungen, die er auf meine
Einwürfe schrieb (s.o.):
Sehr geehrte Frau xy,
Dank fuer Ihre Nachricht.
Den Ton von Herrn Schlagmanns Ausfuehrungen
finde ich auesserst unangenehm. Ein Urteil darueber, warum er so schreibt, kann
ich nicht faellen. Mir gefaellt jede Art von Fanatismus nicht und deshalb
beteilige ich mich auch nicht an Herrn S. Kampagne, obwohl es an Kernbergs
Konzept viel zu kritisieren gibt. Ich vertraue mehr darauf, dass man sich mit
dem beschaeftigt, was einem am Herzen liegt und das andere laesst.
Mit freundlichen Gruessen
Luise Reddemann
Nochmals Grüsse
Widescreen
15. Jun 2006, 16:09
Davon ganz abgesehen, ist die
Objektbeziehungstheorie in der modernen Variante, auch eine
"Traumatheorie". Hier wird stets, im Gegensatz zu den kleinianischen
Ansatz, eine permanente Traumatisierung angenommen. Kein einmaliges Trauma,
obwohl dass auch häufig zusätzlich vorkommt, ist verantwortlich für die Strukturschwäche,
sondern ein oft unhaltbarer Zustand, der in der nachträglichen Erzählung
(psychoanalytische Narrationsforschung) als einmaliges Traumata (sozusagen
pointiert) Nacherzählt wird. Die Aussagen von Kernberg, die hier so angegriffen
werden, gehen aus einer sehr differenzierten Theorie der Auswirkung eines
Traumatas hervor. Ich denke, dass dies mehr zur Auflösung des Konfliktes
beiträgt, als weitere Diskussionen darüber wer welche Aussage getroffen hat.
Gruß
khs 15. Jun 2006, 21:58
Hallo
Alchemy, hallo widescreen. Er (K.) hat sein
Konzept der chronifizierten Aggression hin zu Bindungstraumata
modifiziert? Kann mann es den dann jetzt so noch überhaupt noch Objektbeziehungsbasiert
nennen?
Noch (oder Kernbergs, von dir zitierte, neues
Buch „Handbuches: Körper und Persönlichkeit“ vorwegenommen - "schon")
Mitte 2004 kritisierte Ruppert Kernberg für dessen eingeschränkte
Traumabetrachtung (Quelle s. Benutzer:Schwall/Kernberg#Weblinks, und nimmt
auch das von Alchemy so benannte Henne-Ei Problem scharf unter die Lupe:
"Kommentar zu Kernberg.- Obwohl sich Otto
Kernberg im Rahmen der Fortentwicklung seiner Theoriebildung zur BPS der
Einsicht nicht mehr verschließt, dass es Trauma-Erfahrungen sind, welche die
seelischen Spaltungen hervorrufen, so ist seine Argumentationsweise bezüglich
vermeintlicher „Prädispositionen“ zu diesen seelischen Problemen in gewisser
Weise idealtypisch für den Versuch, letztlich doch den Patienten selbst zur
Ursache seiner „Störung“ zu machen. Diese Argumentation fußt auf verschiedenen
logischen Fehlern, die im Rahmen der Psychiatrie immer wieder anzutreffen sind:
- Die Veranlagung („Prädisposition“) zu einem Symptom wird aus dem
Vorhandensein eines Symptoms geschlossen. Somit wird das Symptom logisch
gesehen verdoppelt: in es selbst und in seine Voraussetzung dazu. Einen eigenen
Nachweis der Veranlagung, z.B. dadurch, dass die spezifischen Gene benannt
werden könnten, welche die „Affekte“ verursachen, gibt es aber nicht. Es
handelt sich also nur um eine Annahme, die durch nichts weiter belegbar ist.
Eine solche Aussage hat damit den Charakter eines Glaubensdogmas. - Gefühle
haben immer bestimmte Inhalte und richten sich auf etwas Konkretes. Indem
Gefühle jedoch als „Affekte“ bezeichnet werden, erscheinen sie inhaltsleer. Es
wird ihnen damit der Bezug zur Realität genommen und sie können so als
Folgewirkungen von biochemischen Vorgängen angesehen werden. - Auf dieser Basis
kann ein Zusammenschluss in der Argumentation zwischen „übermäßigen“ Affekten
und „gestörten“ Neurotransmittersystemen vorgenommen werden. Was jedoch
„gestörte Neurotransmittersysteme“ wirklich sind, was „normale“ und
„nicht-normale Stoffwechselprozesse“ sind, auch dafür können seitens der
biologisch argumentierenden Psychiatrie keine konkreten Angaben gemacht werden.
Wiederum handelt es sich um eine bloße Behauptung. - Der spekulative Charakter
dieser biologischen Theorien zeigt sich auch in der häufigen Verwendung des
Wortes „könnte“. Fehlende Argumente für die Verursachung von seelischen
Abspaltungen durch genetisch begründete biochemische Stoffwechselvorgänge im
Gehirn werden durch die Logik der Möglichkeit ersetzt. Es könnte ja sein ... .
Bei der von mir geübten Kritik dieser biologischen Argumentationsketten handelt
es sich nicht um akademische Spitzfindigkeiten. Vielmehr haben diese
biologischen Theorien, selbst wenn sie mit psychosozialen „Faktoren“
angereichert sind, zur Konsequenz, dass nur der einzelne Patient Thema der
Therapie ist und seine ihn traumatisierenden Lebenssituationen jedoch
ausgeblendet werden. So werden aus Opfern die eigentlichen Subjekte gemacht, die
krank sind, weil sie angeblich eine Veranlagung dazu besitzen. Über diejenigen,
welche die Traumen verursachen, wird nicht gesprochen. Wenn nun speziell
Kernberg das Traumakonzept für nicht ausreichend hält, um eine BPS zu erklären,
so vor allem auch deshalb, weil er in der fehlentwickelten Aggression solcher
Menschen die eigentliche Ursache sieht. Für ihn „ist es wichtig, zwischen
Trauma und chronischer Aggression zu differenzieren. Trauma ist als eine
einmalige, intensive, überwältigende und desorganisierende Erfahrung bzw. als
ein Erleben zu sehen, das von der Psyche nicht absorbiert und ‚metabolisiert’
werden kann und das von einer chronischen Auseinandersetzung mit aggressiven
Einflüssen unterschieden werden muss.“ (Kernberg, 2000, S. 525) Abgesehen davon,
dass Kernberg in diesem Zitat ein sehr eingeschränktes Verständnis von Trauma
hat, frage ich mich, wer sich hier „chronisch“ mit welchen „aggressiven
Einflüssen“ auseinandersetzt? Wer ist Subjekt und wer oder was ist das Objekt?
Was ist Grund, was Folge und was Bedingung?"
Womit wir wieder am Anfang, und bei K.'s chronifizierter
Aggression wären. Ich habe den Eindruck das Herr Kernberg die letzten 5-6
Jahre bez. Traumatas sehr dazugelernt hat (musste), auch dadurch das er
Anregungen aus vielen anderen Richtungen (z.B. Dulz) aufgegriffen hat. Sich
aber nun immer weiter, noch an den psychatrischen letzten, neurologischen
Strohhalm objekttheoretisch klammert, damit noch ein bisschen was übrigbleibt.
Ansonsten schliesse ich mich Frau Reddermann an und hoffe das die gesammelten
Erkenntnisse multimodal und integrativ in die Behandlungmethoden Einfliessen.
Grüsse
Widescreen
16. Jun 2006, 02:02
Also ich bemerke hier zwei gengenläufige aber
auch eigentlich falsche Tendenzen.
1. Die einen kritisieren die Theorien Kernbergs
als nicht so Traumaspezifisch.
2. Die anderen halten Kernberg für so eine Art
Hitler der Psychotherapie.
Zu 1. Ich kann nur sagen, dass die
Objektbeziehungstheorie auch eine Traumatherorie ist, die a) sowohl die
Beeinflussung von traumatisierenden Erfahrungen auf die inneren Phantasien
berücksichtigt als auch b) die Beeinflussung von inneren Phantasien auf äußere
Traumata. Das Trauma verändert auf jeden Fall die Beziehung zu äußeren
Objekten. (Davon abgesehen, wäre es Kernbergs gutes Recht auch eine
"traumagegensätzliche" Position zu beziehen).
Zu 2. Zunächst einmal versucht die Psychoanalyse
(Pa.) (und hier beziehe ich Kernberg mit ein) nicht irgendwem die
"Schuld" für etwas zu geben. Die Pa versucht Phänomene möglichst
genau zu beschreiben (was ihr hier und da auch gelingt, leider nie ohne
Bergriffsverwirrung). Wenn Kernberg hier beschreibt, was denn ein traumatisches
Ereigniss mit der Psyche eines Menschen macht, und wie er nach dem Trauma sein
Leben gestaltet; welche Voraussetzungen ein Säugling, der traumatisiert wird,
in die traumatische Situation mitbringt, und wie er später diese Erlebnisse
verarbeitet, dann macht Kernberg dass, um den Menschen zu helfen (Wie einer
Frau, die sich schuldig fühlt zu sagen, sie ... müsse lernen, "ihre
Schuld (zu) tolerieren"). Daraus ein Monster namens Kernberg zu
kreieren, stimmt nicht mit der Realität überein. Die Psychoanalyse geht sogar
soweit, und dass nicht unbedingt in der Therapie mit einem traumatisierten
Opfer, obwohl sich dass oft überschneidet, den Täter mit den ihr eigenen
Mittelen (über die man sich streiten kann) zu verstehen, und nach Ursachen für
sein Verhalten zu suchen. In der pa Therorie gibt es kein schwarz und weiß, nur
die Suche nach der Ursache.
Oedipal
16. Jun 2006, 08:14
Antwort an Alchemy, Frau Dr. Reddemann, Lennert
B und Widescreen von Oedipal
Hallo Alchemy,
na, da hast du ja wirklich sehr fleißig
gearbeitet, während ich mich ganz aufs Zerfleischen oder Verwursten
konzentriert hatte. Du beweist, dass du sehr schön die Literatur zur modernen
Hirnforschung rezipieren und zusammenfassen kannst. Unter arbeitsökonomischen
Aspekten könnte man allerdings sagen, es hätte ausgereicht, wenn du –
jedenfalls, was die Hirnprozesse anbelangt – auf die Seite von Sebi zu KPTBS
verwiesen hättest, da ist dies alles jedenfalls übersichtlicher und klarer
beschrieben. Und wenn dein Beitrag ein Schüleraufsatz wäre, müsste darunter
stehen: Thema verfehlt! Denn die Aufgabe war ja nicht, einen Beitrag zur
modernen Hirnforschung zu schreiben, sondern über Otto F. Kernberg und seine
Theorie/Praxis. Ansonsten fällt deine Fleißarbeit unter einen Vorbehalt, den
ich gleich noch einmal ausdrücklich nenne. Aber zuvor noch ein Vorschlag an
Schwall, Alchemy und Widescreen: Wenn bei euch so wenig Bereitschaft besteht,
auf bereits einmal vorgetragene Argumente einzugehen, dann sollte jemand
vielleicht einmal daran gehen, die ganzen (Pseudo-)Argumente aller Beteiligten
zu nummerieren, dann könnten wir uns jetzt auf die Nennung der entsprechenden
Ziffer beschränken, was sehr viel Schreibarbeit ersparen würde. Unser Austausch
könnte dann ungefähr so aussehen:
Oedipal: A2,
A5, A7, A13
Alchemy: B2,
B4, B1
Oedipal: A1,
A2, A3, A6, A8
Schwall: B1,
B3, B1
Widescreen:
B1
Oedipal: ...
u.s.w. – bis ins Unendliche.
Aber noch einmal im Klartext und in der
Wiederholung (A17): Deine ganzen Ausführungen, Alchemy, stehen unter dem
Vorbehalt, dass sie nur die Naivität derjenigen spiegeln, die – mit einem
Einbrecher konfrontiert, der mit vollgeladenem Rucksack in fremder Wohnung angetroffen
wurde – sagen: „Mir gegenüber hat er mehrfach ausgiebig beteuert, das Eigentum
anderer zu respektieren. Ich glaube ihm.“ Der Aussagewert solcher Beteuerungen
von Verbrechern ist in diesem Fall, wie deine Argumentation insgesamt auch,
gleich Null. Denn nach dem Worte-Tat-Prinzip führt dich das Beobachten des
HANDELNS des anderen sehr viel verlässlicher zu dem, was er EIGENTLICH denkt,
als das Lauschen auf den Inhalt seiner süßen, kreidegebleichten Stimme. Da war
ja das Rezeptionsniveau der sieben Geißlein schon reifer und kritischer, als es
– nach deiner (realen oder vorgespielten) Gutgläubigkeit zu urteilen – bei dir
der Fall sein kann.
In diesem Zusammenhang verstehe ich auch deine
martialische Selbsttitulierung nicht so recht: Warum nennst du dich bloß „die
unsäglich Angreifende“; „die unsäglich Nichtssagende“ – d.h., „die, die ohne
etwas zu sagen in der Tat nichts sagt“ – wäre m.E. angemessener. Aber
vielleicht meinst du ja nur, dass du – ohne wirklich etwas zu sagen (unsäglich)
– hier bei den (doch hoffentlich verbal bleiben sollenden) Attacken mitmachen
möchtest. Da wäre die Namensgebung natürlich doch wieder korrekt.
Erwartest du denn wirklich, dass Sebi und ich
(und wohl auch khs) nach deiner paraphrasierenden Fleißarbeit sagen: „Ah, jetzt
sind wir ja beruhigt! Dann hat Kernberg sein ganzes Zeugs von früher (z.B.
1999) jetzt im Jahr 2006 endlich widerrufen! Jetzt wird er mit uns in die
scharfe Kritik seiner alten Fallstudien mit einfallen!“ Kernberg in vorderster
Front im Kampf gegen Kernberg!? Na, vielleicht hast du ja auch einen guten
Draht zu dieser Prominenz und wartest demnächst mit einer solchen Erklärung
auf. Wir könnten sie ja dann über den Artikel stellen: „Die nachfolgenden
Aussagen über meine Praxis stehen unter dem Vorbehalt, dass ich sie selbst
heute für eiskalt, brutal, ekelhaft und geschmacklos halte! Ich vertraue meinem
Handeln von damals heute selbst nicht mehr!“ Das wäre natürlich wirklich ein
sehr kompetentes Geleitwort aus erster Hand! Also, Alchemy, ran an die Arbeit!
Und bis wir dieses wichtige Dokument in unseren
Händen halten, legen wir großen Wert darauf, in einem Beitrag für Wikipedia
über Herrn Kernberg ganz konkret und korrekt (möglichst im Wortlaut) dessen
Umgehen mit ehemaligen Vergewaltigungsopfern, KZ-Insassen und in den Suizid
getriebenen Klinikspatientinnen in den Vordergrund der Betrachtung zu rücken.
Ein Gutes hat deine Fleißarbeit natürlich,
Alchemy: Jetzt haben wir endlich eine prominente Fachfrau in unsere Diskussion
mit eingebunden. Deshalb – ich glaube dir, Alchemy, dass du diesen Briefgruß
authentisch wiedergibst, der Ton kommt mir nämlich bekannt vor – sage ich an
dieser Stelle:
„Hallo, Frau Dr. Reddemann!“
Ich begrüße Sie ganz herzlich bei dieser
Grundsatzdiskussion, in die Sie jetzt (indirekt) ein wenig dazugeschaltet sind!
Wenn Sie sich zu dem Ton meiner Äußerungen vernehmen lassen, sind Sie immerhin
so vorsichtig, dass Sie schreiben: „Ein Urteil darueber, warum er [ich,
Oedipal] so schreibt, kann ich nicht faellen.“ Das ist sehr richtig, denn Sie
haben womöglich meine Äußerung ja nicht im Gesamtzusammenhang wahrnehmen
können. Wie bereits oben schon einmal ausgeführt (Argument A 23) ging es mir an
dieser Stelle darum, der Verharmlosung eines Schwall etwas drastisch die
ekelhafte, widerwärtige Wirklichkeit entgegenzustellen: Die Situationen, die
bei den kleinen Mädchen (angeblich!!!) „Empfindungen von Rivalität“ gegenüber
der Mama „verstärken“ KÖNNTEN (das Potentielle daran war für Schwall wichtig zu
betonen), und die auf Seiten des Therapeuten eine klare Stellungnahme erfordern
würden zu der bei den Betroffenen hier auf sich geladenen Schuld (damit sich
die Klientinnen auch ernst genommen fühlten), seien solche, in denen
Grundschülerinnen von ihren Vätern gef... würden. Und in der Wiederholung
(A27): Für das eigentlich Obszöne halte ich nicht die drastische, ungeschminkte
Darstellung von Ekligem, sondern dessen blumige Verschleierung! Glauben Sie
mir, oder tun Sie es nicht: Der an dieser Stelle gewählte Ton ist nicht der, in
dem ich mich üblicherweise über derartige Themen äußere. Diese Wortwahl ist mir
an dieser Stelle zum ersten mal über die Lippen gekommen, weil mir Schwall und
Alchemy den Eindruck vermittelt hatten, dass an ihnen die Schilderung der
Wirklichkeit vollkommen abprallt, weil sie bei dem, was vor ihren Augen
geschieht, nur dieselben verklärt nach oben richten und ihr Glaubenbekenntnis
sprechen: „Der Kernberg ist ein guter Mann, der so etwas nicht meinen kann!“
Solche selig Gläubige würde ich gerne einmal ein wenig wachrütteln. Aber dieses
Bemühen ist doch leider recht frustrierend, vor allem, wenn die Zahl der
Nach-oben- oder Weg-Sehenden so unendlich groß ist!
Ihre Haltung finde ich übrigens – um es mit den
Worten von Schwall zu sagen – „etwas dünn“. Mir reicht es nicht zu sagen: „Ich
selbst verbrenne ja keine Hexen, verschreibe kein Contergan, deportiere keine
Juden u.s.w. Ich vertraue mehr darauf, dass man sich mit dem beschaeftigt, was
einem am Herzen liegt und das andere laesst. Das reicht mir für meinen Teil!“
Gerade von denjenigen, die sogar sagen: „An Kernbergs Konzept gibt es viel zu
kritisieren!“ – vielen Dank übrigens für diesen hilfreichen Beitrag, den ich
tatsächlich zu schätzen weiß; sie wurden so bereits schon an anderer Stelle
(A16) zitiert –, wünsche ich mir, dass sie sich wacher und mutiger zeigen, als
die Ewiggestrigen. Sie haben doch schon bewiesen, dass sie zum Gebrauch ihres
Verstandes ohne die Leitung eines anderen in der Lage sind.
Es steht mir nicht an, Ihre Selbstaussage
anzuzweifeln: „Jegliche Art von Fanatismus ist mir fremd!“, ich muss Ihnen
deswegen jedoch eine deutliche Rüge erteilen (neues Argument: A34): Wenn Sie
sich über die Bedeutung des Wortes „Fanatismus“ Rechenschaft abzulegen
versuchen, dann stellen Sie fest: Es kommt von (lat.) fanum = „der heilige
Ort“; fanaticus = „von der Gottheit, dem Heiligen ergriffen“. Ich sehe es eher
als ein PROBLEM an, dass viel zu vielen Menschen heute NICHTS mehr heilig ist.
Mir jedenfalls ist es wichtig, bestimmte Dinge als „heilig“ zu nehmen und mich
davon ergreifen zu lassen. Der große RESPEKT VOR DEM LEID VON GEWALTOPFERN,
gerade wenn es Kinder sind (aber es dürfen selbstverständlich auch Erwachsene
sein), gehört für mich zu diesem „Heiligen“. In diesem Sinne „fanatisch“
genannt zu werden nehme ich also als Kompliment. Es unterscheidet mich von
denjenigen, die – aus Feigheit, Bequemlichkeit, mangelnder Achtsamkeit oder aus
was für Motiven auch immer heraus – Heiliges, das in den Dreck getreten wurde,
achtlos dort liegen lassen.
Es ist anscheinend tief in der menschlichen
Natur verankert, dass man bei Gladiatorenkämpfen, Hexenverbrennungen,
Deportationen, Vergasungen, Schauprozessen, Arzneimittelskandalen, Klima- und
Hungerkatastrophen, seelischer Folter von sog. Borderlinern durch entwertende
Deutungen u.s.w. lieber tatenlos zusieht, als einmal klar und
unmissverständlich Stellung zu beziehen. Wie schon einmal gesagt (A15): Da
waren die alten Griechen womöglich schlauer, die nach dem Gesetz des weisen
Solon dazu VERPFLICHTET waren, in einem Bürgerkrieg (man könnte es vielleicht ausdehnen
auf alle Fragen von existentieller Bedeutung für die Menschheit bzw. die
Humanität) EINDEUTIG Stellung zu beziehen, Partei zu ergreifen.
Zu Lennert B – Neuer Lösungsvorschlag
Zum einen würde ich dich bitten, die Texte, zu
denen du dich äußerst, auch wirklich gründlich zu lesen (Prinzip P1), und nicht
nur zu überfliegen. (Immerhin: Bei der Wertung auf der Ehrlichkeitsskala – P3 –
bekommst du für diese Äußerung 100 Punkte.
Zum anderen möchte ich es noch einmal anhand
eines Ver-Gleich-Nisses versuchen: Stell dir vor, wir wären gerade in einer
Zeit, in der ein zunehmend beliebteres Mittel aufkommt, das gerade Schwangeren
einen guten Schlaf beschert. Und nun gäbe es erste Stimmen, die von
Missbildungen bei Neugeborenen unter diesem Mittel berichten würden. Wie
würdest du konkret hier in Wikipedia einen Beitrag sehen mögen, der –
encyclopädisch, also neutral und ohne Wertung – von diesem Mittel berichtet?
Wie würdest du der Verantwortung, die eine encyclopädische Veröffentlichung ja
auch hat, gerecht werden wollen? Hättest du anhand dieses Beispiels einen
Formulierungsvorschlag, der nicht in Aufsatzform abgleitet? Oder wäre es aus
deiner Sicht unnötig oder anstößig, am BEGINN des Artikels eindringlich auf
diese mögliche Gefahr hinzuweisen? Würde das bereits gegen das NPOV-Prinzip
verstoßen? Würde sich Wikipedia darauf beschränken, gegebenenfalls ein paar
Jahre später – ganz neutral – über die Folgen und Auswirkungen dieses
Medikaments zu berichten? Wäre es Wikipedianern dann erlaubt, Erhebungen
durchzuführen (und unter dem entsprechenden Lemma zu referieren), wie viele der
Missbildungen darauf zurückzuführen seien, dass Nutzerinnen sich seinerzeit bei
Wikipedia bzgl. der positiven Wirkung des Mittels beruhigt hatten?
Vielleicht könnte die Lösung ja tatsächlich darin
liegen, bei Wikipedia eine neue Kategorie zu eröffnen: Das „Di-Lemma“. Di-Lemma
= wenn zu einem bestimmten Lemma zwei sich völlig konträr gegenüberstehende
Positionen existieren, bei denen sich die Administratoren von Wikipedia keine
Entscheidung anmaßen, für oder gegen die eine oder andere Version zu stimmen,
sondern dass in solchen Fällen beiden Parteien gleichermaßen die Möglichkeit
geboten wird, ihre jeweilige Position (sofern sie vernünftig und plausibel
vorgetragen wird) darzustellen.
Zu Widescreen:
A1 – A 34.
Gruß
In diesem Sinne, an alle: Wieder einmal
herzlichen Dank für’s direkte und indirekte Mitmachen bei der Materialsammlung
für Realsatiren, Trauerstücke und konstruktive Fortentwicklungen von Wikipedia!
Widescreen
16. Jun 2006, 08:42
Ich halte diese Art der Diskussion für
kontraproduktiv
Ich bin der Meinung, dass wir zu einer
sachlichen Ebene finden sollten. Dies gilt vor allem für Oedipal und Alchemy.
Wer die Diskussion auf dieses Niveau gebracht hat ist mir egal. Ich möchte
nicht auf so einer Ebene kommunizieren. Der "Briefwechsel" von
dritten, ist, dass muss ich sagen, allerdings höchst absurd. Zu den Argumenten
a1 - a23: ich sehe dass eher als Sarkasmus, und würde doch darum bitten, mir
als gerade zu diesem "Bodenkampf" dazugestossenem eine etwas weniger
merkwürdige Antwort zu geben. Zumal mir noch keiner sagen konnte:
1. Warum die Objektbeziehungstheorie als Traumatheorie
so in die Zange geraten ist.
2. Warum meine korrekte Interpretation von
Kernbergs Aussagen, hier keinerlei Schuppen von den Augen rieselen lässt.
Wenn hier die jeweilige Seite überhaupt gar
nicht mehr mit Argumenten zu erreichen ist, dann ist die Diskussion sinnlos.
Die Seite ist gesperrt und dass wird sie dann wohl auch bleiben... Gruß
Sebi 16. Jun 2006, 12:10
"...Grundsätzlich ist es dabei egal, ob
damit jemanden vor den Kopf gestossen wird..." Gute Aussage für nen Psychologen. Dank Dir für Deine
Ehrlichkeit.
P.S.: Warum die
Objektbeziehungstheorie in die Zange geraten ist? Hab ich oben eigentlich schon
angesprochen; weil sie die Wahrheit auf ziemlich üble Art und Weise verdreht.
Gefährliche Theorien haben immer die Eigenschaft, dass sie Dinge einbeziehen,
die in der Wirklichkeit existieren. Ganz nebenbei: Für schwere Dissoziative
Störungen taugen diese Theorien nix, für Triggererlebnisse ebensowenig. Allerdings
sind die verfehlten Behandlungsmethoden fatal. Von mir als
"Borderliner" bzw. Menschen mit schwerer komplexer PTBS die Bitte:
Bleibt mir und meinen Leidensgenossen mit dem Zeug vom Leib. Es gibt Theorien,
welche die Probleme der Betroffenen richtig ergründen und erklären.
Sebi 16. Jun 2006, 12:23
P.P.S. Zu unserer
gefundenen harmonischen Lösung von oben; wir haben da vom Prinzip her ne gute
Idee gehabt - und die ziehen wir auch durch. Geht gar nicht anders. Das
Ergebnis muss ausgewogen sein. Wir erinnern uns: Der NPOV... Aber ich
stimme zu, dass wir die hitzige Phase beenden müssen. Nur so kommen wir zu
einem Ergebnis mit dem alle Leben können.
Widescreen
16. Jun 2006, 15:01
Stimmt es kann eine Kritik an Kernberg als auch
der Objektbeziehungstheorie geschrieben werden. Allerdings wird da nichts von den
Sachen drin stehen, die hier bislang besprochen wurden. Da das schlicht falsch
ist. Es ist ein POV Standpunkt, da es ausser der Website von Oedipal keinen
weiteren Beleg gibt, dass die von euch genannten Vorwürfe auch nur ansatzweise
stimmen. Desweiteren würde ich es begrüßen, wenn meine Aussagen nicht wie
die von Kernberg aus dem Zusammenhang gerissen werden und gegen mich verwendet
werden. Das ist kein guter Diskussionsstil. Gruß
Sebi 16. Jun 2006, 15:27
OK, dann gehn wir mal zum sachlichen Teil über.
Geh mal davon aus, ich bin jetzt ein vollkommener Laie. Ich bin über Folgenden
Text gestoßen:
Die Lehren von Otto Kernberg sind umstritten.
Kritiker werfen Otto Kernberg vor, dass er Menschen mit psychischen und
psychosomatischen Beschwerden anlastet, bereits als Säuglinge und Kleinkinder
darin versagt zu haben, ihre Impulse von Wut und Hass zu kontrollieren ('orale
Wut', 'oraler Neid'). Kernberg, so der Vorwurf, erkläre damit quasi die
kindlichen Opfer von Misshandlungen zu Tätern. Dies führe geradezu zwangsläufig
zu einer Verschlechterung des Befindens seiner PatientInnen. Sehr
aufschlussreich für Kernbergs Sicht ist einer seiner Artikel aus dem Jahr 1999: Persönlichkeitsentwicklung und Trauma (in:
Persönlichkeitsstörungen - Theorie und Therapie (PTT), 1999, Jg. 3, Heft 1, S.
5-15). Darin erklärt Kernberg u.a., dass das zentrale Problem einer Frau, die
als Mädchen von noch nicht zehn Jahren von ihrem Vater vergewaltigt wurde,
darin bestehe, dass sie dabei einen "sexuell erregenden Triumph über
ihre Mutter" erlebt habe. Die Frau, die unter schweren Depressionen
leidet, müsse lernen, "ihre Schuld (zu) tolerieren".
Der Versuch eines Psychologen, Kernbergs Artikel unter Fachleuten kritisch zur
Diskussion zu stellen, hat zu sehr unterschiedlichen Reaktionen geführt.
Und jetzt habe ich folgende Frage: Könnte es
sein, dass Einige von Kernbergs Kritikern die Sache so betrachten bzw. so
darstellen?
Widescreen
16. Jun 2006, 15:46
Ernsthafte? Nein! Es geht nicht darum, ob er
irgendwem Vorwürfe macht, sondern a. darum, dass hier die Realität wertfrei
abgebildet wird; b. dass er diese Dinge gar nicht so gesagt hat, wie ihr sie
interprätiert.
Nochmal Kernberg untersucht hier die
komplizierte Wechselwirkung zwischen Individuum und Umwelt. Dass schein
irgendwie nicht zu euch durchzudrinen.
Oedipal
16. Jun 2006, 16:49
Nachtrag von Oedipal zu Sebi, zu meinem
Beitrag vom 14.06., 20.10 Uhr:
Irgendwie ist das, was ich da sagen wollte,
völlig wirr und durcheinander geraten. Ich weiß nicht, wie das gekommen ist, ob
ich den Text ohne Durchlesen weggeschickt hatte, oder ob da irgendwas bei der
Übertragung nicht geklappt hatte. Offenbar hatte ich das Ergebnis der
Übertragung nicht sofort geprüft, bin erst jetzt darauf gestoßen. Ich möchte
sehr gerne einfach noch einmal rekonstruieren, was ich dort ungefähr sagen
wollte:
„Nachtrag von Oedipal zu Sebi (14.06., 20:10
Uhr): Ich sehe, dass wir wirklich viel Gemeinsames haben. Ich hatte meinen Text
gerade erst fertiggestellt und habe deinen Text hier vorgefunden. Der Tenor
deiner ersten Passage deckt sich stark mit meiner Position.
Nur bin ich wirklich ganz schön verärgert
über widescreen. Ich bin dafür, Dinge offen beim Namen zu nennen. Das ist hier
ja nicht irgendein banales Geplänkel, sondern eine Diskussion, die sehr
ernsthaft gemeint ist und hohen Energieaufwand erfordert - jedenfalls für mich.
Und dann so quasi zu schreiben: „Mich interessiert eigentlich gar nicht im
Einzelnen, was ihr da diskutiert, aber ich mische mich schon mal ein und behaupte,
dass ....“, ist in meinen Augen einfach nur dreist. Das sollte m.E. auch gesagt
werden. Ein solcher Vorgehen weckt jedenfalls nicht gerade mein Vertrauen in
die weiteren Beiträge aus dieser Ecke.
Ich persönlich bin über den Sperrungsantrag von
Alchemy nicht beleidigt. Ich bin bei jedem Projekt dabei, das die von mir
genannten drei Grundsätze berücksichtigt.
Dass man formuliert, die Kritik an Kernberg
käme vor allem von Seiten der Betroffenen, ist einerseits sicher gut.
Andererseits fühle ich mich NICHT als Betroffener, kann mir aber mit ein wenig
Einfühlungsvermögen sehr gut vorstellen, was Kernbergs Äußerungen für die
Betroffenen bedeuten.“
So hätte das ungefähr aussehen sollen.
Und jetzt noch eine Antwort auf deinen
vorletzten Beitrag, Sebi: Ich möchte es
nur noch einmal unterstreichen, was du gesagt hast, und zwar doppelt und
dreifach!!!
Du hast widescreens Aussage aufgegriffen
„...Grundsätzlich ist es dabei egal, ob damit jemanden vor den Kopf gestossen
wird...“ und angemessen kommentiert: „Gute Aussage für nen Psychologen. Dank
Dir für Deine Ehrlichkeit.“ Vielleicht noch als Ergänzung: Etwas anderes ist in
der psychoanalytischen Psychotherapie kaum zu erwarten. Freud soll, nach
Ferenczi, ihm gegenüber gesagt haben (Klinisches Tagebuch, 1932): die Patienten
seien Gesindel, dem man sowieso nicht helfen könne, aber auf deren Geld man
angewiesen sei. Ist doch bezeichnend, oder? Und schon 1909 soll Freud an
Ferenczi geschrieben haben: „Die Patienten sind ekelhaft.“
Und auch deine folgende Einschätzung, Sebi,
teile ich voll und ganz: „Allerdings sind die verfehlten Behandlungsmethoden
fatal. Von mir als „Borderliner“ bzw. Menschen mit schwerer komplexer PTBS die
Bitte: Bleibt mir und meinen Leidensgenossen mit dem Zeug vom Leib.“ Dem kann
ich mich nur mit ganzem Herzen und mit ganzer Überzeugung anschließen!
Wenn jemand wie widescreen das nicht
nachvollziehen kann oder nachvollziehen will, dann ist das ja o.k. Er kann auch
Kernbergs Unsinn gebetsmühlenartig wieder und wieder absingen, Phrasen absondern
wie: „Die Aussagen von Kernberg, die hier so angegriffen werden, gehen aus
einer sehr differenzierten Theorie der Auswirkung eines Traumatas hervor.“ –
und jeden Beleg für diese kühne These schuldig bleiben. Allerdings
disqualifiziert er sich dann in meinen Augen für jede weitere ernstgemeinte
Diskussion. (Vgl. A 1-17 in Verbindung mit A 23-32.) Entweder widescreen steigt
richtig in den Ring und gibt einmal ganz konkret seinen Senf zu Kernbergs
Fallstudien – zumindest für die hier angesprochenen 4 Fälle –, oder er lässt es
bleiben und steigt aus der Diskussion aus. Oder er macht was er will. Oder er
versucht, weiter mitzumachen. Und beschwert sich dann, dass ihn keiner ernst
nimmt. Und textet weiter, dass diejenigen, die sich gegen die Passagen von Kernberg
wehrten, sie halt nicht verstanden hätten.
Auf solche Pseudo-Argumente reagiere ich einfach
nur noch allergisch und ärgerlich bis böse bzw. - für mich sehr viel
erträglicher - mit Ironie und Sarkasmus! Warum jemandem mit ernstgemeinten
Argumenten ehren, wenn er dich ja doch in keiner Weise ernst nimmt? Das ist ja
auch nicht weiter schlimm. Auf dieser Welt gibt es doch einfach genug
Verrückte. Die Leute, die zu mir in die Praxis kommen, sind übrigens in der
Regel diejenigen, die unter diesen Verrücktheiten der anderen leiden.
Widescreen praktiziert eine unerträgliche Missachtung der Argumentation der
anderen. Das ist für mich so, als würde man den Kritikern von
Hexenverbrennungen sagen, sie könnten da ja nicht mitreden, weil ihnen die
theologische und inquisitorische Schulung fehle. Gegen so eine Argumentation
kann man bis zur Erschöpfung argumentieren. Man kann es aber auch ganz einfach
sein lassen.
Was hältst du denn von meinem Vorspann, Sebi?
Oder von meiner Di-Lemma Lösung? Und meine ursprüngliche Passage findest du ja
anscheinend auch nicht ganz verkehrt. Oder sollten wir vielleicht mal einfach
eine 1-wöchige Pause vereinbaren und danach weiter diskutieren? Frau Dr.
Reddemann hat dann vielleicht schon auf mein Anschreiben reagiert. (Ich werde
sie mit meiner hier formulierten Antwort auch noch direkt anschreiben.)
Vielleicht kommen ja in der Zwischenzeit auch noch Reaktionen von neuen
InteressentInnen.
Deine letzen Bemühungen, Sebi, habe sie gerade gesehen, zeigen nur einmal mehr: Es ist
völlig ausreichend, gegenüber widescreen auf dem Standpunkt von A1-A32 zu
bleiben. Er kommt ja auch über sein C1 nicht hinaus. Warum also der Aufwand?
Vielleicht lässt sich ja mit ein paar Erwachsenen, die sich vielleicht noch
hierher verirren, vernünftig diskutieren.
Sebi 16.
Jun 2006, 22:26
Ich antworte jetzt
auf verschiedene Statements. Natürlich will ich unbedingt endlich auf Oedipal antworten.
... Meine zweite
Antwort bezieht sich auf den von Alchemy eingestellten obigen längeren Auszug wissenschaftlicher
Erkenntnisse. Was da steht, das entspricht genau Dem was ich bisher auch in
Erfahrung bringen konnte. Das war ein Hauptthema eines von mir geschriebenen Artikels. Nicht zuletzt
wegen diesen Inhalten wurde Ich samt Artikel von der Communitiy hier fast für
verrückt erklärt. Der Artikel wurde gelöscht. Dank großer Anstrengung und der
Hilfe eines Psychologieprofessors konnte wenigstens das Lemma
gerettet werden. Allerdings erfährt der Leser hier nicht mehr
wirklich viel (er merkt evtl. nur nicht, dass er in die Materie gar nicht
einblickt), und für Betroffene nutzt es so auch fast nix.
Zu der ganzen
Neurobiologischen Veranlagungs - Geschichte: Klar gibt es Menschen, die von
Natur aus sensibler für Traumatisierungen sind. Dazu gehören beispielsweise wir
ADHSler. (Die Wahrscheinlichkeit traumatisierender Situationen ist bei uns
übrigens auch größer). Die Neurotransmitter feuern bei uns auf gleiche Reize
heftiger. Bei schlimmen Situationen erleidet also das Amygdala-Hippocamus-System
leichter nachhaltigen Schaden, die Persönlichkeit wird leichter nachhaltig
zerrissen, mit seinen ganzen komplexen Folgeerscheinungen. Grundsätzlich ist
allerdings jeder Mensch auf diese Weise zerstörbar bzw. traumatisierbar. Ist
halt ne Frage der Heftigkeit von dem, was auf ihn einwirkt und in welcher
Entwicklungsphase.
Wenn also ein etwa 14
oder 15 Monate altes Kind wie ich sich einen vollen Lackeimer über den Kopf
stülpt und nur knapp einer Blindheit entkommt, dann ist das schlecht. Meistens
passieren dann im Verlauf der Kinheit auch noch andere ungünstige Dinge. Aber
daraus diese ganzen Theorien von Kernberg zu entwickeln greift bei mir genauso
daneben wie bei meinen weiblichen Leidensgenossinen.
Auf jeden Fall finde
ich es super, dass Du dir die Mühe gemacht hast, das Ganze hier reinzusetzen.
Aber jetzt zum
Eigentlichen Gegestand der Diskussionsseite. Dass hier Kernbergs Theorien hin
und herdiskutiert werden ist ja OK. Und auch das Problem, ob er nun schädlich
wirkt oder nicht oder was auch immer. Und ich persönlich habe dazu ja auch eine
ausgeprägte Meinung. Langsam geht es nun ja darum, wie die Wikipedia-Seite zu
Kernberg in Zukunft gestaltet sein soll.
Bisher liegen drei
Vorschläge mit konkreten Aussagen auf dem Tisch: ->1) die zensierte und
gesperrte Seite ->2) eine durch die Diskussion hervorgegangene
Vorschlagsseite in einem Benutzerverzeichnis ->3) die klaren Vorschläge von Oedipal
Ich wollte dir ja
sowieso endlich eine Antwort auf Deine Vorschläge geben, Oedipal. Natürlich sagt mir das persönlich
voll zu. Kein Thema. Denn wie schon gesagt, dieser Therapeutische Wahnsinn dieses
einflussreichen Wissenschaftlers muss dringend gestoppt werden. Soweit es mich
persönlich betrifft, kann und will ich das Kernberg nicht ersparen, um der
Betroffenen willen. Die Frage ist nur, ob nicht nur die Editoren hier, sondern
ob Wikipedia überhaupt das akzeptieren würde. Ich habe hier schon Einiges an
eindeutiger Erfahrung hinter mir. Mein Vorschlag wäre, die Sache im
Benutzerverzeichnis mal als Rahmen zu nehmen. Diese stark Wertenden Inhalte
gleich nach dem Geburtsdatum werden aber nicht durchgehen oder auf Dauer nicht
bestehen (aber wer weis?). Mein konkreter Vorschlag wäre, schon am Anfang bzw.
in der Einleitung über dem Inhaltsverzeichnis zu schreiben, dass Kernberg mit
seinen Theorien Kritische Stimmen hervorruft. Aber die genauen Kritikpunkte
würde ich dann unter der entsprechenden Überschrift ausführen. Natürlich
brauchen wir für die jeweiligen kritischen Stimmen Belege (also Referenzen),
dann können wir da auch reinschreiben was sie Kritisieren. Ob wir eine Woche
Pause machen oder nicht ist eigentlich nicht so wichtig. Allerdings fahre ich
morgen oder übermorgen zu meinen Eltern, bin dann für ein paar Tage praktisch
nicht hier. Aber ich bin in jedem Fall sicher... dat Läuft...
Grüsse
Alchemy 17. Jun 2006, 00:43
Siehste sebi (der) die Alchemy ist
doch nicht so unsäglich, wie du irgendwo geschrieben hast, in den mittlerweile
über 47 Seiten, allein nur Diskussionsbeiträge!!!!! Der reinste Wahnsinn!!!!
Widescreen
17. Jun 2006, 11:33
Also ich finde immer
noch diese Inhalte sind eure Privatsache. Die können nicht in den Artikel rein,
weil sie Oedipals "Privattheorie" sind, und nicht die tatsächlichen
Theorien Ks. wiederspiegeln.
Widescreen
17. Jun 2006, 11:45
Nachtrag: Ich bleibe
ungerne etwas schuldig: Hier die Belege für meine Aussagen, dass die Objektbez.
Theorie eine Traumatheorie ist: 1, 2 Gruß
khs 18. Jun
2006, 19:13
Hallo widescreen,
danke für die beiden Links. Gruss
Oedipal 26. Jun 2006, 22:56
Letzter Versuch?
Nach einer Pause möchte
ich, Oedipal, noch einmal einen (letzten?) Versuch starten.
Zu der bisherigen
Diskussion sind keine neuen Diskutanten oder Stellungnahmen hinzu gekommen.
Außer Sebi ist niemand wirklich konkret auf meine Vorschläge eingegangen, nicht
einmal mit einem ausdrücklichen „Nein“, geschweige denn mit einem „Ja“. Außer
Sebi, der aus einer (überaus kompetenten und reflektierten)
Betroffenen-Perspektive heraus meine Einschätzung einer fatalen und
schädigenden Therapie-Wirkung von Otto Kernberg klar bestätigt, werden die von
mir konkret zitierten Fallbeispielen mit der lapidaren Bemerkung abgetan, dass
ja sonst nirgendwo eine Kritik an Kernbergs Vorgehen geübt werde. Kernberg habe
es jedenfalls nicht so gemeint. Er habe in letzter Zeit auch die Wirkung von
Traumatisierung und die neuere Neurowissenschaft anerkannt. Gut gemeint – aber
völlig wertlos! Wenn solche Aussagen von Kernberg selbst kämen, so würde ich
sagen: Das Gesäusel eines Wolfes, der Kreide gefressen hat! Sonst nichts!
Würdet ihr einmal das
7-Geißlein-Prinzip beherzigen – die wohltönenden Worte, da sei das Mütterlein,
das gute Gräser und Kräuter bringe, einmal zu hinterfragen und klare,
praktische Belege für diese Behauptungen einzufordern –, dann würde Kernbergs
Wolfsgestalt schnell deutlich werden. Dem Ungeheuer die Tür aufzureißen, nur
weil man gerade (vermeintlich) keinen kompetenten Fachmann findet, der das
Biest als solches entlarvt, das wirft das Aufklärungs-Prinzip vollkommen über
den Haufen: Jeder aufgeklärte Mensch sollte selbst in der Lage sein, seinen
Verstand zu gebrauchen, das Vieh vor der Tür daraufhin kritisch zu befragen und
zu begutachten, ob es sich tatsächlich um die Ziegenmutter handelt, oder ob da
jemand auf Wolfspratzen daher kommt.
Welche auf meiner
Web-Seite zitierte Kernberg-Kritik würde einen von euch überzeugen, wenn er
hinter dem entsprechenden Namenskürzel einen bekannten Professor genannt
bekäme? Wie deutet ihr KONKRET Kernbergs Vorgehen gegenüber dem KZ-Opfer, der
Suizid-Klientin in seiner Klinik, dem Studenten, der über die dreijährige
Therapie sein Stipendium verloren hat? Wie haltet ihr’s mit der
Di-Lemma-Lösung? Habt ihr hierzu irgend eine konkrete Antwort?
Führt euch doch noch
einmal das Beispiel von dem konkreten Vorgehen von widescreen mit dem weiten
Horizont vor Augen. Nicht nur, dass er weiß, dass jede Kernberg-Kritik beweist,
dass der Kritiker Kernberg nicht richtig verstanden hat. Nein, er vermag sogar
auch bei „Google“ Begriffe wie „Trauma“ und „Objektbeziehungstheorie“
gleichzeitig einzutippen und seine Recherche-Ergebnisse dann als „Beitrag“ in
diese Kernberg-Diskussion einzuführen: U.a. den Verweis auf einen Gesamttext,
in dem eine berufsunerfahrene Studentin ihr „Wissen“ zu einer Diplom-Arbeit
zusammengeschustert hat. Diese intellektuelle Glanzleistung hat die Fan-Gemeinde
ja sogleich freudig beklatscht.
Aber: Erst lesen,
dann jubeln! In dieser Arbeit findet ihr Kernberg nur in der Literaturangabe,
er wird ansonsten so gut wie gar nicht inhaltlich zitiert. Statt dessen kommt
Martin Ehlert-Balzer zu Wort, dessen Argumentation den Kernbergschen Ton schon
recht gut trifft. Bereits der Titel seines Beitrags (1996) – „Das Trauma als
Objektbeziehung“ – lässt da zwei Begriffe auftauchen und gewissermaßen
verschmelzen: „Trauma“, d.h. Erfahrungen von Vergewaltigung, Folter, KZ u.a.,
mit „Objektbeziehung“, d.h. einem ominösen Konstrukt, das an zentraler Stelle
oft genug als Synonym für die Beziehung eines Kindes zu wichtigen
Bezugspersonen gebraucht wird. Vergewaltigung als Kind-Bezugsperson-Beziehung?
KZ-Aufenthalt als Geschehen im Rahmen einer Kind-Bezugsperson-Beziehung? Schon
allein die grammatikalische Konstruktion erscheint recht abstrus. Der Inhalt
ist es dann um so mehr. Die Diplomandin paraphrasiert: „Durch die
Traumatisierung kommt es zur Freisetzung von archaischem Hass, denn das Trauma
wird als primärer Objektverlust erfahren. Das Ich kehrt zu primitiven, längst
aufgegebenen Aggressionsformen zurück. Dieser Hass gilt nur scheinbar dem
Täter, denn er ist anwesend und somit nicht gänzlich verloren. Endgültig abwesend
erscheint dagegen die Mutter, die ihr Kind zum Zeitpunkt der Tat nicht
geschützt hat. ... Erstens lädt das Opfer auf unbewusster Ebene Schuld auf
sich, indem das Opfer sich aufgrund des regressiven Soges zum heimlichen
Komplizen des Täters macht. Weiterhin weckt der Anschluss des traumatischen
Introjektes an verdrängte Triebimpulse immense Schuldgefühle, denn dies kann im
nachhinein beim Opfer den Eindruck erwecken, als habe es die Tat selbst
herbeigewünscht. Das tiefe Schuldgefühl hat jedoch die Zerstörung der eigenen
inneren Objektwelt und somit der „Mord an der guten Mutter“ (ebd. S. 305) zur
Folge.“ Da wird natürlich deutlich, dass es wahnsinnig schwer ist,
traumatische Erfahrungen von frühkindlichen Deformationen (oralem Neid) zu
trennen. Das können halt nur Fachleute. Am besten wohl Ehlert selbst oder
vielleicht Otto Kernberg.
Stellt euch vor:
Dieser elende Balzer um die Gunst seines Gurus Kernberg sitzt einem Menschen
gegenüber, der jahrelang in einem KZ vor sich hin vegetieren musste: „Sie haben
zunächst Schuld auf sich geladen, weil sie sich in einem regressiven Sog zum
Komplizen der KZ-Betreiber gemacht haben. Sie haben sich sogar selbst –
natürlich unbewusst – ihre Verschleppung dorthin in einem masochistischen
Bedürfnis herbeigewünscht. Sie haben dann diesen KZ-Aufenthalt als primären
Objektverlust erfahren. Deshalb greift ihr Ich auf primitive Aggressionsformen
zurück. Der Hass gilt natürlich nicht dem KZ-Kommandanten (denn der war ja noch
anwesend), sondern ihrer Mutter, die zu diesem Zeitpunkt schon vergast war, sie
also nicht beschützen konnte.“ Und wir müssen davon ausgehen, dass dieser
Perverse seinen ekligen Dreck auch noch selbst glaubt! Und alle Kritiker als
Ignoranten und Unwissende wie lästige Fliegen abschüttelt. Und bei diesem
Fliegenvertreiben wird er noch von Helfershelfern wie Schwall und Alchemy
unterstützt.
Wer mir jetzt Polemik
und Unwissenheit vorwirft, der hat natürlich Recht! Ich habe weder Ahnung noch
Taktgefühl noch sonstwas! Aber wie wäre es denn, noch ein paar andere Knöpfe zu
drücken und in „Google“ ein wenig mehr nach dem ehrenwerten Herrn Ehlert-Balzer
zu recherchieren? Da stößt man z.B. auf einen Kommentar zu dem in der
Diplomarbeit zitierten Balzer-Beitrag von der in der hiesigen Diskussion
bereits indirekt eingeführten Frau Dr. Reddemann, die anhand eines Fallberichts
ihren diametralen Gegensatz zu Balzer durchblicken lässt: „Es wird vom
Einzeltherapeuten alles getan, um die Arbeitsbeziehung zu fördern und die
Regression in der Übertragung bzw. therapeutischen Beziehung, nicht zu fördern.
Als die Patientin davon berichtet, daß sie während der Vergewaltigung
kurzfristig die Vorstellung hegte, „das geschieht mir recht“, wird ihr dies
nicht als unbewußter Wunsch, mit dem Täter zu verschmelzen, gedeutet
(Ehlert-Balzer, 1996, Kretschmann 1993), sondern als Coping-Strategie
verstanden und erklärt: besser sich mit dem Täter identifizieren und dadurch
die Kontrolle behalten, als in der Gefahr höchster Not durch sinnloses Kämpfen
die Kontrolle verlieren. Wir unterstellen der Patientin nicht, daß sie unbewußt
wieder zum kleinen Kind wird, das sich „gute Eltern“ wünscht, sondern daß es
ihr - auch unbewußt - um ihr Überleben ging.“
Zu einem anderen
Artikel des Balzers, den er für die Zeitschrift „Psychotherapie im Dialog“
(1/2000) geschrieben hat (Titel: „Phantasie und Realität“), findet sich
folgender Leserbrief: „Dieser Artikel ist eine unnötige, wirklich unnötige
Provokation. ... Was ist hier beabsichtigt? Ein Eigentor der Psychoanalyse?
Eine Realsatire, in dem ein Verfahren anhand des - man verzeihe mir -
karikaturhaftesten, dogmatischsten und - man verzeihe mir nochmals -
borniertesten Fossils präsentiert wird, das sich auftreiben lässt? ... In
völliger Unschuld, durch Tunnelskotom vor Seiteneinsichten geschützt, von
Realitätsprüfungen unangefochten... selbst wenn es die beste Behandlungsform
wäre, wir könnten sie nicht auf breiter Basis anwenden, weil die Kassen das
nicht zahlen würden. Und wenn es bezahlt würde: Wir könnten höchstens ein
Zehntel der derzeit versorgten Patienten behandeln. Macht ja nichts, oder? Den
anderen wird ja sowieso nicht wirklich geholfen... da kann ich, liebe Kollegen
Senf und Broda, nicht „ohne aufkommenden Affekt“ reagieren, und das lege ich
mir hier nicht als Manko aus. Und würde Herr Ehlert-Balzer die im KBT-Artikel
beschriebenen Traumata auch komplett in die Übertragung zerren wollen? Ich habe
mich viel mit Auschwitz beschäftigt, auch mit den grausigen Details, aber nach
dem Lesen dieses sehr anrührenden und aufwühlenden Artikels hatte ich trotzdem
wieder einen Albtraum. Resümee: Verehrtes Redaktionsteam, die Zeitschrift ist
insgesamt ein vielversprechendes Kind, und ich werde ihre Entwicklung mit
großem Interesse weiter verfolgen, aber den programmbildenden Dialog so
ausdrücklich mit Füßen tretende Autoren wie Herr Ehlert-Balzer haben, bitte
sehr, in diesem Forum nichts zu suchen. Hier wird das alte Dilemma der
Intoleranz gegenüber der Intoleranz berührt, aber: Die Schützengräben sind tief
genug und der Dialog so überfällig, da muss man ihn doch nicht systematisch
durch die Autorenauswahl belasten. Ich stelle es mir übrigens auch für den o.g.
Autor demütigend vor, von klaren und unmissverständlich auf seine Überzeugungen
anwendbaren Äußerungen wie „obsolet“ (Langkafel, S. 10) und „verbietet sich“
(Senf/Broda, S. 56) eingerahmt zu werden. Da haben Sie beiden Seiten (Autor und
Lesern) etwas unnötiges zugemutet. Dr.med. Sebastian Gruben, 82418 Murnau“
Oder: „Selten hat
uns jemand so aus dem Herzen gesprochen wie Dr. Gruben in seiner Stellungnahme
zu dem Artikel von M. Ehlert-Balzer (Leserbrief Dr. Gruben, Heft 2, 2000). Wir
selbst hatten mit großer Vorfreude auf das Erscheinen des Heftes Nr. 1 gewartet
und waren wirklich entsetzt über diesen der Zielsetzung der Zeitschrift (Dialog
innerhalb der verschiedenen Psychotherapie-Schulen) diametral entgegengesetzten
Beitrag. Unverständlich erschien uns insbesondere, wie ein derartiger Beitrag
eine redaktionelle Konferenz „überstehen“ kann; bei sonst wirklich sehr
ansprechenden Artikeln muss dieser Artikel als grobe Entgleisung gelten, wir
hoffen dass sich derartiges nicht wiederholt ... Dr. N. Niedermeier (FA für
PTM) Dipl. Psych. W. Mangold Dr. H. Manzinger (FA für PTM)“
Und wem das alles
noch nicht reicht zur Beurteilung des wertvollen Beitrags des Kollegen mit dem
weiten Bildschirm, dem sei noch gesagt, dass die von ihm zur Lektüre empfohlene
Diplomarbeit unter der Betreuung von Anke Kirsch stand. Diese wiederum hat –
wie an bekannter Stelle nachzulesen (http://www.oedipus-online.de/)
– in einer Delphi-Studie (1999) OHNE KRITISCHEN KOMMENTAR und ohne rot zu
werden ihre „Erkenntnis“ mitgeteilt, dass 65,7 % bzw. 63,9 % der von ihr
befragten Therapie-„Experten“ die ihnen geschilderten Traumatisierungen ihrer
KlientInnen eher bis eindeutig einer „retrospektiven Phantasie“ zuordnen, WEIL
die Betroffenen von ihrem sexuellen Missbrauch OHNE EIGENES SCHULDBEWUSSTSEIN
und MIT SICHERER ERINNERUNG berichten! Nur winzige 4,7 % bzw. 4,9 % der Experten
lehnen eine solche Schussfolgerung deutlich und entschieden ab! (Anke Kirsch
hatte übrigens kein Problem, meine Antwort auf ihre Umfrage, die mit klaren
kritischen Kommentaren ausgestattet war, kurzerhand aus ihrer Untersuchung
auszuschließen.)
Das als weiterer
Beitrag meinerseits zu dieser Materialschlacht.
Jetzt gibt’s
verschiedene Möglichkeiten:
Ihr gesteht ein, dass
ihr die Position der Kernberg-Kritiker respektieren müsst, und macht damit den
Weg frei zu einem von unserer Seite gestalteten Vorschlag.
Oder ihr beharrt auf
eurer betulichen Befürwortungs-Position und bearbeitet die Administratoren
weiterhin dahingehend, eure Löschung von kritischen Zusätzen weiter zu schützen
und zu unterstützen. In eurer neuen Seite begrabt ihr die Kritik an Kernberg unter
einem Schwall von allem möglichen Gelaber. Damit folgt ihr der typischen
Strategie vieler „moderner“ Analytiker, kritische Einwände wie ein Feigenblatt
vor sich her zu tragen, um in diesem Schutz den ekelhaften Unsinn weiter
auszubreiten. Prominente Beispiele für diese Art von Schizophrenie könnte ich
nennen. Das ist, finde ich, wirklich eine raffinierte Strategie: Du täuschst
eine kritische Haltung vor, verhältst dich aber völlig unkritisch.
Ihr habt Prof.
Ruppert zwischen eure Feigenblätter drapiert, der dann aber auch sogleich als
Hellinger-Schüler diskreditiert wird (Verweis auf Weber). Hellinger ist für
mich ohne Frage ein übler Bursche! Man kann jedoch die Methode an sich – das
Aufstellen von Familien oder Organisationen – auch durchführen, ohne auf Hellingers
patriarchalisches, teilweise offenbar faschistoides Denken zurückzugreifen.
Hellinger kommt übrigens Kernberg letztlich recht nahe, wenn er eine vom Vater
vergewaltigte Frau sagen lässt: „Papa, für die Mama habe ich es gerne getan!“
Ich weiß nicht, wieweit Prof. Ruppert die ganze Ideologie Hellingers mit
vertritt. Die Methode funktioniert wohl auch – und wohl auch besser! – ohne!
Der zentrale Satz, an dem sich Webers Kritik an Ruppert aufhängt –
„Kriegsfolgen sind die schlimmsten Traumafolgen.“ – ist für mich jetzt z.B. in
gar keiner Weise spektakulär. Eine solche Feststellung ist doch nicht per se
Ausdruck einer faschistoiden Ideologie! Die ganze Trauma-Diskussion ist ja
nicht umsonst wegen der Alpträume und seelischen Krisen amerikanischer Vietnamheimkehrer
erstmals wieder ernsthaft aufgekommen. Kriegserlebnisse – d.h. massenhafte
sinnliche Eindrücke davon, wie sich Menschen mit ausgefeilten Gewaltmitteln und
äußerster Kaltblütigkeit gegenseitig entwerten, quälen, foltern und
massakrieren, und zwar über einen langen Zeitraum hinweg – bedeuten von der
Natur der Sache her schlimmste Traumaerfahrungen. Selbst einigermaßen stabile
Erwachsene können dadurch bis ins Mark erschüttert werden. (Die Klassifizierung
eines Traumas nach seinem Schweregrad anhand zweier Achsen – Ausmaß der
erlebten Beeinträchtigung und Dauer von deren Einwirkung – ist bei einer Fülle
von Kriegserlebnissen geradezu zwangsläufig auf beiden Achsen im Höchstmaß
erfüllt!)
Aber hier zeigt sich
wieder ein altes Prinzip: Wirf erst einmal mit viel Dreck auf deinen Gegner –
irgendwas wird schon hängen bleiben! Kernberg-Kritiker sind faschistoide
Querulanten. Damit wird dem Kernberg-Unheil weiter Vorschub geleistet.
(Übrigens ein alter Hut in der Psychoanalyse, die Kritik an ihr mit „antisemitischen“
oder „faschistischen“ Tendenzen zu erklären.)
Wenn die hiesige
Diskussionsrunde, geschützt von den Administratoren, sich so mit dem Thema
„Kernberg“ auseinander zu setzen gedenkt, dann werde ich dieses Forum gerne
wieder verlassen, denn dann weiß ich: Dieses Forum hätte bis ins 19.
Jahrhundert hinein mit dem Verweis auf „gesichertes Wissen“ die Rotation der
Sonne um die Erde verteidigt. Dieses Forum hätte vor 70 Jahren mit dem Verweis
auf „gesichertes Wissen“ die Rassenlehre als wesentliche Bereicherung der
Menschheit aufgefasst. Dieses Forum hätte mit dem Verweis auf „gesichertes
Wissen“ vor 45 Jahren Schwangeren das Contergan wärmstens als Schlafmittel
empfohlen. Und dieses Forum wird noch in Zukunft mit dem Verweis auf
„gesichertes Wissen“ jeglichen Unsinn, jegliche Ideologie, jeglichen
Werbeschmäh bereitwillig so lange unterstützen, bis dessen oder deren Unheil
unübersehbar geworden ist.
Wenn sich diese Art
von Auseinandersetzung mit dem Wissen um die Wirklichkeit dieser Welt
„enzyklopädisch“ nennt, dann werde ich „enzyklopädisch“ zukünftig nur noch als
Schmähwort gebrauchen. In solch einem „enzyklopädischen“ Forum habe ich nichts
mehr zu suchen. Und ich werde auch jeder und jedem anderen Suchenden raten, es
bei Wikipedia nicht mehr zu tun. Weil die dort abgelegten Seiten oft genug
nichts anderes sind als virtuelle Feigenblätter, die gewisse Blößen der
Unwissenheit zu verdecken helfen, anstatt nackte Tatsachen sichtbar zu machen.
Widescreen
26. Jun 2006, 23:17
Ich kann nur
wiederholen, dass die Objektbeziehungstheorie eine Traumatheorie ist. Oedipals
weitschweifige Auslassungen bleiben hiervon unangetastet. Zu Oedipal kann ich
leider nur sagen, dass er sich offenbar mit der Psychoanalyse nicht auskennt,
trotzdem aber massive Kritik aufwirft, sich dann aber wundert, warum sie bei
seinen Kontrahenden nicht auf Verständnis oder gar Beifall stösst. Zur
Narrationsforschung habe ich mich ja bereits geäußert. Es ist Lehrmeinung in
der Psychoanalyse, dass Traumata in der Kindheit die Ursache für Psychische
Störungen sein können (Kohut, Miller, Battegay, Balint und eben auch Kernberg
usw.). Hier eine Vulnerabilität anzunehem ist sicher nicht verkehrt, wie das
interdisziplinäre (oder eklektische) Diathese-Stress-Modell
veranschaulicht. Hier wäre dann die gesamte psychiatrisch- klinisch
psychologische Forschung zu kritisieren (was sicherlich nicht schaden würde
aber nicht alle Ergebnisse einfach so vom Tisch wischt, weil es bequemer ist). Die
Kritik an Kernberg die Oedipal formuliert hat ist falsch und sollte aus diesem
Grund nicht in den Artikel.
Oedipal 5. Jul 2006, 22:50
Bitte um Entscheidung
an die Verantwortlichen von Wikipedia
Liebe
Administratoren/-innen, liebe Betreiber/-innen von Wikipedia,
nachdem ich versucht
habe, ein wenig bei Wikipedia mitzuarbeiten (konkret u. vor allem: Seite zu
Otto Kernberg, aber auch: Narzissmus, Wilhelm Jensen, Otto Weininger, Sigmund
Freud), stehe ich vor der Frage, ob ich – als „Experte“ in gewissen Fragen der
Sozial- und Geisteswissenschaft und als jemand, der seine „Expertenschaft“
praktisch betreibt (psychotherapeutische Praxis) – weiterhin an dem (im Prinzip
sehr spannenden) Wikipedia-Projekt teilnehme, ob ich weiterhin Mühe und Zeit
aufwende, es voranzubringen.
Die Frage stellt sich
mir aus folgendem Grund: Mein kritischer Zusatz zu dem Beitrag von Kernberg
wurde von Menschen, die offenbar rückhaltlos an Kernberg „glauben“, gelöscht.
Ebenso einige der anderen Zusätze, die ich an den genannten Stellen eingefügt
hatte. Von Administratoren aufgefordert, uns zu einigen, wurde eine
ausführlichere Diskussion begonnen. Der kritische Zusatz wurde einstweilen
herausgenommen, der Artikel insgesamt gesperrt. Damit hat sich die Diskussion
festgefahren. Da einige Mitdiskutanten (v.a. Schwall und Widescreen, aber auch
Alchemy) über ein sehr niedriges Reflexionsniveau nicht hinauskommen (ist
jedenfalls mein persönlicher Eindruck), die Schlussfolgerungen aus den von mir
konkret vorgelegten Zitaten in keiner Weise entkräften, zu meinen konkreten
Vorschlägen einfach nicht Stellung nehmen, sich statt dessen mit ein paar
flachen Glaubensfloskeln über diverse Ungeheuerlichkeiten Kernbergs
hinwegsetzen, bleibt deren Position (Nicht-Kritik) weiterhin im Raum stehen.
Gerade die Sozial-
und Geisteswissenschaften leiden darunter, dass sie i.d.R. noch nicht zu
strikten Wissenschaften ausgebaut werden konnten (was vermutlich auch nicht
möglich sein wird). Der eigensinnige Mensch in der Wechselwirkung mit seinem
sozialen Umfeld lässt sich nicht so exakt erfassen, wie ein chemisches Element
oder ein physikalischer Prozess. Dieser Bereich ist heute m.E. noch so offen
für Glaubenssätze, wie die Naturwissenschaft des Mittelalters. Auf dieser
Glaubensgrundlage ergeben sich nur allzu gerne Glaubenskriege. Und ich verhehle
nicht: Auch ich habe einen starken Glauben an bestimmte Werte, für die ich
gerne und engagiert streite. Beispielsweise bin ich strikt der Überzeugung,
dass die Opfer von Gewalt in allererster Linie als Opfer betrachtet werden
müssen, vor allem, wenn es sich um Kinder handelt. Und diesen Opfern muss
größter Respekt entgegengebracht werden.
Aber hier sind wir
schon mitten in einer Auseinandersetzung um Glaubensfragen. Und da sind dann
schon mannigfache Ansätze für Kritik und Einwand gegeben. Da kommt es dann in
einem so offenen Forum wie Wikipedia darauf an, wer den längeren Atem hat. Und
da ergibt sich dann schnell, dass – wie mein Kollege BerndUnt dies an anderer
Stelle schon einmal recht schön ausgedrückt hat, als er wohl ähnlich schlechte
Erfahrungen mit Widescreen gesammelt hatte: Experten haben meist kein
ausgeprägtes Bedürfnis, sich mit Dilettanten herumzustreiten. Dafür ist ihnen
die Zeit meist zu schade. Engagierte Dilettanten haben dagegen oft sehr viel
mehr Zeit zur Verfügung, sich um ihre Glaubensangelegenheiten zu kümmern. So
kommt es dann häufig zu einer Situation, die der Redensart entspricht: Der
Klügere gibt nach! Mit der Folge, dass damit der Dummheit das Feld überlassen
wird.
Ich habe einen
konkreten, sehr ernstgemeinten Vorschlag gemacht, einen solchen Streit um
„Glaubensfragen“ zu vermeiden: Themen, um die ein „Glaubenskrieg“ tobt, direkt
als ein Di-Lemma (griech. „di“ = zwei, doppelt) zu etikettieren. Unter dem
Aufruf eines Di-Lemmas sollte man dann direkt eine Entscheidungsmöglichkeit
haben, zwei – am besten völlig getrennte – Bereiche aufzurufen: Den Pro-Bereich
und den Contra-Bereich. Wer möchte, der kann sich beide Bereiche ansehen. Wer
das nicht möchte, der beschränkt sich auf seine vorgefasste Glaubensrichtung.
Auf diese Weise könnte man m.E. sehr, sehr viele Diskussionen im sozial- und
geisteswissenschaftlichen Bereich sehr gut entschärfen: Es wäre eindeutig, wer
sich auf welcher Seite zu äußern hat. Die Aufgabe der Administratoren/-innen
würde m.E. sehr viel leichter. Sie können sich im Wesentlichen darauf
beschränken, die Beitragenden auf die entsprechenden Bereiche zu verweisen.
Laut einer kürzlich
veröffentlichten Studie hat Wikipedia sehr gute Noten, was das Niveau der
naturwissenschaftlichen Themen betrifft. Nicht so anscheinend bei den Sozial-
und Geisteswissenschaften. (Diese Meldung hatte ich zufällig im Radio
aufgeschnappt.) Meine Hypothese wäre, dass gerade in den Geisteswissenschaften
die eigentlichen Experten recht schnell von den Eiferern anderer
Glaubensrichtungen in die Erschöpfung oder Resignation getrieben werden (s.o.).
Bei kurzen Recherchen
habe ich bemerkt, dass in letzter Zeit der Rückzug von sehr differenzierten
Experten wie BerndUnt und Oliver Walter (promoviert) stattgefunden hat. Und es
gibt ja anscheinend bereits ein ausgesprochenes Konkurrenzprojekt zu Wikipedia,
offenbar v.a. von frustrierten ehemaligen Wikipedia-Benutzern betrieben
(Wikiweise).
Ist Wikipedia bereit,
meine Anregungen aufzunehmen? Dann bitte ich um konkrete Signale und Antwort.
Z.B. ob sich die Di-Lemma Lösung auf ein paar Bereiche (Kernberg u.a.) und
vielleicht eine gewisse Zeit beschränkt (3-6 Monate) umsetzen lässt. Nach
Ablauf dieser Zeit könnte einmal über den Nutzen eines solchen Vorgehens
reflektiert werden.
Bekomme ich keine
Antwort oder Resonanz auf meine Vorschläge, dann werde ich meine Energien
künftig anderweitig einsetzen.
Stand vom 14.
September 2006: Bis heute ist auf dieses Schreiben keinerlei Reaktion von
Betreiber- oder Administratoren-Seite erfolgt.