Warum die Mainstreammedien "Mainstream" sind
Ich schreibe unter anderem
deshalb über die Medien, weil ich mich für das intellektuelle Klima insgesamt
interessiere und weil die Medien der Bestandteil dieses Klimas sind, der am
leichtesten zu untersuchen ist. Bei den Medien gibt es einen täglichen Output,
wodurch eine systematische Untersuchung möglich wird. Man kann die Version von
gestern mit der von heute vergleichen. Es gibt eine Menge Material, anhand
dessen man sehen kann, was die Medien in den Vordergrund rücken, was sie
ausblenden und wie die Struktur dieses Prozesses aussieht.
Meines
Erachtens besteht zwischen der Analyse der Medien und der des
Wissenschaftsbetriebs oder der Intellektuellenzeitschriften kein großer
Unterschied - man muß einige zusätzliche Mechanismen berücksichtigen, aber davon
abgesehen besteht kein radikaler Unterschied. Diese Bereiche stehen in enger
Verbindung miteinander, und deshalb wechseln die Leute auch ziemlich leicht
zwischen ihnen hin und her.
Wenn man die Medien oder eine beliebige
Institution verstehen will, stellt man sich zunächst einmal Fragen nach ihrer
inneren Struktur. Zweitens wird man sich dafür interessieren, welche Rolle sie
im Rahmen der Gesamtgesellschaft spielen: In welcher Beziehung stehen sie zu
anderen Systemen von Macht und Autorität? Und schließlich gibt es, wenn man
Glück hat, Akten und Aufzeichnungen führender Leute im Mediensystem, aus denen
man erfahren kann, welche Ziele sie verfolgen. Das ist wichtig, da wir es mit
einem ideologischen System zu tun haben. Ich meine natürlich nicht die üblichen
Public-Relations-Veröffentlichungen, sondern das, was diese Leute sich
gegenseitig über ihre Absichten mitteilen. Und was das betrifft, gibt es eine
Menge interessantes Material.
Das sind drei wichtige Informationsquellen,
wenn wir etwas über die Natur der Medien erfahren wollen. Wir sollten die Medien
auf dieselbe Art untersuchen, wie ein Naturwissenschaftler ein komplexes Molekül
oder einen sonstigen Gegenstand studieren würde. Dabei sieht man sich die
Struktur der Medien an, um auf dieser Basis eine Hypothese darüber aufzustellen,
wie das Produkt, das die Medien herstellen, wahrscheinlich aussehen wird. Dann
untersucht man den Medienoutput und überprüft, inwieweit er den aufgestellten
Hypothesen entspricht. Medienanalysen bestehen in der Regel fast ausschließlich
aus diesem letzten Teil - aus dem Versuch, die Produkte der Medien ganz einfach
sorgfältig zu studieren und herauszufinden, ob sie so aussehen, wie es sehr
plausible Annahmen über Wesen und Struktur der Medien voraussagen.
Was
finden wir dabei heraus? Nun, zunächst einmal, daß es natürlich verschiede
Medienbereiche gibt, die sich mit verschiedenen Dingen beschäftigen. Da gibt es
die Unterhaltungsindustrie und Hollywood, Seifenopern und ähnliche Sendungen,
und die überwältigende Mehrheit der Zeitungen des Landes gehört ebenfalls in
diese Kategorie, die für das Massenpublikum gedacht ist.
Daneben gibt es
einen weiteren Mediensektor, nämlich die Elitemedien, die manchmal auch als die
trendbestimmenden Medien bezeichnet werden, weil sie über die größten Mittel
verfügen und den thematischen Rahmen abstecken, an den alle anderen sich halten
müssen. Das sind Unternehmen vom Kaliber der New York Times und von CBS. Sie
bedienen zum größten Teil die privilegienen Schichten. Leute, die die New York
Tirnes lesen, also Leute mit einem gewissen Einkommen oder Angehörige dessen,
was manchmal als die politische Klasse bezeichnet wird, sind tatsächlich auf
beständiger Basis am politischen System beteiligt. Sie gehören zur
Managerschicht. Dabei kann es sich um Politiker, Wirtschaftsmanager wie die
Topleute der Großkonzerne, akademisches Führungspersonal wie
Universitätsprofessoren oder auch um Journalisten anderer Medienunternehmen
handeln, die sich ebenfalls damit befassen, das Denken und die Weltsicht der
Medienkonsumenten zu beeinflussen.
Die Elitemedien stecken den Rahmen ab,
in dem die restlichen Medien operieren. Wenn man sich Agenturen wie Associated
Press ansieht, die eine permanente Nachrichtenflut ausstoßen, stellt sich
heraus, daß dieser Strom vermischter Nachrichten jeden Nachmittag durch die
Meldung unterbrochen wird: "An die Redaktionen: auf der Titelseite der New York
Times werden morgen folgende Berichte erscheinen." Wenn man beispielsweise
Redakteur einer Zeitung in Dayton, Ohio ist und nicht über die Ressourcen
verfügt oder sich sowieso nicht die Mühe machen will, selbst an wichtige
Nachrichten heranzukommen, erfährt man auf diesem Weg, was als "Nachricht" zu
gelten hat, Damit wird dann die Viertelseite gefüllt, die für andere Themen als
für Lokalberichte und Unterhaltung reserviert ist. Diese Berichte werden dann
als Nachrichten von nationaler Bedeutung gebracht, weil die New York Times uns
sagt, daß das die wichtigen Themen des morgigen Tages sind. Als kleiner
Redakteur in Dayton, Ohio hat man kaum eine andere Wahl, als es so zu machen,
weil man nicht über viele andere Möglichkeiten verfügt, an Nachrichten
heranzukommen. Wenn man vom vorgeschriebenen Weg abweicht und Berichte bringt,
die den Unwillen der großen Zeitungen gen erregen, wird man das ziemlich bald zu
spüren bekommen. Die jüngsten Vorfälle bei den San Jose Mercury News [vgl. S.
119, Anmerkung - d. Ü.] sind nur ein besonders dramatisches Beispiel dafür. Es
gibt eine Menge von Machtmechanismen, durch die jemand, der aus der Reibe tanzt,
wieder auf Linie gebracht werden kann. Wenn man versucht, das Regelwerk des
Systems zu sprengen, wird man sich nicht lange darin halten können. All das
funktioniert recht gut, und es ist nicht schwer zu erkennen, daß sich darin
lediglich ganz offenkundige Machtverhältnisse äußern.
Die Massenmedien im
eigentlichen Sinn haben im wesentlichen die Funktion, die Leute von Wichtigerem
fernzuhalten. Sollen die Leute sich mit etwas anderem beschäftigen, Hauptsache,
sie stören uns nicht (wobei "wir" die Leute sind, die das Heft in der Hand
halten). Wenn sie sich zum Beispiel für den Profisport interessieren, ist das
ganz in Ordnung. Wenn jedermann Sport oder Sexskandale oder die Prominenten und
ihre Probleme unglaublich wichtig findet, ist das okay. Es ist egal, wofür die
Leute sich interessieren, solange es nichts Wichtiges ist. Die wichtigen
Angelegenheiten bleiben den großen Tieren vorbehalten: "Wir" kümmern uns
darum.
Welches sind die Elitemedien, die die Tagesordnung für den Rest
festlegen? Nun, zum Beispiel solche wie die New York Times und CBS. Das sind
zuallererst einmal große, sehr profitable Kapital gesellschaften. Darüber hinaus
haben die meisten von ihnen enge Verbindungen zu weit größeren Konzernen wie
General Electric, Westinghouse oder gehören direkt dazu. Sie mischen ganz oben
in der Machtstruktur der Privatwirtschaft mit, und diese Struktur ist extrem
tyrannisch. Die großen Kapitalgesellschaften sind strukturell gesehen
Tyranneien: sie sind hierarchisch und werden von der Spitze aus kontrolliert.
Und wer sich damit nicht abfinden will, fliegt raus.
Die großen Medien
sind einfach einer der Bestandteile dieses Systems. Welche institutionellen
Strukturen haben die Medien selbst? Nun, mehr oder weniger dieselben wie andere
Unternehmen. Die Institutionen, mit denen die Medien im Rahmen ihrer Aktivität
zu tun haben und mit denen sie in Verbindung stehen, sind ihrerseits bedeutende
Zentren gesellschaftlicher Macht - die Regierung, die Großunternehmen oder auch
die Universitäten. Aufgrund ihrer ideologischen Funktion unterhalten die Medien
enge Beziehungen zu den Universitäten. Nehmen wir einen Journalisten, der einen
Bericht über Südostasien oder Afrika oder was auch immer schreibt. Es ist recht
wahrscheinlich, daß er sich an eine der großen Universitäten wenden wird, um
sich dort bei einem Experten kundig zu machen, oder er kann mit seinen Fragen zu
einer der Stiftungen wie dem Brookings Institute oder dem American Enterprise
Institute gehen, und sie werden ihm dann die richtigen Stichworte geben. Die
Funk- tionsweise solcher Institutionen ist der der Medien sehr
ähnlich.
So sind zum Beispiel die Universitäten keineswegs unabhängige
Institutionen. Man findet in ihnen zwar hier und da unabhängig gesinnte Geister,
aber das gilt auch für die Medien. Solche Leute gibt es im allgemeinen auch in
den Großunternehmen, ja, sogar in faschistischen Staaten. Aber die Universitäten
sind letztlich "parasitäre" Institutionen. Sie sind auf Finanzierung von außen
angewiesen, und die Quellen dieser Unterstützung - reiche Mäzene,
Großunternehmen und Staat (die beide so eng miteinander verflochten sind, daß
man sie kaum auseinanderhalten kann) - stecken im wesentlichen den Rahmen ab,
innerhalb dessen die Universitäten operieren. Wer sich der internen Struktur der
Universitäten nicht anpaßt, sie nicht in dem für eine reibungsfreie Arbeit
innerhalb des Systems notwendigen Maß akzeptiert und internalisiert, wird im
Verlauf von Erziehung und Ausbildung mehr und mehr aus dem System
hinausgedrängt, ein Prozeß, der letztlich schon im Kindergarten beginnt und dann
ununterbrochen weitergeht. Es gibt alle möglichen Arten von Filtermechanismen,
um Leute loszuwerden, die sich querstellen und unabhängig denken. Jeder, der auf
dem College war, weiß, wie sehr das Erziehungssystem auf die Belohnung von
Konformität und Gehorsam ausgelegt ist: Wer sich nicht anpaßt, ist eben ein
Quertreiber. Und aufgrund des Wirkens dieser Filtermechanismen bleiben
schließlich Leute übrig, die in aller Aufrichtigkeit ein System von
Überzeugungen und Meinungen übernehmen, das den Interessen der gesellschaftlich
Mächtigen, mit denen sie zu tun haben, entspricht. Sie brauchen nicht zu lügen,
weil sie selbst daran glauben. Elitein stitutionen wie zum Beispiel Harvard und
Prineeton und die kleinen Colleges mit Universitätscharakter legen großen Wert
auf Sozialisation. In einer Institution wie Harvard geht es zum größten Teil
darum, die richtigen Manieren zu lernen: wie man sich als Mitglied der
Oberschicht zu verhalten hat, wie man in seinem Denken nicht vom richtigen Weg
abweicht und so weiter.
Mitte der vierziger Jahre schrieb George Orwell
als Satire auf einen totalitären Staat, nämlich die Sowjetunion, seinen Roman
Animal Farm, der damals ein großer Erfolg war. Alle Welt war begeistert. Später
stellte sich heraus, daß er eine Einleitung zu Animal Farm geschrieben hatte,
die aber nicht gedruckt wurde. Sie erschien erst dreißig Jahre später, als sie
in seinem Nachlaß gefunden wurde. Thema dieser Einleitung war die "Literarische
Zensur in England". Orwell sagt dort, daß er sich in seinem Buch natürlich über
die Sowjetunion und ihre totalitäre Struktur lustig macht. Aber außerdem
schreibt er auch, daß England sich gar nicht so sehr davon unterscheidet. Im
Westen werden wir nicht auf Schritt und Tritt von einem KGB kontrolliert, aber
das Resultat ist doch weitgehend dasselbe. Wer in seinem Denken zu unabhängig
ist oder auf die falschen Gedanken kommt, bekommt keine Chance, seine Ideen zu
verbreiten.
Außerdem macht er einige kurze Bemerkungen über die
institutionelle Struktur der Medien. Er fragt: Wie kommt es zu dieser Art von
Zensur? Ihm zufolge liegt das erstens daran, daß die Presse den Reichen gehört,
denen es lieber ist, wenn bestimmte Dinge nicht das Licht der Öffentlichkeit
erblicken. Zweitens, so Orwell, lernt man im Rahmen des Erziehungs- und
Ausbildungssystems der Elite, zum Beispiel an renommierten Universitäten wie der
von Oxford, daß es gewisse Dinge gibt, die man besser nicht erwähnt, daß es
gewisse Gedanken gibt, die man besser nicht zuläßt. Damit meint er die
sozialisierende Rolle der Eliteinstitutionen: Wenn man sich hier nicht anpaßt,
hat man in der Regel schon verloren. Und mit diesen wenigen Bemerkungen ist das
Wesendiche eigentlich schon gesagt.
Wenn man Medienkritik betreibt und
sich zum Beispiel mit dem beschäftigt, was Anthony Lewis - oder irgend jemand
anders - geschrieben hat, werden die jeweiligen Leute oft sehr wütend. Sie sagen
dann ganz richtig: "Niemand sagt mir jemals, was ich zu schreiben habe. Ich
schreibe alles, was ich will. Dieses ganze Geschwätz über Druck und
Einschränkungen ist Unfug, weil keiner je irgendwelchen Druck auf mich
ausübt."Und das ist völlig richtig, nur daß es hier um etwas ganz anderes geht,
nämlich um die Tatsache, daß sie ihre Position gar nicht inne hätten, wenn sie
nicht vorher schon unter Beweis gestellt hätten, daß niemand ihnen sagen muß,
was sie schreiben sollen. Es ist längst klar, daß sie das genau wissen. Wenn sie
sich als angehende Reporter für die verkehrte Art von Geschichten interessiert
hätten, hätten sie es nie zu Positionen gebracht, in denen sie sagen können, was
sie wollen. Dasselbe gilt weitgehend auch für die Universitätsdozenten in den
stärker ideologisch gefärbten Fächern. Sie haben eine erfolgreiche Sozialisation
hinter sich.
Als erstes sieht man sich also die Struktur des gesamten
Systems an. Was erwartet man angesichts dieser Struktur als Resultat? Das ist
eigentlich recht offensichtlich. Nehmen wir zum Beispiel die New York Times. Die
New York Times ist ein Großunternehmen, das ein Produkt verkauft. Das Produkt
sind die Leser. Das Unternehmen verdient sein Geld nicht mit dem Verkauf seiner
Zeitung. Die Zeitung selbst wird sogar kostenlos ins Internet gesetzt.
Tatsächlich verliert das Unternehmen heim Verkauf der Zeitung sogar Geld. Wie
auch immer, die Leser sind das Produkt, und sie gehören genau wie die Leute, die
die Zeitung machen, zu den höheren, privilegierten Schichten, denen, die in
unserer Gesellschaft die Entscheidungen treffen. Für ein Produkt braucht man
einen Markt, und dieser Markt sind natürlich die Werbekunden der Zeitung, mit
anderen Worten, andere Wirtschaftsunternehmen. Das Produkt der Medien, ganz
gleich, ob wir vom Fernsehen, den Zeitungen oder anderen Medien sprechen, ist
immer das jeweilige Publikum. Unternehmen verkaufen ihr jeweiliges Publikum an
andere Unternehmen. Und im Fall der Elitemedien handelt es sich dabei um
Großunternehmen.
Mit was für einem Resultat ist also zu rechnen? Wie wird
das Medienprodukt angesichts dieser Umstände aussehen? Was für Voraussagen würde
man machen, wenn man den bisher zugrunde gelegten Annahmen keine weiteren
hinzufügt, oder anders gesagt, was wäre eine vernünftige Nullhypothese? Die
nächstliegende Vermutung wäre dann, daß das Medienprodukt, das heißt, die
Auswahl dessen, was in den Medien vorkommt und wie es vorkommt, die Interessen
der Käufer und der Verkäufer des Produkts sowie der Institutionen und
Machtzentren, unter deren Einfluß sie stehen, widerspiegelt. Es würde an ein
Wunder grenzen, wenn das nicht der Fall wäre.
Danach kommt dann der
aufwendige Teil der Arbeit. Stellen sich die gemachten Vorhersagen als richtig
heraus? Das läßt sich mittlerweile überprüfen. Es liegt inzwischen eine Menge an
Material zur Beurteilung der genannten naheliegenden Hypothese vor; sie ist den
rigorosesten Tests unterzogen worden, die man sich denken kann, und hat sie in
bemerkenswerter Weise bestanden. Man stößt in den Sozialwissenschaften fast nie
auf Resultate, die eine bestimmte Vermutung derart stark unterstützen, aber das
ist auch nicht sehr überraschend, da alles andere angesichts der in diesem Fall
wirksamen Kräfte einem Wunder gleichkäme.
Als nächstes entdeckt man dann,
daß das gesamte Thema vollkommen tabu ist. Wenn man zum Beispiel an der Kennedy
School für Staatswissenschaft oder in Stanford Journalismus,
Kommunikationswissenschaft oder Politik studiert, ist es kaum wahrscheinlich,
daß man mit diesen Fragen konfrontiert wird. Das heißt, genau die Hypothese, auf
die jeder, ohne überhaupt etwas über das Thema zu wissen, von sich aus kommen
würde, kann dort nicht einmal in Erwägung gezogen werden, und es ist unmäglich,
das Beweismaterial, das für sie spricht, zu diskutieren. Leider ist auch das
genau das, was man erwarten würde. Angesichts der Struktur dieser Institutionen
ist leicht vorherzusehen, daß es so laufen wird. Warum sollte es Leuten, die
aktiver Bestandteil dieser Strukturen sind, gefallen, wenn ihre Rolle innerhalb
dieser Strukturen sichtbar gemacht wird? Warum sollten sie eine kritische
Analyse ihrer Vorstellungen und Ziele dulden? Es gibt keinen Grund, warum sie
etwas derartiges zulassen sollten, und sie tun es auch nicht. Auch in diesem
Fall handelt es sich nicht um absichtliche Zensur, sondern darum, daß diese
Leute gar nicht erst in ihre Positionen gelangen würden, wenn sie nicht von dem
überzeugt wären, was sie tun. Und das gilt für die sogenannte Linke ebenso wie
für die Rechte. Um es in diesem System zu etwas bringen zu können, muß man die
richtige Sozialisation und Erziehung genossen haben, die dann falschen Gedanken
und Ideen einen Riegel vorschieben. Wir können folglich aufgrund unserer
Überlegungen eine zweite Prognose aufstellen, nämlich die, daß unsere erste
Prognose innerhalb der bestehenden ideologischen Institutionen nicht diskutiert
werden kann.
Schließlich müssen wir uns noch das doktrinäre Rüstzeug
ansehen, mit dem die für das Funktionieren dieses Systems Verantwortlichen
operieren. Kommt in dem, was die Topmanager des Informationssystems (der Medien,
der Werbeindustrie, der politischen Wissenschaft usw.) sagen, wenn sie zu
ihresgleichen sprechen, eine Vorstellung darüber zum Ausdruck, wie das System
funktionieren sollte? In der Öffentlichkeit, bei akademischen Feiern und
dergleichen mehr ist natürlich immer von allen möglichen wunderbaren Dingen die
Rede. Aber was sagen diese Leute über die Aufgaben des Informationssystems, wenn
sie unter sich sind?
Es gibt hier drei wichtige Bestandteile des Systems,
die man sich ansehen sollte. Erstens haben wir die Public-Relations- Industrie,
das heißt, die Propagandamaschine der Geschäftswelt. Was sagen also die
Topmanager der PR-Industrie? Zweitens sollten wir uns ansehen, was die
sogenannten "in der Offentlichkeit stehenden" Intellektuellen, die großen
Denker, die Verfasser der Meinungsseiten in den Zeitungen sagen - all die Leute,
die hochbedeutende Bücher über das Wesen der Demokratie und ähnliches mehr
schreiben? Als Drittes sollte man den akademischen Bereich untersuchen,
besonders diejenigen Aspekte der Kommunikations- und Informationswissenschaften,
die schon seit etwa 70 bis 80 Jahren integraler Bestandteil der
Politikwissenschaft sind.
Das sind also drei Bereiche, in denen man
einmal darauf achten sollte, was ihre Vertreter so von sich geben und sich
ansehen kann, was die führenden Leute geschrieben haben. Wie sich herausstellt,
sagen die wichtigen Leute in diesen Bereichen alle im wesentlichen das gleiche
(ich zitiere im folgenden zum Teil wörtlichlich): Bei der Masse der Bevölkerung
handelt es sich nur um "unwissende und lästige Außenseiter", die man aus der
öffentlichen Arena heraus halten muß, weil sie zu dumm sind und nur
Schwirigkeiten machen würden, wenn sie sich daran beteiligten. Die gewöhnlichen
Leute sollen "Zuschauer" nicht "Teilnehmer" sein.
Sie dürfen alle paar
Jahre wählen gehen und ihre Stimme für jemanden von uns, jemanden aus der dafür
qualifizierten Schicht abgeben. Aber dann sollen sie wieder nach Hause gehen und
sich mit etwas anderem beschäftigen. Mit der Baseball-Liga oder was auch immer.
Hauptsache, die "unwissenden und lästigen Außenseiter" bleiben passive
Beobachter, statt selbst am politischen Geschehen teilzunehmen. Die Mitspieler
im System dagegen sind sogenannte "Verantwortungsträger" und auch der jeweilige
Autor gehört natürlich immer zu dieser Gruppe. Die Frage, weshalb er selbst zu
den "Verantwoitungsträgern" gehört, während ein anderer im Gefängnis sitzt,
kommt ihm nicht in den Sinn. Dabei ist die Antwort ziemlich einfach. Er gehört
dazu, weil er gehorsam ist und sich der Macht unterordnet, während derjenige im
Gefdngnis sich vermutlich auf die ein oder andere Art geweigert hat, sich zu
fügen. Aber solche Fragen stellt man sich in so einer Position natürlich nicht.
Also haben wir einerseits die qualifizierte Schicht derer, die dazu berufen
sind, das Heft in der Hand zu halten, und dann noch den Rest, der von der
Verwaltung der Dinge ausgeschlossen ist. Außerdem sollten wir uns nicht - und
jetzt zitiere ich wieder aus einem akademischen Essay zu diesem Thema - auf das
"demokratische Dogma" versteifen, "nach dem die Menschen ihre Interessen selbst
am besten beurteilen können". Dem ist keineswegs so: in Wirklichkeit sind sie
absolut unfähig dazu, und daher erweisen wir sowohl ihnen als auch der
Gesellschaft einen großen Dienst, wenn wir das für sie
übernehmen.
Tatsächlich gibt es hier eine starke Ähnlichkeit mit dem
Leninismus. Wir handeln an deiner Stelle, im gemeinsamen Interesse aller usw.
Das ist vermutlich auch einer der Gründe dafür, weshalb sich im Verlauf der
Geschichte viele Leute relativ problemlos aus glühenden Stalinisten in
überzeugte Unterstützer des Machtanspruchs der USA verwandelt haben. Dabei
erfolgt der Wechsel von der einen Position zur anderen oft sehr rasch, und ich
denke, daß das ganz einfach daran liegt, das beide Positionen im großen und
ganzen auf dasselbe hinauslaufen. Eigentlich verändert sich nur die Einschätzung
darüber, welche Haltung einen der Teilhabe an der Macht näherbringt. Erst setzt
man auf das eine, dann auf das andere Pferd, aber das Ziel, das man selbst damit
anstrebt, ändert sich nicht.
Wie hat sich diese Art von Ideen zu ihrer
heutigen Form entwickelt? Das ist eine interessante Geschichte - sie hat viel
mit dem Ersten Weltkrieg zu tun, der in vielerlei Hinsicht zu einschneidenden
Veränderungen führte. Er brachte einen beträchtlichen Wandel in der Position der
Vereinigten Staaten in der Welt mit sich. Schon im 18. Jahrhundert waren die USA
die reichste Region der Welt. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts kam nicht einmal
die britische Oberschicht an den US-amerikanischen Standard hinsichtlich
Lebensqualität, Gesundheit und Lebenserwartung heran (von dem die übrige Welt
ohnehin nur träumen konnte). Die USA waren enorm reich, verfügten über gewaltige
Vorteile und waren schon Ende des 19. Jahrhunderts mit großem Abstand das
wirtschaftlich bedeutendste Land der Welt. Aber als Weltmacht spielten sie noch
keine große Rolle. Ihre Macht erstreckte sich damals auf die Karibik und Teile
des Pazifik, aber nicht viel weiter.
Der Erste Weltkrieg brachte eine
Veränderung dieser Beziehungen. Und im Zweiten Weltkrieg änderten sie sich noch
mehr. Danach waren die Vereinigten Staaten mehr oder weniger Herrscher über die
gesamte Welt. Aber schon nach dem Ersten Weltkrieg waren sie weitaus mächtiger
als zuvor und verwandelten sich aus einem Schuldner- in ein Gläubigerland. An
Großbritannien kamen sie noch nicht heran, aber damals begannen sie, weltweit
eine wichtige Rolle zu spielen. Aber das war nicht die einzige
Veränderung.
Im Ersten Weltkrieg gab es zum erstenmal eine
hochorganisierte staatliche Propaganda. Die Briten richteten ein
Informationsministerium ein. Das war auch eine dringliche Notwendigkeit, denn
Großbritannien war darauf angewiesen, die USA in den Krieg hineinzuziehen, da es
ohne den Kriegseintritt der USA in große Schwierigkeiten geraten wäre. Das
Informationsministerium beschäftigte sich hauptsächlich mit der Verbreitung von
Propaganda, nicht zuletzt mit der Fabrikation einer Flut von Fälschungen über
Greueltaten der "Hunnen" und ähnlichen Projekten. Eine der Hauptzielscheiben
dieser Propaganda waren die amerikanischen Intellektuellen. Dem lag die durchaus
vernünftige Annahme zugrunde, diese würden am leichtgläubigsten sein und am
ehesten auf die Propaganda hereinfallen. Ihnen war zugleich die Aufgabe
zugedacht, die Propaganda über die ihnen in Amerika zur Verfügung stehenden
Kanäle weiterzuverbreiten. Dementsprechend war die Arbeit des
Informationsministeriums hauptsächlich auf die amerikanischen Intellektuellen
abgestimmt, und diese Strategie funktionierte ausgezeichnet. Ein Großteil der
Dokumente des Ministeriums ist inzwischen öffentlich zugänglich, und die
Dokumente zeigen, daß diese Kampagne das bescheidene Ziel verfolgte, das Denken
der ganzen Welt zu kontrollieren - vor allem aber das der USA. Was man in Indien
dachte, spielte demgegenüber natürlich keine sonderlich große Rolle. Das
Informationsministerium war sehr erfolgreich darin, prominente amerikanische
Intellektuelle hinters Licht zu führen und dazu zu bringen, die Fälschungen der
britischen Propaganda zu akzeptieren. Die Briten waren damals sehr stolz auf
diesen Erfolg, und das nicht von ungefähr, denn so konnten sie eine Niederlage
Großbritanniens abwenden, das den Ersten Weltkrieg ohne den Kriegseintritt der
USA verloren hätte.
Zur selben Zeit wurde in den USA ein Gegenstück zum
britischen Informationsministerium geschaffen. 1916 wurde Woodrow Wilson auf der
Grundlage eines Anti-Kriegs-Programms zum Präsidenten gewählt. Die Stimmung in
den USA war sehr pazifistisch. Das hat in den USA eine lange Tradition. Die
Leute wollen keine Kriege in anderen Ländern führen. Der Eintritt der USA in den
Ersten Weltkrieg wurde heftig abgelehnt, und Wilson wurde aufgrund seiner
Stellungnahme gegen den Krieg gewählt. Er war mit dem Slogan "Frieden ohne Sieg"
zur Wahl angetreten. Aber er strebte von Anfang an eine Beteiligung am Krieg an.
Daraus ergab sich das Problem, eine pazifistisch gestimmte Bevölkerung in lauter
verrückte antideutsche Fanatiker zu verwandeln, die am liebsten alle Deutschen
umgebracht hätten. So etwas geht nicht ohne Propaganda, und so gründete die
Regierung die erste - und im übrigen auch einzige - große staatliche
Propagandainstitution der US-Geschichte. Sie hieß offiziell "Komitee zur
Information der Öffentlichkeit" und wurde auch die "Creel-Kammission" genannt.
Ihre Aufgabe bestand darin, durch die Verbreitung von Propaganda eine
hurrapatriotische Hysterie in der Bevölkerung auszulösen. Das Ganze war ein
unglaublicher Erfolg. Binnen weniger Monate herrschte eine hemmungslose
Kriegshysterie, und dem Kriegseintritt der USA stand kein Hindernis mehr
entgegen.
Von dieser Leistung waren viele Leute höchst beeindruckt. Einer
davon war Hitler, was später seine Folgen haben sollte. In Mein Kampf zieht er
den nicht ganz unberechtigten Schluß, Deutschland sei im Ersten Weltkrieg
besiegt worden, weil es den Propagandakrieg verloren habe. Deutschland konnte
mit der britischen und amerikanischen Propaganda, die sich als vollkommen
übermächtig erwies, nicht einmal ansatzweise mithalten. Hitler kündigte an, beim
nächsten Mal werde Deutschland seine eigene Propagandamaschinerie haben, und so
war es im Zweiten Weltkrieg dann auch. Für uns heute von noch größerer Bedeutung
ist der tiefe Eindruck, den diese britische Propagandaanstrengung auf die
amerikanische Geschäftswelt machte, die damals vor einigen Problemen stand: Es
gab zumindest formal mehr demokratische Rechte als früher, der Kreis der
Wahlberechtigten war erweitert worden, das Land wurde reicher, mehr Menschen
hatten die Möglichkeit, am System teilzunehmen, es gab viele neue Einwanderer
und so weiter.
Was sollten die herrschenden Schichten angesichts dieser
Entwicklungen tun? Es war nun schwieriger, das Land wie einen Privatklub zu
verwalten, Es war jetzt viel wichtiger als früher, zu kontrollieren, was die
Leute denken. Public-Relations-Spezialisten hatte es zwar schon hier und da
gegeben, aber die PR-Industrie, wie wir sie kennen, gab es noch nicht.
Unternehmen wie Rockefeller stellten vielleicht Leute ein, um das Image der
Firma aufzupolieren, aber die riesenhafte moderne PR-Industrie in ihren
gigantischen heutigen Dimensionen wurde erst damals in den USA erfunden und war
ein direktes Resultat des Ersten Weltkriegs. Führend in der PR-Industrie waren
Leute, die sich schon an der Creel-Kommission beteiligt hatten. Die bedeutendste
dieser Figuren, Edward Bernays, stützte sich in seiner Tätigkeit direkt auf die
Erfahrungen aus der Creel- Kommission. Nach dem Ersten Weltkrieg schrieb er ein
Buch mit dem Titel Propaganda. Der Ausdruck "Propaganda" hatte damals übrigens
noch keinen negativen Beigeschmack. Er wurde erst im Zweiten Weltkrieg zum Tabu,
da er mit Deutschland und somit dem Feind in Verbindung gebracht wurde. Aber
davor bedeutete "Propaganda" nichts weiter als so etwas wie "Information". 1925
kam also Bernays' Buch Propaganda heraus, und gleich zu Anfang heißt es dort,
das Buch mache sich die Lehren des Ersten Weltkriegs zunutze. Bernays schrieb,
das Propagandasystem des Ersten Weltkriegs und die Creel-Koonmission, an der er
beteiligt gewesen war, hätten gezeigt, daß man "das Denken der Öffentlichkeit
ganz genauso dirigieren" kann "wie eine Armee die Körper ihrer Männer
dirigiert". Diese neuen Techniken der Reglementierung des Geistes sollten, wie
er schrieb, von intelligenten Minderheiten genutzt werden, um dafür zu sorgen,
daß der Pöbel nicht auf falsche Gedanken kommt. Mittels der neuen Techniken der
Gedankenkontrolle sei dies jetzt ohne weiteres möglich.
Dieses Buch ist
das grundlegende Werk der Public-Relations- Industrie, und Bernays ist so etwas
wie ihr Prophet. Er war ein authentischer Liberaler im Stil Roosevelts oder der
Kennedys. Er koordinierte unter anderem die PR-Anstrengungen zugunsten des von
den USA unterstützten Putsches, durch den 1954 die demokratisch gewählte
Regierung Guatemalas gestürzt wurde.
Der große Coup, durch den er Ende
der zwanziger Jahre wirklich berühmt wurde, war es, Frauen das Rauchen
schmackhaft zu machen. Frauen rauchten damals im allgemeinen nicht, und Bernays
dirigierte die große Werbekampagnen für Chesterfield Zigaretten. Die Methoden
sind ja bekannt - Models und Filmstars mit Zigarette im Mund usw. Dafür heimste
er enornies Lob ein. Er stieg zur führenden Figur der PR-Industrie auf, und sein
Buch wurde gewissermaßen zur Bibel der Branche.
Ein weiteres Mitglied der
Creel-Kommission war Walter Lipp- mann, der ein halbes Jahrhundert lang die
angesehenste Figur des anspruchsvollen amerikanischen Journalismus war. Neben
seiner journalistischen Tätigkeit schrieb er Essays über die Demokratie, die
zumindest damals, in den zwanziger Jahren, als "progressiv" galten. In diesen
Essays sprach auch er sich explizit dafür aus, die Erfahrungen anzuwenden, die
mit Propaganda gesammelt worden waren. Er sagte, die Demokratie habe eine neue
Kunst hervorgebracht, die er selbst die "Fabrikation von Konsens" nannte. Edward
Herman und ich haben diesen Ausdruck für den Titel unseres Buches geborgt, aber
geprägt wurde er von Lippmann. Ihm zufolge gibt es jetzt diese neue Kunst
demokratischen Regierens, nämlich die "Fabrikation von Konsens". Durch die
Fabrikation von Konsens kann man die Tatsache neutralisieren, daß viele Menschen
ein formales Wahlrecht genießen. Die politischen Führer können letzterem jede
Bedeutung nehmen, da sie ja in der Lage sind, Konsens zu fabrizieren und so die
Wahlmöglichkeiten und Einstellungen der Menschen derart zu beschränken, daß sie
letztlich immer nur gehorsam tun werden, was man ihnen sagt, obwohl sie formal,
z. B. über die Wahlen, selbst am System teilhaben. So sieht laut Lippmann eine
echte Demokratie aus, die funktioniert, wie es sich gehört. Das ist die Lehre,
die er aus den bisherigen Erfahrungen mit Propaganda zieht.
Auf dieselben
Erfahrungen stützt sich auch die akademische Sozial- und Politikwissenschaft.
Der Begründer der kommunikationstheoretisch orientierten Politikwissenschaft war
Harold Lasswell. Sein wichtigstes Werk ist eine Studie über Propaganda in der
Encyclopedia of Social Sciences. Darin sagt er ganz offen genau die Dinge, die
ich vorhin zitiert habe, wie zum Beispiel, daß man sich nicht auf demokratische
Dogmen versteifen dürfe. Postulate wie diese entstammen der akademischen
Politikwissenschaft, wie sie von Lasswell und anderen konzipiert wurde. Auch in
dieser Hinsicht wurden die Lehren aus den Erfahrungen der Kriegszeit gezogen,
und zwar nicht nur in der politischen Wissenschaft, sondern auch von den
politischen Parteien, besonders der Konservativen Partei in England. Deren
Dokumente aus dieser Zeit, die derzeit gerade veröffentlicht werden, zeigen, daß
die Konservativen die Leistung des britischen Informationsministenums sehr zu
schätzen wußten. Ihnen war klar, daß England sich auf eine Demokratie zubewegte
und nicht mehr wie früher ein Klub von Privatleuten sein würde. Daraus zogen sie
den Schluß, daß Politik zur - wie sie es ausdrückten - politischen Kriegführung
werden müsse, bei der man die Propagandamechanismen anwenden sollte, die schon
im Ersten Weltkrieg so gute Dienste bei der Kontrolle des Denkens der
Bevölkerung geleistet hatten.
Das ist die ideologische Seite der Sache,
über die wir hier sprechen, und sie weist in dieselbe Richtung wie die
institutionelle Struktur. Sie stützt unsere bisherigen Voraussagen darüber, wie
das Ganze funktionieren sollte. Und die Korrektkeit dieser Vorhersagen ist gut
dokumentiert. Aber auch die ideologischen Grundlagen unseres Informationssystems
dürfen nicht diskutiert werden. Das alles taucht zwar in der Standardliteratur
zum Thema auf, ist aber nur für die Insider bestimmt. Die klassischen Werke
darüber, wie man das Denken der Menschen kontrolliert, stehen auf dem College
nicht auf dem Lehrplan.
Genauso wenig, wie auf dem Lehrplan steht, was
James Madison während der verfassunggebenden Versammlung schrieb, nämlich, daß
das neue System zum Hauptziel haben müsse, "die Minderheit der Begüterten gegen
die Mehrheit zu schützen", und daher so gestaltet werden müsse, daß es dieses
Ziel erreichen kann. Hier geht es um die Grundlagen des verfassungsmäßigen
Systems, und niemand setzt sich damit auseinander. Man findet diese Äußerungen
nicht einmal in der wissenschaftlichen Literatur, wenn man nicht wirklich
intensiv danach sucht.
Das ist im großen und ganzen das Bild, das ich von
der institutionellen Struktur unseres "freien" Mediensystems, von den
dahinterstehenden Doktrinen und seinem Endprodukt habe. Ein weiterer Teil des
Systems richtet sich an die "unwissenden, lästigen" Außenseiter. Dabei geht es
hauptsächlich darum, auf die ein oder andere Art von den wirklich wichtigen
Themen abzulenken. Von daher läßt sich leicht vorhersagen, was das
wahrscheinliche Ergebnis ist.
--
Aus einem Vortrag im Z Media
Institute, Juli 1997
Quelle: "Die
politische Ökonomie der Menschenrechte" Trotzdem Verlag