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Warum wollen Deutsche Palästina befreien?
oder: Medico International und der diskrete Hass auf
Israel
Heute, 29. September 2004, begrüßen wir in Saarbrücken Michel Warschawski, Leiter des ‚Alternative Information Center Jerusalem’. Mit Begleitmusik von Gilad Atzmon. Wer sind die beiden?
„Das über Israel sagen, was Nichtjuden sich nicht zu sagen trauen“
Sie sind antizionistische Juden, also prädestiniert für Veranstaltungen in Europa, wo sie das über Israel sagen dürfen, was Nichtjuden sich meist nicht so offen zu sagen trauen. Spätestens seit den Walser-Bubis-, Möllemann-Friedman- und „Kein Tätervolk“-Hohmann-Debatten traut sich zwar jeder Labersack mit der Parole „Man wird doch wohl noch Israel kritisieren dürfen...“ hervor. Mit deren Selbstdarstellung der Deutschen als Opfer („Bombardement der Zivilbevölkerung“, Forderung nach „Rückkehr der Vertriebenen“, ‚unmenschliche Behandlung Kriegsgefangener’) wollen ‚Linke’ sich denn doch nicht allzu schnell gemein machen.
Scheinbar weit weg vom neurechten Diskurs, wo in ‚Der Untergang’ schließlich Hitler selbst als Leidender vorgeführt wird, gibt es aber eine Methode, sich wieder dorthin zu schlängeln, wo es warm rauskommt, und sich dabei immer noch fortschrittlich vorzukommen: Israel-Bashing. Damit kann man von rechts bis links den größtmöglichen Konsens bedienen und sich zudem als Internationalist profilieren. Und um jedem Vorwurf die Spitze zu nehmen, lädt man zwecks Bashing einen guten, nämlich antizionistischen Juden ein. Der kann doch kein Antisemit sein.
Warschawski: Israel pfui – Es lebe Arafat
In seinem Artikel „Antizionismus ist nicht Antisemitismus“ beschuldigt Michel Warschawski den Zionismus der „Strategie jüdischer Kolonisierung, die nicht ohne den ethnischen Säuberungskrieg von 1948 auskam. Es ist ein Verdienst Yasser Arafats, in einem solchen Kontext alles Menschenmögliche getan zu haben, um den israelisch-palästinensischen Konflikt in seiner politischen (und nicht religiösen oder ethnischen) Dimension zu halten: nämlich die eines Kampfes für nationale Befreiung und ... um nationale Souveränität.“
Schon mit diesen wenigen Zeilen wird Israel moralisch delegitimiert: die Souveränität des jüdisch-säkularen Staates basiert auf ‚ethnischer Säuberung’, wohingegen die Souveränität des palästinensischen Volkes angeblich eine politische und keine ethnische Dimension habe. Dazu in aller Kürze nur einige Fakten:
Zionismus: Ein Staat als Schutz
Kolonisierung? Die einzige Parallele des Zionismus zum europäischen Kolonialismus ist das Ziel der Aneignung eines Territoriums. In allem andern ist er geradezu das Gegenteil des Kolonialismus: Der politische Zionismus basiert nicht auf einer rassischen Ideologie der Überlegenheit, sondern auf der Notwendigkeit eines souveränen Staates der Juden, egal ob sie aus Russland, Äthiopien, Deutschland, Südamerika, Indien oder einem arabischen Land kämen. Er geht nicht von einem Vaterland aus, das Rohstoffquellen, Absatzmärkte und billige Arbeitskräfte anstrebt – welche Rohstoffe gibt es in Israel? Große Ländereien wurden nicht erobert, sondern gekauft. Und es wurde nicht die Ausbeutung der Fellachen angestrebt, sondern ‚jüdische Arbeit’ propagiert; zwar ebenfalls problematisch – doch welche Staatsidee ist das nicht?
Zionismus: Nachholender jüdischer Befreiungsnationalismus
„Ethnischer Säuberungskrieg“? Der Zionismus war der nachholende jüdische Befreiungs-Nationalismus, nachdem Assimilation und Emanzipation der Juden in den europäischen Nationalstaaten offensichtlich gescheitert waren. Was ist es anderes als Zynismus, wenn die Pogrome des modernen Antisemitismus in Russland (1881, 1905, 1918) und der Ukraine, die Shoah und die Vertreibung von rund 800.000 arabischen Juden aus Ägypten, Irak, Iran ... unterschlagen werden, und stattdessen die Verteidigung des neu gegründeten Staates gegen die Angriffe von fünf Armeen als ‚ethnische Säuberung’ bezeichnet wird?
Darüber spricht man nicht: Arafat & NS Deutschland
„Verdienst Yasser Arafats“? Arafat wurde inthronisiert von seinem Verwandten Hadschi al-Husseini, dem früheren Großmufti und Statthalter von Jerusalem. Der, glühender Antisemit, organisierte 1920 Pogrome gegen jüdische Zivilisten, 1929 ein Massaker gegen die alte nicht-zionistische jüdische Gemeinde in Hebron und 1936-39 einen blutigen Aufruhr; durch seinen frühen islamistischen Terror erzwang er von der britischen Mandatsverwaltung eine Quote für den Zuzug von Juden – gerade als sie vor den Nazis am dringendsten einer Zuflucht bedurft hätten. 1941 wurde der Mufti von Hitler in Berlin empfangen und warb 20.000 bosnisch-muslimische Freiwillige, die als Waffen-SS Juden, Serben und Roma jagten. Stolz bezeichnet sich Arafat als „Soldat“ dieses Mannes. Arafat herrscht im Stil eines Feudalherrn über zehn ‚Sicherheitsdienste’, die rund 100.000 Mann umfassen, u.a. die Al-Aqsa-Brigaden, die mit Hamas, dem ‚heiligen Djihad’ und der Hisbollah seit Beginn der Terror-Intifada für den Mord an fast 1000 israelischen Zivilisten verantwortlich sind. Er nutzt völkischen Panarabismus und islamistischen Fundamentalismus, um Israel zu zerstören. Sein Vermögen, aus den Zuschüssen der EU und Japans auf Schweizer Nummernkonten angehäuft: fast 1 Mrd. Euro!
Warschawski: Antisemiten sind nicht so schlimm
Warschawsik schreibt weiter: „Ein wichtiger Teil der Verantwortung für das Übergleiten von der Kritik an der israelischen Politik zu antisemitischen Haltungen ruht auf den Schultern eines Teils der oft selbsternannten Vorstände der jüdischen Gemeinden in Europa und in den USA...die sehr oft die jüdische Gemeinde als solche mit einer bestimmten Politik gleichsetzen – nämlich der einer bedingungslosen Unterstützung der politischen Führung Israels.“ Es gibt also gute israelkritische Juden und solche, die selbst für antisemitische Haltungen verantwortlich sind. Dass es einen vom Verhalten der Juden völlig unabhängigen Antisemitismus gibt, behandelt Warschawski unter ‚Rassismus’ – einen eigenständigen Charakter kann er weder im Antisemitismus noch im Islamismus erkennen.
Erkenntnisse von Gilad Atzmon
Erkenntnis 1 von Gilad Atzmon: „Es gibt keinen Antisemitismus
mehr.“
Gilad Atzmon geht noch weiter: „es gibt keinen Antisemitismus mehr...
Ich sage nicht, dass Synagogen nicht angegriffen und jüdische Gräber
nicht zertrümmert werden. Ich sage, dass diese Handlungen, die keineswegs
legitim sind, eher als politische Antwort gesehen werden sollen denn als
rassistisch motivierte Akte oder Verbrechen aus irrationalem Hass. ...
Es liegt nun am jüdischen Volk, sich gegen ihren jüdischen Staat
zu erheben und sich selbst von seiner radikalen Nationalbewegung zu trennen.
... mit dem Erfolg des Zionismus schwindet auch jede Möglichkeit für
Antisemitismus.“
Weg mit Israel – und es gibt keinen Antisemitismus mehr? Judenhass
ein Werk des Mossad?
Erkenntnis 2 von Gilad Atzmon: Amerikanische Juden kontrollieren
die Welt
„... Dementsprechend muss Israel, um die zionistischen Interessen zu
fördern, deutlich antisemitische Gefühle erzeugen. Grausamkeit
gegen palästinensische Zivilisten ist ein bevorzugtes israelisches
Mittel, um dieses Ziel zu erreichen....Die zionistischen Führer in
Deutschland haben Hitler und das Nazi-Regime sehr schnell willkommen geheißen...
Manchmal hat der Mossad selbst solche Angriffe gegen Juden initiiert...
Zionisten klagen, dass Juden weiterhin mit der Verschwörungstheorie
einer Weltregierung über politische Lobbys, in Medien und im Finanzwesen
identifiziert werden. Ist die Vorstellung solch einer Verschwörung
wirklich eine hohle Anklage?... Wir müssen uns fragen, was bewegt
amerikanische Juden dazu, solch politische Macht zu gewinnen?...Mit der
wachsenden Zahl getöteter Soldaten im Irak wird sich das amerikanische
Volk genau diese Frage stellen...müssen wir beginnen, die Anklage
–‚das jüdische Volk versucht, die Kontrolle über die Welt zu
erlangen’- sehr ernst zu nehmen. ... Die Weltsupermacht Nummer eins ist
dazu da, um den Reichtum und die Sicherheitsbelange des jüdischen
Staates zu unterstützen... Amerikanische Juden machen jede Debatte,
ob die ‚Protokolle der Weisen von Zion’ ein authentisches Dokument oder
eher eine Fälschung sind, irrelevant. Die amerikanischen Juden versuchen,
die Welt mittels Stellvertretern zu kontrollieren..Ich möchte jedoch
behaupten, dass Nationalismus (an sich) nichts Falsches ist.... Doch jüdischer
Nationalismus ist unannehmbar, weil er auf rassistischem Fundamentalismus
und religiösem Eifer beruht....
Erkenntnis 3 von Gilad Atzmon: Zionismus ist wie Nationalsozialismus
Diese Art zu denken, muss uns an die expansionistische Nazi-Philosophie
erinnern; aber dann müssen wir auch daran erinnern, dass der Zionismus
der Nazi-Ideologie vorausging. Es ist jüdisch nationalistische Ideologie,
die die Idee des ‚Lebensraumes’ einführte und die Vertreibung der
einheimischen Bevölkerung – noch bevor Hitler geboren (1889) war.
Sollte Nationalsozialismus als eine unannehmbare Form des Nationalismus
angesehen werden, dann sollte Zionismus genau so behandelt werden. ...
Es sollte festgestellt werden, dass palästinensischer Nationalismus
ganz anders ist als sein jüdischer Rivale. Er ist multi-kulturell...
Ich vermute, dass jene Juden, die sich darüber ärgern, wenn ihnen
für Jesu Tod die Schuld gegeben wird, sich selbst mit den Mördern
Jesu identifizieren. Es sind jene, die den mörderischen Akt heute
begehen könnten. Diese Juden werden Zionisten genannt... Sie werden
alle angeklagt, weil sie alle Judase sind... Mit großer Schande muss
ich gestehen, dass Israels Verhalten (heute) einiges Licht auf die Verfolgung
von Juden im Laufe der Geschichte wirft. ... Folglich quält mich eine
(andere) Form von Holocaustleugnung wirklich mehr, nämlich die Leugnung
eines andauernden palästinensischen Holocaust...
Erkenntnis 4 von Gilad Atzmon: Israel ist die Wiederkehr des
Nationalsozialismus
Die Verwandlung palästinensischer Wohngebiete in Konzentrationslager....
Dieser Holocaust wird vom jüdischen Volk begangen mit der Untersützung
der Weltjudenheit. Dieser Holocaust wird – obwohl gut dokumentiert – weitgehend
ignoriert. Dies ist die ernsteste Form von Holocaustleugnung.... Die Zionisten
sind diejenigen, die beschuldigt werden müssen, einen Holocaust zu
begehen, und die die ersten sind, die gerade diesen leugnen....“ (1)
Medico International - Hilfe gegen Israel
Der offizielle Name ist ‚Hilfsorganisation’. Die Auflösung Israels wird nicht offen gefordert. Man macht Projekte in der Region. Mit Israelis und Palästinensern. Augewogen eben. Etwas weniger ausgewogen sind die verfassten Schriftbeiträge zum Thema, zum Beispiel der Artikel „Zukunft ohne Aussicht?“ im aktuellen medico-Rundschreiben 3/2004. Die antiisraelische Katze wird dort aus dem Sack gelassen und springt recht munter daher. Der Sicherheitszaun wird sprachlich zu einem „8 Meter hohen Festungswall“ hoch geredet. Einen Palästinenser zitiert medico, wonach Israel ein „Gefängnis um uns herum“ baut. Ein bisschen Ausgewogenheit hält dann wieder Einzug in den Artikel, in dem zwar meist von ‚Mauer’ die Rede ist, manchmal aber eben auch von Zaun und Sperranlage. Der formalen Ausgewogenheit ist damit Genüge getan. Kein Wort enthält der Artikel, dass dieses Bauwerk bereits jetzt Juden und Jüdinnen gerettet hat. Die Zahl der Anschläge ist zurück gegangen. Kein Wort davon, dass der Zaunbau die Reaktion auf die Ermordung von Juden und Jüdinnen ist. In sachlich nüchterner Form ist lediglich die Rede davon: „In den israelischen Städten hat die Gewalt der Selbstmordattentate den öffentlichen Raum längst zum gefährlichen Terrain werden lassen.“ So als ob es keine Täter und Täterorganisationen gibt.
Die Täter des antisemitischen Terrors gegen Israel und deren Beziehungen zur PLO, zu Arafat und zur Hamas sind der Hilfsorganisation medico international offenbar abhanden gekommen. Dieser ‚Verlust der Täter’ klärt sich schon in der nächsten Zeile: ‚Der beabsichtigte Schutz vor Attentaten bedeutet zugleich Verdrängung, Auflösung und Abschottung.’ Aus einem realen Schutz wird ein ‚beabsichtigter Schutz’. Zynisch. Wenn sich Juden und Jüdinnen erfolgreich vor Mord und Todschlag schützen, wird ihnen dies als ‚Verdrängung und Abschottung’ angekreidet. Irgendwie sind die Israelis alles auch noch selbst schuld. Denn Täter gibt es keine. Die gute Nachricht zuletzt: ‚Der Spendeneingang bleibt konstant.’, lautet eine Seite weiter die Überschrift bei der veröffentlichten Jahresbilanz 2003 der Hilfsorganisation medico international.
(1) Gilad Atzmon, Über Antisemitismus, aus dem Englischen von Ellen Rohlfs und Günter Schenk; auf http://www.freunde-palaestinas.de/fp/page/akte2003/002semitismus/060104gilad.html
SJF, Saarländisch – jüdischer Freundeskreis
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