REDS – Die Roten > Partei | Party > Marxismus u. Partei
Während ein belagerter Trotzki kämpfte, um die leninistische Theorie der Partei zu schützen und anzuwenden, arbeitete ein anderer Marxist, Antonio Gramsci, 11 Jahre lang in einem faschistischen Gefängnis, um neue und originelle Ideen über revolutionäre Strategie zu entwickeln. Die Frucht dieser gewaltigen Arbeit und das Kernstück der Gramscischen Strategie war eine neue Vorstellung der Rolle und Aufgaben der revolutionären Partei, die die einzige grundsätzliche Ergänzung der marxistischen Theorie der Partei seit Lenin bildet. Gramsci konnte diesen Durchbruch erringen vor allem wegen des einzigartigen philosophischen Blickwinkels, aus dem er die Problematik der Partei heranging. Folglich muß jede Analyse der Gramscischen Theorie der Partei mit eine Überlegung der philosophischen Voraussetzungen beginnen, auf denen sie sich stützte.
Wie Georg Lukacs, der andere hervorragende marxistische Philosoph der Periode zwischen den Kriegen, kam Gramsci zum Marxismus durch Hegel und so „durch die Philosophie“. Die Schlüsselgestalten in der intellektuellen Bildung Gramscis waren Benedetto Croce und Antonio Labriola. Croce war idealistischer Philosoph, für den der zentrale Zweck der Philosophie darin bestand, die Geschichte zu verstehen, und der sich deshalb „absoluten Historizist“ nannte. Gramsci betrachtete ihn als den höchsten Vertreter der italienischen bürgerlichen Kultur und eigentlich als einen der bedeutendsten Befürworter des Liberalismus in der Welt. Croce war Kritiker des Marxismus, aber für Gramsci stand seine Arbeit auf einer viel fortgeschritteneren intellektuellen Ebene als der des vulgären Marxismus und des Positivismus, die in Italien vor 1914 vorherrschend war. Also gibt es Parallelen zwischen Gramscis Verhältnis mit Croce und Marx’ Verhältnis mit Hegel – am Anfang unter seinem Einfluß, und dann immer mehr als größere Gestalt gesehen, die man herausfordern und in einer neuen Synthese aufheben müßte. Was Gramsci aus Croce nahm und entwickelte, war die Ablehnung des ökonomischen Determinismus und des Positivismus und die Wichtigkeit des „ethisch-politischen“ oder „ideologischen“ Moments in der Geschichte.
Die Brücke zwischen dem Marxismus und dem Croceschen Idealismus lieferte Antonio Labriola, der „Gründervater“ des italienischen Marxismus am Ende des 19. Jahrhunderts. Labriola war Professor der Philosophie bei der Universität Rom, der spät im Leben zum Marxismus, nachdem er eine führende Persönlichkeit im italienischen Hegelschen Schule gewesen war. Labriola führte zuerst den Begriff „Philosophie der Praxis“ ein, der Gramsci als Ersatz für „Marxismus“ in den Gefängnisheften benutzte, um den Gefängniszensor umgehen zu können. [1] Gramsci hielt Labriola in Hochachtung, und legte großen Wert auf seine Betonung der Einheit der Theorie und der Praxis und der Unabhängigkeit des Marxismus von allen anderen philosophischen Strömungen. In den Gefängnisheften beschreibt Gramsci ihn als „den einzigen Mann, der versucht hat, die Philosophie der Praxis wissenschaftlich aufzubauen“. [2]
Die Richtung, worin Gramscis Ideen sich bewegten, wurde deutlich gezeigt durch den Artikel, womit er die Russische Revolution begrüßte, Die Revolution gegen Das Kapital. Darin lobte er die Bolschewiki wegen ihrer Ablehnung, durch eiserne historische Gesetze gebunden zu werden. Und als nach dem Krieg Gramsci zum vollentwickelten Marxisten und Kommunisten wurde, unterschied sich seine Version des Marxismus völlig von der orthodoxen „wissenschaftlichen“ Materialismus, der die Zweite Internationale charakterisierte und der zum großen Teil auch die Dritte Internationale herrschte, mit der Ausnahme von Lenin, der seine philosophische Position revidiert hatte.
Für den reifen Gramsci der Gefängnisheften „ist die Philosophie der Praxis absoluter ‚Historizismus’, die absolute Säkularisierung und Erdigkeit des Denkens, ein absoluter Humanismus der Geschichte“. [3] Sie ist absolut gegen alle Formen des Transzendentalismus, ob den Transzendentalismus einer abstrakten „menschlichen Natur“ bzw. des „Menschen im allgemeinen“, der Religion und der von ihr abgeleiteten idealistischen Philosophien, oder der Transzendentalismus des metaphysischen Materialismus, der sich auf „objektiven Gesetzen“ stützt.
Indem er den Marxismus in einer historizistisch-humanistischen Weise definiert, trennt Gramsci sich nicht bloß von Bucharin und Kautsky sowie von den Neokantianern, sondern auch von Plechanow, dem philosophischen Lehrer aller russischen Marxisten, und daß führt ihn zu einer Kritik an der normalen Darstellung von Fragen, die von größter Bedeutung für die Theorie der Partei sind: dem Fatalismus, der Vorhersage und dem ökonomischen Determinismus.
Wie wir häufig angedeutet haben, haben fatalistische Interpretationen des Marxismus wiederholt das Verständnis der Rolle der Partei verhindert und eine von Lenins größten Errungenschaften ist gerade die Tatsache, daß er mit der fatalistischen Organisationsvorstellung der Zweiten Internationale brach. Aber was Gramsci von Lenin, Trotzki und anderen Gegnern des Fatalismus unterscheidet, ist die Tatsache, daß letztere nie wirklich den Fatalismus auf einer solchen philosophischen Ebene konfrontierten. Das grundsätzliche Argument wurde immer dadurch vermieden, daß man den Zeitfaktor einführte. Natürlich, sagten sie, sind auf die Dauer die Einheit des Proletariats, der Sieg des Sozialismus usw. unvermeidlich, aber die Frage ist, wie beschleunigt man diesen Prozeß, was sollen wir jetzt machen usw. In dieser Weise wurden die bösen Wirkungen des Fatalismus wiederholt abgewehrt, aber wegen des Zugeständnisses der endgültigen Unvermeidlichkeit wurde der Fatalismus selbst nie grundsätzlich widerlegt. Für Gramsci gibt es jedoch, obwohl er die historisch „nützliche“ vom Fatalismus gespielte Rolle erkennt, keine solchen zweideutigen Formulierungen. „Man soll merken, wie das deterministische, fatalistische und mechanische Element ein direkt ideologischer ‚Duft’ gewesen ist, der aus der Philosophie der Praxis entsteht, etwas wie Religion oder Drogen (in ihrer benommen machenden Wirkung).“ [4]
In Perioden der Niederlage ist die fatalistische Ansicht: „die Geschichte steht auf unserer Seite“, eine Quelle der Stärke und des Widerstands gewesen, aber wenn das Proletariat auf die Bühne als aktiver Lenker der Ereignisse tritt (d.h. in einer Revolution), „wird der Mechanizismus zu einem bestimmten Punkt eine drohende Gefahr“. [5]
Für den deterministischen Marxisten besteht die große Stärke des Marxismus im Gegensatz zur bürgerlichen Ideologie in seiner Fähigkeit, die Zukunft wegen seiner Einsicht in die „Gesetze der Geschichte“ vorherzusehen. Diese Behauptung wird von Bucharin gemacht, und sie ist ein wiederholtes Thema in den Schriften von Trotzki und vielen anderen. Gramsci schreibt jedoch:
In Wirklichkeit kann man „wissenschaftlich“ bloß den Kampf vorhersehen, aber nicht die konkreten Momente des Kampfs, die nichts mehr als das Ergebnis der gegensätzlichen Kräften in Bewegung sein können, die nie auf feste Quantitäten reduzierbar sind, da in ihnen die Quantität ständig zur Qualität wird. In Wirklichkeit kann man sofern „vorhersehen“, daß man eine freiwillige Anstrengung verwendet und deswegen konkret zur Schaffung des „vorhergesehenen“ Ergebnisses beiträgt. Das Vorhersagen enthüllt sich nicht als wissenschaftliche Tat des Wissens, sondern als den abstrakten Ausdruck der gemachten Anstrengung, die praktische Weise zur Schaffung eines kollektiven Willens. [6]
Falls für Gramsci der Fatalismus der Religion fast ähnlich war, dann war der ökonomische Determinismus kaum besser als Aberglaube und eine völlige Vulgarisierung des Marxismus. Gegen den ökonomischen Determinismus zitiert er „die authentische Aussage von Marx, dem Autor von konkreten politischen und historischen Werken“. [7]
Gramsci betrachtete den „Ökonomismus“ oder den Syndikalismus als Tendenz in der Arbeiterklasse, die eher aus dem Laisser-faire-Liberalismus [8] (dem freien Spiel der ökonomischen Kräfte) als aus dem Marxismus stammte, der durch die Politik auf die Unterordnung der ökonomischen Kräfte unter dem menschlichen Willen zielt. Der Syndikalismus ist die Theorie einer unterdrückten Klasse, „die durch diese Theorie daran verhindert wird, je vorherrschend zu werden.“ [9]
Linksradikale Wahlenthaltung, absolute Ablehnung von „Kompromissen“ und Feindseligkeit gegen Bündnisse werden alle von Gramsci mit dem „Ökonomismus“ dadurch verbunden, daß sie sich alle auf der Überzeugung stützen, daß ökonomische Gesetze (besonders wie sie sich in kapitalistischen Krisen offenbaren) an sich zum Sozialismus führen werden. Für Gramsci war diese Ansicht über die Rolle von ökonomischen Krisen „durch und durch Mystizismus, das Warten auf eine Art übernatürlicher Erleuchtung“. [10]Ganz im Gegenteil:
man darf ausschließen, daß unmittelbare ökonomische Krisen an sich grundsätzliche historische Ereignisse erzeugen: sie können einfach ein Terrain schaffen, das günstiger ist für die Verbreitung bestimmter Denkweisen und bestimmter Weisen, Fragen zu stellen und zu lösen, die die ganze darauffolgende Entwicklung des nationalen Lebens betreffen. [11]
Für Gramsci müßte eine echte marxistische Analyse einer Situation eine konkrete Untersuchung der Kräfteverhältnisse in der Situation sein mit der Absicht, sie zu ändern. Eine solche Analyse müßte mindestens drei „Momente“ oder „Ebenen“ einverleiben und unterscheiden. [12]
Gramsci schreibt denn den Philosophien, den Weltanschauungen und den Vorstellungen, die die Menschen halten, eine wichtige und aktive Rolle im Geschichtemachen zu. Natürlich eröffnet das ihn zu Beschuldigungen des Voluntarismus und des Idealismus (und solche Beschuldigungen erschienen häufig während der innerparteilichen Kämpfe). Eigentlich befaßt Gramsci sich nicht mit der Philosophie im abstrakten, sondern mit der konkreten historischen Entwicklung bestimmter Philosophien und vor allem mit ihrer Wirkung auf das tagtägliche Denken und den „gesunden Menschenverstand“ der Massen.
Wenn eine Masse von Menschen dazu geführt wird, in der gleichen zusammenhängenden Weise über die gegenwärtige Welt zusammenhängend zu denken, ist es ein „philosophisches“ Ereignis, das viel wichtiger und „original“ ist als die Entdeckung durch irgendwelches philosophisches „Genie“ von einer Wahrheit, die das Eigentum kleiner Gruppen von Intellektuellen bleibt. [14]
Gramsci besteht darauf, daß „jeder ein Philosoph ist, obwohl in der eigenen Weise und unbewußt“, [15] aber was notwendig ist, ist die Verwandlung davon, was in den Massen implizit, widersprüchlich und fragmentiert ist, in ein kritisches und systematisches Bewußtsein, das in der Bildung eines kollektiven Volkswillens zur Aktion ergeben kann. Aber eine Weltanschauung wächst nicht spontan in isolierten Individuen. Die Bildung eines kollektiven Willens wird einen Ursprungspunkt und einen Verbreitungspunkt benötigen. Es muß eine aktive Kraft geben, die darauf hin arbeitet, um ihn in der Theorie sowie in der Praxis zu entwickeln. [16]
Daher führte Gramscis Philosophie der Praxis mit seiner Betonung auf dem bewußten menschlichen Handeln in der Geschichte und seiner Ablehnung allem mechanischen bzw. rigiden Determinismus direkt zur Frage der revolutionären Partei und lieferte ihn ausgezeichnet Ausrüstung, um sich mit der Frage zu befassen. Aber auf der Basis der philosophischen Differenziertheit allein hätte Gramsci nicht bedeutend die Theorie der Partei entwickeln können. [17] Für Gramscis Theorie der Partei gab es eine zweite Voraussetzung: tiefe Verwicklung in der politischen Praxis in der Arbeiterbewegung und die konkrete Analyse davon. Dazu wenden wir uns jetzt.
Die entscheidende politische Erfahrung für Gramscis Denken war der Aufstand der italienischen Arbeiter 1919 und 1920 mit dem Proletariat Turins an der Spitze. Gramscis Intervention in diese Ereignisse durch die Wochenzeitung L’Ordine Nuovo brachte in in engsten Kontakt mit den Turiner Arbeitern. Er erinnerte sich daran:
Zu jener Zeit wurde keine Initiative genommen, die nicht in der Wirklichkeit geprüft worden war ..., falls die Meinungen der Arbeiter nicht völlig beachtet worden waren. Aus diesem Grund erschienen unsere Initiativen als Interpretation eines gespürten Bedürfnisses, nie als die kalte Durchführung eines intellektuellen Schemas. [18]
Gramscis größte Errungenschaft in der L’Ordine Nuovo war die Übertragung nach Italien der russischen Vorstellung der Sowjets durch die Entwicklung der schon bestehenden inneren Kommissionen der Fabriken zu Fabrikräten als Grundlage eines neuen Staates. In einer wichtigen Passage, die er 1920 schrieb, faßte Gramsci seine Grundvorstellung des Kommunismus zusammen.
Wir haben deshalb darauf bestanden: 1. daß die Revolution nicht notwendigerweise proletarische und kommunistisch ist, wenn sie den Sturz des bürgerlichen Staats vorschlägt und erreicht; 2. daß sie noch proletarisch und kommunistisch ist, wenn sie die Vernichtung der repräsentativen Einrichtungen und des Verwaltungsapparats vorschlägt und erzielt, wodurch die Zentralregierung die politische Macht der Bourgeoisie ausübt; 3. daß sie nicht proletarisch und kommunistische ist, auch wenn die Welle des Volksaufstandes die Macht in die Hände von Menschen stellt, die sich Kommunisten nennen (und aufrichtig so sind). Die Revolution ist proletarisch und kommunistisch, nur insofern sie proletarische und kommunistische Produktivkräfte befreit, Kräfte, die sich innerhalb der von der Kapitalistenklasse geherrschten Gesellschaft entwickeln. Sie ist proletarisch und kommunistisch, insofern sie fördert und befördert das Wachstum und die Systematisierung der proletarischen und kommunistischen Kräfte, die die geduldige, methodische Arbeit anfangen können, die für den Aufbau einer neuen Ordnung in den Produktions- und Verteilungsverhältnisse notwendig sind. [19]
Diese Betonung auf den kreativen, konstruktiven Aspekt der Arbeiterrevolution im Gegensatz zum destruktiven Aspekt des Sturzes des Kapitalismus sollte ein ständiges Thema in Gramscis Denken bleiben.
Aber diese Erfahrung war auch eine negative, insofern sie die entscheidende Schwäche der Sozialistischen Partei Italiens (PSI) und der ganzen Tradition der italienischen maximalistischen Sozialismus enthüllte. Die Hauptrichtung des italienischen Sozialismus versäumte es völlig, die Bedeutung der Fabrikkomitees einzuschätzen, und betrachtete sie als Bedrohung gegen die bestehende Ordnung der Gewerkschaften; das Turiner Proletariat wurde in Stich gelassen und mußte allein kämpfen. Im entscheidenden Moment blieb die PSI bürokratisch paralysiert [gelähmt] und war dazu unfähig bzw. nicht bereit, zusammenhängende Führung der aufsteigenden revolutionären Bewegung zu geben; als Ergebnis wurde die Initiative verloren und der Weg wurde für die brutale Konterrevolution geöffnet, die ihren Höhepunkt in Mussolinis Marsch auf Rom hatte. Gramscis Reaktion auf diesem Verrat war eine verheerende Kritik mit dem Titel Für eine Erneuerung der Sozialistischen Partei, [20] worin er die Parteiführung wegen ihres Versäumnisses angriff, eine homogene Kampfpartei zu schaffen, gesäubert von ihren reformistischen und nichtkommunistischen Elementen, wegen ihres Versäumnisses, die Partei ins Leben der Dritten Internationale einzubeziehen, wegen ihrer Mangel an einer revolutionären Opposition in der Allgemeinen Konföderation der Arbeit, wegen ihrer Anhänglichkeit an die parlamentarische Demokratie und wegen ihrer abstentionistischen Ablehnung, einen Kampf um die Macht durchzuführen. Diese Thesen, die Lenin unterstützte [guthieß], kamen zur folgenden Schlußfolgerung:
Die Existenz einer geschlossenen und hoch disziplinierten kommunistischen Partei mit Zellen in den Fabriken, in den Gewerkschaften und in den Genossenschaften, die in ihrem leitenden Zentralkomitee die ganze revolutionäre Aktion des Proletariats koordinieren und zentralisieren kann, ist die grundsätzliche und unentbehrliche Bedingung für jedes Experiment mit Sowjets. [21]
Daher führte nicht nur Gramscis philosophische Position, sondern auch praktische Erfahrung ihn zur Frage der Partei. Am Anfang wurde seine Originalität jedoch maskiert und er konnte nicht eine unabhängige Politik verfolgen. Teilweise war das wegen des Drucks der tagtäglichen Ereignisse in der Periode der wachsenden faschistischen Repression, und teilweise wegen der Position, worin er sich innerhalb der neu gegründeten Kommunistischen Partei Italiens (PCI) befand. Die PCI war zwischen der vorherrschenden Persönlichkeit Amadeo Bordiga, einem unbiegsamen Linksradikalen, und einem opportunistischen von Angelo Tasca geführten rechten Flügel gespalten. Gramsci war ganz ändern Meinung als Bordiga, schätzte aber seine Anwesenheit in der Parteiführung und war nicht bereit, ihn herauszufordern aus Angst, daß er dadurch die Partei in die Hände Tascas übergeben würde. Erst nach seiner Inhaftierung in 1926 hatte Gramsci die Gelegenheit, seine Ideen zu entwickeln und darzulegen, und bis zu diesem Zeitpunkt spielten Ereignisse auf der Weltbühne auch eine große Rolle in seinen Anliegen. Er wollte die Lehren der Niederlage der revolutionären Welle nach dem Krieg lernen, nicht bloß in Italien, sondern überall in Europa; und im Wachstum des faschistischen korporatistischen Staates und im aufkommen des Fordismus in Amerika nahm Gramsci neue Entwicklungen im Kapitalismus wahr, die neue strategische Probleme für die Arbeiterbewegung stellen würde.
Das war der Hintergrund, gegen den Gramsci in seinen Gefängnisschriften damit anfing, seine Vorstellung der revolutionären Partei weiter auszuarbeiten.
In den Gefängnisheften geht Gramsci die Frage der Partei durch eine Studie [Untersuchung] von Machiavellis Der Prinz an. Die Bedeutung von Machiavelli für Gramsci besteht darin, das er einen bahnbrechenden Versuch in Italien darstellte, zu zeigen, wie man einen kollektiven nationalen Willen für die Gründung eines neuen Staats (einer vereinigten bürgerlichen Italiens) schaffen sollte. Machiavelli war ein „frühzeitiges Jakobiner“, [22] der durch das Mythengestalt „des Prinzen“ die politische Führung, die Strategie und die Taktik darstellte, die für das Erreichen dieses Ziels notwendig waren. Die Gründung eines neuen Arbeiterstaats braucht auch solche politische Führung – einen „modernen Prinzen“. Aber Gramsci argumentiert:
Der moderne Prinz ... kann keine wirkliche Person, kein konkretes Individuum sein. Er kann nur ein Organismus sein, ein komplexes Element der Gesellschaft, worin ein kollektiver Wille, der schon erkannt worden ist und sich einigermaßen in Aktion durchgesetzt [geltend gemacht] hat, damit anfängt, eine konkrete Form anzunehmen. Die Geschichte hat schon diesen Organismus geliefert, und zwar die politische Partei – die erste Zelle, worin Keime eines kollektiven Willens zusammenkommen, der dazu neigt, allgemein und total zu werden. [23]
Ebenso wie Machiavelli die notwendigen Merkmale eines erfolgreichen Prinzen zeigt, führt Gramsci fort, indem er sich stets auf der von uns Ober dargestellten philosophischen Position stützt, um die notwendigen Merkmale der revolutionären Partei zu diskutieren. Leider wurde das nicht in einer systematischen Weise gemacht, sondern in einer Reihe sehr reichhaltigen und komplizierten Bemerkungen, die mehr oder weniger unzusammenhängend sind und worin Vorschriften für die marxistische Partei sich mit analytischen Punkten über Parteien im allgemeinen vermischen. Daher muß jede relativ kurze Zusammenfassung dieser Ideen wie diese Studie notwendigerweise versuchen, die Hauptthemen herauszuholen und ihnen eine Struktur zu geben [verleihen], die im Original nicht (mindestens explizit) vorhanden ist. Das muß einigermaßen ein willkürlicher und unbefriedigender Prozeß sein, ist aber unvermeidlich.
Ein nützlicher Anfangspunkt für das Verständnis der Originalität der Theorie Gramscis ist seine Vorstellung der „doppelten Perspektive [Doppelperspektive]“, mit der die Partei arbeiten muß. Der begriff selbst stammt eigentlich aus Teil XIII der Thesen über Taktik, die unter der Inspiration von Sinowjew vom V. Weltkongreß der Komintern angenommen wurde; [24] aber es ist klar, daß Gramsci dem Begriff viel größere allgemeine Bedeutung verleiht, als sein Urheber vorhatte. Er schreibt:
Die Doppelperspektive kann sich auf verschiedenen Ebenen vorstellen von der einfachsten [elementarsten] bis zum kompliziertesten; aber all diese lassen sich theoretisch auf zwei grundsätzliche Ebenen reduzieren, die dem doppelten Wesen des Machiavellischen Zentaurs entsprechen – halb tierisch und halb menschlich. Diese sind die Ebenen der Gewalt und der Zustimmung, der Autorität und der Hegemonie, der Gewalttätigkeit und der Zivilisation, des individuellen Moments und des universellen Moments (“Kirche“ und „Staat“), der Agitation und der Propaganda, der Taktik und der Strategie usw. [25]
Gramsci widersetzt sich jeder mechanischen Trennung der beiden Ebenen bzw. jedem Versuch, sie als aufeinanderfolgende Stufen darzustellen, die zeitlich getrennt sind. Das Element der Zustimmung ist immer vorhanden bei der Anwendung der Gewalt, und das Element der Gewalt ist immer vorhanden beim Erreichen der Zustimmung. Die Herausgeber der englischen Ausgabe der Gefängnishefte bemerken:
Vielleicht kann man hier einen Versuch sehen, den Kampf zu theoretisieren, den Gramsci in der PCI gegen Bordiga einerseits und Tasca andererseits durchgeführt hatte. Bordiga würde in diesem Schema eine undialektische Isolierung des Moments der Gewalt, der Vorherrschaft usw. darstellen, Tasca eine parallele Isolierung des Moments der Zustimmung, der Hegemonie. Gramsci versuchte, die Einheit der beiden Perspektiven zu vereinigen. [26]
Aber es stimmt auch, daß ebenso wie in der revolutionären Dialektik Zerstörung/ Wiederaufbau Gramsci den Wiederaufbau betont, so, obwohl er nie das Moment der Gewalt außer acht läßt, betont Gramsci gerade das Moment der Zustimmung und entwickelt seine Forschungen darüber. Der Grund für diese Betonung ist zum Teil polemisch (d.h. der Kampf gegen den Bordigismus), aber hauptsächlich entsteht sie aus Gramscis tiefgreifende Neubewertung der Aufgaben, die als Ergebnis der Niederlage der revolutionären Welle nach dem Krieg und der Entwicklung des modernen Kapitalismus vor revolutionären Parteien stehen.
Wenn die revolutionäre Partei ein „Doppelperspektive“ verfolgen muß, ist es gerade deswegen, weil die herrschende Klasse sich durch die gleich Methode bewahrt – durch eine Kombination der Diktatur und der Hegemonie, die in der politischen Staatsmacht bzw. in der bürgerlichen Gesellschaft instutionalisiert werden. Aber die repressive Staatsmacht und die Einrichtungen der bürgerlichen Gesellschaft entwikkeln sich nicht gleichmäßig, noch stehen sie zu allen Zeitpunkten und in allen Ländern im gleichen Verhältnis zueinander. Die revolutionäre Partei muß eine konkrete Analyse dieses Verhältnisses machen und ihre Strategie entsprechend gestalten. Insbesondere glaubte Gramsci, daß das Scheitern der Revolution im Westen nach dem Krieg die Folge eines grundsätzlichen Unterschieds zwischen Rußland und dem Westen in dieser Hinsicht war.
In Rußland, war der Staat alles, die bürgerliche Gesellschaft war ursprünglich [primordial] und gelatineartig; im Westen gab es ein angemessenes Verhältnis zwischen dem Staat und der bürgerlichen Gesellschaft und als der Staat wackelte, wurde sofort eine feste [stabile] Struktur der bürgerlichen Gesellschaft enthüllt. [27]
Und auch:
... im Falle der fortgeschritteneren Staaten ... ist die „bürgerliche Gesellschaft“ zu einer sehr komplexen Struktur geworden und einer, die gegen die katastrophalen „Einfälle [Eindringen]“ des unmittelbaren ökonomischen Elements (Krisen, Depressionen usw.) widerstandsfähig ist. [28]
In Rußland deswegen stand der kapitalistische Staat in seinen repressiven Funktionen isoliert und war einem raschen Frontalangriff anfällig, aber im Westen, wo der Kapitalismus älter war und viel tiefere Wurzeln in der Gesellschaft geschlagen hatte, war eine andere Strategie nötig. Durch die Anwendung einer Analogie aus der militärischen Strategie nennt Gramsci diese „den Stellungskrieg“ im Gegensatz zum früheren „Manöverkrieg“. [29] In verschiedenen Teilen der Gefängnishefte stellt Gramsci die Frage des Übergangs vom Manöverkrieg zum Stellungskrieg unterschiedlich – nicht als Frage von Rußland im Gegensatz zum Westen, sondern als Frage des Zeitpunkts. „In der gegenwärtigen Epoche fand der Manöverkrieg politisch von März 1917 bis März 1921 statt; darauf folgte ein Stellungskrieg.“ [30]
Es muß keinen Widerspruch hier geben, da vielleicht Gramsci darauf hindeuten will, daß der Manöverkrieg immer für den fortgeschrittenen Kapitalismus unzulänglich gewesen sei, daß das aber erst nach den Niederlagen von 1921 klar geworden sei (mit der Wendung der Komintern zur Einheitsfrontpolitik).
Im Gegensatz zur Manöverkrieg, der die Möglichkeit des raschen Sieges anbietet, impliziert der Stellungskrieg eine lang andauernde „gegenseitige Belagerung“, [31] die eine „beispiellose Konzentration der Hegemonie“ verlangt. [32] Der Kampf der revolutionären Partei darum, die Zustimmung zu unterminieren, die von den Massen der Autorität der herrschenden Klasse (die durch Tausend institutionelle und assoziationelle Kanäle gesichert wird und tief in die alltägliche Denkweise des „gesunden Menschenverstands“ eindringt) gegeben wird, und um die eigene Hegemonie zu gründen, muß auf drei meiteinander verbundene Ebenen stattfinden. Die erste ist die Frage der Bündnisse:
Das Proletariat kann die führende und herrschende Klasse werden insofern, daß es erfolgreich ein System der Klassenbündnisse schafft, die ihm ermöglichen, die Mehrheit der werktätigen Bevölkerung gegen den Kapitalismus und den bürgerlichen Staat zu mobilisieren. [33]
Solche Bündnisse, deutet Gramsci darauf hin, müssen unvermeidlich ein Element des Kompromisses enthalten. „Wenn die Vereinigung zweier Kräfte notwendig ist, um eine dritte niederzuschlagen ... besteht die einzige konkrete Möglichkeit im Kompromiß.“ [34] Die prinzipielle Abneigung der Linksradikalen gegen Kompromisse und deshalb gegen Kompromisse ist, argumentiert er, ein Produkt ihres fatalistischen „Ökonomismus“:
... da günstige Bedingungen unvermeidlich erscheinen werden, ... ist es offensichtlich, daß jede bewußte Initiative, die dazu neigt, diese Bedingung einzunehmen und zu planen, nicht nur nutzlos ist, sondern sogar [auch] schädlich. [35]
Im Gegensatz dazu setzte Gramsci besondere Wichtigkeit auf die Strategie der Bündnisse, weil in Italien die Revolution erst durch ein Bündnis des Proletariats des Nordens und der Bauernschaft des Südens durchgeführt werden könnte – eine Frage, wobei die Leistung des italienischen Sozialismus bedürftig war. Die Überwindung aller sektiererischen Tendenzen in der Partei ist eine Voraussetzung für das Erringen der Hegemonie. Daher überrascht es nicht, daß Gramsci sich der Taktik der stalinistischen „Dritten Periode“ entgegenstellte, obwohl das zu jenem Zeitpunkt verheimlicht wurde. [36]
Die zweite Ebene des Kampfs um die Hegemonie ist die Ausbildung der eigenen Kräfte. Für den Stellungskrieg ist es nicht möglich sich einzig auf die Mobilisierung der Masse der Arbeiter hinter unmittelbaren Forderungen und Parolen zu verlassen. Vielmehr muß man sie auf der grundsätzlichen Ebene ihrer Weltanschauung überzeugt werden und zu einer „permanent organisierten und lange vorbereitetet Kraft“ zusammenschweißen, „die man ins Feld zum günstigen Augenblick führen kann“. [37] Um das zu machen, muß die Partei
nie davon müde werden, ihre eigenen Argumente zu wiederholen (obwohl man eine literarische Abwechslung der Form anbieten sollte): Die Wiederholung ist das beste didaktische Mittel für die Bearbeitung der populären Mentalität (und muß) pausenlos darauf arbeiten, das intellektuelle Niveau immer wachsenden Schichten der Bevölkerung zu heben. [38]
Das bedarf einer Korrektur des Gleichgewichts zwischen Agitation und Propaganda (zugunsten der Propaganda), [39] denn die Partei muß nicht nur ein Ausdruck der Klasse sein, sondern muß „energisch [darauf] reagieren, um [sie] zu entwickeln, zu festigen und zur verallgemeinern“. [40] Der sektiererische Dogmatismus in der Theorie ist für eine solche Arbeit der „intellektuellen und moralischen Reform“ tödlich, und Gramsci war immer gegen die Erscheinung von z.B. grobem Antiklerikalismus [grober Kirchenfeindlichkeit] in sozialistischer Propaganda. Die Hebung des intellektuellen Niveaus der Massen läßt sich nicht durch die Auferlegung einer Dogma erreichen, sondern muß durch die Trennung des Elements des „Sinnvollen“ in ihrem „gesunden Menschenverstand“ vom Element der verworrenen Vorurteile und durch die Ausdehnung und Entwicklung davon kommen. Das bedarf einer raffinierten und nichtökonomistischen marxistischen Methode.
Die dritte Ebene, die den Erfolg der ersten beiden bedingt, könnte man den Kampf um die Intellektuellen nennen, und dieser hat der Reihe nach zwei Aspekte. Erstens ist es notwendig, eine Schicht von Intellektuellen zu schaffen, die der Arbeiterklasse gegenüber „organisch“ sind. Hier verwendet Gramsci nicht das Wort „Intellektueller“ in der normaler Weise, um den Gelehrten, den Akademiker, der abstrakten Denker usw. zu bezeichnen, sondern um sich auf den Arbeiter zu beziehen, der eine klare Vorstellung der Welt und seiner Ziele hat, der ein aktiver Teilnehmer am praktischen Leben, ein „permanenter Überzeuger“ ist und der das organisierende leitende Element in der Arbeiterklasse bildet. Mit anderen Worten, das proletarische Gegenstück zu den organischen Intellektuellen der Bourgeoisie – zu den Industrietechnikern, den Volkswirten, den Richtern und Rechtsanwälten usw. [41]
Die Bildung von „Eliten von Intellektuellen einer neuen Art, die direkt aus den Massen stammen, die aber in Kontakt mit ihnen bleiben, um, sozusagen, das Fischbein im Korsett zu werden ... ist das, was wirklich den ‚ideologischen Überblick’ [das ‚ideologische Panorama’] des Zeitalters modifiziert [verändert]“. [42]
Aber Gramsci war nicht darüber utopisch. Er ist aus seiner eigenen Erfahrung völlig von der Schwierigkeit der intellektuellen Arbeit und des systematischen Studiums bewußt, besonders für den Arbeiter, und erkennt, daß die Bildung von Arbeiter-Intellektuellen ein langer langsamer Prozeß ist, der erst nach der Eroberung der Staatsmacht vervollständigt werden kann.
Es ist jedoch auch notwendig, Arbeit in bezug auf nichtproletarische Intellektuelle durchzuführen [auszuführen], obwohl Gramsci wieder über die Grenzen davon klar ist.
Die Intellektuelle entwickeln sich langsam, viel langsamer als jede andere gesellschaftliche Gruppe, wegen des eigenen Wesens und historischen Rolle ... Es für möglich zu halten, daß dieser Typ als Masse mit der ganzen Vergangenheit brechen kann, um sich rückhaltlos auf die Seite der neuen Ideologie zu stellen, ist absurd. Es ist absurd für die Intellektuellen als Masse, und Willich auch absurd für sehr viele Intellektuelle als Individuen, trotz aller ehrlichen Anstrengungen, die sie machen und machen wollen. Jetzt interessieren wir uns an den Intellektuellen als Masse, und nicht als Individuen. Es ist bestimmt wichtig und nützlich für das Proletariat, daß einer oder mehr Intellektuelle, als Individuen, sein Programm und seine Lehre unterstützen, sich mit dem Proletariat verschmelzen, ein wesentlicher Teil von ihm werden und sich so fühlen ... Aber es ist auch wichtig und nützlich, daß ein Bruch einer organischen Art, historisch charakterisiert [bezeichnet], innerhalb der Masse dir Intellektuellen verursacht wird: daß gebildet wird als Massengebilde [Massenformation], eine linke Strömung [Tendenz] im modernen Sinne, d.h. eine, die sich auf das revolutionäre Proletariat richtet [orientiert]. [43]
Das ist notwendig, nicht bloß deswegen, weil es die Ausübung der bürgerlichen Hegemonie im allgemeinen unterminiert, sondern deswegen, weil Gramsci der Ansicht ist, daß die Intellektuellen eine Schlüsselrolle in der Aufrechterhaltung des Systems von Bündnissen spielen, die von der herrschenden Klasse mit untergeordneten Schichten gebildet werden und deshalb eine entsprechende Rolle im System der Bündnisse, die von der Partei des Proletariats gebildet werden muß. In bezug auf Italien als Ganzes analysiert Gramsci die Rolle der Intellektuellen im agrarischen Block des Südens, wo sie als Vermittler zwischen den Bauern und den Großgrundbesitzern handelten [funktionierten]; und er argumentiert, daß eine linke Tendenz [Strömung] unter den Intellektuellen eine der Voraussetzungen dafür ist, diesen Block zu brechen und das Bündnis der Bauernschaft mit dem Proletariat zu sichern. In dieser Verbindung bemerkt Gramsci, daß je entwickelter die Schicht der organischen Intellektuellen des Proletariats, desto größer die Anziehungskraft der revolutionären Partei für die Intellektuellen im allgemeinen, und daß solche Intellektuellen eher abgestoßen werden, wenn ihnen eine vulgär-materialistische Version der marxistischen Theorie angeboten wird.
Was der ganzen Gramscischen Theorie der Partei unterliegt, ist seine Vorstellung des Verhältnisses zwischen der Spontaneität und der bewußten Führung, die man, mindestens teilweise, als etwas betrachten kann, das dem Verhältnis zwischen Partei und Klasse entspricht und das die grundsätzliche Frage der marxistischen Theorie der Partei bildet. Seine Darstellung des Problems ist ein deutlicher Fortschritt im Vergleich mit dem, was Rosa Luxemburg, der frühe Lenin und Lukacs erreichten und entspricht am engsten der Position des reifen Lenins. Gramsci fängt mit einer Kritik allein schon der Vorstellung der reinen Spontaneität.
Es muß betont werden, daß „reine“ Spontaneität in der Geschichte existiert nicht; sie wäre das Gleiche wie das reine „Mechanische [?]“. In der „spontansten“ Bewegung ist es einfach der Fall, daß die Elemente der „bewußten Führung“ sich nicht kontrollieren [überprüfen] lassen, keine verläßliche Dokumentation hinterlassen haben. Man könnte sagen, daß die Spontaneität deshalb charakteristisch für „die Geschichte der unterordneten Klassen“ ist, und eigentlich von ihren marginalsten und periphersten Elemente ... daher gibt es in solchen Bewegungen zahlreiche Elemente der „bewußten Führung“, aber keins von ihnen ist vorherrschend, noch über das Niveau der „Volkswissenschaft“ einer gegebenen Schicht – ihres „gesunden Menschenverstands“ bzw. ihrer traditionellen Vorstellung der Welt [Weltanschauung ?] – hinausgeht. [44]
Gramsci lehnt diejenigen ab, die diese Spontaneität dem Marxismus entgegensetzen und die sie als politischen Methode preisen. Dieser Fehler in der Theorie und in der Praxis beruht auf einem „vulgären Widerspruch, der seinen offenbaren praktischen Ursprung verrät – d.h. den unmittelbaren Wunsch eine gegebene Führung durch eine andere zu ersetzen“. [45] aber er setzt sich ebenso denjenigen entgegen, die eine verächtliche Haltung zur Spontaneität der Massen haben.
Die sogenannte „spontane“ Bewegung zu vernachlässigen, oder was noch schlimmer ist, zu verachten, d.h. es zu versäumen, ihnen eine bewußte Führung zu geben oder sie auf eine höhere Ebene zu erheben, indem man sie in die Politik einfügt, kann oft äußerst ernsthafte Folgen haben. Es ist fast immer der Fall, daß eine „spontane“ Bewegung der unterordneten Klassen von einer reaktionären Bewegung des rechten Flügels der herrschenden Klasse begleitet ist aus begleitenden Gründen. Eine Wirtschaftskrise z.B. erzeugt einerseits Unzufriedenheit unter den unterordneten Klassen und spontane Massenbewegungen und andererseits Verschwörungen unter den reaktionären Gruppen, die die objektive Schwächung der Regierung ausnutzen, um Staatsstreiche zu versuchen. Unter den wirksamen Ursachen der Staatsstreiche muß man das Versäumnis der verantwortlichen Gruppen einschließen, den spontanen Aufstanden eine bewußte Führung zu geben oder sie zu einem positiven politischen Faktor zu machen. [46]
Obwohl Gramsci danach einen Bezug auf dem Aufstand der Sizilischen Vesper von 1282 macht (wahrscheinlich um den Zensor abzulenken), denkt er offensichtlich an die Haltung der PSI und der Bordigisten gegenüber den Ereignissen von 1919-20 als Faktor, der die Triumphe von Mussolini ermöglichte.
Als Beispiel des richtigen Verhältnisses zwischen der Spontaneität und der bewußten Führung führt Gramsci die Arbeit der Gruppe Ordine Nuovo an.
Die Turiner Bewegung wurde gleichzeitig beschuldigt, eine „spontaneistische“ und eine „voluntaristische“ bzw. Bergsonsche zu sein. Diese widersprüchliche Beschuldigung, wenn man sie analysiert, bezeugt nur die Tatsache, daß die Führung, die der Bewegung gegeben wurde, sowohl kreativ als auch richtig war. Diese Führung war nicht „abstrakt“; sie bestand weder in der mechanischen Wiederholung von wissenschaftlichen bzw. theoretischen Formeln, noch verwechselte sie die Politik, die wirkliche Aktion, mit theoretischer Abhandlung. Sie bemühte sich um wirkliche Menschen, gebildet in spezifischen historischen Verhältnissen, mit spezifischen Gefühlen, Anschauungen, zersplitterten [bruchstückhaften] Vorstellungen der Welt usw., die das Ergebnis von „spontanen“ Verbindungen einer gegebenen Situation der materiellen Produktion mit der „zufälligen“ Anhäufung darin von verschiedenen gesellschaftlichen Elementen. Das Element „Spontaneität“ wurde nicht vernachlässigt, noch weniger verachtet. Sie wurde ausgebildet, gelenkt, von allen Verunreinigung von außen gesäubert; das Ziel war, sie in Einklang mit der modernen Theorie [dem Marxismus] zu bringen – aber in einer lebendigen und historisch wirksamen Weise. Die Führer sprachen selbst von der „Spontaneität“ der Bewegung, und zurecht. Diese Behauptung war eine Anregung, ein Tonikum [eine Wohltat], ein Element der Vereinigung in der Tiefe; vor allem leugnete sie, daß die Bewegung ein willkürliches, ein ausgehecktes Unternehmen war und betonte ihre historische Notwendigkeit. Sie gab den Massen ein „theoretisches“ Bewußtsein, daß sie Schöpfer von historischen und institutionellen Werten, die Gründer eines Staates waren. Diese Einheit zwischen „Spontaneität“ und „bewußter Führung“ bzw. „Disziplin“ ist gerade die wirkliche politische Aktion der unterordneten Klassen insofern, daß diese Massenpolitik ist und nicht bloß ein Abenteuer von Gruppen, die behaupten, die Massen zu vertreten. [47]
Als Ergebnis dieser Analyse stellt Gramsci die Frage, die er als eine „grundsätzliche theoretische Frage“ bezeichnet, die sich, obwohl von einem anderen Blickwinkel, auf Lenins Ansicht in Was tun? bezieht, daß der Sozialismus in die Arbeiterklasse von außen eingeführt werden muß. Gramsci fragt:
Kann die moderne Theorie [der Marxismus] im Gegensatz zu den „spontanen“ Gefühlen der Massen stehen? (“Spontan“ im Sinne, daß sie nicht das Ergebnis irgendeiner systematischen Bildungsaktivität seitens der schon bewußten Führungsgruppe, sondern durch die alltägliche Erfahrung gebildet worden sind, die vom „gesunden Menschenverstand“, d.h. von der traditionellen Volksvorstellung der Welt, erleuchtet wird.) [48]
Gramsci antwortet:
Sie kann nicht im Gegensatz dazu stehen. Zwischen den beiden gibt es einen „quantitativen“ Unterschied des Grades, nicht einen der Qualität. Eine gegenseitige „Reduzierung“ sozusagen, ein Übergang [Weg] von der einen zur anderen und umgekehrt, muß möglich sein. [49]
Der Gegensatz zwischen Gramscis Ansicht und der sowohl des frühen Lenins als auch Lukacs’ soll deutlich sein. Gramsci stellt die Verbindung und das gegenseitige Verhältnis (das in Was tun? und in Geschichte und Klassenbewußtsein geleugnet wird) zwischen dem wirklichen Bewußtsein, Erfahrung und Praxis der Arbeiterklasse und dem potentiellen sozialistischen Klassenbewußtsein fest. Und das macht er, ohne daß er in den gegensätzlichen Fehler, den Spontaneismus zurückfällt.
Aber Gramsci befaßt sich nicht bloß mit den strategischen Aufgaben der Partei und damit, was ihr Verhältnis mit der Masse der Klasse sein sollte. Die Gefängnishefte enthalten auch mehrere Bemerkungen über die Organisation und das innere Leben, die für sie notwendig sind, um die ihr zugeschriebene Rolle spielen zu können. Er geht tatsächlich so weit, daß er sagt: „Die Weise, wie die Partei funktioniert, liefert kritische Kriterien“ [50] für die Beurteilung der Partei als Ganzes. „Wenn die Partei fortschrittlich ist, funktioniert sie ‚demokratisch’ (demokratischer Zentralismus): wenn sie rückschrittlich ist, funktioniert sie ‚bürokratisch’ (bürokratischer Zentralismus).“ [51]
Gleichzeitig gibt es keine Spur des Utopismus in Gramscis Bild der Partei und ihrer Mitglieder. Er fängt mit der Behauptung der „ursprünglichen und (bestimmte allgemeine Bedingungen gegeben) [d.h. die Existenz einer Klassengesellschaft – J.M.] nicht weiter reduzierbaren Tatsache an ..., daß es wirklich Herrscher und Beherrschten, Führer und Geführten existieren“, [52] und daß, obwohl diese Trennung ihren Ursprung in Klassentrennungen hat, sie geht auch in gesellschaftlich homogenen Gruppen vor und deshalb innerhalb Parteien. In Einklang damit analysiert er die Mitgliedschaft der Partei als aus drei Elementen bestehend:
- Ein Massenelement, das aus normalen durchschnittlichen Menschen besteht, deren Beteiligung die Form der Disziplin und der Treue annimmt, vielmehr als einen kreativen Geist bzw. organisatorische Fähigkeit. Ohne diese würde die Partei zwar nicht existieren, aber es stimmt auch, daß sie nicht mit diesen alleine existieren könnte. Sie sind eine Kraft insofern, daß es jemanden gibt, der sie zentralisiert, organisiert und diszipliniert ...
- Das wichtigste zusammenhängende Element, das landesweit organisiert und einen Kräftekomplex wirksam und mächtig macht, der alleine gelassen für nichts zählen würde. Dieses Element wird mit großen zusammenhängenden, zentralisierenden und disziplinarischen Befugnissen ausgestattet; auch – und eigentlich ist diese vielleicht die Basis für die anderen – mit der Befugnis zur Innovation ...
- Ein Zwischenelement, das das erste Element mit dem zweiten artikuliert und den Kontakt zwischen ihnen aufrechterhält, nicht nur physisch, sondern auch moralisch und intellektuell. [53]
Noch macht er einen Hehl aus der Tatsache, daß von den drei Elementen er die größte Wichtigkeit dem zweiten, der Führung, zuschreibt.
Es stimmt auch, daß dieses Element auch nicht die Partei allein bilden könnte; aber es könnte es mehr als das erste in Betracht gezogene Element. Man spricht von Generälen ohne Armee, aber in Wirklichkeit ist es leichter eine Armee zu bilden, als Generäle zu bilden. [54]
Dieser „Realismus“ wird durch eine andere ebenso grundsätzliche Voraussetzung ausgeglichen.
Bei der Bildung von Führern ... geht es darum, daß es immer Herrscher und Beherrschten geben sollte, oder besteht das Ziel darin, die Bedingungen zu schaffen, wo diese Trennung nicht mehr notwendig ist? [55]
Da Gramscis Ziel sicherlich letzteres ist, müssen die Autorität der Führung und die Disziplin nicht beruhen auf
passiven und gleichgültigen Annahme von Befehlen noch auf der mechanischen Durchführung einer Aufgabe (was jedoch zu bestimmten Gelegenheiten immer noch notwendig sein wird), sondern auf der bewußten und verständnisvollen Aufnahme der zu erfüllenden Weisung. [56]
Was innerhalb der Partei erreicht werden muß, ist deshalb der „Zentralismus in Bewegung“ – eine ständige Anpassung der Organisation zur wirklichen Bewegung, eine Zusammenpassung der Anstöße von unten mit befehlen von oben, ein ständiger Einsatz von Elementen, die aus der tiefen der Basis aufgeworfen werden, in den festen Rahmen des Führungsapparats. [57] „eine der wichtigsten Fragen, die eine politische Partei betrifft“, argumentiert Gramsci, ist „die Fähigkeit der Partei, gegen Gewohnheit zu reagieren.“ [58] Parteien werden geschaffen, um auf Krisensituationen vorzubereiten, um bei historischen Wendungen handeln zu können, aber oft werden sie von Routine geprägt und unfähig dazu, sich neuen Aufgaben anzupassen. In dieser Hinsicht ist der Hauptfeind die Bürokratie.
Die Bürokratie ist die am gefährlichsten bornierte und konservative Kraft; wenn sie letzten Endes eine kompakte Körperschaft bildet, die eigenständig steht und sich unabhängig von der Masse der Mitgliedschaft fühlt, wird die Partei schließlich anachronistisch und in Momenten der akuten Krise wird sie von ihrem gesellschaftlichen Inhalt entleert und schwebt, als ob sie in der Luft hängt. [59]
Aber diese Frage muß man nicht bloß einseitig betrachten – denn, während es das Problem der Gewohnheit und der Routine gibt, ist es auch notwendig, die Kontinuität zu bewahren und eine Tradition zu gründen.
Es gibt zwar die Gefahr, daß man „bürokratisiert“ wird, aber jede organische Kontinuität stellt diese Gefahr dar, die beachtet werden muß. Die Gefahr des Bruchs, der Improvisation, ist noch größer. [60]
Also im Falle des inneren Lebens der Partei, ebenso wie mit der „doppelten Perspektive [Doppelperspektive]“ und dem Verhältnis der Partei zur Klasse, stellt sich Gramsci eine dialektische Einheit zwischen Führern und Geführten, Disziplin und Initiative, Kontinuität und Änderung vor.
Was ist mit der Behauptung, daß Gramsci „der Theoretiker der Revolution im Westen“ sei? Der Leninismus bewies sich in Rußland und dabei betrat er Neuland von allgemeiner Bedeutung. Gerade Gramsci betrachtete durch seine Analyse der Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft und der tiefen Wurzeln der bürgerlichen Hegemonie deutlicher als alle anderen den grundsätzlichen Unterschied zwischen Rußland und dem fortgeschrittenen Kapitalismus und deshalb die Verbreiterung des Rahmens des Leninismus, die notwendig sein würde. Wie Gramsci wußte, hatten Lenin und Trotzki bis 1921 damit angefangen, dieses Problem zu spüren, aber Lenin war mit Rußland beschäftigt und sollte bald sterben, und Trotzki, der auch von anderen Schwierigkeiten bedrängt wurde, konnte nicht seine Einsichten über das Niveau der Taktik hinaus entwickeln. [61] Gramsci dachte jedoch die Implikationen seiner Analyse durch so gründlich und konkret, wie die Isolation seiner Gefängniszelle es erlaubte. Außerdem hat die Geschichte sich in dieser Hinsicht als „auf Gramscis Seite“ bewiesen. Der westliche Kapitalismus hat gezeigt, daß er viel größere Unverwüstlichkeit [Elastizität] besitzt, als es ihm die Theorie der Marxisten der frühen Komintern erlaubt hatte, und Gramscis Analyse der Ausdehnung der gesellschaftlichen Kontrolle der Bourgeoisie in seiner Studie über „Amerikanismus und Fordismus“ zeigt ihn als tiefgreifenden Propheten der neuen Tendenzen im Kapitalismus.
Philosophisch ist Gramsci auch gerechtfertigt worden: durch die Veröffentlichung von Marx’ Frühschriften und den Grundrissen und durch zahlreiche moderne Untersuchungen in die marxistische Philosophie. Kann überhaupt ein ernsthafter Marxist heute den unheilvollen Einfluß des Fatalismus und des ökonomischen Determinismus auf der revolutionären Bewegung bezweifeln? Andere spätere Marxisten haben sich in ihren Einsichten in die Struktur der kapitalistischen Gesellschaft und in die marxistische Philosophie Gramsci genähert, auch wenn sie es ihm nicht gleichgetan haben, aber Gramsci unterscheidet sich von ihnen allen, indem er, und er allein, diese Einsichten in eine zusammenhängende revolutionäre Strategie schmieden konnte, die sich auf einer Entwicklung der Theorie der Partei stützt. Gramsci ist deswegen der einzige Marxist, der etwas grundsätzlich Neues der Leninschen Theorie der Partei hinzugefügt hat.
Nichtsdestotrotz hängt ein Fragezeichen über Gramscis Beitrag. Seine Ideen sind nie in der Praxis angewandt worden. Wie Machiavelli war er selbst nicht in der Lage, die Wirklichkeit zu ändern – „nur konkret zu zeigen, wie die historischen Kräfte hätte handeln sollen, um wirkungsvoll zu sein“. [62]
Noch haben Gramscis Ideen andere Hände gefunden, die sie aufnehmen und anwenden können, und das hätten sie auch nicht machen können. Die Gramscischen Strategie braucht als ihren Anfangspunkt die Existenz einer leninistischen Partei, aber die kombinierten Auswirkungen des langen Aufschwungs nach dem Krieg und der verheerenden Wirkungen des Stalinismus haben dazu geführt, daß solche Parteien in Wirklichkeit nicht existiert haben. Die grundsätzlichen Prinzipien des Bolschewismus können, innerhalb bestimmten Grenzen (und sie können ziemlich engen Grenzen sein), die Aktivität einer kleinen Organisation oder auch einer winzigen Gruppe leiten. Das ist nicht der Fall mit den Ideen von Gramsci. Der Manöverkrieg, wie der Guerillakrieg, läßt sich mit relativ geringen Kräften führen, aber der Stellungskrieg fordert eine Massenarmee. Ohne eine Massenpartei werden Bündnisse nicht Bündnisse zwischen Klassen in einem historischen Block sein, sondern bloß vorläufige Zusammenarbeit zwischen Gruppen, die oft dazu dienen können, theoretische und programmatische Unterschiede zu verwischen. Ohne eine proletarische Massenbasis werden die Bildung von organischen Intellektuellen und den Kampf dafür, traditionelle Intellektuelle zu überzeugen, nicht die proletarische Hegemonie stärken, sondern zum scholastischen Intellektualismus und Akademizismus verkommen. Man soll sich daran erinnern, daß Gramsci gegen eine Hintergrund schrieb, wo die grundsätzlichen Ideen des Sozialismus in der Arbeiterklasse sehr weit verbreitet waren und die PCI mit einer Mitgliedschaft von etwa 40.000 gegründet worden war, von denen 98 Prozent Arbeiter waren und weniger als 0,5 Prozent (insgesamt 245) Intellektuelle. [63] Sich vorzustellen, daß seine Ideen sich einfach auf eine Situation übertragen lassen, wo die revolutionäre Bewegung mit Studenten und Kleinbürger überlastet ist und nur die geringsten Wurzeln in der Arbeiterklasse hat, ist kraß unhistorisch.
Wir wissen wirklich nicht, wie der Stellungskrieg in seine praktischen Details aussehen wird. Daher muß jede Beurteilung der Gramscischen Theorie der Partei provisorisch sein. Wenn man von der Geschlossenheit, der Tiefe, der Raffiniertheit und der Konkretheit der Gramscischen Ideen beeindruckt und überzeugt ist, und es ist schwierig, das nicht zu sein, dann muß man halten, daß sie in der Zukunft vor ihrer entscheidenden Prüfung [Probe] stehen werden, wenn der fortgeschrittene westliche Kapitalismus wieder einmal von revolutionären Massenarbeiterparteien konfrontiert wird.
1. Um den Gefängniszensor zu täuschen, vermied Gramsci alle Anwendung der konventionellen marxistischen Terminologie und alle direkte Erwähnung bekannter Revolutionären. So wird „Klasse“ mit „grundsätzliche gesellschaftliche Gruppe“ übersetzt; „unterdrückte Klasse“ mit „subalterne Gruppe“; Trotzki ist Lew Dawidowitsch; Lenin ist Iljitsch oder „der neuere große Theoretiker“; und der Marxismus ist „die Theorie der Praxis“.
2. Antonio Gramsci, Selections from the Prison Notebooks, London 1971, S.387.
3. ebenda, S.465.
4. ebenda, S.336.
5. ebenda, S.336-7.
6. ebenda, S.438.
7. ebenda, S.407.
8. ebenda, S.160.
9. ebenda.
10. ebenda, S.233.
11. ebenda, S.104.
12. ebenda, S.180-1.
13. ebenda, S.183.
14. ebenda, S.325.
15. ebenda, S.323.
16. s. ebenda, S.192.
17. Um diesen Punkt zu veranschaulichen haben wir das Beispiel von Lukacs, der an die Frage der Partei in einer ähnlichen Weise auf der Basis einer Kritik des mechanischen Materialismus heranging, der aber völlig innerhalb des Bereichs der Philosophie blieb. Lukacs betrachtete die Partei als Träger und Verkörperung des proletarischen Klassenbewußtseins, aber weil er das Klassenbewußtsein in eine unhistorischen und rationalistischen Weise definierte, verfiel er eine idealisierte und elitäre Ansicht der Partei, die nichts Nützliches Lenin hinzufügen und eigentlich ihn nicht erreichen konnte.
18. zit. in John Merrington, Theory and practice in Gramsci’s Marxism, Socialist Register 1968, London 1968, S.165
19. Antonio Gramsci, Soviets in Italy, London 1969, S.22-3.
20. Veröffentlicht in ebenda.
21. ebenda, S.35.
22. Gramsci, Prison Notebooks, S.123.
23. ebenda, S.129.
24. Für den Hintergrund dazu s. ebenda, S.169.
25. ebenda, S.169-70.
26. ebenda, S.124.
27. ebenda, S.238.
28. ebenda, S.235.
29. ebenda, S.229-39.
30. ebenda, S.120.
31. ebenda, S.239.
32. ebenda, S.238.
33. Antonio Gramsci, The Southern Question, in The Modern Prince and Other Writings, New York 1972, S.30-1.
34. Gramsci, Prison Notebooks, S.168.
35. ebenda.
36. Gramscis Bruder Gennaro besuchte ihn im Gefängnis, um seine Haltung zur „Dritten Periode“ festzustellen, aber, nachdem er herausfand, das er dagegen war, hielt er die Information geheim, falls sein Bruder deswegen aus der PCI ausgeschlossen werden sollte; s. Giuseppe Fiori, Antonio Gramsci: Life of a Revolutionary, London 1970, S.252-3.
37. Gramsci, Prison Notebooks, S.185.
38. ebenda, S.340.
39. Gramsci macht diesen Punkt als Teil einer Analyse der italienischen politischen Parteien „im allgemeinen“, aber, wie so oft bei Gramscis „abstrakten“ Diskussionen, gibt es eine deutliche Implikation für die Praxis der revolutionären Partei.
40. Gramsci, Prison Notebooks, S.227.
41. Für Gramscis Analyse der „Intellektuellen“ s. ebenda, S.5-23.
42. ebenda, S.340.
43. Gramsci, Modern Prince, S.50-1.
44. Gramsci, Prison Notebooks, S.196-7.
45. ebenda, S.197.
46. ebenda, S.199.
47. ebenda, S.198.
48. ebenda, S.198-9.
49. ebenda, S.199.
50. ebenda, S.155.
51. ebenda.
52. ebenda, S.144.
53. ebenda, S.152-3.
54. ebenda.
55. ebenda, S.144.
56. zit. in A. Pozzolini, Antonio Gramsci: An Introduction to his Thought, London 1970, S.65
57. Gramsci, Prison Notebooks, S.188.
58. ebenda, S.211.
59. ebenda.
60. ebenda, S.195.
61. s. ebenda, S.236-8. Gramsci berichtet, daß Trotzki „eine Revision der aktuellen taktischen Methoden“ in dieser Richtung beim vierten Kongreß der Komintern anfing. Aber paradoxerweise und aus Gründen, die nur das Thema für Spekulation sein kann, beschuldigt er Trotzki als „den politischen Theoretiker des Frontalangriffs in einer Periode, wo er nur zu Niederlagen führt“. (ebenda, S.238.)
62. ebenda, S.173.
63. ebenda, S.liii.
Zuletzt aktualisiert am 6.2.2002