http://www.trend.infopartisan.net/trd0705/t260705.html Der Deutsche Freiheitssender 904

Der Deutsche Freiheitssender 904
Die Stimme der KPD von 1956 – 1971

von Christian Senne
07/05

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Am 17. August 1956 stufte das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) in der BRD als verfassungswidrig ein. Die Partei wurde verboten und deren Auflösung angeordnet. Die Gründung von Ersatzorganisationen wurde untersagt und das Vermögen zu „gemeinnützigen Zwecken“ eingezogen./1/

Durch das Verbot 1956 entfiel der Partei der legale Rahmen zur Werbung und Verbreitung ihrer Ideen. Parteiarbeit musste von nun an konspirativ geführt werden und Parteizeitungen wie allgemeine Schriften illegal weiterverteilt werden. Die Umstände jedoch erschwerten eine massenwirksame Verteilung. Schon am Tage des Verbots sprang daher eine Rundfunkstation helfend zur Seite, um den in der Illegalität lebenden Genossen eine Anleitung zu geben.

Der Deutsche Freiheitssender 904 (DFS 904) tauchte als „Stimme der KPD“ wie aus dem Nichts am Tage des Verbots der KPD, dem 17. August 1956, um 20 Uhr im Äther auf Mittelwelle auf. Er sollte über 15 Jahre in Richtung Bundesrepublik Deutschland senden, bevor er genauso plötzlich am 30. September 1971 wieder verstummte. Während seiner gesamten Lebensdauer umhüllte sich der Sender mit einem Schleier der Konspiration, welcher auch über 30 Jahre später noch nicht restlos gelüftet ist.

Schon am Abend des 17. August 1956, dem Tage des KPD-Verbotsurteils durch das Bundesverfassungsgericht, startete der DFS 904 mit einer ersten Sendung. Mit einer kurzen Vorlaufzeit in der Planung des Senders meldete sich die „Stimme der KPD“ als der „einzige Sender der Bundesrepublik, der nicht unter Regierungskontrolle steht“ von nun an regelmäßig im Äther, um seine Sicht der politischen Dinge zu verbreiten. Dass dies tatsächlich jedoch vom Staatsgebiet der DDR aus erfolgte, konnte nur kurz geheim gehalten werden, wurde aber von der DDR nie offiziell bestätigt. Schnell deckten westdeutsche Behörden und die Presse die Sendeanlagen Burg bei Magdeburg als Ausstrahlpunkt des DFS 904 auf. Schon in finanzieller und technischer Hinsicht war die „kleine“ KPD von der „großen“ SED abhängig, um den Betrieb eines leistungsstarken Senders aufrechterhalten zu können.

Die Entstehungsphase des Senders im Jahr 1956: Aufbau, Ausstattung, Zielsetzung

Der konkrete Planungsbeginn für den Sender 904 läßt sich nicht mehr genau feststellen. Heinz Priess (1915-2001), langjähriger Chefredakteur des DFS 904, erinnert sich in seiner Autobiographie jedoch an den Umstand, der ihn zum Sender brachte. Anfang August 1956 wurde Priess ins ZK der SED einbestellt, wo er Herrmann Matern (1893-1971) treffen sollte./2/ Matern war es, der Priess den Politbürobeschluss zur Installierung eines Radiosenders mitteilte, um die Agitation und Propaganda der KPD vor Ort ersetzen zu können. Dies bedeutete, dass die SED wohl schon vor Anfang August von einem wahrscheinlichen Verbot der KPD in der BRD ausgegangen war. Ein von Priess beschriebener Politbürobeschluss der SED ließ sich jedoch nicht auffinden./3/ Die Marschrichtung gab Matern jedoch in dem zehnminütigen Gespräch unmissverständlich vor: Elf Jahre nach Beendigung des Naziregimes werde nun die KPD wiederum verboten. Dies sei auch als Schlag gegen die DDR zu werten und erfordere deshalb die Klassensolidarität mit den Genossen der KPD in der BRD. Der wichtigste Punkt sei dabei die Ersetzung der Propaganda und Agitation vor Ort durch einen konspirativen Sender, ein Grund, warum beim Gespräch auch das PB-Mitglied der KPD Oskar Neumann zugegen war./4/ Er sollte in der ersten Zeit die Grundlinie der KPD bei Redaktionssitzungen darlegen./5/ Eine weitere Personalfrage wurde ebenso direkt durch Matern vorgegeben: In der Anfangsphase sollte Rudi Singer (1915-1980), den Sender „provisorisch“ leiten. In seiner Zeit als Chefredakteur des Senders musste Singer seine vorherige Chefredakteurstelle bei der Freiheit in Halle ruhen lassen, nahm diese dann von 1958 bis 1963 wieder auf. Ab 1963 war er dann Leiter der Abteilung Agitation des ZK der SED und stellvertretender Vorsitzender der Agitationskommission beim PB. Von 1966 bis 71 bekleidete er das Amt des Chefredakteurs beim Neuen Deutschland (ND). Singer, der ab 1967 Mitglied des ZK war, übernahm schließlich ab 1971 den Vorsitz des Staatlichen Rundfunkkomitees. Priess bekam am Ende des kurzen Gesprächs mit Neumann und Matern die Order, sich bei der Abteilung Agitation der Westabteilung zu melden, wo ihm nähere Informationen mitgeteilt würden.

So meldete er sich also in der Westabteilung, wo er von Max Spangenberg (1907-1987) näher instruiert wurde. Spangenberg, ebenfalls ein Spanienkämpfer und in der DDR seit 1954 stellvertretender Abteilungsleiter bzw. Leiter des Arbeitsbüros der Westkommission des PB des ZK der SED /6/, beauftragte Priess, eine Redaktion und ein Sendeschema zusammenzustellen. Geld spiele dabei weniger eine Rolle, ließ Spangenberg wissen, ohne aber Beträge zu nennen. Jedoch lagen die Gehälter beim Sender in der Anfangsphase wohl deutlich über dem DDR-Durchschnittsgehalt. Priess bekam weiterhin sein Intendantengehalt von 2000 Mark, eine Cutterin sollte 900 Mark monatlich, ein Redakteur 1000 Mark bekommen. Im Vergleich dazu bekam in den 80er Jahren ein mit gleichen Aufgaben betreuter Mitarbeiter beim DDR-Rundfunk als Anfangsgehalt nur 700 Mark, so Priess./7/ Unterlagen der SED ZK-Abteilung Verkehr- und Verbindungswesen können die relativ hohen Gehälter beim DFS 904 bestätigen. Im Jahresplan von 1957 wird ein Gesamtdurchschnittslohn von 543 Mark beim staatlichen Rundfunk angegeben./8/

Priess dachte laut eigener Erinnerung bei diesem Auftrag „sofort“ an den „Soldatensender-Calais“, der im Zweiten Weltkrieg mit Jazz und Big-Band-Sound, sowie frechen und lässigen Sprechern mit großer Wirkung Informationen bei den deutschen Landsern einschleuste und suchte daher auch besonders nach Sprechern mit westdeutschem Akzent, um einen Sendestandort des DFS 904 in der BRD besser vortäuschen zu können./9/

Die Aufgabenstellung des Senders wurde schon durch die allgemeine Vorgabe seitens Materns gegenüber Priess beim Gründungsgespräch deutlich. Präzisiert durch das ZK der SED und den eigenen Vorstellungen der KPD-Führung wurde diese Grundaufgabenstellung während der gesamten Sendezeit des DFS 904 beibehalten. Priess selbst sah den Sender zwar als „Stimme der KPD“, aber die Sendungen sollten nicht nur als solche gesehen werden, sondern vielmehr als eine „oppositionelle Stimme in der bundesdeutschen Landschaft gelten“./10/ Die Ansage erläuterte dies allabendlich: „Hier ist der Deutsche Freiheitssender 904! Der einzige Sender der Bundesrepublik, der nicht unter Regierungskontrolle steht.“ Aus der Endphase des Senders sind Dokumente erhalten geblieben, die zeigen, dass das Ziel, die vermeintliche Wahrheit in die Bundesrepublik zu tragen, bis zum Ende aufrecht erhalten wurde. In einer Vorlage für das PB der KPD hieß es am 24.11. 1968, dass man trotz vorangegangener DKP-Gründung daran glaubte, die BRD würde auch ohne polizeiliche Mittel eine legale Verbreitung kommunistischer Druckerzeugnisse verhindern zu wissen. Die fehlenden „Millionengelder“ erschwerten zudem die massenwirksame Verbreitung, so dass nur die Avantgarde der Arbeiterklasse erreicht werden konnte. Daher beschrieb die Vorlage, die aus der Sendeleitung stammte, den Rundfunk weiterhin als einzige Möglichkeit, die Masse der westdeutschen Arbeiter zu erreichen und unterstrich somit die weiterhin geltenden Bedingungen, die 1956 zur Gründung des DFS 904 führten. Zudem bestehe noch der Vorteil, dass nicht erst abonniert werden müsse, um kommunistische Gedanken nach Hause zu bekommen./11/

Da eine Massenwirksamkeit nicht durch eine mobile Sendeanlage in der Bundesrepublik umzusetzen war, aber trotzdem der Anschein erweckt werden sollte, aus dem bundesrepublikanischen Untergrund zu senden, schwieg man sich über den Sendestandort während der gesamten Lebensdauer des Senders aus. In einer dem Verfasser vorliegenden, nicht datierbaren Stationsansage meldete man sich ironisch mit: „ Hier ist der Deutsche Freiheitssender 904. Standort: Links von Bonn!“

Die Infrastruktur des Senders von 1956 bis 1971

Der tatsächliche Sendestandort war Reesen bei Burg in der Nähe von Magdeburg. Über einen der beiden Sendemasten wurde 904 dazugeschaltet, um durch Grenznähe und günstiger Ausbreitung nach Norden und Süden von Westdeutschland das Zielpublikum gut erreichen zu können. Vom Sendestandort war dies eine gute Ausgangslage, jedoch hätte man dazu auch eine störungsfreie Frequenz benötigt. Anfangs benutze man die exakte namensgebende Frequenz von 904 kHz, wanderte aber in den Jahren auf etwa 908 kHz, was aber bei den damaligen Empfangsgeräten nicht weiter auffiel. Ursprünglich war die Frequenz dem sowjetischen Sender Radio Wolga zugeteilt, der Sendungen für ein „Hilfskomitee zur Rückführung russischer Emigranten in die Heimat“ ausstrahlte, aber schon seit längerer Zeit außer Betrieb war. Insgesamt stand eine recht starke Sendeleistung von 250 kW zur Verfügung, die allerdings durch starke Interferenzen der Nachbarkanäle beeinträchtigt wurde. 904 quetschte sich regelrecht zwischen den Sender Mailand sowie die BBC-London und begrenzte dadurch eine bei ähnlicher Sendeleistung und freier Frequenz zu erzielende Reichweite erheblich./12/

Als Studio stand dem Sender immer Einrichtungen des Staatlichen Rundfunks der DDR zur Verfügung, von dort kamen auch die Technikerinnen und Techniker zum Sender, die nicht der KPD, sondern ausschließlich der SED angehörten./13/ Die ersten Sendungen kamen noch aus dem Hauptgebäude des DDR-Rundfunks in der Nalepastraße in Berlin. Das Sendestudio nahm daraufhin sein erstes festes „Gast-Domizil“ in Grünau ein, auf dem Gelände eines Ausweichstudios des DDR-Rundfunks, wo auch die technischen Gerätschaften schon vorhanden gewesen waren./14/ 1957 wurde das „Versteck“ immer bekannter, ein weiterer Umzug stand an, um die Konspiration wahren zu können. Selbst die BRD-Presse erhielt später den Hinweis auf den genauen Standort des Sendestudios: Regattastrasse 277, Berlin-Grünau./15/ Da war die Redaktion aber schon wieder umgezogen, diesmal nach Friedrichshagen, wo man sich in einem Waldstück heimlich in einer Villa einrichtete. Diese war eine ehemalige Ausbildungsschule des DDR-Rundfunks, deren Gelände auch von der Volkspolizei genutzt wurde. Erst Mitte der 60er Jahre bekam der Sender ein eigenes Domizil, für damalige Verhältnisse großzügig in Anwesen und Studiotechnik ausgestattet. Diese letzten Jahre verbrachten die Redaktion und das Sendestudio in Bestensee bei Königs-Wusterhausen, auf einem abgeschirmten Gelände direkt am See./16/

Ohne Hilfe der SED war also gar nicht an einen Aufbau eines Geheimsenders zu denken gewesen, schließlich hatte die KPD keinerlei technische Ausrüstung zur Verfügung. Auch das technische Know-how kam von SED-Seite, so dass sich am Sender eine Organisationsstruktur gemischt aus KPD und SED herausbildete.

Der Sender im Organisationsgefüge von KPD und SED

Die regelmäßig abgehaltenen Parteiversammlungen der an den Sendungen beteiligten Mitarbeiter ergeben anhand der archivierten Protokolle ein aufschlussreiches Bild über die eigene Organisationsstruktur. Als einen ersten größeren Zeitraum kann hier 1956 bis 1960 betrachtet werden. Die insgesamt zehn Mitglieder der SED und acht Mitglieder der KPD, die damals für den Sender tätig waren, betrachteten sich laut Protokoll von 1960 „automatisch als eine Parteiorganisation“./17/ Jedoch stellte die Leitung des Senders schon 1958 „Stagnation“ im Parteileben fest und gab die Parole „Stillstand im Parteileben heißt Rückgang in unserer Arbeit“ aus, um so auf die ihrer Meinung nach „gefährlichen Auswirkungen“ beim Ausbleiben von politischen Diskussionen hinzuweisen./18/ Was war geschehen? Das in den Protokollen beschriebene Parteileben existierte eigentlich nur auf dem Papier. Die Behauptung von 1960, die Mitarbeiter hätten sich „automatisch als Parteigruppe“ gefühlt, ist nur eine nachgeschobene Ausrede. Die eher der Agitation verpflichteten Redakteure behandelten politische Grundsatzfragen, also Propagandafragen, kurzerhand aus pragmatischen Gründen innerhalb der täglichen Redaktionssitzungen mit. Diese „Kollegiumssitzungen wie auch die täglichen Redaktionsbesprechungen können niemals Ersatz für politische Diskussionen über die Politik und die Beschlüsse der Partei sein“/19/ wurde weiter manifestiert. Somit folgte eine Unterteilung in vier Parteigruppen: Redaktion, Technik, Hausverwaltung und Wache. Zwei Jahre später jedoch wurde diese Aufteilung weiter vorangetrieben und eine Trennung noch in KPD und SED eingeführt und deren Parteiarbeit auf die „Richtlinien der KPD bzw. SED“ eingestellt. Wettbewerb zwischen den Parteigruppen Technik und Redaktion um den Titel einer „sozialistischen Brigade“ sollten ebenfalls zu mehr Dynamik im Parteileben führen. Jedoch wurden für alle zwei Monate und bei wichtigen Anlässen gemeinsame Sitzungen veranlasst, Kaderfragen sollten unter Zuziehung des jeweils anderen Sekretärs der Gruppe besprochen werden./20/ Bei Bewertung dieser Umstellung muss die sowieso vorhandene Unterteilung in Technik und Hilfspersonal, die ausschließlich von Seiten der SED gestellt wurden, sowie die aus KPD-Leuten bestehende Redaktion in Erinnerung gerufen werden. Vermutlich waren einige leitende Köpfe beiden Parteien verpflichtet, so auch Heinz Priess./21/ Die KPD-Gruppe unterstand zusätzlich einem Sekretär, eingesetzt vom PB der KPD, dessen vorrangige Aufgabe es war, Parteimaterial weiterzuleiten und in umgekehrter Richtung Anfragen und Beschwerden der Genossen entgegenzunehmen./22/ 1962 wird per KPD-PB Beschluss das Kollegium des DFS bestätigt und Jupp Mallmann zum Redaktionssekretär gewählt. Ein weiterer Posten ist der des Leiters der Parteiredaktion, den schließlich Heinz Kampe bekommt./23/ Gleichzeitig mit der Bestätigung Mallmans wird auch das Kollegium im Amt bestätigt. Hierbei handelt es sich m. E. nach um die leitenden Funktionen innerhalb der Redaktion. Mallmann wollte sich jedoch auf eine Anfrage des Verfassers hin nicht zum Thema DFS 904 äußern. Als Redaktionsleiter wird Heinz Priess an erster Stelle vor seinem Stellvertreter Emil Carlebach (1914-2001) genannt. Carlebach wurde eines der ersten Opfer des westdeutschen Berufsverbots und stand ab 1956 für 12 Jahre unter Haftbefehl, die Zeit, die er beim DFS 904 verbrachte./24/ Jedoch war er der Parteiführung vermutlich zu selbständig, denn trotz seiner journalistischen wie auch agitatorischen Fähigkeiten, die ihm durchaus zum „idealen Chef“ befähigt hätten, blieb Carlebach aus diesem Grund immer auf die zweite Reihe beschränkt./25/ Dem Kollegium war in nächster Instanz die Sendeleitung übergeordnet, im ständigen Kontakt mit ZK und PB der KPD. Neben Erich Glückauf, der als politischer Anleiter beim Sender fungierte, indem er immer wieder die Linie der Partei erklärte, war auch Erich Jungmann (1907-1986) in der Sendeleitung des DFS 904 zu finden. Seine Funktion ist jedoch nicht ganz festzustellen, da er sich wohl kaum direkt in der Redaktion blicken ließ. Anfang 1951 wurden ihm seine französischen Kontakte zu Noel Field zum Verhängnis und er verlor seinen zuvor erworbenen Sitz im Parteivorstand der KPD. Zusätzlich wurde er aus Westdeutschland zurück in die DDR berufen. Jungmann bekam Chefredakteursposten bei SED-Zeitschriften und geriet 1953 erneut in eine Parteiüberprüfung, diesmal wegen angeblicher prozionistischer Haltung im Zusammenhang mit einem Schauprozeß gegen Rudolf Slánský in Prag. 1956 wurde Jungmann nach „Bewährung“ intern rehabilitiert. Nach einer Tätigkeit als stellvertretender Chefredakteur bei der Berliner Zeitung wurde Jungmann per SED- Politbürobeschluss 1959 mit dem Posten in der Sendeleitung des DFS 904 abgefunden. Der gleiche Politbürobeschluss der SED hob Glückauf in die Parteileitung der KPD./26/ Aus der PB-Sitzung der SED 37/59 geht auch hervor, dass sich die SED in Fragen der KPD ein letztes Wort vorbehielt. Für eigene Leute, die sowohl SED, als auch KPD zugehörig waren, musste ein Antrag vom PB der KPD an das der SED eingereicht werden. Zusätzlich wachte die Westabteilung über die Ausstrahlungen des Senders. Spangenberg und Hähne seien jedoch als die Beauftragten wahrscheinlich „viel zu faul gewesen“, den Sender regelmäßig zwecks Überprüfung mitzuhören, erinnert sich Priess. Falls es doch einmal wieder wegen des Programms eine Vorladung ins ZK der SED gab, dann konnte Priess sich seine Zugehörigkeit zu KPD und SED zu Gute halten und die Situation wohl häufig entschärfen./27/

Diese Verstrickung zeigte sich auch deutlich bei der praktischen Umsetzung der Konspiration als eines der Hauptpunkte in der Organisation des DFS 904 als Geheimsender im Kalten Krieg. Sie zeigen ebenso gut das Selbstverständnis der am Sender Beteiligten.

Konspiration als Grundverständnis und ihre Umsetzung

Die SED half ihrer Schwesterpartei auch bei Umsetzung der Konspiration im Alltag. Neben der zuvor erwähnten Verschleierung der Produktionsstätten, sollte auch die offizielle Betätigung der Beteiligten in der DDR verschleiert werden, um den Status eines Geheimsenders aufrecht erhalten zu können. Die offizielle Anstellung der Mitarbeiter des Senders erfolgte daher auch unverfänglich bei der SED ZK-Abteilung Verkehr – und Verbindungswesen. Von dort kamen auch die Gehälter am Monatsende, immer in Form von Bargeld in einem Umschlag./28/

Konkrete Konspirationsmaßnahmen prägten die Situation am Standort des Studios vor Ort. Immer wieder wurden den Mitarbeitern Vorschriften zur Geheimhaltung des Standortes eingeschärft. Selbst das Privatleben der Mitarbeiter hatte sich nach konspirativen Regeln zu richten. Oberstes Gebot war die „Schweigepflicht über die Tätigkeit für alle, auch gegenüber den engsten Familienangehörigen hin, auch gegenüber staatlichen Organen der DDR hin. Was in dieser Beziehung zu regeln ist, geht über die Leitung des Hauses.“/29/ Im vorgefundenen Dokument ist selbst der Standort nicht festgehalten, stattdessen wird nur der Begriff „Objekt“ für den Standort Regattastraße und „Neues Objekt“ für Berlin-Friedrichshagen verwendet. Den Mitarbeitern war es untersagt, sich in der Nähe des Standortes vom S-Bahnhof (gemeint ist wahrscheinlich der S-Bahnhof Friedrichshagen) von Verwandten und Bekannten abholen zulassen, bzw. sich mit diesen dort vor oder nach der Arbeit zu verabreden. Vor diesen durfte auch nichts über die Arbeit verlautbart werden, auch nicht auf indirekten Wege, z.B. durch Bestätigung auf eine Frage hin: „Nicht Bestätigung für Dinge geben – auch nicht in der Form: du weißt ja, ich brauche nichts zu sagen, kannst Dir ja vorstellen.“ Telefonate aus dem Objekt durften nur im Ausnahmefall geführt werden, auch wenn eine direkte Telefonkontrolle mit Belegzetteln nicht eingeführt wurde. Über Sendemanuskripte sollte ebenso nicht allzu laut diskutiert werden, wie mit weiteren Angestellten des Objekts über inhaltliche Dinge der Sendungen. In allem hatte der konspirative Grundsatz zu gelten: „Sage es dem, der es wissen muss und nicht dem, der es wissen könnte.“/30/ Nachweislich ab 1962 werden stärker Decknamen zur Verschleierung der richtigen Identität eingesetzt, zuvor waren Mitarbeiter mit dem Vornamen genannt worden. Das Kollektiv nannte sich als ganzes mit dem Namen „Valentin“. Heinz Priess ist „Robert“, Erich Glückauf nannte sich je nach Funktion im Sender oder bei der KPD zuerst „Rüdiger“, später auch „Thomas“./31/ Begründet wurde dies immer wieder mit dem Selbstverständnis und der Aufgabenstellung des Senders:

„Wir sind keine normale Parteieinheit wie im Sinne eines volkseigenen Betriebes in der DDR oder sonst einer Parteieinheit im legalen Rahmen. Wir sind auf einen Posten gestellt – und das scheint bei uns manchmal etwas verloren zu gehen – wir haben eine politische Schlüsselposition in der Agitationsarbeit unserer Partei. […] Wir stehen in der vordersten Linie des Parteikampfes mit den besonderen Umständen. [...]“/32/

Konspiration am Sender sei nur die „reale Einschätzung der Ziele und Absichten des Gegners“, über die man vorgab, im Bilde zu sein./33/ Allerdings kann auch der Verdacht geäußert werden, die konspirativen Vorgaben seien nur aus Gründen der Personalführung in diesem extremen Maße propagiert worden. In der Anfangsphase hatte eine gewisse Konspiration durchaus Sinn. Die meisten der Mitarbeiter beim Sender wurden mit Haftbefehl in der BRD gesucht. Um bei einer illegalen Rückkehr und einer möglichen Verhaftung nicht zusätzlicher Vergehen und Straftaten schuldig zu sein, war eine Verschleierung durchaus sinnvoll. Allerdings hatten diejenigen, die sich für länger in der DDR einrichteten, nichts dergleichen zu befürchten. Der Redaktionsalltag, der schnell einzog, konnte daher auch gut mit Mitteln der Konspiration gesteuert werden und so die Linie der KPD wirksamer umgesetzt werden. Nach dem weiteren Umzug nach Bestensee, wo ein angeblich härteres Klima herrschte/34/, was Programm und Umsetzung der Parteilinie betraf, war ein Einstellkriterium für eine Tätigkeit Ende 1968 ein „legaler Status“ in Westdeutschland, damit der Genosse auch ohne weiteres für Zwecke in Westdeutschland eingesetzt werden konnte. Unklaren Fällen bezüglich des Status in der BRD wurde eine Parteimitgliedschaft in der SED nahe gelegt. Vermutlich zeigten sich hier jedoch die Auswirkungen der DKP-Gründung beim DFS 904: Auch wenn sich der Sender weiterhin als Stimme der KPD sah, glaubte er das Anliegen der DKP, sowie der außerparlamentarischen Opposition und der Studenten zu vertreten./35/

Der Sender blieb bis zu seiner Abschaltung 1971 der ursprünglichen Aufgabenstellung als Geheimsender treu und vermittelte diese stetig Mitarbeitern wie Parteiführung. Die Konspiration des Senders war hierzu eine Art Kitt, der auch eine Art Daseinsberechtigung darstellte und deshalb auch den Redakteuren ihre besondere Aufgabe immer wieder in Erinnerung rufen konnte.

Zusammensetzung und Tagesablauf der Redaktion

Während seiner gesamten Sendezeit umfasste die Redaktion des DFS 904 im Schnitt etwa 15 Redakteure. Diejenigen, die auch hinter dem Mikrofon saßen, waren alle westdeutschen Ursprungs, um mundartlich einen Sendestandort in der BRD besser vortäuschen zu können. Neben einigen jungen Redakteuren, wie dem vom Verfasser als Zeitzeugen interviewten Adolf Broch (1929 – 2003), waren viele ältere verdiente kommunistische Journalisten in den Reihen der Redaktion zu finden. Außer Emil Carlebach fand auch Grete Thiele (1913-1993), die ebenso wie Max Reimann Mitglied des Ersten Deutschen Bundestags gewesen war, ihren Weg zum Freiheitssender. Thiele blieb bis etwa Mitte der 60er Jahre und war dann eine der Hauptakteurinnen in einer Gruppe von KPD-Leuten, die 1968 bei Innenminister Gustav Heinemann vorsprachen und die Weichen für die DKP-Gründung legten./36/ Auch der Filmautor und Schriftsteller Karl Georg Egel (1919-1995) sollte sich laut westdeutschen Pressemitteilungen und der in der Folgezeit publizierten Anmerkungen über den DFS 904 als Redakteur beim Sender aufgehalten haben./37/ Dies ist aber weder im SAPMO nachweisbar noch gab es eine anderweitige Bestätigung. Vielmehr wehrte sich der Sender im Oktober 1963 und dementierte eine Funktion Egels beim DFS 904./38/ Da der DFS 904 nie direkte oder indirekte Bestätigung über seine Mitarbeiter gab, erscheint dieses Dementi als durchaus wahrheitsgemäß. Mit Schreibkräften zählte der Sender 1962 etwa 22 Personen, die bei „Valentin“ tätig waren. Mitte der 60er Jahre muss die Anzahl, auch wegen mehr Möglichkeiten zur Tätigkeit im Westen, geschrumpft sein und ständige Fluktuation geherrscht haben./39/

Ihre Informationen zur Programmgestaltung nahmen die Redakteure zum größten Teil aus den westdeutschen Presseerzeugnissen, Hauptargumentationslinien wurden von den Agitationsabteilungen der KPD und SED vorgegeben. Um auch mit den neusten Vorgängen in Westdeutschland vertraut zu sein, zapfte man illegal den Fernschreiber der Deutschen-Presse-Agentur (dpa) an./40/ Man versammelte sich täglich, sichtete die Westpresse und verschaffte sich somit einen Überblick über die von dpa und der Staatlichen Nachrichtenagentur der DDR (ADN) gesendeten Ankündigungen zu Themen des Tages. Ebenso war das westdeutsche Fernsehen eine vielbeobachtete Quelle für die Redaktion. So wurde z.B. regelmäßig der „Höfer-Frühschoppen“ ausgewertet./41/ Im Kollektiv wurden Themen für die Sendung diskutiert und schließlich auch zu Papier gebracht. Dabei war die Redaktion für DDR-Verhältnisse ungewöhnlich autark für Entscheidungen, was gesendet werden soll./42/ Eine immer wieder in der Forschungsliteratur kolportierte Meinung, Programme würden erst in Studios, u.a. in Leipzig, vorproduziert und dann nach Abnahme auf den Weg nach Burg geschickt, hielt sich hartnäckig bis zum heutigen Tage, kann aber hier eindeutig widerlegt werden. Tatsache war, dass Beiträge zwar vorproduziert wurden und auch die Musik mit diesen vorher gemischt wurde, jedoch Nachrichten ausschließlich live gesprochen wurden, um besonders aktuell sein zu können. Der Redaktion stand hierfür eine Standleitung zum Sendestandort zur Verfügung./43/ Eine Vorzensur musste in diesem Sinne auch gar nicht stattfinden, da alle Redakteure überzeugte Kommunisten auf Linie der Partei waren.

Herausgekommen ist also ein im Vergleich zu offiziellen DDR-Sendern ungewohntes Programm, das Hörerkreise verschiedenster Art an sich binden konnte. Bevor diese jedoch näher beschrieben werden, muss erst einmal ausführlich das Programmangebot des Senders vorgestellt und bewertet werden.

Das Programm des DFS 904

In der Anfangsphase meldete sich der Sender zunächst täglich um 20 und 22 Uhr mit je einer Stunde Programmdauer auf Mittelwelle. Die Sendezeit wurde in den kommenden Jahren ständig aufgestockt, beachtet man die überlieferten Sendeansagen. Kadermäßiger Abbau und sonstige Sparzwänge zwangen den Sender Ende 1968 zu Programmkürzungen. Auf Beschluss des PB der KPD fiel die Frühsendung weg, und in den Abendsendungen wurde mit vielen Wiederholungen gearbeitet:

19.00 – 19.30 Uhr - Politische Sendung mit Musik
21.00 – 21.30 Uhr - Erste Wiederholung mit Ergänzungen
22.00 – 22.45 Uhr - Wiederholungen der Sendung von 19.00 Uhr/44/

Ende 1969 fielen die Sendungen der „Bruderparteien“ einer Programmkürzung zum Opfer./45/

Das Grundgerüst der Programme bestand während der gesamten Lebensdauer des DFS 904 aus einer abwechslungsreichen Mischung von aktueller Schlagermusik und Wortbeiträgen. Die Musik wurde kurzerhand von Radio Luxemburg oder auch dem RIAS mitgeschnitten und dann wieder in die eigenen Programme eingefügt. Auch aktuelle Plattenkäufe in der BRD waren nicht selten. Da es in der BRD wohl eine Abmachung gab, dass die neusten Schlagermelodien erst einmal in den Plattenläden verkauft werden sollten, um Mitschnitte vom Rundfunk zu unterbinden, hatte der DFS 904 schon durch Nichtbeachtung dieser Abmachung einen Vorteil um die Hörergunst./46/

Zwischen den Musikeinlagen gab es zumeist kurze Nachrichten und Informationen oder vermeintliche Agentendurchsagen, wie z.B.:

„Achtung, Achtung, wir rufen Kleingärtner. Zum Rasieren Rasenmäher benutzen. Ich wiederhole. Achtung, Achtung, wir rufen Kleingärtner. Zum Rasieren Rasenmäher benutzen. Ende der Durchsage.“/47/

„Achtung, Achtung, wir rufen Kräuterhexe. Wir brauchen dringend Baldrian. Ich wiederhole. Achtung, Achtung, wir rufen Kräuterhexe. Wir brauchen dringend Baldrian. Ende der Durchsage“/48/

Die sog. „Eidechsen“ waren jedoch nicht vermeintliche Agentendurchsagen, sondern ein reines Stilmittel, um die Konzeption des Senders als Geheimsender zu unterstützen. Die Redaktion dachte sich jeden Tag neue Eidechsen aus, um die Hörer an einer vermeintlichen geheimen Durchsage,
die zumeist mitten in die Musik gesprochen wurde, teilhaben zu lassen und gleichzeitig zu unterhalten. War es wirklich einmal von Nöten, Genossen in der BRD zu warnen, wurden diese Informationen der Wichtigkeit wegen am Anfang der Sendung platziert, z.B. bei drohenden Hausdurchsuchungen. Dies stellte aber eine Ausnahme dar./49/

Neben den Kurzinformationen und Musik waren u. a. Sendungen für die Bundeswehr, die Sendung „Hier spricht die KPD“ und „Aus Betrieb und Gewerkschaft – Sendung für die Bergarbeiter“ als längerer Beiträge feste regelmäßige Bestandteile des Programms des DFS 904.

Das „Format“: Inhaltliche Konzeption zur Hörerbindung

Auch wenn es in den 50er Jahren Medienwissenschaftlern vermutlich als verfrüht erscheint, von „Formaten“ in der deutschen Rundfunklandschaft zu sprechen, verwendete der DFS 904 schon einige der Instrumente, die den Charakter und Wiedererkennungseffekt des Senders steigerten.

Da wäre vor allem die Schlagermusik als Mittel zu nennen, die Hörer an den Sender binden sollte. Zwischen den einzelnen Musikstücken wurden Kurzinformationen platziert, die sich der Hörer schon deswegen anhören musste, da darauf weitere aktuelle Musik folgte. Viele der längeren Beiträge umfassten eine auch heute im Rundfunk gerne verwendete Länge von etwa drei Minuten. Sie sollten die Hörer ebenfalls am Umschalten hindern und auch den nicht politisch interessierten Hörer der BRD nicht überstrapazieren. So kam eine fast ausgewogene Mischung von Wort- und Musikanteil von etwa fünfzig zu fünfzig zustande, wobei in der Frühsendung durchaus mehr Wert auf die Musik gelegt wurde. Nachteil dieser Vorgehensweise bei dreiminütigen Beiträgen war die Verknappung des Politischen auf die Kernpunkte, weshalb die Zeit für die Sendung Hier spricht die KPD, die als Anleitung der in der BRD befindlichen KPD-Anhänger gedacht war, zumeist länger war./50/ Feste Rubriken hatten ihre festen Sendeplätze. Im ersten Abendprogramm gab es einen täglichen Kommentar, die Sendung „Aus Betrieb und Gewerkschaft“ und das Programm für die KPD. Das zweite Abendprogramm startete mit der Sendung für die Bundeswehr. Die Frühsendung bestand aus Wiederholungen der Beiträge der Abendsendungen und aktuellen Ergänzungen.

Einschränkend muss natürlich erwähnt werden, dass die einzelnen Rubriken und Beiträge durchaus flexibel gestaltet wurden. Bei vermeintlich wichtigen Anlässen wurde die durchschnittliche Beitragslänge gekappt und mit wenig Rücksicht auf den gewohnten Programmablauf Reden und Kommentare von KPD- oder SED- Funktionären in vollständiger Länge wiedergegeben. Im Oktober 1963 war dies im Zusammenhang mit dem 65. Geburtstag Max Reimanns festzustellen. Am beliebtesten war unter den Redakteuren der Sendeteil, mit dem die zweite Abendsendung regelmäßig startete. Die Sendung für die Bundeswehr war es, die den Sender auch am bekanntesten machte und bei der die Redakteure so „richtig auf den Putz hauen“ konnten./51/ Als Beispiel wird daher im folgenden Kapitel exemplarisch die Sendungen des zufällig ausgewählten Monats Oktober 1963 näher betrachtet.

Die Sendung für die Bundeswehr im Oktober 1963

Nach dem „Zapfenstreich“ meldete man sich mit diesem Programmteil speziell für die westdeutschen Soldaten. Umrahmt von den neusten Schlagern gab es einen etwa fünfminütigen Beitrag, der zumeist über die für den Sender skandalbehafteten Zustände in bundesdeutschen Kasernen berichtete. Die Sprache wurde bewusst salopp gehalten, man sprach die Soldaten im Umgangston an, eine Methode, der sich auch schon die Soldatensender im zweiten Weltkrieg bedienten.

„N’Abend, Kameraden. Ich wünsche Euch einen angenehmen Sonntagabend. Morgen geht der normale Wochendienst wieder los, und darum ist jede Stunde der Entspannung heute wertvoll. Eines aber möchte ich Euch noch für die nächsten Tage mit auf den Weg geben. Seid vorsichtig, Jungs.[...]“/52/

Inhaltlich wurde die Glaubwürdigkeit der Bundeswehrführung massiv angezweifelt, was stark mit der Einbindung ehemaliger führender Wehrmachtsangehöriger in die neue Armee zusammenhing. In den Sendungen wurde daher die Bundeswehrführung als bewusste Übertreter des geltenden Rechts dargestellt und dies auf agitatorische Weise an konkreten Beispielen festgemacht.

In einem Fall wurde ein Soldat zu einer Geldstrafe bei einem angeblich von ihm nicht verursachten Verkehrsunfall verurteilt, für den Sender der Beweis, dass „Macht vor Recht gilt“ und den Soldaten das Wehrgeld aus der Tasche gezogen werden soll. Sprachlich wurde dabei alles in einem vertrauten, fürsorglichen Ton gehalten./53/ Die sonstigen Themen der Sendung für die Bundeswehr beschäftigen sich im Oktober 1963 u. a. besonders mit dem Beschwerderecht für Soldaten der Bundeswehr, Manöver- und Ausbildungsunfällen, schlechter Ausrüstung und der Bundeswehrleitung. Generelles Ziel war dabei, dem Bundeswehrsoldaten aufzuzeigen, dass er unnötig für eine falsche Sache verheizt werde.

Die Serie über das Beschwerderecht begann am 30. September 1963 mit der Aufklärung der Soldaten über ihre Rechte laut Beschwerdeordnung. Dabei wurde der Anstieg von Beschwerden innerhalb der Bundeswehr zum Anlaß genommen, sich diesem Thema ausführlich zu widmen. „Die Devise, ein guter Soldat gehorcht und beschwert sich nicht, stimmt heute nicht mehr.[...] Wir schlagen Euch deshalb vor, in Fällen, wo es Beschwerden gibt, und die häufen sich ja in der letzten Zeit ständig, Euch sowohl an den Wehrbeauftragten als aber auch an die Öffentlichkeit zu wenden. Das ist um so notwendiger, um endlich mit den ständigen Schikanen und menschenunwürdigen Methoden gegenüber den Wehrpflichtigen Schluss zu machen.“/54/

In der Sendung vom 7. Oktober wurde dann die Beschwerdeordnung noch einmal aufgenommen und die Soldaten darin erinnert, dass eine Beschwerde innerhalb von 14 Tagen zu erfolgen habe. Man empfehle den schriftlichen Weg, so der Sender, um Durchschläge des Briefes auch an die Öffentlichkeit bringen zu können. Es folgte darauf ein Beispiel über einen Ausbilder, der seine Rekruten schikanierte und deswegen, allerdings erst Monate später, von einem Gericht zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Der Sender ermahnte daher die „Jungs“, zügiger Beschwerden in die Öffentlichkeit zu tragen. Der öffentliche Druck ermögliche dann auch eine härter Bestrafung von „Menschenschindern.“/55/ Am darauf folgenden Tag erfolgte dann Teil III, agitatorisch sehr geschickt, da so der Soldat erst einmal die Sendung vom Vorabend reflektieren konnte. Es wurden noch einmal eindringlich die Schikanen des Ausbilders beschrieben, um dann die Situation zu verallgemeinern:
„Ja, Kameraden, und das alles geschieht in der Bundeswehr unter den Augen der Ausbildungsoffiziere, um nicht zu sagen, unter der Anleitung der Offiziere. Solche Ausbilder sehen die Offiziere gerne in ihren Reihen. Aber, Jungs, lasst Euch das nicht länger gefallen. Tretet an die Öffentlichkeit. Prangert solche Misshandlungen als das an, was sie wirklich sind, nämlich nach § 31 des Wehrstrafgesetzes „entwürdigende Behandlung.“[...]“/56/

Die Führung der Bundeswehr war konsequenterweise regelmäßig Zielscheibe der Sendung. Teilweise wurde behauptet, Soldaten hätten sich sorgenvoll an den DFS 904 gewendet, um Auskunft über einen neuen Befehlshaber zu bekommen./57/ Immer wieder „klärte“ der Sender auf, dass es ehemalige Nazigeneräle seien, die jetzt in der Bundeswehr vom Atomkrieg „träumten.“/58/

Ebenso wurde regelmäßig über minderwertiges Material in der Bundeswehr berichtet, das dann zu Flugzeugabstürzen oder Manöverunfällen führte. Hier entpuppte sich als Informationsgeber wiederum einmal mehr die westdeutsche Presse. Der Spiegel berichtete am 26. September 1963 in einem längeren Bericht über schlechte Panzerketten, deren Kettenpolster sich lösten und im vorliegenden Fall durch die Scheibe eines Zivilautos schlugen und dabei ein Schulmädchen töteten. Ein Prozess gegen den verantwortlichen Fahrer verlief negativ, da es sich um Materialfehler handelte. Das Magazin berichtete von schon mangelhaften Einkauf seitens des Verteidigungsministeriums./59/ Diese Vorlage hat sich der Sender darauf auch nicht entgehen lassen. Für den Sender flogen, die Sache bewusst verschärfend, die Gummiketten bei Manövern mit „geschoßartiger Geschwindigkeit“ durch die Gegend. Verdanken hätten die Soldaten die schlechten Ketten „den Machenschaften Strauß`s“, der den Auftrag zur Herstellung an eine befreundete Firma vergab.

„So werden bei der Bundeswehr Geschäfte gemacht, Geschäfte mit Eurem Leben, Jungs, denn im Ernstfall, das ist doch wohl klar, ist ein Panzer, der mit Kettenschaden im Gefecht liegen bleibt, der sichere Untergang für seine Besatzung. So, und jetzt dürft ihr raten, Jungs, warum dieser Kettenskandal in der Bundeswehr regelrecht als eine Art geheime Kommandosache behandelt wird, über die niemand reden darf. [...]“/60/ Dem Soldaten der Bundeswehr sollte so nicht nur die Sinnlosigkeit seines Dienstes vor Augen geführt werden, sondern auch die Chancenlosigkeit. Die Panzerketten wurden am Ende des Monats noch einmal aufgegriffen und wie immer bei Wiederaufnahme eines Themas in einen allgemeineren Zusammenhang gestellt.

Die Sendung enthielt einen Bericht über einen Flugzeugabsturz eines Bundeswehr-Düsenjets und berichtete auch über serienmäßige Ausfälle von Panzern: „Erinnert Ihr Euch? Bei den Panzern der Bundeswehr und auch bei den der anderen Nato-Partnern bei uns produzierten Panzern flogen die Ketten durch die Luft. Man kann wirklich sagen, Kamerad, komm per Fahrrad, das ist sicherer. Von wegen NATO, NATO über alles, kann wohl hier nicht mehr die Rede sein. Das alles geschieht, wie gesagt, im Manöver. Und wenn es einmal Ernst wird, dann sind die Panzer Särge die rollen, die Flugzeuge – Särge, die fliegen und unsere U-Boote – schwimmende Särge. Da kann man nur noch sagen, wir stehen auf verlorenem Posten.“/61/

Bei soviel Schikane in der Bundeswehr musste der DFS 904 von Zeit zu Zeit auch einmal Alternativen aufzeigen. Dies geschah im Oktober 1963 anhand eines Berichtes von „drüben in der DDR“. Von der Nationalen Volksarmee wurden die ersten Wehrpflichtigen entlassen, die ihren achtzehnmonatigen Wehrdienst abgeleistet hatten. Der Sender schilderte die harmonischen Abschiedsfeiern und beschrieb die fürsorgliche Behandlung durch die Armee auch nach der Entlassung, die sich u. a. durch Wiedereingliederung in die Berufswelt ausdrücke. Natürlich gebe es auch Einheiten in der BRD, die „als gute Kameraden“ auseinander gingen. „Aber die Fälle, wo die Wehrpflichtigen am letzten Tag besonders ihre Abneigung gegen bestimmte Offiziere zum Ausdruck brachten sind nicht selten. [...] Wie gesagt, Kameraden, das sind Erscheinungen, die Euch veranlassen sollten, einmal darüber nachzudenken. Macht’s gut, dann bis morgen Abend um die gleiche Zeit.“/62/

Wirkung des DFS 904 – Hörerreaktion und Einflussnahme von außen

Unzweifelhaft ist eine Wirkung durch die Sendungen des vermeintlich geheimen DFS 904 erreicht worden, wenn auch nicht nur in Richtung des eigentlichen Adressaten, den Zuhörern in der BRD. Möchte man diese Wirkung jedoch beschreiben, bedarf es vorab wiederum einiger Überlegungen zu den Quellen, anhand deren dies geschehen soll. Wie sind die Rückmeldungen zu den Programmen von verschiedener Seite aus zu gewichten? Hatte das Feedback zum Sender eine Wirkung als Steuerinformation?

Von offizieller Seite der BRD ist nur wenig aufzufinden gewesen. Indirekt jedoch zeigt das eifrige Transkribieren der Sendungen, dass man in den BRD-Staatsorganen durchaus wissen wollte, welcher Inhalt über den DFS 904 gesendet wurde. Ob Reaktionen von staatlicher Seite der BRD auf Sendungen des DFS 904 Auswirkungen in der inhaltlichen Gestaltung der Sendungen hatten, kann jedoch so gut wie ausgeschlossen werden. Der Sender hätte dies auch eher als weiteren Ansporn auf seinem inhaltlichen Weg aufgefasst. Als sich Ende der 60er Jahre die beiden deutschen Staaten schließlich politisch annäherten, war für den DFS 904 mit seinen unbequemen Programmen daher auch kein Platz mehr.

So sind Reaktionen von staatlicher Seite der DDR aus als zu bewertende Steuerinformation schon deshalb wichtiger, da der Sender auch in deren Machtgefüge agierte. Hier sind einige Dossiers erhalten, die einen guten Einblick in die Auffassung des DDR-Staatsapparats zum DFS 904 enthalten.

Ein weiterer Komplex im „Feedback“, das der Sender bekommen hat, sind Hörerreaktionen. Diese sind allerdings nur auf wenige Jahre beschränkt, da der Sender erst in den letzen Jahren ab 1967 eine Postfachadresse in Wien bekannt gab. Die interne Bewertung und der Umgang mit der Hörerpost lassen jedoch gute Rückschlüsse zu. Ergänzend kann man Berichte von illegalen westdeutschen KPD-Gruppen hinzufügen, die zur Anfangsphase des Senders der Parteileitung ihre Auffassung über die Programme des Senders zukommen ließen.

Grundsätzlich muss jedoch auf die Empfangsbedingungen des DFS 904 vorab eingegangen werden, diese waren natürlich wichtigste Vorraussetzung für eine Massenwirksamkeit. Hierbei mangelte es jedoch schon gewaltig. Zwischen zwei starken Sendern aus Mailand und London eingequetscht, verursachten die Sendungen des DFS 904 in vielen Regionen des Hauptzielgebietes BRD ein nervtötendes Pfeifen, das durch die Überlagerung der Sender zustande kam. Die Frequenzwahl muss wohl eines der Rätsel bleiben. Vermutlich war die offizielle Zuteilung an die Sowjetunion, die diese an den DFS 904 abtrat, der ausschlaggebende Punkt. Über die Probleme in der Frequenzwahl machte man sich offensichtlich im PB von SED und KPD keine Gedanken.

In der Mitte und im Süden der BRD war der Empfang sehr dürftig, ebenso im Ruhrgebiet. Lediglich im Norden der Republik und natürlich in der Reichweite der Bodenwelle, also der direkten Welle des Senders, war der Empfang gut./63/ Seltsamerweise war in den Urlaubsgebieten Italiens der Empfang besser, und der Sender war stärker als der im Norden stationierte Sender Mailand, wie Urlauber dem DFS 904 berichteten./64/ In Berlin war der Empfang des Senders auch nur unter erschwerten Hörbedingungen möglich, vermutlich einer der Hauptgründe, warum nicht häufiger Programmanalysen von SED-Seite angefertigt wurden. Es war den Genossen der SED vermutlich einfach zu mühsam, sich dem Pfeifen auszusetzen, um die Sendungen abzuhören. Nur bei einem der seltenen Ausfälle des Senders Burg wurde ersatzweise der Sender Königs-Wusterhausen angeschaltet, damit die Sendung nicht ausfiel. Dies ermöglichte dann zur Freude der in Berlin wohnenden Redakteure einmal guten Empfang des DFS 904./65/ Die KPD-Führung reagierte auf diese schlechte Ausgangsbasis für eine große Wirksamkeit des Senders, wenn auch vergebens. Nachdem sich Beschwerden der westdeutschen Genossen, insbesondere aus Bayern, Süd-West, und besonders Rheinland-Pfalz über die schlechten Empfangsmöglichkeiten häuften, beschloß das KPD-PB Vorschläge für die Verbesserung des Empfangs u.a. direkt an Walter Ulbricht anzutragen. Die insgesamt drei Vorschläge, weitere Sendeanlagen auf 904 kHz dazuzuschalten, einen anderen Sendemast, z.B. des Deutschlandsenders, der in der BRD besser zu empfangen war, anstatt des in Burg befindlichen zu benutzen oder sogar UKW-Sendungen einzurichten, wurden jedoch nicht realisiert./66/ Allerdings waren die Vorschläge auch nicht besonders hilfreich, da der Empfang vorrangig ein Problem der schlechten Frequenz und nicht der Sendanlage und Sendestandort war, sowie UKW-Sendungen nur sehr eingeschränkt in der BRD zu hören gewesen wären. Dies minimierte schon einmal die mögliche Wirksamkeit des Senders, jedoch riefen die Sendungen Reaktionen in den staatlichen Stellen hervor, die ursächlich mit dem Inhalt der Programme zu tun hatten.

Reaktion von staatlicher Seite
a) in der BRD

Der Deutsche Bundestag beschäftigte sich ab 1960 mehrmals mit dem DFS 904, entweder bei kleinen Anfragen im Zusammenhang mit den Rundfunkausstrahlungen der DDR in Richtung Westen, oder bei Debatten zwischen Regierung und Opposition, in der der Sender als Ursprung irgendeines Gerüchts genannt wurde. Zum Beispiel in der Spiegel-Fragestunde im Bundestag am 8. November 1962 erklärte der damalige Bundesminister für Verteidigung, Franz-Josef Strauß, im Zusammenhang mit dem Vorwurf, dass einige der Gutachter bezüglich einer Bewertung des Nachrichtenmagazins ehemalige SS-Führer seien:

„Ich habe auch festgestellt, woher eine solche Behauptung stammen könnte. Wir haben umfangreiches Material geprüft. Wir sind dabei darauf gekommen, eine Propagandaquelle, nämlich der Sender 904, vor kurzem einen Gutachter, einen Oberstleutnant, angegriffen, ihn als SS-Führer bezeichnet und dagegen Stellung genommen hat, dass ein solcher SS-Führer als Sachverständiger vor Gerichten aufgetreten sei.“/67/

Auch die Bundeswehr reagierte auf die ständigen Zersetzungsversuche des Senders und informierte in unregelmäßigen Abständen ihre Soldaten. Vermutlich war man sich eben doch nicht darüber sicher, wie stark die Sendungen bei den Soldaten Wirkung zeigten. Daher wurde den Soldaten neben den Aufgaben des Senders, die demokratische Grundordnung der Bundesrepublik zu untergraben, der Zweck der Beeinflussung in der Sendung für die Bundeswehr erläutert. Es gelte für den Sender, die Kampfkraft der Bundeswehr zu schwächen und „sie bei den Partnern als Racheinstrument vertrauensunwürdig zu machen.“ Den Soldaten werde suggeriert, eine Verteidigung mache überhaupt keinen Sinn, daher sei Desertion ein guter Ausweg. Erreicht werde dies zusätzlich durch die Verleumdung der Bundeswehrführung und die vielen Darstellungen von Unfällen, Schikanen und der Behauptung, die Bundeswehr bilde für den Atomkrieg aus. Immer wieder werde betont, die BRD plane den Angriffskrieg. In den Programmen entstehe dies besonders durch „kunterbuntes Mischen“ von Faktoren wie „Übertreibung, Verleumdung, Verdächtigung, Auslassung und Appelle an das Gefühl“, erklärte man den Soldaten./68/ Der gleiche Wortlaut wurde den Soldaten der Bundeswehr auch in den „Informationen für die Truppe“ präsentiert, unter Betonung, dass der Sender nichts mit dem Begriff „Freiheit“ zu tun habe. /69/ Eingeschaltet wurde der Sender in den bundesdeutschen Kasernen regelmäßig, wenn auch fast ausschließlich wegen der aktuellen Schlagermusik.

Ein im Bundeshaus in Bonn ansässiger „Industriewarndienst“ übernahm eine ähnliche Funktion für die BRD-Wirtschaftsunternehmen. Veränderungen in der Vorgehensweise des DFS 904 wurde an die Mitglieder weitergeben. Der Sender habe unter Benutzung fingierter Adressen bei westdeutschen Firmen angerufen und ihnen Werbezeit angeboten. Dies habe jedoch nur den Zweck, die Hörerzahl des Senders zu steigern. Tatsächlich gebe es höchstens Werbebotschaften nach dem Beispiel „Peter Stuyvesand – der Duft der großen, weiten Welt. Welch ein Gegensatz zum kleinliche Mief der Hallstein-Doktrin (904 am 11.7.65)“ zu hören./70/ Ob dies der Realität entsprach, kann allerdings bezweifelt werden. Möglicherweise handelte es sich hierbei auch um eine Art Gegenpropaganda des „Industriewarndienstes“, der den DFS 904 diesbezüglich zur Festigung seines Feindbildes in seine Schreiben einfügte. Tatsächlich lief nie Werbung über den Sender, auch scheint eine „Telefonaktion“ für einen konspirativ arbeitenden Sender eher fraglich, selbst wenn er angeblich fingierte Adressen für diese Aktion benutzte.

Schließlich können noch zwei kleinere Vorgänge im Bundesinnenministerium Auskunft über die Einschätzung der DDR-Agitation in Richtung BRD geben, die den DFS 904 mitberücksichtigten. In einer kleinen Anfrage der Fraktion der FDP vom 7. Juni 1961 wurde der damalige Innenminister Gerhard Schröder aufgefordert, Stellung zum Thema Rundfunk- und Fernsehkapazität der „Sowjetzone“ zu nehmen. Die Fraktion fragte, ob es der Bundesregierung bekannt sei, „dass die Sowjetzone mit 19 Mittelwellensendern, mit dem „Deutschlandsender“, dem so genannten „Freiheitssender“ [...] ungestört [was beim DFS 904 nicht der Fall war, Anm. des Autors] das ganze Bundesgebiet erreicht“ und was dagegen von Seiten der Bundesrepublik, auch rundfunktechnisch, unternommen werde./71/

In seiner Antwort vom 14.Juli 1961 kam Innenminister Schröder zu folgender allgemeiner Einschätzung: „[...] Die gegen die Bundesrepublik gerichteten Propagandasendungen des sowjetzonalen Rundfunks bedeuten eine erhebliche Gefahr für die freiheitlich-demokratische Grundordnung in der Bundesrepublik. Die Bundesregierung hat diese Gefahr frühzeitig erkannt und sich seit langem bemüht, ihr wirksam entgegenzutreten.[...]“/72/

Der DFS 904 wurde im Antwortschreiben allerdings nicht explizit genannt. Dagegenhalten wollte man in Bonn mit dem neu gegründeten „Deutschlandfunk“, auch die „Deutsche Welle“ werde eine Programmaufstockung bekommen, versicherte Schröder./73/ Dieses nach außen und für die Öffentlichkeit bestimmte Schreiben stand jedoch in seiner Aussage bezüglich der vermeintlichen Gefahr im Widerspruch mit einem zu späterem Zeitpunkt 1967 verfassten, ausschließlich für den internen Gebrauch bestimmten Dossier des gleichen Ministeriums, das zu einem anderen Ergebnis kam. Der SED-Westabteilung war es gelungen, an eine Kopie zu kommen, die sich im SAPMO wieder fand. Darin kam man trotz dem ständigen Versuch, u. a. durch den DFS 904, „die Bevölkerung der Bundesrepublik kommunistisch zu beeinflussen und die Bundesrepublik herabzusetzen“ und der ständigen Korrespondenz des DFS 904 mit den ausländischen Hörern im Ergebnis zu einer internen Bewertung, die dem äußern Bild doch etwas widersprach:
„VI. Insgesamt konnten die deutschen und ausländischen Kommunisten auch 1966 die innere Sicherheit der Bundesrepublik nicht ernstlich beeinträchtigen.“/74/

Inhaltliche Analysen des Senders waren nicht aufzufinden, wären aber vermutlich beim Amt für Verfassungsschutz anzusiedeln. Öffentlich geschah dies aber trotzdem, nämlich in der Presse der BRD. Auf östlicher Seite aber rief der Sender bei den staatlichen Stellen ebenso einen teilweise bizarren Eifer hervor, der sich auf Programmkritik konzentrierte.

Reaktion von staatlicher Seite
b) in der DDR

Begeistert wurde die Idee des DFS 904 zur Zersetzung der Bundeswehr aufgenommen bzw. von der SED vorgegeben. Vermutlich wegen der Popularität bei den Bundeswehr-Soldaten, bei denen die Sendung hauptsächlich wegen der Musik gut ankam, entschloss sich die SED-Führung zur Installierung eines eigenen Senders, der ausschließlich auf diese Zielgruppe ausgerichtet war und fast identisch wie der DFS 904 methodisch vorging: Den Deutschen Soldatensender 935 (DSS 935). Im Gegensatz zum DFS behauptete der DSS 935 in seinen Sendungen nie aus der BRD zu senden. Zwar gab es eine Postadresse „Werner Schütz, Postfach 116, Berlin W8“, diese lag aber nicht im Westsektor der Stadt, sondern nahe des ehemaligen Reichspostamtes im Ostteil der Stadt, wie sich unter den Rundfunkhörern schnell herumsprach./75/ Der DFS 904 war wenig begeistert von der Konkurrenz, die sich von Oktober 1960 an seine Seite gesellte, musste man sich doch die Sendeanlage mit der Station in Burg teilen, so dass keine Sendezeit mehr überzogen werden konnte. Vor Programmstart des zeitlich leicht versetzt sendenden DSS 935 musste der Sender auf die neue Frequenz umgestimmt werden./76/

Ende 1961 und Anfang 1962 kam der DFS 904 wegen seiner Sendungen ins Visier des Arbeitsbüros des ZK der SED und des PB-Mitglieds und Initiators des Senders, Hermann Matern. Das 19 Seiten starke Dossier über den Sendezeitraum vom 27.11. bis 17.12.1961 wurde u. a. an Ulbricht, Norden und Reimann verteilt./77/ Es wurde darin massiv die Argumentationsweise des Senders kritisiert, diese sei vom Klassenstandpunkt her gesehen zu schwach.

Der Sender mache sich viele richtige Argumentationslinien durch weitere Meldungen im Laufe des Programms kaputt, da Meldungen und Kommentare nicht in einer einheitlichen Linie gebracht werden. Als Beispiel führte Matern die Nachricht vom 6.12.1961 an, dass die Bonner Regierung sich weigere, „den Rentnern ein Weihnachtsgeschenk auszuzahlen“. Dieses würde „richtig im Zusammenhang mit den wachsenden Aufrüstungskosten gebracht. Aber zugleich wurde berichtet, dass auf der Tagung des Obersten Sowjets der UdSSR der Verteidigungshaushalt um 3,14 Milliarden Rubel erhöht wurde. Dem Hörer drängte sich unweigerlich der Gedanke auf, dass sowohl in Westdeutschland wie in der Sowjetunion im Grunde genommen das gleiche vor sich geht.“/78/

Besonders großen Umfang nahm die Kritik an der mangelnden Motivation ein, die der Sender bezüglich der Mobilisierung der westdeutschen Arbeiterklasse einnähme. Der Sender riefe lieber westdeutsche Politiker auf, etwas zugunsten der Arbeiterklasse zu unternehmen, als selbst zum aktiven Handeln der Arbeiter hinzuleiten. „Mit diesem Appell an die bürgerlichen Politiker werden der Arbeiterklasse und sogar den Kommunisten die Rolle und die Aufgaben zugewiesen, im Nachtrab bürgerlicher Kräfte zu marschieren, der Arbeiterklasse wird nicht bewusst gemacht, dass sie die führende Kraft des nationalen Kampfes sein und vor allen selbst aktiv handeln muss, um eine Politik der friedlichen Koexistenz durchzusetzen.“/79/ Matern kritisiert diese geförderte Passivität auch an mehreren anderen Punkten, so die rhetorische Frage des Senders an seine Zuhörer im Zusammenhang mit einer weiteren Aufrüstung der Bundeswehr: „Glaubt etwa irgend jemand, die Russen werden tatenlos zusehen?“ seines Erachtens falsch, da es nicht vor allem „Sache der Russen sei, zu verhindern, dass die Bonner Ultras Raketenwaffen in die Hand bekommen.“/80/

Zu den Sendungen für die Bundeswehr wurde die grundsätzliche Austauschbarkeit der Armeen der beiden deutschen Staaten in den Programmen des DFS 904 kritisiert, da hier besonders der klassenmäßige Standpunkt fehle. „z.B. wird im Beitrag vom 11.12.1961 u. a. zu den Befehlen und ihrer Ausführung im Zusammenhang mit dem Eichmann-Prozess Stellung genommen. Der Judenmörder Eichmann hat sich damit verteidigt, er habe Befehle ausführen müssen. In der Sendung heißt es dazu: "Eichmanns Argumente - das sind auch die Argumente der Generäle und Offiziere in den Stäben der Bundeswehr"; auch diese antworten auf die Frage, ob sie "einen gesetzwidrigen Befehl auch heute ausführen würden"...dann: "Befehl ist Befehl, und der muss ausgeführt werden".

Hier wird völlig außer acht gelassen, den Soldaten zu erklären, dass die Kommunisten nicht grundsätzlich gegen Befehle und ihre diskussionslose Durchführung sind. Der Sender muss doch den Soldaten verständlich machen, welchen Interessen die Befehle der westdeutschen NATO-Generale und welchen Interessen dagegen die Befehle der Nationalen Volksarmee dienen. Der Sender argumentiert jedoch nicht klassenmäßig. In keinem Beitrag wird von dem grundsätzlichen Unterschied zwischen der Bonner NATO-Armee und der Nationalen Volksarmee in der DDR gesprochen. Daher kann die Argumentation des Senders bei den Bundeswehr-Soldaten nicht wirken, bzw. kann vom Gegner sogar ausgenutzt werden, um uns bei den Soldaten unglaubwürdig zu machen. Das trifft z.B. auf die Argumente des Senders gegen das Offizierskorps der Bundeswehr zu, wie "Eure Offiziere haben bessere Verpflegung, sie verdienen mehr Geld, haben bessere Unterkünfte" usw. Manöverunfälle oder Schlägereien werden sensationell aufgebauscht; es wird gegen den militärischen Drill gewettert, die Soldaten werden zum "Kurztreten" bzw. zur Befehlsverweigerung aufgefordert, ohne bei all dem auf den Klassencharakter von Armeen oder ähnliche prinzipielle Fragen einzugehen.“/81/

Beschwert hatte sich auch die Führung der Nationalen Volksarmee (NVA) über die Sendungen des DFS 904. Heinz Priess erinnerte sich ebenfalls an ein Treffen in Frankfurt/Oder, wo er vom damaligen Verteidigungsminister Heinz Hoffmann zur Seite genommen und eindringlich ermahnt wurde, die Soldaten der NVA nicht weiter „verrückt“ zu machen./82/ Konnte die NVA schon trotz Verbots das Hören des DFS 904 nicht verhindern, so sollte wenigstens der klassenmäßige Standpunkt eindeutig sein.

Wie Matern den Sender jedoch sah, zeigt sich in einer Art Fazit des Berichts, der die Analyse zum Wortprogramm des Senders abschließt: „Wenn man von den Anforderungen angeht, die Lenin an die marxistische Presse stellt, so kann man sagen, dass der Sender auf dem Gebiet der Agitation noch relativ am besten arbeitet, während er seine Rolle als kollektiver Propagandist und als kollektiver Organisator ganz unzureichend erfüllt. Gerade die Sendungen für die KPD sind viel zu wenig darauf gerichtet, wirklich die Parteiarbeit zu verbessern. Der Sender wird seiner wichtigsten Aufgabe, wirkungsvolles Instrument der Parteiführung zu sein […] nicht gerecht.“/83/

Matern ließ es sich jedoch nicht nehmen, auch das Musikprogramm des Senders grundsätzlich zu kritisieren. Abgesehen hatte es der schon etwas ältere Matern dabei besonders auf Schlagersänger, wie z.B. Bill Ramsey, dessen „Ami-Masche“ er als „Verschandelung der Sprache in Richtung Amerikanismus“ empfand. Auch der Einzug des Rock’n’rolls in das Programm war für das PB-Mitglied Matern eine „Verfallserscheinung“. Wenn auch einige der Titel, in denen nur die „Liebe“ besungen wurde, für ihn noch akzeptabel waren, kritisierte er die Verwendung dieser westdeutschen Schallplattenproduktionen als nicht annehmbar, da „deren bestimmender Teil ein Bestandteil der politisch-ideologischen Maschinerie des westdeutschen Imperialismus ist.“/84/

Der 68jährige Matern wußte aber auch die Alternative zu dieser Musik aufzuzeigen: „Das Musikprogramm sollte in der Richtung geändert werden, dass der ganze Reichtum der wirkungsvollsten Musik aller sozialistischen Länder ausgenutzt wird. Zum Beispiel war das Moissejew-Ensemble aus der Sowjetunion in Westdeutschland sehr beliebt. Darum kann man durchaus die besten sowjetischen Lieder, Märsche , Walzer usw. spielen, ebenso andere wirkungsvolle und populäre Musikstücke aus den anderen sozialistischen Ländern, die besten Schlager aus der DDR, die schönsten Lieder aus Kuba, die gleichzeitig Schlager sind.[...]“/85/

So tauchte als eine der Schlussfolgerungen der Punkt auf, in dem der DFS 904 aufgefordert wurde, das Musikprogramm in diese Richtung zu ändern./86/ Er forderte zudem die Sendeleitung auf, die Kaderpolitik des Senders so zu ändern, dass der Sender qualitativere politische und ideologische Sendungen bringen könne. Schließlich habe die Redaktion des Senders die Verantwortung, von Kommissionen eingebrachtes Material in eine einheitliche politische Linie zu bringen. Um diese Fähigkeiten zu fördern, bedarf es als weitere Konsequenz einer besseren Schulung der Mitarbeiter. Außerdem forderte Matern eine besondere Redaktionsabteilung für Propaganda der SED, die ausführlich Berichte über den sozialistischen Aufbau der DDR bringen sollte. Dies könne auch mit Kräften geschehen, die von der SED zur Verfügung gestellt werden müßten./87/

Tatsächlich änderte sich nicht nur beim Sender die Kaderstruktur in den darauf folgenden Monaten, sondern bei der KPD insgesamt. Viele der Redakteure des Senders bekamen, laut einer Vorlage des ZK der KPD an Max Reimann vom 11.4.1962, in ihrer Parteiarbeit Regionen oder Sachthemen in Westdeutschland zugeordnet, über deren Vorgänge sie sich besonders kümmern sollten./88/ Beim Sender änderte sich das Kollegium im Herbst des Jahres, wie schon zuvor beschrieben./89/ In den folgenden Jahren wurden weitere „Anregungen“ Materns verfolgt. 1965 befasste sich eine spezielle Gruppe aus Leuten des PBs der KPD „im Interesse der schnellen, konkreten Anleitung der Partei für die Zeit des Wahlkampfes“ mit der täglichen Argumentation des Senders./90/ Schulungen der Redakteure lassen sich nur an einem Beispiel nachweisen: Ende 1968 sandte das Politbüro zwei der Redakteure zu einem halbjährigen Lehrgang nach Moskau./91/

Musikalisch schien sich jedoch beim Sender nichts zu ändern, was auch ein vollständiger Mitschnitt vom 1. Mai 1966 beweist. Hier zeigte sich nur zu offensichtlich das Dilemma, in der die SED-Führung sich befand. War es bei der NVA einfacher, ein Hörverbot auszusprechen, so sah es mit der Jugend um so schwerer aus, zumal bei Mittelwellenempfang nicht einfach wie bei UKW–Empfang Antennen vom Dach verbannt werden konnten.

Hörerreaktion

Das Interesse an „Hörerfeedback“ läßt sich erst eindeutig ab Mitte der 60er Jahre feststellen, als man eine Deckpostfachadresse in Wien als Anschrift für den Sender benutzte. Zuvor gab es Rückmeldungen nur über die eigenen Kanäle der KPD, die von Empfangsbedingungen und Reaktion auf den Inhalt der Programme berichteten. Die Reaktionen auf Seite der SED wurden schon an anderer Stelle beschrieben, deshalb geht es in diesem Kapitel um die des Zielpublikums.

In der Anfangsphase des Senders gingen regelmäßig Berichte der verschiedenen illegalen westdeutschen KPD-Gruppen ein. Besonders der Verband in Schleswig-Holstein kritisierte die „schräge Musik“ des Senders. Man sollte statt dessen doch einmal „einen Querschnitt durch Operette und Volksmusik senden“./92/ Die Genossen aus Nordrhein-Westfalen sprachen sogar von einer einheitlichen „Kritik gegen das Gedudel“. Der Sender solle sich doch selbst einmal abends von 10-11 Uhr „sich dieses Gekreische servieren lassen“. Grundsätzlich wünschte man sich „qualifiziertere Argumentation“. Dies gelte insbesondere für die Ungarn-Frage, man orientierte sich in dieser Sache deshalb eher nach dem offiziellen DDR- Deutschlandsender. Dem Sender stehe doch zum gegebenen Zeitpunkt schon mehr Material zur Verfügung, als wirklich benutzt werde./93/ Der Grundtenor, der Sender mache es sich bezüglich seiner Sendungen zu einfach, lässt sich auch in den anderen Berichten der Ortsgruppen feststellen. Allgemeine Parolen wie „Die Lumpen von der SPD können wir nicht wählen“, wurden als „billig und oberflächlich“ abgetan./94/ Die uneinheitliche Argumentationsweise, in einem konkreten Fall mal für eine Streikleitung, dann mal wieder dagegen, wurde ebenso als ein Manko der Sendungen empfunden./95/

Der Sender schien daher nach den ersten Wochen noch nicht seine Rolle gefunden zu haben und die nun verbotenen Tageszeitungen ersetzen zu können. Prallte die Kritik über die Musikauswahl auch an der Sendeleitung ab, wurden andere Vorschläge, wie einen täglichen Kommentar zu aktuellen Themen in das Programm aufzunehmen, positiv beschieden. Dass man sich Kritik stellte, wenn auch im sozialistischen Sinne, zeigten auch die Jahresversammlungen des Redaktionskollektivs, in denen, wie schon in einem der vorherigen Kapitel beschrieben, regelmäßig Programmkritik geübt wurde. Natürlich konnten die Berichte aus den Landesgruppen keinerlei Repräsentanz bezüglich der Hörerwirkung darstellen, da diese erst zusammengetragen und dann in zeitlichem Abstand an den Sender weitergeleitet wurden. Findige Hörer sendeten in den darauf folgenden Jahren z. T. Hörerbriefe an DDR-Behörden, insgesamt gingen von 1956 bis 1967 auf dieser Weise aus der Bundesrepublik 115 Briefe, aus der DDR 150 und dem Ausland 110 Briefe ein./96/ Eine direkte Hörerresonanz war offiziell erst mit der Einrichtung des Postfachs in Wien möglich. Am 5. Oktober gab der DFS 904 zum ersten Mal eine Adresse während der Sendung bekannt:
Deutscher Freiheitssender 904, Postfach 248, A-1021 Wien, Österreich./97/

Die Auswertung der Hörerpost ergab in der Quantität vom Zeitraum Oktober 1967 bis Oktober 1969, dass 695 Briefe aus der Bundesrepublik und eine etwas geringere Zahl von 516 Briefen aus der DDR kamen./98/ Aus dem Ausland erreichten den Sender nochmals 158 Briefe. Aufgeschlüsselt zeigten sich weniger deutlich die guten Empfangsgegenden des Senders, als dass eine funktionierende kommunistische Struktur am Zielort vorhanden war, die zum Hören und Schreiben animierte. Hauptsächlich aus Niedersachsen, Nordhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Bayern meldeten sich Hörer zu Wort. Sieht man allerdings die genaue Zahl von Hörern, die 1968 aus der Bundesrepublik an den DFS 904 schrieben, mutet die Hörerzahl von 295 doch sehr gering an. Für die Hörerzahlen aus der DDR lässt sich von 1968 auf 1969 die Tendenz feststellen, dass diese stark abnahmen. Die interne Auswertung des Senders stellte fest, dass sich 25% der eingetroffenen Briefe mit politischen Themen befassten. Der zusammengefasst als „Jüngere Arbeiter, Studenten und Oberschüler, Rentner und ältere Angestellte“ bezeichnete überwiegende Anteil der Schreibenden verlangte Werbematerialen der KPD, beschäftigte sich mit aktuellen politischen Themen oder meldete sich mit persönlichen Anliegen an den DFS 904. Aus der DDR kamen größtenteils Zuschriften von Jugendlichen, die einen Musikwunsch äußerten. Man stellte „in vielen dieser Briefe [...] eine gute Haltung zu ihrem Staat“ fest./99/ Neben Bekunden, man möchte der KPD beitreten, kamen aber auch einige Briefe, in denen der Sender beschimpft wurde. Da wurden die Redaktionsmitglieder schon einmal als „niederträchtige Schweine“ tituliert und nachgefragt „wann wird den Geknechteten in der Ostzone eine Gelegenheit gegeben, durch freie Wahlen zu bekunden, wie er leben möchte“/100/ oder süffisant bemerkt, man solle doch statt immer gegen den Imperialismus der Bundeswehr mal in die Tschechoslowakei schauen, wo doch die eigenen Truppen stünden./101/

Die Hörerpost wurde vom Sender von Anfang an als ein weiteres Feld der Agitation begriffen. Der „Beschluss über Bearbeitung von Hörerbriefen“ vom 29.11.1967 beschrieb die Arbeit mit den Hörerbriefen als „ein Teil unseres politischen Kampfes, unseres Parteiauftrages“. Vom Status des „illegalen Kampfsenders“ sei daher auch nur die Post zu beantworten, die politischen Inhaltes sei. Zur Beantwortung wurde eine einstündige Sendung Mittwochs von 21.30 bis 22.30 Uhr veranschlagt, in der ohne Nennung der Familiennamen und Adressen der Schreiber auf Wünsche in einer „gestalteten Musiksendung“ eingegangen wurde. Lediglich Briefe negativen Inhaltes sollten unter vollem Namen und Absender des Adressaten verlesen werden. /102/ Die Vorlage des Beschlusses enthielt auch genaue Angaben, was mit negativen Briefen aus der DDR zu geschehen habe. Diese sollten von „Rüdiger“ ans Sekretariat gesendet werden, von wo aus sie an das ZK der SED übergeben wurden. Im konkreten Fall wurde in der Vorlage ein Brief einer Studentin aus Karl-Marx-Stadt beschrieben, „der üble Verleumdungen und Beschimpfungen enthält“. Im Beschluss wurde dann zusätzlich noch festgehalten, die Post aus der DDR „in keiner Weise“ zu beantworten. Die bisherige Praxis, nur den Namen bei Wünschen ohne das Land DDR zu nennen, hätte aufzuhören, da dieses die Gefahr in sich barg „in einen bestimmten Widerspruch zu geraten mit dem, was hier der Jugend gelehrt wird“ und zudem der Hörerkreis in der DDR noch größer wird. Das Einschalten Jugendlicher aus der DDR ließe sich schließlich nicht verhindern./103/ Dass Briefe, die ans ZK der SED weitergeleitet wurden, möglicherweise auch der Staatsicherheit übergeben wurden, wollte Heinz Priess in der Erinnerung nicht ausschließen, aber auch nicht bestätigen./104/

Interessanterweise forderte man von der Sendeleitung noch zusätzliche Deckadressen, über die Hörer den Sender erreichen könnten. Von Wien aus wurden die Briefe in immer längeren Abständen über die ZK-Abteilung „Verkehr“ an den Sender geleitet. Die eigene Sicht der Dinge über die Wirkung der Sendungen ließ die Forderung nach mehr Adressen in Helsinki, Stockholm oder Rom aufkommen:
„Da der Gegner alles versuchen wird, diese Postadresse zu liquidieren und auch die Gefahr besteht, ist es notwendig, sofort Ersatzadressen zu beschaffen.“/105/

Zur Umsetzung dieser Forderung vom 29.11.1967 kam es allerdings in den letzten Jahren der Sendergeschichte nicht mehr. Vielmehr zeigte sich im folgenden Jahr durch die Anbahnung der Gespräche zur Gründung einer neuen kommunistischen Partei in der BRD, welches das bisherige Informationsmonopol des Senders als Stimme aller Kommunisten, insbesondere der KPD, aufzuweichen drohte. Ein legaler Status von Kommunisten in der BRD stellte zwangsläufig auch einen illegalen „Kampfsender“ in Frage. Schwerwiegend war dann für den Sender auch der Weggang vieler der westdeutschen Redakteure. Sie sollten sich zum Teil aktiv an Sondierungsgespräche zur Gründung der DKP beteiligen.

Das Ende des DFS 904

Viele der älteren KPD-Anhänger blieben jedoch erst einmal in Wartestellung/106/, was vermutlich einer der Gründe war, warum der DFS 904 nach der Gründung der DKP am 26. September 1968 erst einmal weiterlief. Die DKP setzte sich eher aus den Leuten der dritten Reihe der KPD zusammen, um ein Verbot als Nachfolgeorganisation zu verhindern. Der Mann im Hintergrund, Max Reimann, war wenig begeistert von der neugegründeten DKP und sah darin eher ein Verrat an der Partei Thälmanns. Erst als der engere KPD-Kreis um Reimann ihn massiv unter Druck setzte, stimmte Reimann zähneknirschend zu. Allerdings rächte sich Reimann an der DKP nochmals mit einem Interview im „Spiegel“, in dem er die DKP „faktisch in die Pfanne haute“./107/ Der Sender fuhr in der Zwischenzeit weiter sein Programm auf Linie der KPD. Reimann wurde in der Zwischenzeit vom Parteivorstand der DKP weiter bearbeitet, bis er schließlich einwilligte, Ehrenvorsitzender der neuen Partei zu werden. Dies wäre schon seit 1968 möglich gewesen, nachdem am 18. Oktober 1968 der Haftbefehl gegen ihn in der BRD aufgehoben wurde. Am 27. September 1971 war es dann schließlich soweit: Reimann trat der DKP bei und wurde einstimmig aufgenommen./108/ Drei Tage später verschwand der DFS 904 sang und klanglos ohne Abschiedssendung aus dem Äther. Der Beitritt Reimanns war aber nur einer der Gründe, die das SED-PB veranlassten, den Sender am 30. September 1971 abzuschalten. Gleichzeitig betonte die DDR ab 1. Oktober ihre staatliche Abgrenzung gegenüber der BRD durch Umbenennung des Deutschlandssenders in Stimme der DDR. /109/ Die Parteigruppe am Sender löste sich am 26.10.1971 auf.

Die politischen Lager hatten sich insoweit vorsichtig angenähert, dass ein Sender wie der DFS 904 als Zeichen des guten Willens abgeschaltet wurde. Die bundesdeutsche Presselandschaft ging sogar noch einen Schritt weiter und deutete die Abschaltung des Senders als eine Geste, mit „der die DDR das Ende der verfassungswidrigen KPD signalisieren“ wollte, auch wenn eine Abschaltung des Senders nie in den Annäherungsgesprächen der Staatssekretäre Bahr und Kohl ein Hauptpunkt gewesen war./110/

Auch die veränderte Medienlandschaft in Deutschland ist als einer der Gründe zu sehen, die zur Auflösung des DFS 904 führten. Der DFS 904 startete 1956 auf Mittelwelle in einer Zeit, in der aktuelle Schlagermusik in westdeutschen Rundfunkstationen Mangelware war. Die Medienlandschaft änderte sich aber in den folgenden Jahren grundlegend. Der starke Ausbau des UKW-Sendenetzes in BRD und DDR ermöglichte den Empfang von Rundfunksendungen in besserer Qualität, als er auf der Mittelwelle jemals möglich war, schränkte allerdings die Reichweite erheblich ein. Die westdeutschen Sender lernten dazu, indem sie sich stärker an den Publikumsgeschmack anlehnten. Der Erfolg des Fernsehens war gleichzeitig unaufhaltsam und löste den Rundfunk als Primärmedium ab./111/ Die geringe Anzahl der Hörerpost für den DFS 904 Ende der 60er Jahre sprachen eine deutliche Sprache. Die Mittelwelle und der Rundfunk hatten stark von ihrer ehemaligen Bedeutung eingebüßt, die Masse der Zuhörer schaltete nicht mehr ein. Dem DFS 904 stand jedoch keine andere Möglichkeit zur Verfügung, als weiterhin über Mittelwelle zu versuchen, sein Publikum zu erreichen.

Schließlich kann eine weitere Ursache im Wechsel an der Staats- und Parteispitze der DDR gefunden werden. Walter Ulbricht wurde am 3. Mai 1971 gestürzt. Es folgte Erich Honecker als 1. Parteisekretär. Max Reimann verlor dadurch einen seiner großen Fürsprecher. Er wurde als Ehrenvorsitzender der DKP quasi entmachtet und durfte seinen Lebensabend mit dem Erzählen „revolutionärer Geschichten“ verbringen./112/ Der Deutsche Freiheitssender 904 hatte ausgedient. Von der KPD blieb nach 1971 außer dem Ritual, eine Aufhebung des Verbots am Jahrestag der Verkündigung des Urteils durch das Bundesverfassungsgericht zu verlangen, nicht mehr viel übrig.

Ergebniszusammenfassung und Bewertung

Der Sender ist wegen seiner festen Stationierung in der DDR, ohne deren offizielle Bestätigung, als Grausender zu bezeichnen. In seiner 15jährigen Sendezeit folgte der Sender seinem von SED und KPD gegebenen Auftrag als Organ der illegalen KPD. Die Finanzierung des Senders erfolgte durch die SED, konkrete Beträge ließen sich aber nicht mehr feststellen.

Die maßgebliche Rolle im Programminhalt des Senders spielte sein Feindbild, wie sich an der Sprache feststellen lässt. Bundesregierung, Wirtschaft und Militär der BRD waren die Hauptziele der Angriffe des DFS 904. Regierung und Militär wurden immer wieder in Beziehung zum „Dritten Reich“ gestellt. Dies erfolgte in den Programmen entweder durch direkte Nennung von früheren Nationalsozialisten in ihrer damaligen und aktuellen Position, durch Verwendung von pejorativen Wörtern des nationalsozialistischen Wortschatzes im Zusammenhang mit diesen Personen oder Vorgängen, die von ihnen ausgelöst wurden, oder indirekt durch Unterstreichung der vermeintlich anderen, fortschrittlichen geschichtlichen Tradition, in der sich Kommunisten gesehen haben. Diese drückten sich in den Schlagworten „Frieden, Entspannung“ und „Abrüstung“ aus.

Diese programmatische Vorgehensweise blieb während der gesamten Sendezeit des DFS 904 gleich. Informationen aus der Bundesrepublik, zumeist aus Tageszeitungen oder der dpa entnommen, wurden im kommunistischen Sinne verändert bzw. durch Material der Presseabteilungen der SED und KPD ergänzt und in den Programmen verarbeitet. Dies erfolgte zumeist auf spekulativem Wege, d.h. Andeutungen in Presseartikeln wurden als weitere Tatsachen dargestellt. Verstärkt wurden „Enthüllungen“ durch mehrfache Wiederholung im Programm und deren Verallgemeinerung. Schließlich ging es dann nicht mehr um einen einzelnen „Skandal“, sondern um die grundsätzlich zu verändernde Situation in der BRD, die sich nur in dem vermeintlichen „Skandal“ einmal mehr ausgedrückt hätte. Sprachlich suggerierte der Sender in seinen verbreiteten Informationen zusätzlich eine Art Allgemeingültigkeit durch wiederholende Aussagen zur angeblich negativen Stimmungslage in der Bevölkerung der BRD. Dies geschah durch Verwendung von vereinnahmenden Phrasen, wie „Wir hier in der BRD“ oder „bei uns“. Beim Zuhörer sollte immer wieder der Eindruck entstehen, die BRD befinde sich in einer ständigen wirtschaftlichen Krise und werde durch ehemalige Nationalsozialisten kontrolliert, welche die Verfassung außer Kraft setzen wollen.

Konkrete Politik versuchte man über spezielle Programme für einzelne Gruppierungen innerhalb der BRD zu betreiben. Vor allem die Sendung „Hier spricht die KPD“ war als Anleitung für die illegalen Gruppen gedacht, auch wenn sich Aktionen der Anfangsphase, wie das Durchgeben vollständiger Texte zur Erstellung von Flugblättern, im beobachteten Zeitraum nicht mehr feststellen ließen. Es ging darum, eine starke aktive Politik der KPD in der BRD zu vermitteln, die es allerdings so schon vor dem Verbot nicht mehr gegeben hatte. Dies kam deutlich in den Gewerkschaftssendungen zum Ausdruck, in denen gewerkschaftliche Programmentwürfe analysiert und Verbesserungsvorschläge geliefert wurden, ohne aber Programme westdeutscher Gewerkschaften grundsätzlich ändern zu können. Man beschränkte sich daher eher auf allgemeine Appelle, z.B. dem rechten Flügel der SPD nicht zu viel Macht einzuräumen. Es liegt die Vermutung nahe, der Sender schien sich hier nicht ganz sicher, ob durch bloße doktrinäre Darlegung der eigenen Standpunkte nicht gänzlich auf eine kommunistische Stimme in der BRD durch die Adressaten der Sendungen verzichtet würde und den Kommunisten dadurch die letzte Tür zu gesellschaftlichen Gruppen verschlossen würde. So glaubte man noch halbwegs an die Möglichkeit, mit den „fortschrittlichen Kreisen“ in Aktionsgemeinschaft treten zu können und betrachtete sich, in Verkennung der eigenen Lage, als einzige Organisation, die dies bewerkstelligen könne. Deutlich einfacher war daher die Sendung für die Bundeswehr zu gestalten, konnte hier doch das traditionelle Feindbild von Militarismus und Imperialismus gepflegt werden. Die Sendung war in ihrer Wirkung auch die erfolgreichste. In vielen Stuben der Bundeswehrkasernen lief abends ab 21:00 Uhr der DFS 904, wenn auch eher wegen der aktuellen Schlagermusik. Trotzdem schien die Sendung einige unzufriedene Soldaten zu überzeugen, wie Presseberichte bestätigten. Der Erfolg der Sendung lässt sich auch daran ablesen, dass die DDR der Sendung einen eigenen Soldatensender beigesellte.

Die ostdeutsche Presselandschaft nahm den Sender als eine Quelle für enthüllende Nachrichten auf, wie die diversen ADN-Meldungen bezeugen. Dadurch sollte der Sender als eine investigative journalistische Quelle gewürdigt werden und davon ablenken, dass man sich eigentlich zumeist westlicher Presseerzeugnisse als Quelle bemächtigte. Die Westpresse hatte für den Sender eher die Bedeutung einer günstigen Informationsquelle und Ideengeber für Beiträge. Die Berichte der westdeutschen Zeitungen stellten für den DFS 904 unabhängig ihres Inhaltes eine Bestätigung ihrer Arbeit dar, wie sich an der ausführlichen Artikelsammlung im Redaktionsarchiv ablesen lässt. Beeinflusst haben sie die Sendungen nur wenig, da es sich um Erzeugnisse des Gegners gehandelt hat. Diese wurden nur in sehr extremen Fällen, in denen der Sender besonders schlecht wegkam, mit Dementis beantwortet.

Das Selbstbild des Senders in der Tradition der Antifaschisten und Antimilitaristen beruhte zum größten Teil auf den leitenden Mitarbeiter des Senders. Diese kannten sich zum Großteil aus gemeinsamer Zeit im spanischen Bürgerkrieg, wo man u. a. für den ersten Freiheitssender gearbeitet hatte. Hinzu kamen noch Erfahrungen aus Verfolgung unter Hitler und die Vorgänge um das Verbotsverfahren der KPD, die ihr Bild vom DFS 904 als eine Art aktiven Widerstand gegen die sich „refaschisierende“ BRD stark beeinflussten. Diese antifaschistische Tradition wurde daher nicht im Sinne der später mythologisierenden Form der DDR zelebriert, sondern aus den persönlichen Erfahrungen der Redakteure und Verantwortlichen des DFS 904 heraus aktiv gelebt. Das Metabild war dadurch natürlich sehr getrübt. Man sah sich oder wollte sich als ständiges Ziel der BRD-Geheimdienste sehen, auch wenn eine Gefahr unmittelbar nicht bestand, sendete und produzierte man doch vom Gebiet der DDR aus. Die Logik des Kalten Krieges aber ließ dem vermuteten Bild des Gegners über den Sender nur wenig Spielraum. Eine Verfolgung fand, wie das eifrige Transkribieren der Sendungen und die weiteren polizeilichen Maßnahmen gegen Kommunisten in der BRD zeigten, auch statt, aber es lag eine starke Beeinflussung durch das Selbstbild vor. Dieses Selbstbild beeinflusste das Bild des Gegners über den DFS 904 dahingehend, dass von einer besonderen Machtstellung des Senders in Form eines Informationsmonopols für kommunistische Ideen in der BRD ausgegangen wurde, welches die staatlichen Organe der BRD zum Zittern bringen könne. Man wollte zudem ein Teil des illegalen Kampfes sein, der gegen das Verbot der KPD anzukämpfen hatte. Diese Teilnahme am Untergrundkampf war im sicheren Hafen der DDR nur durch das Konspirationsgebot beim Sender zu erreichen bzw. zu simulieren, das als Kitt des Senders funktionierte und die Redakteure motivieren sollte. Diese fanden aber das konspirative Verhalten um den Sender eher belastend, weshalb in Parteiversammlungen am Sender den Mitarbeitern die Regeln immer wieder unter Hinweis auf Aufgabe und Struktur des Senders eingeschärft werden mussten. Die von der Sendeleitung immer wieder gewünschte Einhaltung der Trennung von Agitationsdiskussion innerhalb der Redaktionssitzungen und Propagandafragen im Bereich der Parteigruppensitzungen ließ sich wegen der Personalunion beim Sender nie richtig verwirklichen. Zudem hatte die Redaktion für sonstige DDR-Rundfunkverhältnisse eine starke Autarkie. Eine Endabnahme vor Ausstrahlung der Sendungen gab es nicht. Diese war aber auch nicht nötig, da alle Redakteure 100 % von ihrer geforderten Aufgabe überzeugt waren und viele bewährte und erfahrene kommunistische Journalisten zum Sender berufen wurden. Die Aufspaltung in verschiedene Gruppen im Sender und der dadurch erhoffte Wettbewerb untereinander wurde durch die Macht des gewohnten Tagesablaufs in der Redaktion untergraben.

Ein Wettbewerb innerhalb des Senders hätte auch keinerlei Auswirkungen auf das Produkt gehabt, nämlich die Sendungen und ihre Wirkung beim Zielpublikum. Diese war sowieso schon durch eine schlechte Frequenz stark eingeschränkt. Das Feedback in der Anfangsphase war dementsprechend. Bei der Frequenz konnte nur minimal durch geringfügige Abwanderung 4 kHz höher reagiert werden, anders bei Informationen zum Programm. Hier wurde die Rücksprache mit den KPD-Landesverbänden in der BRD als Gradmesser verwendet, wenn auch nicht auf alle Kritikpunkte eingegangen wurde. Immerhin kam man der Aufforderung nach, einen täglichen Kommentar einzuführen. Bei der Musik zeigte man sich kompromissloser, die aktuelle Schlagermusik war ein zu gutes Lockmittel, unpolitische Hörer der BRD an den Sender zu binden. Man versäumte es jedoch, ein regelmäßiges „Feedback“ einzufordern und wollte sich diesem auch nicht stellen. Daher arbeitete der DFS 904 eindeutig nach einem linearen Kommunikationsprozeß. Reaktionen von Seiten der KPD und SED können nur eingeschränkt, z.B. im Falle der Rückmeldungen der einzelnen Landesverbänden der illegalen westdeutschen KPD, oder überhaupt nicht, wie im Falle der Auswertungen der SED, als „Feedback“ gewertet werden, da es sich hier um einen Teil der Kommunikatoren handelte. Reaktionäre Rückmeldungen und Aufforderungen von Seiten der SED torpedierten die Bemühungen, ein Sender für Westdeutschland zu sein. Bestätigt wird dieser Mangel an Bewusstsein, ein „Feedback“ zur besseren Wirkung des Senders auszuwerten, an der späten Einführung einer Postadresse. Diese ergab für die Verantwortlichen nicht die Möglichkeit einer Rücksprache, sondern nur eine weitere Möglichkeit der Agitation. Die relativ geringe Zahl der Briefe für einen Sender dieser Sendeleistung zeigte eher ein Desinteresse an politischer Diskussion beim Hörer, viele der Briefe enthielten zudem lediglich Musikwünsche. Auch hier zeigten sich wiederum die Versäumnisse, die man in der Konzeption des Senders nicht beachtete: Der Geheimsender musste sich den neuen Entwicklungen in einer veränderten Medienlandschaft geschlagen geben. Zwar versuchte man die Empfangsbedingungen seitens der KPD durch eigene Vorschläge zu verbessern, begrub diese Vorschläge jedoch wieder schnell nach Ablehnung durch die SED und begnügte sich mit der schlechten Ausgangsbasis auf der zugeteilten Mittelwellenfrequenz. Eine Wirkung in Form eines vom Sender gewünschten Ideologietransfers im Sinne des kommunistischen Kommunikationsmodells kann daher ebenso angezweifelt werden. Dies war wohl auch der SED klar, wie sich an der Kritik Materns am Sender zeigte, konnte aber nicht maßgeblich verändert werden. Vielleicht reichte der SED schon der Wirbel, den der Sender in Bonn verursachte.

In der Agitation war der Sender durchaus erfolgreich, denn er konnte getreu der Vorgabe Lenins durch ständige Beispiele die vermeintlichen Schwächen des Kapitalismus aufzeigen. Der kollektive Organisator war der Sender aber möglicherweise nur in der Anfangsphase, später konzentrierte er sich fast ausschließlich auf massive agitative Zersetzung. Als Propagandist mag der Sender nur für die versprengten KPD-Gruppen hilfreich gewesen sein, ein Ersatz für die durch das Verbot eingestellten offiziellen Tageszeitungen konnte er niemals sein. Dem dialektisch-kritischen Massenkommunikationsansatz kann der Sender daher auch nicht gerecht werden, da die fehlende Möglichkeit der „Masse“ am Kommunikationsgeschehen teilzunehmen, durch die eigene Definition als Geheimsender nicht gegeben sein konnte und man diesen auch nicht wollte. Allerdings hatte die Definition und das Verhalten als ein Geheimsender dem DFS 904 in der DDR etwas Spielraum verschafft, den offizielle Sender durch die sonstige diplomatische Funkstille zwischen Bonn und Ost-Berlin nie bekommen hätten. Um bei der bundesdeutschen Bevölkerung Gehör zu finden musste man sich dem westlichen Geschmack anpassen. Die Schlagermusik war das Mittel, die kommunistischen Ideen besser zu verpacken.

Der Spielraum war allerdings nicht groß genug, um auch die inhaltliche Gestaltung der Wortprogramme variabler zu gestalten. Völlig abhängig vom Geld der SED hatte der Sender die Gradwanderung zu bestehen, auch dem Geschmack und den Vorstellungen der SED-Mächtigen im Programm wenigstens ansatzweise Genüge zu tun. Dieser unterschied sich erheblich von dem der Bevölkerung, wie man auch in den offiziellen Programmen des DDR-Rundfunks hören konnte. Daher schaltete die Bevölkerung der DDR, insbesondere die Jugend, immer wieder den DFS 904 ein und brachte die Mächtigen der DDR in Erklärungsnöte. Das falsche Publikum in der DDR und die Finanzierung durch die SED verhinderte eine weniger starke, vom konträren Klassenstandpunkt ausgehende Argumentationsweise in dieser Form, wie sie teilweise in den Gewerkschaftssendungen als konstruktive Kritik vorkam. Die stark einseitige Argumentationsweise verprellte daher auch die meisten westdeutschen Zuhörer, die schließlich auch nur noch wegen der Musik einschalteten. Der Sender konnte nicht glaubhaft transportieren, aus dem Gebiet der BRD zu senden und für die freiheitlichen Rechte der Verfassung der BRD einzutreten.

Inhaltlich warb der Sender bei seinen Hörern immer um Entspannung zwischen DDR und BRD im Sinne seines beherbergenden ostdeutschen Staates. Als sich diese Entspannung, für die der Sender und die KPD jahrelang geworben hatten, Ende der 60er Jahr behutsam abzeichnete, war der Sender eines der ersten Opfer. Der DFS 904 als Werber für angebliche Entspannung schien nun genau dieser im Wege zu stehen. Der lineare Kommunikationsprozess verhinderte eine rechtzeitige Anpassung an die neuen politischen Gegebenheiten. Er hatte seine Existenzberichtigung nur solange aufrecht erhalten können, wie sich die Ausgangslage von 1956 für eine kommunistische Partei nicht veränderte und sich die beiden deutschen Staaten starr in ihren jeweiligen Bündnissen bewegten, die keinerlei Spielraum für innerdeutsche Beziehungen übrig ließen. Wenn sich auch die Entspannung als trügerisch erwies, so änderten sich wenigstens die „Spielregeln“ des Kalten Krieges zwischen den beiden deutschen Staaten ein wenig, so dass sich auch die Waffen im Ätherkrieg änderten. Der DFS 904 war so gesehen seit dem Amtsantritt Honeckers für die SED nicht mehr als eine Waffe in diesem Ätherkrieg gegen Bonn. Eine neue legale kommunistische Partei in der BRD entzog dem DFS 904 sein für die BRD behauptetes kommunistisches Informationsmonopol. Nach seiner Abschaltung geriet er deshalb auch schnell in Vergessenheit.

Quellen:

unveröffentlichte Quellen:

SAPMO-BArch Berlin

FU Berlin, Bibliothek Publizistik: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Abteilung Nachrichten: Deutscher Freiheitssender 904. Transkription der Sendungen 1964 – 1970.


veröffentlichte Quellen:

Verhandlungen des Deutschen Bundestages / Drucksachen. 3. Wahlperiode. Bonn 1961.

Archiv der Gegenwart. Band 2. 1953-1957. St. Augustin 2000.

Priess, Heinz: Spaniens Himmel und keine Sterne. Ein deutsches Geschichtsbuch. Erinnerungen an ein Leben und ein Jahrhundert. Berlin 1996.


Radiosendungen und Tonträger

Perl, Angelika u. Kainz, Peter: Der Laubfrosch hat die Farbe gewechselt. Geheimes Radio im Kalten Krieg. DeutschlandRadio Berlin 2000.
Manuskript unter: http://www.radiobremen.de/rb2_archiv/feature/2001/20010819.shtml


Interviews

mit Adolf und Christa Broch in Düsseldorf persönlich und telefonisch im Zeitraum November 2002 bis April 2003.


Lexika:

Wer war wer in der DDR? Ein biographisches Lexikon. Hrsg. v. Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs u. Dieter Hoffmann. Bonn 2001


Literatur:

Bergmann, Helmut: Freiheitssender – und Soldatensender – eine deutsche Episode. In: Funk Amateur 4-01, S. 376 f.
Fricke, Karl Wilhelm: Klassenkampf auf illegalen Frequenzen. Die Agitation des kommunistischen „Freiheitssender 904“ und des „Deutschen Soldatensenders“. In: Der Wahrheit verpflichtet. Berlin 2000, S. 474-480. Wiederabdruck aus: SBZ-Archiv 12 (1961). S.218-220.
Fülberth, Georg: KPD und DKP 1945-1990. Heilbronn 1990.
Mensing, Wilhelm: Wir wollen unsere Kommunisten wieder haben. Osnabrück 1989
Sartoris, Stephan: Konfrontation im Äther. Dargestellt am Beispiel der beiden deutschen Staaten. Hausarbeit zur Erlangung des akademischen Grades eines Magister Artium. Mainz 1992.
Scheer, Andrè u. Steffens, Christian: Roter Schwarzfunk. Freiheitssender 904 und Deutscher Soldatensender. Göttingen o. D. [1988].
Schildt, Axel: Massenmedien im Umbruch der fünfziger Jahre. In: Jürgen Wilke (Hrsg.): Mediengeschichte der Bundesrepublik Deutschland. Bonn 1999, S. 633-648.
Wilke, Jürgen u. Sartoris Stephan: Radiopropaganda durch Geheimsender der DDR im Kalten Krieg. In: Pressepolitik und Propaganda. Historische Studien vom Vormärz bis zum Kalten Krieg. Hrsg. von Jürgen Wilke. Köln u.a. 1997, S. 285-331.
Wilke, Jürgen: Mediengeschichte der Bundesrepublik Deutschland. Überblick und Phasengliederung. Bonn 1999. Darin ders. auch: Massenmedien und Vergangenheitsbewältigung. S. 649-671.


Anmerkungen:

/1/ausführlich das Urteil u.a. in: Archiv der Gegenwart. Band 2. 1953-1957. St. Augustin 2000, S. 1772-1777.
/2/vgl. Priess, S.276.
/3/vgl. Priess S. 277. Es ist jedoch durchaus möglich, dass der Beschluss deswegen im SAPMO-BArch nicht aufzufinden war, weil es sich um eine reine Verabschiedung einer protokollarisch nicht näher erläuterten Vorlage in den Akten des PB der SED handelt.
/4/vgl. ebd.
/5/laut Interview mit Adolf u. Christa Broch.
/6/vgl. Wer war Wer in der DDR?, S.808.
/7/vgl. Priess, S. 279; 282. Allgemein läßt sich über die finanzielle Ausstattung über diese Information hinaus, wie auch schon zuvor angemerkt, nichts feststellen.
/8/vgl. SAPMO-BArch DY30/ IV 2/6.05/81 Blatt 6-11.
/9/vgl. Priess, S.281.
/10/ebd. S.282 f.
/11/SAPMO-BArch BY1/2927. Thomas (Erich Glückauf): Vorlage über die Bedeutung, Rolle und Aufgaben des Deutschen Freiheitssenders 904. 24.11.1968.
/12/vgl. Fricke, S.474 f.; vgl. Helmut Bergmann: Freiheitssender – und Soldatensender – eine deutsche Episode. In: Funk Amateur 4-01, S. 376 f.; vgl. auch Feature DLRADIO.
/13/laut Interview mit Adolf und Christa Broch. Christa Broch stellte allerdings eine Ausnahme dar: Sie kam als Mitglied der FDJ zum Sender, wurde nach zwei Jahren in die SED aufgenommen, um darauffolgend aus Proporzgründen zwischen Arbeiter und Angestellten wieder ausgeschlossen zu werden.
/14/vgl. ebd.
/15/vgl. Gerd Scharnhorst: „904“ ruft Steckenpferd. Nicht aus Westdeutschland, sondern aus Ost-Berlin – Pirat auf Funkwellen. Die WELT vom 14.08.1960. (SAPMO-BArch BY1/2303–ohne Blattzählung)
/16/vgl. Priess, S.282.
/17/SAPMO-BArch BY1/2312. 28. 04.1960. Das Zahlenverhältnis läßt jedoch kein Rückschluß auf die Gewichtung der SED zu, da diese hauptsächlich die technische Seite stellte.
/18/vgl. ebd. 20.10.1958.
/19/ebd.
/20/vgl. ebd. vom 28.04.1960.
/21/vgl. Priess, S.283.
/22/vgl. SAPMO-BARCH BY1/2312 vom 20.3.1958.
/23/vgl. ebd. BY1/2600 Sitzungen des PB der KPD, keine Blattzählung. 19.9.1962.
/24/vgl. Unsere Zeit (UZ) 20.4.2001. http://www.unsere-zeit.de/3316/s0202.htm . Carlebach äußerte sich nie öffentlich zu seiner Arbeit beim DFS 904.
/25/Dies teilte mir Adolf Broch im Interview mit: „Die Parteiführung ging immer davon aus, dass der `liebenswerte Halunke` Alleingänge macht. Deshalb konnte er nicht da Chef sein, obwohl er im Grunde genommen die größte Autorität hatte.“
/26/vgl. Wer war wer in der DDR? S. 400f.; vgl. SAPMO-BArch DY30/ J IV 2/2/661, Blatt 6. Politbüro Sitzung der SED 37/59 vom 28.7.1959. Adolf Broch konnte sich nicht erinnern, Jungmann beim Sender gesehen zu haben und vermutet auch eine Art Wiedergutmachung.
/27/vgl. Priess im DeutschlandRadio.
/28/Dies teilte mir Adolf Broch mit.
/29/Genosse Heinz (vermutlich Heinz Priess) in der Parteiversammlung vom 11.7.1959. SAPMO-BArch BY1/2312.
/30/vgl. ebd.
/31/vgl. DeutschlandRadio; vgl. Klarnamen-Schlüssel in Findbuch SAPMO-BArch BY1/Band2/S.280-283. Adolf Broch teilte mir mit, dass man sich die Namen selber aussuchen konnte.
/32/Heinz Priess auf der Parteiversammlung vom 9.11.1957. SAPMO-BArch BY1/2312. Die Diskussion ging u.a. über die Arbeitsbedingungen. Viele der Mitarbeiter wohnten quasi hauptsächlich im Objekt, was natürlich auch zu Reibereien führte.
/33/ vgl. ebd 11.7.1957.
/34/so Adolf Broch im Interview. Auch Heinz Priess äußerst sich dazu, dass insbesondere die Vorgänge in der CSSR eine starke Belastung bei der Erklärung der KPD-Linie darstellten. vgl. Priess, S.305.
/35/Thomas (Erich Glückauf) in der Vorlage über die Bedeutung, Rolle und Aufgaben des Deutschen Freiheitssenders 904 vom 24.11 1968. SAPMO-BArch BY1/2927, Politbüro der KPD.
/36/vgl. Wilhelm Mensing: Wir wollen unsere Kommunisten wieder haben. Osnabrück 1989, S. 14 ff; Interview Broch.. Dazu ausführlich im Kapitel „Das Ende des DFS 904“ in dieser Arbeit.
/37/vgl. Wer war wer in der DDR? S. 173. Der Ursprung dieser Annahme läßt sich nicht mehr genau feststellen geht vermutlich aber auf westdeutsche Pressemeldungen zurück.
/38/vgl. DFS am 27. Oktober 1963, 1. Abendprogramm.
/39/vgl. SAPMO-BArch Findbuch BY 1, S. 280-283; vgl. auch “zu Kaderfragen” wie Fußnote 79.
/40/vgl. Interview Broch..
/41/Information von Adolf Broch.
/42/vgl. Priess, S.292.
/43/vgl. Interview Broch. Vermutlich stammt die Annahme, Sendungen würden zuerst von einem „Leipziger-Zentralstudio“ überspielt von einer Sendung des RIAS zu Thema: „[...] 24 Mitarbeiter haben keine leichte Aufgabe. Sie müssen die Sendung aus ihrem Leipziger Zentralstudio nach Berlin überspielen.[...]“ RIAS, 26.November 1957, 16.40 Uhr. In: SAPMO-BArch BY 1/2302.
/44/SAPMO-BArch BY1/2927. Vollsitzung des PB der KPD vom 28.11. – 1.12.68.
/45/vgl. Löser, S. 34.
/46/vgl. Christa Broch und Heinz Priess im DeutschlandRadio.
/47/DFS 904 am 2.10.1963. vgl. Presse – und Informationsamt der Bundesregierung, Abt. Nachrichten Nr.274 / 1963, Transkription der Sendung.
/48/ebd. 290/1963. Sendung vom 19.10.1963.
/49/Adolf Broch im Interview. vgl. Priess, S. 279 f.
/50/Diese nicht aus den Transkripten zu nehmenden Informationen teilten mir Herr und Frau Broch in einem Telefongespräch im März 2003 mit. Ihrer Erinnerung nach entsprach beim Sender etwa eine Schreibmaschinenseite etwa 3 Minuten.
/51/Diese Informationen stammen von Adolf Broch.
/52/DFS 904 am 20. Oktober 1963, 2. Abendprogramm.
/53/vgl. ebd.
/54/ebd. am 30. September 1963, 2. Abendprogramm.
/55/vgl. DFS 904 vom 7. Oktober 1963, 2. Abendprogramm.
/56/ebd. vom 8. Oktober 1963.
/57/vgl. ebd. vom 3. Oktober 1963.
/58/vgl. ebd. vom 6. Oktober 1963; ebenso am 17 und 27. Oktober 1963.
/59/vgl. Der Spiegel Nr. 39/1963 vom 26. September 1963, S. 58 ff.
/60/DFS 904 am 4.Oktober 1963, 2. Abendprogramm.
/61/ebd. am 31. Oktober 1963.
/62/ebd. am 25. Oktober 1963.
/63/vgl. Wilke/Sartoris, S. 296.
/64/vgl. Interview Broch.
/65/vgl. ebd.
/66/vgl. SAPMO-BArch BY1/2506. PB der KPD am 20.10.1960.
/67/vgl. DeutschlandRadio.
/68/vgl. SAPMO-BArch BY1/2303. Wehrausbildung in Wort und Bild 6/62.
/69/vgl.ebd. BY1/2305. Informationen für die Truppe. Hrsg. vom Bundesminister der Verteidigung, Abteilung Streitkräfte. 1966. S. 554f.
/70/vgl. ebd. BY1/2304 Ausgabe 1./10.8.1965, Nr. 21/22.
/71/vgl. Deutscher Bundestag. 3. Wahlperiode. Drucksache 2794.
/72/ebd. Drucksache 2969.
/73/vgl. ebd.
/74/ SAPMO-BArch DY30/IV A2/10.02/181: Akte enthält die Studie des Bundesinnenministeriums „Die kommunistische Tätigkeit in der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1966“ vom Juni 1967. vgl. insbesondere S.37; S.52;S.60.
/75/vgl. zum DSS 935 ausführlich u.a. bei Scheer; Wilke/Sartoris; Bergmann; Fricke.
/76/vgl. Brief Max Reimanns an Albert Norden vom 6.10. 1960: Reimann beschwert sich massiv über die Tatsache, dass der DFS 904 nicht mehr seine Sendezeit überschreiten könne, „da in dieser Zeit die sonst von uns benutzte Welle für andere Sendungen gebraucht wird. Ich halte eine solche Maßnahme, ohne uns vorher davon in Kenntnis zu setzen, für – gelinde gesagt – unmöglich.[...]“ Man konnte deshalb auch nicht eine vollständige Rede Walter Ulbrichts bringen, so Reimann. Eine Art Drohung, die jedoch bei Norden völlig abprallte. vgl. SAPMO-BArch DY30/ IV 2/2028/38 Büro Albert Norden.
/77/vgl. SAPMO-BArch NY/4076/145 Blatt 153; Dossier in ebd. DY30/ IV 2/2028/1 Blatt 163-183.
/78/ebd. Blatt 166 f.
/79/ebd. Blatt 168.
/80/SAPMO-BArch DY30/ IV 2/2028/1 Blatt 172.
/81/ebd. Blatt 173 f. Unterstreichungen finden sich auch im Original.
/82/SAPMO-BArch DY30/ IV 2/2028/1 Blatt 182; Priess, S. 293 f.
/83/ebd. Blatt 177.
/84/ebd. Blatt 179.
/85/SAPMO-BArch DY30/ IV 2/2028/1 Blatt 179.
/86/ebd.
/87/vgl. ebd. Blatt 180.
/88/ vgl SAPMO-BArch BY1 /2582.
/89/vgl. ebd. BY 1/2600, Sitzung des Politbüro der KPD vom 19.9.1962. Beschluss über die Zusammensetzung des Kollegium bei Valentin.
/90/ vgl. SAPMO-BArch BY 1/2737 Politbüro der KPD.
/91/vgl. ebd. BY1/2928 Politbüro der KPD.
/92/vgl. SAPMO-BArch BY1/479 Blatt 88;98. Bericht 9+10 vom 25.10.1956 und 1.11.1956 aus Schleswig-Holstein.
/93/ vgl. ebd. Blatt 193.
/94/ vgl. ebd. Blatt 170.
/95/vgl. ebd. Blatt 101.
/96/vgl. SAPMO-BArch BY1/1718.
/97/vgl. ebd.; vgl. Scheer/Steffens, Roter Schwarzfunk, S. 18.
/98/vgl. SAPMO-BArch BY1/1718.
/99/vgl. SAPMO-BArch BY1/1718.
/100/DeutschlandRadio Interview. Zitat aus Hörerpost.
/101/vgl. SAPMO-BARch BY 1/1718.
/102/vgl. ebd.
/103/vgl. ebd.
/104/vgl. Interview im DeutschlandRadio.
/105/SAPMO-BArch BY 1/1718.
/106/vgl. Fülberth, S.118.
/107/Interview mit Adolf Broch.
/108/vgl. Mensing, S.75.
/109/vgl. SAPMO – BArch DY30 J IV2/2/1355 Politbürositzung vom 21.September 1971 14/71. Punkt 6 hält lapidar fest: „Der Sender 904 stellt seine Tätigkeit ein“.
/110/vgl. ebd. BY1/2305.Der Spiegel Nr. 42 vom 11.10.1971; Hamburger Morgenpost vom 7.10.1971. Im SAPMO-BArch läßt sich bezüglich der Gespräche Bahr-Kohl nichts über den Sender finden. Dies sei aber am Rande erörtert worden, so die Frankfurter Rundschau am 6.7.1972.
/111/vgl. Axel Schildt: Massenmedien im Umbruch der fünfziger Jahre. In Wilke, Mediengeschichte, S. 639 ff.
/112/vgl. Interview Broch.

 

Editorische Anmerkungen

Dieser Text ist eine Zusammenfassung der gleichnamigen Magisterarbeit im Fach Neuere und Neueste Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Kontakt: post@radiohistory.de
Der Artikel erschien bei Kulturation 1/2004 und ist eine Spiegelung von
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