Es geht hier nicht darum, mit der
stimulierenden Geste der intellektuellen
Schnellimbißverkäufer in html gebrannte
Relikte alter Ideen als "die Würstchen zu
verwerten" zu denen man nur noch seinen Senf
dazugeben kann, sondern es geht darum, folgendes
aufzuzeigen:
haben sie die Aktualität der lafargueschen Ideen
deutlicher bewiesen, als all die fleißigen
Museumswächter einkonservierter Revolutionen. Das
Ethos der Arbeit, ein vulgärökonomisches
"Klassenbewußtsein", das nichts als
die auf materialistische Füße gestellte he-
gelsche Lüge von der Selbstverwirklichung in der
Selbstverdinglichung, die das Privileg der Knechte ist,
nach einer langen Reihe erneuter Mystifikationen in der
Wirtschaftswunderideologie der Nachkriegszeit ihren
modernen Ausdruck erreicht.
Die Ideologie der in Parteien und Gewerkschaften
instituionalisierten Arbeiterbewegung, die sich vom
Angelpunkt des kommunistischen Projekts entfernte - dem
Versuch die Kette des Lohnverhältnisses, die den
Konsum/die Bedürfnisbefriedigung an den Verkauf
der eigenen Kraft und Zeit fesselt und beide zugleich
trennt, zu zerbrechen - machte diese selbst zur
Avantgarde der kapitalistischen Entwicklung und heute
zum nationalchauvinistischen Verteidiger
kapitalistischer Produktionsverhältnisse.
Die Strategie der Forderungen, der politischen
Programme, die sich darauf beschränkte, der Arbeit
ihren Teil an den durch sie produzierten WERTEN/WAREN
zu sichern, führte zu einer durchgängigen
Logik aller Kollaboration mit der Organisation der
Verwertung: die Forderung nach Arbeit für alle
impliziert auch die Forderung alles - in immer
kürzerer Zeit - produzierte zu verkaufen.
Wie die instituionalisierte Arbeiterbewegung vor dem
ersten Weltkrieg in vielen Ländern die im-
perialistische Eroberung neuer Absatzmärkte unter-
stützte, so findet die moderne ARBEITSFRONT in
ihrer kooperativ-kapitalistischen in der Epoche der
dritten industriellen Revolution; in der die
Entwicklung der Produktivkräfte zur
Möglichkeit einer vollautomatisierten Produktion
die notwendige Arbeitszeit als Maß und Grundlage
des Wertes immer mehr reduziert, den einzigen Weg eine
fundamentale Krise des Wertes aufzuschieben in einer
Ausweitung der Lohnarbeit: jede soziale Handlung
muß in spezialisierte Lohnarbeit, jeder Wunsch in
einer Nachfrage nach Waren umgesetzt werden.
Selbst die Propaganda für die Gesellschaft der
Ware - Massenmedien, Werbung, Freizeitindustrie,
Bildungseinrichtungen, Spielhallen, Sekten, im WWW
surfen, - wird zur Ware der Propaganda, einem der sich
am raschesten entwickelnden Sektoren der
gegenwärtigen Wirtschaft.
Die Kolonisierung unserer gesamten Zeit durch die Ware
versucht jede Alternative zur Arbeit in den Mauern der
Trennungen und der Langeweile zu ersticken. Doch in der
Leere eines mit Waren überfüllten Raumes wird
unübersehbar, daß der eigene Gebrauch der
Zeit sich nicht in der Passivität der in diesem
sozialen Brainwashingskrieg Unterworfenen verwirklicht,
sondern in dem bewußten Versuch eines intensiv
genossenen Lebens in kreativer Arbeitsscheu und
Desinteresse an allen Ersatzbefriedigungen der
Konsumangebote.
Das Opfer - das materialisierte Gebet um zu-
künftiges überleben - das die Ökonomie
verstärken mußte, um es
überflüssig zu machen und sich damit selbst
aufzuheben, ist geschichtlich überholt.
Arbeiten heißt seine (potentiell lebendige) Zeit
verkaufen
ARBEIT noch sieben Stunden ARBEIT noch fünf Stunden
Träume von der Zukunft die geopferte Zeit zurückholen - aber sie ist tot und bleibt es.
noch vier Stunden ARBEIT noch drei Stunden - quantifiziert genormt wiederholt
Die Waren sind die Mumien getöteter Momente. Wir
wollen den Augenblick nicht länger an die Zukunft
verschenken, sondern ihn leben, ihn seine ZUKUNFT im HIER und JETZT
empfinden lassen. Die Produktion der Zukunft muß in der notwendigen Handlung zur Aufhebung der Not der Gegenwart allgegenwärtig werden. IN EINEM LEBEN OHNE TOTE ZEIT, voll schöpferischen Genießens - wir gehen weiter als Lafargue, stellen wir die Forderung an jeden, der in seiner Tätigkeit irgendwelche Dinge hervorbringt, diese sofort selbst zu konsumieren oder zu verschenken, oder in fröchlicher Gemeinschaft mit ihnen zu spielen, wie es den gegenwärtigen sozialen Bedürfnissen und Wünschen entspricht. Und Überhaupt sollten mehr Spielzeuge für sogenannte Erwachsene hergestellt werden!
DAS PRODUKT UNSERER HANDLUNGEN MUSS DIE KONKRETE SITUATION SEIN, IN DER DIE TRENNUNG VON SCHAFFEN UND GENIESSEN AUFGEHOBEN WIRD! Wir scheißen auf alle `zivilisierten Bedürfnisse', die das Kapital uns aufzwingt, um uns in seiner Abhängigkeit zu narkotisieren. Jedes Bedürfnis, das sich verwerten läßt, muß als ein Widerhaken des Systems in unserem Fleisch empfunden werden. Jedes Werbeangebot ist nur die versteckte Androhung der Zwangsarbeit.
Die Liquidation des Wertes muß auch den bestehen-
den Gebrauchswertbegriff aufheben. Das Recht auf die
eigene Kathedrale oder die massiv goldene Klobrille, sowie auf
das eigene Orchester, den eigenen Fernsehsender etc.
muß so selbstverständlich sein, wie das auf
die tägliche Nahrung, ohne durch die
Priorität des Mangels rationiert zu werden. Das, was in dieser Epoche möglich ist, steht im radikalen Widerspruch zu ihrer Wirklichkeit. Der Glaube an die Erlösung der Menschheit durch Automation ist nur das von den Kybernetikern und anderen modernen Ideologen der herrschenden Mächte sowie ihren linksradikalen und modernistischen Nacheiferern produzierte falsche Abbild dieser falschen Wirklichkeit; die Verallgemeinerung der Warenproduktion setzt die Verallgemeinerung des Mangels voraus, dessen Sichtbarkeit sie dann in der "Überflußproduktion" überflüssiger Produkte erstickt.
Alles muß zum Geschenk werden Im Programm der sozialen Revolution sind alle Bedürfnisse, Wünsche, Träume enthalten, die sich nicht verwerten lassen und wir träumen nicht von Schweigehallen der Passivität, vom langsamen Verrecken auf Bergen von Reichtümern und den vollklimatisierten Särgen, die ihr uns anbietet, sondern den Abenteuern unserer Entdeckungsreisen durch den belebten Raum, unserer Begegnungen mit zahllosen INDIVIDUEN, dem Brechen aller Staudämme, die das Leben kanalisieren, von der Liebe ohne Angst, einem Leben ohne Schranken: der Herstellung neuartiger und vielfältiger sozialer Beziehungen, die die ANGST, die die psychische Grundlage des Besitzes ist, überwinden. So ist es auch völlig klar, daß eine soziale Veränderung nicht eine Sache von Gesetzen sein kann, oder von oben mittels einer "proletarischen Partei" administriert werden, die doch nichts anderes ausdrücken als die alten Beziehungen des Zwangs und des Opfers, sondern die autonome und soziale Entwicklung der Individuen selbst, die das neue Grundrecht jedes Menschen, genial und wahnsinnig zu sein, sein eigenes Leben zu einem Kunstwerk zu machen, offensiv vertreten, die für die Dinge keine andere Verwendung haben als die ihres Spiels, und alles zerstören, was ihrer Entfaltung im Wege steht. Nur zu gerne wird eine lohnarbeitsfreie Gesellschaft als eine Gesellschaft beschrieben, in der man sich langweilt. Die Maschinen produzieren, während sich die Menschen in der Leere der Untätigkeit den Drogen und Verbrechen hingeben. Diese Betrachtungsweise beruht noch auf der Arbeitsmoral und außerdem fehlt ihr das geringste bißchen Phantasie. Jawohl, die Maschinen werden uns unsere Arbeit abnehmen und haben dies bei schon vielen! In naher Zukunft, so wird uns von der Weltbourgeoisie prophezeit, werden 80% der heute noch produzierenden Arbeitskräfte überflüssig!
Die Arbeiter müssen sich also schnellstens daran
gewöhnen, die Arbeiten zu planen und durch
Maschinen ausführen zu lassen, auch dann, wenn es
sich um ihre eigene Arbeit handelt. Man soll doch nicht
das als Herabsetzung ausgeben, was eine Befreiung ist!
Die Machtergreifung durch die Maschinen ist ein Mythos.
Die Welt der generalisierten Automation wird das sein,
was die Menschen aus ihr machen. Wir hoffen dabei
natürlich auf eine generalisierte Selbstverwaltung
der Produzenten, die nur das produzieren, was sozial
und ökologisch nützlich ist.
Mit der generalisierten, selbstverwalteten Automation
kann das wahre menschliche Abenteuer beginnen. Dieses
Abenteuer wird ganz neue Eperimentierfelder
erschließen, denn die Menschen werden vom Kampf
um das tägliche Leben befreit sein.
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