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[art.e]

a radical theory.

essay über die radikale linke in berlin. und gründe für die unmöglichkeit mit diesem strukturen eine radikale veränderung der welt zu erreichen.


[art.e] a radical theory. [gründungsgeneration]

 

 

 

 

 



Inhaltsverzeichnis

diesen text als .rtf datei

grundlagen. der anspruch dieses textes

 

die kleine szene1 der radikalen linken -vor allem in berlin- hat sich spätestens mitte der neuziger jahre in ihren nischen installieren können. sicher pickst der staat, in form von behörden, gerichten oder der polizei manchmal in diese nischen hinein. sicher würden die anti-antifa und manche "normale" bürger und bürgerinnen die szene gerne verschwinden lassen. doch realistisch betrachtet sind diese angriffe -die für den.die.*2 einzelne.n.* lebensbedrohlich, gar tödlich enden können- nicht das größte problem der szene. stellt man sich die frage, warum die strukturell relativ etablierte radikale linke mit ihrer funktionierenden infrastruktur, ihrem kulturellem umfeld und stabilem aktivist.inn.en.*.pool es nicht schafft in gesellschaftlich relevante diskurse einzugreifen, warum sie es nicht schafft positionen oder gar utopien zu formulieren, welche auch außerhalb der szene überhaupt nur wahrgenommen werden, so wird man.frau.* schnell auf die antwort verwiesen, dass das größte problem der szene die szene selber ist. das ist natürlich auch eine existensbedingung dieser szene: weil sie so wirkungslos bleibt sind die angriffe auf sie, auf ihre strukturen so halbherzig. gäbe es nicht den ersten mai -der auch nicht vollständig von der radikalen linken getragen wird- und die immer schwächer werdende tradition seattle-prag-göteburg-genua-brüssel-münchen-barcelona..., die linke szene wäre ein feld für soziologische studien, sonst nichts.

anbetracht des anspruchs durch unser politisches und gesellschaftliches handeln in die gesellschaft zu wirken, um sie zu verändern, wollen wir im folgenden die probleme der szene analysieren und dortheraus ansätze formulieren, die aus dieser szene heraus, mit diesem anspruch, in verbindung mit unseren möglichkeiten und davon ausgehend, dass wir dabei vor allem spass haben wollen, uns praktisch erscheinen. dies sehen wir als die grundlegende arbeit an, die wir leisten wollen, bevor wir uns als neue gruppe konstituieren. so gelesen ist dieser text der erste grundlagentext der [art.e].

 

beziehungen. strukturen der szene

 

die szene ist selbstverständlich kein eigenständiges wesen, sondern ein konglomerat von einigen hundert menschen -mit einem um einiges größeren umfeld-, welche sich in sozialen zusammenhängen, in gruppen und grüppchen, lesezirkeln und partei-ähnlichen strukturen zusammenfassen, welche persönliche affinitäten und antipathien gegenüber anderen grüppchen und personen hegen und pflegen, zusammen partys feiern oder gar nicht miteinander reden.

das sie manchmal auch liebesbeziehungen haben -meist relativ nah am bürgerlichen ideal gehaltene- wollen wir hier erwähnen, nicht aber länger ausführen. gerade diese beziehungen und vor allem das was sich aus den enden solcher gemeinschaften ergibt, kompliziert die analyse der szene ungemein. das wollen wir hier nicht auch noch leisten, obwohl es spannend wäre. vielleicht tun wir es ein anderes mal. auffällig ist, dass viele gruppen das ende von liebesbeziehungen nicht überleben, zumindest nicht ohne relevante intellektuelle, strukturelle und personelle verluste hinnehmen zu müssen; auch wenn der anspruch radikal linker gruppen beinhalten sollte, solche katastrophen -wobei zu fragen wäre, ob diese art von beziehungen oder erst das ende derselben als katastrophe bezeichnet werden muß- unbeschadet zu überleben.

wenn wir uns ansonsten die szene ansehen, können wir sie strukturell in vier gruppen unterteilen:

- relativ feste strukturen

- kontinuierliche gruppen

- spontane und autonome gruppen

- sozialer sumpf

 

relativ feste strukturen.

 

damit beschreiben wir strukturen, die seit jahren schon exitieren und von denen frau.*.man sicher sein kann, dass diese auch in jahren noch existieren werden -wenn auch nicht unbedingt vom gleichem personal getragen. als beispiele für diese strukturen sind einzelne kneipen, druckereien, veranstaltungsorte, archive oder internet-host's3 zu nennen.

diese strukturen sind das rückgrat der szene. hier wird stetige und kontinuierliche arbeit geleistet, auf denen die gesamten vitalen tätigkeiten der szene aufbauen. erst dadurch, dass -einige wenige- leute stunden- und nächtelang hinter tresen stehen, getränke heran schaffen, renovieren und putzen können all die infoveranstaltungen und solipartys stattfinden; erst dadurch, dass in druckereien leute scheißkapitalistische arbeit leisten, maschinen in stand halten, kapazitäten freischaufeln und sich noch ein paar stunden länger in die engen räume stellen, können all die plakate, infohefte und flyer -solange nicht einfach auf copyshops zurückgegriffen wird- real aufs papier kommen -um dann als tipp zu enden. und nur weil sich menschen tagelang mit ordnungssystemen und dem erfassen von medieneinheiten herumschlagen, kann die szene darauf zurückgreifen und effektiver mit informationen umgehen -was sie dann auch oft nicht tut4. und das geht so weiter. es wäre nur müßig diese liste in richtung ende zu führen.

wichtig an diesen strukturen ist für uns das verhältnis zwischen diesen und dem rest der szene. es fällt auf, dass es fast fehlt. nahezu alle menschen, welche die besprochenen strukturen aufrecht erhalten, entwickeln eine relativ zynische distanz zur szene. sie wird wahrgenommen und kommentiert, aber kaum einmal wird an ihr aktiv teilgenommen. dies ist auch verständlich. hat sich frau.*.man erst einmal mehere jahre in linksradikalen zusammenhängen aufgehalten, wird einem.r.* die differenz zwischen den radikalen parolen und der realität klar. wieso sollte irgendwer mit menschen zusammenarbeiten, die der erfahrung nach in spätestens zwei jahren eh' nicht mehr an ihren ansprüchen oder parolen festhalten, sondern fast immer in den sozialen sumpf der szene oder ganz ins bürgerliche leben abgedriftet sein werden?

aber das ist nicht der einzigste grund zynisch zu werden. schwerer wiegt die unglaubliche ignoranz der restlichen szene, vor allem der spontanen gruppen gegenüber diesen festen strukturen. sie werden als dienstleistungsbetriebe, als institutionen der radikalen linken wahrgenommen, die halt bestehen und zu bestehen haben und aufgaben erfüllen müssen, nicht als zusammenhänge aus menschen, die sich darauf spezialisiert haben netterweise -und oft auch, weil sie spass daran haben- bestimmte dienstleistungen zur verfügung zu stellen. es wird ihnen gegenüber eine anspruchshaltung an den tag gelegt, die nicht mit dem verständnis für die spezifischen probleme dieser strukturen oder eigener solidarität diesen gegenüber einhergeht.

ein gutes beispiel dafür sind solipartys5. da geht eine gruppe bei einem veranstaltungort vorbei und fordert vollständige solidarität ein: die technik soll stehen, die musik soll so laut wie möglich sein, die gäste sollen sich austoben können und das alles am besten genau an diesem einen termin und umsonst. dass die technik auch irgendetwas kostet, dass sie vielleicht länger halten soll, dass die nachbarn und die polizei sich bei den leuten, die den ort betreiben beschweren und diesen streß machen, wenn die gäste den gehweg sperren oder die musik zu laut ist -und halt nicht bei der gruppe, die die soliparty macht-, das irgendwer das wieder renovieren muß, was die gäste zerkloppen, dass irgendwoher manchmal auch die miete, strom und wasser bezahlt werden muß, dass die leute die den veranstaltungsort erhalten vielleicht auch mal was anderes vorhaben, wird schnell übersehen. wichtig ist die eigene sache, nicht vielleicht das die struktur auch erhalten bleibt -besonders fies ist diese art von ignoranz dann, wenn die themen der soliparty wirklich wichtig sind. ein anderes beispiel sind druckereien. da kommen die meisten gruppen und wollen quasi gleich drucken, weil sie es wieder einmal verpeilt haben, das früher zu machen. das die drucker.innen.* vielleicht auch einen existenzsichernden betrieb betreiben müssen und nicht tag für tag bis mitternacht in der druckerei stehen wollen, wird oft ignoriert.

insoweit ist es mehr als verständlich, wenn leute aus festen strukturen einen abstand zur szene gewinnen. um genauer zu sein: das sie nur abstand gewinnen und nicht einfach sich der szene verschließen ist kaum erklärbar und nahezu unglaublich. nichtsdestsotrotz sind gerade sie es, die die szene überhaupt erst ermöglichen.

 

kontinuierliche gruppen.

 

das wirklich definierende merkmal einer linksradikalen kontinuierlichen gruppe ist folgendes: sie existiert über zwei jahre hinaus6. dies unterscheidet sie von den spontanen gruppen. was gibt es sonst noch über sie zu sagen? sie verliehren ihre aktivität. aber auch dies aus einem sehr guten grund.

wenn sich gruppen längere zeit mit linksradikaler politik befassen, werden sie sehr schnell darauf verwiesen, dass deren politikformen zwar lautstark sind, dass sie manchmal auch spaß machen, aber sehr selten sich durch eine theoretische basis oder kontakt zur realität der angesprochenen oder bekämpften objekte, strukturen oder menschen auszeichnen. die redebeiträge auf antifademos klingen nicht etwa deshalb immer wieder gleich, weil die schreiber.innen.* per se doof sind, sondern weil sie aus einer realität heraus formuliert werden, die sich in den immer gleichen zirkelschlüssen bewegt7. um konkret in die gesellschaft zu intervenieren, ist es notwendig diese zirkel zu durchbrechen, ansonsten bleibt diese politik politische onanie.mastrubation.*.

fast jede gruppe stößt auf dieses problem und versucht damit umzugehen. wie gesagt: per se doof sind linksradikale nicht. beispielsweise wird kein mensch mehr antifas finden, die den antifaschismus -in welcher form auch immer- als vollständig revolutionäre politik definieren würden8, fast allen ist klar, das antifa nur in einem zusammenhang mit radikaler kritik und anderen politischen themen revolutionär werden kann. ansonsten bleibt antifa notwendige verteidigung gegen nazis. die frage ist, wie gruppen und einzelpersonen damit umgehen. einige wenige ignorieren es geflissentlich in ihrer politischen praxis. andere zerbrechen. und wieder andere beginnen sich politisch und intellektuell zu bilden. das ist ohne frage notwendig, verweist aber beständig auf die gleichen probleme zurück: es gibt kaum theorie in der radikalen linken. wenn sie existiert, dann nahezu immer bei -politisch- passiven personen oder gruppen -lesekreisen zum beispiel-, die sich oft genug von der aktiven politik fern halten. theoretische bildung, oder auch die formulierung von utopien, die über das benennen dessen was *.frau.man nicht will hinausgeht, muß immer wieder von anfang an geleistet werden und kommt so auch nie weit. es gibt keine sich aufeinander beziehende theoretische tradition oder entwicklungslinie innerhalb der radikalen linken9. hat eine gruppe es dann geschafft, sich theoretisch zu bilden stößt sich auf ein zweites problem: es gibt keine bewegung, die nötig wäre, um theorie in praxis zu übersetzen. so ist dann theorie, aber auch soziologisches wissen oder konkrete utopie, selbstzweck. dieses problem wurde zwar immer wieder angesprochen, aber eine praktikable lösung, gar das anstoßen einer zur theorie gehörigen bewegung, konnte bisher noch keine kontinuierliche gruppe bieten.

was also ist die "funktion" kontinuierlicher gruppen in der linksradikalen szene? wir wissen es nicht. einige leisten gute langfristige arbeit, welche die widrigkeiten des systems abmildert10. das ist nötig, aber nicht revolutionär. andere produzieren theorie. sie sind träger.innen.* von wissen, dass nicht verwendet wird und oft auch einfach nicht verwendet werden kann. sicher gibt es immer wieder kongresse, informationsveranstaltungen, publikationen solcher gruppen, welche auch nicht schlecht besucht oder aufgenommen werden, aber sie nützen nichts, weil die teilweise gute arbeit, die oft mit spass und tatendrang geleistet wird, nicht bei den aktiven ankommt. ansonsten bilden sie einen pool an referent.inn.en.* für veranstaltungen. indes kann das doch nicht alles sein.

erwähnt werden soll noch, dass diese gruppen oft soziale experimentierfelder für emanzipatorischen umgang in der heutigen gesellschaft bieten. freundeskreise, die sich aufgrund ihres gemeinsamen anspruchs zusammengefunden haben, nach jahrelanger politischer arbeit noch zusammenhängen und dabei umgangsformen entwickeln, die entstehenden widersprüche sozialer beziehungen im kapitalismus auszuhalten. aber was nützt das, wenn diese formen sozialer gemeinschaft weder propagiert, noch nach außen dargestellt werden?

 

spontane und autonome gruppen.

 

die spontanen und autonomen gruppen sind die lautesten innerhalb der szene. hunderte von unterschiedlichen flugblättern und dutzende von plakaten, demos und solipartys jahr für jahr kommen aus diesen gruppen. aber was sonst?

es ist nötig sich den aufbau dieser gruppen anzuschauen, um ihre arbeitsweise zu verstehen. diese gruppen finden sich nicht in einem langen und schwierigen lernprozess zusammen, sondern relativ spontan aus einem gewissen unbehagen heraus, um irgendetwas nicht allzu eng eingegrenztes gemeinsam zu tun -antifa arbeit, linke jugendarbeit, freiräume schaffen und so weiter- oder aber um ein mehr oder minder konkretes projekt durchzuführen -eine demo, ein haus besetzten, ein jugendzentrum eröffnen, ein straßenfest und ähnliches- und dann aneinander hängen zu bleiben. fast immer wachsen diese gruppen aus einem oder mehreren sozialen zusammenhängen -freundeskreis, teile von schulklassen, cliquen um jugendzentren herum und vergleichbaren verbindungen. sie orientieren sich beständig an schon bestehenden linken gruppen, führen regelmäßige plenas ein, einen namen, den *.frau.man abkürzen kann, stoßen auf die immer gleichen probleme von redeleitung oder nicht redeleitung?, quotierung?, drogen auf den plena?, wie halten wir uns die möglichkeit offen, alle das tun zu lassen, was sie wollen und dennoch praktische arbeit zu leisten? so pflanzt sich die struktur der szene, inklusive ihrer vorteile und probleme nahezu unreflektiert durch die jahre fort.

das mag alles schön und gut sein -oder auch nicht, die frage ist aber, was sich aus diesem aufbau für die politischen und praktischen fähigkeiten dieser gruppen ergibt. auffällig ist zuerst die fehlende theoretische basis. das soll nicht heißen, dass alle mitglieder.innen.* dieser gruppen keinerlei theoretische kenntnisse besäßen, aber es ist fakt, dass eine gemeinsame theoretische grundlage fehlt. doch es ist ja auch einsichtig: woher soll ein loser zusammenschluß von menschen denn solcherlei basis herhaben? diese müsste erst zusammen erarbeit werden, nur kommt es dazu sehr selten. die theorie, welche in der linksradikalen politik benötigt werden könnte, wird nicht in der schule gelernt, nicht am arbeitsplatz und nur sehr bedingt an der universität. dies allein wäre kein problem, theorie kann *.frau.man lernen. das eigentliche problem ist, dass gerade in spontanen oder autonomen gruppen keine theorie gelernt wird. schaut frau.*.man einmal in diese strukturen hinein, springt einer.m.* regelrechte theoriefeindlichkeit an oder aber eine relative resistenz gegen die elementarsten theoretischen grundlagen, selbst entgegen der eigenen ansprüche der gruppen. nicht, dass nicht einzelne sich in theorie stürzen würden, aber gerade diese steigen schnell aus oder in andere -oft kontinuierliche- gruppen um.

wieso das so ist, wollen wir nicht erschöpfend klären müssen, es erscheint uns schwierig und arbeitsreich. einzig einen erklärungsansatz wollen wir liefern: wir haben den eindruck, dass viele menschen diese gruppen als selbstzweck wahrnehmen, als bühne. nicht um politisch aktiv zu sein, nicht um in gesellschaftlich relevante diskurse einzugreifen, nicht um die welt zu verändern geht man.*.frau in diese gruppen, sondern wegen des sozialen zusammenhanges und der möglichkeit sich darzustellen. das muß nicht falsch sein, nur sollte es dann auch so wahrgenommen und gelebt werden, und nicht -wie zur zeit- mit falschen parolen zurechtgebogen. um aber in diesem sozialen zusammenhang zu bestehen, benötigt man.frau.* keine theorie, die vielleicht den eigenen standpunkt verändern könnte. eher muß man.*.frau solcher möglicherweise radikalen veränderung der eigenen sozialen position feindlich gegenüberstehen. ein bekenntniss zum eigenen unbehagen reicht, um zur gruppe zu gehören und sie einige zeit zu erhalten. was benötigt *.frau.man das wissen um judith butler, bell hooks, simone de beauvoir, wenn doch eh' alle gegen sexismus sind? -bei der frage nach ehe oder partner.innen.*.schaft würde es schon schwieriger werden. was benötigt wer theodor w. adorno, pierre bordieu, wolfgang wippermann, wenn eh' alle gegen nazis sind? -bei antisemitismus wird es dann schon unklarer. und was benötigt eine gruppe michel foucault, michael bakunin, karl marx, wenn doch klar ist, das polizei, staat und schule scheiße sind? -aber was "macht" heißt wird so ewig unklar bleiben.

also: weil autonome und spontane gruppen aufgrund unklarer unbehagen oder verschwommener forderungen und ziele bestehen, wird theorie nicht benötigt -sie würde die fehlende basis einer gruppe aufdecken. und theoretische kritik wird so keine kritik mehr bleiben, sondern als ein angriff auf das vollständige sein11 einzelner mitglieder.innen.* gesehen werden -zumindest von denen selber. aber das kann nicht der gesamte erklärungsansatz für die theoriefeindlichekeit der radikalen linken sein, zumal so noch nicht einmal antwort gegeben werden kann auf die frage, wieso die einzelnen gruppe sich in punkto theorie so in die taschen lügen, wie sie es fortdauernd tun12.

wenn wir einerseits die theoretische unfähigkeit spontaner gruppen feststellen, müssen wir andererseits die riesigen potentiale an aktiver arbeit betonen. da diese gruppen theorie nicht betreiben -oder die versuche dazu oft fehlschlagen-, da sie keine kontinuierliche arbeit in festen strukturen leisten, sich aber dennoch nicht einfach als reine clique mit politischem anspruch konstituieren wollen, müssen sie irgendetwas tun. dazu bieten sich gerade einmalige symbolische aktionen an. demonstrationen, partys, plakate, flyer, homepages vermitteln so nach außen den eindruck hart arbeitender, strikt politischer und "fitter" gruppen. realistisch betrachtet ist dies eher eine virtuelle, symbolische aktivität, den eine wirksame arbeit13. nicht, dass antifaschistischen demonstrationen14 nicht unheimlich wichtig wären, nicht das antisexistische überklebeaktionen nicht unbedingt notwendig wären oder die solipartys für prozesskosten unwichtig. aber wenn wir die reichhaltige arbeit dieser gruppen an dem anspruch messen in die gesellschaft zu intervenieren oder kontinuierliche strukturen zu installieren, dann können wir nur eines feststellen: es bringt so gut wie nichts. für uns sind diese strukturen nicht unwichtig, wir selber haben fast alle einen teil unser politisierung in diesen gruppen absolviert. aber es kann dabei nicht bleiben.

solange diese gruppen ansprüche formulieren, die sie nicht einhalten können, solange sich ihre arbeit auf reine symbolik beschränkt, ohne sich selber darüber klar zu sein, solange die mitglieder.innen.* dieser strukturen sich nicht darüber klar sind, wer sie sind, was sie leisten können und was sie nicht leisten können, werden sie die ewigen zwei-jahres-durchlauferhitzer bleiben; die meisten aktiven werden nach zwei oder vier jahren antifa, antira, autonom... mit der sogenannten linken politik aufhören und höchstens mal alle jahre auf zwei, drei demos gehen.

ehrlicher und effektiver wäre es, sich freundeskreis15 zu nennen und auch aus dieser nennung konsequenzen zu ziehen. freundeskreise gehen zusammen auf partys oder grillen zusammen16 und machen nebenbei politik. politische gruppen würden es andersherum tun. aber für uns stellen sich die existierenden und auch die während unserer politisch aktiven zeit eingegangenen gruppen vorrangig als freundeskreise dar, die sich nur selten zu kontinuierlichen gruppen entwickeln.

 

sozialer sumpf.

 

um diese gruppen herum existiert ein sozialer sumpf. das sind die unorganisierten menschen, die sich selber zur szene ordnen oder ihren sozialen schwerpunkt in orte dieser szene gelegt haben, von ihr deshalb beeinflusst werden, aber selber nicht mehr aktiv werden, als linke musik zu hören, linke bücher zu lesen, sich irgendwie links zu fühlen oder auch von zeit zu zeit an demonstrationen teilzunehmen.

wir wissen selber, wie falsch und gefährlich es ist, diese zusammenhänge als sumpf zu bezeichnen, deshalb wollen wir folgendes klarstellen: jeder mensch trifft seine.ihre.* eigenen entscheidungen, welche durch die faktizitäten der gesellschaft, der offenen und nicht-offenen möglichkeit und der nötigungen der persönlichen realität eingegrenzt sind. dennoch sind es eigene entscheidungen, für die auch ein.e.* jede.r.* die verantwortung trägt. es ist aber vollkommen falsch und zeugt von einem mystischem -also reaktionärem- menschenbild, den einzelnen menschen die fähigkeit zur eigenen entscheidung abzusprechen und ihre handlungen einzig aus ihrer sozialen oder ökonomischen -oder gar angeblich biologisch angelegten- lage oder gar durch quasi-mystische innerlichkeit, durch ein "natürliches menschsein"17 zu erklären. insoweit ist es vollkommen falsch menschen als sumpf zu bezeichnen, was implizieren würde, dass dort eine dumpf vor sich hin wabbernde masse mit unklarem bewußtsein existieren würde, aus der erst durch erkenntniss -oder einer quasi-göttlichen auswahl- menschen zu politischen menschen würden. allerdings wissen wir kein besseres wort für diesen teil der szene, welcher auch der größte ist. eine anzahl von unbennenbaren sozialen zusammenhängen, welche einzig durch das "sich-links-fühlen" oder auch "sich-links-nennen" als irgendwie zusammenhängend konstruierbar sind. gerade aber dieser teil der welt ist es, in den die organisierte linke hineinarbeitet, in deren diskurse sie eingreift und auf den sie wirkt. andererseits kommen aus diesem netz nahezu alle aktivist.inn.en.* der szene18.

die frage, die sich stellt, ist die was die menschen in diesem teil der szene für die radikale linke und deren politik an bedeutung aufweisen. sie sind erstens -dank der solipartys- hauptfinanziees der szene. sie sind die, welche die demonstrationen, den ersten mai, die anti-castor-aktionen, die aktionen gegen npd- und andere fascho-aufmärsche erst ermöglichen. außerdem -und das wird unsererachtens viel zu wenig beachtet- zeigen sich bei ihnen, hört und sieht frau.*.man nur einmal genauer hin, die auswirkungen, die das weite fehlen der theorie und die probleme der strukturen der radikalen linken produzieren oder auch wohin das führen kann. sexismus, homophobie, verschwörungstheorien19, antisemitistische denkmuster, mystik und ein blödsinniger rückgriff auf "das natürliche", auf sozialdarwinismus und biologismus. wenn solche erschreckenden merkmale schon gleich bei, geradezu in der linksradikalen szene auftauchen, muß etwas falsch laufen. ohne den menschen im "sozialem sumpf" ihre eigene entscheidungsfähigkeit absprechen zu wollen oder sie auf eine funktion reduzieren zu wollen20, fällt uns zu ihnen nichts ein, außer sie als feuermelder für die problematischen entwicklungen der radikalen linken zu sehen. und natürlich ist das -wie schon gesagt- der teil der gesellschaft auf den am einfachsten einzuwirken ist. aber darum geht es uns nicht. wir wollen vor allem die gesellschaft verändern, nicht die menschen zu unserer meinung bekehren.

 

andere strukturen.

 

neben den beschriebenen grüppchen, strukturen und sozialen zusammenhängen existieren am rand der szene einige erwähnenswerte ansätze, die wir zwar für unsere analyse der szene als nicht relevant ansehen, aber dennoch -auch im blick auf ansätze jenseits der strukturellen probleme der szene- erwähnen wollen.

ein sehr kleiner zusammenhang bezieht sich auf syndikalistische und anarcho-syndikalistische21 traditionen, theorie und praktiken22. dies ist für uns einer der wenigen relevanten und gesamtgesellschaftlichen ansätze, der in der radikalen linken überhaupt noch propagiert wird. allerdings halten sich diese gruppen zu großen teilen aus der szene heraus. dies hat spezifische und nachvollziehbare gründe -keinen bock auf die machtspielchen innerhalb der szene, der ansatz andere menschen ansprechen zu wollen und nicht sich wie ein großteil der szene abzukapseln. deshalb wollen wir auf eine besprechung verzichten.

einen nervigen rand bilden die unterschiedlichen trozkistischen23, leninistischen24, maoistischen25 grüppchen, kleinst-parteien und zirkel mit ihren vorfeldorganisationen26. wir haben hier weder den elan, noch die zeit wieder einmal diese einzelnen ansätze zu entwerten und ihre haltlosigkeit nachzuweisen. für uns steht als diktum: diese theorien und ansätze sind nicht nur geschichtlich diskreditiert, sie sind auch auf den ersten blick radikal auf machtspielchen und flachen ökonomismus -den materialismus zu nennen eine beleidigung marx'ens darstellt-, reduzierte versatzstücke unterschiedlicher marx- und engels-lesarten. das diese grüppchen weiter existieren und teilweise relevant auftreten können spricht nicht etwa für jene ansätze, sondern gegen die szene, die es nicht schafft eine klar ablehnende haltung gegen diese antiemanzipatorischen grüppchen zu formulieren, auch wenn es ohne frage ein unbehagen gegen sie gibt. die politische praxis der radikalen linken, insbesondere die bündnisarbeit, dagegen spricht keine klare sprache. unhinterfragt werden positionen dieser gruppen zugelassen -die oft genug antisemitisch, sexistisch und biologistisch sind- und oft genug lässt sich das jeweilige bündnis von ihnen überrumpeln, wenn sie absprachen mißachten oder inhaltlich falsche -nicht nur flache, sondern wie gesagt auch antisemitische und so weiter- redebeiträge halten. ärgerlich und gefährlich ist an diesen gruppen aber vor allem ihre -dank ihres bildzeitungssozialismus- quasi magnetische anziehungskraft auf jugendliche. diese sind nicht per se doof wenn sie sich zu solchen gruppen hinwenden, sondern oft auf der suche nach einer politischen praxis aufgrund ihrer berechtigten unbehagen gegen dieses und jenes27. dafür bieten sich die seichten politischen parolen jener zusammenschlüße an. durch die strukturen jener organisationen werden solche jugendlichen schnell in die gruppe eingebunden und fliegen rasant durch die funktionen, um am ende, nach dem austritt28, vor der wahl: weiter politik machen oder aufhören zu stehen. wenn auch einige linksradikale aktivistinn.en.* durch diese schule gegangen sind, ist es doch auffällig, dass ein großteil der ex-mitglieder.innen.* es nach dieser erfahrung mit der politik sein lassen. sie sind ergo für die radikale linke obsolet. es wäre notwendig öffentlich wahrnehmbare alternativen zu diesen formen "linker" politik zu formulieren, damit mehr menschen überhaupt die möglichkeit einer wahl gegen trotzkistische, leninistische, maoistisch (,guevaristische, stalinistische und was es in dieser reihe nicht noch gibt) gruppen haben und sich trotzdem für linke politik entscheiden könnten. das wäre schon eine ungemein positive entwicklung.

andere menschen organisieren sich in lesekreisen linker theoretiker.innen.*. eine für uns nachvollziehbare strategie die theorielosigkeit der linken szene zumindest für sich selbst zu unterlaufen. allerdings glauben wir konstantieren zu können, dass die dort abgeleitete theorie nicht wirklich in die szene zurück wirkt. es ist unbestreitbar sowohl spannend, als auch entspannend, sich ohne den druck etwas am ende formulieren zu müssen -ob nun eine erkenntniss oder eine politische praxis-, in einer atmosphäre politischen und persönlichen wohlwollens gesellschaftskritische texte zu lesen und zu diskutieren. allerdings hoffen wir einen weg zu finden, die dort produzierte theorie auch auf die szene zurück wirken zu lassen.

 

freiräume. artenschutz und notwendigkeit

 

eine der lieblingsforderungen der radikalen linken ist die nach freiräumen. das ist teilweise absurd, teilweise notwendig. wir wollen zuerst die notwendigen freiräume besprechen.

für uns nachvollziehbar und unterstützenswert sind forderungen nach freien frauen.lesben-, nach schwulen-, nach antirassistisch orientierten räumen, nach räumen, welche sich explizit auf betroffene.* verschiedenster unterdrückungsverhältnisse29 beziehen. sie sollen eine abkapselung von der gesellschaft ermöglichen, in denen die machtverhältnisse so wenig wie möglich wirken und in denen betroffene.* von unterdrückung sich aufgrund ihrer teilweise ähnlichen verhältnisse und erfahrungen verständigen oder auch nur mit weniger angst vor der konkreten gewalt der verhältnisse entspannen können. wer nur einmal die möglichkeit hatte, als frau solche frauen.lesben.räume zu besuchen, wer je als homosexuelle.r30 sich in einer gruppe von nur schwulen oder lesben wiederfand, wer je als "schwarzer", "türke", "asiat" den anschluss an die jeweils "eigene" gruppe fand, wird sowohl die erleichterung, als auch die aufwertung des eigenen seins konstantieren können. dafür sind solche räume unbedingt zu verteidigen oder überhaupt erst aufzubauen.

so richtig solche freiräume sind, so falsch ist es, ihnen emanzipatorisches potential zuzuschreiben. sie sind ein rückzugsraum innerhalb der gesellschaft, keine aus der gesellschaft herausgelagerten konstruktionen. die machtverhältnisse der gesellschaft wirken auch dort fort, die in der gesellschaft eingeübten und angenommen identitäten, mit all ihren ausschlüssen, zuschreibungen, mythen werden selbstverständlich nicht an der eingangstür zu diesen freiräumen abgegeben.31 es ist sicher möglich sich in solchen zusammenhängen zu politischen zusammenhängen zu organisieren, um von dort aus emanzipatorische politik zu betreiben. allerdings legt gerade diese organisationsform nahe identitärer politik nachzugehen, das heißt politik deren ausprägungen zum einen zu forderungen und zielen führen, die sich vor allem auf die "eigene" identitäre gruppe beziehen, als auch diese identität nicht mehr als gesellschaftliches konstrukt, bedingt durch den willen positionen zu existenten machtgefüge32 festzuschreiben, zu begreifen, sondern als politisch positiv besetztes feld, gar als dem menschen innertes zu nehmen. solche politik muß antiemanzipatorisch wirken. es wäre notwendig solche politik beständig als politik auf der basis einer ähnlichen unterdrückung der handelnden zu reflektieren, die auch den einzigen vollständigen zusammenhang dieser gruppen aus identitären freiräumen und gruppen heraus darstellt. dann könnte sie theoretisch emanzipatorisch wirken und sein. durch die praktische theoriefeindlichkeit der szene und durch den umstand bedingt, das szenepolitik fast immer selbstdarstellung und kampf um die soziale stellung innerhalb der szene ist, kommt diese reflexion nicht vor33. sie schert schnell in identitätspolitik aus oder verschiebt die auflösung der konstrukte auf einen eh' nicht zu erreichenden tag. aufgrund solcher sich ständig wiederholender prozesse finden wir es falsch, sich überhaupt auf identitäre politik einzulassen. andere politische ansätze versprechen mehr emanzipatorische potential34. außerdem müssen wir konstantieren, dass diese form von freiräumen, welche einzelnen unterdrückten vorbehalten sind, viel zu selten in der szene vorkommen.

bedenkswerter erscheint uns die forderung nach freiräumen ohne die oben skizzierten verteidigungsansprüche. freiräume schaffen! freiräume verteidigen! das klingt erst einmal nachvollziehbar. freiräume sollen einen rückzugpunkt bieten, in welchem sich widerständige strukturen ausprägen können, in welchem widerständige praxis geübt werden und weitergedacht eine form von infrastruktur außerhalb der "gesellschaft" sich etablieren soll. hier soll erstens ein freies leben möglich sein und zweitens sich die radikale veränderung der gesellschaft35 vorbereiten, in dem eine freie gesellschaft -so weit das möglich ist- ausprobiert und verhandelt wird, indem solidarisches, emanzipatorisches leben vorgelebt und aus denen heraus in die gesellschaft hinein gewirkt werden soll. so weit die36 theorie.

es gibt freiräume. als wir uns politisierten gab es sie und schon viel früher. kneipen, besetzte und legalisierte häuser, wohnprojekte, linksradikale wohngemeinschaften, läden, autonome oder linke jugendclubs. wir wären nicht so geworden, wie wir sind, ohne diese strukturen. insoweit haben diese freiräume einen anspruch erfüllt: sie haben uns in jugendlichem alter die gesellschaftlichen möglichkeiten eine linksradikalen perspektive aufgezeigt und wir haben sie angenommen. aber hättten wir sie als totalität erlebt: linke schule, linke wohnprojekte, linke jugendclubs, linke kneipen, alles links um uns herum; dann würden wir uns heute nicht mehr zur radikalen linken zählen, wir wären bürgerlich, durchgeknallt oder tot. einzig weil wir uns in "bürgerliche" strukturen zurückziehen konnten: elternhaus, freund.e.innen.*, mit denen wir jazz oder klassik oder elektronische musik hören konnten, nicht nur punk und hardcore, geliebte.*, welche von politik nichts wissen wollten, jugend-und schulclubs ohne rote sterne am tresen und menschen, mit denen man.*.frau sich über -für linksradikale völlig absurde- themen unterhalten konnte; haben wir überhaupt kritisches denken und radikales handeln gelernt. die existierenden linken freiräume bilden mirkogesellschaften, welche die machtstrukturen und probleme sozialer beziehungen, die in der gesellschaft normativ angeboten werden, beständig reproduzieren. sicher gibt es unterschiede in der ausprägung, sicher gibt es mehr abweichungen, mehr menschen, welche radikale politische ansprüche einzulösen suchen, aber weil die oben skizzierte theorie, was linke freiräume sein und leisten sollen, nicht konsens ist, sondern nur eine schöne schlagwortsammlung darstellt, werden gerade diese dissense in der szene nicht gelebt, sondern immer noch und immer wieder als angriff auf die eigene identität verstanden und bekämpft37. unausgesprochen nämlich beziehen sich die radiaklen linken auf die gleichen normativen erzählungen, wie die gesellschaft, welche vorgeblich geändert werden soll. einzig an bestimmten punkten wird die identität gebrochen, an den punkten meist, die wir weiter oben schon "unbehagen gegen dieses und jenes" genannt haben. und so gibt es dann wirklich radikale antifas, die aber praktisch männer und frauen mit den ständig gleichen liebesbeziehungen und lebenspraktiken sind, wie alle, die sich aber gegen nazis wenden. und es gibt wirklich kritische menschen, die aber zuvorderst student.inn.en.* sind, welche auch adorno oder marx lesen. ebenso eine liste, welche sich ewig fortsetzen ließe38.

und dieses uneingestandene gleichsein mit der gesellschaft trifft in linken freiräumen mit dem politischen anspruch "anders" zu sein und der realität hart zusammen, ohne das die verbindung sich im dissens mit der gesellschaft zu befinden -was ja nominell eine der basen der linksradikalen szene ist-, abfedernd wirken könnte. das muß sich einfach vernichtend auf soziale beziehungen auswirken. diese verlogenheiten, welche sich in den streitigkeiten zwischen und in gruppen sehr radikal ausdrücken39, lassen sich nur durch eine vollständige verdrängung der realität, ergo durchknallen, aushalten. oder aber, indem sich räume außerhalb dieser linke freiräume genommen werden.

erschwerend kommt hinzu, dass freiräume selten produktiv genutzt werden. erst mal wird die gewonne freiheit umgesetzt im ausleben der erschreckensten zerrbilder einer antistaatlichkeit oder antigesellschaftlichkeit. jungpunker.innen.*, welche um acht schon kotzend über den klos autonomer jugendzentren hängen, menschen, welche sich nach plenas an keinen beschluß mehr erinnern können, einfach weil sie zu bekifft waren, leute die -weil sie ja so frei sind- sich an verabredungen nicht halten und so weiter. simone de beauvoir hat ähnliches als negative freiheit beschrieben40. mag sein, dass es für viele menschen notwendig oder wünschenswert ist, so ihr leben zu leben, zumindest zeitweise. wir wollen da auch keinen irgendwie gearteten zeigefinger heben41. aber es sollte klar sein, dass, wenn freiräume so genutzt werden, der anspruch hier widerständige oder emanzipatorische strukturen aufzubauen und menschen freiheiten zu bieten, welche im endeffekt zu revolution befähigen sollen, nicht eingelöst werden kann. ein streichelzoo für neurotiker.innen.* ist keine gesellschaftsverändernde kraft.

solange diese fakten aber bei der forderung nach freiräumen nicht beachtet, solange nicht der ansatz vorhanden ist, die geforderten freiräume den eigenen ansprüchen gerecht zu konzipieren, finden wir die forderung und die arbeit dafür als politisches, emanzipatorisches projekt absurd. als hobby ist es okay, ungefähr so wie ein clubraum.

und noch etwas stört uns an der forderung: da gibt es eine reihe solcher freiräume42 und wie werden sie genutzt? wir wollen hier nicht mit beispielen anfangen, welche in monaten wieder geschichte sind, wir wollen einfach nur zusammenfassen: so gut wie gar nicht. es ist noch sehr viel freiraum da, fast überall herrscht personalmangel. freiräume haben einfach mal tagelang zu, weil sie kein mensch nutzt. in einer solchen situation die forderung nach noch mehr freiräumen zu stellen ist zumindest komisch.43

aber uns ging es in diesem abschnitt gar nicht so sehr darum gerade die forderung nach freiräumen zu diskreditieren, sondern darum ein weiteres problem der radikalen linken aufzuzeigen: ihre forderungen mögen gut klingen, aber durchdacht sind sie deshalb noch lange nicht44. sehen wir uns die forderungen der radikalen linken an, ist es es einfach auffällig, wie unkonkret sie oft sind und wie wenig sich dahinter verbirgt45. es herrscht keine klarheit darüber, was eigentlich gewollt ist. das die radikale linke so nahezu keinen einfluss auf was auch immer in der gesellschaft hat, sollte nicht verwundern. da nützt auch ein in die tasche lügen, von wegen flexibilität und unkontrollierbarkeit nichts.

 

blinde flecken. theorie und theorielosigkeit

 

auffällig ist der umgang mit theorien und theoretischer arbeit innerhalb der radikalen linken. sie findet so gut wie nicht statt und wenn, dann führt sie viel zu selten in die praxis, weder in die praktiken innerhab der szene, noch zu praktiken, welche in die gesellschaft hineinwirken und diskurse beeinflussen sollen. weiter oben46 haben wir dafür einen erklärungsansatz geboten: wenn nämlich linksradikale politik vor allem aufgrund eines unbehagens betrieben wird, dann ist theorie, die eine.n.* nicht einfach nur bestätigt, sondern auch hinterfragen könnte, nicht nötig, beziehungsweise sogar gefährlich für die eigene identität und soziale stellung innerhalb der szene.

wir denken aber, dass eine praxis, welche die gesellschaft, die diskurse, das sein der menschen, die wahrnehmungen, die handlungen, die ökonomischen prozesse, kurz und platt: die welt verändern will nicht ohne das beständige hinterfragen aller -auch der eigenen- strukturen, ohne die suche nach den zusammenhängen, ohne das reflektieren, ohne das feststellen der realen begebenheiten, ohne das nachvollziehen von handlungen, ohne einen zusammenfassenden und wieder differenzierenden blick, kurz: nicht ohne theorie auskommen kann. eine radikale linke, die sich -wie zur zeit- darauf beschränkt festzustellen was sie scheiße findet, die einzig ihr unbehagen benennt und versucht gesellschaftliche selbstverteidigung zu organisieren, bleibt auf immer darauf beschränkt einem -selbst ausgesprochenem- moralbegriff zu folgen, der auch nur auf dem gesellschaftlichem moralbegriff aufbaut und ihn teilweise radikalisiert. sie bleibt schlussendlich darauf beschränkt auswirkungen anzuprangern und so gut es eben geht abzumildern47. wir fordern hier nicht unbedingt über dieses moralisch bedingte handeln hinauszugehen, dass ist die sache einer.s.* jeden einzelnen.*. wir denken nur, dass es hilfreich wäre, die beschränktheit dieser ansätze anzuerkennen. moralisches handeln heißt ja, sich an grenzen anzulehnen, welche durch die gesellschaft gefordert werden, und von der gesellschaft, die diese einfordert, einzufordern, diese auch einzuhalten. das ist absurd. schließlich sind diese moralischen ansprüche formuliert, um die gesellschaft am laufen zu halten und die machverhältnisse unangreifbar zu machen48. das sie dann von diskursbestimmenden gesellschaftlichen akteuren nicht eingehalten werden ist nicht einfach eine "sünde", sondern folgerichtig. wir gehen davon aus, das diese ontologischen49 bedingungen von moral sie als machtinstrument qualifizieren und sie damit als bezugspunkt für radikale linke ausscheiden. mit dieser annahme ist es nötig andere erklärungsansätze zu finden, wieso überhaupt etwas verändert werden muß.

so aber, mit der gesellschaftlichen moral als bezugs- und endpunkt, motiviert durch unbehagen und offensichtlichen, krassen auswirkungen das systems, verbunden mit den fast nicht vorhandenen diskussionsstrukturen und -kulturen innerhalb der radikalen linken50, muß theorie platt bleiben51 und braucht auch gar nicht auf die zu kritisierenden strukturen und machtverhältnisse eingehen. sie verbleibt ein platter zirkelschluß, der skandalisiert und menschen hilft zu leben, zu überleben. aber das ist nicht linksradikal, also radikal in unserem sinne und auch nicht im sinne des anspruchs die gesellschaft zu verändern.

erschreckend erscheint uns in diesem zusammenhang der antisemitismus der radikalen linken. dazu einige sätze. antisemitisches denken zeichnet sich ja bekanntermaßen dadurch aus, dass es ein weltbild konstituiert, in welchem der.die.* einzelne.* oder ihre.*.seine gruppe von dunklen, im geheimen wirkenden mächten bedroht wird. diese mächte sind als das gegenbild der bedrohten guten gezeichnet, sie sind: habgierig, machtgierig, fies, verschlagen, dumpf, gnadenlos. auf sie kann alles schlechte in der welt zurückgeführt werden: das es armut gibt, das menschen sterben, das es kriege gibt, das frau.man.* nicht geliebt wird, eine beschissene soziale stellung hat, dass das geld alle ist, das es regnet -einfach alles52. böse wie diese mächte sind, wollen sie die weltherrschaft, die herrschaft über alles und dabei haben sie sie schon, ansonsten wären sie nicht überall und würden alles bedingen. diese offensichtlich wahnhafte projektion macht es unnötig die gesellschaft, die ökonomie, die machtverhältnisse zu hinterfragen, macht es auch unnötig sich selbst zu hinterfragen. frau.*.man ist ja per se gut53. ein solches denken hat weder mit der realität zu tun, noch ist es emanzipatorisch. läuft es doch darauf hinaus, die bösen einfach zu vernichten, dann wäre ja alles wieder gut54. in deutschland, dessen nationale erzählungen darauf abheben gut zu sein, während der rest schlecht ist, fällt dieses böse immer wieder auf das bild "des juden" zurück55, was nicht die schuld jüdischer menschen ist, sondern deren, welche das bild "des juden" immer noch konstruieren und in andere menschen hineinprojizieren. solange das linke denken so platt bleibt, wie wir es kennengelernt und oben beschrieben haben, solange die linke massenhaft sich als gut begreift und alle unterdrückten dieser welt gleich mit, liegt auch antisemitisches denken nahe. wenn zum beispiel antikapitalist.inn.en.* ihre gegner.innen.* als per se die bösen, die sich in amoralischer weise bereichern an macht und geld, begreifen, die es solange zu smashen gilt, bis die welt gut ist, ist das antisemitisch. nicht das nicht vertreter.innen.* der ökonomischen elite und politik für fast alles was sie tun und lassen torten ins gesicht geschmissen gehört, aber das wird das system, in welchem solche menschen, solche wege der identitätsbildung als gesellschaftliche möglichkeit angeboten und in dem die ökonomischen und sonstigen machtverhältnisse so organisiert sind, dass diese stellungen auch möglich sind, nicht verändern. es wird nur weiter "gute" und "böse" gebehren und schlimmstenfalls -wenn die guten machtvoll genug sind- wird solch ein denken dazu führen, dass die bösen alle hingeschlachtet werden, ohne das etwas besser wird56. man.frau.* braucht kein.e.* antideutsche.r.* zu sein, um sich davor zu fürchten. wie gesagt: wenn irgendwer so dumpf und platt denken willl, wie es zur zeit weit verbreitet ist in der radikalen linken57, dann soll *.er.sie das tun. nur sollte sie.er.* die konsequenzen kennen und vielleicht auch versuchen ihnen zu entgehen.

dies ist aber nur ein besonders krasses beispiel der plattheit des linken denkens, dass sich aber mit den ereignissen um und nach dem elften september zweitausendundeins wirklich schön nachvollziehbar präsentierte.

uns wurmen in dem komplex radikale linke und theorie vor allem zwei dinge. zum einen, dass wir überhaupt selten feststellen können, das theorie zugelassen wird. theorie rezipieren oder wissenschaftlich zu arbeiten heißt nicht von vornherein zu wissen, was am ende herauskommen soll. es hieße die bedingtheit des eigene denkens und der eigenen identäten anzuerkennen und veränderungen oder gar radikale neukonzeptionen darin zuzulassen. aber wenn einige antideutsche adorno rezipieren58 um am ende zu wissen, das alles deutsche antisemitisch ist, was sie schon vorher wussten; wenn antifas wippermann lesen, um am anfang und am ende zu wissen, dass nazis doof sind; wenn feministinn.en.* feministische theoretiker.innen.* durchsehen, um am ende genauso wie am anfang zu wissen, dass frauen und intersexen unterdrückt sind; wenn theorie zum zitatenschatz für die eigene -wie an diesen beispielen aufgezeigte, nicht unbedingt falsche- meinung dient, dann ist das nicht die arbeit mit theorie, die uns vorschwebt. wir erwünschen uns einen erkenntnissgewinn daraus, dann nämlich macht theorie spaß. ansonsten ist das lesen und diskutieren von theorie genauso sinnvoll, wie zu lernen, wie frau.*.man joints baut. ein privatvergnügen. das ist der erste punkt, der uns wurmt. der zweite ist einfach das mißverhältnis von vorhandener und angebotener theorie. viele ansätze, studien, bücher, theoriegebäude sind ja schon da, die für eine radikale theorie und praxis, für eine gesellschaftsverändernde bewegung nutzbar und unsereserachtens auch notwendig sind. aber sie liegen in den bibliotheken, in datenbanken, in den köpfen linker student.inn.en.*, nur kommen sie halt nicht an bei denen, die sie umsetzen könnten. das liegt zum teil daran, dass sie niemand nachfragt, daran, dass sie nicht einfach so rezipiert werden können und auch daran, das sie gar nicht angeboten werden. das müsste sich unsererachtens ändern, wollte die radikale linke gesellschaftsverändernd in diskurse intervenieren, radikale utopien und eigene standpunkt formulieren.

 

verpeilt. anmerkung

 

ganz ans ende der eigentlichen betrachtung der probleme der szene haben wir einen punkt gestellt, den wir zu erwähnen wichtig finden: die verpeiltheit. das leute, gruppen, das was sie planen nicht rechtzeitig oder nur unvollständig schaffen, das menschen übernommene aufgaben nicht erfüllen, weil sie diese vergessen, weil es ihnen zu schwierig wird, über den kopf hinauswächst oder weil sie keinen bock mehr darauf haben, das veranstaltungen immer später anfangen als angekündigt, dass eh' nur ein bruchteil der ernsthaft diskutierten ideen umgesetzt werden -all das ist kein phänomen allein der radikalen linken. ob nun die anti-antifa, unsere schulfreundinn.e.n.*, welche heute drum'n'bass partys organisieren oder start-up-unternehmer.innen.*, alle haben sich damit herum zu schlagen. das soll aber nicht heißen, dass wir es dabei bewenden lassen wollen. uns nervt es. wir würden gerne unsere ideen so umsetzen, wie wir es planen, wir hätten es gerne, wenn die aufgaben die andere gruppen oder einzelpersonen übernehmen auch von denen erledigt werden würden -so wie wir in unseren alten gruppen und zusammenhängen versuchten, die von uns übernommenen aufgaben auch ausführen- und nicht fünf minuten vor schluß auf uns zurückfallen. das mag perfektionistisch erscheinen, unspontan und professionalisiert. aber wir sehen nicht, was daran falsch sein sollte, sich vornehmlich auf theorie und politik konzentrieren zu wollen und nicht auf das überbrücken fragiler improvisationen.

sicher kann jeder mensch einmal etwas verpeilen. sie.er.* wird krank, kommt zu spät und so weiter. das ist nicht das problem. aber wenn wir uns anschauen, was uns bisher an verpeiltheiten untergekommen ist, können wir uns des eindrucks nicht erwehren, dass viele davon einen anderen grund hatten, als bloßen zufall. weiter oben haben wir festgestellt, dass linke politik oft genug nicht als politik betrieben, sondern als feld zur selbstdarstellung wahrgenommen wird. bei einer solchen herangehensweise ist es dann auch nicht unbedingt nötig etwas praktisches zu tun, sondern es genügt darüber zu reden. wir wollen uns dabei auch bei niemandem einmischen. wenn *.sie.er damit zurecht kommt, soll uns das egal sein. wir arbeiten dann einfach mit solchen personen und gruppen nicht mehr zusammen. aber es wäre netter und vor allem weniger nerven aufreibend, würden sich die leute im vornherein darüber klar sein, was sie leisten wollen und können -und würden sie verstehen, dass andere menschen politik oder theorie betreiben wollen und nicht einfach nur projektionsfläche für den egoismus anderer sein59.

 

und nun?. ansätze und schlußfolgerungen

 

was nun schlussfolgern wir aus unserer relativ oberflächlichen analyse der szene, in der wir bisher hauptsächlich gewirkt haben und in der wir gewiß auch weiter wirken werden?

viele probleme, die uns bisher den spaß an linksradikaler politik beschränkt haben werden wir nicht lösen können. einige nur gruppenintern. andere hoffen wir mit diesem text aufgezeigt zu haben. für manche aber wollen wir ansätze zur verbesserung bieten. wir denken nämlich, dass einzig radikal emanzipative politik uns die möglichkeit bietet, das wir -jede.r.* einzeln- dereinst frei von zwängen der macht und der identitären zuschreibungen leben werden können, in einer welt in welcher uns die ökonomischen verhältnisse die möglichkeit bieten, zu haben, was wir wollen, ohne dafür ausgebeutet oder zu etwas genötigt zu werden und ohne andere dafür ausbeuten zu müssen60. dies lässt sich, wenn, dann nur aus einer radikalen linken heraus entwickeln, so diffus und falsch sie uns heute auch zusammengesetzt und orientiert erscheint.

dies wird sich nur machen lassen, wenn eine radikale theorie in eine radikale politik mündet und von da auch wieder weiterentwickelt wird. die -ebenso radikale- these, welche die radikale linke aufstellt, lautet: ein leben frei von zwängen ist möglich und schlussendlich notwendig. auch wenn dieser ansatz oft genug vergessen wird. dies wird ein punkt sein, an dem wir uns abarbeiten wollen: wie muss eine theorie beschaffen sein und wie kann sie lauten, welche die herrschenden machtkonstellationen angreift, die ökonomischen verhältnisse umwerfen -und gegebenenfalls neu organisieren-, die identitäteren zuschreibungen als gegebenes ad absurdum führen und die vorhandenen diskurse emanzipatorisch verändern kann? und wie wird sich diese theorie oder wie werden sich die ansätze dazu vermitteln und in radikale politik umschreiben lassen? dazu werden wir uns noch mehr als bisher in die theoretische arbeit stürzen, mit dem ziel selber theorie für und über die heutigen verhältnisse zu produzieren. unsere erfolge und mißerfolge, unsere erkenntnisse, arbeitsweisen, fragen werden wir offen kundtun. das ganze soll kein auf uns beschränktes projekt bleiben.

des weiteren werden wir versuchen angebote zur theoriebildung zu machen, theorie zu übersetzen und zu vermitteln. als beispiel hierfür soll unsere veranstaltung im januar zweitausendundzwei zum thema "rassismustheorien" dienen. die frage, die wir uns stellten war nicht die, ob rassismus scheiß sei -das war allen klar-, sondern was rassismus genau ist, welche denk- und handelnstrukturen dahinter stehen und wie sie eventuell zu erklären sind. dies packten wir in eine dreiviertelstündige veranstaltung und verfertigten ein vierseitiges a5-papier, damit die anstöße nicht im raum verbleiben mussten, sondern mitgenommen und weiter diskutiert werden konnten. was die einzelnen gäste damit anfangen, wissen wir nicht. aber so ungefähr stellen wir uns theorieangebote vor, indem wir gesellschaftliche zustände nicht einfach nur skandalisieren, sondern offen auf ein "ganzes", auf die machtverhältnisse, zurückführen, ihre stellung darin zu verorten und ihr wirken zu erklären suchen. wir hoffen damit der plattheit der reinen moral zu entkommen und ebenen aufzuzeigen, auf denen zu denken und anzusetzen es nötig ist, um reale veränderung, über die -notwendige- abschaffung der einzelnen mißstände hinaus, zu bewirken.

daneben werden wir uns dafür einsetzen, dass die vorhandenen freiräume genutzt werden. damit sollen die realtiv festen strukturen gestärkt werden. wir hatten ja erwähnt, dass wir die leere der freiräume erschreckend, das verhalten der szene festen strukturen gegenüber falsch und die diskontinuierliche arbeitsweise spontaner und autonomer gruppen zumindest bedenklich finden. würden aber freiräume kontinuierlich gefüllt werden, könnte das unseres erachtens eine radikale linke etablieren, welche beständig -und verantwortungsvoll- in die gesellschaft hinein wirken und diskurse -und damit die bedingungen, unter denen sich die gesellschaft konstituiert- beeinflussen kann. wie wir diesen anspruch, außer mit unseren eigenen veranstaltungen, dem vermitteln zwischen gruppen, ansätzen und strukturen, sowie durch hinweise auf die mißstände innerhalb der szene einlösen können, werden wir noch klären müssen.

ein uns wichtiges projekt ist ein eingangsportal in das denken, handeln und die realität der radikalen linken. es soll im internet menschen, welche unbehagen gegen die gesellschaft oder auswirkungen dieser formulieren und nach lösungen für diese unbehagen suchen, die möglichkeit bieten, die angebote und ansätze der radikalen linken zu diesen unbehagen zu eruieren. außerdem soll es den einstieg in die verworrenen strukturen und debatten dieser szene ermöglichen. wir versprechen uns davon mehr transparenz und verständniss in der politisches diskussion, ein stärkeres reflektieren der eigenen position -was sind theoretische probleme, die vermittelt werden können?, was persönliche probleme?- und einen verstärkten einfluss auf die diskursbildung nicht szeneinterner menschen. das ganze soll als kommentierte und mehrdimensional angelegte linkseite realisiert werden.

und selbstverständlich werden wir uns so konsequent und unverpeilt wie möglich an aktionen und ansätzen gegen die skandalisierungswürdigen auswirkungen der gesellschaft beteiligen, aber ohne ihnen eine per se emanzipatorische persektive zuzuschreiben. einzig eine praxis und theorie, welche sowohl immanent das system an seinen eigenen ansprüchen62 misst und kritisiert, als auch transzendent eine kritik dieses system formuliert63, als auch sich selber reflexiv-transzendent innerhalb dieser kritik verortet64 und somit die eigenen blinden flecken zumindest skizzieren kann, ausgehend vom versuch "frei" zu sein und die systembildenen diskurse und realitäten, die angebote an verhaltensweisen, denkgebäuden und identitäten zu ändern, kann überhaupt den weg in eine von uns dumpf gehoffte welt ermöglichen, die wir oben skizziert65 haben.

radikale thesen brauchen radikale aktivitäten und radikale theorie zusammen. was wir mit den anderen erkenntnissen unseren analyse anfangen, müssen wir selber noch sehen.

 

a radical theory.einheit [art.e]

berlin und wuppertal, dezember 2001-februar 2002

 


 

konsequenzen

 

wir haben konsequenzen zu ziehen. einige wochen nachdem wir unseren text beendet haben und nachdem eine anzahl von freundinn.en.* ihn gelesen und kritisiert hat, ist auch uns klar das er so alleine nicht stehen bleiben kann. wir sind über eine phänomenologische beschreibung der szene und ihrer probleme nicht hinausgegangen. wir sind ausgegangen von dem dumpfen, aber immer stärker werdenden unbehagen darüber, wie zur zeit linksradikale politik -in berlin- betrieben wird. unter anderem dieses unbehagen war es, dass uns zu den austritten aus unseren alten zusammenhängen veranlasst hat. aber uns ist klar, dass jedes unbehagen nur ein anfang sein kann und nicht das ende, die erklärung oder gar die gültige handlungsanweisung für linke politik. außerdem ist auch für uns nicht ersichtlich, welche schlüsse wir im einzenen aus unserer beschreibung der szene ziehen werden, weder für uns selber als soziale individuen, noch für unsere politische praxis als gruppe.

wir werden versuchen in diesem abschnitt die für uns notwendigen schlüsse zu formulieren. dabei werden wir auch nicht mit ratschlägen an andere sparen. dies soll nicht etwa ein besseres wissen von unserer aus seite implizieren, welches uns berechtigen würde anderen zu raten oder welches uns kaderhaft über sie stellen würde, es soll auch nicht eine unbedingte handlungsanweisung sein, ohne deren befolgung die einzelpersonen und gruppen verloren wäre oder nicht links oder nicht dazu bereit wären mit uns zusammen zu arbeiten. es sind einzig hinweise, welche wir aus einer perspektive außerhalb der gruppen gewonnen haben.

 

[I.] zuerst wollen wir klarstellen, dass wir auch weiterhin mit und in der szene arbeiten werden. dies hat nicht unbedingt damit zu tun, dass wir unsere analyse vergessen wollen oder uns nicht trauen sie radikal zu ende zu denken. dies hat nur die bewandtnis, dass wir erstens die meisten sozialen konakte innerhalb der szene geschlossen haben und nicht wollen, dass diese verlohren gehen und zweitens, dass wir in unserem text zwar nur die szene bearbeitet haben, aber selbstverständlich wissen -und dies auch in unsere überlegungen einbezogen haben-, dass auch in der restlichen gesellschaft sich uns kein einfacherer platz bietet, um linksradikale positionen zu vertreten und zu versuchen die welt zu ändern. gäbe es einen solchen platz oder fänden wir ihn mit der zeit, wir müssten uns unsere position neu überdenken.

fakt ist, dass wir mit der linksradikalen szene unzufrieden sind und uns in ihr nicht mehr so wohl fühlen, wie wir es einst hofften. sie hat sich als fast vollständig unnütz erwiesen, um unsere ansprüche an politik, theorie, utopie-bildung und persönlichen umgang miteinander zu erfüllen. das haben auch schon andere zusammenhänge in unseren leben getan, aber die behandelteten wir hier nicht. ergo befinden wir uns in der situation auf der suche zu sein nach einem sozialen platz -oder zumindest danach seine gegebenheiten zu formulieren-, an welchen wir unsere ansprüche idealiter erfüllt sehen und dabei noch auf dem platz zu verharren, an welchem wir vorher standen, weil wir bisher keinen besseren gefunden haben auf den hin wir uns zubewegen könnten. das ist der grund, warum wir uns noch auf die szene beziehen66.

 

[II.] unsere hochachtung vor den in den festen strukturen erarbeiteten potentialen und den sie bildenden menschen kann sich sehr klar nur in folgenden konsequenzen äußern:

- wir haben bisher in solchen strukturen mitgewirkt und wir werden dies nun wieder verstärkt tun, auch wenn wir nicht sicher sein können, ob dies viel nützt, weil: ohne eine szene, welche feste strukturen nutzt, sind solche einfach nur selbstzweck.

- die von uns kritisierten verhalten vor allem spontaner und autonomer gruppen können wir als zusammenhang nur begegenen, indem wir verstärkt und beständig darauf hinweisen. das werden wir tun. mag sein, dass es nerven wird, mag auch sein, das sich dadurch unsere soziale stellung innerhalb der szene radikal verschlechtert, aber wir sehen keine andere möglichkeit. es ist notwendig, um nicht irgendwann alle festen strukturen vergrault zu haben und ganz ohne da zu stehen.

- außerdem ist es ungefragt notwendig die potentiale der vorhandenen oder noch zu schaffenen strukturen zu benennen, um das nutzen derselben überhaupt möglich zu machen.

- und wir werden die nutzung dieser festen strukturen forcieren. wie oft schon haben nicht-feste gruppen vorgehabt "etwas zu tun" und haben es nicht getan, weil sie die benötigten räume nicht fanden? wie oft schon gab es gute ansätze um räume und strukturen zu nutzen, nur konnten sie nicht umgesetzt werden, da es an menschen mangelte? wie leer sind manche räume, obwohl sie voll sein könnten, und wie wenig tun nicht-feste gruppen, obwohl sie tatsächlich "etwas tun wollen"? durch direkte ermittlung, durch das öffentliche propagieren dieser mißstände und vor allem durch das koordinierte zusammenbringen von menschen werden wir versuchen diese diskrepanzen aus der welt zu schaffen67. wären wir dabei nicht in einem bereich, in welchem oft genug repression und direkte überwachung hineinwirken, würde sich dazu eine öffentlich zugängliche datenbank anbieten. so müssen wir andere wege finden.

 

[III.] wir haben beschrieben, wie sich aus unserer sicht heraus kontinuierliche gruppen bilden und welchen stellenwert sie innerhalb der szene einnehmen. wir haben zwar auch vor eine kontiniuerliche praxis aufzustellen, aber nicht etwa in die relativ langatmige praxislosigkeit dieser gruppen zu verfallen.

insoweit ist es für uns wichtig aus den erarbeiteten theorieansätzen praxis zu formulieren und auch umzusetzen. das ist der anspruch, den wir formulieren können. ob und wie wir ihn einhalten können, wissen wir noch nicht.

 

[IV.] wir haben im abschnitt über kontinuierliche gruppen formuliert "dass diese gruppen oft soziale experimentierfelder für emanzipatorischen umgang in der heutigen gesellschaft bieten." daran halten wir fest, auch an dem befund, dass die erarbeiteten sozialen beziehungen nicht propagiert werden. das zu ändern könnte ein schmerzhafter, aber auch produktiver prozess werden, der sowohl denen, die sehr konservative beziehungen pflegen, als auch denen, welche andere formen ausprobiert haben, fehler und problemtisches in ihrer identitätsbildung, ihrer setzung von anderen und ihren beziehungen zu anderen aufzeigen.

dazu ist es nötig, sowohl sich ehrlich und zur not auch beispielsgebunden zu äußern, als auch große veränderungen auf sich zukommen zu lassen und zu akzeptieren. dies wird schmerzhaft, sind doch die sozialen beziehungen nicht umsonst in eine vorgeblich persönliche ebene verlagert. aber ohne solch eine praxis, welche auf die veränderung sozialer beziehungen "direkt zu meinen nächsten" zielt, wird eine grundlegende veränderung der welt nicht möglich sein. dann nämlich verbleibt linke politik hobby.

um aber überhaupt geäußert werden zu können, müssen beschreibung sozialer beziehungen in freien, wohlwollenden und vorurteilsfreien räumen geschehen. dies mag selbstverständlich klingen, aber es gibt solche räume in der radikalen linken in berlin nicht. vielleicht müssen wir sie schaffen, dann wissen wir noch nicht wie. vielleicht müssen wir sie uns aber auch einfach praktisch nehmen, indem wir uns zu sozialen beziehungen äußern und anfeindungen auf uns nehmen. es wird nämlich -soviel steht fest- vielen nicht in ihre identität passen, dass ihre sozialen beziehungen genau die gleichen sind, wie sie überall zu finden sind, und das -sollten sie so beibehalten werden- von einer veränderung der welt nicht gesprochen werden kann68.

 

[V.] über spontane und autonome gruppen sind wir sehr lang hergezogen. zu recht, wie wir finden. nachdem wir lange genug ihr wirken direkt als mitglieder.innen.* und begleiter.innen.* erleben durften, finden wir unsere schilderung noch sehr nett. da wir nicht denken, dass allein die personen in diesen gruppen die schuld an den kritisierbaren ausprägungen dieser gruppen haben können -auch wenn dieser anteil, wie wir hoffen gezeigt zu haben, sehr hoch ist-, müssen wir uns fragen, ob die struktur der gruppen vielleicht dazu beiträgt sie so nutzlos zu machen. wir würden das bejaen. deshalb werden wir diese strukturen nicht wiederholen.

wir werden kein regelmäßiges plenum einführen, sondern uns projektbezogen treffen. dies bedarf natürlich, dass alle mitglieder.innen.* der gruppe dieses projekt tragen. so aber hoffen wir zumindest die möglichkeit zu verringern, dass die politische gruppe als ein termin in der woche wahrgenommen wird, auf den frau.*.man seine.*.ihre soziale stellung zu verteidigen hat, die ewig gleichen streitigkeiten austrägt und vordem eventuell taktische allianzen bildet. wir wollen diese gruppe betreiben, um politik zu machen. das wir dabei untereinander auch soziale beziehungen haben ist richtig. aber wir werden nicht darauf warten, dass zwischen all dem verhandeln sozialer beziehungen mal etwas politisches aus dem zusammenhang heraus kommt. wir werden das politische forcieren.

desweiteren werden wir uns sehr klar überlegen, mit wem wir was zusammen machen können. gruppen, welche unsererachtens nicht wirklich etwas tun wollen, sondern aus freundschaftsgründen bestehen sollen das so handhaben. aber wir wollen mit ihnen nichts mehr zu tun haben.

 

[VI.] dennoch werden wir eine selbstständige gruppe bleiben. dies aber, weil uns nichts besseres einfällt und wir bisher nichts besseres gefunden haben. was bleibt auch sonst?

- parteienähnlich wollen wir nicht werden. wie wir selber ausgeführt haben, können wir den bestehenden ansätzen, welche sich linksradikal nennen, nichts abgewinnen; anderen parteien aber noch weniger. jede partei ist eine ganz klare machtstruktur. das ist eine form der organisierung, welche unser vorstellung von erstrebbarer zukunft zuwider läuft.

- illegale, klandestine organisationen sind zur zeit undenkbar. um wirksam sein zu können bedürfte es einer agilen szene, welche die aktionen solcher gruppen politisch kontinuierlich umsetzt. die gibt es nicht. deshalb bietet sich auch diese form der organisation für uns nicht an69.

- der ansatz als neo-yippies/neo-hippies zu leben und aus einem möglichst radikalem bruch mit dem system heraus zu agieren, mag zwar theoretisch einiges für sich haben und ist auch ohne frage unterstützenswert. aber wir haben uns für andere lebensstile entschieden. wir wollen nicht auf alles verzichten, was wir nicht brauchen, wir wollen alles haben. deshalb erscheint uns auch diese form von linker politik nicht als praktikabel70.

- das wir uns nicht den von uns positiv bedachten anarcho-syndikalistisch orientierten gruppen anschließen hat einen einfach grund: diese gruppen sind von der idee her gut zu nennen, von der ausführung aber schon seit jahren 71nicht in der lage eine -dem aufwand entsprechende- wirksame radiakle praxis auszubilden. "colle idee-komische menschen-scheiß struktur", fasste einmal ein.* bekannter.* von uns zusammen. dem ist nichts mehr hinzuzufügen. außer, das wir uns zur zeit nicht in der lage sehen, selber eine solche gruppe aufzubauen.

wir werden also für die erste zeit die balance versuchen zwischen irgendwie-post-autonom-sein und es gleichzeitig nicht sein zu wollen. nach einem jahr werden wir uns selbst darüber rechenschaft ablegen.

 

[VII.] das, was wir über unterschiedliche marxistisch orientierte gruppen gesagt haben finden wir auch noch sehr nett ausgedrückt. wir werden mit diesen ganz und gar nicht mehr -auch auf die gefahr hin, dass sie auf das totschlagargument von der "spaltung der linken" zurückgreifen- zusammenarbeiten. das heißt nicht, dass es nicht auch kommunist.inn.en.* gibt, mit denen wir beziehungen aufrecht erhalten wollen. wir wollen nur mit den unter "andere strukturen" erwähnten gruppen und bündnissen, in den sie sitzen, nichts mehr zu tun haben.

 

[VIII.] anbetrachts der unter V. angedachten probleme durch die strukturen der szene, haben wir uns entschieden an ritualen der szene ebenfalls nicht mehr teilnehmen zu wollen. das haben wir eh' schon seit monaten und jahren nicht gemacht, hier aber machen wir es öffentlich. diese rituale sind eine kraft- und zeitverschwendung, deren sinn uns nicht klar ist -es sei denn wir unterstellen, dass es sich hier um ein hobby handelt, also darum seiner.ihre.* zeit auszufüllen, ohne sich sinnlos zu fühlen. politisch entspricht der erfolg eigentlich nie dem aufwand. zu diesen ritualen zählen für uns:

- der erste mai, die silvo maier demonstration, die rosa luxemburg/karl liebknecht demonstration und ähnliche. gerade der erste mai ist ja immer wieder -in berlin- von szeneinternen auseinandersetzungen überschattet, die größtenteils die eigenlich zu diskutierenden punkte hinter irgendwelchen streitigkeiten verbergen. und dann, am ersten mai direkt, sind diese auseinandersetzungen eh' egal, weil sich eine wut gegen die polizei und andere symbole des systems entlädt, die zwar teilweise nachzuvollziehen -teilweise antisemitisch koodiert- ist, aber die diskussionen innerhalb der radiaklen linken überhaupt nicht beachtet.

- bündnisstreffen. zumindest in der form, wie zur zeit staatfinden sind bündnisstreffen einzig rituale. dort wird zwar eine anzahl von gruppen zusammengebracht, welche sich dann um ein projekt kümmern sollen, aber praktisch wird solch ein treffen immer zum machtspielchen zwischen einzelnen gruppenvertreter.innen.*. das ist unnötig und unsinnig. solange es nicht eine größere anzahl von kontinuierlich arbeitenden gruppen in der radikalen linken gibt, die auch direkt sagen was sie sind und wollen, sind bündnisse ein unnötiger teil politischer arbeit. wir setzen da eher auf direkte kontakte zu den jeweiligen gruppen.

- publikationen. ein großteil der linken publikationen, ob interim, ob jugend-antifa-infos, hält sich nicht durch einen konsequent durchgehaltenen anspruch oder durch ein von vielen getragenen anspruch, sondern durch die tradition, dass diese medien schon seit langen so exitieren oder halt zu größeren aktionen dazugehören, am leben. das ist für uns kein grund, uns an ihnen weiter zu beteiligen. das haben wir lange genug getan.

- diskussionen. ein großteil der in der radiaklen linken diskussionen genannten schlagabtäusche sind nichts weiter als das ausleben persönlicher konflikte. das wäre diskutabel, wenn diese auch als persönliche schlagabtäusche geführt würden72. so aber werden sie überdeckt durch angebliche politische ziele. das ist abzulehnen, da so eine atmosphäre geschaffen wurde, wo weder öffentlich, noch ungestört auf persönlicher ebene politische themen und vor allem theorien verhandelt werden können.

- demonstrationen allgemein. sicher sind demonstrationen notwendig, um zu zeigen, dass es menschen gibt, welche sich im dissens mit der gesellschaft oder bestimmten problemen befinden. allerdings sind das nicht die demonstrationen, welche wir in den letzten jahren besucht haben, zumindest wenige davon. die themen gehen immer unter. die redebeiträge werden weder verständlich gehalten, selten für die situation gerecht geschreiben, noch irgendwie später zugänglich gemacht. die parolen sind immer die gleichen, das heißt sie passen sich der situation nie an und verbleiben allgemein. für uns waren demos vor allem ein ort, um leute zu treffen, spaß zu haben und dinge abzusprechen. manchmal auch, um wut heraus zu schreien. das heißt aber nicht, dass wir demnächst wieder eine demonstration organisieren oder sie aktiv unterstützen werden. so, wie sie sich eingespielt haben, sind sie sinnlos.

 

[IX.] an kämpfen für freiräume werden wir nicht mehr teilnehmen, zumindest nicht solange vorhandene nicht genutzt werden. punktum.

 

[X.] theorie. das ist das feld, auf welches wir uns in der nächsten zeit stürzen wollen. wir haben noch keine neuen ansätze, wie; aber wir wissen, dass es uns auch darum gehen wird, theorie zu vermitteln oder zumindest ansätze um selber theoretisch zu arbeiten. wichtig zu erwähnen scheinen uns zumindest einige anmerkungen, die eine unaufgeregteren umgang mit theorie in der radikalen linken bedingen könnten:

- es sollte klar sein, dass theorie nie heißt, alles zu wissen. das kann auch nicht das ziel sein. nur wer sich auf erkenntnisse einläßt kann theoretisch arbeiten. festgesetzte grenzen oder gar "ganz klar ersichtliche" schlüsse aus der anschauung der welt, die für alle und immer gelten, kann es nicht geben. deshalb ist es immer wahrscheinlich, dass einer.m.* theorie, konsequent erarbeitet, den boden unter den füßen wegzieht und lange geglaubtes sich als falsch herausstellt. das ist gut so; nur sollte es angenommen werden und nicht verdrängt.

- theorie, soll sie radikal sein, muß immer zum radikalsten punkt hin gedacht werden. wenn also wer in der szene ansätze äußert und jemand anders diese ansätze einfach radikal weiterführt und sie dadurch antisemitisch, antiemanzipatorisch und so weiter werden, dann ist das nur richtig. nicht wer theorie in die welt setzt bestimmt über sie, sondern wer sie rezipiert. und mag es auch sein, dass ich mit "schlagt die kapitalisten, dann wird die welt besser" eigentlich nur meine, dass sie es verdient hätten geschlagen zu werden und weiß genau, dass in der welt etwas anderes wirkt, als nur ein paar böse menschen die sich zusammen tun73; so kann ich doch gar nichts dagegen tun, wenn irgendwelche menschen das als "wenn die kapitalisten weg sind, ist alles gut, weil die sind die bösen"74 interpretieren. das heißt, das mit meinen aussagen oder meiner theorie etwas nicht stimmt, wenn sie radikalisiert dem entgegensteht, was ich wollte, dass sie vielleicht auch zu ungenau oder nicht richtig abgesichert ist. das heißt aber nicht, dass der.*.die gegenüber.* spinnt. wenn ich, um dieses beispiel zu erwähnen, tatsächlich "die liebe" als das setze, "was diese welt noch lebenswert macht", also als den punkt, welcher trotz dem system, welches die gesellschaft -und uns- konstituiert, uneingeschränkt poisitiv zu betrachten und anzustreben ist; dann darf ich mich auch nicht wundern, wenn andere menschen mit der gleichen argumentation von linker politik absehen und sich nur noch auf "die liebe" -was meist zweisamkeit bedeutet- konzentrieren, obwohl ich es eigentlich als zusatz zum politischen leben meinte.

- gerade bei theorie hat frau.man.* nie recht. über einen allgemeinen richtigkeits-anspruch kann kein mensch verfügen, auch wenn *.ihr.ihm nicht einfällt, was denn falsch oder problematisch an den eigenen aussagen wäre. darauf sollte frau.man.* sich einlassen.

 

[XI.] um es nocheinmal klar zu sagen: wir haben kein interesse mehr daran, mit verpeilten leuten zusammen zu arbeiten. sie mögen ganz nett sein und zum teil zu unserem freundeskreis gehören, aber wir finden nicht, dass wir uns darauf einlassen müssen, dass absprachen einfach so ins wasser fallen. was wir wollen, ist kontinuität.

 

[XII.] diesem text muß ein weiterer folgen, der auf die onotologischen bedingen der szene und ihrer akteure eingeht. dies ist notwendig, um zu wissen, ob aus ihr heraus überhaupt unsere ansprüche durchgesetzt werden können.

linke, die links sind, weil sie mal ein schlechtes erlebniss mit der polizei hatten oder linke, die links sind, weil sie sich so fühlen, mögen vielleicht einmal linke werden, die auch wissen, warum sie links sind, aber bis dato sind sie unser erachtens nicht in der lage politik zu entwickeln und zu tragen, welche die heutige gesellschaft verändern wird. sie werden, wenn sie sich nicht entwickeln, in der rolle der jugendrevolte verbleiben, die sie jetzt darstellen. und wenn eine genotypische anaylse der szene aufzeigen sollte, dass sie jugendrevolte bleibt, weil sie nur so konstituiert ist, sind daraus harte, aber jetzt schon voraussehbare schlüsse zu ziehen, die entweder auf die regierungsbank oder aber zu einer vollständigen veränderung der welt -einschließlich der welt der linken- führen müssen.

 

[XIII.] schließlich bleibt darauf hinzuweisen, dass eine linke, welche sich nicht klar ist, was sie will, welche von revolution oder veränderung nicht mehr spricht, weil ihr diese perspektive abhanden gekommen ist, auch die welt nicht wird verändern können.

es bleibt also nötig, neben der radikalen theorie auch wieder das formulieren von utopien zu forcieren, so dumm sie vielleicht klingen werden. aber linke ohne traum werden wirkungslose bekämpfer.innen.* der widerrigkeiten des systems bleiben, ohne aber das sich die vorraussetzungen des systems ändern oder das sie den menschen erzählen können wird, warum sich überhaupt etwas grundsätzlich ändern wird.

 

[anmerkung] einen einwand gegen uns, der wahrlich schon in der luft liegt, wollen wir schon von vornherein abschmettern: wir sind nicht irgendwelche leute, die sich einen spass daraus machen, die szene zu kritisieren und selber aber nichts tun, am rand sitzen und rummeckern. wir haben seit jahren in dieser szene mitgearbietet, einmalige und längerfristige projekte gestartet, nächtelang hinter tresen gestanden, demos organisiert, solipartys veranstaltet, diskutiert, texte geschrieben, uns erkältet und auch mal früh sonntags um acht getroffen, wegen wichtigen plenas, wir haben bündnisse mitgemacht und das wachsen und zerbrechen von gruppen miterlebt. wir finden auch nicht alle und alles in der szene schlecht; nur weil wir uns der szene noch verbunden fühlen -wegen unseren sozialen kontakten und weil dort ein teil unseres lebens mit drinsteckt- haben wir uns überhaupt diese arbeit hier gemacht. das soll nichts entschuldigen, es soll nur das in der luft liegende, regelmäßig angewandte totschlagargument gleich am anfang ad absurdum führen.

 

wüßten wir nicht, wie es in der szene abläuft, würden wir uns jetzt eine ergiebige diskussion wünschen. das hoffen wir nur noch dumpf, erwarten aber anderes. einzig, dass sich vielleicht einzelpersonen mit diesem text auseinandersetzen würden wir vorraussetzen. aber das wäre der einzige anfang, den wir uns -von unseren erfahrungen ausgehend- noch realistisch vorstellen können.

 

a radical theory.einheit [art.e]

vehlen (landkreis schaumburg), 3-8. märz 2002

 

fußnoten

 

1. wir beschäftigen uns in diesem text nicht etwa mit der szene, weil wir in ihr den "revolutionären teil der gesellschaft" sehen, sondern weil wir -trotz aller kritik- uns immer noch potentiell in ihr am meisten bewegen. auf die diskussion, wie diese szene nur vollkommen konkret abzugrenzen ist, haben wir uns der einfachheit halber nicht eingelassen. dies ließe sich nachholen.

 

2. wir wollen hier gar nicht die debatte um gender- oder [taktische und nicht-taktische] identitätspolitik wiederholen. für uns ist sie in dem punkt klar, dass geschlechter keine gegebenen fakten, sondern konstrukte sind. was das bedeutet, wie das funktioniert und wie das politisch genutzt werden kann, darüber herrscht auch bei uns keine einigkeit. allerdings wollen wir uns -ob dieser erkenntniss- nicht darauf beschränken in zwei geschlechtern zu denken. wir setzten für [noch] nicht bildbare, anders- oder nicht-geschlechtliche wortbildungen ein *. wir würden dafür die vorläufige aussprache "leerstelle" vorschlagen.

 

3. gerade diese [www.linkeseite.de, www.nadir.org, www.squat.net, www.free.de und andere] werden ja, trotz ihrer zum teil immensen möglichkeiten, kaum mit aufmerksamkeit bedacht.

 

4. obwohl das beispielsweise bei www.nadir.org/dataspace oder in den zahlreichen archiven wirklich einfach möglich wäre.

 

5. ausgeschrieben natürlich "solidaritätspartys". aber die unreflektierte kindhaftigkeit der szene drückt sich auch dadurch aus, dass sie versucht nahezu alles mit einem niedlichen -y oder -ie abzukürzen. aus diesem fakt werden wahrscheinlich noch schlüsse zu ziehen sein.

 

6. wobei wir hier einen sozialen zusammenhang meinen, der sich als gruppe etabliert, und nicht einfach nur das weitertragen eines eingeführten gruppennamens, wie es von zeit zu zeit vorkommt. in so einem fall ist natürlich jeder neue soziale zusammenhang als eine neue gruppe zu verstehen.

 

7. wir gehen im kapitel "blinde flecken. theorie und theorielosigkeit" auf diese unzulänglichkeiten linksradikaler politik ein.

 

8. zumindest dachten wir das, als wir diesen text schrieben. wir wurden eines besseren belehrt. schönen dank nach reinickendorf [berlin].

 

9. wobei es richtig heißen muß: innerhalb der berliner, der deutschsprachigen, aber auch großen teilen der europäischen radikalen linken. über andere linksradikale wissen wir nichts zu sagen.

 

10. zum beispiel die initiative gegen das chipkartensystem [berlin], wobei gerade hier die grenze zwischen "kontinuierlicher gruppe" und "fester struktur" nicht klar ist. sie ist halt nur eine orientierungshilfe und kein diktat.

 

11. wobei wir hier sehr platt "sein" als die gesamtheit aller identitären zuschreibungen und ausformungen eines menschen, inklusive seiner.ihrer.* wie auch immer ausgeprägten moral- und entscheidungsinstanzen verstehen wollen. wir sind uns im klaren, dass so "das sein" weder im gesamten philosophischen diskurs verwendet, noch für jedwede politische theorie praktikabel ist.

 

12. diese theoretische unbedarftheit äußert sich übriges radikal in den streitigkeiten innerhalb solcher gruppen, in denen es vordergründig um wichtige politische oder zweckmäßige fragen geht, praktisch aber -unausgesprochen- um persönliche differenzen und den sozialen status innerhalb dieser gruppe. dies führt oft zu inhaltlich falschen oder reaktionären texten hin, einfach weil es bei den streitigkeiten nicht um reflektiertes oder abwegendes verhandeln von standpunkten und theorien, verhaltensweisen und ansätzen geht, sondern darum seine.ihre.* eigene identität, sein.ihr.* sein zu verteidigen und die identität, das sein der.des.* anderen zu vernichten oder zumindest zu erschüttern. was nicht heißen soll, dass alle gruppen- und szeneinternen streitigkeiten auf persönliche konflikte zurückzuführen seien. wer so argumentierte täte das unserer meinung nach eher, um selber nicht auf das problem zu stoßen, politisch hinterfragt zu werden; als darum konflikte und streitigkeiten zu verstehen, auszudiskutieren, auszuhalten und notfalls politische und persönliche konsequenzen ziehen zu müssen.

 

13. der witz an diesen sätzen ist natürlich, dass jede politik symbolisch ist. mehr dazu in einem anderen text. die frage ist eher, ob diese politik auf eine kontinuierliche praxis hinzielt, welche in die gesellschaft und deren diskurse hineinwirken will, oder ob sie nur einen politischen willen virtuell ausdrückt, weil es eigentlich um anderes -weiter oben beschriebenes- geht.

 

14. in berlin vor allem in den außenbezirken und den vorstädten.

 

15. wie es die berlin gruppe akzentuiert reflexive dornenhecken/linksradikaler freundeskreis [ard/LXFK] -allerdings ohne daraus folgerungen zu ziehen- getan hat.

 

16. sojawürstchen.

 

17. das es nicht gibt.

 

18. auch so ein strukturelles problem der radikalen linken, das sie auf andere teile der gesellschaft, gerade auch auf andere unterdrückte -zum beispiel migrant.inn.en.*- nicht wirkt oder diese auch nur zu einer eigenständigen emanzipatorischen politik anregen kann. auch wenn es einige, wenige ausnahmen gibt.

 

19. wobei es problematisch ist von theorien zu sprechen. theorie ist eine wissenschaftliche nachprüfbare sammlung von thesen, fakten und schlussfolgerungen, mit denen sich kritisch auseinandergesetzt werden kann. verschwörungstheorien sind reine hirngespinnste, die weder wissenschaftlich erarbeitet wurden -auch wenn sie mit [oft gefälschten oder aus dem zusammenhang gerissenen] zitaten daherkommen-, noch ein anderes ziel haben, als sich selbst zu beweisen.

 

20. sie sind fraglos genauso handlungsfähige individuen wie wir selbst.

 

21. "Anarchosyndikalismus: Als Verbindung syndikalistischer (Klassen-)Kampfmöglichkeiten mit anarchistischen Traditionen [zu verstehen]. Syndikalismus ist ein Form gewerkschaftlicher Organisation, die auf kleinste (Betriebs- und Orts)Gruppen in freier Assoziation setzt, FunktionärInnen und Zusammenarbeit mit Betriebsleitungen ablehnt. Ziel ist sowohl die Verbindung gewerkschaftlicher, allgemein politischer, sozialer und kultureller Kämpfe, als auch die Übernahme der Produktionsmittel. ..." aus: thesenpapier zur einführung in die theorie und praxis der anarchie, veranstaltung der fau-iaa [siehe anmerkung 22] und der ard [siehe anmerkung 15], ende 2001.

 

22. freie arbeiterinnen- und arbeiterunion-internationale arbeiterInnenassoziation [fau-iaa], syndikalistische initiative [si, berlin], teilweise: anarchistische schulkinder [aschuki, berlin].

 

23. zum beispiel: sozialistische alternative voran [sav, sektion des "committee for a workers' international"], linksruck [sektion der "international socialist tendency"], gruppe arbeitermacht [sektion der "league for a revolutionary communist international"], revolutionär sozialistischer bund [rsb, sektion der "vierten internationale" (einer der vielen)], spartakist arbeiterpartei deutschland [spad, sektion der "international communist league/fourth internationalist"].

 

24. gibt es zum glück -in berlin- recht selten, es sei den in -von der szene wirklich getrennt existierenden- exilparteien. ansonsten: verlag neue einheit [dortmund/berlin], kommunistische partei deutschlands/marxisten-leninisten [kpd-ml, gibt es offenbar mehere von], deutsche kommunistische partei [dkp, umstritten ob leninistisch, stalinistisch oder wie auch sonst].

 

25. zum beispiel: marxistisch-leninistische partei deutschlands [mlpd], revolutionäre kommunisten [rk, sektion des "revolutionary international movement"].

 

26. zum beispiel: anti-kriegs-bündnisse [linksruck], anti-nazi-komittees [ank's, linksruck], jugend gegen rassismus in europa [jre/yre, sav].

 

27. was nicht heißen soll, dass nicht auch menschen, die nicht jugendlich definiert werden auf der suche nach politischer praxis sein können. aber dank der struktur der szene, der normativ verwendeten bilder der jungen aktivistinn.en.* und so weiter ist es leider der.die.* jugendliche, welche.r.* gesucht wird und selber oft sucht. für andere menschen ist oft noch nicht mal ein platz angedacht. ageismus, also diskriminierung aufgrund des alters (das soll jetzt keine witz sein) ist wirklich ein problem der szene.

 

28. es ist beachtenswert, das kaum jemand wirklich lange in diesen gruppen bleibt.

 

29. wobei uns klar ist, dass unterdrückungsverhältnisse nie alleine stehen, sondern -wie hier verwendet- rationalisierungen zum begreifen und zum vergleich von unterdrückung darstellen. es ist überhaupt nicht möglich bei einer realistischen analyse einzelne unterdrückungsverhältnisse voneinander zu trennen. wir beziehen uns da auf eigene -an foucault angelehnte- ansätze von machtmatrizen. die idee unterdrückung unterschiedlich verstehen zu wollen -als würde beispielsweise rassismus gänzlich anders als sexismus funktionieren, was wieder gänzlich anders funktionieren würde als homophobie...-, sie gar zu addieren oder zu subtrahieren, halten wir für absurde spielchen um seine.ihre.* eigene identitätbildung und deren bedingungen zu verdrängen, ohne real etwas gegen diese unterdrückung zu tun.

 

30. hier kein *, weil wir uns nicht so recht klar sind, wie das mit den bezeichnungen "homosexuell/heterosexuell/bisexuell" geschieht, wenn wir ein oder mehere [neue] geschlechter einführen oder gar geschlechtslos denken.

 

31. das würde zu der absurden situation führen, freiräume für unterdrückte identitätlose wesen zu schaffen, die sich dann aber in diesen räumen -weil sie sich auch dort zu anderen menschen und zur welt verhalten müssen- wieder neue identitäten zulegen würden.

 

32. das ist natürlich sehr flach. macht oder machtgefüge [machtmatrix] sind keine festen, quasi-materiellen bedingungen, die einmal aufgestellt stehen, bis sie verändert oder umgestoßen werden, sondern jeweils momenthafte ausprägungen, welche ständig neu konstituiert und angenommen werden müssen, um wirken zu können. dabei hilft polizeigewalt genauso, wie symbolische politik.

 

33. es mag gruppen geben, die diesen -unseren- anspruch einlösen. wir kennen sie nicht.

 

34. auch wenn diese oft aus quasi-identitären gruppen heraus betrieben wird, wenn nur männer und/oder nur weiße politische kleingruppen bilden. das ist dann bedenklich und kritisierbar, aber zumindest nicht der anspruch.

 

35. revolution.

 

36. wirklich schöne.

 

37. das lässt sich ungefähr so vorstellen: es ist jeder.m.* gestattet links zu sein, solange sie.*.er sich im kern noch an die von mir [fiktives ich] vorgegeben muster hält und einordnen läßt. ein mensch mit iro ist immer noch ein mann. ein schwarzer skin ist immer noch ein skin oder auch ein schwarzer, je nachdem, wie es mir gerade passt. ein mädchen mit fight-sexism aufnähern ist immer noch ein mädchen. ansonsten wäre nämlich meine identitätsbildung, welche ja auch im spiegel zu dem, wie ich andere sehe und sie sich mir gegenüber verhalten, stattfindet gefährdet.

 

38. auch wir sind nicht anders. wie auch, wir kommen ja nicht aus dem luftleeren raum. die probleme ergeben sich aber nicht daraus, dass frau.*.man es ist, sondern das man.frau.* behauptet es nicht zu sein; sondern anders, ohne wirklich anders zu sein. bei den meisten radikalen linken läuft politik auf ein hobby hinaus. *.man.frau könnte auch im skatverein sein -einzig das die radikale linke menschen direkt hilft trennt sie von normalen verein. wobei auch das nicht unbedingt stimmt, kann frau.*.man solidarische hilfe doch auch dort oft finden.

 

39. gerade solche extremsituationen sind es ja, welche die gewaltförmigkeit von sozialen beziehungen aufzeigen.

 

40. in "das andere Geschlecht" [beauvoir, simone de.; das andere geschlecht. sitte und sexus der frau - reinbek bei hamburg : rowohlt-taschenbuch-verlag, 2000, neuausg.] allerdings ohne es von positiver oder einfacher freiheit abzutrennen oder zu definieren.

 

41. und schon gar nicht irgendein -sozialpädagogisches- konzept anbieten.

 

42. zumindest in berlin.

 

43. natürlich könnte es daran liegen, dass freiräume ausfüllen kontinuierliche arbeit erfordert, während freiräume schaffen eher was spontanes darstellt.

 

44. ausnahmen sind oft gerade die "tagesaktuellen" -ergo nicht wirklich utopischen- forderungen wie "freiheit für x", "chipkarten abschaffen" und so weiter.

 

45. was nicht unbedingt daran liegt, dass so viel wie mögliche möglichkeiten für die zukunft offen gehalten werden sollen, sondern daran, dass der willen kontinuierlich und konkret zu arbeiten so gut wie nicht -und schon gar nicht über einen längeren zeitraum- vorhanden ist.

 

46. im abschnitt "spontane und autonome gruppen".

 

47. was, wie wir oben schon ausführten, notwendig und richtig ist, ob nun "freiräume unterdrückter", ob der einkauf mit flüchtlingschipkarten oder dem militanten entgegentreten bei naziaufmärschen und öffentlichen gelöbnissen, was aber nicht emanzipatorisch ist.

 

48. platt gesagt. natürlich hat sie nicht irgendwer gemacht, sondern sie haben sich mit der gesellschaft ausgeprägt und verändert.

 

49. onotologie heißt "seinforschung", schlecht übersetzt -aber so hier gebraucht- auch "werdung". es soll so von uns die gesamtheit der prozesse und bedingungen gefasst und benannt werden, welche das faktische "da-sein" der moral bedingt haben. aber das klingt -vor allem als adjektiv "werdung-bedingend" oder so- echt bescheuert.

 

50. wir meinen mit diskussion tiefergründigen gedankenaustausch als das posten von kurzen statements bei indymedia oder das nicht-lesen von interim-texten.

 

51. das heißt nicht, das nicht einzelne gruppen oder personen radikale theorie betreiben. das heißt, dass auch diese theorie schön platt -wenn überhaupt- von denen rezipiert wird, welche sie in praktische politik übersetzen wollen.

 

52. das ganze muß nicht mehr durchdacht werden, schließlich haben wir die.den.* böse.n.* schon lokalisiert.

 

53. vielleicht auch ambivalent, aber eigentlich gut und nur wegen dem bösen, das eine.n.* verführt, nicht vollständig gut. gruß an die "ring der welten" und fantasie-fans.

 

54. das ist natürlich nur eine kurze skizze des antisemistischen denkens. noch lange kein erklärungsansatz. wir haben auch gar nicht vor, einen zu liefern, einfach weil wir in dieser szene genötigt wären uns dann entweder auf die seite der "antideutschen" zu stellen oder aber dagegen, wo aber nur antisemitinn.en.* stehen, denen -gänzlich undifferenziert- "auf's maul" gehört. einen ort, an welchem sowohl eine kritik der antideutschen, als auch des antisemitismus formuliert werden kann, ist in der szene zur zeit nicht vorgesehen.

 

55. nicht nur in deutschland, aber berlin, mit dessen radikaler linker wir uns vor allem beschäftigen, ist nun mal die hauptstadt von deutschland.

 

56. was dann nur die suche nach neuen bösen, welche zu smashen sind, nach sich zieht.

 

57. dank indymedia lässt sich da ein schöner überblick tag für tag erhaschen.

 

58. ohne seine in der "Philosophischen Terminologie" [lippe, wolfgang zur (hg.).; theodor w. adorno, philosophische terminologie. zur einführung.(2 bände) - frankfurt am main: suhrkamp-taschenbuch-verlag, 1998] ausgesprochenen warnung vor dem unkritischen annehmen philosphischer terminologie mitzudenken.

 

59.  zumal *.man.frau sich auch gut darstellen könnte, würde sie.er.* etwas tun, pünktlich sein und verbindliche zusagen machen und halten. das wäre auch eine identität, die sich mit dem anspruch "links zu sein" vertragen könnte.

 

60. wobei das auf den ersten blick moralisch klingt, obwohl wir doch selber moralischen aussagen kritisch gegenüber stehen. dabei ist diese aussage einfach das erbniss der überlegung, dass solange es ausbeutung [was auch ein relativer begriff ist] gibt, es natürlich die verständliche möglichkeit gibt, dass sich die ausgebeuteten dagegen wehren und/oder selber zu den ausbeuter.innen.* gehören wollen.

 

61. im rahmen der antifaschistischen aktionswoche des a3 [antifaschistisches aktionsbündniss 3; 3 für den großbezirk 3, berlin], genauer im jugend-info-café der ard/LXFK [siehe anmerkung 15].

 

62. zum beispiel: einigkeit und recht und freiheit. was soll das heißen? was heißt das konkret umgesetzt? wie kann das auch verstanden werden? wo sind die differenzen zwischen den formulieren ansprüchen und der realität? ein sicht von innen sozusagen.

 

63. zum beispiel: was heißt den einigkeit und recht und freiheit für das system? wie wird damit -eventuell- das system gefestigt oder die realität des systems überdeckt. eine sicht von außen quasi.

 

64. zum beispiel: was heißt den einigkeit und recht und freiheit für mich? welche stellung nehme ich dazu, aufgrund meiner stellung in diesem system, ein? was ist dabei selbstständige wahl, was normatives angebot, das ich angenommen oder nicht angenommen habe, was ist zugewiesen? und was bleibt von diesem punkt aus noch zu einem system zu sagen, welches einigkeit und recht und freiheit sagt und gleichzeitig nicht einlöst oder einlösen kann? eine sicht von außen auf mich in diesem system also. das haben wir in diesem text nicht geleistet, wohl aber gruppenintern versucht.

 

65. im zweiten absatz dieses abschnittes.

 

66. wobei hier ganz klar szene auch heißt, unterschiedlich orte um sich aufzuhalten oder partys zu feiern.

 

67. was selbstverständlich nicht völlig möglich sein wird.

 

68. wobei wir uns auch hier klar sind, dass zum beispiel die radikale veränderung der ökonomischen verhältnisse dazu führen würde die sozialen beziehungen zu verändern. aber solange diese trotz radikaler ökonomischer veränderungen nicht reflektiert werden, bleiben sie natürlich ontologisch auf die gleichen machtverhältnisse gerichtet, aus denen sie stammen, schon weil die normativen bilder und erzählungen von beziehungen erstmal gleich bleiben.

 

69. wir schließen uns da der, so und so ähnlich schon oft geäußerten, analyse der situation der revolutionären zellen (rz) an -und behaupten, dass sie für die heutige linke szene noch viel mehr gilt-, welche in der einlassung rudolph schindlers im sogenannten rz-prozess am achtzehnten januar zweitausendzwei noch einmal zusammengefasst wurde, an: "Die Verankerung [der rz] in einem sozialrevolutionären Milieu war [im jahr nenuzehnhundertachtundachtzig] seit langem nicht mehr gegeben, weil dieses Milieu zusehends ausgetrocknet war, und von einer kulturrevolutionären Bewegung konnte im Grund schon seit Mitte der siebziger Jahre nicht mehr die Rede sein. Wir waren der Meinung, man könne nicht gut als Zuspitzung einer gesellschaftlichen Bewegung agieren, die ihre Substanz verloren hatte und seit langem nicht mehr virulent war."

siehe: http://www.jungle-world.com/_2002/11/sub02a.htm oder auch: http://www.freilassung.de/erkl/rudi.htm, bzw. interim vom vierundzwanzigsten januar zweitausendzwei.

 

70. abgesehen davon, dass an den hippies/yippies orientierte positionen sich oft genug in mystik und antiemanzipatorischen irrationalismus [emanzipatorischer irrationalismus würde die rationalen denkstrukturen als systembedingt und erhaltend angreifen und auswege daraus suchen. einige feministische ansätze, zum beispiel in der wissenschaftskritik tun das.] verflüchtigen.

 

71. bei der fau-iaa seit jahrzehnten.

 

72. das heißt auf keinen fall, dass alle diskussionen schlagabtäusche wären. aber da sie in dieser szene staatfinden, entwickeln sich auch ernstgemeinte und wichtige debatten zu machtspielchen.

 

73. wir haben unsere sicht auf die welt weiter oben schon skizziert.

 

74. was, wie wir hoffentlich nachvollziehbar aufgezeigt haben, antisemitische denkmuster sind.