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Wegen dieses Flugblattes wurden drei arabische Frauen, alle 18 Jahre alt, vom Jugendrichter auf Wunsch des für politische Delkte zuständigen Staatsanwalts wegen Verunglimpfung des Staates vorgeladen und sollten ermahnt werden. Sie lehnten die Ermahnung ab. Das Verfahren wurde eingestellt. Siehe auch die Presseartikel dazu..

Ihr zerstört uns unsere Träume

Wir sind total geschockt. Erst machen sie bei uns eine Hausdurchsuchung, ob wir irgendwo bei uns Papiere aufbewahren, die beweisen sollen, daß wir Türken sind. Morgens um 6. Dann schicken sie uns einen Brief, daß wir am 15. Mai ausreisen sollen . War ein Irrtum, die Ausreise soll nun erst im Juni stattfinden.

Könnt Ihr Euch vorstellen, was das bedeutet?. Wenn man sich in Deutschland zu Hause fühlt und mit so etwas nicht gerechnet hat. Ich bin 18 und meine Freundinnen auch. Wir leben hier seitdem wir 5 Jahre alt sind, seit 13 Jahren, und dachten: wir werden uns hier ein Leben aufbauen. Jetzt sollen wir abgeschoben werden . In die Türkei. Wir kennen das Land nicht, können die Sprache nicht. Das ist Wahnsinn. Wir sprechen Arabisch und Deutsch. Wir werden hierbleiben, egal was sie anstellen.

Allmählich lernen wir, was in Deutschland wirklich passiert. Das werden wir in unserem Leben niemals vergessen. Aber wir werden kämpfen bis zur letzten Minute, weil uns nichts anderes übrig bleibt.

Wir leben hier und wollen hier weiter leben. Wir wollen leben, wie jeder andere Mensch auch. Wir wollen verschiedene Berufe erlernen. Eine Lehre läßt man uns nicht machen, weil das Arbeit wäre und wir keine Arbeitserlaubnis haben, obwohl wir hier seit 13 Jahren sind. Meint Ihr, wir könnten unsere Träume in der Türkei verwirklichen, wo wir die Schule nicht bezahlen können und die Sprache nicht können?

Sollen wir in unseren 20 Kg Reisegepäck, die man uns erlaubt, etwas zu essen mitnehmen, damit wir nicht hungern müssen? Was passiert mit unseren Sachen, die wir nicht mitnehmen können? Nuri sagt, wenn er in die Türkei kommt muss er sofort in die Armee und als einer, der kein Türkisch kann, wird er dort die ganze Zeit verprügelt und ist der letzte Dreck für die anderen. Hier könnten unsere Väter einen Gemüseladen eröffnen, dort haben sie nichts. Einige von uns haben eine Lehrstelle oder einen Job und verdienen und haben ein Auto. Das wäre alles weg.

Nein, jetzt lernen wir, was Rassismus in Deutschland ist. Jetzt verstehen wir, was in Hitlerdeutschland los war. Jetzt lernen wir deutsche Geschichte und wissen, wie deutsche Politiker über Ausländer denken. Sie stören und sollen weg. Unsere Freund sagen uns, da machen sie weil die NPD sonst die Wählerstimmen bekommt. Sie wollen selbst die Wählerstimmen der Rassisten in Deutschland haben. Na, viel Erfolg wünschen wir den Nazis bei der CDU. Aber wir lassen uns nicht abschieben.


Wir hoffen, ihr laßt uns nicht im Stich.

Alle zusammen sind wir stärker.

Kämpft mit uns gegen die Abschiebungen!

Feiruz Chaabo, Sana Miri, Sabah Sado, unterstützt von Freundinnen und Freunden

(Auf der Rückseite befindet sich der Demonstrationsaufruf der Gesamtschülerinnenvertretung für den Aktionstag im Juni in Bremen.)
 
 
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