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MXKS: Bürgerbewegung gegen Sozialabbau am Beispiel - DKP -
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Peter Heilbronn |
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Bürgerbewegung gegen Sozialabbau am Beispiel - DKP -
( original )
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1. Kritik an Bürgerbewegung gegen Sozialabbau am Beispiel - DKP -
1.1. Widersprüche benennen
1.2. Die Alternative
1.3. Arbeitsplätze und Einkommen sichern
1.4. armutssichere Sozialsysteme
1.5. öffentliche Dienstleistungen statt privater Profite
1.6. demokratische Kontrolle und Einschränkung der Macht der Konzerne
2. Fazit
2.1. Zusammenfassend
2.2. Konstatierung
1. Kritik an Bürgerbewegung gegen Sozialabbau am Beispiel - DKP -
Neulich las ich mal wieder die junge Welt und war interessiert von einem Artikel
überschrieben mit 'Agenda 2010 - eine Alternative ist möglich'. Dabei handelte
es sich um einer Erklärung des DKP-Parteivorstandes. Das schien mir mal was
anderes und machte neugierig, könnte das doch mal meine gut gepflegten
Vorurteile auflösen. In Folge versuche ich auf das Wesentlichste beschränkt eine
Kritik entlang von Zitaten zu leisten.
1.1. Widersprüche benennen
Was die Benennung zumindest der aktuellen Widersprüche betrifft, so geschieht das
meiner Meinung nach in durchaus eindeutiger und populärer Weise.
"
Tatsache ist: Seit den achziger Jahren reißt die Kluft zwischen oben und unten
immer weiter auf: immer mehr Geld für wenige - und weniger Geld für immer mehr.
Also mehr Millionäre - und mehr Arbeitslose.
"
"
Die soziale Sicherung ist nicht an seine Finanzierungsgrenze gekommen, weil die
Versicherten den Sozialstaat ausgebeutet haben, sondern ganz im Gegenteil, weil
sie die Verlierer des Verteilungskampfes zwischen Kapital und Arbeit
sind.
"
Soweit, so gut.
"
Während eine Entlassungswelle die andere jagt, werden die Gewinne nahezu
steuerfrei einkassiert.
"
"
Fast zwei Drittel des Gesamtsteueraufkommens wird aus Lohnsteuer und
Umsatzsteuer bestritten.
"
Wen sollte das wundern, das ist ja völlig klar. Aber nun beginnt die Sache
langsam eine Schräglage zu bekommen.
"
Die Konzerne und Banken sind mit ihren Ansprüchen an Staat und Gesellschaft zu
einer untragbaren Belastung aller anderen produktiven Kräfte der
Gesellschaft geworden. [Herv. von mir]
"
Schon hier zeichnet sich ein weitestgehendes Unverständnis des Kapitalverhältnis
und der Rolle des Staates ab, die auch an vielen anderen Stellen und
Veröffentlichungen zu sehen ist. Die 'Belastung' ist fürwahr 'untragbar'. Aber
das das Kapital 'Ansprüchen an Staat' hat, liegt daran, das der Saat als
Instrument des Kapitals, dessen nationales Gesamtinteresse vertritt. Dies sind
also weniger Ansprüche, vielmehr ganz normale Funktionen des Staates, die
Verwertungsbedingungen des nationalen Kapitals als Ganzem zu sichern und bestmöglich zu
gestalten. Der Anspruch an die 'Gesellschaft' ist der, in Ruhe produzieren zu
können, insbesondere möglichst geringe Löhne und andere Kosten, sowie
möglichst geringer Abgaben vom Profitmasse an den Staat, genannt Steuern. Auf die Unterschiede
der Bedürfnisse je nach Branche und Kapitalmasse, Im- oder Exportvolumen muss
hier nicht eingegangen werde.
Es wird sugerriert, das diese Ansprüche in der Höhe unlauter wären und der Staat
dies anders gestalten müsste. Alleine dies ist eine völlige Verkennung der
funktionalen Zusammenhänge. Es ist Reproduktion der bürgerlichen Fiktion eines
an Gemeinwohl orientierten und für alle gleichen bürgerlichen Staates.
"
Da hilft nur eines: Klassenkampf zur Verteidigung des Sozialstaates und zur
Einschränkung der Macht des Großkapitals.
"
Wenigstens wird hier der Begriff des Klassenkampfes wachgehalten. Sicherlich ist
der Erhalt und Ausbau(!) des Sozialstaates auf Kosten des Profits, also des
Kapitals ein löbliches Ziel. Auf niemandes Kosten sonst könnte dies
geschehen. Aber eben solches ist in immer beschränkterem Maße möglich. Weiterhin
wird hier die Perspektive des Klassenkampfes auf Verteilungs- und Abwehrkampf
verkürzt und eine Auflösung nach vorne findet nicht statt. Natürlich ist klar,
das sie nicht zur Weltrevolution aufrufen wollen, aber ein bisschen Zukunft
sollte schon drinsein, wenn kommunistisch zumindest drauf steht.
1.2. Die Alternative
Im weiteren, besonders bei den "alternativen" Vorschlägen wird weiter offenbar,
das das Kapitalverhältnis, der Staat und seine Zusammenhänge nicht verstanden
werden. Vielmehr hängt man sich wie alle anderen an neokeynesianische
Vorstellungen und Staatsfixierung, anstatt eine nichtbürgerliche Perspektive
oder grundlegendere Kritik anzudeuten.
"
Wir fordern umfassendes staatliche und kommunale Investitionsprogramme zum Bau
von Wohnungen, für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, ... Der Bedarf ist
vorhanden. Vorhanden sind auch die finanziellen Mittel: Im Reichtum der Konzerne
und Banken, im Rüstungsetat ...
"
Was soll man dazu sagen, wenn man PDS-like 'Geld ist genug da', postuliert. Dann
hat man den grundlegenden Zusammenhang zwischen Geld und Kapital nicht
verstanden. Das nämlich Geld in Konsequenz immer Kapital ist. Dieses muss sich
verwerten, also Profit produzieren. Das ist zwar immer schon beruhend auf dem
Kreditsystem, Staatsverschuldung ist nichts anderes als Kreditgabe. Aber das hat
seine strukturelle Grenze, die hier in Kürze nicht darzustellen ist. Staatliche
Nachfragegenerierung funktioniert eben nicht auf lange Zeit, sondern führt
notwendig zum Zusammenbruch der verschuldeten Währung. Man kann eben nicht lange
Zinsen von Krediten (Kapital als Ware 'Kapital Bd.III') mit Krediten bezahlen.
Die gesetzmäßigen Krisen reduzieren solcherlei Zugriff auf zukünftige Profite auf
ihre Realmaß. Diese Krisen entpringen dem Kapitalverhältnis selbst, z.B. die zyklischen
Krisen als Überproduktionskrisen, nicht etwa zynisch als 'Käuferstreik'.
Über kurz oder lang.
Genauso blauäugig ist selbstverständlich genug 'Bedarf' da. Ich könnte mir mit
einem gesetzlich fixierten Mindesteinkommen auch ein gutes, wenn auch
beschränktes Leben vorstellen. Aber Bedarf in der Marktwirtschaft ist halt nur
bezahlter Bedarf und so nur die andere Seite der Kapitalproduktion zur
Realisierung des Profites. Alles andere ist irrelevant, sogar schädlich. Denn
wenn die Not die Arbeiter nicht mehr veranlaßt, ihre Ware Arbeitskraft verkaufen
zu müssen, sinkt der Profit, weil Löhne steigen. Und gerade das verheißt Harz
und Agenda 2010, siehe Abstandsgebot und Sozialhilfeniveau nebst
Nichtarbeitsstrafe und gerade dagegen müsste man argumentieren !
"
So könnten offentliche Beschäftigungsprogramme finanziert werden, ohne daß die
Staatsverschuldung weiter wächst.
"
Ja, genauso sieht eine Alternative aus, das man die Arbeitslosen nur endlich
wieder in Arbeit bringt. Gregor Gysi hat das mal sehr schön ausgedrückt, 'das
Ziel linker Politik ist die Schaffung von Arbeitsplätzen'. Was hat das mit
dem oben angesprochenen Klassenkampf zu tun ? Nun werden halt Arbeitsplätze nur
geschaffen, wenn sie profitabel sind, da kann man niemanden zu zwingen, ohne das
das betroffene Kapital nicht mehr dem Konkurrenzdruck standhalten kann und
Bankrott geht. Dazu später.
Die nun folgenden Vorschläge sind zwar insgesamt sympathisch, Besteuern der
Millionäre, 'Abrüstung jetzt', 'Vermögenssteurer', 'sofortige Einstellung der
Zinszahlungen aus den öffentlichen Haushalten an die Banken'. Aber sie zeugen
von dem Dilemma. Der Staat muß Zinsen zahlen, sonst bricht das
betroffene Kapital ein und wir verlieren noch mehr kostbare und zu schaffende
Arbeitsplätze. Auch der Zusammenhang zwischen Bankkapital und
Industriekapitalien (siehe Kapital Bd.III) scheint völlig verkehrt und
unbegriffen. Denn die Banken sind gerade der Transmissionsriemen, über den sich
Kapital an die Industriekapitale profitwitternd verteilt. Diesen zu stören,
heißt, das nationale Kapital insgesamt zu stören oder eine utopische Staatsbank
zu kreieren die diese und weitere Funktionen übernehmen müsste.
"
<<Solidarpakt>> zwischen Reich und Arm. Eine sofortige Sonderabgabe
großer Vermögen zur Armutsbekämpfung.
"
Nicht zu leugnen eine wohlmeinende Maßnahme, aber sie tangiert nicht den Kern der
Sache und hat mit "kommunistisch" nichts zu tun, eher mit anderen frommen Wünschen.
1.3. Arbeitsplätze und Einkommen sichern
Die besprochenen Arbeitszeitregeln '35h sind genug' gehen ebenfalls am Sacheverhalt vorbei.
In Wirklichkeit sind 5h genug, um die Gesellschaft auf
dem gegebenen Niveau zu erhalten und das müsste der DKP-Parteivorstand eigentlich wissen.
Das wäre eine gute Forderung aber natürlich nicht ausreichend an Arbeitszeit zur
Produktion des notwendigen Profites.
'Verbot von Massenentlassungen' ist ähnlich gelagert. Klingt zwar gut in Bezug
auf die Ängste der Menschen, aber ist total irreal, wobei man noch festlegen
müsste, was "Massen" sind. Wenn Kapitale entlassen, dann müssen sie das in
der Tendenz immer. Das ist schlicht die Kostenlogik der Konkurrenz des Kapitals
selbst. Da ist nichts zu regeln, ohne den Profit und damit das Unternehmen
als solches zu gefährden. Weil nämlich zwar dann hier keine solchen Entlassungen stattfinden
dürften, aber z.B. in den USA. Da Kapital aber nur international funktioniert über
den Weltmarkt und weltweite Konkurrenz, verschlechtert das nur die Verwertungsbedingungen
im nationalen Rahmen und das Kapital abwandert. Wer will es ihm verbieten.
"
Ein Arbeitsplatz muß zum Leben reichen.
"
Wieder so ein Nullsatz, voll im Banne der berechtigten Angst der Menschen. Nach
den Gesetzen des Kapitalverhältnisses beschränkt sich der als Arbeitslohn verausgabte Teil des
Kapitals (variables Kapital) gerade auf den Wert der Ware Arbeitskraft. Das ist also die
Menge von Waren, die notwendig ist, um die Arbeitskraft auf dem durchschnittlich
notwendigen Niveau zu erhalten (Kapital Bd.I). Dies ist dann das absolute
Minimum, was sich real, gesellschaftlich im Kampf durchsetzen läßt. An dieser Stelle
wäre die Forderung einer Grundversorgung, oder ein einklagbares Recht
auf einen Arbeitsplatz zwar auch irreal, aber in der Zielrichtung sehr viel
besser gewesen. Übrigens, was 'zum Leben reicht', wer wird das wohl bestimmen ?
1.4. armutssichere Sozialsysteme
Der obskurste Punkt, über welchem die Sozialsysteme auf eine breitere
Finanzierung gestellt werden sollten, ist die 'Maschinensteuer'.
"
Die >>Maschinensteuer<< bringt Rationalisierungsgewinne in die
Kassen der Arbeitslosenversicherung.
"
Die "Rationalisierungsgewinne" sind integraler Bestandteil des industriellen
und damit des Handels- und Bankenprofites. Sie sind gerade das, was einer
Triebfeder der Entwicklung auf kapitalistischer Basis entspricht. Das geht hier
den Arbeiter nichts an, da er seinen Lohn ja erhalten hat, könnte man mit den
Bürgerlichen sagen. Aber hier, wie in den anderen Fragen wird im System auf
verquere Weise verharrt, ohne die grundsätzlichen Widersprüche am Kapital
selbst aufzuzeigen. Obig Forderung ist innerhalb der Marktwirtschaft einfach
unmöglich und darüber hinaus gehend irrelevant.
1.5. öffentliche Dienstleistungen statt privater Profite
Wiederum ist die Forderung, Privatisierungen zu verhindern eine
unterstützenswerte Sache. Aber auf lange Sicht, wird sich das nicht realisieren
lassen. Das, aus dem Grund, weil das Kapital danach strebt, als totales Verhältnis alle Bereiche der
Gesellschaft profitschwanger zu durchdringen.
Dies Fordern wiederum ist halt nur als Teil eines Abwehrkampfes gegen die Verschlechterung
der Lebensbedingungen zu sehen, bietet selbst aber keine Lösung der Probleme.
1.6. demokratische Kontrolle und Einschränkung der Macht der Konzerne
Zum Abschluss der vorliegenden Erklärung ist dann auch folgerichtig vom Staat die Rede, wie
er im bürgerlichen Verstand sein soll.
"
Ein aktiver Staat - der gesellschaftlicher Kontrolle unterworfen - muß eine an
den Interessen der Mehrheit orientierte Wirtschafts und Sozialpolitik betreiben
und die Demokratie gegen die Macht des Kapitals verteidigen und erweitern.
Effektivität der Wirtschaft darf nicht in der Rentabilität des Kapitals und
in den abstrakten Kennziffern der internationalen Konkurrenzfähigkeit gemessen
werden, sondern in der Erfüllung der sozialen und kulturellen Bedürfnisse
der Menschen. Demokratische Rahmenplanung, ... - diese Politik könnte
Arbeitsplätze schaffen, ... kapitalistische Wirtschaftskrisen mildern.
[Herv. von mir]
"
Dieser Absatz strotzt nur so von Widersprüche. Einen solchen Staat in Form der
bürgerlichen Demokratie kann es nicht geben, da der bürgerliche Staat wesentlich der des
Kapitals ist. Er kann niemals sich an der 'Mehrheit' und deren Bedürfnissen
orientieren, sondern nur an dem, was Produktionsweise ist. Und das ist gerade
Profit und Konkurrenz als Maßstab der Effektivität, dies stellt seinen eigentlichen Kern dar.
Allerdings 'Demokratische Rahmenplanung', was immer das auch heissen soll, ist
mal ausgesprochen eine Wohltat und sollte untersucht werden.
"
Aber die beste Politik kann kapitalistische Krisen und Arbeitslosigkeit nicht
verhindern. Dazu ist die Überwindung der wirtschaftlichen und politischen Macht
der Multis und der Banken - der Sozialismus - notwendig.
Beginnen wir heute den Kampf um die Zukunft.
Wehren wir uns gemeinsam gegen Kapital und Kabinett !
"
Hier nun wird plötzlich eine ganz andere Perspektive aufgemacht, die mit ihrer
Unvermitteltheit verblüfft. Sollte das alles wirklich nur ein besonders
geschickter Versuch sein, über das bürgerliche hinausgehende Gedanken zu
vermitteln ? Oder ist es ein ungeschickter Versuch für die Traditionalisten
einen griffigen Satz nachzuschieben. Wie steht es aber mit den kruden
Forderungen davor, sind solche als "Übergangsforderungen" zu betrachten ? Ist
das dem Umstand geschuldet, am 1.Mai als Popularisierung in Köln ausgegeben
worden zu sein ? Ich weiß es nicht.
Aber die 'Überwindung der Macht der Multis und der Banken' ist es eben nicht - nicht nur.
Das geht genauso an die Produktionsmittel des Mittelstandes wie es eben alle Kapitale
betrifft, ob klein - ob groß, auch dem Bäcker um die Ecke gehts ans Eingemachte.
Hier sollte dargelegt werden, was Geld ist, warum es heute notwendig ist
und nach dem Kapitalismus völlig überflüssig.
Ebenso, wie Markt funktioniert und wodurch er ersetzt werden
muß, um von den bezahlbaren Bedürfnissen auf die Befriedigung der wirklichen
Bedürfnisse der Menschen zu kommen.
Das würde hierhin gehören und nicht die Forderung nach prekären Arbeitsplätzen.
2. Fazit
2.1. Zusammenfassend
Man könnte als Fazit sagen, dass wir hier anfänglich die gleiche Struktur und
Ausrichtung an "Gestaltungsfähigkeit der Politik" haben, welche wir bei vielen anderen linken
bürgerlichen Organisationen finden, sei es nun ATTAC oder die PDS und man
deshalb einfach keine falschen Ansprüche haben sollte. Man merkt, das wie bei
den anderen Linken gegenüber Kapital und Staat weitestgehend begriffslose Verwirrung
herrscht, sodaß man sogar gegen den 'Zins' polemisiert. Es wird sich an den Staat und
die Politik gewendet, als Hebel gegen die unmenschlichen Zustände in der Welt, obwohl
es gerade die Hebel der Erhaltung dieser Zustände sind.
"
Aber die beste Politik kann kapitalistische Krisen und Arbeitslosigkeit nicht
verhindern.
"
Widersprüchlich dazu wird dann aber
der 'besten Politik' ihre Begrenztheit aufgezeigt. Sie könne grundsätzlich nicht die Verhältnisse
in Frage stellen.
Wenn aber, als sich kommunistisch nennende Patei, dies so formuliert,
ergibt sich also die Notwendigkeit, über solche Politik hinauszugehen.
Natürlich ist es notwendig und legitim auf allen Ebenen der Normalisierung der
Verhältnisse von sozialer Marktwirtschaft zum Markt des Sozialen
entgegenzutreten! Aber man sollte nicht hinter 150 Jahre in der Argumentation
zurückgehen und seine Wissenschaftlichkeit und Kritk zu Bernstein ersarren
lassen. Zumindest sollten Fundamentalaussagen über das Wesentliche des
Kapital mitschwingen. Das eine tun und das andere nicht lassen ! Populäre Forderungen stellen
und gleichzeitig die illusionslose Analyse der Zustände nüchtern vortragen.
Gerade in einer solchen Zeit der Zuspitzung der sozialen Widersprüche ist es notwendig:
- nicht nur populistisch die Unhaltbarkeit der Zustände aufzeigen, sondern
insbesondere die Zusammenhänge,
-
theoretisch wissenschaftliche Fundierung der Argumente,
um der bürgerlichen Ideologie und insbesondere ökonomischer Illusion etwas entgegenzusetzen,
- die Widersprüche zwischen zB gesellschaftlichem Reichtum und sozialem
Niedergang müssen als normaler Vorgang gekennzeichnet werden,
- die Unentrinnbarkeit des Niederganges aus der Struktur des
Kapitalverhältnisses selbst heraus darstellen,
- polarisieren und die Argumentation nach vorne auflösen,
- die Staatsmaschine in ihrem Funktionszusammenhang darzulegen, um die
parlamentarische Illusionen als solche aufzudecken.
Den Menschen muß klar die Alternativlosigkeit auf lange Sicht vor Augen geführt
werden. Ein Rückgriff auf noch nicht einmal radikal- oder basisdemokratische
Argumentationen, ein suggeriertes Verharren im Glauben an Staat und Machbarkeit
über Politik, ist nicht nur zuwenig. In einer Zeit, in der die Menschen endlich
anfangen Fragen zu stellen und dann diese Antworten erhalten von
'kommunistischer' Seite ist das einfach katastrophal. Daran ist die DKP einfach als
linke Sozialdemokratie zu charakterisieren. "Kommunistische Politik" kann sich
nicht wie die bürgerliche auf die Schaffung von Arbeitsplätzen und einen anderen
Verteilungsschlüssel gesellschaftlichen Reichtums konzentrieren und dabei die
Einsichten in die tendentielle Unmöglichkeit dieser Forderungen nicht
mitbenennen ! Dies muss ganz klar mit herausgestellt werden und wäre eine
Minimalforderungen an Kommunisten.
Es gibt auf lange Sicht keinen
Kapitalismus mit menschlichem Antliz, das ist eine bürgerliche Fiktion.
2.2. Konstatierung
Nur soviel in Kürze. Es wird mit der Wucht der Entwicklung der Automatisierung,
der Verwissenschaftlichung, der Entwicklung der Produktivität überhaupt und
der organischen Zusammensetzung des Kapital, die Wirkung jeder neuen Krise
potenziert. Das was heute passiert ist eine Normalisierung der
Verwertungsbedingungen unter dem Druck des entfalteten Weltmarktes und unter
dem Wegfall der sozialen Konkurrenz zum 'Sozialismus'. Das Kapitalverhältnis
etabliert sich als Totalität. Wir befinden uns weltweit in einer
Stagnationsphase des rund 11-jährigen industriellen Zyklus. Die Krisenbewegungen
drängen notwendig zum Abbau von Industriekapazitäten von rund 20% und das auch
in der BRD und damit auch zu Erhöhung der Arbeitslosigkeit in stärkerem Umfang.
Das ist ein ganz normaler Vorgang im Kapitalismus und kann im Verweis auf die
Geschichte studiert werden.
Der Niedergang, den andere als Folge der "Globalisierung" fassen, ist eine
strukturelle Folge der weltweiten Kapitalbewegung. Das Sinken der Löhne
beispielsweise wird bis auf's Blut weitergehen, es wird kein Ende geben,
das beweisen Harz und Agenda 2010 zur Genüge.
Die Löhne stellen von Kapitalseite ganz
klar nur einen Kostenfaktor unter vielen dar. Das ist nicht moralisch zu
kommentieren oder eine Vermittlung zu suchen, sondern klar und einfach zu
benennen. Im Kapitalismus werden Arbeitsplätze nur in genügender Aussicht auf
Profit geschaffen und erhalten. Das ist simpel und für jeden einzusehen.
Es wird aber eben gerade nicht um die Erhaltung von Arbeitsplätzen oder die
Schaffung besonders angenehmer Arbeitsplätze in privaten oder staatlichen Unternehmen gehen,
sondern um die Bedürfnisse der übergroßen Mehrzahl der Menschen.
Dies kann nur in freier Koorperation der Produzenten selbst gewährleisten.
Das man mit immer weniger Menschen immer mehr produziert ist schon Gemeinplatz.
Da wäre es an der Zeit zu sagen, dass die vorherrschenden Zustände unhaltbar
werden und die Widersprüche struktureller Art sind. In diesem Rahmen sind
sie grundsätzlich nicht zu lösen. Diese und viele andere Einsichten machen
gerade den Unterschied zwischen Kommunisten und Bürgerlichen aus.
junge Welt; 17/18.Mai 2003, dokument Seite 3.
Darwin Dante '5-Stunden sind genug'; ISBN 3-9803508-1-9, 1993 Manneck Mainhatten Verlag
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last update : Wed Jun 16 19:23:37 CEST 2004 Peter Heilbronn
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