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Team Peter Heilbronn
Thema Zu den Grundprinzipien ( excerpt )
Original
Autor Kollektivarbeit der Gruppe Internationaler Kommunisten (Holland)
Titel "Grundprinzipien kommunistischer Produktion und Verteilung"
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1. Einleitung
2. I. VOM STAATSKOMMUNISMUS ZURÜCK ZUR ASSOZIATION VON FREIEN UND GLEICHEN PRODUZENTEN.
2.1. Der Staatskommunismus.
2.2. Stimmen aus dem Lager der Marxisten.
2.3. Nationalisation und Vergesellschaftung.
2.4. Die gesellschaftlich durchschnittliche Arbeitsstunde bei Marx und Engels.
2.5. Zur Assoziation der freien und gleichen Produzenten.
3. II. DER FORTSCHRITT IN DER PROBLEMSTELLUNG.
3.1. Die Jünger von Marx.
3.2. Der freie Kommunismus.
4. III. DER PRODUKTIONSPROZESS IM ALLGEMEINEN.
4.1. Die kapitalistische Reproduktion eine individuelle Funktion.
4.2. Die Formel (p + r) + a = PRD.
4.3. Der Wertbegriff der sozialistischen Oekonomen.
5. IV. DIE GESELLSCHAFTLICH DURCHSCHNITTLICHE PRODUKTIONSZEIT ALS GRUNDLAGE DER PRODUKTION.
5.1. Kautsky's Definition.
5.2. Leichters Definition.
5.3. Gegenüberstellungen.
5.4. Die Funktion bei Anwendung der Formel (p + r ) + a.
6. V. DIE GESELLSCHAFTLICH DURCHSCHNITTLICHE PRODUKTIONSZEIT ALS GRUNDLAGE DER VERTEILUNG.
6.1. Leichter's Verteilung des Produktes
6.2. Varga's Staatskommunismus als Verteilungstaktor.
7. VI.DIE ALLGEMEIN GESELLSCHAFTLICHE ARBEIT.
7.1. Die AGA-Betriebe.
7.2. Leichters Preispolitik.
7.3. Die Verteilung des Produkts.
7.4. Die Vergesellschaftung der Verteilung.
7.5. Gemischte Betriebe.
8. VII. DIE KOMMUNISTISCIHE VERTEILUNG (DISTRIBUTION).
8.1. Das Verhältnis von Produzent zu Produkt.
8.2. Der Markt.
9. VIII.PRODUKTION AUF ERWEITERTER STUFENLEITER ODER AKKUMULATION.
9.1. Die Akkumulation eine gesellschaftliche Funktion.
9.2. Anwendung des Akkumulationsfonds.
9.3. Besondere Akkumulation.
10. IX. DIE ALLGEMEIN GESELLSCHAFTLICHE BUCHHALTUNG ALS IDELLE ZUSAMMENFASSUNG DES WIRTSCHAFTSPROZESSES.
10.1. Die Arbeitsstunde als Grundlage der Produktionsberechnung.
11. X. DIE ALLGEMEIN GESELLSCHAFTLICHE BUCHHALTUNG ALS KONTROLLE DES WIRTSCHAFTSPROZESSES
11.1. Die persönliche Kontrolle.
11.2. Die sachliche Kontrolle.
11.3. Kontrolle durch Registration des Produktenstroms.
12. XI. DIE GESELLSCHAFTLICHE KONTROLLE DER AGA ODER ÖFFENTLICHEN BETRIEBE.
13. XII. DIE GESELLSCHAFTLICH NOTWENDIGE ARBEIT UND DIE GESELLSCHAFTLICH DURCHSCHNITTLICHE REPRODUKTIONSZEIT.
13.1. Produktionszeit und Reproduktionszeit.
13.2. Das 'Veraltern' der Produktionsmittel.
14. XIII. DIE ÖKONOMISCHE DIKTATUR DES PROLETARIATS UND DIE ALLGEMEIN GESELLSCHAFTLICHE BUCHHALTUNG.
15. XIV. DIE AGRARFRAGE UND DIE BAUERN.*)
15.1. Die Entwicklung zur Warenproduktion.
16. XV.DIE BAUERN UND DIE REVOLUTION.
17. XVI. DIE AGRARISCHE REVOLUTION IN RUSSLAND UND UNGARN.
17.1. Rußland.
17.2. Ungarn.
17.3. Ergebnis.
18. XVII. DAS LANDWIRTSCHAFTLICHE PROLETARIAT UND DIE KLEIN- UND MITTELBAUERN IN DER DEUTSCHEN REVOLUTION.
18.1. Der Auftakt.
18.2. Die Ausstrahlungen.
18.3. Der Stillstand.
18.4. Die Bauern.
19. XVIII. DIE BAUERN UNTER DER PROLETARISCHEN DIKTATUR.
20. XIX. SCHLUSSWORT.
20.1. Die Marxschen 'Randglossen'.
20.2. Von der Geld- zur Arbeitszeitrechnung.
20.3. Vermeintliche Utopie.
21. DIE AUSGANGSPUNKTE DER GRUNDPRINZIPIEN KOMMUNISTISCHER PRODUKTION UND VERTEILUNG
21.1. a. Die Arbeiterräte als organisatorische Grundlage
21.2. b. Die marxistische Erklärung der Beherrschung der Arbeiterklasse.
21.3. Das ist das Wesentliche.
21.4. Das ist das Wesentliche der kommunistischen Produktion.
21.5. Die Verwechslung von Ziel und Mittel.
22. II. DIE SOZIALDEMOKRATISCHE 'REVIDIERUNG DES MARXISMUS'.
22.1. a. Die gesellschaftliche Arbeit und die organisatorischen Formen, in denen das Kapital diese Arbeit beherrscht, werden miteinander verwechselt.

Kurzbeschreibung
Hier eines der wenigen Werke, welches sich mit der Frage der praktischen Organisation der Ökonomie im Kommunismus ernsthaft, grundlegend und kategorisch auseinandersetzt!
Man findet Auseinandersetzung mit verschiednen staatskapitalistischen Systemen (Neurath, Kautsky, ..) in Gegenstellung einer am 'Kapital' orientierten Darlegung. Hier wird die Kategorie der gesellschaftlich durchschnittlichen Reproduktionszeit in gesamtgesellschaftlicher Planung als Grundlage kommunistischer Produktion entwickelt. Allen Formen der bürokratischen oder anderen Organisation und Verteilung von oben wird eine klare Absage erteilt mit der als notwendig vorausgesetzten Aufhebung der Trennung zwischen Produzent und Produktionsmittel.
Mit einem Vorwort von Paul Mattick (1970).
Enthalten auch das Ergänzungsheft 'Ausgangspunkte der Prinzipien'.

1. Einleitung(» K)(» O)

{ Einleitung von Paul Mattic 1970, also 40 Jahre spaeter (d.V.)}

" Die vorliegende Kollektivarbeit Grundprinzipien kommunistischer Produktion und Verteilung erschien zuerst vor 40 Jahren. Ihre Verfasser, die Gruppe Internationaler Kommunisten in Holland, gehörten der Rätebewegung an. " (S. I)
" Der erste Weltkrieg und der Zusammenbruch der Zweiten Internationale schloß die erste Periode der Arbeiterbewegung ab. Was schon lange zuvor ersichtlich war, nämlich die Eingliederung der Arbeiterbewegung in die bürgerliche Gesellschaft, wurde nun zur unumstößlichen Tatsache. Die Arbeiterbewegung war keine revolutionäre Bewegung, sondern eine Bewegung von Arbeitern, die sich innerhalb des Kapitalismus einzurichten suchte. Nicht nur die Führer, auch die Arbeiter, hatten kein Interesse an der Abschaffung des Kapitalismus und waren demzufolge mit der gewerkschaftlichen und politischen Tätigkeit innerhalb des Kapitalismus zufrieden. Die beschränkten Möglichkeiten der Parteien und Gewerkschaften innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft drückten zugleich die wirklichen Interessen der Arbeiterklasse aus. Nichts anders konnte auch erwartet werden, da ein sich progressiv entfaltender Kapitalismus jede wirkliche revolutionäre Bewegung ausschließt. " (S. I)
" Die Organisationen waren den Händen der Arbeiter entglitten; sie existierten für die letzteren nur insoweit, als es notwendig war, die Existenz ihrer Bürokratien sicherzustellen. Da die Funktionen dieser Organisationen an die Erhaltung des Kapitalismus gebunden sind, können sie nicht umhin, sich jedem ernstlichen Kampf gegen das kapitalistische System entgegenzustellen. Eine revolutionäre Bewegung benötigt deshalb Organisationsformen, die über den Kapitalismus hinausweisen, die die verlorene Herrschaft der Arbeiter über ihre Organisationen wieder herstellen und die nicht nur Teile der Arbeiter, sondern die Arbeiter als Klasse umfassen. Die Rätebewegung war ein erster Versuch, eine der proletarischen Revolution entsprechende Organisationsform aufzubauen. " (S. II)
" Während das Versagen der russischen Rätebewegung unzweifelhaft auf die Rückständigkeit der sozialen und ökonomischen Umstände Rußlands zurückzuführen ist, beruhte das der deutschen Rätebewegung auf der Unwilligkeit der Masse der Arbeiter, den Sozialismus auf revolutionärem Wege zu verwirklichen. Die Sozialisierung wurde als Aufgabe der Regierung, nicht als die der Arbeiter selbst, angesehen, und die Rätebewegung dekretierte ihr eigenes Ende durch die Wiederherstellung der bürgerlichen Demokratie. " (S. II)

{zur SU(d.V.)}

" Während keine Art von Sozialisierung in Deutschland unternommen wurde, zerstörte der bolschewistische Staat das kapitalistische Privateigentum, ohne jedoch den Arbeitern Verfügungsrechte über ihre Produktion zuzusprechen. Soweit die Arbeiter in Frage kamen, war das Resultat eine Form von Staatskapitalismus, der die gesellschaftliche Lage der Arbeiter unverändert ließ und deren Ausbeutung durch eine sich neubildende privilegierte Klasse fortsetzte. Der Sozialismus war weder durch den sich reformierenden Staat der bürgerlichen Demokratie noch durch den neuen revolutionären bolschewistischen Staat zu verwirklichen. " (S. III)
" Aus Niederlagen kann zudem gelernt werden. Die Aufgaben der Rätekommunisten nach den verlorenen Revolutionen bestand nicht nur In der weiteren Propagierung des Rätesystems, sondern auch in der Herausarbeitung der Mängel, an denen die Bewegung gelitten hatte. Eine und vielleicht die größte Schwäche war, daß die Räte kein klares Bild über ihre Aufgaben in Bezug auf die sozialistische Organisation der Produktion und Verteilung hatten. Da die Rätebewegung in den Betrieben ihre erste Basis findet, muß diese auch zum Ausgangspunkt der gesellschaftlichen Koordinierung und Zusammenfassung des wirtschaftlichen Lebens werden, in dem die Produzenten selbst über ihr Produkt verfügen. Die Grundprinzipien kommunistischer Produktion und Verteilung war der erste Versuch der westeuropäischen Rätebewegung, sich mit dem Problem dem sozialistischen Aufbaus auf der Basis der Räte vertraut zu machen. " (S. IV)
- man kann die neue Gesellschaftsordnung und ihre Erreichung nicht von vorneherein bestimmen, bleibt spekulativ
" Aber diese Schrift beschäftigt sich nicht mit der Organisation der Revolution, sondern mit den ihr nachfolgenden Problemen. " (S. IV)
" Das theoretische Problem der kommunistischen Produktion und Verteilung wurde durch die russische Revolution zu einer praktischen Frage. Aber die Praxis war bereits vorbestimmt durch den Begriff der zentralistischen staatlichen Kontrolle, die beide Flügel der Sozialdemokratie beherrschte. Die Diskussionen um die Realisierung des Sozialismus oder Kommunismus ließen das wirkliche Problem, das der Kontrolle der Arbeiter über ihre Produktion, außer Acht. Die Frage war, wie und mit welchen Mitteln eine zentral geleitete Planwirtschaft zu verwirklichen wäre. Da der Marxschen Theorie nach der Sozialismus keinen Markt, keine Konkurrenz, keine Preise und kein Geld kennt, ließ sich der Sozialismus nur als Naturalwirtschaft auffassen, in der mittels der Statistik die Produktion sowohl wie die Verteilung von einer Zentralstelle aus bestimmt wird. An diesem Punkt setzte die bürgerliche Kritik mit der Behauptung ein, daß ein rationales Wirtschaften unter solchen Umständen unmöglich wäre, da die gesellschaftliche Produktion und Verteilung eines Wertmaßstabes bedarf, so wie er in den Marktpreisen gegeben ist. " (S. V f.)
" Um nicht die diesbezügliche Diskussion in Grundprinzipien kommunistischer Produktion und Verteilung vorwegzunehmen, sei hier nur gesagt, daß ihre Verfasser die Lösung des Problems der notwendigen Recheneinheit in der gesellschaftlichen durchschnittlichen Arbeitszeit als Grundlage für die Produktion als auch für die Verteilung sehen. Die praktische Anwendbarkeit dieser Rechenmethode und der damit verbundenen öffentlichen Buchführung wird im Detail nachgewiesen. Da es sich nur um Mittel zur Erzielung bestimmter Resultate handelt, läßt sich logisch nichts dagegen einwenden. Die Anwendung dieser Mittel setzt natürlich den Willen zur kommunistischen Produktion und Verteilung voraus. Ist diese Voraussetzung gegeben, so stünde der Anwendung dieser Mittel nichts im Wege, obwohl sie nicht die einzigen dem Kommunismus angemessenen sein mögen. " (S. V)
- nach Marx ist alle Ökonomie, die der Zeit
- im Kapitalismus wird diese über den Arbeitszeitwert, Wertgesetz, geregelt
- hier also im Sozialimus die gesellschaftlich durchschnittliche Arbeitszeit als Rechengrundlage der Wirtschaft
" Die Verfasser weisen darauf hin, daß schon vor ihnen die Arbeitszeit als wirtschaftliche Recheneinheit vorgeschlagen wurde. Sie finden diese Vorschläge unzulänglich, da sie sich wohl auf die Produktion, jedoch nicht auf die Verteilung beziehen und damit dem Kapitalismus verwandt bleiben. Ihrer Ansicht nach müsse die gesellschaftliche durchschnittliche Arbeitszeit gleichzeitig für die Produktion und die Verteilung gelten. Hier liegt allerdings eine Schwierigkeit und Schwäche der Arbeitszeitrechnung vor, auf die schon Marx hingewiesen hat und auf die er keine andere Antwort fand als die der Abschaffung der Arbeitszeitrechnung in der Verteilung durch die Realisierung des kommunistischen Prinzips Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen - " (S. VII)
" Wenn die Autoren der Grundprinzipien behaupten. daß ihre Darlegungen nur die folgerichtige Anwendung der Marxschen Gedankengänge sind, so stimmt das nur insofern, als diese Gedanken sich auf eine Phase der sozialistischen Entwicklung beziehen, in der noch das Prinzip des Austauschs von Äquivalenten vorherrscht, das aber im Sozialismus sein Ende finden soll. " (S. VII f.)
" Für Marx war es selbstverständlich, daß die jedesmalige Verteilung der Konsumtionsmittel nur Folge der Verteilung der Produktionsbedingungen ist. Sind die sachlichen Produktionsbedingungen genossenschaftliches Eigentum der Arbeiter selbst, führte er aus, so ergibt sich ebenso eine von der heutigen verschiedene Verteilung der Konsumtionsmittel. Die möglichen Mißstände einer an Arbeitszeit gebundenen Verteilung konnten so nicht durch eine Trennung von Produktion und Verteilung bewältigt werden, da die Beherrschung der Produktion durch die Produzenten auch deren Beherrschung der Verteilung enthält, so wie die staatliche Bestimmung der Verteilung die Zuteilung von Oben auch die staatliche Kontrolle der Produktion in sich einschließt. Die Verfasser der Grundprinzipien betonen mit Recht, daß den Produzenten das volle Verfügungsrecht über ihre Produktion zugestanden werden muß, aber ob dieses Verfügungsrecht auch eine an gleiche Arbeitszeit gebundene Verteilung benötigt, ist eine andere Frage. " (S. VIII)
- Hinweis Mattics, das in entw. Ländern schon heute ein Konsummittelüberfluß produziert wird und das individuelle Verteilungsproblem überflüssig macht
" Die Umwandlung der Kapitalproduktion in eine den menschlichen Bedürfnissen zugewandte wird ohne Zweifel, nicht nur als Resultat der Abschaffung kapitalistischer Verhältnisse, eine Wandlung der industriell-technischen Entwicklung mit sich bringen und auch die bedrohte Zukunft menschlicher Existenz überhaupt sichern. " (S. IX)
- es ist durchaus möglich, dass in neuer Gesellschaft Produktion und Verteilung anders geregelt werden, als hier entwickelt, abhängig von den kokreten Bedingungen
" Die Grundprinzipien gehen jedoch sozusagen von einem normalen kommunistischen Wirtschaftssystem aus, d.h. einem System, das sich bereits völlig durchgesetzt hat und sich in seiner neuen Gestalt reproduziert. Unter solchen Umständen erscheint eine an Arbeitszeit gebundene Verteilung als überflüssig. " (S. IX)
" Allerdings umfaßt das von den Grundprinzipien geforderte exakte Verhältnis von Produzent und Produkt nur den individuellen Anteil der Produktion nach Abzug der Produktionsteile, die der öffentlichen Konsumtion und der Reproduktion der gesellschaftlichen Produktion zufallen. Der Prozeß der Soziali-
sierung drückt sich in der Abnahme der individuellen und der Zunahme der öffentlichen Konsumtion aus, so daß die kommunistische Entwicklung doch zur Abschaffung der Arbeitszeitrechnung in der Verteilung tendiert. Die marktlose Wirtschaft erfordert den Zusammenschluß der Konsumenten in Genossenschaften mit direktem Anschluß an die Betriebsorganisationen, in denen die individuellen Wünsche mit Bezug auf die Konsumtion, und damit die Produktion, ihren kollektiven Ausdruck finden können. Leider ist dieser Teil der Grundprinzipien der am wenigsten ausgearbeitete, obwohl es gerade die angebliche Konsumtionsfreiheit der Marktwirtschaft ist, die als Apologie für den Kapitalismus ausgenutzt wird. Aber es ist durchaus möglich, die Konsumtionsbedürfnisse auch ohne den Markt festzustellen, und zwar weit besser als es der Markt kann, da in der kommunistischen Gesellschaft die durch die klassengebundene Verteilung gegebenen Verzerrungen der Marktnachfrage wegfallen. "
(S. IX f)
- zwar ist die Exaktheit der g.n.A (im fluss) prinzipiell immer eine bezogen auf Vergangenheit, dass stellt aber für die Kalkulation kein Hindernis dar
- der Natur der Sache ist dies immer nur eine Annäherung

{ Wenn wir uns das mit dem Abstand 1970 zu heute 2003 bzgl der Technologie ansehen, der weltweiten Computernetze und Computerisierungsgrad der Weltwirtschaft, dann werden die Berechenbarkeits und (Un)Genauigkeits Argumente immer absurder. (siehe Schottische Schule) (d.V.)}

" Sie sehen dies als Kernfrage der proletarischen Revolution, da sich nur so der Aufbau eines sich über die Produzenten erhebenden Apparates vermeiden läßt. Nur durch die Festlegung des Verhältnisses von Produkt und Produzent ist die Aufgabe der Leiter und Verwalter hinsichtlich der Zuweisung des Produktes aufgehoben. Es geht hier also um die Selbstbestimmung der Verteilung durch die Produzenten als der unerläßlichen Voraussetzung der klassenlosen Gesellschaft. Die Festlegung des exakten Verhältnisses von Produzent und Produkt kann allerdings nur das Resultat einer gelungenen proletarischen Revolution sein, die das Rätesystem als Gesellschaftsorganisation realisiert. Ist das der Fall, dann mag jedoch die Notwendigkeit, den Produktionsprozeß von der Verteilung her zu meistern wegfallen. Man kann sich eine ungeregelte Verteilung der Konsumtionsgüter genau so gut vorstellen wie eine geregelte, ohne damit den Aufbau neuer privilegierter Schichten zu fördern. " (S. XI)
 
[Kernfrage der GIK: Selbstbestimmung der Produzenten, Ablehnen zentraler Leitung und Planung]
- das Bestimmende zum Modus der Prod/Verteilung sind die materiellen Bedingungen
" Im Kapitalismus wird die Verteilung nur scheinbar durch den Markt geregelt. Obwohl die Produktion über den Markt realisiert werden muß, wird der Markt selbst von der Kapitalproduktion bestimmt. Es ist die Produktion des Tauschwerts und die Akkumulation des Kapitals, die dem Produktionsprozeß zugrunde liegt. Die Gebrauchswertseite der Produktion ist nur Mittel zum Zweck der Tauschwertvermehrung. Die wirklichen Bedürfnisse der Produzenten können nur insoweit Berücksichtigung finden, als sie mit dem Akkumulationszwang zusammenfallen. Die Pro- " (S. XI)
" duktion als Mehrwertproduktion in der Marktwirtschaft regelt sich automatisch durch die Tauschwertbeziehungen, die sich, wenn überhaupt, nur rein zufällig mit den Gebrauchswertbeziehungen decken. Die kommunistische Gesellschaft produziert für den Gebrauch und muß deshalb Produktion und Verteilung den realen gesellschaftlichen Bedürfnissen anpassen. Um irgendeiner Art von Verteilungsnorm nachzugehen, muß vorerst die Produktion unter bewußte Kontrolle gebracht werden. Der Verteilung geht die Produktion voraus, selbst wenn sie von den Bedürfnissen der Konsumenten bestimmt wird. Aber die Organisation der Produktion erfordert weit mehr als die exakte Bestimmung des Verhältnisses von Produzent und Produkt; sie benötigt die Kontrolle der gesamtgesellschaftlichen Bedürfnisse und Produktionskapazitäten in deren physischen Formen und eine ihnen entsprechende Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit. " (S. XII)
- die Notwendigkeit der gesamtgesellschaftlichen Regelung und Erfassung und andererseits die Selbstbestimmung der Produzenten die die GIK betonen muß gelöst werden
" Aber diese Auflösung des Gegensatzes von Zentralismus und Förderalismus, der auch von den Grundprinzipien angestrebt wird, läßt sich wohl nicht allein durch die bloße Registrierung des Wirtschaftsprozesses in der allgemeinen gesellschaftlichen Buchhaltung herstellen, sondern bedarf höchstwahrscheinlich besonderer, dem Rätesystem eingegliederter Betriebe, die sich mit dem Problem der Wirtschaftsgestaltung speziell befassen. " (S. XII)
" Die Zurückweisung einer zentralen Produktionsverwaltung und der damit verbundenen staatlich-regulierten Verteilung durch die Grundprinzipien beruht auf den in Rußland gemachten Erfahrungen, die sich allerdings nicht auf das Rätesystem, sondern auf den Staatskapitalismus beziehen. Aber selbst hier ist die Produktion und Verteilung nicht das Werk der Planungsorgane, sondern das des Staates, der sich der Planungsorgane als Mittel bedient. Es ist die politische Diktatur des Staatsapparates über die Arbeiter, nicht die Planung der Wirtschaft, die zu neuer Ausbeutung geführt hat, an der dann auch die Planungsbehörden teilnehmen können. Ohne die politische Diktatur des Staatsapparates brauchten sich die Arbeiter nicht der zentralen Produktionsverwaltung und Verteilung zu unterwerfen. " (S. XIII)
- erste Voraussetzung wäre dann, dass die Räte selbst diese staatliche Macht/Funktionen ausüben, zB Unterdrückung der Konterrevolution, gesamtgesell. Planung, sie dürfen keine staatliche Macht außer ihrer akzeptieren
- also muß diese Planung von speziellen im Rätesystem integrierten Betrieben, neben all den anderen Betrieben, ausgeführt werden
" In diesem Zusammenhang muß noch erwähnt werden, daß auch die Arbeiterklasse in ihrer Zusammensetzung dauernder Veränderung unterliegt. Die Grundprinzipien gehen von dem in den Betrieben zusammengefaßten industriellen Proletariat als der gesellschaftlich ausschlaggebenden Klasse aus. Das auf den Betrie- " (S. XIII)
" ben basierende Rätesystem bestimmt die Gesellschaftsformation und zwingt andere Klassen, z.B. die selbständigen Bauern, sich in das Wirtschaftssystem einzugliedern. " (S. XIV)
- der Begriff der AKL weitet sich in der steigende Vergesell., zB Verwissenschaftlichung der Produktion, immer mehr aus
" Die sich verändernde Arbeitsteilung enthält schon in sich selbst die Tendenz der Auflösung der Berufsscheidungen, der Trennung geistiger von körperlicher Arbeit, von Fabrik und Büro, von Arbeitern und Vorgesetzten; ein Prozeß, der durch die Einbeziehung aller Produzenten in die nunmehr gesellschaftlich orientierte Produktion zu einem Rätesystem führen kann, das tatsächlich die ganze Gesellschaft umfaßt und damit der Klassenherrschaft ein Ende setzt. " (S. XIV)
 [Schwäche der Darstellung]
" Man kann das Mißtrauen der Grundprinzipien gegenüber den Führern, Fachleuten und Wissenschaftlern, die sich anmassen, Produktion und Verteilung beherrschen zu müssen, durchaus teilen, ohne deshalb zu verkennen, daß, abgesehen von den Führern, die Fachleute und Wissenschaftler selbst Produzenten sind. Gerade das Rätesystem stellt sie allen anderen Produzenten " (S. XIV)
" gleich und beraubt sie der im Kapitalismus ausgeübten Sonderstellung. Da gesellschaftliche Rückfälle immer möglich sind, ist es jedoch klar, daß auch ein Rätesystem sich zersetzen kann, z. B. durch ein mangelnden Interesse der Produzenten an ihrer Selbstbestimmung und der daraus folgenden Übertragung der Rätefunktionen an Instanzen innerhalb des Rätesystems, die sich den Produzenten gegenüber verselbständigen. Diese Gefahr glauben die Verfasser durch die neue Produktionsberechnung als allgemeiner Grundlage der Produktion abwenden zu können. Aber so wie diese Produktionsberechnung erst eingeführt werden muß, kann die von ihr erwartete Wirkung durch eine Reihe von Modifikationen wieder verloren gehen. In der Darstellung der Verfasser erscheint die einmal erreichte Einführung jedoch als ausreichend. Sie wehren sich gegen die im Staatskapitalismus übliche Anordnung durch Personen, die durch den sachlichen Gang der Produktion und deren Kontrolle durch die Reproduktion ausgeschaltet werden soll. " (S. XV)
" Hinter den ökonomischen Kategorien stehen Klassen und Personen, und wo immer der Fetischismus des Systems durchbrochen wird, tritt der offene Kampf der Klassen und Personen ans Tageslicht. Obwohl der Kommunismus auch ein Gesellschaftssystem ist, so ist es doch nicht über die Menschen, sondern durch die Menschen gesetzt. Es hat kein Eigenleben, dem sich die Personen zwangsweise anzupassen haben; der sachliche Gang der Produktion wird durch Personen angeordnet allerdings von den im Rätesystem vereinten Personen. " (S. XV)
 [Geschichtliche Beschränkung]
" Diese wenigen vorgebrachten Einwendungen müssen hier genügen, um anzudeuten, daß es sich bei den Grundprinzipien nicht um ein abgeschlossenes Programm handelt, sondern um einen ersten Versuch, dem Problem der kommunistischen Produktion und Verteilung näher zu kommen. Und obwohl die Grundprinzipien sich mit einem noch in der Zukunft liegenden gesellschaftlichen Zustand befassen, sind sie zugleich ein geschichtliches Dokument, das einen Stand der Diskussion in der Vergangenheit beleuchtet. Ihre Verfasser waren an die vor einem halben Jahrhundert aufgeworfenen Fragen der Sozialisierung gebunden, und manche ihrer Argumente haben in der Zwischenzeit einen Teil ihrer damaligen Aktualität verloren. " (S. XVI)
" Das ökonomische Prinzip, d.h. das Prinzip der wirtschaftlichen Rationalität, das angeblich allen Gesellschaftsordnungen zugrunde liegt und das sich als maximale Verwirklichung wirtschaftlicher Ziele mit den geringsten Kosten darstellt, ist in Wirklichkeit nichts anderes als das ordinäre kapitalistische Prinzip der Profitproduktion, die stets nach dem Höchstmaß der Ausbeutung strebt. Das ökonomische Prinzip der Arbeiterklasse ist demzufolge nichts anderes als die Abschaffung der Ausbeutung. Dieses ökonomische Prinzip, von dem die " (S. XVI)
" Grundprinzipien ausgehen, ist ihnen bis heute vorbehalten geblieben. Abgesehen von der offensichtlichen Ausbeutung der Arbeiter in den sogenannten sozialistischen Ländern, dreht sich das akademische Geschwätz um den Sozialismus in den kapitalistischen Ländern nur um staatskapitalistische Systeme. Das sozialistische Eigentum an den Produktionsmitteln wird immer als Staatseigentum verstanden, die administrative Zuteilung von Gütern, mit oder ohne Markt, bleibt immer die Sache zentraler Entscheidungen. Wie im Kapitalismus ist die Ausbeutung zweifach gesichert, durch die fortgesetzte Trennung der Produzenten von den Produktionsmitteln und durch die Monopolisierung der politischen Gewalt. Und wo man den Arbeitern eine Art Mitbestimmungsrecht zugestanden oder aufgedrängt hat, fügt der Marktmechanismus der staatlichen Ausbeutung die Selbstausbeutung hinzu. Was auch immer die Schwächen der Grundprinzipien sein mögen, in Anbetracht dieser Situation bleiben sie heute wie morgen der Ausgangspunkt aller ernsthaften Diskussionen und Bemühungen um die Verwirklichung der kommunistischen Gesellschaft. " (S. XVII)

2. I. VOM STAATSKOMMUNISMUS ZURÜCK ZUR ASSOZIATION VON FREIEN UND GLEICHEN PRODUZENTEN.(» K)(» O)

" Der Staatskommunismus als neue Form der Beherrschung. Der Produktionsapparat erhebt sich über die Produzenten. Nationalisation und Vergesellschaftung. Bei Marx ist die Gesellschaft nur als Ganzes reif für die kommunistische Produktion, Wodurch die Leitung und Verwaltung der Assoziation der freien und gleichen Produzenten zufällt. Die gesellschaftlich durchschnittliche Arbeitszeit, so wie sie im Kapital und Anti-Dühring angedeutet wird. Das Rätesystem bringt die Assoziation wieder in den Gesichtskreis. " (S. 5)

2.1. Der Staatskommunismus.(» K)

" Die in Rußland gemachten Versuche, die kommunistische Gesellschaft aufzubauen, haben ein Gebiet in den Gesichtskreis der Praxis gebracht, welches früher nur in der Theorie behandelt werden konnte. Rußland hat versucht, soweit es die Industrie betrifft, das ökonomische Leben nach kommunistischen Prinzipien aufzurichten ...
und hat darin vollkommen gefehlt. Die Tatsache, daß der Arbeitslohn mit der Produktivität der Arbeit nicht mehr steigt (siehe Henriette Roland-Hohst in der holländischen Zeitschrift Klassenstrijd, Jahrgang 1927, 5. 270), ist genügend Beweis dafür.
..
Man kann sich die Sache leicht machen und darauf verweisen, daß Rußland ein Bauernland mit Privatbesitz an Grund und Boden ist, und daß sich damit dem ganzen ökonomischen Leben die Basis der kapitalistischen Lohnarbeit notwendig aufdrängt. "
(S. 11)
" Es ist die bekannte Methode, die mit ein paar Worten etwa so zu umschreiben ist: Die Arbeiterklasse enteignet die Enteigner und legt die Verfügung über die Produktionsmittel In die Hände des Staates, welcher die verschiedenen Zweige der Industrie organisiert und sie als Staatsmonopol in den Dienst der Gemeinschaft stellt.Die Dinge verliefen in Rußland so, daß das Proletariat sich der Betriebe bemächtigte und sie unter eigener Leitung weiterführt. " (S. 11)
" Die Kommunistische Partei als Inhaberin der Staatsgewalt gab dann Richtlinien heraus, wonach die Betriebe sich verbinden mußten zu Kommunalen-, Distrikts- und Gouvernementsräten, um das ganze industrielle Leben zu einer organischen Einheit verbinden zu können. So baute der Produktionsapparat sich durch die lebendigen Kräfte der Masse auf. Es war der Ausdruck der kommunistischen Triebe, die im Proletariat lebten. Alle Kräfte waren auf eine Zentralisation der Produktion gerichtet. " (S. 12)
" Es besteht nicht mehr der geringste Zweifel: Der russische Arbeiter ist Lohnarbeiter, er wird ausgebeutet! Und er wird um seinen Lohn kämpfen müssen gegen den mächtigsten Apparat, den die Welt kennt.
..
Worauf wir hier hinweisen wollen, ist, daß bei dieser Form von Kommunismus das Proletariat den Produktionsapparat nicht in der Hand hat. Scheinbar ist es der Besitzer der Produktionsmittel, aber es hat kein Verfügungsrecht darüber.
..
Die Frage ist nun, ob dieses in Rußland so geworden ist durch "
(S. 12)
" die besonderen Umstände, oder ob es ein Kennzeichen jeder zentralen Produktions- und Verteilungsorganisation ist. Sollte das tatsächlich der Fall sein, dann würde damit die Möglichkeit des Kommunismus problematisch. " (S. 13)

2.2. Stimmen aus dem Lager der Marxisten.(» K)

" Außer bei Marx, finden wir bei fast allen Schreibern, die sich mit der Organisation des ökonomischen Lebens in der kommunistischen Gesellschaft befassen, dieselben Prinzipien, die wir bei den Russen in der Praxis angewandt sehen. Sie gehen aus von der Aussprache Engels: Das Proletariat erobert die Staatsmacht und erklärt die Produktionsmittel zuerst als Staatseigentum. Dann beginnen sie mit dem Zentralisieren und konstruieren Organisationen von gleicher Art, wie die Russen sie ins Leben gerufen haben. " (S. 13)
- in Folge wird dazu Hilferding und Neurath zitiert
" Nehmen wir an, daß solche Konstruktionen tatsächlich ausführbar seien (was wir bestreiten) und daß die zentrale Leitung und Beherrschung die Produktenmassen nach dem Lebensniveau rechtmäßig verteilen würde, dann bleibt trotz des glatten Ablaufs der Geschäfte die Tatsache bestehen, daß die Produzenten in Wirklichkeit nicht die Verfügung über den Produk- " (S. 13)
" tionsapparat haben. Es wird nicht ein Apparat von den Produzenten, sondern über ihnen sein. Das kann zu nichts anderem als zu einer heftigen Unterdrückung gegenüber Gruppen führen, die zu dieser Leitung in Widerspruch stehen. Die zentrale ökonomische Macht ist zugleich die politische Macht. Jedes oppositionelle Element, welches die Dinge in politischer oder ökonomischer Hinsicht anders als die zentrale Leitung will, wird mit allen Mitteln des gewaltigen Apparates unterdrückt. " (S. 14)
" In Wirklichkeit hat es aber mit Marx nichts zu tun. Es ist bürgerliche Oekonomie, die kapitalistische Leitung und Beherrschung der Produktion in den Kommunismus projektiert. " (S. 14)
" Tritt die gesellschaftlich planmäßige Regelung der Produktion entsprechend den Bedürfnissen des Ganzen sowohl als dem jedes einzelnen, an die Stelle der gesellschaftlichen Anarchie der Produktion. " (Engels, Anti-Dühring, aus d. Holländischen ins Deutsche übersetzt. (z.n. GIK))
" Die Lösung des Problems, daß das Proletariat nur eine neue Leitung in die Produktion hineinzusetzen habe, die dann mit Hilfe
...
der Statistik alles zum Besten führen wird, findet ihren Grund darin, daß diese Art Oekonomen den Prozeß des Wachsens der planmäßigen Produktion nicht sehen können als einen Prozeß der Entwicklung der Massen selbst, sondern als einen Prozeß, den sie - die ökonomischen Sachverständigen - vollziehen sollen. Nicht die arbeitende Masse, sondern SIE, die Führer, werden die bankrotte kapitalistische Produktion zum Kommunismus führen. "
(S. 14 f)
" Es ist ohne weiteres klar, daß die Produzenten hier nicht die Beherrschung und Leitung der Produktion in Händen haben, und daß dies eine ziemlich wunderliche Vorstellung der Marx'schen ASSOZIATION FREIER UND GLEICHER PRODUZENTEN ist. " (S. 15)
" Diese mechanischen Pläne gehen von dem Grundfehler aus, daß der Kommunismus in erster Linie eine organisatorische technische Frage sei. In Wahrheit geht es um die ökonomische Frage, wie das Grundverhältnis zwischen Produzent und Produkt gelegt werden muß. Darum sagen wir auch gegenüber dieser mechanischen Auffassung, daß die Basis gefunden werden muß, worauf die Produzenten selbst das Gebäude der Produktion aufbauen können. Dieses Bauen ist ein Prozeß von unten auf und nicht von oben herab. Es ist ein Konzentrationsprozeß, der sich durch die Produzenten vollzieht und nicht so, als ob das himmlische Brot auf uns herabfällt. Wenn wir die Erfahrungen der Revolution beherzigen und den Fingerzeigen von Marx folgen, können wir auf diesem Wege schon ein ziemliches Stück vorgehen. " (S. 15)

2.3. Nationalisation und Vergesellschaftung. (» K)

" Obwohl Marx keine Schilderung der kommunistischen Gesellschaft gegeben hat, so weiß doch jeder, daß er den Standpunkt der ASSOZIATION DER FREIEN UND GLEICHEN PRODUZENTEN vertrat und die sozialdemokratischen und kommunistischen Theo-
...
rien nicht auf ihre Rechnung kommen. Nicht der Staat sollte Leiter und Verwalter von Produktion und Verteilung sein, sondern diese Funktionen sollten den Produzenten und Konsumenten selbst zufallen. "
(S. 15 f)
" Gedenkt die reformistische Sozialdemokratie durch fortwährendes, allmähliches Nationalisieren den Kommunismus zu verwirklichen, so hält die revolutionäre Moskauer Richtung eine Revolution für notwendig, um diese Nationalisation vollziehen zu können. Die Auffassung der Moskauer fußt also auf demselben Gedanken als die der Reformisten. In und nach der Revolution werden dann die für die Nationalisation reifen Betriebe durch den Staat exploitiert, während die noch nicht konzentrierte Wirtschaft in den Händen des Privatkapitals verbleibt. " (S. 16)
" So sehen wir denn, wie die russische Wirtschaftsleitung viele von den Arbeitern enteigneten Betriebe den früheren Besitzer zurückgab, weil sie noch nicht reif waren für kommunistische Verwaltung.
...
Hier sehen wir den Gegensatz von der Nationalisation des sozialdemokratischen Ideals und der Marx'schen Vergesellschaftung.
Daraus entsteht auch der Gegensatz zwischen Betrieben, welche SCHON. und welche NICHT reif für den Kommunismus sind, wovon Marx wahrscheinlich nicht geträumt haben wird. "
(S. 16)
" Der Einzige, der über diese Dinge klaren Wein einschenkt. ist, soweit wir wissen, der Reformist H. Cunow. Er sagt:
Allerdings will Marx im Gegensatz zu der Cobdden'schen Schule letzten Endes wieder eine feste Regelung des Wirtschaftsprozesses. Aber nicht durch den Staat, sondern durch eine Vereinigung der freien Assoziation der sozialistischen Gesellschaft.
(H. Cunow, Die Marxsche Geschichts-, Gesellschafts -und Staatstheorie Bd. 1 S.30) "
(S. 17)
" Cunow stellt dann fest, daß dieser Standpunkt schon vor 1900 aufgegeben wurde und 1917 erklärt. Renner: Der Staat wird der Hebel des Sozialismus werden (siehe Marxismus, Krieg und Internationale). Cunow ist damit völlig einverstanden, aber sein Verdienst ist es jedenfalls, daß er deutlich sehen läßt, daß dies alles nichts mit Marx zu tun hat. Cunow macht Marx daraus einen Vorwurf, daß er einen so scharfen Gegensatz zwischen Staat und Gesellschaft macht, welcher seiner Ansicht nach nicht besteht, jedenfalls nicht mehr da ist. " (S. 18)
" Die Gesellschaft hat die Produktionsmittel und den Produktionsprozeß nicht in den Händen. Sie sind in den Händen der regierenden Clique, die alles verwaltet und führt, im Namen der Gesellschaft (Engels) ... D. h., daß sie jeden, der sieh der neuen Ausbeutung widersetzt, auf ungekannte Weise unterdrückt. Rußland, das ein Beispiel von Kommunismus sein sollte, hat sich damit entwickelt zum Zukunftsideal der Sozialdemokratie. " (S. 18)

{Der Art, wie Engels hier zitiert wird gegen Marx, sollte man nachgehen(d.V.)}

- mit Marx hat also das ganze nichts zu tun
" Besonders nach der Pariser Kommune bricht sich bei Marx die Auffassung Bahn, daß die Organisation der Wirtschaft nicht durch den Staat, sondern durch eine Verbindung der freien Assoziation der sozialistischen Gesellschaft zustande kommen muß. Mit der Entdeckung der Formen, worin das Proletariat sich für den revolutionären Klassenkampf organisiert, zur Eroberung der ökonomischen und politischen Macht, ist auch die Grundlage gegeben, auf der sich die Freie Assoziation der Gesellschaft historisch vollziehen muß. " (S. 18)

2.4. Die gesellschaftlich durchschnittliche Arbeitsstunde bei Marx und Engels.(» K)

" Marx stand also auf dem Standpunkt der Assoziation von freien und gleichen Produzenten. Diese Assoziation hat aber nicht im geringsten etwas zu tun mit der, in der Luft schwebenden, gegenseitigen Hilfe, sondern hat eine sehr materielle Unterlage. Diese Unterlage Ist die Berechnung der Zeit, die nötig ist, um die Produkte zu produzieren. Der Bequemlichkeit halber wollen wir es hier Kostenberechnung nennen, obwohl es mit Wert nichts zu tun hat, wie sich das später noch zeigen wird. " (S. 19)
" Die Gesellschaft kann einfach berechnen, wieviel Arbeitsstunden in einer Dampfmaschine, einem Hektoliter Weizen der letzten Ernte usw. stecken. Es kann ihr also nicht einfallen, die in den Produkten niedergelegten Arbeitsquanten, die sich alsdann absolut und direkt kennt, noch fernerhin in einem nur relativen, schwankenden, unzulänglichen, früher als Notbehelf unvermeidlichen Maß, in einem dritten Produkt auszudrücken und nicht ihrem natürlichen, angemessenen absoluten Maß der Zeit . . . Die Gesellschaft schreibt also unter obiger Voraussetzung den Produkten auch keinen Wert zu. " (Engels, Anti-Dühring (z.n.GIK), S. 335)*3
" Die Not selbst zwingt ihn, seine Zeit ganz genau zwischen seinen verschiedenen Funktionen zu verteilen. Ob die eine mehr, die andere weniger Raum in seiner Gesamttätigkeit einnimmt, hängt ab von der größeren oder geringeren Schwierigkeit, die zur Erzielung des bezweckten Nutzeffekts zu überwinden Ist. Die Erfahrung lehrt ihm das, und unser Robinson, der Uhr, Hauptbuch, Tinte und Feder aus dem Schiffbruch gerettet, beginnt als guter Engländer bald Buch über sich selbst zu führen. Sein Inventarium enthält ein Verzeichnis aller Gebrauchsgegenstände, die er besitzt, der verschiedenen Verrichtungen, die zu ihrer Produktion erheischt sind, endlich der Arbeitszeit, die ihm bestimmte Quanten dieser verschiedenen Produkte Im Durchschnitt kosten. Alle Beziehungen zwischen Robinson und den Dingen, die seinen selbstgeschaffenen Reichtum bilden, sind hier so einfach und durchsichtig, daß selbst Herr M. Wirth sie ohne besondere Geistesanstrengung verstehen dürfte. " (Das Kapital, Bd. 1 (z.n.GIK), S. 43)*4
" Marx nimmt diese Buchhaltung der Gesellschaft allgemein an für einen Produktionsprozeß, in dem die Arbeit gesellschaftlich ist; also gleich, ob der Kommunismus noch wenig entwickelt ist, oder ob der Grundsatz: Jeder nach seinen Fähigkeiten, und jedem nach seinen Bedürfnissen bereits verwirklicht ist. D. h. mit anderen Worten: Die Organisation des ökonomischen Lebens kann in den verschiedenen Entwicklungsperioden verschiedene Stadien durchlaufen, der ruhende Pol ist dann doch die gesellschaftlich durchschnittliche Arbeitszeit. " (S. 20)
" Daß er es tatsächlich so auffaßte ist z. B. daraus ersichtlich, daß er ausdrücklich auf die Tatsache verweist, daß die Verteilung verschiedene Formen annehmen kann. Neurath liest hieraus, daß Marx die Frage so stellt, als oh wir eine freie Wahl haben, WIE die Produkte zu verteilen sind. Sicherlich ein wunderlicher Irrtum für einen Marxkenner, der doch wissen muß, daß Marx keine Freiheit kennt, sondern stets funktionelle Abhängigkeit sieht. Die Freiheit bei der Wahl einer Verteilungsordnung bewegt sich in den Grenzen, die die Form des materiellen Produktionsapparates vorschreibt. Allerdings gibt es hier Modifikationen, die wir noch erörtern werden. " (S. 20)
" Alle Produkte Robinsons waren sein ausschließlich persönliches Produkt und daher unmittelbare Gebrauchsgegenstände für ihn. Das Gesamtprodukt des Vereins ist ein gesellschaftliches Produkt. Ein Teil dieses Produktes dient wieder als Produktionsmittel. Aber ein anderer Teil wird als Lebensmittel von den Vereinsmitgliedern verzehrt. Er muß daher unter sie verteilt weiden. Die Art dieser Verteilung wird wechseln mit deren besonderen Art des gesellschaftlichen Produktionsorganismus selbst und der entsprechenden geschichtlichen Entwicklungshöhe des Produzenten. " (Das Kapital, Bd. 1 (z.n.GIK), S. 45)*6
- so wird auch aus der Neurathschen freien Wahl, die Notwendigkeit der Ökonomie selbst, in der Zeit
" Nur zur Parallele mit der Warenproduktion setzen wir voraus, der Anteil jedes Produzenten an den Lebensmitteln sei bestimmt durch seine Arbeitszeit. Die Arbeitszeit würde also eine doppelte Rolle spielen. Ihre planmäßige Verteilung regelt die richtige Proportion der verschiedenen Arbeitsfunktionen zu den verschiedenen Bedürfnissen. Andererseits dient die Arbeitszeit zu gleich als Maß des individuellen Anteils. des Produzenten an der Gemeinarbeit und daher auch an dem individuellen verzehrbaren Teil des Gemeinproduktes. Die gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen zu ihren Arbeiten und Arbeitsprodukten bleiben hier durchsichtig einfach, in der Produktion sowohl als in der Verteilung. " (Das Kapital, Bd. 1 (z.n.GIK), S. 45)*6
" Kehren wir nun zu der Frage zurück, ob planmäßige Produktion, so wie sie in einem organisch zusammengefaßten Apparat zum Ausdruck kommt, notwendig zu einem Apparat führen muß, der sich über die Produzenten erhebt. Wir sagen: "n e i n !" In einer Gesellschaft, in der das Verhältnis des Produzenten zum gesellschaftlichen Produkt unmittelbar festgelegt ist, besteht diese Gefahr nicht. In jeder anderen Gesellschaft, wo dieses nicht ist, muß schließlich der Produktionsapparat zum Unterdrückungsapparat auswachsen. " (S. 21)
 
[Schlussfolgerung]

2.5. Zur Assoziation der freien und gleichen Produzenten. (» K)

- der Produktionsprozess als zerstörender und gleichzeitig erschaffender ist Reproduktionsprozess
" Es ist ein andauernder Strom von Umformung der menschlichen Energien, von der einen Form in die andere. Jede besondere Form ist kristallisierte menschliche Energie, die wir an der Zeit messen können, in der sie arbeitet. " (S. 22)
" Dasselbe gilt von demjenigen Teil des Produktionsprozesses, in dein keine direkten Produkte hergestellt werden, wie z. B. Erziehung, Krankenpflege usw. Hier werden auch Produktionsmittel und Arbeitskräfte verbraucht, wobei das Produkt eben der empfangene Unterricht, Krankenpflege usw. ist. Die Verteilung geschieht direkt bei und durch die Produktion; die verbrauchten Energien fließen direkt in vollkommen neuer Form der Gesellschaft zu. Dadurch, daß wir diese Energien au der Zeit messen können, entsteht ein vollkommen exaktes Verhältnis zwischen Produzent und Produkt. Das Verhältnis von jedem individuellen Produzenten zu jedem besonderen gesellschaftlichen Produkt ist hier vollkommen durchsichtig. " (S. 22)
" Schließlich bleibt kein anderer Weg, als die ganze Produktion so aufzubauen, daß das exakte Verhältnis von Produzent und Produkt zur Grundlage des gesellschaftlichen Produktionsprozesses wird. Hiermit ist aber dann auch die Aufgabe der Leiter und Verwalter hinsichtlich der Zuweisung des Produktes aufgehoben. Es gibt nichts mehr zuzuweisen. Der Anteil am gesellschaftlichen Produkt ist direkt bestimmt Die Arbeitszeit dient als Maß für den individuell zu konsumierenden Teil des Produktes. " (S. 23)
" Es ist eine Machtfrage, ob es dem Proletariat bei einer kommunistischen Umwälzung gelingt, dieses Verhältnis zwischen Produzent und Produkt festzulegen. Auf dieser Basis ist planmäßige Produktion möglich. Die einzelnen Betriebe und Industrien können sich dann, horizontal und vertikal zu einem planmäßigen Ganzen verbinden, während alle Teile ihre Buchhaltung über die verbrauchte Arbeitszeit in der Form von Verschleiß an Maschinen, Grund- und Hilfsstoffen und Arbeitskraft selbst führen. Diese Zugrundelegung und Organisation der kommunistischen Produktion kann sehr wohl von den Produzenten selbst verrichtet, ja kann eben NUR durch sie gemacht werden, womit die Assoziation freier und gleicher Produzenten zur Notwendigkeit wird. Der Prozeß des Ineinandergreifens und Zusammenfügens wächst von unten auf, weil die Produzenten selbst die Leitung und Verwaltung in Händen haben. Jetzt ist Raum gemacht für die Initiative der Produzenten selbst, die das bewegliche Leben in seinen tausendfachen Formen "machen" können.
Das Proletariat legt das Grundverhältnis zwischen Produzent und Produkt. Dieses und nur dies allein ist die Kernfrage der Revolution des Proletariats.Ebenso wie der leibeigene Bauer in der bürgerlichen Revolution um sein Stück Land und das volle Verfügungsrecht über die Früchte seiner Arbeit kämpfte, ebenso kämpfen die Proletarier um den Betrieb und das volle Verfügungsrecht über die Produktion, was nur möglich ist, wenn das Grundverhältnis zwischen Produ-
zent und Produkt gesellschaftlich-rechtlich festgelegt ist. Es geht hier darum, welchen Platz sich das Proletariat in der Gesellschaft erobert; ob mit der Arbeit in den Betrieben zugleich das Verfügungsrecht über die Produktion verbunden ist, oder ob das Proletariat erneut für unmündig erklärt, und Führer, Fachleute und Wissenschaftler mit dem Verfügungsrecht betraut werden sollen. "
(S. 23 f)
 
[Kernpunkt des Kapitels und Schnittpunkt zwischen Ökonomie und Politik]
" Die Diktatur des Proletariats hat in beiden Formen des Kommunismus vollkommen verschiedene Auswirkungen. Im Staatskommunismus unterdrückt sie alles, was der herrschenden Leitung widerstrebt, bis alle Zweige der Produktion so weit reif sind, daß sie bei der Verwaltung und Verfügung durch die obersten Spitzen eingegliedert werden können. Bei der Assoziation freier und gleicher Produzenten dient die Diktatur dazu, die neue Produktionsberechnung als allgemeine Grundlage der Produktion durchzuführen. Das heißt, um die Basis zu schaffen, worauf die freien Produzenten die Produktion selbst leiten und beherrschen können. B e im Staatskommununismus die Bedingungen schaffen für eine möglichst starke Unterdrückung durch den zentralen Apparat. Bei der Assoziation die Kräfte ins Leben rufen, wodurch sie selbst als Diktatur fortlaufend an Macht verliert, um sich zum Schluß überflüssig zu machen; sie (die Diktatur) arbeitet selbst an ihrem eigenen Untergang. " (S. 24)

{Dies war auch die Ansicht von Lenin in 'Staat und Revolution'.(d.V.)}

" Es war das spontane Entstehen und Arbeiten des Sowjetsystems; dann das Entmannen der Sowjets durch den russischen Staatsapparat, und zum Schluß das Auswachsen der Staatsproduktion zu einer neuen, ungekannten Form von Herrschaft über die ganze Gesellschaft. Diese Tatsachen zwangen zu näherer Untersuchung, wobei sich zeigte, daß der Staatskommunismus sowohl in der Theorie wie in der Praxis nichts mit Marxismus zu tun hat. Die Praxis des Lebens - das Sowjetsystem - stellte s.o die Assoziation freier und gleicher Produzenten von Marx in den Vordergrund, während zugleich das Leben mit seiner Kritik auf Theorie und Praxis des Staatskommunismus einsetzte. " (S. 25)

3. II. DER FORTSCHRITT IN DER PROBLEMSTELLUNG.(» K)(» O)

" Die jünger von Marx erklären die Theorie der automatischen Entwicklung zum Kommunismus durch die Konzentration des Kapitals. (Hilferding.) Sie kommen dabei zu einem kommunistischen Betriebsleben, das sich allein durch Güterproduktion, eine Produktion ohne Recheneinheit, vollzieht. Weber und Mises zeigen die Unmöglichkeit einer solchen Produktion auf, wodurch eine große Verwirrung im marxistischen. Lager entsteht. Ein Teil hält fest an der Güterproduktion. Neurath, Varga, Hilferding umgehen die Streitfrage. Kautsky, Leichter erkennen die Notwendigkeit einer Recheneinheit. Kautsky kehrt zum Kapitalismus zurück. Leichter verweist auf die gesellschaftlich durchschnittliche Arbeitsstunde als Recheneinheit. Die russische Revolution zeigt, daß das zentrale Verfügungsrecht über den Produktionsapparat eine neue Form der Ausbeutung mit sich bringt, wodurch Marxismus und Anarcho-Syndikalismus zu einer reineren Problemstellung kommen. Was sich als freier Kommunismus anbot, erweist sich nun als Organisation der Produktion mit zentralem Verfügungsrecht. (Seb. Faure.) " (S. 5)

3.1. Die Jünger von Marx.(» K)

" Bei Marx finden wir wohl die klassische Analyse der kapitalistischen Produktionsweise mit der Schlußfolgerung, daß die Menschheit durch die Entwicklung der Produktivkräfte vor die Wahl gestellt wird, entweder den Privatbesitz an Produktionsmitteln aufzuheben, um dann die Produktion bei gesellschaftlichem Besitz weiterzuführen, oder in der Barbarei zu versinken. Diese wissenschaftliche Großtat brachte den Sozialismus aus dem Reich der Utopie auf den sicheren Boden der Wissenschaft. Ueber die ökonomische Gesetzmäßigkeit gibt Marx nur einige Fingerzeige, in welcher Richtung sie zu suchen ist. In dieser Beziehung sind insbesondere seine Randglossen wichtig. " (S. 26)
" Außer der allgemeinen Grundlage der neuen Produktion zeigte Marx auch die Verrechnungsmethode, welche in der neuen Gesellschaft Geltung haben wird, die wir mit der Arbeitszeitrechnung bezeichnen. Die Konsequenz der allgemeinen Grundlage war, daß der Markt und das Geld verschwinden muß und die Jünger von Marx kamen, insoweit sie sich mit den Grundlagen der kommunistischen Produktion befaßten, nicht darüber hinaus. Sie sahen den Kommunismus im Grunde nicht anders als eine Fortsetzung der Konzentration des ökonomischen Lebens, so wie wir das unter dem Kapitalismus kennen, was dann automatisch der Kommunismus bringen sollte. " (S. 26 f)
" Der Preis ist dann nicht Resultat einer sachlichen Beziehung, die die Menschen eingegangen sind, sondern bloß rechnungsmäßige Art der Zuteilung von Sachen durch Personen an Personen. Das Geld spielt dann keine Rolle. Es kann völlig verschwinden, da es sich um Zuteilung von Sachen und nicht von Werten handelt. Mit der Anarchie der Produktion schwindet der sachliche Schein, schwindet die Wertgegenständlichkeit der Ware, schwindet also das Geld. Das Kartell verteilt das Produkt. Die sachlichen Produktionselemente sind wieder produziert worden und zu neuer Produktion verwendet. Von der Neuproduktion wird ein Teil auf die Arbeiterklasse und die Intellektuellen verteilt, der andere fällt dem Kartell zu, zu beliebiger Verwendung. Es ist die bewußt geregelte Gesellschaft in antagonistischer Form. Aber dieser Antagonismus ist Antagonismus der Verteilung. " (Hilferding, Finanzkapital (z.n.GIK), S. 314)*8
" Nach dieser Theorie gibt es eigentlich keine Probleme für die Entwicklung zum Kommunismus. Es ist ein automatischer Prozeß, den der Kapitalismus selber vollzieht. Die kapitalistische Konkurrenz führt zur Konzentration des Kapitals und damit entstehen große Knotenpunkte in der Industrie. Innerhalb eines solchen Knotenpunktes , eines Trusts z. B., welcher Transport, Bergbau, Walzwerk usw. zusammenfaßt, entsteht ein geldloser Verkehr. Die obere Leitung dirigiert einfach, welchem Betrieb neue Produktionsmittel zugeführt werden müssen, was und wieviel produziert werden soll u.s.w. " (S. 27)
" Damit wären dann gleich die Voraussetzungen, welche Marx für eine kommunistische Produktion stellte, in Erfüllung gegangen. Der Markt ist verschwunden, weil ein Unternehmen nichts an sich selber verkauft. Damit sind auch die Preise der Produkte fortgefallen, während die obere Leitung die Strombahn der Produkte von Betrieb zu Betrieb bestimmt, so wie sie es für nützlich und notwendig erachtet. Daß noch an jedem einzelnen Produkt gemessen werden muß, wieviel Arbeit es verkörpert, war offenbar ein Irrtum von von Marx und Engels. " (S. 28)
- Kritik Mises und Webers an Staatskommunisten Neutath, Kautsky, Hilferding
" Ihre Kritik gipfelte in der Beweisführung, daß eine Wirtschaft ohne Verrechnungsmethode, ohne allgemeinen Nenner, um den Wert der Produkte zu messen, unmöglich ist. Und die hatten es richtig getroffen. Große Verwirrung im marxistischen Lager. Auf ökonomischem Gebiet war die Unmöglichkeit des Kommunismus bewiesen, weil bei einer solchen Wirtschaft jede planmäßige Produktion aufgehört hat. Der Kommunismus, der seine Existenzberechtigung gerade aus der Anarchie der kapitalistischen Produktion beweisen wollte, zeigte sich selber noch viel weniger fähig, planmäßig arbeiten zu können. Block sagte dann auch, daß von Kommunismus keine Rede sein kann, bevor nicht gezeigt wird, was au die Stelle des Marktmechanismus treten so!l. Kautsky ist auch erschreckt, und so kommt er zu den unsinnigsten Dingen, wie Festsetzung der Preise auf lange Zeit u.s.w. Die Kautsky'schen Bocksprünge haben aber doch auf jeden Fall den positiven Sinn, daß damit die Notwendigkeit der Verrechnung anerkannt wird. " (S. 28)
- syndikalistische Strömung, Leichter
" Diese Studie bewegt sich auf dem Boden der Arbeitszeitrechnung und ist ohne Zweifel das Beste auf diesem Gebiet. Die Theorie der wirtschaftlichen Selbstverwaltung der Produzenten-Konsumenten macht hier einen guten Schritt vorwärts. Die Probleme werden schon ziemlich rein gestellt, obwohl Leichter sie unserer Meinung nach noch nicht zu einer befriedigenden Lösung bringt. Er gibt auch an, daß vor ihm schon Mourice Bourguin die kommunistische Wirtschaft auf die Grundlage der Arbeitszeitrechnung stellte, dessen Gedankengänge nach Leichters Erklärung fast haargenau mit seinen eigenen übereinstimmen. " (S. 29)
" Die Oekonomen vom Fach betrachten den Kommunismus nur von dem Gesichtspunkt der Produktion und Verteilung. Das revolutionäre Proletariat hat in Wirklichkeit andere Motive. Inwieweit der Staatskommunismus ökonomisch möglich ist oder nicht, ist ihm ziemlich gleichgültig. Es verwirft ihn darum auch, weil die Praxis bewiesen hat, daß der Produktionsapparat gesellschaftlicher Besitz sein kann, während er doch weiter als Ausbeutungsapparat fungiert. So hat die russische Revolution die Probleme von der politischen Seite aus gestellt. " (S. 29)

3.2. Der freie Kommunismus.(» K)

" Das Bedürfnis nach Klarheit tritt stark zutage in der holländischen Broschüre Müller-Lehnings über "Anarcho - Syndikalismus". Er tritt der Auffassung entgegen, daß es zunächst darauf ankommt, alles zu zertrümmern, um später zu sehen, wie die Sache wieder in Ordnung kommt (S. 4). Notwendig ist ein Programm, "wie die Verwirklichung des Anarcho-Syndikalismus nach der Revolution zustande kommt" (S. 5). Es genügt nicht nur, die ökonomische Revolution zu propagieren, "aber man muß auch untersuchen, wie sie durchgeführt werden muß" (S. 6). Die Anarchisten in Rußland stellten die Selbstinitiative der Massen in den Vordergrund, "aber was diese Initiative sein mußte, was die Massen zu tun hatten, heute und morgen, das blieb alles verschwommen und wenig positiv" (S.7). " (S. 30)
" Ein französischer Anarchist - Sebastian Faure - versuchte die Lösung zu geben. Er schrieb, 1921 erschienen, "Das universelle Glück", eine Schilderung von dem, was er unter freiem Kommunismus versteht. Dieses Buch ist insofern wichtig, weil es beweist, daß auch anarchistische Vorstellungen über die kommunistische Gesellschaft eine zentrale Beherrschung und Verfügung über die gesellschaftliche Produktion nicht ausschließen. Bei näherer Untersuchung des Faure'schen "freien Kommunismus" zeigt sich nämlich, daß dies nichts anderes als ganz gewöhnlicher Staatskommunismus ist. Zwar trägt das Buch nicht den Charakter einer wissenschaftlichen Untersuchung, sondern ist eher ein utopischer Roman, worin aus der freien Phantasie eine "freie kommunistische Gesellschaft" entsteht. Doch die Tatsache, daß im Gegensatz zu den Phrasen wie "Gleichheit für Alle" - "freie Vereinbarung" und "beseelendes Prinzip des Auflehnens gegen den Staat und die Gewalt", ein Produktionssystem ausgemalt wird, wo das Verfügungsrecht über den Produktionsapparat nicht bei den Produzenten beruht, beweist deutlich, daß man in diesem Lager absolut keine Ahnung von den Bewegungsgesetzen eines solchen Systems hat. " (S. 31)
" Er sagt: "Diese ganze Organisation fußt auf dem beseelenden Prinzip der freien Zusammenwirkung" (S. 213 der holländischen Uebersetzung). Nun sind wir aber der Meinung, daß dies keine Grundlage eines Produktions- und Reproduktionsprozesses sein kann. Wollen die Produzenten ihre Rechte gesichert haben, mit oder ohne beseelendes Prinzip, dann muß die ganze Organisation .auf einer mehr materiellen Grundlage stehen. Die Produzenten müssen selbst in ihrem Betrieb das Verhältnis des Produzenten zum gesellschaftlichen Produkt festlegen. Sie müssen berechnen, wieviel Arbeitszeit in ihrem Produkt absorbiert ist, da ihre Arbeitszeit Maßstab ist, für ihren Anteil am gesellschaftlichen Produkt. Nur dann hängt die ganze Organisation nicht.an einem in der Luft schwebenden beseelenden Prinzip, sondern ist gefestigt in ökonomischen Realitäten. " (S. 32)
- freie Vereinbarung ist eine hohle Phrase, dem wird die materielle Bedingtheit entgegengestellt
" Obwohl Faure sich also wahrscheinlich nie mit ökonomischen Problemen beschäftigt hat, stellt sich doch schon bald heraus, daß er ein Vertreter der Schule Neurath's, also ein "Naturalwirtschaftler" ist. Wie wir schon gesehen haben, findet diese "Schule" eine Recheneinheit für absolut überflüssig, und will sie an der Hand eines Produktionsplanes, der mit Hilfe der Statistik aufgestellt wird, produzieren. " (S. 33)
" "... Die oberen Beamten sollen jetzt feststellen, welcher Teil der Produktion auf jede Kommune fällt, und "welchen Teil der Produktion sie für sich selbst behalten können" (S. 216). " (S. 33)
" Dieser Verlauf ist genau derselbe, wie die Staatskommunisten es sich vorstellen. Unten die Masse, oben die Beamten, welche Leitung und Verwaltung von Produktion und Verteilung in den Händen haben. Damit ist die Gesellschaft nicht begründet in ökonomischen Realitäten, sondern abhängig von dem guten oder schlechten Willen bzw. der Fähigkeit bestimmter Personen; was Faure denn auch ohne weiteres selbst zugibt. Um jeden Zweifel in bezug auf das zentrale Verfügungsrecht zu nehmen, fügt er noch hinzu: "Die Hauptadministration weiß, wie groß die Gesamtproduktion und der Gesamtbedarf ist und muß darum jedem Bezirkskomitee mitteilen, über wieviel Produkt es verfügen kann, und wieviel Produktionsmittel es beschaffen muß."(S. 218). " (S. 33)
" "Das Universelle Glück" von Faure bringt nicht den geringsten Beitrag zur Kenntnis der kommunistischen Produktion. Wenn wir näher darauf eingegangen sind, vor allem deshalb, weil in. der Kritik an einer derartigen anarchistischen Phantasie von der "freien kommunistischen Gesellschaft" deutlich demonstriert wird, welcher Fortschritt im letzten Jahrzehnt sich auf diesem Gebiet vollzogen hat. Vor 1917 war es unmöglich, den staatskommunistischen Kern aus diesem Berg von Phraseologie zu schälen. Der praktischen Schule der russischen Revolution verdanken wir vor allem dieses Wissen, denn sie hat uns gezeigt, was zentrale Verfügungsgewalt über den Produktionsapparat zu bedeuten hat. " (S. 34)

4. III. DER PRODUKTIONSPROZESS IM ALLGEMEINEN.(» K)(» O)

4.1. Die kapitalistische Reproduktion eine individuelle Funktion.(» K)

" Unter dem Kapitalismus ist die Reproduktion eine individuelle Funktion, unter dem Kommunismus eine gesellschaftliche. Die gesellschaftlich durchschnittliche Arbeitsstunde als Recheneinheit. Die moderne kapitalistische Betriebskalkulation zeigt die Möglichkeit, für jedes Produkt die gesellschaftlich durchschnittliche Produktionszeit zu berechnen. Die Produktionsformel (P + R) + A ist zugleich die Reproduktionsformel. Leichter wendet den kapitalistischen Wertbegriff auf die Arbeitskraft an. Sie trägt bei ihm einen Preis (in Arbeitsstunden ausgedrückt), den er abhängig sehen .will von den Reproduktionskosten der Arbeitskraft. " (S. 5)
" Die Menschheit schuf sich als Organ zur Befriedigung ihrer vieltausendfachen Bedürfnisse den Produktionsapparat. Der Produktionsapparat - das sind die Produktionsmittel - dient der menschlichen Gesellschaft als Werkzeug, um der Natur dasjenige abzuringen, was sie zu ihrer Existenz und Höherentwicklung benötigt. In dem Prozeß der Erzeugung, dem Produktionsprozeß, werden sowohl unsere Arbeitskraft als auch der Apparat verbraucht. So gesehen ist der Produktionsprozeß ein Prozeß der Vernichtung, des Abbruchs. Aber er ist zugleich Erzeugung. Was abgebrochen wurde, wird In demselben Prozeß wieder neugeboren; Maschinen, Werkzeuge und unsere Arbeitskraft werden verbraucht und zugleich erneuert, von neuem produziert, reproduziert. Der gesellschaftliche Produktionsprozeß verläuft wie der Lebensprozeß im menschlichen Körper. Durch Selbstvernichtung zum Selbstaufbau in fortlaufend komplizierteren Form. " (S. 35)
- Produktion ist also stets Reproduktion als ununterbrochender gesellschaftlicher Prozess
" Für den Kommunismus hat dieser Satz eine besondere Bedeutung, weil Produktion und Reproduktion bewußt von diesem Grundsatz aus bestimmt werden, während der Prozeß beim Kapitalismus sich elementar durch den Marktmechanismus vollzieht. Die Reproduktion beruht auf der Tatsache, daß für jedes verbrauchte Stück Produkt ein neues an seine Stelle tritt, was für die kommunistische Gesellschaft bedeutet, daß sie genau Buch führen muß über alles, was in den Produktionsprozeß hineinging. " (S. 35)
- das wären im allgemeinen Arbeitskraft und Produktionsmittel
- im Kapitalismus ist dies
" Im Kapitalismus ist die Reproduktion eine individuelle Funktion. Jeder Kapitalist versorgt zugleich die Reproduktion. Er berechnet den Verschleiß an festen Produktionsmitteln (Maschinen, Gebäude), den Verbrauch an zirkulierenden Produktionsmitteln (Roh- und Hilfsstoffe) und die direkt verausgabte Arbeitskraft. Dann kommt noch sein weiterer Kostenaufwand und schließlich geht er mit seiner Ware zum Markt. Gelingt das Geschäft gut, dann ist für ihn damit eine Produktionsperiode erfolgreich abgelaufen. Er kauft nun neue Produktionsmittel und Arbeitskraft und die Produktion kann aufs neue beginnen. Weil alle Kapitalisten so handeln, ist das Resultat, daß der ganze Produktionsapparat und die Arbeitskraft reproduziert wird. " (S. 36)
" Es wird also nicht nur reproduziert, was in der vergangenen Produktionsperiode vernichtet wurde, sondern Es wird in kapitalistischer Terminologie akkumuliert, im Kommunismus wird es heißen es wird auf erweiterter Grundlage reproduziert. Die Bestimmung darüber, in welchem Umfange und in welchem Betriebe dies geschehen soll, ist eine individuelle Funktion des Kapitalisten, dessen Handlungsmotive im Streben nach Profit gebunden sind.
Im Kommunismus fällt der Markt, die Umwandlung von Ware (Produkt) zu Geld fort, aber der Strom der Produkte bleibt.
"
(S. 36)
" Ja, wenn die Produktion auf erweiterter Grundlage betrieben werden soll, müssen mehr Produktionsmittel usw. den Betrieben zugehen. Die diesbezügliche Entscheidung liegt aber nicht mehr in den Händen von privaten Besitzern der Produktionsmittel, sondern die Gesellschaft bestimmt die Ausbreitung der Produktion, wenn die Befriedigung des Bedarfs dieses gebietet. Müssen nun in jedem Betrieb neue Produktionsmittel zugeführt werden in derselben Größe wie diese in der Produktion verbraucht werden, dann ist es für die Reproduktion notwendig und genügend, daß jeder Betrieb berechnet, wieviel gesellschaftliches Produkt er in verschiedenen Formen verbrauchte (auch in der Form des Arbeitsgeldes). Sie werden dann in gleicher Größe ersetzt und eine neue Arbeitsperiode kann einsetzen. " (S. 37)
" Fragen wir, inwieweit es möglich ist, den Verbraucht in Arbeitsstunden für jeden Betrieb festzustellen, dann hat die moderne Selbstkostenberechnung hierauf eine endgültige Antwort gegeben. Aus hier nicht näher zu untersuchenden Gründen war die kapitalistische Betriebsführung um 1921 gezwungen, zur Rationalisierung überzugehen, und so entstand um etwa 1922 eine ganz neue Literatur, welche die Methoden entwickelte, für jedes einzelne Verfahren, für jede einzelne Teilarbeit vollkommen exakt den Kostenpreis zu berechnen. " (S. 37)
- zwar passiert dies in Geld, aber
" Aber nichts steht dem im Wege, sie auf eine andere Recheneinheit zu beziehen. " (S. 37)

4.2. Die Formel (p + r) + a = PRD.(» K)

" Darum ist es ohne weiteres möglich, an jedem Produkt auszudrücken, wieviel Arbeitsstunden seine Herstellung kostet. Sicher gibt es auch Betriebe, die kein eigentliches Produkt hervorbringen, wie die politischen und ökonomischen Räte, Krankenfürsorge, Unterricht usw.; aber doch können sie genau feststellen, wieviel Arbeitsstunden sie an Produktionsmitteln und Arbeitskraft verbrauchen, die Kosten der Reproduktion sind also auch hier genau bekannt. " (S. 38)
" Jeder Betrieb sichert seine Reproduktion durch genaue Berechnung der Produktionsmittel (= p) und Arbeitskraft (= a), ausgedrückt in Arbeitsstunden Die Produktionsformel eines jeden Betriebes hautet also:
p + a = Produkt.
"
(S. 38)
" Wie bekannt, umfaßt die Marx'sche Kategorie "Produktionsmittel" , Maschinen, Gebäude (feste Produktionsmittel), als auch die Rohmaterialien und Hilfsstoffe (zirkulierende Produktionsmittel). Setzen wir nun für die festen Produktionsmittel die Bezeichnung p und für die zirkulierenden r, dann lautet die Formel:
(p + r) + a = Produkt.
"
(S. 39)
" In dieser Produktionsformel hat der Betrieb zugleich seine Reproduktionsformel, die zeigt, wieviel Arbeitsstunden gesellschaftliches Produkt dem Betrieb wieder zugeführt werden muß, um alles Verlorengegangene wieder zu erneuern. " (S. 39)
" Was für den einzelnen Betrieb geht, trifft auch zu für die ganze kommunistische Wirtschaft. Sie ist in diesem Sinne auch wieder nur die Summe aller Betriebe. Das gleiche gilt von dem gesellschaftlichen Gesamtprodukt. Es ist nichts anderes als das Produkt (p + r) + a aller Betriebe. Zur Unterscheidung von der Produktionsberechnung der besonderen Betriebe benutzen wir für das Gesamtprodukt die Formel
( P + R ) + A = PRD
"
(S. 39)
- mit A = 600 mio Arbstd.
" Betrachten wir jetzt die Reproduktion der Arbeitskraft im PRD zum individuellen Konsum zur Verfügung. Mehr kann und darf auch nicht konsumiert werden, weil nur für 600 Millionen Arbeitsstunden an Arbeitsgeld in den Betrieben verausgabt ist. Damit ist aber nicht gesagt, wie das Produkt unter den Arbeitern verteilt worden ist. Es ist z. B. sehr gut möglich, daß ungelernte, gelernte und intellektuelle Arbeit verschieden bezahlt wird. " (S. 39)

4.3. Der Wertbegriff der sozialistischen Oekonomen.(» K)

" Tatsächlich stehen die Herren Oekonomen auf diesem Standpunkt. Es fällt ihnen nicht ein, die Arbeit gleich zu werten, also jedem den gleichen Anteil am gesellschaftlichen Produkt zu geben. Das ist denn auch die Bedeutung der Neurath'schen "Lebenslagen". Die "Ernährungsphysiologen" werden ein Existenzminimum feststellen, daß das "Einkommen" der Ungelernten vorstellt, während die anderen nach Verhältnis ihres Fleißes, ihrer Fähigkeiten und der Wichtigkeit ihrer .Arbeit mehr erhalten. Rein kapitalistisch gedacht! " (S. 40)
" Diese Verschiedenheit der "Entlohnung" hält Kautsky für notwendig, weil er meint, daß doch für unangenehme, schwere Arbeit, höhere Löhne gezahlt werden müssen, als für angenehmere und leichtere. Nebenbei bemerkt ist dies auch ein Grund für ihn, um zu beweisen, daß die Arbeitszeitrechnung nicht praktisch durchführbar sei. " (S. 40)
" Wir stellen also fest, daß hier die verschiedene Bewertung der Arbeit, ja selbst die der individuellen Verschiedenheiten innerhalb derselben Art von Arbeit im Prinzip für richtig gehalten wird. Das besagt aber nichts anderes, als daß in einer solchen Gesellschaft der Kampf für bessere Arbeitsbedingungen nicht aufgehört hat, daß die Verteilung das gesellschaftlichen Produktionsproduktes antagonistischen Charakter trägt und daß der Kampf um die Verteilung des Produkts weitergeführt wird. Dieser Kampf ist ein Kampf um die Macht und wird auch als solcher geführt werden müssen. " (S. 40)
" Für sie sind die Menschen einfach zu Objekten geworden. Die Menschen sind nichts mehr als Teile des Produktionsapparates, wofür die Ernährungsphysiologen berechnen sollen, wieviel Lebensmittel diesem Material zugeführt Werden muß (Existenzminimum), um die Arbeitskraft neu zur Verfügung zu haben. Die Arbeiterklasse muß mit der größten Energie gegen eine solche Auffassung ankämpfen und für alle den gleichen Anteil am gesellschaftlichen Reichtum fordern. " (S. 40 f)
" Im Beginn der kommunistischen Ordnung kann es selbst noch eine gerechte Maßnahme sein, da z. B. Studienmaterial nicht jedermann unentgeltlich zur Verfügung steht, weil die Gesellschaft noch nicht weit genug durchorganisiert ist. Sind aber diese Dinge einmal geordnet, dann kann keine Rede mehr davon sein, den Trägern der intellektuellen Berufe einen größeren Anteil des gesellschaftlichen Produkts zu geben. " (S. 41)
" Der Grund dafür, daß die "sozialistischen" Oekonomen von der Verschiedenheit der Bewertung der Arbeitskraft nicht loskönnen. liegt m.E. nach in der Klassenlage, welche sie einnehmen. Eine gleichmäßige Verteilung des Gesamtprodukts widerspricht völlig ihrem Klassengefühl und ist daher "unmöglich". " (S. 41)
" Betrachten wir daneben die Marx'sche Analyse des Preises der Arbeitskraft unter dem Kapitalismus, dann tritt vollkommen klar hervor, daß die sogenannten "sozialistischen" Oekonomen den Wertbegriff nicht loswerden. " (S. 41)
" In derselben Weise müssen in die Produktionskosten der einfachen Arbeitskraft die Fortpflanzungskosten eingerechnet werden, wodurch die Arbeiter rascher instand gesetzt werden, sich zu vermehren und abgenutzte Arbeiter durch neue zu ersetzen. Der Verschleiß des Arbeiters wird also in derselben Weise in Rechnung gebracht, wie der Verschleiß der Maschinen.

e Produktionskosten der einfachen Arbeitskraft belaufen sich also auf die Existenz- und Fortpflanzungskosten des Arbeiters. Der Preis dieser Existenz- und Fortpflanzungskosten bildet den Arbeitslohn. Der so bestimmte Arbeitslohn heißt das Minimum des Arbeitslohnes. "
(Marx 'Lohnarbeit und Kapital (Z.n. GIK), S. 42)
" Aber so, wie die Reproduktion des sachlichen Teils des Produktionsapparates im Kommunismus zur gesellschaftlichen Funktion wird, so wird auch die Reproduktion der Arbeitskraft zur gesellschaftlichen Funktion. Sie wird nicht mehr den einzelnen Individuen aufgebürdet, sondern von der Gesellschaft getragen. Der Unterricht ist nicht mehr gebunden an Papas Geldbeutel, sondern allein abhängig von Veranlagung und physischer Beschaffenheit des Kindes. Es kann dem Kommunismus nicht einfallen, den Individuen, die von der Natur mit günstigerem Erblichkeitsfaktoren oder günstigeren Fähigkeitsanlagen ausgestattet sind und dadurch die Möglichkeit haben, im vollsten Maße alle Errungenschaften der menschlichen Gesellschaft auf dem Gebiete der Kultur, Kunst und Wissenschaft in sich aufzunehmen, obendrein noch einen größeren Anteil am gesellschaftlichen Produkt auszuliefern. Die Gesellschaft gibt ihnen die Möglichkeit, ein außerordentliches Maß von Kunst und Wissen in sich aufzunehmen, aber nur, damit sie das der Gesellschaft an Kulturprodukten entnommene in befähigter und gesteigerter Mitarbeit an den Kulturaufgaben zurückgeben können. Die Verteilung des gesellschaftlichen Produkts im Kommunismus ist nicht eine einfache Reproduktion der Arbeitskraft, sondern eine Verteilung aller sachlichen und geistigen Reichtümer, die von der Gesellschaft und ihrer Technik geschaffen wurden. " (S. 42 f)
" Was "Sozialisten `a la Kautsky, Leichter, Neurath mit ihren" Lebenslagen" wollen, läuft darauf hinaus, daß sie dem niederen Arbeiter ein Existenzminimum sicherstellen, auf der Grundlage der Ernährungsphysiologie, während die höheren den Ueberfluß verzehren. Sie denken in Wirklichkeit nicht daran, die Ausbeutung aufzuheben. Auf der Grundlage des Gemeinbesitzes an Produktionsmitteln wird die Ausbeutung fortgesetzt! " (S. 43)

5. IV. DIE GESELLSCHAFTLICH DURCHSCHNITTLICHE PRODUKTIONSZEIT ALS GRUNDLAGE DER PRODUKTION.(» K)(» O)

5.1. Kautsky's Definition.(» K)

" Die Leichter'sche Schrift hat sich besonders verdient gemacht durch Untersuchungen, welche zeigen, daß die gesellschaftlich durchschnittliche Arbeitsstunde bei kommunistischer Produktion als Recheneinheit restlos durchgeführt werden kann, wenn auch die wirklich verausgabte Arbeitsstunde nicht als Grundlage der Verteilung genommen wird. Bezüglich der Recheneinheit ist er seinen Amtsbrüdern, den marxistischen Oekonomen vom Fach, Neurath und Kautsky, weit voraus. Block, als bürgerlicher Oekonom, bezeichnet in seiner Schrift "Die marxistische Geldtheorie" den Versuch, das Geld im Kommunismus abschaffen zu wollen, als naiv und findet es überflüssig, noch gründlich auf die Arbeitszeitrechnung einzugehen (Seite 215). Kautsky hält die Arbeitszeitrechnung zwar theoretisch für möglich, aber nicht praktisch durchführbar, da das Geld "als Wertmaßstab für die Buchführung und Berechnung der Austauschverhältnisse in einer sozialistischen Gesellschaft" nicht entbehrt werden kann, während es auch als "Zirkulationsmittel weiter fungieren" muß. (Kautsky, Die proletarische Revolution und ihr Programm, S. 318.) Kautsky, der uns bis jetzt den kapitalistischen Wertbegriff als "historische" Kategorie (welche also mit dem Kapitalismus verschwinden muß) gezeigt hat (Kautsky, Karl Marx Oekonomische Lehren, S. 21), ist durch die bürgerliche Kritik Webers und die Praxis der russischen Revolution so in Verwirrung geraten, daß er jetzt meint, den Wertbegriff verewigen zu müssen. " (S. 44)
" In der Tat, eine Recheneinheit erwies sich als notwendig. Und wenn Marx gesagt hatte, daß bei kommunistischer Wirtschaft "zunächst das Geldkapital wegfällt", mußte die Recheneinheit, welche Engels im "Anti-Dühring" und Marx im "Kapital" und den "Randglossen" gegeben hatte, die gesellschaftlich durchschnittlich e Arbeitsstunde näher untersucht werden. " (S. 43 f)
" Wie viel Arbeit enthält schließlich dieses Produkt? So lautet die Formulierung des Kautsky'schen Rätsels, und trostlos läßt er bei solch unmenschlicher Aufgabe den Kopf sinken. Ja. theoretisch muß die Lösung natürlich möglich sein Aber praktisch? Nein, es ist unmöglich "für jedes Produkt den Betrag der Arbeit zu berechnen, den es von seinen ersten Anfängen an bis zur völligen Fertigstellung samt Transport und anderen Nebenarbeiten gekostet hat" (Prol. Rev., S. 318). "Die Schätzung der Waren nach der in ihnen enthaltenen Arbeit ist selbst in mit dem ungeheuerlichsten und vollkommensten statistischen Apparat" nicht möglich. (5. 321).
Jawohl, Kautsky hat vollkommen recht, daß es in dieser Weise unmöglich ist.
"
(S. 45)

5.2. Leichters Definition.(» K)

" "... Das ist auch vielfach für schwache Unternehmer ein Anreiz, sich im Kapitalismus nolens volens von einem Riesenkonzern "schlucken" zu lassen, da sie hoffen, daß nun auch für ihren Betrieb die innerhalb des Kartells als zweckmäßigst anerkannte Organisation, die besten Fabrikationsmethoden, die tüchtigsten Beamten zur Hebung der Produktivität des Betriebes herangezogen werden. Dazu ist aber notwendig, die Ergebnisse aller Betriebe gesondert zu erfassen und so zu tun - gleichviel ob in kapitalistischer oder in sozialistischer Wirtschaft - als ob jeder Betrieb einen eigenen Unternehmer hätte, der sich über das wirtschaftliche Ergebnis der Produktion klar werden will. Daher herrscht innerhalb des Kartells sehr strenge Berechnung, und es gehört zu der laienhaften Vorstellung vom Kapitalismus und auch vom Sozialismus, wenn man meint, daß innerhalb des Kartells Waren ohne weitere Verrechnung verschoben werden können, kurz, daß die einzelnen Konzernbetriebe nicht sehr gut zwischen "Mein" und "Dein" zu scheiden wissen" (Leichter, Seite 52-53) " (S. 46)
" Von diesem Gesichtswinkel aus gesehen, erscheint die unmöglich durchführbare Berechnung der Arbeit, welche in einem Produkt steckt, in einem ganz anderen Licht. Was Kautsky von seiner ökonomischen Zentrale aus nicht kann, festzustellen, wieviel verdinglichte Arbeitszeit ein Produkt auf seinem langen Weg von Teilarbeit im Produktionsprozeß aufgenommen hat, das können die Produzenten selbst sehr gut. Das Geheimnis ist, daß jeder Betrieb, geleitet und verwaltet von seiner "Betriebsorganisation" als selbständige Einheit auftritt, gerade wie im Kapitalismus. " (S. 46)

5.3. Gegenüberstellungen.(» K)

{ Auf den Begriff der 'Exaktheit' hier sollte man noch einmal eingehen, da wir formal zwei "Ungenauigkeiten" vor uns haben: einen Durchschnitt, welcher sich dazu noch im Fluß befindet. (d.V.)}

" Die Produktionsfaktoren sind vollkommen exakt (abgesehen von falschen Einschätzungen in der Anfangsperiode). Das Betriebs-Endprodukt geht, wenn es nicht Konsumartikel ist, als Produktionsmittel (p oder r) einem anderen Betrieb zu, der selbstverständlich nach derselben Produktionsformel berechnet. ...
Die Arbeitszeit des letzten Endprodukts ist in Wirklichkeit nichts anderes, als der Durchschnitt des Endbetriebes, der nun durch seine gewöhnliche Berechnung (p + r) + a zugleich die Gesamtsumme an Arbeitszeit von seinen ersten Anfängen an bis zur völligen Fertigstellung berechnet hat. Die Berechnung dieser Gesamtsumme baut sich aus Teilprozessen auf und liegt vollkommen in den Händen der Produzenten. "
(S. 47)
" Beginnen wir zunächst mit den "Preisen" der Produkte. Es sei im voraus bemerkt, daß Kautsky unbekümmert über den "Preis" der Produkte spricht, als ob dieser im Kommunismus noch Geltung hätte. Natürlich ist er berechtigt, an seiner Terminologie festzuhalten, und zwar, weil "Preise" im "Kautsky'schen Kommunismus" fortleben. So wie dieser "Marxist" die Kategorie des Wertes verewigt, sowie unter "seinem" Kommunismus auch das Geld weiter fungieren muß, so wird auch den Preisen das ewige Leben gesichert. Doch was ist das für ein wunderlicher Kommunismus, in dem dieselben Kategorien wie im Kapitalismus Gültigkeit haben? Marx und Engels haben mit dieser Sorte kommunistischer Oekonomie nichts zu schaffen. Wir zeigten schon, wie bei ihnen Wert und Preis aufgehoben wurde in der Kategorie der gesellschaftlich durchschnittlichen Produktionszeit. " (S. 47 f)
" Kautsky verlangt hier mit Recht, daß die "Preise" der Produkte übereinstimmen müssen mit der gesellschaftlich notwendigen Arbeit, das ist also nicht die Arbeit, welche im Betrieb tatsächlich für das Produkt verausgabt wurde (nicht alle Betriebe sind gleich produktiv), denn die tatsächlich verausgabte Zeit liegt einmal über, dann wieder unter dem Durchschnitt. Die Lösung des Problems liegt darin, daß die Produzenten selbst durch ihre Betriebsorganisationen den gesellschaftlichen Durchschnitt berechnen, und nicht Kautsky. Was seine ökonomischen Zentralen nicht können, das können die Betriebsorganisationen sehr gut, während gleichzeitig die Kategorie der gesellschaftlich durchschnittlichen. Arbeitszeit ihre konkrete Form erhält. " (S. 48)

5.4. Die Funktion bei Anwendung der Formel (p + r ) + a.(» K)

" Haben die einzelnen Betriebe die durchschnittliche Zeit für ihr Produkt, also ihren "Betriebsdurchschnitt" festgestellt, dann ist die Marx'sche Forderung des gesellschaftlichen Durchschnitts noch nicht erfüllt. Dazu müssen die gleichartigen Betriebe miteinander in Verbindung treten. " (S. 48 f)
" Wir sehen also, daß die Forderung, die gesellschaftlich durchschnittliche Arbeitszeit zu berechnen, schon direkt zu einer horizontalen Zusammenschließung der Betriebe führt, welche jetzt aber nicht vom Beamtenapparat des Staates vollzogen wird, sondern "von unten auf" aus den Betrieben wächst. Das WIE und WARUM ist für jeden Arbeiter vollkommen klar und durchsichtig, wobei die Forderung der "offenen Buchhaltung" alles unter öffentliche Kontrolle stellt. " (S. 49)
" Daß die einzelnen Betriebe zu einem verschiedenen Durchschnitt kommen, ist der Ausdruck ihrer Verschiedenheit in der Produktivität, welche ihren Grund haben kann in der besseren oder schlechteren Beschaffenheit des toten oder lebenden Teils des Produktionsapparates der einzelnen Betriebe. " (S. 49)
" Es handelt sich hier also um eine Regelung innerhalb der Produktionsgruppe, die von den Betrieben selbst zustande gebracht wird. Es ist eine Regelung, die nicht auf "gegenseitiger Hilfe" beruht, sondern eine exakte Verrechnung ist. Die Produktivität eines Betriebes kann genau festgestellt werden und damit sind zugleich genau die Grenzen angegeben, in denen die Verluste und Ueberschüsse sich bewegen müssen. Die Produktivität ist also ein exakter Faktor und kann in einer Zahl, dem Produktivitätsfaktor, festgelegt werden. Dieser Faktor gibt im voraus genau an, wie groß das "Manko" oder "Plus" eines Betriebes sein kann. " (S. 49)
" Obwohl wir keine allgemeine Formel geben können, wonach die Berechnungen innerhalb des "Kartells" verlaufen müssen, da dies mit der Art und dem Umfang der Betriebe variieren wird, so haben wir es doch in allen Fällen mit einer exakten Zahl zu tun. Die Produktivität wird nicht nur bestimmt von der Quantität des erhaltenen Produkts, sondern ist das Verhältnis zwischen Verbrauch an (p + r) + a und dem Produkt. Ist ein Betrieb unterproduktiv, dann sind seine (p + r) + a zu hoch im Verhältnis zu der Quantität des erzeugten Produktes. Also (p + r) + a ist minderwertig und der Minderwertigkeitsgrad wird durch die Abweichung vom gesellschaftlichen Durchschnitt bestimmt. " (S. 50)
" Wie gesagt, ist das alles nur beispielsweise. Da die ganze Produktionsberechnung auf dem exakten Boden der Zeitberechnung steht, führen hier viele Wege zum Ziel. Wesentlich ist nur, daß so gesehen, Leitung und Verwaltung bei den Produzenten beruhen, während jeder Betrieb sich reproduzieren kann. " (S. 50)
" Der Gegensatz von gesellschaftlich durchschnittlicher Arbeitszeit und Betriebsdurchschnitt existiert also tatsächlich, findet aber seine Aufhebung im "Produktionskartell" oder "Gilde", oder wie man anders die zusammengruppierten Betriebe nennen will. Die Aufhebung des genannten Gegensatzes zerstört auch ein anderes Argument Kautsky's gegen die Arbeitszeitrechnung. " (S. 50)
" Mögen die einzelnen Betriebe in ihrer Betriebsbuchführung vom gesellschaftlichen Durchschnitt abweichen, diese Abweichungen sind genau bekannt und ihre Summe ist gleich Null. Ueber die Produktionsgruppe gerechnet, verläuft die Produktion genau nach der Formel (P + R) + A gleich gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit. " (S. 51)
" "Und wäre man fertig, müßte man wieder von vorne anfangen, da sich inzwischen die technischen Verhältnisse in manchen Branchen geändert hätten."[Kautsky] " (S. 51)
" Die wirkliche Produktion ist doch so, daß jeder Betrieb ein Endprodukt bat, welches schon das Maß der Arbeitszeit in sich trägt. Beim Fortschritt der Technik oder einem anderen Zuwachs der Produktivität sinkt die gesellschaftlich durchschnittliche Arbeitszeit für diesen Teilprozeß. Ist das betr. Produkt zufälligerweise Endprodukt für den individuellen Konsum, dann geht es mit reduziertem Durchschnitt in den Konsum über, und damit Schluß. Geht es aber noch als Produktionsmittel bei anderen Betrieben in die Produktion ein, dann sinkt für den beziehenden Betrieb dessen Verbrauch (p + r), d. h., die Kosten dieses Betriebes verringern sich, womit auch die gesellschaftlich durchschnittliche Arbeitszeit seines Produktes sinkt. Die Schwankungen, welche dadurch innerhalb der Produktionsgruppe hervorgerufen sind, werden von einer Revidierung des Produktivitätsfaktors ausgeglichen. " (S. 51)
" Die Kautsky'schen Beschwerden gegen die Arbeitszeitrechnung fußen alle nur auf der Tatsache, daß er keine Möglichkeit sieht, der gesellschaftlich notwendigen Arbeit eine konkrete Form zu geben. " (S. 51)
" Die konkrete Form erhält sie erst durch Leitung und Verwaltung der Produktion in den Händen der Produzenten durch die ASSOZIATION FREIER UND GLEICHER PRODUZENTEN.
Aus der Praxis des revolutionären Klassenkampfes, welche das Rätesystem schuf,wurde zugleich die konkrete Fassung der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit geboren.
"
(S. 52)

6. V. DIE GESELLSCHAFTLICH DURCHSCHNITTLICHE PRODUKTIONSZEIT ALS GRUNDLAGE DER VERTEILUNG.(» K)(» O)

6.1. Leichter's Verteilung des Produktes(» K)

" Die Leichter'schen Versuche können in der Weise charakterisiert werden, daß er den Kommunismus auffaßt als eine auf der Grundlage der gesellschaftlich durchschnittlichen Arbeitszeit stehenden Produktion, die von oben geleitet wird. Zeigten wir schon, daß er glaubt, die Ausbeutung nicht entbehren zu können, so werden wir weiterhin sehen, wie damit notwendigerweise parallel laufen muß, daß die Produzenten jede Verfügung über den Produktionsapparat verlieren. Und dies alles entsteht, weil er die gesellschaftlich durchschnittliche Arbeitsstunde nicht als Grundlage der Verteilung gelten läßt. " (S. 53)
" In einer, durch Spezialisierung der Arbeit gekennzeichneten Gesellschaft, müssen die Produzenten Anweisungen auf die gesellschaftlichen Konsumgüter zum individuellen Konsum erhalten. In dieser Beziehung erfüllen die Anweisungen dieselbe Funktion wie das kapitalistische Geld. An sich ist das aber wertloses Zeug; es kann Papier, Aluminium oder auch jeder andere Stoff sein. Der Arbeiter erhält von diesen Anweisungen soviel, als mit seinen tatsächlich verausgabten Arbeitsstunden übereinstimmt. " (S. 53)
" Obwohl diese Betrachtungen von Leichter sehr unschuldig aussehen, steckt doch eine verräterische Natter im Gras, und zwar dann, wenn er spricht "von der Verteilung im Verhältnis der von jedem Einzelnen geleisteten Arbeit". Zwar steht die Produktion auf der Grundlage der gesellschaftlich durchschnittlichen Arbeitsstunde, doch die Verteilung verläuft nach ganz anderen Prinzipien. In Wirklichkeit sollen die Produzenten für ihre Arbeitskraft Produkte zugewiesen bekommen nach einer Norm, die mit der Arbeitszeitrechnung nicht das geringste zu tun hat. Die "Ernährungsphysiologen" bestimmen, wieviel und welche Lebensmittel der Mensch zum Leben braucht und danach werden sie "eine bestimmte Stundenzahl festzusetzen haben, die gewissermaßen das Existenzminimum darstellt" (S. 64). " (S. 53)
" Es ist klar, daß die Produzenten ihren Betrieb nie als einen Teil von sich selbst empfinden können, wenn es solche Gegensätze zwischen ihnen gibt. Sie können daher nie die Verantwortung für den Gang der Produktion tragen, was Leichter denn auch sehr gut weiß. Daher sind bei ihm nicht die Produzenten selbst verantwortlich, nicht der Betrieb als Betriebsorganisation, als Ganzes, sondern verantwortlich ist der DIREKTOR. " (S. 53)
" Auf diese Weise kann die sogenannte "Privatinitiative" der kapitalistischen Betriebsleiter und Direktoren und ihr Verantwortungsgefühl, das auch durch ihre persönlichen Interessen gegründet ist, ersetzt und für die sozialistische Wirtschaft erhalten werden" (S. 101). Das spricht alles für sich. Einzig ist die Leichter'sche Auffassung, daß das Existenzminimum auf ernährungsphysiologischer Grundlage als ein Damoklesschwert über den Köpfen der Produzenten schwebt. " (S. 55)
" So wird hier der organisatorische Aufbau der Produktion von der Grundlage der Verteilung bestimmt. Die Arbeiter der Betriebe kommen in unlösbaren Gegensatz zu der Betriebsleitung, und das alles, weil der Arbeiter durch seine Arbeit nicht zugleich sein Verhältnis zum gesellschaftlichen Produkt bestimmt hat. " (S. 55)
" Leichter ist in diesem Punkt sehr dunkel, aber doch zeigt sich deutlich, daß die Produkte gegen einen höheren Preis in die Gesellschaft übergehen. Er spricht z. B. von dem Gewinn, welcher aber nicht dem Betrieb, sondern der Allgemeinen Kasse zufließt. Aus diesen Gewinnen werden dann durch die allgemeine Kasse die Mittel zur Ausdehnung der Betriebe zur Verfügung gestellt. Dieser Gewinnfonds zeigt sich also als Akkumulationsfonds. Wir werden später auf die Akkumulation zurückkommen, stellen jetzt aber fest, daß die Produktionszeit bei Leichter auch nicht ihren Ausdruck findet in dem "Preis" der Produkte. Die Wahrheit ist denn auch, daß die "zentrale Leitung und Verwaltung der Produktion" die Preise feststellt. " (S. 55)
" Der NOMINALE ARBEITSLOHN ist der GELDPREIS der Arbeitskraft. Im ernährungsphysiologischen Kommunismus ist das also so zu verstehen, wieviel Arbeitsstunden der Arbeiter für z. B. 40 tatsächliche Arbeitsstunden ausbezahlt erhält. " (S. 56)
" Der REELLE ODER WIRKLICHE ARBEITSLOHN ist das Quantum Produkt, welches für den nominalen Arbeitslohn realisiert werden kann. Obwohl der nominelle Arbeitslohn gleichbleiben kann, wird der wirkliche Arbeitslohn höher, wenn die Preise der Produkte sinken, während er sinkt, wenn die Preise steigen. Die zentrale Leitung führt bei Leichter eine "Preispolitik" selbstverständlich (!) im Interesse der Produzenten. " (S. 56)
" Der RELATIVE ARBEITSLOHN ist das Verhältnis des reellen Lohnes zum "Unternehmergewinn". So ist es z. B. möglich, daß der reelle Lohn gleichbleibt, während doch der relative sinkt, weil der Profit größer wird. Leichter legt nun den Nachdruck auf die Rationalisation der Betriebe. Das ist das Anstreben größerer Produktivität, das Schaffen von fortwährendem Mehrprodukt mit derselben Arbeitskraft; m.a.W.: die für die Erzeugung der Produkte notwendige gesellschaftlich durchschnittliche Produktionszeit sinkt fortwährend. Bei Leichter ist das sachliche Verhältnis des Produzenten zum Produkt nicht in der Produktion selbst festgelegt. Er kennt nur auf ernährungsphysiologischer Grundlage genährte Arbeitsmaschinen mit Verstand, welche mit dem Zuwachs der von ihnen geschaffenen Produktenmasse nicht noch extra Kalorien zugeführt erhalten müssen. " (S. 56)
" So zeigt es sich, daß die Kategorie der gesellschaftlich durchschnittlichen Arbeitszeit sinnlos ist, wenn wir sie nicht zugleich als Grundlage der Verteilung nehmen. Ist das Verhältnis der Produzenten zum Produkt unmittelbar in den Produkten festgelegt, dann ist kein Raum für "Preispolitik" dann fällt das Resultat jeder Verbesserung des Produktionsapparates unmittelbar allen Konsumenten automatisch zu, ohne daß jemand etwas zuweist. " (S. 56)

6.2. Varga's Staatskommunismus als Verteilungstaktor.(» K)

" Leichter ist aber nicht der einzige, der sein Heil in der Preispolitik sucht, auch Varga macht sie zum Schwerpunkt der kommunistischen Verteilung. Nur stimmt er insofern mit seinen Amtsbrüdern Neurath, Leichter usw. nicht überein, als er im Prinzip für eine gleichmäßige Verteilung des gesellschaftlichen Produktes ist. In der Uebergangszeit wird die Ausbeutung nicht unmittelbar aufgehoben werden können, weil wir mit "einer kapitalistisch korrumpierten, in einer habgierig-egoistischen Ideologie erzogenen Arbeitergeneration"(Varga, Wirtschaftsprobleme der proletarischen Revolution, S.42), welche sich einer gleichmäßigen Verteilung des gesellschaftlichen Produkts widersetzt, rechnen müssen. " (S. 57)
" Inwieweit die Arbeiterklasse diese Ideologie im Verlauf der Revolution umbildet. muß abgewartet werden. Soviel ist aber sicher, daß diese Umbildung sich nach der Revolution schnell vollziehen muß, weil eine antagonistische Verteilung des Produkts immer von neuem zu Zwistigkeiten und Reibungen innerhalb der Arbeiterklasse selbst führt. " (S. 57)
" Varga hat in der erwähnten Schrift seine Erfahrungen und theoretischen Betrachtungen bezgl. der ungarischen Räterepublik niedergelegt. Für das Studium der kommunistischen Wirtschaft ist die Geschichte Ungarns durchaus wichtig, weil hier die Theorie des Staatskommunismus zur Praxis und die Praxis zur Theorie umgeschmiedet wurde. " (S. 57)
" Bei der Verteilung machte sich zunächst die Versorgung der Betriebe mit Rohstoffen und Produktionsmitteln geltend. Dazu waren vom Obersten Oekonomischen Rat verschiedene Rohstoffzentralen eingerichtet, welche den Betrieben dann soviel Rohstoffe usw. zugewiesen als ihnen nützlich und notwendig erschien. Diese Zentralen waren aber keinesfalls nur Verteilungsorgane, sie fungierten zugleich als politische und ökonomische Machtmittel, weil sie mittels der Materialienversorgung die Konzentration der Produktion herbeiführen wollten. Betriebe, welche man "von oben" zum Stillstand bringen wollte, wurden einfach von der Materialienzufuhr abgeschnitten, womit dann die Belegschaft des getroffenen Betriebes aufs Pflaster flog.Es liegt auf der Hand, daß die Arbeiter sich gegen solch einen Konzentrationsprozeß, der für sie in seinen ökonomischen Konsequenzen ebenso verhängnisvoll war, als im Kapitalismus, widersetzten. Praktisch wurde ihnen beigebracht, daß die Produzenten nicht das Verfügungsrecht über den Produktionsapparat hatten. Dieses Recht beruhte bei den Staatsbeamten des Obersten Oekonomischen Rates, welcher in unlösbaren Widerspruch zu den Produzenten kam. (Siehe Varga S. 71.) " (S. 57 f)
" Wir wissen schon, daß der Varga'sche. Staatskommunismus kein ökonomisches Maß für die Verteilung von Rohstoffen und Produktionsmitteln kennt. Die Zuweisung der von den Betrieben für den laufenden Produktionsgang benötigten Materialien ist ausschließlich auf "Anordnung durch Personen" zurückzuführen und wird also nicht von dem sachlichen Gang der Produktion bestimmt. Damit führt die Produktion sozialpolitisch sowohl als ökonomisch zu einem Fiasko. " (S. 58)
" Varga ist "Güterwirtschaftler", der schließlich dem Neurath'schen Projekt des zentralen Produzent-Distribuenten, welcher ohne Recheneinheit produziert und verteilt, zusteuert. Er spricht davon, daß es zwar "vorläufig noch Geldpreise und Geldlöhne" gibt, aber diese müssen von der Güterproduktion überwunden werden. Dann gibt es aber überhaupt keinen Maßstab mehr, die Rationalisierung des Produktionsapparates zu beurteilen, womit eine planmäßige Produktion aufgehört hat, und es zugleich unmöglich geworden ist, für die nächste Produktionsperiode soviel Produkt abzusondern, als in die vergangene Periode einging. " (S. 58)
" Auch die Verteilung der Produkte für den individuellen Konsum geschieht bei Varga durch dieselbe "persönliche" Zuweisung. Uebrigens ist das nicht anders zu erwarten, weil Produktion und Verteilung funktionell verbunden sind. Als Ideal schwebt ihm die naturale Zuweisung ohne ökonomisches Maß vor Augen, ebenso wie für den sachlichen Produktionsprozeß. Daher stellt er für alle Konsumenten die Rationen der verschiedenen Produkte fest, welche dann in Konsumgenossenschaften bezogen werden können. "Da aber vorläufig noch Geldlöhne und Geldpreise bestehen", müssen wir uns jetzt dem Problem "der staatlichen Preisfestsetzung" (Varga, S. 147) zuwenden. " (S. 59)
" Die Praxis der "Festsetzung der Preise" ist also diese, daß der Staat eine "Preispolitik" führt. Ohne Zweifel will Varga, daß dies eine Klassenpolitik sein soll, warum er denn auch die Produkte, welche für die Arbeiter von überwiegender Wichtigkeit sind, wie Brot und Zucker, wenig, die "Luxus"-Produkte aber hoch besteuern will. " (S. 59)
" Diese "Klassenpolitik", so gut wie sie gemeint sein mag, offenbart die ganze Fäulnis der staatskommunistischen Verteilung. Sie demonstriert sehr deutlich, daß der Produzent mit seiner Arbeit nicht zugleich seinen Anteil am gesellschaftlichen Produkt bestimmt hat, sondern daß dieser Anteil in den höheren Regionen durch persönliche Entscheidung festgelegt wird. " (S. 60)
" Dieses Verhältnis von Herrschern und Beherrschten findet seine Verschleierung in den demokratischen Formen der Verteilungsorganisationen. In Rußland wurde am 20. März 1919 ein Dekret erlassen, das die ganze russische Bevölkerung verpflichtete, sich in Konsumgenossenschaften zusammenzuschließen. " (S. 60)

7. VI.DIE ALLGEMEIN GESELLSCHAFTLICHE ARBEIT.(» K)(» O)

7.1. Die AGA-Betriebe.(» K)

" Bis jetzt haben wir nur solche Betriebe betrachtet, welche bei ihrer Produktion ein tastbares oder meßbares Produkt liefern. Wir wiesen aber schon darauf hin, daß in verschiedenen Betrieben kein eigentliches Produkt entsteht, während sie doch unentbehrlich sind für das gesellschaftliche Leben. " (S. 62)
" Sie erzeugen kein eigentliches Produkt. Das Resultat ihrer Tätigkeit ist, daß Ihre Dienste sofort in die Gesellschaft übergehen und sich somit in der Produktion zugleich die Verteilung vollzieht. Ein anderes charakteristisches Merkmal dieser Betriebe ist, daß sie in kommunistischer Gesellschaft "umsonst" liefern, sie stehen für jedermann zur Verfügung, soweit man sie braucht. Bei diesem Typ von Betrieben ist das "Nehmen nach Bedarf" realisiert; die Verteilung geschieht ohne ökonomisches Maß. Diesen Typ wollen wir BETRIEBE FUER ALLGEM EIN GESELLSCHAFTLICHE ARBEIT (AGA-Betriebe) oder OEFFENTLICHE BETRIEBE nennen. im Gegensatz zu den Betrieben, welche nicht unentgeltlich arbeiten und hier PRODUKTIVE BETRIEBE genannt werden. " (S. 62)
" Obwohl die öffentlichen Betriebe Produktionsmittel, Rohstoffe und Lebensmittel für die diesbezgl. Arbeiter verbrauchen, schlagen sie kein neues Produkt an die Produktenmasse zu. Alles, was die öffentlichen Betriebe verbrauchen, muß daher der Produktenmasse der produktiven Betriebe entzogen werden, d. h. aber, daß die Arbeiter nicht "den vollen Ertrag ihrer Arbeit" im Betrieb ausbezahlt bekommen, daß die Arbeitszeit nicht das direkte Maß ist, für den individuell zu konsumierenden Teil des gesellschaftlichen Produkts; die Arbeiter müssen einen Teil ihres Produktes für die öffentlichen Betriebe abgeben.Es hat den Anschein, als ob hier das exakte Verhältnis des Produzenten zu dem gesellschaftlichen Produkt durchbrochen wird, und hier liegt denn auch die Schwierigkeit, welche den Oekonomen so viele Kopfschmerzen verursacht. " (S. 62 f)
" Aus dieser Schwierigkeit heraus entspringt u. a. auch das Neurath'sche Projekt des zentralen Produzent-Distribuenten, indem diese Zentrale zuweist, was und wieviel jeder nach seinem "Lebensniveau" von dem gesellschaftlichen Produkt genießen soll. Andere entwickeln diesen Standpunkt nicht so konsequent und wollen das Problem durch indirekte Steuern lösen (Rußland), aber doch bleibt bei allen dasjenige, was den Produzenten zur individuellen Konsumtion zugewiesen wird, ein "Im-Dunkel-tappen". " (S. 63)

7.2. Leichters Preispolitik.(» K)

" Der erste, der die Lösung dieses Problems näherbrachte, ist Otto Leichter, und zwar, weil er der erste war, welcher die kommunistische Wirtschaft auf den exakten Boden der "Kostenberechnung" stellte. Doch kam er nicht zu einem befriedigenden Schluß, weil auch er schließlich nicht die Kategorie der gesellschaftlich durchschnittlichen Arbeitszeit in Produktion und Distribution durchzuführen weiß. Leichter faßt die ganze Wirtschaft auf als ein Riesenkartell, als das "Generalkartell" Hilferdings. Die Frage ist nun,wie er die allgemeinen Konten (was wir AGA-Dienste nennen). " (S. 63 f)
" Er berechnet nicht den gesellschaftlichen Durchschnitt der ganzen "Gilde", sondern der "Preis" des Produkts wird nach dem des schlechtesten oder des teuersten Betriebes festgesetzt, die anderen Betriebe arbeiten dadurch mit Gewinn, welcher der allgemeinen Kasse der Totalgesellschaft zufließt. " (S. 64)
" Bei der weiteren Untersuchung des Problems versucht er es exakt zu fassen, was ein wesentlicher Fortschritt ist, bei allem, was wir auf diesem Gebiete kennen. Erstens will er alle öffentlichen Kosten zusammenzählen und dann feststellen, wieviel Arbeitsstunden pro Jahr von allen Produzenten zusammen geleistet werden. (Daß dazu eine allgemein gesellschaftliche Buchhaltung notwendig ist, ist selbstverständlich.) So erhält er zwei Zahlen, welche in Beziehung zueinander gebracht eine Verhältniszahl ergeben. Weil die ganze Rechnung auf der Basis der Arbeitszeitrechnung steht, hat er damit eine Zahl gefunden, die angibt, wieviel Arbeitsstunden pro Kopf für öffentliche Arbeit beigetragen werden müssen. So hat er gefunden, wieviel von der direkt verausgabten Arbeitskraft in den produktiven Betrieben auf den Preis der Produkte zugeschlagen werden muß, um die allgemeinen Kosten zu decken. " (S. 64)
Es wäre freilich eine Ungerechtigkeit und würde fast wie eine indirekte Steuer wirken, wollte man auf alle Güter, auf die primitivsten wie auf die luxuriösesten, auf die einfachsten wie auf die kompliziertesten auf die unbedingt erforderlichsten, wie auf die überflüssigsten den gleichen Generalunkostensatz aufschlagen. Es wird zu den wichtigsten Aufgaben des Wirtschaftsparlamentes oder der Obersten Leitung der Wirtschaft gehören, für jeden Industriezweig oder für jedes Erzeugnis den Generalregiesatz festzusetzen, immer jedoch so, daß die gesamten Unkosten der Gesellschaft hereingebracht werden. So wird man auch die Möglichkeit haben, die Preispolitik von zentralen Gesichtspunkten aus zu beeinflussen ...
" Streifen wir nun aber alles Ueberflüssige von seinem Auseinandersetzungen und fragen wir konkret: "Wie erhält Leichter die allgemeinen Kosten?", dann ergibt sich die Antwort: "Einerseits aus dem Gewinn der Betriebe und andererseits aus indirekten Steuern. " (S. 65)
- und wieder haben wir die Klassengesellschaft mit ihrem Machtverhältnis

7.3. Die Verteilung des Produkts.(» K)

- und hier die erste Lösung des Problemes
" Zunächst entnehmen also die produktiven Betriebe ihren Verbraucht an p und r von der Produktenmasse. Das besagt nichts anderes, als daß alle Betriebe, jeder für sich, ihren Verbrauch an p und r berechnet und in die Kostenberechnung ihres Produkts aufgenommen haben, jetzt auch alle Materialien erneuern, und zwar in der Höhe, wie von dieser Berechnung bestimmt wird. " (S. 66)
" Die öffentlichen Betriebe entnehmen nun dieser Produktenmasse ihre Produktionsmittel und Rohstoffe, während der Rest zur individuellen Konsumtion zurückbleibt. " (S. 66)
produktive Betriebe insgesamt:
"
P+R+A=Produktenmasse,oder
100 Mill.600 Mill.600 Mill.=1300 Mill. Arbeitsstunden.
"
(S. 66)
das entziehen die öffentlichen Betriebe dem gesell. Ges.Produkt:
" (der Index o heißt "öffentlich")
(Po+Ro)+Ao="Dienste" oder
8 M+50 M+50 M=108 M Arbeitsstunden
"
(S. 67)
" In den produktiven Betrieben wurden von den Arbeitern 600 Mill. Arbeitsstunden gearbeitet und in den AGA-Betrieben 50 Mill. Das ist für alle Arbeiter zusammen 650 Mill. Es sind aber nur 542 Mill. Arbeitsstunden zur Verfügung der individuellen Konsumtion. Von dem Totalertrag der Arbeitskraft steht also nur der 542: 650 =0,83 Teil zur Konsumtion. Im Betrieb kann also nicht der volle Ertrag der Arbeitskraft ausbezahlt werden, sondern nur 0,83. " (S. 67)
" Die auf diese Weise erhaltene Zahl, die angibt, welcher Teil der Arbeitskraft noch in den Betrieben als Arbeitsgeld ausbezahlt werden muß, nennen wir den AUSBEZAHLUNOSFAKTOR ("Faktor individueller Konsum" = FIK). In unserem Beispiel ist er 0.83,... " (S. 67)
"
FIK=(600 M.-58 M.) : =542 M. : =0,83
(600 M.+50 M.)650 M.
"
(S. 67)
" Bei diesem Gang von Produktion und Distribution wird von niemand "zugewiesen", welcher Teil des gesellschaftlichen Produkts für jeden zur Verfügung steht. Es ist keine Verteilung durch Personen, sondern diese erfolgt durch die sachliche Produktion selber. Das Verhältnis der Produzenten zum gesellschaftlichen Produkt liegt in den Dingen selbst und gerade dadurch hat keiner etwas "zuzuweisen". Das ist dann auch die Erklärung des Geheimnisses, daß ein Staatsapparat in der Wirtschaft nichts zu suchen hat. Die ganze Produktion wie Distribution stehen auf reellem Boden, weil die Produzenten und Konsumenten gerade durch dieses Verhältnis den ganzen Prozeß selbst leiten und verwalten können. " (S. 68)
" Es existiert nun aber keine Basis für Ausbeutung. Bei der kommunistischen Wirtschaft kennen wir nur B.O.'s. Welche Funktion diese auch haben mögen, sie bewegen sich alle innerhalb der Grenzen ihres Budgets. " (S. 68)

7.4. Die Vergesellschaftung der Verteilung.(» K)

" Bei unseren Betrachtungen über den Ausbezahlungsfaktor wollen wir noch ein Thema, das unmittelbar damit zusammenhängt, in den Gesichtskreis bringen. Es ist der Wachstumsprozeß In der Richtung des reinen Kommunismus. " (S. 68)
" Eine der meist charakteristischen Merkmale der AGA-Betriebe sahen wir in der Tatsache, daß hier das "Nehmen nach Bedürfnissen" verwesentlicht ist. Der Maßstab der Arbeitsstunde spielt hier in der Distribution also keine Rolle mehr. Mit dem Wachstum des Kommunismus wird dieser Betriebstyp mehr ausgedehnt werden, so daß auch Lebensmittelfürsorge, Personentransport, Wohnungsfürsorge usw., kurz: Die Befriedigung der allgemeinen Bedürfnisse, auf diesen Boden zu stehen kommen. Diese Entwicklung ist ein PROZESS, der sich, soweit es sich um die technische Seite der Aufgabe handelt, schnell vollziehen kann. " (S. 68 f)
" Der Wachstumsprozeß von dem "Nehmen nach Bedürfnissen", bewegt sich in festen Grenzen und ist eine bewußte Handlung der Gesellschaft, während die Geschwindigkeit des Wachsens in der Hauptsache bestimmt wird von der Entwicklungshöhe der Verbraucher. " (S. 70)
" Für die Berechnungen in der Gesamtproduktion macht es wenig aus, ob es viele oder wenig AGA-Betriebe gibt. Sobald ein Betrieb, der früher sein Produkt gegen Arbeitsgeld in den individuellen Verbrauch gab, zum AGA-Typ übergeht, wird das Gesamtbudget für AGA größer und die Summe der durch Arbeitsgeld zu beziehenden Lebensmittel immer kleiner. Der Ausbezahlungsfaktor wird also immer kleiner in dem Maße, wie der Kommunismus wächst. Ganz verschwinden kann er wahrscheinlich nie, weil es in der Natur der Sache liegt, daß nur solche Betriebe zum AGA-Typ übergehen können, welche die allgemeinen Bedürfnisse versorgen. " (S. 70)
Womit wir es hier zu tun haben, ist eine kommunistische Gesellschaft, nicht wie sie sich auf ihrer eigenen Grundlage entwickelt hat, sondern umgekehrt, wie sie eben aus der kapitalistischen Gesellschaft hervorgeht; die also in jeder Beziehung, ökonomisch, sittlich, geistig, noch behaftet ist, mit den Muttermalen der alten Gesellschaft; aus deren Schoß sie herkommt. Demgemäß erhält der einzelne Produzent - nach den Abzügen (gemeint wird, was wir unter AGA zusammenfassen, Schr.) - exakt zurück, was er ihr gibt. Was er ihr gegeben hat, ist sein individuelles Arbeitsquantum. Z. B. der gesellschaftliche Arbeitstag besteht aus der Stimme der individuellen Arbeitsstunden; die individuelle Arbeitszeit des einzelnen Produzenten ist der von ihm gelieferte Teil des gesellschaftlichen Arbeitstages, sein Teil daran. Er erhält von der Gesellschaft einen Schein, daß er soundso viel Arbeit geliefert (nach Abzug seiner Arbeit für die gemeinschaftlichen Fonds) und zieht mit diesem Schein aus dein gesellschaftlichen Vorrat von Konsumtionsmitteln so viel heraus, als gleich viel Arbeit kostet. Dasselbe Quantum Arbeit, das er der Gesellschaft in einer Form gegeben hat, erhält er in der anderen zurück.

7.5. Gemischte Betriebe.(» K)

" Unsere Betrachtungen bezüglich des Faktors "individueller Konsum" (FIK) stehen auf der Grundlage, daß die produktiven Betriebe sich selbst vollkommen reproduzieren, während der Verbrauch der öffentlichen Betriebe von der Arbeitskraft der produktiven getragen wird. Daher standen noch A - (Po + Ro) Arbeitsstunden dem individuellen Konsum zur Verfügung. Mit einem weiteren Ausbau des Kommunismus wird die Rechnungslegung aber anders, denn es gibt viele Betriebe, welche zum Teil für den individuellen Konsum, zum Teil für die weitere Produktion arbeiten. So z. B. die Elektrizitätswerke. Beleuchtung und Erwärmung den Wohnhäuser befriedigt den individuellen Bedarf, aber das Produkt wird auch als Beleuchtung und Kraft, als Rohmaterial in die weitere Produktion aufgenommen. Ist die Gesellschaft in produktiver und sozialer Hinsicht soweit reif, daß zur unentgeltlichen individuellen Elektrizitätsbelieferung geschritten werden kann, dann ist damit ein neuer Typ von Betrieben entstanden, der teils zum produktiven sowie auch öffentlichen Typ gehört. Diese nennen wir GEMISCHTE BETRIEBE. Je weiter die Vergesellschaftung der Verteilung wächst, desto größeren Umfang erhält dieser Typ. " (S. 70)
" Für die Rechnungslegung muß der gemischte Betriebstyp bei einer der beiden Haupttypen - produktiven oder öffentlichen - eingereiht werden. Bei welchen es geschieht, ist gleichgültig. " (S. 70 f)
" Als dritter und letzter Fall, welcher auch der tatsächliche Gang der Rechnungslegung sein wird, bleibt nun, daß der eine gemischte Betrieb rechnerisch bei den produktiven und der andere bei den öffentlichen Betrieben eingereiht wird. Die gemischt-produktiven Betriebe haben eine Forderung an das AGA-Budget in Höhe von M (Manko) Arbeitsstunden, die öffentlichen lieferten den produktiven K (Kredit) Arbeitsstunden zurück. Als Belastung des FIK bleibt also M - K. Der Faktor individueller Konsum wird damit: FIK = ( A - ( Po + Ro ) - ( M - K ) / ( A + Ao ). " (S. 72 f)

8. VII. DIE KOMMUNISTISCIHE VERTEILUNG (DISTRIBUTION).(» K)(» O)

8.1. Das Verhältnis von Produzent zu Produkt.(» K)

" Nach dem Vorausgegangenen können wir über die Distribution kurz sein. Worauf es ankommt ist und bleibt das exakte Verhältnis von Produzent zu Produkt. " (S. 74)
Die Gesellschaft, die die Produktion durch die "Assoziation der freien und gleichen Produzenten" neu organisiert, versetzt die ganze Staatsmaschine dahin, wohin sie dann gehören wird, ins Museum der Altertümer, neben dem Spinnrad und die bronzene Axt. An die Stelle der Regierung über Personen tritt die Verwaltung von Sachen und die Leitung von Produktionsprozessen. Der Staat wird nicht abgeschafft, er stirbt ab.
" Heute ist es das Profitinteresse, welches zur Aneinandergliederung der Betriebe, Fusionen, Trusts usw. oder Preisringen, Kartellen und ähnlichen Organisationen führt. Im Kommunismus, wo das Profitinteresse ausgeschaltet ist, handelt es sich darum, die Betriebe so untereinander zu verbinden, daß ein regelmäßiger Produktenstrom von Betrieb zu Betrieb, oder aber zur Kooperative fließt. Die genaue Berechnung dessen, was in die Betriebe hineingeht und herauskommt. ausgedrückt in Arbeitsstunden, sichert den glatten Gang des Durchgangsprozesses, der dann bei den Produzenten beruhen kann, ohne.jede Staatseinmischung. Die Verteilung des größten Teils vom gesellschaftlichen Totalprodukt, nämlich der Produktionsmittel, die erneut in irgendeinen Betrieb eingehen, fällt ohne weiteres in den Bereich der Produzenten selbst. " (S. 75)
" Bei unserer Untersuchung der allgemein gesellschaftlichen Arbeit haben wir gesehen, wie dieses Verhältnis sich, unbehindert von den allgemeinen Unkosten der Gesellschaft, durchsetzt und somit der "volle Ertrag der Arbeitskraft" den Arbeitern zufließt. Damit ist aber auch zugleich gesagt, daß die Unkosten, welche die Verteilung mit sich bringt, in das allgemeine Budget für AGA aufgenommen sein müssen. Die Verteilung des Produkts ist eine allgemeine gesellschaftliche Funktion. " (S. 75)
" Betrachten wir eine Verteilungsorganisation von der Seite, daß sie p und a verbraucht, dann ist sie also eine BETRIEBSORGANISATION DES AGA-TYPS. Das Produkt, oder der Dienst, welche das Ergebnis ihrer Tätigkeit ist, ist gerade die Verteilung der Produkte. " (S. 76)

8.2. Der Markt.(» K)

" Haben wir die Grundlage und die Forum der Verteilung angegeben, dann bleibt noch ein wichtiges Problem; es ist die Frage, ob von jedem Produkt die verlangte Quantität vorhanden ist, m. a. W.: die Produktion muß im Einklang stehen mit den Bedürfnissen der Bevölkerung. Vor allem müssen wir also die Bedürfnisse kennen und dann können die Betriebe danach harmonisch abgestimmt werden. Diese Frage ist insoweit ein wunder Punkt, als die Gegner gerade hier ihre Kritik einsetzen. Sie erklären kurz und bündig daß der Kommunismus der die Profitwirtschaft durch eine Bedarfswirtschaft ersetzen will, gar keine Mittel hat, diese Bedürfnisse kennenzulernen. Der Kapitalismus löst diese Frage automatisch. " (S. 76)
" ... der Marktmechanismus auf als Gradmesser des Bedarfs. " (S. 76)
" "Wo der freie Marktverkehr fehlt, gibt es keine Preisbildung, ohne Preisbildung gibt es keine 'Wirtschaftsrechnung'" (Mises, Die Gemeinwirtschaft, Jena 1922, S. 120). " (S. 77)
" Die Dinge liegen doch so, daß die Arbeitskraft eine Ware ist, mit einem bestimmten oder einem unbestimmten Marktpreis. Dieser Preis bewegt sich um das Existenzminimum des Arbeiters. Aus dem Ertrag seiner Arbeitskraft, dem Arbeitslohn, wird diese wieder hergestellt und damit Schluß. Das gesellschaftliche Produkt möge ins Unermeßliche wachsen, der Arbeiter erhält nur sein Existenzminimum. Ohne Zweifel sind seine Bedürfnisse viel größer; sie werden gerade geweckt von der großen Masse Produkt, die für ihn unerreichbar ist. " (S. 77)
" Block sagt dazu: " (S. 78)
" Der Preisbildungsprozeß sorgt dafür, daß nur die dringlichsten Bedürfnisse befriedigt werden, d. h. jene Bedürfnisse, für die ein Maximum an Kaufkraft angefordert wird. " (Block, Die Marx'sche Geldtheorie, S. 122)
" Nach diesen Bemerkungen über kapitalistische und kommunistische Verteilung des Produkts wird es klar, daß ein Markt, wo Preise gebildet werden, und wo der Bedarf zum Ausdruck kommen soll, im Kommunismus tatsächlich fehlt. Der Kommunismus wird erst die Organe, durch die die Wünsche und Forderungen der Konsumenten hervortreten, schaffen müssen. Was der Kapitalismus nicht kennt, die Bedürfnisse der Arbeiter, wird für den Kommunismus Richtlinie der Produktion. " (S. 78)
" Fragt also Block, wodurch der Marktmechanismus ersetzt wird, dann sagen wir, er wird überhaupt nicht ersetzt. Der Kommunismus errichtet erst in den Verteilungsorganisationen die Organe, welche die individuellen Wünsche zu kollektivem Ausdruck bringen. " (S. 78)
" Die Initiative der Produzenten und Konsumenten findet hier ihre volle Entfaltung. Sowie die Befreiung der Arbeiter nur das Werk der Arbeiter selbst sein kann, so hat das hier den Sinn, daß der ganze organisatorische Anschluß der Produktion an die den wirklichen Bedarf zum Ausdruck bringenden Verteilungsorganisationen das Werk der der Produzenten-Konsumenten selbst sein wird. " (S. 78)
" Die genannten Kritiker haben ein starkes Argument gegen den Kommunismus, wenn sie darauf verweisen, daß er das Lebendige im Leben zum Erstarren bringe. Und sie haben recht, wenn sie gegen den Kommunismus der gebräuchlichen Auffassung polemisieren, der den Bedarf zusammenfassen will "mit allen Mitteln einer organisierten Verbraucherstatistik" und der gekennzeichnet ist durch zentrale Verfügung über Produktion und Verteilung. " (S. 79)
" Deshalb können wir sagen, daß eine Produktion nach Verbrauchsstatistiken keine Produktion für den Bedarf ist, sondern eine Produktion nach gewissen Normen, welche die zentrale Leitung entsprechend den Anweisungen der Ernährungsphysiologen für die Gesellschaft vorschreibt. " (S. 79)
" Die Zusammenfassung der Konsumenten in ihren Genossenschaften mit direktem Anschluß an den Produktionsorganismus läßt vollkommene Beweglichkeit zu. Beweglichkeit in der direkten Zusammenfassung der geänderten individuellen Bedürfnisse mit unmittelbarer Uebertragung auf den technischen Apparat. Dieser direkte Anschluß ist nur möglich, weil kein Staatsapparat, der sich über "Preispolitik" besinnen muß, und sich zwischen Produzent und Konsument einschiebt. Alle Produkten wird ihre Reproduktionszeit auf ihrer Wanderung durch die Gesellschaft mitgegeben, und in welcher Form ein Produkt geschaffen werden soll, das fordern die Verteilungsorganisationen von den Betrieben an. Das ist das ganze Geheimnis, wir die kommunistische, organisierte Produktion und Verteilung den Marktmechanismus überflüssig macht. " (S. 79)
- jeder Betrieb entzieht nach seinem p und r dasjenige dem gesamtgesellschaftlichen PRD was er brauch und die Arbeiter, was ihrem a vom Gesamt-A entspricht (von Akkumulation mal abgesehen)
" Hiermit ist PRD vollkommen von der Gesellschaft aufgenommen, während das Verhältnis der Verbrauchergruppen untereinander und das Maß der Verteilung vollkommen durch den Produktionsprozeß selbst bestimmt wurde . Es geschieht nicht durch Personen und Instanzen, deren Regiment ein zentrales Verfügungsrecht über Produktion und Verteilung zur Voraussetzung hat. " (S. 80)

9. VIII.PRODUKTION AUF ERWEITERTER STUFENLEITER ODER AKKUMULATION.(» K)(» O)

9.1. Die Akkumulation eine gesellschaftliche Funktion.(» K)

" Bis jetzt haben wir die gesellschaftliche Produktion nur als einfache Reproduktion gesehen. Die Verteilung des gesellschaftlichen Gesamtprodukts geschieht hier so, daß alle verbrauchten Produktionsmittel und Rohstoffe wieder erneut werden, während der individuelle Konsum den Rest verbraucht. Bei dieser Verteilung bleibt die gesellschaftliche Güterproduktion dieselbe, es wird dieselbe Quantität Güter hergestellt, d. h. die Gesellschaft wird nicht reicher. Das gesteckte Ziel des "Nehmens nach Bedürfnissen", als auch der Zuwachs der Bevölkerung bedingt aber, daß auf eine entsprechende Ausbreitung der Güterproduktion hingesteuert werden muß. Daraus ergibt sich, daß nicht soviel Produkt, als wir bis jetzt annehmen, dem individuellen Konsum zur Verfügung stehen kann; es muß ein Teil für die Erweiterung des Produktionsapparates bereitgestellt werden, d.h., der Produzent erhält nicht den vollen Ertrag seiner Arbeit. " (S. 80)
- im Kap. ist die Akkumulation die individuelle Funktion des Kapitalisten, im Komm. ist es eine gesellschaftliche
- die meisten Lösungen machen einen Preisaufschlag für die Akkumulation
" Leichter hat sich insofern der Lösung des Problems genähert, indem er die Produktion auf die Grundlage der Arbeitszeitrechnung stellt und die Produktionszeit für jeden Teilprozeß genau berechnet sehen will. Er hat sich aber die Speise verdorben, weil er durch seine Preispolitik alle Berechnungen ins Wanken bringt. Die Betriebe mögen eine noch so genaue Buchführung von allen Teilprozessen geführt und allen Verschleiß, Rohstoffe usw. in Rechnung gebracht haben, die "Preiswissenschaft" der oberen Leitung feiert ihre Orgien, und damit weiß die Gesellschaft schon wieder nicht, wieviel Arbeitsstunden tatsächlich in jedem Teilprozeß aufgenommen werden. Man weiß also nicht, wieviel selbstverständlich einfache Reproduktion absorbiert.Nun ist es selbstverständlich unmöglich, festzustellen, wieviel Arbeitsstunden für Erweiterung des Produktionsapparates bereitgestellt werden müssen. Will man die Akkumulation zu einer bewußten Handlung machen, dann ist vor allem notwendig, die zur einfachen Reproduktion benötigte Zeit zu kennen, was in unseren Betrachtungen vollkommen exakt bekannt ist durch die allgemein durchgeführte Berechnung von (p + r) + a und für das Gesamt des Produktionsprozess,
(Pt + Rt) + At ist (index t = total). "
(S. 82)
" Die Frage der Erweiterung des Produktionsapparates wird in der Zukunft zu der wichtigsten der Gesellschaft gehören, weil es ein Faktor in der Feststellung der Länge des Arbeitstages ist. Entscheiden nun die ökonomischen Kongresse der Betriebsräte, den sachlichen Produktionsapparat um l0% zu erweitern, so muß demnach eine Produktenmasse von 10% (Pt + Rt) dem Individuellen Konsum entzogen werden. Nach vollzogener Akkumulation verläuft die Produktion nach der Formel: 1,1 (Pt + Rt) + At. " (S. 82)
" Der Faktor individueller Konsum (FIK) wird also bei l0% Erweiterung des Produktionsapparates:
FIK = ( A - 0,1 ( Pt + Rt ) - ( Po + Ro ) ) : ( A + Ao ) "
(S. 83)

9.2. Anwendung des Akkumulationsfonds.(» K)

" Obige Betrachtungen beanspruchen nur die Bedeutung theoretischer Ueberlegungen in dem Sinne, daß die Akkumulation vollkommen bewußt geregelt werden kann und in den Faktor individueller Konsum aufgenommen werden muß. Wird sie darin nicht aufgenommen, dann ist ein Preisaufschlag unvermeidlich, d. h. die wirklichen Produktionszeiten werden verschleiert. " (S. 83)
" Die Festsetzung der Höhe der Akkumulation wird nicht von dem sachlichen Gang der Produktion selbst bewerkstelligt; sie kann sehr verschieden bestimmt werden. In unseren Betrachtungen haben wir eine allgemeine Ausbreitung des Produktionsapparates um 10% angenommen. " (S. 83)
" Eine allgemeine Erweiterung des Produktionsapparates ist aber eine irreale Voraussetzung. Es wird sich ohne Frage zeigen, daß es Zweige der Produktion gibt, welche keiner Ausbreitung bedürfen, andere aber, die über den angegebenen Prozentsatz "akkumulieren" müssen. Es wird sich daher später als zweckmäßig erweisen, daß nur ausbreitungsbedürftige Betriebe ein Akkumulationsbudget das Budget für AGA aufnehmen lassen. " (S. 83)
" Trotzdem bestimmen die politischen und ökonomischen Umstände in der Beginnperiode des Kommunismus, daß an der irrationellen Feststellung und Verteilung der Akkumulation vom Proletariat festgehalten werden muß. Entscheidend ist, daß beim Fehlen eines zentralen Verfügungsrechtes über den Produktionsapparat es auch kein zentrales Verfügungsrecht über die Akkumulation gibt; die Verwaltung liegt auch hier in den Händen der Produzenten. " (S. 84)
- Produktionsgruppen, "Gilden" können auch insgesamt einen Akk.fond beantragen und dies dann intern z.B. nach Produktivitätsmaßstäben verteilen
" In der Anfangsperiode kommunistischer Wirtschaft wird wahrscheinlich das Verzichten auf eigene Akkumulation häufig vorkommen. Der Kommunismus verlangt doch eine andere Gruppierung der Betriebe, wie wir sie jetzt kennen. Viele Betriebe werden überflüssig, während an anderen ein Zuwenig ist. Mit der Gründung kommunistischer Wirtschaft tritt sofort das Anschließen der Produktion auf die Bedürfnisse in den Vordergrund; eine ungeheure Arbeit von organisatorisch-technischer Art, welche sicher nicht ohne Stöße und Reibungen verläuft. Dank des gesegneten, doppelt und dreifach heilig erklärten "Marktmechanismus", der die Produktion angeblich an die Bedürfnisse angepaßt hat, ist das Proletariat bei der Uebernahme der Macht belastet mit einem Produktionsapparat, der mindestens die Hälfte Arbeitskraft unproduktiv verschleudert, der nicht nach den Bedürfnissen der Millionen eingerichtet ist, sondern nach ihrer Kaufkraft. " (S. 84)
" Die Einstellung der Produktion auf die Bedürfnisse bringt also eine ganze Umbildung des Produktionsapparates mit sich. " (S. 85)
" Das erste Stadium kommunistischer Produktion wird also gekennzeichnet sein von einem kräftigen Auswachsen einzelner Branchen und dem Zusammenschrumpfen anderer. Es kann keine Rede sein von einer homogenen Akkumulation. Doch ungeachtet des Durcheinandere des fieberhaft schnellen Umbaues darf das Proletariat sich nicht verleiten lassen, sein Erstgeburtsrecht, " (S. 85)
" die Verfügung über Produktionsapparat und Akkumulation, aus den Händen zu geben. Die irrationelle Verteilung des Akkumulationsfonds ist aus diesem Grunde notwendig und richtig. " (S. 86)

9.3. Besondere Akkumulation.(» K)

" Außer der gewöhnlichen Erweiterung Betriebsorganisationen, die sich durch die Anforderungen der Betriebsorganisationen aus dem genannten Akkumulationsfonds vollzieht, gibt es noch andere Arbeiten wie Brücken- und Eisenbahnbau, Vervollständigung der Verkehrswege, Bau von Seewehren, Urbarmachen von Oedland usw." (S. 86)
" Denken wir die Gesellschaft nicht kapitalistisch, sondern kommunistisch so fällt zunächst das Geldkapital ganz fort, also auch die Verkleidungen der Transaktionen, die durch dieses hineinkommen. Die Sache reduziert sich einfach dar- " (Kapital, Bd. II, S. 287-88.)*17
" auf, daß die Gesellschaft im voraus berechnen muß, wieviel Arbeit, Produktions- und Lebensmittel sie ohne irgendwelchen Abbruch auf Geschäftszweige verwenden kann, die, wie Bau von Eisenbahnen z. B., für längere Zeit, ein Jahr oder mehr, weder Produktions- noch Lebensmittel noch irgendeinen Nutzeffekt liefern, aber wohl Arbeit, Produktions- und Lebensmittel der jährlichen Gesamtproduktion entziehen. In der kapitalistischen Gesellschaft dagegen, wo der gesellschaftliche Verstand sich immer erst post festum geltend macht, können und müssen so beständig große Störungen eintreten. "
" In obigen Sätzen ist das Problem vollkommen klargestellt und zugleich die allgemeine Lösung gegeben. Doch es ist nicht mehr als eine allgemeine Lösung, die also noch einer konkreten Fassung bedarf. " (S. 86)
" Nach sozialdemokratisch Moskauer Ansicht sieht die Lösung so aus, daß die zentrale Leitung der ganzen Wirtschaft von sich aus den Ablauf der gesamten Produktion und Verteilung überhaupt bestimmt und so auch diesen Umstand in Rechnung zieht. Ja, diese Frage bildet ein Hauptargument, womit sie die Notwendigkeit der Leitung der gesamten Wirtschaft durch zentrale Instanzen, durch den Staat nachzuweisen glauben. " (S. 87)
" Wir deuteten schon früher darauf hin, wie weit solche Statistiken reichen, wie diese in der Theorie nicht über den Kasernenkommunismus hinauskommen, daher in der Praxis sofort zusammenbrechen müssen. Aber davon abgesehen ist es doch klar, daß sie nur einen Sinn haben, wenn sie auf einer gesellschaftlichen Recheneinheit fußen. " (S. 88)
" Man mag noch so viele raffinierte Formeln und Schlüssel ersinnen, wenn das Grundmaß nicht ein gesellschaftliches ist, nicht das Verhältnis des Produzenten zum Produkt ausdrückt, wird jede Statistik für die Regelung gesellschaftlicher Produktion und Reproduktion sinnlos. Der Sinn der sozialen Revolution ist gerade der, das Verhältnis des Produzenten zum Produkt umzuwälzen. Marx hat dieses Verhältnis historisch gesehen und dasselbe für die kapitalistische Gesellschaft zur exakten Wissenschaft entwickelt. Mit der Aenderung der Gesellschaftsordnung ändert sich das Verhältnis von Produzent zu Produkt, und die neue Ordnung bedingt gerade eine neue Erklärung dieses gesellschaftlichen Verhältnisses. " (S. 88)
" Der Staatskapitalismus hat keine Ahnung davon, wieviel Arbeitszeit in einer gewissen Branche der Produktion aufgenommen wird und noch viel weniger wieviel Arbeitszeit die einfache Reproduktion absorbiert. " (S. 88)
" Der Kommunismus kann eine solche Methode nicht verwenden und braucht es auch nicht. Durch exakte Berechnung ist die notwendige Zeit für die Reproduktion jeder Sache, möge es ein Pfund Zucker oder eine Theatervorstellung, ein ganzer Zweig der Produktion oder das ganze Wirtschaftsleben sein, genau bekannt, während auch die gewöhnliche Akkumulation sich in festen Bahnen bewegt. Dadurch kann die Gesellschaft jetzt genau feststellen, wieviel Arbeitszeit sie für große Arbeiten zur Verfügung stellen kann, während jedes "persönliche" Element ausgeschaltet ist. Und so erhält auch dieses Problem durch die Zugrundelegung eines exakten Verhältnisses der Produzenten zum Produkt vermittels der Arbeitszeitrechnung der Betriebsorganisationen seine konkrete Lösung. " (S. 89)
" Wird vom Rätekongreß beschlossen, zu dieser Arbeit überzugehen, so hat die Gesellschaft das Benötigte zur Verfügung zu stellen. Die Arbeit gehört zum Typ AGA, wahrscheinlich ist sie erst nach drei bis vier Jahren fertig und verbraucht also während dieser Zeit alle möglichen Produkte, ohne dafür einen Ersatz zu liefern. Hat man aber die jedes Jahr zu verausgabende Zahl an Arbeitsstunden durch Abzug vom Faktor "individueller Konsum" (FIK) in das Konto AGA aufgenommen, dann hat damit die Gesellschaft das benötigte Arbeitsstundenprodukt für die besondere Akkumulation durch die gewöhnliche Produktion bereitgestellt. Irgendwelche Störungen in den anderen Produktionsgebieten werden dadurch nicht hervorgerufen, während nie das exakte Verhältnis der Produzenten zum Produkt durchbrochen wird. " (S. 89)
 [Verteilung der Arbeiter]
" Wir machen daher auch nur die allgemeine Bemerkung, daß, wenn die Gesellschaft beschlossen hat, außergewöhnliche Werke, wie Eisenbahnen usw. auszuführen und die benötigten Arbeitsstunden gesellschaftliches Produkt durch Aufnahme in das Konto AGA zur Verfügung stellt, sie damit auch eine entsprechende Umgruppierung der Arbeitskräfte bestimmt hat. " (S. 89)
" Aus den gleichmäßig einlaufenden Anforderungen der Verteilungsorganisation, welche doch die individuellen Bedürfnisse vereinigt zum Ausdruck bringen, ergäbe sich ein auf die Befriedigung dieser Bedürfnisse abgestimmter Produktionsapparat. Veränderungen im Produktionsapparat aus Gründen natürlicher Produktionsbedingungen auch ausgeschaltet gedacht, würde eine derartige, gegenseitige Abstimmung der Betriebe untereinander zur Folge haben, daß man von einem stationären Produktionsapparat sprechen könnte. In diesem Falle wäre auch die Verteilung der Arbeitskräfte in der Gesellschaft stationär, wobei natürlich ein individueller Wechsel von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz nicht ausgeschlossen zu sein braucht. " (S. 90)
" Bei ungleicher Akkumulation werden diese Veränderungen schwankenden Charakter bekommen; aber doch ist kaum anzunehmen, daß dadurch gesellschaftliche Schwierigkeiten in der Verteilung der Arbeitskräfte entstehen. Was der Kapitalismus aus dem Reservoir der industriellen Reservearmee schöpft, das wird der Kommunismus durch den Tätigkeitsdrang und die Initiative der freien Produzenten wettmachen. " (S. 90)
" Das bezieht sich auf die Bereitwilligkeit der Produzenten, solche außergewöhnlichen Arbeiten auszuführen, sind sie es doch selbst, die in Ihren Organisationen den Beschluß dazu fassen. " (S. 90)
" Der Kommunismus muß also, wenn er außergewöhnliche Arbeiten verrichten will, die benötigten Arbeitskräfte von einem Arbeitsplatz wegnehmen und dem neuen zuführen, m. a. W.: er muß die Arbeitskräfte umgruppieren. " (S. 90)
" Zum Schluß bemerken wir noch, daß auch die außergewöhnlichen Arbeiten, was ihr Ausmaß und auch ihre Produktionsrichtung anbetrifft, schließlich zur Regel werden. Ist dies der Fall, dann wird auch keine nennenswerte Verschiebung in den Produktionsgruppen mehr stattfinden, womit dann auch die benötigten Arbeitskräfte für die außergewöhnlichen Arbeiten dauernd vorhanden sein werden. " (S. 91)

10. IX. DIE ALLGEMEIN GESELLSCHAFTLICHE BUCHHALTUNG ALS IDELLE ZUSAMMENFASSUNG DES WIRTSCHAFTSPROZESSES.(» K)(» O)

10.1. Die Arbeitsstunde als Grundlage der Produktionsberechnung.(» K)

- noch einmal Hilferding
" Die ganze kapitalistische Produktion wird bewußt geregelt, von einer Instanz, die das Ausmaß der Produktion in allen Sphären bestimmt. Dann wird die Preisfestsetzung rein nominell und bedeutet nur die Verteilung des Gesamtprodukts auf die Kartellmagnaten einerseits, auf die Masse aller anderen Gesellschaftsmitglieder andererseits. Der Preis ist dann nicht Resultat einer sachlichen Beziehung, die die Menschen eingegangen sind, sondern bloß rechnungsmäßige Art der Zuteilung von Sachen durch Personen zu Personen. Das Geld spielt dann keine Rolle, es kann völlig verschwinden, da es sich ja um Zuteilung von Sachen und nicht von Werten handelt. Mit der Anarchie der Produktion schwindet der sachliche Schein, schwindet die Wertgegenständlichkeit der Ware, schwindet also das Geld. Das Kartell verteilt das Produkt. Die sachlichen Produktionselemente sind wieder produziert worden und werden zu neuer Produktion verwendet. Von der Neuproduktion wird ein Teil auf die Arbeiterklasse und die Intellektuellen verteilt, der andere fällt dem Kartell zu beliebiger Verwendung zu. " (Finanzkapital, S. 314)*8
" Das ist in kurzen Zügen eine geniale Konstruktion der als Einheit zusammengeschweißten Wirtschaft; Produktion - Reproduktion sind durch eine Organisation miteinander verbunden. " (S. 92)
" Aber Hilferding sagt auch, daß die ökonomischen Kategorien der kapitalistischen Wirtschaft: Wert, Preis, Geld, Markt, durch die Organisation der Wirtschaft aufgehoben und sinnlos werden, während er nichts darüber verlauten läßt, wodurch deren Funktion ersetzt wird. " (S. 93)
" Es ist nicht notwendig, noch weiter auf die Unmöglichkeit einer solchen Wirtschaft einzugehen; wir stellen also nur fest, daß auch das "Generalkartell" nicht ohne Recheneinheit auskommt. Hat Hilferding aber deutlich gezeigt, wie bei organisierter Wirtschaft das Geld wegfällt, dann kann nur die Arbeitsstunde als Recheneinheit fungieren. Kommunistische Wirtschaft muß auf der Arbeitszeitrechnung beruhen, jede andere Recheneinheit ist ausgeschlossen. Die Gesellschaft muß also berechnen, "wieviel Arbeit jeder Gebrauchsgegenstand zu seiner Herstellung bedarf" (Engels, Anti-Dühring). " (S. 93)
" Die straffe Durchführung der Kategorie der gesellschaftlich durchschnittlichen Reproduktionszeit, die, wie hier entwickelt, sich vollkommen auf dem Boden der Marx'schen Oekonomie bewegt, führt zu einer organischen Verbindung des ganzen Wirtschaftslebens. " (S. 94)
- dadurch ist die Wirtschaft EIN Apparat und die gnAz eines Produktes ist vollständig bekannt
" Innerhalb diese Apparates bewegt sich der Produktenstrom nach dem Bewegungsgesetz der Arbeitsäquivalenten: "Es wird gleich viel Arbeit in einer Form gegen gleich viel Arbeit in einer anderen umgetauscht". Am Ende der Produktionskette hat damit das für die Konsumenten fertige Produkte die Gesamtproduktionszeit "vom ersten Anfang" an gekostet. " (S. 94)
" Innerhalb diese Apparates bewegt sich der Produktenstrom nach dem Bewegungsgesetz der Arbeitsäquivalenten: "Es wird gleich viel Arbeit in einer Form gegen gleich viel Arbeit in einer anderen umgetauscht". Am Ende der Produktionskette hat damit das für die Konsumenten fertige Produkte die Gesamtproduktionszeit "vom ersten Anfang" an gekostet. " (S. 95)
"
Damit wird die Formulierung von Marx zur Wahrheit:
"
(S. 95)
" Die Buchführung als Kontrolle und ideelle Zusammenfassung des Prozesses (Wirtschaftsprozesses) wird umso notwendiger, je mehr der Prozeß auf gesellschaftlicher Stufenleiter vor sich geht und den rein individuellen Charakter verliert; also notwendiger in der kapitalistischen Produktion als in dem zersplitterten Handwerks- und Bauernbetrieb, notwendiger bei gemeinschaftlicher Produktion als bei kapitalistischer. " (Kapital, Bd.II, S. 105)*19
- die Buchhaltung hat keine allg. gesell. Kontrolle oder Leitung, sondern als AGA-Betrieb die Kontrolle nur über sich selbst
" Diese Funktionen liegen ausschließlich in den Händen der Produzenten-Konsumenten. " (S. 95)
- dies ist durch den Wirtschaftsgang selbst(!) bestimmt, wie das Verh. des Arbeiters zum gesellschaftlichen Produkt

11. X. DIE ALLGEMEIN GESELLSCHAFTLICHE BUCHHALTUNG ALS KONTROLLE DES WIRTSCHAFTSPROZESSES(» K)(» O)

11.1. Die persönliche Kontrolle.(» K)

" Als Funktionen der allgemein gesellschaftlichen Buchhaltung nannten wir bis jetzt die Registrierung des Produktenstroms, die Feststellung des FIK und die Ausgabe von Arbeitsgeld. Nun ziehen wir auch die Kontrolle auf Produktion und Verteilung in den Gesichtskreis. " (S. 97)
" Es liegt auf der Hand, daß die Form der Kontrolle eng zusammenhängt mit der Grundlage der Wirtschaft. Im Staatskommunismus, wo das ganze Wirtschaftsleben eine Regelung durch Personen nach dem Maß der Statistik ist, erscheint auch die Kontrolle als eine persönliche Funktion. In der Assoziation freier und gleicher Produzenten mit der Arbeitszeitrechnung als Grundlage der Produktion, wo die Verteilung aller Produkte von der sachlichen Produktion selbst bestimmt wird, erhält auch die Kontrolle eine exakte Fassung. Sie beachtet alle gesonderten Elemente der Produktion, Reproduktion, Akkumulation und Verteilung und verläuft in gewissem Sinne automatisch. " (S. 97)
" Was Varga hier die Kontrolle der Produktion nennt, ist die Zusammenwürfelung zweier, sehr verschiedener Dinge. Das eine bezieht sich auf die Kontrolle im buchhaltungsmäßigen Sinne - die Kontrolle der Geschäftsbücher. Es ist eine Sache von Debet -Kredit. Anders die technische Kontrolle; sie beschäftigt sich mit der immer weiteren Durchrationalisierung der Produktion mit der Erreichung des Höchstmaßes von Efficiency im Betriebe. " (S. 98)
- diese Kontrolle, auch über die Arbeit der Arbeiter, übernimmt in Ungarn die Zentrale
" Die Kontrolle trägt den Charakter der Herrschaft über die Produzenten. " (S. 99)

11.2. Die sachliche Kontrolle.(» K)

" Die Kontrolle der Produktion in der Gesellschaft freier und gleicher Produzenten ist eine wesentlich andere. Dort wird es auch Messungen der Arbeitshandlungen und Mechanisierung des Arbeitsprozesses wie laufendes Band usw. geben, aber das sind dann technische Maßnahmen zur Ermittlung und Durchführung der besten Arbeitsmethoden, von den Arbeitern der betreffenden Betriebe selbst gewollt und angewandt. Das ist deshalb so, weil hinter diesen Massnahmen nicht die Peitsche der an Ueberschüssen interessierten zentralen Kommandogewalt steht, sondern das eigene Interesse der Produzenten, die mit der Steigerung ihrer eigenen Produktivität zugleich den Gesamt-Gütervorrat der Gesellschaft vermehren, an den alle Arbeiter gleiches Anrecht haben. Und hier beginnt erst die Aufgabe der gesellschaftlichen Kontrolle auf die Produktion. Die gesellschaftliche Buchführung, die doch Verrechnungsstelle aller Ein- und Ausgänge der einzelnen Betriebe ist, muß überwachen, ob der zu- und ablaufende Strom entsprechend der für den jeweiligen Betrieb festgesetzten Produktivität im Einklang bleibt. Wo es doch im Kommunismus kein Geschäftsgeheimnis mehr geben kann und demnach durch die Publikationen der gesellschaftlichen Buchhaltung der Produktionsstand der einzelnen Betriebe öffentlich bekanntgegeben wird. ist die Frage der Kontrolle damit gelöst. Sie ist kein Problem mehr. " (S. 99)
 [Kontrolle durch Durchschnitt]
" DIE KONTROLLE DER PRODUKTION IN DER GESELLSCHAFT FREIER UND GLEICHER PRODUZENTEN GESCHIEHT ALSO NICHT DURCH PERSONEN UND INSTANZEN, SONDERN SIE WIRD GEFÜHRT DURCH DIE ÖFFENTLICHE REGISTRATION DES SACHLICHEN VERLAUFS DES PRODUKTIONSPOZESSES. DAS HEISST, DIE PRODUKTION WIRD KONTROLIERT DURCH DIE REPRODUKTION. " (S. 99)
" Die gesellschaftlich durchschnittliche Produktionszeit gilt als Einheit der Produktivität, und an der Abweichung der Durchschnittszeit im einzelnen Betrieb wird der Produktivitätsfaktor festgestellt (siehe Kapitel IV). Aus obenstehender Formel lassen sich viele Daten ableiten, so z. B. der gesellschaftlich durchschnittliche Verbrauch an P, R und A, was schon eine gewisse Beratung über die Rationalität der gesonderten Produktionsfaktoren zuläßt. Das Produktionskartell braucht also in dieser Beziehung keinen staatlichen Kontrolleur, weil die zu untersuchenden Faktoren innerhalb des Bereiches der zusammengeschlossenen Produzenten selbst fallen. Die gesellschaftlich durchschnittliche Produktionszeit erweist sich als Kontrolleur in der Produktionsgenossenschaft. " (S. 100)
- hier offenbart sich der Kampf um die gesellschaftliche Macht
" Es fragt sich nun, ob die Produzenten bei der Bildung einer Produktionsgenossenschaft das Verfügungsrecht über die Produktion verlieren, ob eine zentrale Kartelleitung nicht alle Macht über die Produktion an sich reißt. Ohne Zweifel liegen hier Gefahren, denn aus der kapitalistischen Wirtschaftsweise bleibt vorläufig noch eine kräftige Tendenz, die Verfügungsgewalt in eine Zentrale zu legen. In der Produktionsgenossenschaft wird man daher ganz bestimmt versuchen, z. B. die Anwendung des Akkumulationsfonds zum Recht einer zentralen Leitung zu machen. " (S. 100)
" Selbständige Leitung und Verwaltung bleibt die gebieterische Forderung, von der, allen schönen Phrasen zum Trotz, die freien Produzenten nicht abweichen dürfen. " (S. 101)
" Das große, alles beherrschende Band, welches den einzelnen Betrieb mit der übrigen Wirtschaft vereinigt, ist die Produktions-Reproduktionsformel. Diese stellt alle Betriebe auf denselben Boden; die Produktion für die Reproduktion des Betriebes ist für alle dieselbe Grundlage. " (S. 101)

11.3. Kontrolle durch Registration des Produktenstroms.(» K)

" Bei der sozialen Umwälzung wird der Privatbesitz an Produktionsmitteln aufgehoben, und sie gelangen in Gemeinbesitz. Das Rechtsverhältnis der Betriebsorganisationen zu der Gesellschaft ist dann, daß sie die Produktionsmittel in Verwaltung erhalten. Die Betriebsorganisationen machen also ihr Inventarium auf und geben dabei an, wie sie Produktionsmittel verwenden; d. h. soviel wie: Sie reichen bei der gesellschaftlichen Buchhaltung ein Produktionsbudget ein in der Form (p + r) + a = X kg Produkt. Aus dem Gesamt der Produktionsbudgets ergibt sich dann die Erfüllung der Marx'schen Forderung der gesellschaftlichen Buchhaltung: "Ihr Inventarium (der Gesellschaft, Schrftltg.) enthält ein Verzeichnis der Gebrauchsgegenstände, die sie besitzt, der verschiedenen Verrichtungen, die zu ihrer Produktion erheischt sind, endlich der Arbeitszeit, die ihr verschiedene Quanta dieser verschiedenen Produkte im Durchschnitt kosten." " (S. 101 f.)
" Ergibt sich aus den verschiedenen Produktionsbudgets das gesellschaftliche Inventar, so stehen die Betriebsorganisationen damit zugleich unter gesellschaftlicher Kontrolle. Die Produktion im Betrieb ist ein durchlaufender Prozeß. " (S. 101)
- Kredit und Debet müssen sich im Lauf ausgleichen und zeigen erfolgreich verlaufende Produktion an
" Entsteht ein verdächtiger Ueberschuß, so kann die gesellschaftliche Buchhaltung sofort an zuständiger Stelle (vielleicht an eine Kartellkommission) Bericht erstatten. Der Ueberschuß kann nicht entstanden sein dadurch, daß die Betriebsorganisation bei der Ablieferung des Produkts mehr als die gesellschaftlich durchschnittliche Produktionszeit berechnet hat, weil letztere öffentlich bekannt gegeben worden ist. Es muß also ein Fehler im Produktionsbudget sein. Es sind offensichtlich weniger p, r oder a per Produktionseinheit verbraucht, als im Budget eingeschätzt wurde. Zeigt es sich, daß der Fehler tatsächlich dort liegt, dann stellt sich also heraus, daß der Betrieb produktiver war, als eingeschätzt; sein Produktivitätsfaktor wird revidiert. " (S. 102)
- im Umgekehrten Falle gilt das gleiche
" Liegt tatsächlich Vernachlässigung der Produktion vor, so wird gegen die Betriebsorganisation nach der gesellschaftlichen Rechtsauffassung vorgegangen werden. " (S. 102)
" Hat eine Produktionsgemeinschaft die gesellschaftlich durchschnittliche Produktionszeit zu niedrig berechnet, dann können zwar die überproduktiven Betriebe sich reproduzieren, aber sie sind nicht imstande, die Mankos der unterproduktiven zu decken. Diese können sich also nicht reproduzieren und die Gesellschaft muß zunächst eingreifen, aus einem im Budget für AGA aufgenommenen Fonds, während die gesellschaftlich durchschnittliche Arbeitszeit aus den erhaltenen Daten neu festgestellt wird. " (S. 103)
- im Umgekehrten Falle gilt das umgekehrte, fällt auf und muß korrigiert werden
" Haben wir bei diesen Betrachtungen im allgemeinen untersucht, wie die gesellschaftliche Buchhaltung sofort einen allgemeinen Ueberblick über den Produktionsprozeß hat, so wollen wir jetzt sehen, wie sie auch alle einzelnen Terme der Produktionsformel unter Kontrolle stellt. " (S. 103)
" Die Kontrolle auf die Arbeitskraft, auf den Term a der Produktionsformel, verläuft sehr einfach. Es wird nur für die direkt verausgabte Arbeitskraft durch die Betriebsorganisationen Arbeitsgeld aufgenommen. Bedenken wir nun,geführte Produktionsbudgets auch bei der gesellschaftlichen Buchhaltung geführt werden, dann zeigt sich sofort: 1. ob die aufgenommenen Beträge an Arbeitsgeld sich innerhalb des Budgets bewegen, 2. ob das durch das Produktionsbudget angegebene Verhältnis des Arbeitsgeldes zu den Rohstoffen oder der Quantität abgeliefertes Produkt, stimmt. Es ist z. B. jetzt auch bekannt, wieviel Tonnen Kohle per Arbeiter produziert wird, d. h. wieviel direkt verausgabte Arbeitsstunden auf eine Produktionseinheit fallen. " (S. 103)
" Die Kontrolle auf die Produktionsmittel ist insofern schwieriger, weil hier in festen und zirkulierenden Produktionsmittel, in p und r unterschieden werden muß. " (S. 103)
- dieses Problem muß die zukünftige Organisation lösen
" Der Term r muß sich nun wieder innerhalb des Produktionsbudgets bewegen und im richtigen Verhältnis zu a und zu dem erzeugten Produkt stehen. Rohstoffverschwendung kann also nicht nur von der Gilde, sondern auch von der gesellschaftlichen Buchhaltung aufgedeckt werden. " (S. 104)
- ein weiteres Problem ist die Abnutzung von p über lange Zeit (fixes konstantes Kapital), d.h. sie müssen anteilig jährlich im Kredit verbleiben
" Betrachten wir nun kurz den Charakter der gesellschaftlichen Kontrolle, dann ist zu bemerken, daß die Produktion, soweit es die produktiven Betriebe betrifft, sich nach verschiedenen Richtungen selbst kontrolliert. Erstens stellt sich sofort heraus, ob das Produktionsbudget (p + r) + a im allgemeinen richtig war und ob jeder Term sich innerhalb des Budgetrahmens bewegt. Zweitens fällt die Kontrolle auf die Quantität erzeugtes Produkt; im Resultat eine Kontrolle der durchschnittlichen Produktionszeit des Betriebes, der durchschnittlichen Produktionszeit der Gesellschaft und somit auch der Produktivitätsfaktoren " (S. 104)
" Der ganze Gang der Kontrolle ist also nichts anderes, als daß die verschiedenen Güterübertragungen und die Aufnahme von Arbeitsgeld, also die sachliche Produktion, die Produktionsformel im allgemeinen kontrolliert. Dann kommt das erzeugte Produkt, das Ergebnis der sachlichen Produktion und stellt Betriebsdurchschnitt, gesellschaftlichen Durchschnitt und die angegebene Produktivität unter gesellschaftliche Aufsicht. Weiter kommt durch die Aufnahme von Arbeitsgeld und Güterübertragungen, also durch den sachlichen Produktionsgang, eine Kontrolle auf jeden der Terme von (p + r) + a gesondert zustande. Schließlich hält der Reproduktionsprozeß, die sachliche Produktion als Ganzes, eine scharfe Nachkontrolle. " (S. 104 f.)

12. XI. DIE GESELLSCHAFTLICHE KONTROLLE DER AGA ODER ÖFFENTLICHEN BETRIEBE.(» K)(» O)

" Die Kontrolle der öffentlichen Betriebe läuft z.T. mit der produktiven parallel. Dies gilt im besonderen von der Beobachtung der einzelnen Terme der Produktionsformel (p + r) + a, die durch die Registrierung der Güterübertragung und die Aufnahme des Arbeitsgeldes geschieht. Soweit ergibt sich die Kontrolle aus der sachlichen Produktion. Das erzeugte Produkt dieser Betriebe geht aber unentgeltlich in die Gesellschaft über, und so erhalten sie keinen Kredit ebensowenig in ihren Betriebsbüchern als bei der gesellschaftlichen Buchhaltung. Hier tritt weder die Quantität Produkt, oder die gesellschaftlich durchschnittliche Produktionszeit, noch der Reproduktionsprozess als kontrollierender Faktor auf. Die Betriebe, die ihr Produkt also ohne ökonomisches Maß in den individuellen Konsum geben, haben daher nur in einer Richtung eine automatische Kontrolle; durch die sachliche Produktion. Selbstverständlich lassen sich unzählige Methoden ausdenken, welche die Betriebe dahingehend unter Kontrolle stellen, ob das gesellschaftliche Gut so sparsam wie möglich verwaltet wird. Es handelt sich aber nicht um das Ausdenken von Kontrollmethoden, die doch mit der besonderen Eigenart des Betriebes zusammenhängen; worauf es ankommt, das ist die Kontrolle so wie sie aus dem Charakter der gesellschaftlichen Produktion hervorgeht. " (S. 106)
" In der Anfangsperiode kommunistischer Wirtschaft werden wahrscheinlich nur solche Betriebe zum öffentlichen Typ gehören, die kein tastbares Produkt erzeugen, wie z. B. ökonomische und politische Räte, Krankenfürsorge, Unterricht usw. Die nächste Entwicklung wird dann wahrscheinlich den Personen- und Gütertransport in den unentgeltlichen Konsum zu bringen, um in einem noch weiteren Stadium das "Nehmen nach Bedürfnissen" auf die tast- und meßbaren Produkte für den individuellen Konsum auszudehnen. " (S. 106)
" Bei allen Betrieben, welche automatische Kontrolle nur in einer Richtung zulassen, wird die übrige Kontrolle sich wahrscheinlich ergeben aus vergleichenden Untersuchungen. So wird man z. B. Vergleichungen anstellen, wieviel Arbeitsstunden der Unterricht in der einen oder anderen Kommune absorbiert, wieviel Arbeitsstunden auf 1 km Straßenbahn in den verschiedenen Städten fallen, usw. Wird ein meßbar Produkt gesellschaftlich verteilt (Elektrizität), so tritt doch wieder die gesellschaftlich durchschnittliche Arbeitszeit als kontrollierender Faktor in Erscheinung. Nur tritt die Kontrolle nicht automatisch bei der gesellschaftlichen Buchhaltung auf den Plan, sondern muß jetzt in den Betriebsbüchern erfolgen. " (S. 107)
" Als Unterteil der Kontrolle auf die öffentlichen Betriebe kommt nun noch die Kontrolle auf die Verteilung der Konsumgüter. Die Konsumenten verteilen durch ihre Genossenschaften die Produkte selbständig, sie sind "Herr im eigenen Hause". Weil die individuellen Wünsche hier ihren kollektiven Ausdruck finden, bestimmen sie, was und wieviel verteilt werden soll. Ihr ausführendes Organ ist eine Betriebsorganisation des AGA-Typs, die ein Betriebsbudget für den Verbrauch an (p + a) + r macht und dabei bemerkt, daß ihr Dienst die Verteilung von X Arbeitsstunden sein wird. " (S. 107)
 [Quantitäts-Kontrolle]
" Die Kontrolle auf die Quantität verteiltes Produkt ist auch einfach, gerade weil alle Güterübertragungen bei der allgemeinen Buchhaltung registriert werden und die Produkte genau nach ihrer Produktionszeit in den Verbrauch eingehen. In der allgemeinen Buchhaltung ist genau bekannt, wieviel Produkt, d. h. wieviel Arbeitsstunden die Konsumgenossenschaft bezogen hat und es müssen also genau soviel Arbeitsstundenscheine bei der Buchhaltung eingeliefert werden. " (S. 107)
- Verteilungs- und Produktionsverluste müssen mit eingerechnet werden

{Diese sind aber dem Schnitt nach schon heute bekannt in allen Bereichen.(d.V.)}

" Die Kontrolle auf die Quantität verteiltes Produkt ist auch einfach, gerade weil alle Güterübertragungen bei der allgemeinen Buchhaltung registriert werden und die Produkte genau nach ihrer Produktionszeit in den Verbrauch eingehen. In der allgemeinen Buchhaltung ist genau bekannt, wieviel Produkt, d. h. wieviel Arbeitsstunden die Konsumgenossenschaft bezogen hat und es müssen also genau soviel Arbeitsstundenscheine bei der Buchhaltung eingeliefert werden. " (S. 108)

13. XII. DIE GESELLSCHAFTLICH NOTWENDIGE ARBEIT UND DIE GESELLSCHAFTLICH DURCHSCHNITTLICHE REPRODUKTIONSZEIT.(» K)(» O)

" g.n.A. = gesellschaftlich notwendige Arbeit -
g.d.R. = gesellschaftlich durchschnittliche Reproduktionszeit. "
(S. 109)
" Untersuchen wir die Kategorie g.n.A. näher, dann sei bemerkt, daß zwei sehr verschiedene Dinge durcheinandergewürfelt werden. Einerseits enthüllt sie die bloße Feststellung, daß eine bestimmte Arbeit ein gesellschaftliches Bedürfnis befriedigt und also gesellschaftlich notwendig ist, und andererseits will man damit ein rechnerisches Element zum Ausdruck bringen. So spricht Kautsky von der g.n.A., welche in einem Produkt steckt "von seinen ersten Anfängen an bis zur völligen Feststellung samt Transport und anderer Nebenarbeit", und mit "dem ungeheuersten und vollkommensten statistischen Apparat" nicht einzuschätzen ist. Zwar ist die Berechnung der g.n.A. theoretisch möglich, aber nicht praktisch durchführbar und damit muß diese Kategorie im rechnerischen Sinne von Kautsky als unbrauchbar zurückgewiesen werden. " (S. 109)
- bei Varga wird über Zu- und Abschläge Akkumulation und AGA berücksichtigt, ohne allerdings die Berechnung(!) dieser anzugeben, Vargasche Selbstkostenformel: (P + R) + A + AGA + AKK.
" Es zeigt sich, daß die Oekonomen den Begriff der g.n.A. in zu ausgebreitetem Sinne aufgefaßt und auch die allgemeinen, nicht zur Produktion gehörigen Verwaltungskosten usw. (siehe "Randglossen" in Programmkritiken S. 24) in die Berechnung der g.n,A. aufgenommen haben (Varga), oder man hat nur den Blick gerichtet auf das gesellschaftliche Endprodukt und alle Produktionszeiten von hunderten von Produkten zusammengewürfelt (Kautsky). Tatsächlich ist die Kategorie der g.n.A. in genannter Form nicht zu verwenden. Allerdings ist alle Arbeit in Produktion und Verteilung gesellschaftlich notwendig. Sie muß also reproduziert werden. Die Lösung kann daher nur diese sein, daß jede Wirtschaftsgruppe sich selbst produziert, womit dann die ganze g.n.A. reproduziert ist. " (S. 110)
" Die Kategorie der g.n.A. ist nur verwendbar im Sinne von Gebrauchswerte schaffende Arbeit und nicht im rechnerischen. Die Reproduktion der g.n.A. fußt also auf der Reproduktion jeder wirtschaftlichen Handlung, und damit erscheint nicht die Kategorie der g.n.A., sondern die gesellschaftlich durchschnittliche Reproduktionszeit für jede Tätigkeit als entscheidende Kategorie. Diese ist von allen "Produzenten" im weitesten Sinne durchführbar und damit hat zugleich die g.n.A. ihre Lösung gefunden. " (S. 110)

13.1. Produktionszeit und Reproduktionszeit.(» K)

" Es ist noch zu untersuchen, warum gerade von Reproduktionszeit gesprochen werden muß und nicht von Produktionszeit, ferner, inwieweit diese Begriffe zusammenfallen und inwieweit sie Gegensätze sind. " (S. 110)
" Art und Weise, wie sie berechnet wird, versichert eine Reproduktion der ganzen Produktionsgruppe, und darum nennen wir es statt gesellschaftlich durchschnittlicher Produktionszeit die gesellschaftlich durchschnittliche Reproduktionszeit. Sie fallen also zusammen. Der Unterschied in der Produktionszeit der Betriebe und der gesellschaftlich durchschnittlichen Reproduktionszeit wird im Produktivitätsfaktor aufgehoben. " (S. 111)

13.2. Das 'Veraltern' der Produktionsmittel.(» K)

" Es ist ein ungeschriebenes Gesetz der kapitalistischen Unternehmungen, daß sie die gesellschaftlich durchschnittliche Produktivität innehalten müssen, weil sie sonst vom Markt verdrängt werden. Sie müssen darum bestrebt sein, die Löhne der Arbeiter so niedrig wie möglich zu halten und sich immer die meist produktiven Maschinen zu beschaffen. Dadurch werden häufig noch sehr gut verwendbare Maschinen zum "alten Eisen" geworfen. Dies ist eine ungeheure Güterverschwendung der kapitalistischen Produktionsweise. Diese Erscheinung ökonomisch gesehen würde heißen, daß bei einem Betrieb mit veralteten Produktionsmitteln die Produktionszeit über dem gesellschaftlichen Durchschnitt ist, oder aber seit der Gründung des kapitalistischen Betriebes ist die gesellschaftlich durchschnittliche Produktionszeit seines Produktionsapparates gefallen und in diesem Sinne entwertet. " (S. 111)
" Hat z. B. ein Betrieb seine festen Produktionsmittel auf 100 000 Arbeitsstunden berechnet und wird angenommen, daß sie in 10 Jahren verschlissen sind, dann müssen 10 000 Arbeitsstunden per Jahr im Produkt dafür berechnet werden. Sinkt aber die gesellschaftlich durchschnittliche Reproduktionszeit der Produktionsmittel, dann kann der Betrieb sich bei seiner Reproduktion bessere oder mehr Maschinen beschaffen, d. h. die Produktivität des Betriebes wird erhöht, was Akkumulation, Erweiterung des Produktionsapparates ohne Zuführung von Extraarbeitsaufwand bedeutet. " (S. 111)
- eine solche Änderung änder den Produktivitätsfaktor des betroffenen Betriebes, das geschieht ständig und im Fluß
" Die gesellschaftlich durchschnittliche Reproduktionszeit ist daher die entscheidende Kategorie der kommunistischen Produktion. Wie der Begriff Wert der Mittelpunkt der kapitalistischen Oekonomie ist, so ist der Begriff Reproduktionszeit der Drehpunkt des kommunistischen Wirtschaftslebens. " (S. 112)
" Grundlage der g.d.R. ist die gesellschaftlich durchschnittliche Arbeitsstunde. Diese Kategorie hat auch im Kapitalismus schon Gültigkeit. Die individuellen Verschiedenheiten finden auch jetzt keinen Ausdruck in der Ware, denn auf dem Markt wird das Produkt umgetauscht in Geld, d. h. verwandelt in die allgemeine Ware, welche alle individuellen Verschiedenheiten aufhebt. Im Kommunismus ist es die g.d.R., welche alle individuellen Verschiedenheiten von langsamen und routinierten Arbeitern, von Fähigen und weniger Fähigen, von Hand- und Kopfarbeit in sich schließt. Die g.d.R. ist also etwas, was als solches, als etwas Besonderes nicht existiert. Gleich den Naturgesetzen, welche nur das Allgemeine aus den besonderen Erscheinungen hervorbringen, ohne als solche zu existieren, verkörpert die g.d. Arbeitsstunde, die in concreto kein Dasein führt, das Allgemeine aus der ungeheuren Verschiedenheit im gesellschaftlichen Stoffwechsel. " (S. 112)

14. XIII. DIE ÖKONOMISCHE DIKTATUR DES PROLETARIATS UND DIE ALLGEMEIN GESELLSCHAFTLICHE BUCHHALTUNG.(» K)(» O)

" Die Diktatur des Proletariats, welch Schreckgespenst ist sie für den braven Kleinbürger und auch für große Teile des Proletariats; sie vergessen aber dabei, daß die Kapitalistenklasse ihre Diktatur mit der brutalsten Rücksichtslosigkeit handhabt. Doch die Geschichte kehrt sich nicht an den Schrecken der Kleinbürger, sie war und ist noch eine Geschichte von Klassenkämpfen, und darum wird die in ihrem Leben bedrohte proletarische Klasse sich gegen die kapitalistische Diktatur erheben müssen, um ihre Gesellschaftsordnung, die Ordnung der Arbeit, gegen den Widerstand aller bürgerlichen Elemente durchzusetzen. Die Stoßkraft hierzu wird notwendig von den in den Groß- und Mittelbetrieben zusammengeballten Arbeitermassen ausgehen. Sie werden die öffentliche Gewalt in der Gesellschaft an sich reißen, und sie werden auch die neue Ordnung der übrigen Gesellschaft vorzuschreiben haben. Dies kann nun nicht geschehen durch Dekrete und mit der Bajonettspitze, sondern es muß die organisatorische Tat der breitesten Arbeitermassen sein. " (S. 113)
" Der Gang der Dinge in Westeuropa wird sein, daß das Proletariat den Staat zertrümmert und die Betriebe in Besitz nimmt, in dem Sinne, daß sie als gesellschaftliches Eigentum erklärt wurden. Dann allerdings muß sich entscheiden, oh sie dem russischen Beispiel folgen und, unter den Einfluß der sozialdemokratischen Lehren, sich im Staat als Leiter und Verwalter der Produktion einen neuen Unterdrückungsapparat schaffen, oder ob das kommunistische Element in der Arbeiterschaft so stark ist, daß sie mit Hilfe der Betriebsorganisationen oder Räte, die Betriebe in eigene Verwaltung nehmen. Geschieht letzteres, dann ist es nur möglich, wenn die von uns aufgezeigten Prinzipien der kommunistischen Wirtschaft den inneren Kreislauf der Produktion zugrunde gelegt werden. Damit ist aber der wichtigste Teil des gesellschaftlichen Gesamtprodukts dem freien unkontrollierten Umlauf, dem Markt, entzogen. Der andere Teil der gesellschaftlichen Produktion, der Klein- und Bauernbetrieb ist dadurch gezwungen, sich der gemeinwirtschaftlich organisierten Industrie anzuschließen. Das ist die "ökonomische Diktatur" die stärkste Waffe des siegreichen Proletariats. " (S. 113 f.)
" Das kommunistische Betriebsleben kennt keinen Geldverkehr und keinen Markt, es leitet den Strom der Verrechnungen durch das Girokonto. Dadurch sind alle Produzenten, die nicht beim Giro angeschlossen sind, in eine Zwangslage gebracht. Sie können keine Rohstoffe und Produktionsmittel für ihren Betrieb beziehen. " (S. 114)
- somit müssen sich alle dieser Gesetzmäßigkeit unterwerfer und damit der gesellschaftlichen Kontrolle
" So wird der zersplitterte Kleinbetrieb auf ökonomischem Wege gezwungen, auch seinerseits die Produktion zu ordnen. Als notwendige Folge ergibt sich dann, daß die gleichartigen Betriebe sich zum Produktionskartell verbinden. Das ist schon notwendig zur Feststellung der durchschnittlichen Produktionszeit und des jeweiligen Produktivitätsfaktors, wie auch aus Gründen des geordneten Materialbezuges usw. Dies ist auch der einzige Weg, um dem Kleinbetrieb seine Rückständigkeit zu nehmen. Diese Kartellierung braucht aber nicht im geringsten die Selbstverwaltung der Kleinbetriebe zu schneiden, sondern umgekehrt wird sich zeigen, daß die Gestaltung der Produktion durch die Produzenten selbst sich hier vorbildlich entwickeln wird. " (S. 114)
" Die "Assoziation freier und gleicher Produzenten" übt also eine ökonomische Diktatur aus. Sie erkennt das Recht der Ausbeutung nicht an und schließt jeden, der dieses erste Prinzip des Kommunismus nicht anerkennt, aus ihrer Gemeinschaft aus. Der Kleinbetrieb wird allerdings gezwungen, sich den kommunistischen Produktionsregeln zu unterwerfen, doch direkt bei der Unterwerfung hat die Diktatur sich in ihr Gegenteil verkehrt. Wenn die Produzenten selbst die Leitung und Verwaltung durch ihre Betriebsorganisation in die Hand nehmen und die Produktion unter gesellschaftliche Kontrolle stellen, dann ist dadurch die Diktatur aufgehoben und sind die Produzenten zu Gleichberechtigten in der Assoziation geworden. " (S. 114)

15. XIV. DIE AGRARFRAGE UND DIE BAUERN.*)(» K)(» O)

15.1. Die Entwicklung zur Warenproduktion.(» K)

" Betrachten wir neben dieser industriellen Entwicklung die der Landwirtschaft, dann erhalten wir ein anderes Bild. Ungeachtet aller Prophezeiungen, daß auch die Landwirtschaft sich konzentrieren müsse, daß der kleinere und mittlere Bauer von großen Agrarkonsortiums verdrängt werde, ist von dieser Entwicklung wenig zu merken. Nicht nur der mittlere, sondern auch der kleine Bauer hat sich behauptet, während keine Rede ist von einer Entwicklung im obengenannten Sinne. Ja, es ist selbst eine kräftige Zunahme des Kleinbetriebes in der Landwirtschaft festzustellen. " (S. 115)

{ Das ist zumindest in den entwickelteren Ländern nicht mehr so, aber immer noch in den östlichen Beitrittsländern zur EU, insbesondere Polen. (d.V.)}

" Der alte Bauernbetrieb kannte die Warenproduktion nur als Nebensächlichkeit. Die geschlossene Hauswirtschaft des Bauern befriedigte fast den ganzem Bedarf aus eigener Arbeit. Der Bauer arbeitete für den eigenen Familienkreis. Seine Produktion war nicht gesellschaftlich verbunden. Sein Produktionsumlauf vollzog sich fast ausschließlich in dem engen Kreis seines Hofes, solange er die Elemente seiner Produktion aus dem eigenen Produkt deckte. Nur das, was nicht in eigenen Verbrauch genommen wurde, der Ueberschuß eigener Produktion, war für den Markt, womit diese Produkte Warenform annahmen. Der Bauernbetrieb war also kein Teil der gesellschaftlichen Arbeit, und das ist denn auch die Erklärung für die unabhängige Existenz der Bauern. " (S. 116)
" .. wollen nur das Resultat feststellen, das für jeden deutlich zutage tritt. Der Bauer brauchte immer mehr Geld, um seinen Verpflichtungen gerecht zu werden. Geld kann er aber nur erhalten dadurch, daß er als Warenproduzent auftritt, daß er mehr Produkt auf den Markt bringt. Hierzu lagen zwei Wege offen. Entweder, der Bauer mußte bei gleicher Produktivität selbst weniger verbrauchen, oder er mußte die Produktivität seiner Arbeit steigern. Noch weniger verbrauchen, wie ein Bauer vom alten Schrot und Korn, gehört aber zu den Unmöglichkeiten. Die Steigerung der Produktivität erschien damit als einzige Lösung. " (S. 117)
" Hier liegt nun der Punkt wo die Oekonomen sich in ihren Zukunftsspekulationen geirrt haben. Sie nahmen für den agrarischen Betrieb dieselbe Entwicklung an, wie für die Industrie. In der Industrie wurde eine immer größere Produktivität erreicht, durch das Zusammenfließen von Kapitalien, durch immer neue, mehr produktive Maschinen, welche nur in Riesenbetrieben angewandt werden konnten. Diesbezüglich meinten sie, daß derselbe Konzentrationsprozeß sich in der Landwirtschaft vollziehen müßte. Damit mußte der kleinere und mittlere Bauer in der Hauptsache verschwinden, während die Agrarkonsortiums die entscheidende Rolle in der Landwirtschaft spielen würden. " (S. 117)
" Doch ist es merkwürdig, daß die industrielle Entwicklung, welche die Konzentration in der Landwirtschaft herbeiführen sollte, selbst den Boden für eine ganz andere Entwicklung der Agrikultur bereitete. Es waren insbesondere der Motor, der künstliche Dünger und die Agrarwissenschaft, welche die Produktivität des Landbaues gewaltig zu steigern wußten. Durch die moderne Düngung spielte die Beschaffenheit des Bodens eine untergeordnete Rolle, der Ertrag per Hektar wuchs gewaltig, wodurch der Bauer viel mehr Waren auf den Markt bringen konnte wie früher, während der moderne Verkehr einen allseitigen Transport versorgen konnte. Gleichzeitig mit der Steigerung des Ertrages per Hektar vollzog sich eine Erscheinung von gewaltiger Bedeutung. Sobald die Produktion auf wissenschaftliche Grundlage kommt, tritt die Erscheinung der Spezialisation mit zwingender Kraft auf. "Der Spezialist ist ein Höhlenmensch, er sieht nur einen kleinen Lichtstreifen des Weltraumes, aber den sieht er sehr scharf" sagt Multatuli irgendwo. So sehen wir, wie der Bauer sich einrichtet, nur ein bestimmtes Produkt zu liefern, aber um hier denn auch das Höchste zu erreichen, was bei dem heutigen Stand der Wissenschaft und ... seinen finanziellen Mitteln nur möglich ist. Nach dieser Spezialisation richtet er dann seinen Betrieb ein, d. h., er beschafft sich gerade die Werkzeuge, welche er für das spezielle Produkt braucht. " (S. 117)
" Der Bauer ist damit Warenproduzent geworden im vollen Sinne des Wortes. Er bringt jetzt nicht mehr seinen Ueberschuß auf den Markt, sondern sein ganzes Produkt. Er schafft dasjenige, was er selber nicht verbraucht, 1und er verbraucht gerade das, was er selber nicht verfertigt. Er arbeitet also nicht für sich selbst, sondern für andere, für die Gesellschaft, und damit ist seine Arbeit jetzt bei der gesellschaftlichen Arbeit eingeschaltet. Die geschlossene Hauswirtschaft ist durch die Spezialisierung vernichtet, die Agrarwirtschaft ist zur industriellen Produktion übergegangen. " (S. 118)
" Fassen wir obiges zusammen, dann ist zu sagen, daß die heutige Agrikultur durch Spezialisierung gekennzeichnet und also zur vollen Warenwirtschaft übergegangen ist. Die Steigerung der Produktivität konnte durch die moderne Technik zustande kommen, ohne die Konzentration der Betriebe in einer Hand. Parallel damit läuft die Entwicklung der Bauerngenossenschaften, welche die Betriebe untereinander verbindet durch Interessengemeinschaften, wobei die Bauern aber ihre Freiheit verlieren (z. B. des öfteren durch Verfügungsrecht über ihr Produkt). " (S. 119)

16. XV.DIE BAUERN UND DIE REVOLUTION.(» K)(» O)

" Der oben skizzierte Entwicklungsgang verhindert, daß ein zahlreiches Landproletariat gebildet wurde. Wenn es auch noch immer viel größer als die Zahl der besitzenden Bauern ist, so doch lange nicht in dem Verhältnis, wie die erdrückende Masse des Industrieproletariats gegenüber der Bourgeoisie. Es kommt noch hinzu, daß die Klassengegensätze auf dem Lande nicht so stark in den Vordergrund treten, gerade weil der kleine und mittlere Bauer mit seinen Familienangehörigen selbst mitarbeitet. Hat der Besitz in den Städten zum reinen Parasitismus geführt, bei dem kleinen und mittleren Bauernbetrieb Ist das nicht der Fall. Dadurch ist eine proletarische Revolution auf dem Lande viel schwieriger, als in den Städten. Doch liegen die Verhältnisse nicht so hoffnungslos, wie das auf den ersten Blick erscheint. Sehr sicher gibt es auf dem Lande eine verhältnismäßig große Zahl Besitzende, aber diese wissen ganz gut, daß sie im Grunde nicht viel mehr sind, wie die Geschäftsbesorger des Anleihekapitals, während die Last der Existenzungewißheit schwer auf sie drückt. Ohne Zweifel bleibt es richtig, daß der besitzende Bauer nie ein Vorkämpfer des Kommunismus sein wird. Die wirtschaftliche Stellung aber, welche er einnimmt, nötigt ihn, sich den Gesellschaftsgruppen anzuschließen, die sich an die Seite des Siegers stellen. Voraussetzung dafür ist allerdings, daß er dann nicht von Haus und Hof verjagt, oder von der Leitung und Verwaltung seiner Produktion ausgeschaltet wird. Die proletarische Revolution kann keinen Pachtzins oder Hypothekenschulden anerkennen, weil nur die gesellschaftlich durchschnittliche Reproduktionszeit der Produkte berechnet wird, und damit erscheint die Bauernfrage für die "Assoziation freier und gleicher Produzenten" nicht so schwierig, als für den Kommunismus der "reifen" Betriebe. " (S. 120)
" Man sieht die Frage so, als ob der Bauer noch der Bauer von früher, nicht der ausgesprochene Warenproduzent von heute sei, der nicht nur den Ueberschuß seiner geschlossenen Hauswirtschaft, sondern sein ganzes Produkt auf den Markt bringen muß. In der heutigen Lage ist das Proletariat nicht mehr von den Bauern abhängig, als umgekehrt. Liefern die Bauern dem Proletariat ihr Produkt nicht, dann sind sie ebenso dem Hunger ausgeliefert wie das Proletariat, so paradox dies auch klingen möge. Trotz allem muß der Bauer sein Produkt verkaufen, weil er nur produziert was er selber nicht verbraucht und verbrauchen muß, was er selber nicht produziert. " (S. 121)
" Dazu hört man auch noch die Befürchtung, daß der Bauer verweigern wird, sein Land weiter zu beackern, d. h., daß er zur geschlossenen Hauswirtschaft zurückzukehren versucht. Aber auch das kann er nicht. Selbst ein Bauer kann nicht ein Jahrhundert zurückgehen und alles Erforderliche selbst verfertigen. weil er weder über die erforderlichen Fähigkeiten, noch über die dazu notwendigen Werkzeuge verfügt. Mit der einmal vollzogenen Vergesellschaftung der Arbeit kann niemand sich mehr derselben entziehen. ein Zurück ist unmöglich geworden. Wie man die Sache auch wendet oder dreht, die Bauern sind auf dem gesellschaftlichen Schiff und müssen mit. " (S. 121)

17. XVI. DIE AGRARISCHE REVOLUTION IN RUSSLAND UND UNGARN.(» K)(» O)

17.1. Rußland.(» K)

" Die Lösung der Agrarfrage in Rußland bringt wenig Belehrung für die Entwicklung der agrarischen Revolution in Westeuropa. Die Landwirtschaft war dort noch in den feudalen Verhältnissen des Großgrundbesitzes (vielfach mit geschlossener Hauswirtschaft). Die kapitalistische Parole: "Das Land den Bauern" bedeutete darum in Rußland die Verwirklichung der Freiheit und Gleichheit . . - wie die französischen Bauern sie 1789 eroberten. Sie verschafften sich ein Stück Privatbesitz, auf dem sie nach eigenem Belieben wirtschaften konnten. Der russische Bauer verlangt auch als Kapitalist, als Warenproduzent, auf der gesellschaftlichen Bühne aufzutreten, warum er denn auch bald gegen die Sowjetregierung agierte und die Freiheit des Binnenhandels erzwang. " (S. 122)
" Damit setzte in Rußland die kapitalistische Entwicklung der Landwirtschaft ein, welche wir hier in Westeuropa schon lange durchgemacht haben. " (S. 122)
" Kein Wunder, daß wir bei den Russen nicht viel zu lernen haben in der Frage agrarischer Betriebsverwaltung in kommunistischem Sinne. Von Betriebsorganisationen, die mit der Leitung und Verwaltung betraut sind, ist selbstverständlich keine Rede, gerade weil alles privater Besitz ist. " (S. 122)

17.2. Ungarn.(» K)

" Das Räteungarn bietet ein ganz anderes Bild vorn Werdegang der Revolution. Der Kleinbesitz blieb unangetastet, der große und mittlere Besitz wurde durch Dekret für enteignet erklärt, ohne daß die Bauern das Land aufteilten. Das konnte so geschehen, weil die Bauern an der Revolution so unschuldig waren, wie neugeborene Kinder. " (S. 123)
" Doch verlief es nicht überall so. Einzelne große Güter wurden zu produktiven Assoziationen erklärt, wobei die Leitung und Verwaltung scheinbar In die Hände der Arbeiter gelegt wurde. " (S. 123)

17.3. Ergebnis.(» K)

" Das kritisiert sich selbst! Ganz offenherzig sagt Varga: "Gib den Arbeitern den Schein, als ob sie die Produktion leiten. und verwalten, in Wirklichkeit hat es wenig zu bedeuten, denn WIR verfügen über die zentrale Leitung, während diese wiederum den reinen Ertrag durch die "Preispolitik" bestimmt. Deutlich wird hier demonstriert, wie notwendig es ist, das Verhältnis der Produzenten zum gesellschaftlichen Produkt von der sachlichen Produktion selbst bestimmen zu lassen, damit nicht eine neue Beherrschung unter der Maske der Demokratie auftritt. " (S. 124)
" Es lohnt sich nicht, auf Einzelheiten in bezug auf die Landwirtschaft in Räteungarn einzugehen. Wir ziehen nur den Schluß, daß sowohl Rußland als Ungarn ein abschreckendes Beispiel von kommunistischer Produktion waren und sind. " (S. 124)

18. XVII. DAS LANDWIRTSCHAFTLICHE PROLETARIAT UND DIE KLEIN- UND MITTELBAUERN IN DER DEUTSCHEN REVOLUTION.(» K)(» O)

18.1. Der Auftakt.(» K)

" Als im November 1918 in Deutschland. die kaiserliche Gewalt zusammenstürzte, geschah dies sicher nicht durch die proletarisch-revolutionäre Aktivität der Massen. Die Kriegsfront wurde durchbrochen, die Soldaten desertierten zu Tausenden. In dieser Situation wollte die deutsche Marine noch eine letzte große Kraftanstrengung versuchen, durch einen hartnäckigen Schlag auf der Nordsee. Die Matrosen dachten zu Recht oder zu Unrecht, daß sie hierbei alle den Tod finden würden und dies wurde die Anleitung zur Massendienstverweigerung auf den Kriegsschiffen. Einmal auf dieser Bahn. mußten die Matrosen weiter, weil sonst die meuternden Schiffe von den "getreuen" Truppen in den Grund geschossen worden wären. Sie hißten darum die rote Flagge, was zum allgemeinen Matrosenaufstand führte. Hiermit war die erlösende Tat getan, die Matrosen mußten nun weiter. Mit eiserner Notwendigkeit entwickelte sich die eine Tat aus der anderen. Sie marschierten also nach Hamburg, um die Hilfe der Arbeiter anzurufen. Wie sollten sie hier empfangen werden? Sollten sie zurückgeschlagen werden? " (S. 125)
" Es war keine Rede von irgendwelchem Widerstand. Zu Hunderttausenden erklärten sich die Arbeiter mit den Matrosen solidarisch. wobei die revolutionäre Aktivität in den Arbeiter- und Soldatenräten ihren Ausdruck fand, und der Siegeszug der deutschen Revolution ganz Deutschland durchzog. Und dies war das Merkwürdige. Obwohl die Militärzensur alle Berichte über die russische Revolution von 1917 unter ihrer Kontrolle hatte, obwohl also gar keine Propaganda für den Rätegedanken gemacht war, ja obwohl die russische Rätestruktur den deutschen Arbeitern völlig unbekannt war, hatte sich in der Zeitspanne von einigen Tagen ein ganzes Netz von Räten über Deutschland gezogen. " (S. 125)

18.2. Die Ausstrahlungen.(» K)

" Obwohl die Besetzung der Betriebe durch das Proletariat während der ganzen revolutionären Periode allgemein durchgeführt war, kam es doch nirgends zu einer "Inbesitznahme im Namen der Gesellschaft". Die Betriebe wurden von den alten Besitzern verwaltet und geleitet, sie blieben immer ihr Eigentum, sei es auch hier und da unter Kontrolle der Arbeiter. " (S. 126)

18.3. Der Stillstand.(» K)

" Daß es nicht weiter kam, findet zum größten Teil seinen Grund in der Tatsache, daß der revolutionäre Teil des Proletariats alle Kräfte gebrauchte, um seine Position gegenüber der Konterrevolution zu behaupten, welche unter Führung der Sozialdemokratie dem Chaos und der eigenmächtigen Nationalisierung vorbeugen wollte. Die proletarische Revolution war daher außerordentlich schwach. Ein großer Teil von Gesellschaftsgruppen wurde von der Revolution bezwungen und mußte wohl oder übel die Seite der Sieger wählen. Sie wurden jedoch zur Konterrevolution getrieben, da das Proletariat noch in sich selbst zerteilt und mit sich selbst beschäftigt war. " (S. 126)

18.4. Die Bauern.(» K)

" Als erste Erscheinung tritt hervor, daß die Bauern keinen wesentlichen Faktor in der Revolution formten. Zu einer selbständigen Organisation, die eine eigene Stellung einnahm, kam es nicht. Eine eigene Rätebildung kam nicht zustande, es sei denn in Bayern, als dort die Diktatur erklärt wurde. Hier mußten die Bauern sich aussprechen, wobei dieselbe Erscheinung hervortrat, als beim Proletariat; sie traten nicht als geschlossene Einheit auf. " (S. 126)
" Bauern wählte die Seite der Revolution, ein anderer Teil stellte sich dagegen. Leider verfügen wir nicht über Daten bezüglich des Charakters der Bauernformationen, welche sich neben die Revolution stellten, als auch nicht über nähere Zahlenverhältnisse. " (S. 127)
- den Bauern die eigene Parzelle versprechen zieht hier nicht
" Wenn bei zurückgebliebenem Stand der Agrarwirtschaft die Gedankenwelt des landarmen Bauern sich natürlicherweise um die Aufteilung des Grund und Bodens dreht, dann kann sich bei wissenschaftlich betriebener, durch Spezialisierung gekennzeichneter Bearbeitung der großen Güter nur Gemeinbesitz mit gemeinschaftlicher Bearbeitung als Ideologie entwickeln. " (S. 127)
" In diesen Verhältnissen kann die Parole: "Das Land den Bauern" im Sinne der Landaufteilung nach russischem Muster keinen Nährboden finden. Die landwirtschaftlichen Arbeiter würden nicht wissen, was mit dem Land anfangen. Im Viehgebiet könnten sie sich allerdings ein Stück Land und ein paar Kühe beschaffen, aber weil ihre Wohnungen nicht als Bauernhof eingerichtet sind, können sie den Betrieb von Viehzüchtern oder Milchbauern doch nicht ausüben. Obendrein fehlen noch die Werkzeuge, um ihren Besitz exploitieren zu können. Diese Verhältnisse haben für den ganzen deutschen Großgrundbesitz Geltung und darum können wir sagen, daß der hochentwickelte Stand der Landwirtschaft eine Aufteilung des Bodens verhindert. " (S. 128)
" Die agrarischen Produktionsverhältnisse bestimmen, daß Tausende von Proletariern nicht innerhalb eines kleinen Gebietes Ihre Solidaritätsbedingungen finden, wodurch eine gemeinschaftliche Kampffront schwerlich zustande kommt. Das landwirtschaftliche Proletariat kam denn auch nicht oder kaum zur Rätebildung und es spielte in der deutschen Revolution keine Rolle. " (S. 128)
" Das eigentümliche ist nun, daß dieses Halbproletariat eine vor nichts zurückschreckende Kraft in der Revolution war. Mehrere Male gingen sie voran in der Bewegung; sie traten In den Ausstand und marschierten nach den umliegenden Städten, um den Kampf auf breitere Grundlage zu bringen. Thüringen ist hiervon ein sprechendes Beispiel. Außerdem haben diese Arbeiter aber auch vorzügliche Arbeit geleistet bei der Nahrungsversorgung der Städte. " (S. 128)
 
[Halbproletariat]
" Zusammenfassend können wir sagen, daß sich im allgemeinen weder das deutsche landwirtschaftliche Proletariat noch der deutsche Bauer an der Revolution beteiligten. Mögen beim Agrarproletariat auch schon kommunistische Ideologien vorhanden gewesen sein, sie waren jedenfalls noch außerordentlich schwach, wodurch sie noch nicht zum Ausdruck kommen konnten. Es hat denn auch den Anschein, daß die Bauern bei einer proletarischen Revolution eine abwartende Haltung annahmen. Diese wird im allgemeinen bestimmt werden von der Kraft der Revolution und von der Tatsache, ob die landwirtschaftlichen Großbetriebe sich bei der kommunistischen Produktion einschalten. " (S. 129)

19. XVIII. DIE BAUERN UNTER DER PROLETARISCHEN DIKTATUR.(» K)(» O)

" Die proletarische Revolution, die die Durchführung des Kommunismus nicht als eine "Nationalisierung" der "reifen" Betriebe auffaßt, sondern als die Durchführung eines Prinzips, nach dem alle Produzenten ihre Arbeit selbst der kommunistischen Produktion einfügen, legt damit zugleich die Grundlage für die Einreihung der ganzen Agrikultur als Unterteil der Gesamtproduktion. Dieses eine Prinzip ist die Schaffung und Befestigung einer Einheit, die den Produktenstrom, der sich innerhalb der Gesellschaft bewegt, normalisiert, ist die Feststellung der gesellschaftlich durchschnittlichen Reproduktionszeit des Produkts. Jeder Betrieb wird dadurch zu einer aktiven Zelle des Kommunismus, wo sich die proletarische Selbstaktivität entfalten kann. " (S. 130)
" Doch wie dem auch sei, entscheidend ist, daß die Bauern sich in Dorfkommunen, die schließlich nichts anderes als die Zusammenfassung der Betriebsorganisationen der Bauernhöfe sind, zusammen schließen. Von selbst werden die Bauern es allerdings nicht tun, sodaß neben einer mächtigen Propaganda die ökonomische Diktatur des Proletariats diese Arbeit zustande bringen muß. Diese wirkt sich dann so aus, daß Landbau-Werkzeuge, Saatgut, Kunstdünger, Benzin, Petroleum usw. nur an landwirtschaftliche Betriebsorganisationen oder Dorfkommunen geliefert werden. " (S. 130 f)
" Die Bauern haben dann ebenso wie die Industriearbeiter die Aufgabe, die gesellschaftlich durchschnittliche Reproduktionszeit ihrer Produkte mit Hilfe der Formel (p + r) + a zu berechnen. Daß dieses durchführbar ist, verdanken wir dem Kapitalismus, der den Dauern zum Warenproduzenten machte. Am deutlichsten wird die Möglichkeit einer solchen Berechnung durch die Tatsache demonstriert, daß man die moderne sogenannte "Selbstkostenrechnung" heute ebensogut in der Landwirtschaft anwendet, wie in der Industrie (siehe S. King, "Costaccounting applide to agriculture"). Allerdings stehen wir in dieser Beziehung noch am Anfang. " (S. 131)
" Doch ist eine Vergleichung der Produktivität der einzelnen Betriebe sehr gut möglich (siehe z. B. S. King), und man vergleicht sie denn auch jetzt schon. Es ist dies bereits die Stichprobe für die Rationalisierung der Bauernhöfe. Was die Feststellung der gesellschaftlich durchschnittlichen Reproduktionszeiten betrifft, so ist es nicht unsere Aufgabe, Methoden "auszudenken", wie diese in jedem einzelnen Fall am einzelnen Produkt realisiert werden. Soviel ist allerdings klar, daß die Verwirklichung dieser Kategorie zu einer Durchorganisierung der ganzen Landwirtschaft führt. " (S. 131)
" ..., daß die Reproduktionszeit nicht über eine Produktionsperiode, sondern sich z. B. über 10 Jahre erstrecken muß. Die Wechselfälligkeiten der Natur sind bei einer größeren Zeitspanne leichter auszugleichen; es können dann bei der Berechnung der gesellschaftlich durchschnittlichen Reproduktionszeit die aus natürlichen Ursachen resultierenden Schwankungen vermieden werden. Es gibt so nur noch ein Sinken der durchschnittlichen Reproduktionszeit bei fortschreitender und steigender Produktivität. " (S. 132)

20. XIX. SCHLUSSWORT.(» K)(» O)

20.1. Die Marxschen 'Randglossen'.(» K)

" Es ist an der Zeit daß das revolutionäre Proletariat sich bestimmte Vorstellungen macht von der Gesellschaftsordnung, die es an die Stelle des Kapitalismus setzen will. Es geht nicht mehr an, diese Aufgabe mit der Bemerkung beiseitezuschieben, daß die siegende Arbeiterklasse ungeahnte Kräfte entwickeln wird wenn sie nur erst die Fessel abgeschüttelt hat Das ist einmal ein sehr unsicherer Wechsel auf die Zukunft und schlägt obendrein völlig daneben. Das Gegenteil ist wahr. Die kapitalistische Wirtschaft geht mit Riesenschritten den Weg der Konzentration, wie jeder Tag aufs neue lehrt, und wer nicht blind ist muß erkennen, daß sie früher oder später im Staat ihre Dachgesellschaft finden wird. Das ist also der Weg der Machtkonzentration des Kapitals und zugleich das Bündnis aller herrschenden Schichten - mit Einschluß der Führerschicht in den alten Arbeiterorganisationen - gegen das Proletariat. In diese Entwicklung mündet die auf breitester Grundlage geführte Propaganda der Sozialdemokratie und der Gewerkschaften für Wirtschaftsdemokratie, oder besser gesagt, Einflußnahme der Führung der alten Organisation auf dem Umweg über den Staat ­ auf die Wirtschaft. " (S. 133)
" Wir revolutionären Proletarier haben also keine Wahl. Den breiten Arbeitermassen wird im Augenblick schon für ihre Aktionen und Kämpfe ein Weg gewiesen, der angeblich zum Sozialismus oder Kommunismus, zu ihrer Befreiung führen soll. Und dieselben Arbeitermassen sind es, die wir gewinnen müssen, denen wir ihr eigenes Ziel zeigen müssen, denn ohne sie gibt es keine Revolution und keinen Kommunismus. Das können wir nur, wenn wir selber klare und konkrete Vorstellungen haben von der Produktionsordnung und Gliederung in kommunistischer Gesellschaft. " (S. 133 f)
" Aber noch mehr. Selbst bürgerliche Wissenschaftler erkennen das Herannahen der Katastrophe, und sie bereiten jetzt schon den Weg für die Verständigung des Kapitals mit dem Gedanken der Gemeinwirtschaft vor. Sie erkennen, daß die Tage der privaten Bewirtschaftung gezählt sind, und es geht nun darum, die Ausbeutung bei der Gemeinbewirtschaftung aufrecht zu erhalten. Kennzeichnend dafür ist die Schrift eines bürgerlichen Oekonomen - E. Horn, "Die ökonomischen Grenzen der Gemeinwirtschaft" - worin gesagt wird, daß die Aufhebung des Privatbesitzes an den Produktionsmitteln nicht zusammenfallen braucht mit der Aufhebung der kapitalistischen Produktionsweise. Darum wehrt er sich schließlich auch nicht gegen die Aufhebung des Privatbesitzes, aber der "Warenaustausch", die kapitalistische Produktionsweise mit ihrem Markt und der Mehrwertformung soll auf alle Fälle beibehalten werden. Für ihn lautet die Frage nicht, ob, sondern wie der Privatbesitz an Produktionsmitteln aufgehoben wird. " (S. 134)

{ Das sollte man sich einmal zur heutigen Zeit ansehen, wo die Konzentration demgegenüber gigantische Ausmaße angenommen hat, aber von einer Planwirtschaft an keiner Stelle gesprochen wird, ganz im Gegenteil. (d.V.)}

" Auf den ersten Blick mag es befremden; daß die sogenannten marxistischen Oekonomen sich so wenig mit den Kategorien der kommunistischen Wirtschaftsweise beschäftigt haben, trotzdem doch Marx seine diesbezüglichen Auffassungen ziemlich vollständig, sei auch in sehr gedrängter Form, in den "Randglossen" niedergelegt hat. " (S. 134)
" Die "Assoziation freier und gleicher Produzenten" verwandelte sich unter ihren Händen in "Verstaatlichung"; schien doch der Konzentrationsprozeß von Kapital und Wirtschaft dem mit absoluter Sicherheit in die Hände zu arbeiten. Aber die Revolutionsjahre von 1917­23 haben die Formen aufgezeigt, worin das Proletariat sich der Produktionsmittel bemächtigt und die russische Revolution bewies, daß entweder sie, die Räte, das Feld behaupten, oder aber die zentrale Wirtschaftsorganisation des Staates. Darum erweisen sich auch die von Marx aufgestellten Richtlinien für die kommunistische Wirtschaft wieder als richtig. " (S. 135)
" Diese Randglossen hatten wir erst nach Abschluß unserer Studie zur Hand. Sie deckten sich so vollkommen mit der hier gegebenen Darstellung, daß unsere Arbeit gewissermaßen nur als die zeitgemäße Ausarbeitung der Marx`schen Auffassung erscheint. Wir wollen diese Uebereinstimmung zeigen, da, wo Marx gegen die Auffassung des Einigungsprogramms polemisiert, daß jeder Arbeiter den "unverkürzten Arbeitsertrag" erhalten werde: " (S. 135)
" Nehmen wir zunächst das Wort "Arbeitsertrag" im Sinne des Produkts der Arbeit, so ist der genossenschaftliche Arbeitsertrag das gesellschaftliche Gesamtprodukt.
Davon ist nun abzuziehen:
Erstens: Deckung zum Ersatz der verbrauchten Produktionsmittel.
Zweitens: Zusätzlicher Teil für Ausdehnung der Produktion.
Drittens: Reserve- oder Assekuranzfonds gegen Mißfälle, Störungen durch Naturereignis usw.
Diese Abzüge vom unverkürzten Arbeitsertrag sind eine ökonomische Notwendigkeit, und ihre Größe ist zu bestimmen noch vorhandenen Mitteln und Kräften, zum Teil durch Wahrscheinlichkeitsrechnung; aber sie sind in keiner Weise aus der Gerechtigkeit kalkulierbar. Bleibt der andere Teil des Gesamtprodukts, bestimmt als Konsumtionsmittel zu dienen. "
(Marx 'Kritische Randglossen zum Koalitionsprogramm')

20.2. Von der Geld- zur Arbeitszeitrechnung.(» K)

" Bei mündlichen Auseinandersetzungen über die Grundprinzipien der kommunistischen Produktion und Distribution wurden bei der Kritik in der Hauptsache zwei Argumente ins Feld geführt. Das erste bezieht sich auf Arbeitszeitrechnung. Das zweite Argument war, daß die in dieser Studie skizzierte Grundlage der Gesellschaft utopisch sei. Wir wollen zeigen, daß beide Argumente schon durch die Geschichte widerlegt sind. " (S. 137)
" Die Abschaffung des Geldes und seine Ersetzung durch die gesellschaftlich durchschnittliche Arbeitszeit (Arbeitsgeld) ist eine revolutionäre Handlung und kann sich bei genügender Macht der Arbeiterklasse schon nach ein paar Monaten proletarischer Gewalt vollziehen. Es ist eine Frage der Macht, welche nur durch das ganze Proletariat getragen werden kann. " (S. 137)
" Eine Parteidiktatur ist dazu absolut nicht imstande. Eine Parteidiktatur ist nur das Produkt staatskommunistischer Bestrebungen. " (S. 137)
- zuerst gibt es wahrscheinlich massives Gelddrucken mit folgender Inflation
" Schließlich kommt aber eine gewisse Stabilisierung in die gesellschaftlichen Verhältnisse, und damit kann dann auch zur Stabilisierung der Währung geschritten werden. Die alte Recheneinheit ist dann vernichtet, eine neue tritt dann an ihre Stelle. So in Rußland, wo der Tschernowetz als neue Recheneinheit eingeführt wurde, so Oesterreich, das seinen Schilling erhielt, so Belgien mit seiner Belga, so Deutschland mit seiner Goldmark. Frankreich und Italien taten dasselbe, nur blieb der alte Name erhalten. " (S. 137)
" Vor allem hat das deutsche Volk Anschauungsunterricht gehabt in bezug auf die Einführung einer neuen Recheneinheit. Hier wurde einfach festgesetzt, daß von einem gewissen Datum ab eine Billion Mark alter Währung gleichgestellt sei mit einer Goldmark. Das Wirtschaftsleben paßte sich glänzend dem neuen Zustand an, fast ohne Störungen ging man zu der neuen Recheneinheit über. " (S. 138)
" Die plötzliche Abschaffung des Geldes bedingt, daß auch plötzlich an allen Produkten die Reproduktionszeit ausgedrückt sein muß. Selbstverständlich ist das nicht so ohne weiteres möglich, und es bleibt dann auch vorläufig eine rohe Abschätzung, welche in einem Fall zu hoch, im andern zu niedrig sein wird. Ist aber die Arbeitszeitrechnung allgemein durchgeführt, dann treten die wirklichen Reproduktionszeiten bald zutage. " (S. 138)
" Ebenso, wie dann die Produzenten selbst die Produktion leiten und verwalten, so müssen sie auch die Umrechnung aus der Geldrechnung in die Arbeitszeitrechnung vollziehen. Das einzige, das. sie dazu benötigen, ist die aus den Kriegsjahren so bekannte "Indexziffer" oder die "Schlüsselzahlen". " (S. 138)
" Damit soll nicht gesagt sein, daß die Schlüsselzahl so gefunden werden muß, sondern daß es möglich ist, hier führen eben viele Wege zum Ziel. Wie schon bemerkt, die Geschichte hat die Möglichkeit einer so plötzlichen Abänderung der Recheneinheit bewiesen. "Die größte und schwierigste finanzielle Operation je irgendwo versucht" ("The New Statesman" über die Einführung der Goldmark) verläuft in einem hochindustriellen Lande ohne ernste Störungen. " (S. 138)

20.3. Vermeintliche Utopie.(» K)

" Das zweite Argument unserer Kritiker war das der "Utopie". Auch dieses ist unrichtig, denn es werden in der ganzen Untersuchung keine Konstruktionen für die Zukunft gemacht. Wir untersuchen nur die Grundkategorien des kommunistischen Wirtschaftslebens. Das Einzige, was wir zeigen wollen, ist daß die proletarische Revolution die Kraft finden muß, die gesellschaftlich durchschnittliche Reproduktionszeit durchzuführen; kann sie das nicht, dann ist der Gang zum Staatskommunismus unvermeidlich. Dieser Staatskommunismus wird sich dann wahrscheinlich nicht direkt offen ankündigen, weil er viel zu kompromittiert ist,... " (S. 140)
" Umgekehrt ist fast alles, was uns bis jetzt über kommunistische Produktion und Distribution angeboten wurde und den Anspruch erhebt, auf Realitäten aufzubauen, die reinste Utopie. Man macht Projekte, wie die verschiedenen Industrien zu organisieren seien, wie durch bestimmte Kommissionen und Räte der Gegensatz Produzent-Konsument aufgehoben werden soll, durch welche Organe die Macht des Staates gebändigt werden soll usw. " (S. 140)
" Der organisatorische Aufbau des Produktions- und Distributionsapparates ist funktionell verbunden mit den ökonomischen Gesetzmäßigkeiten, wonach er sich bewegt. Alle Betrachtungen über diesen Aufbau sind darum utopisches Zeug, solange nicht die ökonomischen Kategorien dargestellt sind, welche zu diesem Aufbau gehören. Es ist Utopie und lenkt die Aufmerksamkeit von den wirklichen Grundproblemen ab. " (S. 140)
" Der organisatorische Aufbau des Produktions- und Distributionsapparates ist funktionell verbunden mit den ökonomischen Gesetzmäßigkeiten, wonach er sich bewegt. Alle Betrachtungen über diesen Aufbau sind darum utopisches Zeug, solange nicht die ökonomischen Kategorien dargestellt sind, welche zu diesem Aufbau gehören. Es ist Utopie und lenkt die Aufmerksamkeit von den wirklichen Grundproblemen ab. " (S. 140)
" Nennt man das Vertrauen in die Kraft des Proletariats, den Kommunismus durchzusetzen, Utopie, dann ist das eine subjektive Utopie, die das Proletariat durch intensive Propaganda beseitigen muß. " (S. 140)
" Das einzige Gebiet, wo der Schein der Utopie gegen uns wäre, ist das der gesellschaftlichen Buchhaltung und der Kontrolle des Wirtschaftslebens. Aber auch nur der Schein. " (S. 140)

{ Die Realität der IT bei der weltweiten Organisation und die vorhandenen Kapazitäten lassen die Gegenargumente hierzu heute als lächerlich erscheinen. (d.V.)}

" Das Wesentliche ist aber, daß wir auf die große Bedeutung der allgemeinen gesellschaftlichen Buchhaltung als Waffe der ökonomischen Diktatur der Arbeiterklasse hinweisen, während zugleich damit die gesellschaftliche Kontrolle des Wirtschaftslebens ihre Lösung findet. Der organisatorische Aufbau dieser Buchhaltung, ihre besondere Bindung mit der Gesellschaft, blieben selbstverständlich außer Betrachtung. " (S. 141)
" Grundlage dieser Untersuchungen ist das empirisch Gegebene. daß bei Uebernahme der Macht die Produktionsmittel in den Händen der Betriebsorganisationen sind. Die Stärke der kommunistischen Gesinnung, welche wieder mit der klaren Einsicht, was mit den Produktionsmitteln anzufangen ist, zusammenhängt, wird bestimmen, ob sie sie auch behaupten werden. Setzen sie sich nicht durch, dann geht es zum Staatskommunismus, welcher seine hoffnungslosen Versuche zur planmäßigen Produktion nur auf dem Rücken der Arbeiter ausprobieren kann. Eine zweite Revolution, welche die Produktionsmittel tatsächlich in die Hände der Produzenten bringt, ist dann notwendig. Behaupten sich aber die Betriebsorganisationen, dann können sie die Wirtschaft nicht anders ordnen, als auf der Grundlage der gesellschaftlich durchschnittlichen Arbeitszeit, unter Abschaffung des Geldes. Möglich ist ja auch, daß so kräftige syndikalistische Tendenzen vorhanden sind, daß die Arbeiter versuchen wollen, die Betriebe in eigene Verwaltung zu nehmen, unter Beibehaltung des Geldes. Das Resultat ist dann nichts anderes, als eine Art Gildensozialismus, der wieder zum Staatskommunismus Kapitalismus) führt. Der Schwerpunkt einer proletarischen Revolution liegt darin, ein exaktes Verhältnis des Produzenten zum Produkt herzustellen, und das ist nur bei allseitiger Durchführung der Arbeitszeitrechnung möglich. Es ist die höchste Forderung, welche das Proletariat stellen kann ..., aber zugleich auch die niedrigste und zweifellos eine Machtfrage. Eine Machtfrage, welche das Proletariat allein durchzukämpfen hat, weil es in keinem Fall auf die Hilfe sozialistischer oder kommunistischer Intellektueller rechnen kann. " (S. 141 f)
" Das Behaupten der Betriebsorganisationen bezieht sich also auf selbständige Verwaltung und Leitung, weil das die einzige Grundlage ist, worauf sich die Arbeitszeitrechnung durchführen läßt. " (S. 142)
- öffentliche Aufgaben werden als AGA-Betrieb transformiert
" Der Staat verliert damit seinen heuchlerischen Charakter von jetzt, er steht als reiner Machtapparat der Diktatur des Proletariats da. Er wird den Widerstand der Bourgeoisie brechen ... aber hat in der Verwaltung der Wirtschaft nichts zu suchen. Wodurch zugleich die Vorbedingung dafür, daß der Staat "absterben" kann, gegeben ist. " (S. 142)
" Auch für die Verteilung sind die Organe der Zukunft im Kapitalismus schon angedeutet. Inwieweit die Konsumgenossenschaften brauchbar sein werden, ist eine andere Frage, weil doch die Verteilung nach anderen Gesichtspunkten organisiert wird. Soviel aber ist sicher, daß sehr viel Erfahrung in den heutigen Genossenschaften gesammelt ist. " (S. 143)
- Staatskommunismus hier bleibt Ware Arbeitskraft, Markt, Geld und Herrschaft
" In diesem System muß auch die Demokratie ihre Rolle spielen. Allein gewählte Körperschaften und Räte verbürgen, daß die Interessen der Massen respektiert werden. Diese Demokratie wird aber Stück für Stuck durchbrochen, weil in Wirklichkeit so eine zentrale Leitung nicht möglich ist. Letztere löst sich in die Herrschaft vieler einzelner Diktatoren auf, der Gang des ökonomischen Lebens wird durch die persönliche Herrschaft der Demokratie bestimmt. Auch hier wird die Demokratie zum Deckmantel der tatsächlichen Beherrschung der Millionen, ebenso wie im Kapitalismus. Im günstigsten Fall erhalten die Arbeiter das so hoch gerühmte "Mitbestimmungsrecht", welches wieder eine Verschleierung der realen Machtverhältnisse darstellt. " (S. 143)
" Die Zurückweisung zentraler Produktionsverwaltung- und -führung besagt aber noch nicht, daß wir damit auf ausschließlich föderalistischem Boden stehen. Wo Leitung und Verwaltung der Wirtschaft bei den Massen selbst beruht, bei den Betriebsorganisationen und Genossenschaften, sind ohne Zweifel kräftige syndikalistische Tendenzen vorhanden; aber betrachtet von der Seite der allgemein gesellschaftlichen Buchhaltung, ist das ökonomische Leben ein undurchbrochenes Ganzes, und haben wir einen Mittelpunkt, von dem aus die Wirtschaft zwar nicht verwaltet und geleitet, aber sicher wohl übersehen werden kann. Die Tatsache, daß alle Umformungen der menschlichen Energien im Wirtschaftsprozess in einem Organismus zur Registrierung kommt, ist die höchste Zusammenfassung des ökonomischen Lebens. Ob man es föderalistisch oder zentralistisch nennen will, hängt davon ab, von welcher Seite man dieselbe Erscheinung sieht Es ist sowohl das eine als auch das andere, wodurch diese Begriffe für das Produktionssystem als Ganzes ihren Sinn verloren haben. Der Gegensatz Föderalismus - Zentralismus ist In seiner höheren Einheit aufgehoben, der Produktionsorganismus ist zur organischen Einheit geworden. " (S. 143 f)

21. DIE AUSGANGSPUNKTE DER GRUNDPRINZIPIEN KOMMUNISTISCHER PRODUKTION UND VERTEILUNG(» K)(» O)

21.1. a. Die Arbeiterräte als organisatorische Grundlage(» K)

" In unserer Schrift "Die Grundprinzipien kommunistischer Produktion und Verteilung" wird die Durchführung des Kommunismus von einer ganz anderen Seite gesehen, als dies bis jetzt in der Arbeiterbewegung gebräuchlich war. Zu einem Teil ist der Verlauf der russischen Revolution die Ursache, welche die Notwendigkeit einer näheren Untersuchung der Probleme des kommunistischen Wirtschaftslebens auf die Tagesordnung stellte. Man braucht nur die russische "Fabriksverordnung" zu lesen, um zu erkennen, daß die Arbeiter auf den Gang des Wirtschaftslebens keinen Einfluß haben, was darauf hinausläuft, daß einzelne Leiter der Produktion die Verfügung über den Produktionsapparat haben und die Arbeiter unter dem russischen Staatskommunismus Lohnarbeiter geblieben sind. Des weiteren muß man schon blind sein, um nicht zu sehen, daß der Profit die Grundlage der russischen Produktion ist, so wie überall in der kapitalistischen Welt;- daß die Produktion nicht eingestellt ist auf den Bedarf der Produzenten. " (S. 150)
" Ein weiterer Grund, der zu näherer Untersuchung zwang, liegt in der neuen Stellung der Agrarprobleme. " (S. 150)
" Der dritte, und wohl der wichtigste Grund, wodurch eine Untersuchung der Probleme der kommunistischen Produktion notwendig wurde, lag in der Erscheinung, daß die Arbeiterklasse in der Revolution andere Organisationsformen gebrauchte, als in dem Zeitabschnitt ruhiger "Verbesserung der Arbeitsbedingungen". Die organisatorische Struktur der revolutionären Arbeiterbewegung findet ihre Erscheinungsform in den Betriebsorganisationen und Arbeiterräten. " (S. 150 f)
" In revolutionären Perioden finden wichtige ideologische Umformungen statt, die sich mit ungekannter Schnelligkeit vollziehen. Die Zielstellung der Arbeiter wird eine vollkommen andere, sie wird völlig radikalisiert. Eine der wichtigsten Lehren, die die revolutionäre Periode von 1917-23 uns gebracht hat, ist wohl diese, daß die umgeformten Ideologien einen anderen organisatorischen Ausdruck haben, als die alte Arbeiterbewegung. In der heftigsten Weise, selbst in blutigem Kampf, wird gegen die alte Arbeiterbewegung aufgetreten, weil diese sich der neugeformten Gedankenwelt der radikalisierten Arbeiter widersetzt. Die Betriebsorganisationen und Arbeiterräte sind die organisatorischen Waffen, womit die Arbeiter die Revolution durchführen. " (S. 151)
- es finden sich wenige Untersuchungen des Rätesystems selbst
" Daß kurz nach dem Ausbruch der Februarrevolution von 1917 der Sowjetgedanke begann ein solch festes Fundament zu bekommen, ist ausschließlich eine Folge der Praxis der Revolution... Wenn jemals das Wort von Mehring, daß die "Intuition der handelnden Massen genialer sein kann, denn das größte Genie", bewahrheitet ist, dann in diesem Falle. " (S. 152)
- die Untersuchung geht von den historischen Formen in diesen Revolutionen aus

21.2. b. Die marxistische Erklärung der Beherrschung der Arbeiterklasse.(» K)

" Neben der Betriebsorganisation haben wir als zweiten Ausgangspunkt für die Grundprinzipien des kommunistischen Wirtschaftslebens die marxistische Erklärung von der Beherrschung und Ausbeutung der Arbeiterklasse. Es handelt sich dabei nicht in erster Linie um Ausdeutung von "Marx-Zitaten", sondern viel mehr um den allgemeinen Gedankengang, das Wesentliche seiner Analyse. " (S. 153)
" DAS VERFÜGUNGSRECHT ÜBER DIR PRODUKTIONSMITTEL, VON DER HERRSCHENDEN KLASSE AUSGEÜBT, BRINGT DIE ARBEITERKLASSE IN EIN ABHÄNGIGKEITSVERHÄLTNIS VOM KAPITAL. " (S. 154)

21.3. Das ist das Wesentliche.(» K)

" Die Tatsache, daß die Arbeiterklasse von den Produktionsmitteln getrennt ist, schließt ein, daß sie nicht über das verfertigte Produkt verfügt. Die Arbeiter haben mit den durch sie hergestellten Gütern nichts zu tun, sie gehören nicht ihnen, sondern ihrem "Brotherrn". Was damit weiter geschieht ist nicht ihre Sache; sie haben nur ihre Arbeitskraft zu verkaufen und empfangen dafür ihren "Lohn": sie sind LOHNARBEITER. " (S. 154)
" Die Lohnarbeit ist der Ausdruck der Tatsache, daß die Arbeit von den Arbeitsprodukten geschieden ist, der Tatsache, daß die Arbeiter weder über das Produkt, noch über den Produktionsapparat etwas zu sagen haben. Die Lohnarbeit ist das untrügliche Kennzeichen des "Nichtmündig-sein" der Arbeiterklasse, von ihrer Beherrschung durch diejenigen, die über den gesellschaftlichen Produktionsapparat und das gesellschaftliche Produkt verfügen " (S. 154 f)

21.4. Das ist das Wesentliche der kommunistischen Produktion.(» K)

" Dies kann natürlich nicht mehr in der Weise geschehen, wie früher der Handwerker die Verfügung über sein Werkzeug und sein Arbeitsprodukt hatte. Die heutige Gesellschaft kennt keine "individuelle" auf sich allein gestellte Arbeit mehr; sie ist übergegangen zur gesellschaftlichen Produktion, zum vergesellschafteten Arbeitsprozeß, wo jeder nur ein Rädchen im großen Ganzen ist. Darum müssen die Arbeiter die Produktionsmittel jetzt gemeinschaftlich besitzen. Gemeinschaftlicher Besitz aber, der nicht zugleich das Verfügungsrecht darüber in sich schließt, verfehlt seinen Zweck. Der Gemeinschaftsbesitz ist kein Zweck an sich, sondern nur das Mittel, um das Verfügungsrecht über die Produktionsmittel für die Arbeiter möglich zu machen -- um die Trennung von Arbeit und Arbeitsprodukt aufzuheben, um die Lohnarbeit abschaffen zu können. " (S. 155)

21.5. Die Verwechslung von Ziel und Mittel.(» K)

" Hier liegt die schwache Stelle der heutigen Arbeiterbewegung. Man setzt sich zum Ziel, die Produktionsmittel in Gemeinschaftsbesitz zu bringen, und ahnt nicht, daß dies überhaupt kein Ziel sein kann; man vermutet nicht, daß mit dem Übergang zum "Gemeinschaftsbesitz" das Problem einer neuen Produktionsweise erst gestellt ist. " (S. 155)
" Die wirkliche proletarische Zielstellung kann nur sein, daß die Arbeiter das Verfügungsrecht über die Produktionsmittel (und damit über das Produkt) erobern, und dadurch in der Tat die Lohnarbeit abschaffen. Erst dadurch wird die Arbeiterklasse "frei". Die gemeinschaftlich ausgeübte Verfügung über die Produktion durch die freien Produzenten, das ist die Grundlage der kommunistischen Gesellschaft. " (S. 156)
" Die freien Produzenten können aber nicht willkürlich über die Produktionsmittel verfügen, so wie es die freien Produzenten im Kapitalismus (die Fabriksbesitzer oder "Führer") tun. Ist die Verfügung willkürlich, dann kann von einer gemeinschaftlichen Verfügung keine Rede sein. Die erste Bedingung, um eine gemeinschaftliche Verfügung über den Produktionsapparat möglich zu machen, ist daher, daß die Produktion sich nach allgemein geltenden Regeln vollzieht; Regeln auf denen alle gesellschaftliche Arbeit ruhen muß. Dann erst ist ein gemeinschaftliches Beschließen und Handeln möglich. " (S. 156)
" Die "Gleichheit" ist hier kein ethischer Begriff, sondern ein ökonomischer: sie will nichts anderes zum Ausdruck bringen, als daß die Produktion in allen Betriebsorganisationen nach denselben Regeln verläuft, um eine gemeinschaftliche Verfügung über den Produktionsapparat möglich zu machen. Diese Regeln für die ganze Produktion bindend zu machen, das ist die wesentliche Aufgabe einer proletarischen Revolution. " (S. 156 f)

22. II. DIE SOZIALDEMOKRATISCHE 'REVIDIERUNG DES MARXISMUS'.(» K)(» O)

22.1. a. Die gesellschaftliche Arbeit und die organisatorischen Formen, in denen das Kapital diese Arbeit beherrscht, werden miteinander verwechselt.(» K)

" " (S. 14)
" " (S. 14)
" " (S. 14)
" " (S. 14)
" " (S. 14)
" " (S. 14)

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last update : Wed Jun 16 17:23:11 CEST 2004 Peter Heilbronn
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