- Richard Müller ist viel mehr als ein Schriftsteller
der deutschen Revolution 1918. Er ist der wohl wichtigste
proletarisch-revolutionäre Zeitzeuge der verpassten proletarischen Revolution
in Deutschland und somit post festum gesehen der hierdurch bedingten
vorläufigen Niederlage der proletarischen Weltrevolution. Der Grund für diese
höchste Wertschätzung seiner Person für uns Nachgekommene ist mannigfaltig:
- Er
entwickelte sich ab 1914 als unabkömmlich gestellter Metallfacharbeiter zu
einer wenn nicht der zentralen Führungspersönlichkeiten der
revolutionären
Obleute Großberlins und somit des gesamten Reichs.
- Er
stand nicht nur in der Praxis der Massenkämpfe regelmäßig in vorderster
Front, sondern war neben und vor Ernst Däumig derjenige, der Flugschriften
und Propagandamaterial am Trefflichsten für die proletarischen Massen und
Frontsoldaten zu formulieren verstand. Kein Wunder, dass ihn der
Staatsschutz 1918 vor dem 3. Generalstreik in Festungshaft nahm.
- Seine
Redebeiträge vor den Massen, den revolutionären Obleuten, dem Kongress der
Arbeiter- und Soldatenräte und der USPD zum Rätesystem beweisen seine
propagandistische
Überzeugungskraft.
- In
seinen Schriften blitzt trotz ihrer syndikalistischen Schwächen an manchen
Stellen ein historisches Verständnis
der proletarischen Revolution und der Notwendigkeit der Diktatur des
Proletariats auf, dessen theoretische Tiefenschärfe den meisten
proletarischen Revolutionären in Deutschland einschließlich der
Spartakusleute haushoch überlegen war.
- VOR
ALLEM UND IM UNTERSCHIED ZU ANDEREN FIGUREN: Als linkes USPD-Mitglied ist er der unverdächtigste
und glaubwürdigste Kronzeuge für die (ungenutzte) revolutionäre Situation
in Deutschland zwischen Februar und August 1918 als dem spontanen Werk
der Arbeiterklasse selbst und dem sich im Kampf in ihr entfaltenden
Klassenbewusstsein von der Notwendigkeit und Richtigkeit des
proletarischen Umsturzes nach sowjet-russischem Muster. Sein Wort straft
die bürgerlichen Legenden angeblicher spartakistischer Umtriebe und die
späteren
Einschätzungen der Komintern/ KPD vom ausschließlich bürgerlichen
Charakter der Revolution in Deutschland 1918/19 als Lügen und
Opportunismus.
- Dass
sich sein Leben im Unbekannten verliert, kein Chronist sein Wirken im
revolutionären
Anlauf des Proletariats in Deutschland 1918 aufzeichnete, spricht Bände
über die Borniertheit und Beschränktheit der III. Internationalen. Doch
tote Hunde leben länger und es gilt dieses trotz aller Schwächen
proletarisch-revolutionäre historische Kleinod zu erschliessen und für die
Hebung des heute auf den Hund gekommenen Geschichtsbewusstseins der
Arbeiterklasse auf deutsch-europäischem Territorium fruchtbar zu
machen.
WEITERE (fürs Netz aufzubereitende) SCHRIFTEN von
Richard Müller:
-
Vom Kaiserreich zur Republik, 1925, Band
II Die Novemberrevolution, behandelt den Zeitraum vom
8.November bis Ende 1918 mit dem Scheitern der proletarischen Revolution.
-
Der Bürgerkrieg in Deutschland, 1925 behandelt den
Zeitraum
von Anfang 1919 bis zur Niederwerfung der Münchener Räterepublik (8.Mai 1919).
Wichtig hieran sind gerade heutzutage! die zahlreichen Dokumente über die
schamlose, blutige konterrevolutionäre Rolle der SPD-Führung.
-
Das Rätesystem in Deutschland, 1919 kurze Propagandaschrift
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ausgegraben haben wir des Weiteren eine Zürcher
Dissertation zum Dr.oec.publ. von Januar 1940, geschrieben und 1941 im
Selbstverlag veröffentlicht von: Richard Müller: Die freie
Gewerkschaftsbewegung in Frankreich mit besonderer Berücksichtigung der
Zeit von 1918-1938
Wir nehmen auf Grund der behandelten Fragestellung an, dass es sich
um dieselbe Person handelt. Eine persönliche Widmung wäre in diesem Falle
Anhaltspunkt dafür, dass Richard Müller zu mindestens bis Januar 1971
lebte.
Aber auch für den Fall, dass es sich bei diesem Richard Müller um eine
andere Person gehandelt haben sollte, halten wir die Arbeit für
veröffentlichungswürdig, da sie der Entmysthifizierung des
syndikalistischen Flügels der
französischen Arbeiterbewegung äußerst dienlich ist.