http://www.mxks.de/files/weilar/Vortrag.WasIstDialektik.weilar012003.html MXKS: Was ist Dialektik
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Team Peter Heilbronn
Thema Was ist Dialektik ( original )
Status Vortrags-Skript
Letzte Bearbeitung 07/2003
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1. Vorwort
2. Jüngere Geschichte der Dialektik in Europa
2.1. Beginn
2.2. Kant
2.3. Dont mess with Hegel
2.4. Marx/Engels
2.5. Engster's Kritik zu Adorno 'Negative Dialektik'
3. Die Dialektik
3.1. Der Dreischritt: These - Antithese - Synthese
3.2. Forschungs- und Darstellungsprozess bei Marx
3.3. Kategorien im Lauf des Forschungsprozess
3.3.1. Schein
3.3.2. Bestimmung

1. Vorwort

In diesem Beitrag ist keine wirklich philosophische Beschäftigung zu leisten.
- Stichwortgabe, Titel zur vertiefenden Beschäftigung geben - sprengt den Rahmen bei weitem
- nur das abstrakteste Gerüst, was in seiner Unvollständigkeit fast falsch ist
- dies kann man nur dialektisch verstehen
- Verweis auf Clabauter (Danke für die Vorlage), Vorträge und Webseiten (Hegel-Werkstatt.de, www.thur.de/philo/hegel; Anette)

2. Jüngere Geschichte der Dialektik in Europa

2.1. Beginn

Eine der Ausgangsfragen der Philosophie mache ich zum Faden meiner Betrachtungen. Es ist die Grundfrage der Erkenntnistheorie. In wieweit ist die Welt erkennbar? Ist objektive Erkenntnis für den Menschen möglich und wenn ja, in welchem Umfang? In Folge werden für die Entwicklung der Dialektik wichtige Philosophen in ihrer Kritik am jeweils vorhergehenden betrachtet.

2.2. Kant

Kant könnte man als Ausgangspunkt für die nähere Geschichte der Dialektik wählen. Sein historischer Ausgangspunkt war die Existenz der sich gegenüberstehenden Lehren des Rationalismus und des Empirismus. Kant versuchte eine bestimmte Synthese dieser beiden Richtungen zu erreichen. Auf Grund seiner gnadenlos, konsequenten Anwendung der Logik, des Rationalen auf die Gegenstände der Philosophie machte er sich zum Totengräber jeder Metaphysik, da er Beweis- und Begründbarkeit gleich der Naturwissenschaften einführte. Dem hielt keine Religion und letztendlich auch kein auf Prinzipien begründetes System stand.
Bei Kant findet sich der historische Dualismus von Körper und Geist in einer neuen Form wieder. Die Welt, die Dinge-an-Sich sind nicht erkennbar. "Der Mensch sieht nur, was er sieht." Alles, was der Mensch hat, ist, was ihm seine Sinne darbieten (kritisches Moment). Das trennt als für ihn dual die Welten des Empirischen, was sinnlich gegeben ist, von der Welt der Ideen, sagen wir mal abstraktem vernünftigem Denken. Es herrscht eine Arbeitsteilung zwischen
Verstander ordnet die Sinneseindrücke nach den Anschauungsformen Raum und Zeit
danach ordnet er nach den Verstandeskategorien wie Qualität, Quantität, Ursache, Wirkung,...
Vernunftbringt die nichtsinnlich zu fassenden Ideen hervor: Gott, Freiheit, Unsterblichkeit
Der kategorische Imperativ, als nicht vorzufindender vernünftiger Inhalt, das Richten nach dem sittlichen Gesetz, wie auch das Postulat Gottes, sind Ausdruck dieser Trennung. In der realen Welt fand man das imperative am Imperativ leider so nicht vor.
Es fällt schon das statische am Kantschen System auf, genauso wie der Dualismus, welcher z.B. in den berühmten Antinomien seinen Ausdruck findet. Der Verstand und die Vernunft haben ihre absoluten Grenzen. Wiewohl jeder Dualismus, d.h absolute Trennung zweier, diese absolute Absolutheit zur Voraussetzung hat. Diese Beschränkungen werden in den berühmten Kritischen Schriften entwickelt: Kritik der praktischen, der reinen Vernunft und der Urteilskraft. Kritik ist hier gleichbedeutend mit dem Aufzeigen eines absoluten Bezugssystems und der absoluten Grenzen der jeweiligen Momente, Verstand, Vernunft.

2.3. Dont mess with Hegel

Dem gegenüber findet man bei Hegel, insbesondere in der 'Wissenschaft der Logik' (WdL) eine grundlegende Kritik an Kant oder überhaupt Systemen, welche eine absolute, d.h unbedingte, Absolutheit zur Voraussetzung haben. Auch das starre kategoriale System wird einer Dynamisierung unterzogen. Der formalen, qua mathematischen, Logik, hält Hegel seine spekulative Logik seiner Dialektik entgegen. Gerade die nichthinterfragten Voraussetzungen der bisherigen Philosophien, ihre Prinzipien, Postulate und Axiome macht er zum Problem des Anfangs in seiner WdL.
Andererseits kritisiert er ebenso wie Kant die Axiomatik, insbesondere der Religion und der Metaphysik, aber ebenso auch Kants Apriorie und dessen eigene gesetzte Axiomatik, Antinomien.
" Die exoterische Lehre der Kantschen Philosophie - daß der Verstand die Erfahrung nicht überfliegen dürfe, sonst werde das Erkenntnisvermögen theoretische Vernunft, welche für sich nichts als Hirngespinste gebäre - hat es von der wissenschaftlichen Seite gerechtfertigt, dem spekulativen Denken zu entsagen. " (WdL, Surkamp, S. 13)
" Es ist dies ein Unterschied, der nur der dialektischen Entwicklung angehört, den das metaphysische Philosophieren, worunter auch das kritische gehört, nicht kennt; die Definitionen der Metaphysik wie ihre Voraussetzungen, Unterscheidungen und Folgerungen wollen nur Seiendes und zwar Ansichseiendes behaupten und hervorbringen. Das Sein-für-Anderes ist in der Einheit des Etwas mit sich, identisch mit seinem An-Sich; das Sein-für-Anderes ist so am Etwas. Die so in sich reflektierte Bestimmtheit ist damit wieder einfache seiende, somit wieder eine Qualität, - die Bestimmung. " (WdL, Surkamp, S. 131)
 
[Definition und Dialektik]
Er kritisiert vor allem die Vereinseitigung und die Absolutheit, die die Form ohne Inhalt hervorhebt. Diese tragen die Unwahrheit, während die Wahrheit gerade im Aufzeigen der gegenseitigen Vermittlungen und Unterschieden liegt. Alles trägt seine eigene Negation in sich, d.h sein Nicht-Identisches in sich, dem Identischen. Alles befindet sich so im Selbstwiderspruch. Da findet kein Dualismus seinen Platz.
" Die Auflösung dieses Widerspruches ist nicht die Anerkennung der gleichen Richtigkeit und der gleichen Unrichtigkeit beider Behauptungen - dies ist nur eine andere Gestalt des bleibenden Widerspruches -, sondern die Idealität beider, als in welcher sie in ihrem Unterschiede, als gegenseitige Negationen, nur Momente sind; jene eintönige Abwechslung ist faktisch sowohl die Negation der Einheit als der Trennung derselben. In ihr ist ebenso faktisch das oben Aufgezeigte vorhanden, daß das Endliche über sich hinaus in das Unendliche fällt, aber ebenso über dasselbe hinaus sich selbst wieder erzeugt findet, hiermit darin nur mit sich zusammengeht wie das Unendliche gleichfalls; so daß dieselbe Negation der Negation sich zur Affirmation resultiert, welches Resultat sich damit als ihre Wahrheit und Ursprünglichkeit erweist. In diesem Sein hiermit als der Idealität der Unterschiedenen ist der Widerspruch nicht abstrakt verschwunden, sondern aufgelöst und versöhnt, und die Gedanken sind nicht nur vollständig, sondern sie sind auch zusammengebracht. Die Natur des spekulativen Denkens zeigt sich hieran als einem ausgeführten Beispiele in ihrer bestimmten Weise; sie besteht allein in dem Auffassen der entgegengesetzten Momente in ihrer Einheit. Indem jedes, und zwar faktisch, sich an ihm zeigt, sein Gegenteil an ihm selbst zu haben und in diesem mit sich zusammenzugehen, so ist die affirmative Wahrheit diese sich in sich bewegende Einheit, das Zusammenfassen beider Gedanken, ihre Unendlichkeit, - die Beziehung auf sich selbst, nicht die unmittelbare, sondern die unendliche. " (WdL, Surkamp, S. 168)
 
[Spekulative Methode]
" Das angeführte Räsonement, das die falsche Voraussetzung der absoluten Getrenntheit des Seins und Nichtseins macht und bei derselben stehenbleibt, ist nicht Dialektik, sondern Sophisterei zu nennen. Denn Sophisterei ist ein Räsonnement aus einer grundlosen Voraussetzung, die man ohne Kritik und unbesonnen gelten lässt; Dialektik aber nennen wir die höhere vernünftige Bewegung, in welche solche schlechthin getrennt Scheinende durch sich selbst, durch das, was sie sind, ineinander übergehen, die Voraussetzung [ihrer Getrenntheit] sich aufhebt. Es ist die dialektische immanente Natur des Seins und Nichts selbst, daß sie ihre Einheit, das Werden, als ihre Wahrheit zeigen. " (WdL, Surkamp, S. 111)
 
[Dialektik]
Das Hegelsche Denken ist ein Prozeß, der sich dem Wirklichkeitsprozeß wie kein philosophisches Denken vorher dynamisch anschmiegt.
In Hegel finden sich grundsätzlich materialistische oder so zu lesende Momente, diese sind Grundlage zur Transformation in einen dynamischen, dialektischen Materialismus später bei Marx/Engels.
- für die westliche Welt formuliert
- Dialektik des Denkens -> Wissenschaft der Logik (nichts schwierigeres je gelesen, was so gut war)
- Gesetze des Denkens, wie wird vom Sein und Nichts bis zum Begriff entwickelt, zum Wesen
- Kategorien, Begriffe stehen immer in einer Beziehung zu allen anderen, wie im Sein alles mit allem in Verbindung steht
- sie sind so streng relativ, es gibt keine starren Definitionen oder Axiome, Prinzipien, Dogmen (Problem des Anfangs WdL)
- die Begriffe sind selbst in Bewegung sind Resultat menschlichen Tuns (materialistisches Moment der Praxis, der Arbeit, zumindest des begreifenden Denkens)
- die Hegelsche Dialektik ist selbst tätiger Prozeß der nie endet
- Widersprüche sind das treibende Moment, das Identische des Nicht-Identischen
- es wird ständig über das Erreichte mit der Negation und dem Aufheben hinausgegangen
- Aufheben wird zum Fortgang der (begrifflichen) Entwicklung und bei Engels dann als Bewegung gefasst
" ...die Idee ist selbst die Dialektik, welche ewig das mit sich Identische von dem Differenten, das Subjektive von dem Objektiven, das Endliche von dem Unendlichen, die Seele von dem Leibe, ab- und unterscheidet und nur insofern ewige Schöpfung, ewige Lebendigkeit und ewiger Geist ist. " (Enz.I, §212, S. 367)
Nun zurück zu unserer Frage: Ist objektive Erkenntnis möglich ?
" Wenn aber von Gedanken, Begriffen, Theorien gesagt wird, sie haben keine Realität, so heißt dies, daß ihnen keine Wirklichkeit zukomme; an sich oder im Begriffe könne die Idee einer Platonischen Republik z. B. wohl wahr sein. Der Idee wird hier ihr Wert nicht abgesprochen und sie neben der Realität auch belassen. Aber gegen sogenannte bloße Ideen, gegen bloße Begriffe gilt das Reelle als das allein Wahrhafte. - Der Sinn, in welchem das eine Mal dem äußerlichen Dasein die Entscheidung über die Wahrheit eines Inhalts zugeschrieben wird, ist ebenso einseitig, als wenn die Idee, das Wesen oder auch die innere Empfindung als gleichgültig gegen das äußerliche Dasein vorgestellt und gar für um so vortrefflicher gehalten wird, je mehr es von der Realität entfernt sei. " (WdL, Surkamp, S. 119)
- Begriffe sind bei Hegel objektive Begriffe der Dinge, sie entsprechen ihnen in bestimmter Weise (Identitätsphilosophie) (materialistisches Moment, wenn auch gebrochen über die Idee)
- die Begriffe liegen in den Dingen selbst (materialistische Moment)
- Denken und Sein sind nicht zu trennen, Seins- und Denklogik wird durch die Wesenslogik vermittelt (objektive und subjektive Logik)
- Aufhebung der klassischen Trennung formaler Logik (Denklogik) // Metaphysik (Logik des Seins, Gesamtzusammenhang, Totalität)
(hier entsteht später auch das Problem des Zusammenhanges von Logischem und "historischen", insbesondere dann bei M/E)
- Ziel der Logik
" ...das Sein als reiner Begriff an sich selbst und der reine Begriff als das wahrhafte Sein gewusst wird. " (WdL I, S. 57)
" Von der andern Seite ist es ebenso wichtig, daß die Philosophie darüber verständigt sei, daß ihr Inhalt kein anderer ist als der im Gebiete des lebendigen Geistes ursprünglich hervorgebrachte und sich hervorbringende, zur Welt, äußeren und inneren Welt des Bewußtseins gemachte Gehalt, - daß ihr Inhalt die Wirklichkeit ist. Das nächste Bewußtsein dieses Inhalts nennen wir Erfahrung. Eine sinnige Betrachtung der Welt unterscheidet schon, was von dem weiten Reiche des äußeren und inneren Daseins nur Erscheinung, vorübergehend und bedeutungslos ist, und was in sich wahrhaft den Namen der Wirklichkeit verdient. Indem die Philosophie von anderem Bewußtwerden dieses einen und desselben Gehalts nur nach der Form unterschieden ist, so ist ihre Übereinstimmung mit der Wirklichkeit und Erfahrung notwendig. Ja, diese Übereinstimmung kann für einen wenigstens äußeren Prüfstein der Wahrheit einer Philosophie angesehen werden, so wie es für den höchsten Endzweck der Wissenschaft anzusehen ist, durch die Erkenntnis dieser Übereinstimmung die Versöhnung der selbstbewussten Vernunft mit der seienden Vernunft, mit der Wirklichkeit hervorzubringen. " (Hegel)

2.4. Marx/Engels

- Marx Kritik an Hegel war eine dialektische
- Kritik an Hegelschen Rechtsphilosophie
- Kritik in den Pariser Manuskripten
" " (Marx 'Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie', S. 381)
 
[Aufgabe]
" Wir wohnen seinem Entstehungsprozeß bei. Dieser dialektische Entstehungsprozeß ist nur der ideale Ausdruck der wirklichen Bewegung, worin das Kapital wird. Die späteren Beziehungen sind als Entwicklung aus diesem Keim heraus zu betrachten. " (Marx)
Die folgende Kritik ist die aus seinem entsprechenden Pariser Manuskript.
1. Positiv vermerkt Marx, das Hegel der erste ist, der die menschliche Arbeit in das Zentrum seiner Betrachtung rückt. Negativ dazu ist bei Hegel im Endeffekt Arbeit nur das abstrakte Denken. Entwicklung ist die verschiedener Bewußtseinsstufen. Hegel geht nicht auf die materielle Seite der Arbeit ein.
 
[Materielle Seite]
2. Hegel nimmt den Standpunkt der damaligen Nationalökonomie ein. Er sieht nur die positive Seite der Arbeit, das Großartige, was in der Zeit geschaffen wurde, den gesellschaftlichen Reichtum. Was aber, so fragt Marx, bedeutet das für die Produzenten. An dieser Stelle führt er dann die Kategorie der entfremdeten Arbeit ein.
3. Das letztendliche Subjekt der Geschichte der absolute Geist, die einzelnen Idividuen. Für Marx sind es die wirklichen Menschen in ihrer alltäglichen Praxis. Es sind die tätigen Individuen im Zusammenhang, die ihre materiellen Bedingungen selbst produzieren, also auch ihre eigene Entfremdung.
 
[Subjekt der Geschichte]
Die Dialektik ist so nur eine der Begriffe und des Begreifens. Wobei wie gesagt diese Begriffe in Absetzung zu Kant objektive Gedankenformen sind. Aber für Hegel ist die Dialektik trotzdessen eine des Rechts, der Moralität und der Sittlichkeit. Das Gegenständliche ist gerade das zu entfernende. Für Marx hingegen sind die Menschen tätige, ihrer Natur nach gegenständliche Wesen, welche sich also auch ihre Arbeit in Gegenständen darstellen müssen, welches ihre gesellschaftliche Praxis ist.
 
[Vergesellschaftung und Gegenstand]
" " (Marx 'Pariser Manuskripte', S. 123)
Nach Hegel ist die Philosophie ein im Nachhinein Begreifen, wenn der Gegenstand schon voll entwickelt ist. Man kann etwas "objektiv" beschreiben, wenn es geschehen ist. Die Philosophie kann nur begreifen, nicht eingreifen. Vernünftig ist, was ist.
Marx hingegen sagt, dass die Menschen ihre eigenen Bedingungen selbst produzieren, diese also ein geschichtliches Produkt sind. Sie schaffen so ihre eigene materielle, gesellschaftlichen Realität, machen ihre eigene Geschichte. Damit ist dieses aber bewusst veränderbar! Philosophie ist eingreifendes Denken. (auch 11.Feuerbachthese) Damit haben aber auch die Kategorien als Auffassungsformen von dieser Realität eine eigenen Geschichte.
 
[Historisierung]
Marx übernimmt also wichtige Elemente des Hegelschen Denkens wie bestimmte Negation, Widersprüche, die Dynamik und die Prozesshaftigkeit. Er knüpft an die "materialistischen" Eckpunkte an und beginnt an ihnen seine "Umstülpung" (welches ein wirklich schlechtes Wort ist).
- Marx' "Wende" 1844
- sogenannte materialistische Umstülpung Hegels , besser Transformation des Ausgangspunktes, Abstreifen des Idealismus
- nicht im einzelnen, aber 2 Dinge Historisierung + Materialismus (Streit wie zum frz. Mat. steht)
(bestand im wesentlichen darin, das Idealistische der Deduktion aus der Idee, dem Absoluten beiseite zu legen und nur noch die logischen Strukturen im real-historischen Prozeß zu betrachten)
- Materialismus haben wir in einem der vorherigen Seminare näher bestimmt
- die Begriffe kommen von der Welt in den Kopf wieder in die Welt

Hat man nun einerseits eine realhistorische Bewegung und den Erkennnisprozeß in ihr so entsteht das Problem des Zusammenhanges von Logischem und historischem
- keines von beiden Seiten bestimmt die andere Vollständig, relative Eigengesetzlichkeit, Eigenbewegung
- das Sein hat seine Geschichte, wie auch die Kategorien selbst
(-> Volosinov 'Marxismus und Sprachphilosophie')
Engels die 'Dialektik der Natur'
- hier scheiden sich die Geister (ist noch Arbeitsfeld)
- stehe im Gegensatz zu kritischen Theorie auf Engels Seite
(- Dialektik bezieht sich nur auf ein erkennendes Subjekt, ist also eine Denkweise
-) für Engels hingegen ist mit der Dialektik eine Struktur, eine Gesetzmäßigkeit erkannt, die 'in den Dingen liegt'
- Gesetzmäßigkeit in Natur und Gesellschaft
+ dazu wäre die positive Kritik Lukacs zu lesen
+ Totalitätsproblem, Problem der Philosophie als erster Wissenschaft, Grundfrage der Philosophie, Materiebegriff

2.5. Engster's Kritik zu Adorno 'Negative Dialektik'

Nun etwas spezieller in Hinblick auf unser Generalthema die 'Dialektik der Aufklärung'. Dazu benutze ich einen Kontrasttext von Engster um die Kritik und Adornos Standpunkt deutlich zu machen.
Der Tenor scheint zu sein, die Rückkehr zum "Skeptischen/Kritischen Element" Kants, über die Möglichkeit objektiver Erkenntnis, bzw. den absoluten Erkenntnishorizont eines nicht erkennbaren Dinges an sich.
Die Verhaftetheit des Denkens im hier und jetzt (Immanenzproblem), die Bestimmtheit des Bewußtseins durch das Sein (Marx) wird verabsolutiert. Es gibt bestimmte Denkmöglichkeiten nicht mehr, da sie sofort affirmativ sind. Sie sind somit sofort Teil des Kapitalverhältnisses als (absolute!) Totalität und wird so subsumiert. "Der von Kant gezeigte antinomische Charakter" bringt einen 'nicht mehr hintergehbaren' 'blinder Fleck' hervor. Deswegen erfolgt eine Überbetonung des Momentes der 'Negation' in der Dialektik, die ebenfalls bestimmt verabsolutiert werden muß.
Hier zeigt sich die Enttäuschung vom Proletariat unter dem Faschismus. Damit die Konsequenz der Unmöglichkeit der positiven Bestimmung eines revolutionären Subjektes oder einem positiven formulieren eines Transkapitalismus. Die war eine, in Teilen zu recht, Kritik am ML'ismus, die aber selbst umschlägt.
" In der Kritischen Theorie wurden endlich auch die Formen der Erkenntnis und des Bewußtseins als grundsätzlich problematisch angesprochen, ja die Unmöglichkeit, noch im Bewußtsein der Verstrickung in den selbstverschuldeten Zusammenhang aus diesem je herauszukommen, wurde zum eigentlichen Gegenstand ihrer Kritik. " (Engster 'Adornos subsumtionslogischer Begriff der Dialektik und das Nicht-Identische')
" Denn aus der Immanenz einer "vergesellschafteten Gesellschaft" heraus lässt sich nach der negativen Dialektik Adornos endgültig kein Fortschritt mehr begründen. Weil Emanzipation nicht einmal zu ihrer Verwirklichung drängt und selbst der Versuch von Befreiung in neue Herrschaft umschlägt, bedeutet die Transzendenz des Bestehenden nur ihre Kontinuität. Innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft lässt sich die Möglichkeit von Befreiung daher nur unbestimmt und kontingent angeben - ja, Adorno kann kaum die Möglichkeit seiner eigenen Theorie bestimmen. Dem traditionellem ML erschien dieser Versuch einer Selbstkritik des Denkens und der Vernunft als kleinbürgerlicher Fatalismus, der radikalen Linken als Verlust jeder praktischen Qualität. " (ebenda)
" Die Warenform als Totalität der Verdinglichung auch der Erkenntnis und ihres Subjekts lässt diese selber problematisch werden - Vernunft und Erkenntnis müssen ihre eigene Kritik vollziehen. " (ebenda)
" Wer wie dieser aus der Kritik der politischen Ökonomie irgendeinen gesicherten Standpunkt oder positiven Besitz zieht, und sei es den einer "objektiv-wissenschaftlichen Erkenntnis" oder einer "revolutionären Theorie", verkehrt die Kritik der Politischen Ökonomie wieder in eine Theorie. " (ebenda)
Der Standpunkt Engsters ist noch radikal bürgerlicher, als der Adornos, die idealistische Verkürzung des Marxschen 'Kapitals' auf eine (logizistische) Methodenkritik oder bei anderen eine Denk- oder Fetischkritik (Siehe auch Erckenbrecht).
" auch der Kritischen Theorie gelang es nicht, die Marxsche Kritik der Politischen Ökonomie (KdPÖ) als grundsätzliche Erkenntnis- und Methodenkritik anzusetzen. Allein dieser Weg aber ist noch offen. " (ebenda)
" Gesellschaftskritik ist zuletzt Selbstkritik des Kapitals, der Fetischismus sein negativer Standpunkt; er ist durch keine positive Erkenntnis hintergehbar, da er sich, indem er sich selbst einholt, zugleich unterminiert. " (ebenda)
 
[Engster selbst]
Konsequenter als die Kritische Theorie:
" Denn wenn Begriff, Theorie, Vernunft etc. tatsächlich und im engsten Sinne als Momente der Kapitaltotalität gedacht werden müssen, die als transzendentales Sollen des Kapitalverhältnisses dieses überhaupt erst rekonstruierbar machen, so würden Kritik und Affirmation zusammenfallen und die "herrschende Vernunft" wäre durch keine andere Vernunft mehr zu retten. Davor aber schreckte die Kritische Theorie zurück. " (ebenda)
Die ist meiner Anschauung diametral entgegengesetzt.
" Dadurch hat Marx nicht ein Hegel unterstelltes Primat (des Geistes, der Idee) vertauscht (in die sinnlich-tätige, geschichtliche Praxis), und er hat auch nicht im Materialismus lediglich die andere Seite des Idealismus formuliert (Materie statt Idee, sinnlich-praktische Arbeit statt rein geistig-begriffliche o.ä.). Hegel ist vielmehr erkenntniskritisch durchbrochen: " (ebenda)

3. Die Dialektik

Ich gebe hier nun Stichworte an, die in den wesentlichen und noch dürr abstrakten Zusammenhang gestellt werden.
Was ist Dialektik nicht, Negation der Dialektik:
1. Dialektik ist keine formale Denkmethode
2. nicht etwas, was vorgefunden werden kann

3.1. Der Dreischritt: These - Antithese - Synthese

Er beruht schlicht auf der Idee die Bewegung des Denkens nachzubilden, ein Phänomen, das noch nicht begriffen ist, in Wissen zu überführen und dabei das Problem der Wahrheit bei der Wurzel zu nehmen.
Dialektik ist eine Aneignungsweise. Es ist die Weise, wie sich der Mensch die Natur, die Welt, von der er selbst ein Teil ist, aneignet. Als Aneignungsweise ist sie
  1. ein fortlaufender Prozeß, also mit Zeitlichkeit, ist prinzipiell unendlich
  2. es ist eine menschliche Praxis, die Welt eignet sich der Mensch praktisch an, es ist ein Tun
  3. die speziell menschliche Zwecksetzung ist ihm immanent, d.h. untrennbar von ihm, macht ihn aus
  4. die Welt wird so im Denken nachvollzogen und entsprechend reproduziert und gleichzeitig zweckhaft verändert
Das Ergebnis dieses in sich selbst rückgekoppelten Prozesses ist Wissen, praktische Erfahrung und eine nach seinem Maß, nach menschlichem Maß und Bedürfnis gestaltete Umwelt. Es gibt kein Denken ohne Tun und kein Tun ohne Denken. Beides wird nur analytisch getrennt.
Fangen wir nun also unmittelbar mit der schematischen Darstellung an, um sie am Schluß aufzulösen. Beginnen wir mit einem Gegenstand. Ein philosophischer Gegenstand mag ein stofflicher Gegenstand, ein Prozeß oder Gedanken, Idee sein.

Erste schematische Näherung der dialektischen Methode
Schritt Hegels Bezeichnung Philosophische Kategorie Abstraktionsebene Beschreibung
wir wollen den Schein durchdringen und zum Wesentlichen kommen
These An Sich Schein, das noch nicht Bestimmte, Einheit, das Unmittelbar Gegebene, das mit sich Identische, real Möglich Abstrakt, weil unbestimmt, nur mit elementaren Bestimmungen was uns unmittelbar berührt,
was noch nicht begriffen ist, was scheinbar so ist
setzt schon elementare Bestimmungen voraus
nun muß etwas getan werden, ein Erkenntnisprozeß beginnt, ein Untersuchungsprozeß, es muß gefasst werden, charakterisiert, identifiziert
es wird hier begonnen den Gegenstand zu identifizieren, d.h. er muß bestimmt werden,
also gleichzeitig von anderem unterschieden werden
also muß er bestimmbar, unterscheidbar, also erkennbar sein
also muß das Andere negiert werden, um den Gegenstand selbst zu bejahen
also ist Bestimmen (Erkennen) gleichzeitig immer auch Negation
Antithese Für-Sich Vielheit, Widersprüche, das mit sich Nicht-Identische es wird konkreter, erste verschiedenste Bestimmungen (Sichten) Aneignungs-, Untersuchungsprozess
wir vollziehen also die Bestimmung in Negation von anderem,
es sind immer bestimmte Negationen
gleichzeitig abstrahiert man von allem nicht notwendigem
das kann auf viele Weisen geschehen,
es gibt viele verschiedene bestimmte Abstraktionen, je nach Zwecksetzung
er wird so ein Gegenstand Für-Uns
wir eignen uns den Gegenstand jeweils speziell an
er offenbart die in ihm selbst liegenden Widersprüchlichkeiten und Verschiedenheiten
SyntheseAn und Für-SichWesen - Grund - Begriff, Wissen, das wieder Identische, Notwendigkeitbestimmte, weil zweckgerichtete, wesentliche Abstraktion und bestimmte Konkretionnun geht es darum das Anderssein, die Vielheit, das Nicht-Identische im Identischen zu erklären
der Gegenstand ist nun vorläufig bestimmt
wir hoffen, das Wesentliche für uns gefunden zu haben
wir suchen nun die Gründe für das Andersein, welche selbst nicht anders sein können
dieses nicht anders sein können ist dann eine Notwendigkeit
das Resultat der Reflexion über diesen Prozess ist dann ein Begriff,
Resultat des Begreifens,
er ist ein Vermittler
das nun erlangte Wissen wird zum Ausgangspunkt eines neuen Untersuchungsprozesses
das An und Für-Sich, welches schon bestimmungsreicher wird ein neues An-Sich
es ist also gleichzeitig widersprüchlich und ist zwei Anfang und Ende und doch eines an sich
es ist Bewegung, weil man mit dem Fragen nach dem Grund nie stehen bleiben kann,
die Begründungsbewegung endet nicht

- vorgestellt ist die Denkbewegung also zuerst ein Kreis
- da aber der neue Ausgangspunkt bestimmungsreicher, konkreter ist und nicht mehr der anfängliche Ausgangspunkt, haben wir eher eine Spirale
- wir sehen also im Gang der Forschung einen aufsteigenden Gang vom Abstrakten zum Konkreten
- desgleichen finden wir hier den Übergang von den Modi Möglichkeit zur Notwendigkeit
Nach Hegel kann es den letzten Grund möglicherweise geben. Diesen Grund finden wir nicht als Grund, als etwas, was wir bestimmen könnten. Kant postuliert an vergleichbarer Stelle Gott. Hier Taucht das Problem der Totalität auf.

3.2. Forschungs- und Darstellungsprozess bei Marx

Beides wird kurz dialektisch betrachtet.
Gegeben: Weiter im Zusammenhang betrachtet geschehen beide Prozesse, Forschung und Darstellung, gleichzeitig und bedingen einander, bilden eine Einheit.
Untersucht, geschieden: Analytisch müssen sie getrennt werden, unterschieden, negativ aufeinander bezogen, trennend. Sie haben unterschiedliche Richtungen in ihrem Fortgang, z.B. von Abstrakt (Realkonkret) zu Abstrakt (Forschung) und umgedreht (Darstellung). Aber auch in Wirklichkeit existieren sie getrennt (Labor, Vorlesungssaal) aber auch nur zusammen (Forschungslabor).
Zusammengefasst: Als Denk- und Aneignungsprozess ist einer ohne den anderen ist sinnlos, nicht denkbar und nicht real, sie bilden eine untrennbare Einheit. Sie sind ineinander verschlungen, da der Forschende sich selbst seine eigene Forschung ständig bewußtmachend selbst darstellt, um in der Forschung voranzukommen.
Umgekehrt beinhaltet die Darstellung wieder eine ständige Vergewisserung und einen Lern- also Forschungsprozess des Darstellenden.

Schematische Darstellung von Forschungs- und Darstellungsprozess
Prozess Kategorie Gegenstand Erkenntnis
Forschung
Schein
das gegebene, real konkrete ist abstrakt, abstrakt Allgemeines, reale Möglichkeit
ohne Bestimmung, noch nicht angeeignet
"Ende" der Forschung ist "Beginn" der Darstellung und umgekehrt
Wesen
abstrakte, Begriff, Kategorie
objektive Gedankenform !
das wesentliche erkannt, ein Grund gefunden
Darstellung
Erscheinung
konkret, konkret Allgemeines
in seinem Reichtum erkannt
Aufstieg vom Abstrakten zu Konkreten, Konkret Allgemeinen

3.3. Kategorien im Lauf des Forschungsprozess

3.3.1. Schein

Analytisch ist der Ausgangspunkt der Schein. Wir haben ihn bestimmt als das unmittelbar Gegebene, unbekanntes Etwas. Umgangssprachlich:
  1. (-) etwas irrtümlich (scheinbar) Angenommenes
  2. (+) das etwas (anscheinend) da ist

3.3.2. Bestimmung

Um nun den Gegenstand näher zu identifizieren, müssen wir ihm Eigenschaften zuordnen.
Obersatz: Das Positive ist das Gegenteil seines Gegenteils. Untersatz: Das Negative ist das Gegenteil des Positiven. Conclusio: Das Negative ist nicht das Gegenteil seines Gegenteils, sondern das Gegenteil seiner selbst.

Weiteres wäre zu erarbeiten.

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last update : Wed Jun 16 19:23:34 CEST 2004 Peter Heilbronn
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