Michael Heinrich
Werttheorie,
Profitratenfall und Traditionsmarxismus
in: trend
onlinezeitung 09/04
In den Ausgaben von
06/04 und 07/04 von trend wurden meine Auffassungen zur Werttheorie und zum
Profitratenfall, die ich in der „Wissenschaft vom Wert“ (3. Aufl., Münster
2003) vertreten habe, von verschiedenen Autoren kritisiert (vgl. Daniel
Dockerill in 06/04, Karl Müller im Editorial von 07/04, Robert Schlosser in
einem Exkurs seiner Postonekritik in 06/04, und in einem Text zum
Profitratenfall in 07/04). Gemeinsam ist den genannten Beiträgen ein
Verständnis der Marxschen Theorie, das von mir und von anderen als
„traditioneller Marxismus“ kritisiert wurde. Die Auseinandersetzung mit meinen
Kritikern ist daher auch eine mit dem Traditionsmarxismus.
Substanzialistische
oder monetäre Werttheorie
In der traditionellen
Lesart der Marxschen Werttheorie wird eine weitgehend „substanzialistische“
Auffassung vertreten: Wert gilt dort als eine der einzelnen Ware
eingeschriebene Eigenschaft, die sie allein im Rahmen des Produktionsprozesses
erhält. Austausch und Geld spielen gegenüber der Produktion nur eine
untergeordnete Rolle, indem der in der Produktion bestimmte Wert realisiert
wird, oder eben manchmal auch nicht.
Zwar finden sich
einige Äußerungen von Marx, die sich in diesem Sinne interpretieren lassen,
außer einer ganzen Reihe von gegenteiligen Äußerungen spricht aber vor allem
der Gang seiner Argumentation eine ganz andere Sprache. Die substanzialistische
Auffassung bezieht sich im wesentlichen auf die ersten fünf Seiten des
„Kapital“ (MEW 23, S.49-54), mit der Definition „gesellschaftlich notwendiger
Arbeitszeit“ ist für sie schon alles Wichtige gesagt. Wertformanalyse,
Fetischismus und noch ein eigenes Kapitel zum Austauschprozess - also genau die
Abschnitte, die Marx mehrfach umformulierte, mit denen er sich offensichtlich
schwer tat, passen in diese Sichtweise nicht so richtig hinein. In den
traditionellen Darstellungen werden sie dann auch gar nicht oder nur ganz kurz
behandelt.
Die
substanzialistische Auffassung der Werttheorie kritisierte ich in der
„Wissenschaft vom Wert“. Im Anschluss an bereits in den 70er Jahren geführte
Diskussionen versuchte ich die Marxsche Werttheorie als „monetäre Werttheorie“
zu rekonstruieren: als Werttheorie, bei der sich der Wert gerade nicht an der
einzelnen Ware festmacht, sondern erst der Austausch die Produkte wirklich in
Waren (und damit in Wertgegenstände) verwandelt, wobei ein nicht nur
vereinzelter sondern verallgemeinerter Austausch nur möglich ist durch Geld.
Dabei schafft der Austausch keineswegs Wert aus dem Nichts, vielmehr vermittelt
er die Arbeiten der einzelnen Warenproduzenten: die privat verausgabte,
individuelle, konkrete Arbeit wird im Austausch zu gesellschaftlicher und das
heißt in der bürgerlichen Gesellschaft: wertbildender, abstrakter Arbeit (eine
ausführliche Auseinandersetzungen mit dem Thema findet man in Kapitel 6 der
„Wissenschaft vom Wert“, eine kurz gefasste Darstellung habe ich in „Kritik der
politischen Ökonomie. Eine Einführung“, Schmetterling Verlag 2004, Kapitel 3
gegeben). Dabei zeigt sich, dass die typische Frage, die von Vertretern der
substanzialistischen Auffassung so gerne gestellt wird, „wo entsteht der Wert,
in der Produktion oder in der Zirkulation?“, falsch gestellt ist. Es ist
das spezifisch bürgerliche Verhältnis von Produktion und Zirkulation
(private Produktion und nachträgliche Gesellschaftlichkeit im Austausch), die
das gesellschaftliche Verhältnis der Produzenten zum Wert verdinglicht.
Robert Schlosser
versucht nun in dem oben erwähnten Exkurs, die substanzialistische Auffassung
mit einem einigermaßen merkwürdigen Argument aufrecht zu erhalten: die Ware sei
Träger von Wert, weil ihre Erzeugung Geld gekostet habe. Mir wirft er vor,
dass, wenn ich die Ware außerhalb des Tausches nur als Gebrauchswert betrachte,
ich dann wohl von einer Ware ausgehe, deren Produktion kein Geld gekostet habe.
Und überhaupt müsse man an der einzelnen Ware als Träger von Wert festhalten,
nur dann könne man von Verwertung bzw. von Wertvernichtung und Entwertung im
Falle eines Scheiterns des Verkaufs sprechen.
Das Problem, um das
es hier geht, hat jedoch überhaupt nichts damit zu tun, ob bei der Herstellung
eines Produkts Geld verausgabt wurde oder nicht. Es geht um die Frage, ob die
Arbeitsprodukte außerhalb des Tauschs nur Gebrauchswerte sind und sie - wie es
Marx stets betont, wenn er explizit auf den Austauschprozess zu sprechen kommt
- erst im Austauschprozess „einander tatsächlich gleichgesetzt und daher
tatsächlich in Waren verwandelt werden“ (MEW 23, S. 101f) oder ob sie Waren
(und damit Werte) auch außerhalb des Austauschs, nämlich im Produktionsprozess
sind. Diese Frage kann man für eine Handvoll Beeren, die ohne Geld zu
verausgaben im Wald gepflückt und auf dem Markt angeboten werden, genauso
stellen, wie für das kostspielige Produkt eines industriellen
Fertigungsprozesses.
Die Antwort auf diese
Frage lässt sich geben, wenn man untersucht, was Wertgegenständlichkeit
bedeutet. Den entscheidenden Schritt zu dieser Untersuchung machte Marx im
Rahmen der Wertformanalyse. Wertgegenständlichkeit als ein gesellschaftliches
Verhältnis der Produzenten lässt sich am einzelnen Ding überhaupt nicht fest
machen, sie kann nur im Verhältnis zu einem anderen Ding erscheinen, indem das
andere Ding, d.h. die zweite Ware, die mit der ersten ausgetauscht wird, als
deren Wertgestalt gilt. Dieser Überlegung stimmt Schlosser zu, schreibt dann
allerdings: „Der Umkehrschluß, dass sie [gemeint ist die einzelne Ware, M.H.]
deshalb, weil sie als solche keine Wertgegenständlichkeit besitzt, kein Träger
von Wert ist, ist jedoch falsch.“ Wie es aber angehen soll, dass ein
Gebrauchswert zwar keine Wertgegenständlichkeit besitzt, aber trotzdem „Träger
von Wert“, also doch Wertgegenstand ist, bleibt das Geheimnis von Robert
Schlosser. Doch ist dies nicht die einzige Merkwürdigkeit. Einige Sätze weiter
schreibt Schlosser: „Dass eine einzelne Ware Verkörperung vorausgegangener
abstrakter Arbeit und damit Träger von Wert ist, einer bestimmten Wertgröße,
merkt der Produzent resp. Eigentümer dieser Ware spätestens, wenn er diese Ware
nicht verkaufen kann.“ Tatsächlich ist es aber genau umgekehrt: wenn der
Eigentümer eine Sache nicht verkaufen kann, dann verwandelt sie sich nicht
in Ware, ist nicht Wertgegenstand, sondern lediglich Gebrauchswert. Was
der Eigentümer dieses nicht in Ware verwandelten Gebrauchswerts bemerkt, ist
vielmehr, dass er die bei der Produktion angefallenen Kosten, eben nicht - wie
er es gehofft hatte - durch Verwandlung dieses Gebrauchswertes in eine Ware
wieder hereinbekommt (und er erst recht keinen Gewinn einstreichen kann).
Gerade weil der Gebrauchswert, der sich nicht in Ware verwandelt daher auch
kein Wertgegenstand ist, kommt der Eigentümer zur Einsicht, dass die
ursprüngliche Wertsumme, die er in selbständiger Gestalt als Geld besessen und
dann für die Produktion des Gebrauchswertes aufgewandt hatte, „vernichtet“ ist
(vernichtet ist sie nur für ihn, für die früheren Verkäufer von
Produktionsmittel und Arbeitskraft, die dieses Geld von ihm erhalten hatten,
ist diese Wertsumme, unmittelbar nach dem Tausch jedenfalls, nicht vernichtet).
Nur wenn der Eigentümer das Arbeitsprodukt verkaufen kann, verwandelt es sich
in Ware und der Eigentümer merkt, dass es „Träger von Wert“ ist. Diesen Wert
kann der Eigentümer mit seinen anfänglichen Kosten vergleichen und feststellen,
ob er einen Gewinn gemacht oder nicht.
Beim
substanzialistischen oder nicht-substanzialistischen Verständnis des Werts geht
es nicht um irgendeine belanglose theoretische Spitzfindigkeit, sondern um den
Charakter kapitalistischer Vergesellschaftung. Im Rahmen kapitalistischer
Warenproduktion wird Arbeit privat verausgabt, ob und inwieweit sie als
Bestandteil der gesellschaftlichen Gesamtarbeit gilt, stellt sich erst
im Nachhinein heraus, beim Austausch. Eine derartige Form von
Gesellschaftlichkeit unterscheidet die bürgerlichen (auf Warenproduktion
beruhenden) Verhältnisse von allen nicht-bürgerlichen Verhältnissen. Diese
spezifische Gesellschaftlichkeit versucht Marx zu analysieren und verwendet
dazu Begriffe wie abstrakte Arbeit oder Fetischismus, für die es in der
bürgerlichen Ökonomie kein Pendant gibt. Wird davon ausgegangen, dass die
Arbeitsprodukte bereits während des Produktionsprozesses, also der „privaten“
Verausgabung von Arbeit, Waren und Wertgegenstände sind, dann wird die
Differenz der verschiedenen Formen von Gesellschaftlichkeit eingeebnet bzw. die
für die bürgerliche Gesellschaft spezifische Vermittlung der
Gesellschaftlichkeit über den Tausch wird zu einem untergeordneten
nachträglichen Akt. Der Traditionsmarxismus hat daher die Tendenz, die
Differenz zwischen der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie und der
klassischen politischen Ökonomie faktisch einzuebnen (was von den Vertretern
des Tradtionsmarxismus keineswegs beabsichtigt ist).
Der monetäre,
nicht-substanzialistische Charakter des Werts ist nicht nur für die Analyse des
Kapitalismus von entscheidender Bedeutung, was sich insbesondere in der
Auffassung von Geld und Kredit zeigt (die in den meisten
traditionsmarxistischen Beiträgen völlig unterbelichtet bleibe, vgl. meinen
Aufsatz „Geld und Kredit in der Kritik der politischen Ökonomie“ in: Das
Argument Nr. 251, 2003), dieser Charakter hat auch - in negativer Weise - für die
Konzeption einer sozialistisch/kommunistischen Gesellschaft Bedeutung. Werden
in einer solchen Gesellschaft Austausch und Markt als ökonomische
Vermittlungsinstanzen zugunsten einer gesellschaftlichen Planung aufgegeben,
dann muss man sich darüber im Klaren sein, welche Koordinationsleistungen
vorher im Rahmen von Märkten erbracht wurden, und nun in anderen
gesellschaftlichen Formen erbracht werden müssen. In der „Wissenschaft vom
Wert“ hatte ich auf diesen Zusammenhang verwiesen - nicht um die Möglichkeit
gesellschaftlicher Planung zu diskreditieren, sondern um allzu naive
Sozialismusvorstellungen zu kritisieren, wie sie bei vielen Vertretern des
traditionellen Marxismus vorherrschen, eben weil sie glauben, die entscheidende
Vergesellschaftung habe schon innerhalb der Produktion stattgefunden.
Als grundsätzliche
Diskreditierung hat aber wohl Daniel Dockerill meine diesbezüglichen
Überlegungen verstanden, was ihn dann zu seiner Kritik an meinen
werttheoretischen Auffassungen veranlasste. Dockerills Ausführungen in trend
06/04 machen jedoch einen sehr unfertigen Eindruck, so wird nicht einmal immer
klar, wo er sich auf Texte von mir und wo auf Texte von Helmut Brentel bezieht
und wenn er andeutet, dass sich hinter den „Formen des bürgerlichen Verkehrs“
ein „Inhalt“ befindet, der „zu anderer, adäquaterer Gestalt drängte“, dann
wüsste man schon gerne etwas genauer welcher Inhalt dies ist, und vor allem wie
er das macht: zu einer adäquateren Gestalt zu drängen.
Was wohl der
Zentralpunkt seiner Kritik an meinen Auffassungen darstellen soll, ist die
Behauptung, ich verwechsle „die Bestimmung des Werts durch die für die
Herstellung einer Ware durchschnittlich notwendigen Arbeitszeit mit der
Tatsache ..., dass diese Durchschnittsbildung unter der Bedingung von Warenproduktion
nicht von den Produzenten bewusst vollzogen wird, sondern als nachträgliche,
gewaltsame Korrektur der unter ganz anderen Gesichtspunkten sich abspielenden
Preisbildung“. Dockerills Kritik besteht demnach darin, dass er die von mir
kritisierte Position, welche davon ausgeht, die Bestimmung des Werts sei mit
dem Begriff der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit bereits abgeschlossen
und alles weitere sei „Nachträgliches“, einfach wiederholt, ohne sich mit
irgendeinem meiner Argumente auseinander zu setzen. (Eine erheblich
differenziertere Kritik an meiner Position lieferte bereits vor Jahren Norbert
Trenkle in der Wiener Zeitschrift „Streifzüge“. Links zu den Texten von
Trenkle, sowie meine Repliken darauf finden sich auf meiner Website www.oekonomiekritik.de
unter „Debatten“.)
Die Dürftigkeit der
Ausführungen von Dockerill hinderten Karl Müller im Editorial von trend 07/04
allerdings nicht daran, in ihnen eine „schlüssige Widerlegung“ meiner Ansichten
zu sehen. So ganz ausreichend schien ihm diese schlüssige Widerlegung dann aber
doch nicht zu sein, so dass er noch ein Argument nachlegte. Nachdem er meine
Aussage, abstrakte Arbeit sei ein „gesellschaftliches Geltungsverhältnis“
zitiert hatte (was ich damit meinte geht aus dem zitierten Satzfetzen allerdings
nicht hervor), präsentiert er ein Zitat von Eugen Dühring, der auch von
„Geltung“ spricht, um anschließend ein Engels-Zitat aus dem „Anti-Dühring“
anzuführen zu können, welches Müller dann für eine schlagende Kritik meiner
Auffassungen hält. Nun spricht grundsätzlich nichts dagegen, statt eigene
Argumente zu entwickeln, die von einem Autor A an einem Autor B geübte Kritik
auf einen Autor C zu übertragen - aber nur wenn Autor C dasselbe sagt wie Autor
B und Autor A tatsächlich diese Aussage kritisiert. Man sollte sich also
wenigstens vergewissern, ob der Kontext einigermaßen stimmt, oder ob das einzig
Gemeinsame nicht - wie hier - lediglich ein Wort ist („Geltung“), wobei sich
die zitierte Kritik von Engels nicht einmal darauf bezieht. Mit der von Müller
angewandten „Methode“ könnte man auch Marx von Engels erschlagen lassen, denn
auch dieser spricht an mehreren Stellen im „Kapital“ von „gelten“. Statt nach
Argumenten nach Zitaten der „Klassiker“ zu suchen, ist zwar keine durchgehende
Charakteristik des Traditionsmarxismus, aber zumindest in den
„marxistisch-leninistischen“ Parteien war diese Methode gang und gäbe.
Für die Unwilligkeit
sich mit Kritik argumentativ auseinander zu setzen, liefert Müller auch noch
ein anderes schönes Beispiel. So schreibt er über einen Disput zu Dockerills
Kritik, dabei sei deutlich geworden, „dass es starke Aversionen auf Seiten von
unabhängigen, autonomen Linken gegen die materialistische Dialektik gibt“ und
gleich darauf heißt es wieder mit Bezug auf Dialektik, „dass hier heillose
Verwirrung herrscht, die nicht zuletzt durch solche Marx-Interpreten, wie
Heinrich, befördert wird“. Wenn Müller auf Kritik, an dem stößt, was er für
Marxismus hält, dann sieht er diese Kritik offensichtlich nicht in Argumenten
begründet (die er seinerseits kritisieren könnte), sondern in „Aversionen“,
also irrationalen Abneigungen, oder diese Kritik verdankt sich „heilloser
Verwirrung“. Kritiker müssen also irrational oder verwirrt sein, sonst würden
sie nicht kritisieren. Dass solcherlei Dogmatismus meistens von einer starken
Autoritätsfixiertheit begleitet wird, schimmert auch bei Müller durch, wenn er
am Ende seines Editorials schreibt: „Ich empfehle daher ein ‚Kapital’studium
mit dem Studium der Dialektik zu beginnen - übrigens ist dies keine Erkenntnis,
die auf meinem Mist gewachsen ist, sondern eine Widergabe der Ansichten
Lenins,“ womit die Richtigkeit dieser Empfehlung anscheinend über jeden Zweifel
erhaben sein soll.
Müllers Ausführungen,
die im Stil des unfehlbaren marxistisch-leninistischen Parteitheoretikers
vorgetragen sind, entbehren nicht einer unfreiwilligen Komik und ich habe mich
gefragt, ob ich überhaupt darauf eingehen soll. Aber leider hat diese in der
Geschichte marxistischer Debatten keineswegs seltene Mischung aus dünner Argumentation,
Autoritätsgläubigkeit und oberlehrerhafter Arroganz wahrscheinlich mehr zur
Diskreditierung der Marxschen Kapitalismusanalyse beigetragen (und zwar bei
denen, an die sie sich wendet) als alle bürgerlichen Kritiker zusammen.
Zu Robert Schlossers
Artikel „Eine fragwürdige Kritik am Gesetz des tendenziellen Falls der
Profitrate“
Obwohl bereits recht
einfache Überlegungen die Marxsche Begründung des „Gesetzes vom tendenziellen
Fall der Profitrate“ in Frage stellen, wurde dieses Gesetz im traditionellen
Marxismus verbissen verteidigt. Solche Verbissenheit rührte häufig aus dem
Glauben, dieses Gesetz sei notwendig, um eine Zusammenbruchstendenz des
Kapitalismus oder zumindest dessen Krisenhaftigkeit zu begründen. Müsste man
dieses Gesetz aufgeben, so der Umkehrschluss, dann gäbe es für den Umsturz der
kapitalistischen Verhältnisse keine „objektive“ Grundlage mehr, denn dann
müsste man ja zugeben, dass der Kapitalismus keine immanenten Schranke habe und
im Prinzip auch krisenfrei funktionieren könne.
Aber selbst wenn das
„Gesetz“ gültig wäre, würde es nicht leisten, was sich viele seiner Verteidiger
von ihm versprechen. Denn über Ausmaß und Geschwindigkeit des Profitratenfalls
kann es nichts aussagen: ein schneller Fall (z.B. in 5 Jahren von 12% auf 8%)
mit erheblichen Auswirkungen, wäre genauso mit dem Gesetz vereinbar wie ein
langsamer Fall (z.B. in 100 Jahren von 10,7% auf 10,3%), den kaum jemand
bemerken würde. Die tatsächliche Aussage des Gesetzes - tendenzieller Fall der
Profitrate in unbekanntem Ausmaß und in unbekannten Zeiträumen - ist viel zu
schwach, um als Grundlage einer Krisentheorie dienen zu können. Andererseits
lässt sich die Krisenhaftigkeit kapitalistischer Vergesellschaftung sehr gut
ohne jeden Bezug auf dieses „Gesetz“ begründen (vgl. „Wissenschaft vom Wert“,
S. 341ff).
Das Marxsche „Gesetz“
hatte ich in zwei Schritten kritisiert. Robert Schlosser kritisiert meinen
zweiten Schritt, und glaubt anscheinend, dass er damit die Gültigkeit des
Marxschen „Gesetzes“ gezeigt habe. Ich werde zunächst kurz die beiden Schritte
meiner Kritik skizzieren und dann auf die Kritik von Schlosser eingehen.
I.
Die Profitrate eines
Kapitals ist p = m / (c + v). Kürzt man diese Formel durch
v so erhält man:
p = (m/v) / (c/v + 1)
Die Profitrate wird jetzt
mit Hilfe der Mehrwertrate m/v und der Wertzusammensetzung c/v ausgedrückt. Von
beiden Größen konnte Marx im ersten Band des „Kapitals“ zeigen, dass sie im
Verlaufe kapitalistischer Produktivkraftentwicklung zunehmen. Im dritten Band
des „Kapital“ behauptet Marx, dass die Profitrate fällt - trotz steigender
Mehrwertrate, weil nämlich die Wertzusammensetzung stark steigen würde (MEW 25,
S.221ff).
Für den Nachweis
eines Falles der Profitrate, genügt es aber nicht, dass wir wissen, dass
Mehrwertrate und Wertzusammensetzung steigen. Wenn bei einem Bruch Zähler und
Nenner wachsen, dann hängt die Entwicklung des Zahlenwertes dieses Bruches
davon ab, wer von beiden schneller wächst. Die Profitrate fällt nur dann, wenn
der Nenner (d.h. der Ausdruck c/v + 1)
schneller zunimmt als der Zähler (m/v). Um den Fall der Profitrate begründen zu
können, müssten wir etwas über das Verhältnis der
Wachstumsgeschwindigkeiten von Mehrwertrate und Wertzusammensetzung wissen,
also die Frage beantworten können: wer steigt schneller?
Man kann natürlich
versuchen, für eine bestimmte Periode empirisch abzuschätzen, wie stark
Mehrwertrate und Wertzusammensetzung jeweils gestiegen sind. Abgesehen von den
grundsätzlichen Problemen, auf die man stößt, wenn man versucht, Wertgrößen empirisch
dingfest zu machen, nutzt einem eine solche Untersuchung für das anstehende
Problem aber nichts. Denn es geht beim Marxschen Gesetz nicht um die
Behauptung, die Profitrate sei in einem bestimmten Zeitraum gefallen. Marx
versucht vielmehr eine notwendige Tendenz nachzuweisen, die immer gelten soll,
wenn die kapitalistische Produktionsweise herrscht.
Doch lässt sich kein
Grund angeben, warum die Wertzusammensetzung (genauer:
c/v + 1) in der Tendenz schneller steigen soll als die
Mehrwertrate. Daher lässt sich auch nicht begründen, dass es stets eine Tendenz
zum Profitratenfall gibt (vgl. ausführlich „Wissenschaft vom Wert“ S.327-337;
eine Kurzfassung ist in „Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung“,
Stuttgart Schmetterling Verlag 2004, S.148ff enthalten). Ergebnis des ersten
Schrittes meiner Überlegungen ist, dass sich unter den von Marx betrachteten
Bedingungen über die langfristige Tendenz der Profitrate gar keine Aussage
machen lässt.
Dieses Ergebnis gilt
unabhängig davon, ob das vorgeschossene Kapital im Laufe der Zeit wächst oder
nicht. Denn auch für das gewachsene Kapital gilt: seine Profitrate ist nur dann
kleiner als die Profitrate des alten (kleineren) Kapitals, wenn im Vergleich
mit dem kleineren Kapital der Ausdruck c/v + 1 stärker
gestiegen ist als die Mehrwertrate m/v.
In einem zweiten
Schritt gehe ich über dieses Ergebnis hinaus (vgl. „Wissenschaft vom Wert“,
S.338ff) und berücksichtige, was Marx im 13. Kapitel des ersten Bandes unter
der Überschrift „Wertabgabe der Maschinerie an das Produkt“ (MEW 23, S.407ff,
insbesondere S.414) entwickelt hat, was er im dritten Band aber nicht
berücksichtigte. Durch eine neue, bessere Maschinerie wird die Produktivkraft
der Arbeit gesteigert. Zur Produktion eines einzelnen Stücks ist jetzt weniger
lebendige Arbeit erforderlich, der Kapitalist spart daher bei der Produktion je
Stück einen Teil des bisher benötigten variablen Kapitals ein (dieser
eingesparte Teil des variablen Kapitals werde mit Dv1 bezeichnet). Andererseits
ist die neue Maschinerie in der Regel teurer als die alte und das heißt auf die
einzelne Ware wird jetzt ein größerer Anteil des konstanten Kapitalwerts
übertragen als vorher (Dc1 bezeichne den zusätzlich übertragenen konstanten
Kapitalwert). Marx argumentiert nun, dass die neue Maschinerie nur dann
eingeführt wird, wenn der auf das einzelne Produkt zusätzlich
übertragene Wert des konstanten Kapitals (Dc1) geringer ist als der je
Produkt eingesparte Teil des variablen Kapitals (Dv1), denn nur dann sinken
die Herstellungskosten für den Kapitalisten. Es muss also gelten:
Dc1 < Dv1 (MEW 23, S.414).
In diesem
Zusammenhang taucht jener ominöse Faktor k auf, an dem sich Schlosser stößt: er
drückt die gesamte Verbilligung einer Ware aus, nachdem sich deren neue
verbesserte Produktionsmethode verallgemeinert hat und auch die
Produktivkraftsteigerungen in anderen Branchen berücksichtigt werden, welche
die Elemente des konstanten Kapitals und den Wert der Arbeitskraft verbilligen.
Hat sich unter diesen Umständen der Wert der Ware halbiert, dann ist k = ½, ist
der Wert der Ware auf ein Viertel gesunken ist k = ¼ etc.
Durch die von
Schlosser erwähnte „Formelreihe“ konnte ich dann zeigen, dass die Profitrate unter
den von Marx unterstellten, ganz allgemeinen Bedingungen bei einer
Produktivkraftsteigerung nicht sinkt. Die Profitrate kann natürlich
aufgrund von anderen Gründen sinken, z.B. aufgrund von steigendem Wert
der Rohstoffe durch schwierigere Förderbedingungen, Verlangsamung der Abnahme
des Werts der Arbeitskraft aufgrund von Klassenkämpfen etc. Solche Gründe führt
Marx bei seiner Behandlung des „Gesetzes“ aber nicht an, denn es sind
historisch spezifische Bedingungen, die manchmal vorliegen und manchmal nicht.
Sie können daher lediglich einen zeitweisen Fall der Profitrate begründen, aber
keine notwendige Tendenz zum Profitratenfall.
II.
Robert Schlosser
erwähnt zwar den ersten Schritt meiner Kritik am Anfang seines Textes, bezieht
sich dann aber nur auf den zweiten Schritt. Wie aus der Skizze meiner
Argumentation deutlich wurde, ist der erste Schritt vom zweiten unabhängig,
d.h. selbst wenn Schlossers Kritik an meinem zweiten Schritt richtig wäre,
würde dies das Ergebnis des ersten Schrittes nicht entkräften. Allerdings
beruhen die Argumente, die Schlosser vorbringt, auf einer nicht allzu
sorgfältigen Lektüre meines Textes sowie einigen schlichten Irrtümern.
Wie schon erwähnt,
benutze ich in dem von Schlosser kritisierten zweiten Schritt, was Marx im 13.
Kapitel des ersten Bandes entwickelt: Sollen sich die Herstellungskosten
verringern (und nur dann führen Kapitalisten eine neue Maschine ein) muss
Dc1 < Dv1 sein. Schlosser bemerkt dazu, „dass diese Bedingung
hier, wo es um die Entwicklungstendenz der Durchschnittsprofitrate des
gesellschaftlichen Gesamtkapitals geht, eher fragwürdig ist“. Wie es
zusammenpassen soll, dass man eine Bedingung beim Einzelkapital akzeptiert,
diese Bedingung aber bei der Durchschnittsprofitrate, die aus den Profitraten
genau dieser Einzelkapitale gebildet wird, als fragwürdig fallen lässt, erklärt
Schlosser leider nicht. Etwas später akzeptiert Schlosser dann aber auch die
Gültigkeit des Marxschen Arguments für die einzelne Ware (also das, was Marx im
ersten Band des „Kapitals“ entwickelte), nicht mehr: „Kein Zweifel: die
Herstellungskosten für das Einzelexemplar ihrer Ware soll sinken. Daraus ergibt
sich aber nicht die von Heinrich verlangte Schranke (Dc1 < Dv1)“.
An der Bedingung
Dc1 < Dv1 kommt Robert Schlosser allerdings nur vorbei, wenn er
die Grundrechenarten neu erfindet. Ein Zahlenbeispiel mag dies illustrieren.
Wurde auf das einzelne Produkt bisher ein konstanter Kapitalwert in Höhe von 6
übertragen (der sich aus verbrauchten Rohstoffen, Energie etc. und dem
übertragenen Wertanteil der Maschinerie, Baulichkeiten etc. zusammensetzt) und
war zur Produktion dieses Produkts bisher variables Kapital in Höhe von 4
erforderlich, dann betrugen die Herstellungskosten des einzelnen Produktes
genau 6 + 4 = 10. Nun nehmen wir
an, dass durch eine verbesserte Maschine die Produktion mit weniger Arbeit
möglich wird, so dass das variable Kapital, welches für das einzelne Produkt
aufgewendet werden muss, von 4 auf 1 sink. Pro Stück wird also variables
Kapital in Höhe von 3 eingespart (Dv1 = 3). Nehmen wir weiter an,
dass die verbesserte Maschinerie teurer ist als die alte und sie daher auf das
einzelne Produkt einen um 2 höheren Wertteil überträgt (Dc1 = 2),
dann wird jetzt an konstantem Kapitalwert 8 statt bisher 6 übertragen. Die
neuen Herstellungskosten betragen somit 8 + 1 = 9,
sind also gesunken. Und warum sind sie gesunken? Weil das zusätzlich
übertragene konstante Kapital Dc1 (= 2) kleiner war als das eingesparte
variable Kapital Dv1 (= 3). Wäre das zusätzlich übertragene konstante
Kapital größer als das eingesparte variable Kapital (würde es z.B. 3,5 betragen),
dann würden insgesamt 9,5 Werteinheiten konstantes Kapital übertragen und das
macht zusammen mit variablem Kapital in Höhe von 1 Herstellungskosten in Höhe
von 10,5 die Herstellungskosten also wären gestiegen. Sollen die
Herstellungskosten sinken, dann führt kein Weg an der von Schlosser
kritisierten Bedingung Dc1 < Dv1 vorbei.
Die
Herstellungskosten einer Ware sind nun genau der Kapitalwert, der zur
Produktion der einzelnen Ware erforderlich ist. Nehmen die
Herstellungskosten ab (wie auch Schlosser zugesteht), dann nimmt auch der
Kapitalwert, der zur Produktion einer einzelnen Ware notwendig ist, ab.
Schlosser folgert allerdings:
„Man muss schon
sagen, dass wir es hier mit einem ganz anderen, merkwürdigen Kapitalismus zu
tun haben, der offenbar wenig mit dem von Marx dargestellten und kritisierten
zu tun hat. Wo wären wir heute, wenn jede technische Revolution, jede neue
Produktionsmethode den Kapitalwert verringert hätte?“ Und etwas weiter heißt
es: „Nach der Investition sollen also c+v kleiner sein als vorher. Danach würde
also nur investiert, wenn sich der Kapitalvorschuss verringert. Wenn sich der
erforderliche Kapitalvorschuss ständig verringern würde, dann fragt man sich,
warum die Kredite in dieser Wirtschaft eine immer größere Rolle spielen. Wenn
das neue konstante Kapital kleiner sein muss, als das zu ersetzende variable
Kapital, dann müssten die Kapitalisten jede neue Produktionsmethode locker aus
dem Portemonnaie bezahlen können.“
Merkwürdig ist hier
nicht der Kapitalismus, sondern Schlossers oberflächlicher Umgang mit meinem
Text, sowie mit dem Problem selbst. Ich habe nirgendwo behauptet, dass sich der
Kapitalwert, den die Kapitalisten investieren, verringern würde. In
meiner Rechnung ging es immer nur um den Kapitalwert, der für die Produktion
der einzelnen Ware notwendig ist, und dieser nimmt in der Tat ab (auch
Schlosser gibt zu, dass die Herstellungskosten der einzelnen Ware sinken
sollen). Der gesamte investierte Kapitalwert ist aber, wenn wir vom
fixen Kapital abstrahieren (was auch Marx meistens so macht, weil er weiß, dass
dessen Berücksichtigung nichts am Ergebnis ändert, sondern lediglich die
Rechnungen verkompliziert) gleich dem Kapitalwert für die einzelne Ware
multipliziert mit der Anzahl der Waren. Wird die Anzahl der produzierten Waren
ausgedehnt (und häufig ist dies eine Bedingung, um die bessere Maschinerie
überhaupt nutzen zu können), dann steigt der gesamte investierte Kapitalwert, obwohl
der für die Produktion der einzelnen Ware notwendige Kapitalwert sinkt.
Schlossers Entdeckung meiner merkwürdigen Vorstellung von Kapitalismus
reduziert sich also darauf, dass er zwei elementare Begriffe - den Kapitalwert
je Produkt und den Gesamtwert des investierten Kapitals - nicht auseinander
hält.
Aber auch abgesehen
von dieser Konfusion gilt: Für die Profitrate hilft der Verweis auf die mit dem
Umsatz steigende Größe des investierten Kapitals nicht weiter. Der steigende
Umsatz wird nämlich in der Regel von einer Vermehrung der Mehrwertmasse
begleitet (wie auch Schlosser an einer Stelle anmerkt). Für die Profitrate
heißt das: ein steigender Nenner (zunehmendes investiertes Kapital) geht mit
einem steigenden Zähler (zunehmende Mehrwertmasse) einher. Um aber eine Aussage
über die Profitrate machen zu können, müssten wir wissen, wer schneller steigt,
Zähler oder Nenner und genau das wissen wir eben nicht.
Gemäß den Regeln der
Bruchrechnung schlicht falsch ist es auch, wenn Schlosser schreibt: „Ob bei
erhöhter organischer Zusammensetzung des Kapitals die Profitrate steigt oder
fällt, hängt entscheidend davon ab, ob das Gesamtkapital größer wird oder
nicht, ob also der Umsatz steigt oder fällt.“ Ob bei erhöhter organischer
Zusammensetzung des Kapitals die Profitrate steigt oder fällt, hängt
davon ab, wie stark die Mehrwertrate steigt (vgl. oben Abschnitt I), von
der Höhe des Umsatzes hängt dagegen die Mehrwertmasse ab. D.h. Schlosser
wirft hier ganz offensichtlich die beiden verschiedenen, oben genannten Formeln
für die Profitrate (Mehrwertmasse im Verhältnis zum vorgeschossenen Kapital
bzw. Mehrwertrate im Verhältnis zu Wertzusammensetzung plus 1) durcheinander.
Überraschenderweise
scheint Robert Schlosser aber zu glauben, die Profitrate sei sowieso nicht
weiter wichtig. Er schreibt: „Die wirklichen Kapitalisten haben aber eh mehr
Interesse an dem, was hinten herauskommt (m) als an dem, was sie vorne
hineinstecken (c+v). Sie tun das, was erforderlich ist, um m zu vergrößern“.
Wenn dies zuträfe, dann wären die Kapitalisten nicht an maximaler
Kapitalverwertung, also einer maximalen Profitrate m/(c+v) interessiert,
sondern an einer maximalen Mehrwert- bzw. Profitmasse m - die sie mit
beliebig großem Kapitalaufwand erkaufen. Dies wäre nun in der Tat ein ziemlich
merkwürdiger Kapitalismus.
Ich will den
Konfusionen in Schlossers Text nicht weiter folgen, nur ein Punkt sei noch
erwähnt. Marx war davon ausgegangen, dass die neuen verbesserten Maschinen
stets teurer sind als die alten. Diese Annahme lässt sich zwar durch eine
Vielzahl von Beispielen stützen, doch ist kein Argument ersichtlich, dass dies notwendigerweise
immer so sein muss. In der „Wissenschaft vom Wert“ hatte ich als Gegenbeispiel
die Entwicklung der Computer angeführt, wo (bisher jedenfalls) die neuen
leistungsfähigeren Geräte nach einer Weile stets billiger waren als die alten.
Zu diesem Argument schreibt Schlosser:
„Gegen Marx, der
davon ausging dass das neue fixe Kapital in der Gestalt der Maschinerie trotz
Produktivkraftsteigerung teurer bleibe als die alte, führt er das lächerliche
Beispiel der Verbilligung der Computer an. Dazu ist erstens zu sagen, dass sich
die Entwicklung der Produktivkraft bei den Computern (ähnlich wie bei Autos und
anderer Hightech) nicht im Preisverfall ausdrückt, sondern darin, dass immer
leistungsfähigere Geräte für das gleiche Geld zu haben sind.“
Lächerlich scheint
mir hier vor allem die Unwilligkeit zu sein, selbst einfachste Fakten zur
Kenntnis zu nehmen. Wer vor ca. 3-4 Jahren einen PC mittlerer Leistung kaufte,
erhält heute für wenig mehr als die Hälfte des damaligen Verkaufspreises einen
Rechner mit in jeder Hinsicht besseren Leistungsmerkmalen, was sich unschwer
durch das Studium entsprechender Anzeigen und Preislisten bestätigen lässt.
In meiner Kritik am
Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate habe ich das Argument, dass die
neue verbesserte Maschine auch absolut billiger sein kann als die alte
Maschine, nicht benutzt. Im Moment ist dies auch eher die Ausnahme. In meinen
Rechnungen hatte ich genauso wie Marx angenommen, dass die verbesserte Maschine
teurer ist als die alte, so dass Wertzusammensetzung des Kapitals und
Wertabgabe an das Produkt steigen (eine Annahme, die, wie ich gezeigt habe,
aber nicht ausreicht, um den Profitratenfall schlüssig zu begründen). Angeführt
hatte ich die von Schlosser so heftig bekämpften Überlegungen nur deshalb, um
vor genau der Ignoranz einfachster empirischer Sachverhalte zu warnen, wie sie
leider auch von Robert Schlosser demonstriert wurde.