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Mao Tse-tung
Für das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas entworfene interne Weisung
Verstärkt voneinander lernen, Sturheit und Engstirnigkeit, Arroganz und Selbstzufriedenheit überwinden
(13. 12. 1963)

Zum Studium wird hiermit an Euch ein vom 6. November 1963 datierter Bericht der Genossen Li Ruìshan und Hua Guofeng vom Provinzparteikomitee Hunan über ihre Besichtigung der landwirtschaftlichen Produktion in Guandong zusammen mit einer Anweisung des Provinzparteikomitees Hunan vom 7. Dezember 1963 verteilt. Das Zentralkomitee ist der Ansicht, dass das Verhalten und die Methode, bescheiden von den ausgezeichneten Erfahrungen anderer Provinzen, Städte und Bezirke zu lernen, sehr gut sind und eine wichtige Methode zur Entwicklung von Wirtschaft, Politik, Ideologie, Kultur, Militärwesen und Parteiarbeit darstellen.

[Renmin Ribao, 9.9.77]


Sturheit und Engstirnigkeit, Arroganz und Selbstzufriedenheit, bei der Arbeit in der von einem selbst verwalteten Region nicht die marxistische dialektische analytische Methode (eins teilt sich in zwei; es gibt sowohl Erfolge als auch Mängel und Fehler) anwenden, nur den Bereich der Erfolge, nicht jedoch den der Mängel erforschen, nur lobende Worte, nicht jedoch Worte der Kritik zu hören wünschen, sehr selten Interesse zeigen, die Arbeit auswärtiger Provinzen, Städte und Bezirke sowie anderer Einheiten bescheiden einer Beobachtung zu unterziehen, um sie mit der Situation in der eigenen Provinz, Stadt, dem eigenen Bezirk und der eigenen Einheit in Verbindung zu bringen und diese zu verbessern, sich ewig auf die enge Welt seines eigenen Bezirkes, seiner eigenen Einheit beschränken, seinen Gesichtskreis nicht zu erweitern vermögen, und nicht wissen, dass es auch noch andere, neue Universen gibt: das nennt man die "Überheblichkeit des kleinen Königreiches Yelang". Ausländern, Leuten aus anderen Gegenden oder vom Zentralkomitee herunter geschickten Leuten zeigt man nur das Gute, aber nicht das Schlechte, spricht mit ihnen nur über die Erfolge, nicht jedoch über die Mängel und Fehler, und wenn, dann nicht tiefgehend; man tut sie mit wenigen oberflächlichen Sätzen ab. Das Zentralkomitee hat den Genossen gegenüber wiederholt dieses Problem zur Sprache gebracht. Als Kommunist muss man über das marxistische dialektische Denken dieser Zweiteilung in Erfolge und Mängel, wahr und falsch verfügen. Die Dinge (Wirtschaft, Politik, Ideologie, Kultur, Militärwesen, Partei usw.) entwickeln sich stets in einem Prozess vorwärts. Und jeder Prozess entwickelt sich durch wechselseitige Verbundenheit und gegenseitigen Kampf zwischen seinen beiden im Widerspruch stehenden Seiten. Dies sollte allgemeines Grundwissen eines Marxisten sein. Sehr viele Genossen der zentralen und lokalen Ebenen wenden jedoch nur selten diesen Gesichtspunkt beim Nachdenken und bei der Arbeit an, in ihren Köpfen existiert über lange Zeit eine metaphysische Denkweise, von der sie sich nicht lösen können. Die so genannte Metaphysik besteht darin, die Wahrheit zu leugnen, dass es bei den Dingen Einheit der Gegensätze sowie Kampf der Gegensätze nach der Methode 'eins teilt sich in zwei' gibt und dass widersprüchliche, im Gegensatz stehende Dinge unter bestimmten Bedingungen ineinander übergehen und in ihr Gegenteil umschlagen. Das bedeutet, dass man stur und engstirnig, arrogant und selbstzufrieden ist, nur die Erfolge und nicht die Mängel sieht, nur gewillt ist, schöne Worte, nicht jedoch Worte der Kritik anzuhören, nicht selbst zu Kritik bereit ist (gegenüber sich selbst die Methode 'eins teilt sich in zwei' anzuwenden) und noch mehr die Kritik anderer Leute fürchtet.

Es ist ganz offensichtlich, dass es unter den dutzenden Ministerien der Zentralregierung einige gibt, die bessere Arbeit leisten und einen besseren Arbeitsstil haben, zum Beispiel das Ministerium für Erdölindustrie. Die anderen Ministerien wissen das ganz genau, verschließen aber geflissentlich die Augen und haben sich nie die Mühe gemacht, sie aufzusuchen, ihre Erfahrungen zu studieren und ihren Rat einzuholen. Es ist ganz offensichtlich, dass es unter den verschiedenen von einem Ministerium verwalteten Betrieben und Unternehmen sehr viele Fabriken und Bergwerke, Betriebe, Unternehmen und wissenschaftliche Forschungsinstitutionen sowie deren Mitarbeiter gibt die recht gute Arbeit leisten. Oben hat man jedoch keine Ahnung davon und kann den Leuten daher auch nicht vorschlagen, von welchen Einheiten sie lernen sollen.

Genossen, wenn das Zentralkomitee hier von Genossen, die metaphysische Fehler begehen, spricht, dann meint es nur einige, nicht aber alle. Nichtsdestoweniger muss festgehalten werden, dass eine große Zahl guter Genossen von solchen Genossen auf hohen Posten und mit hohen Bezügen, die sich Ansehens und Wohlstands erfreuen, arrogant und selbstzufrieden, stur und engstirnig sind und zur bürgerlichen Metaphysik neigen, mit anderen Worten, von Bürokraten niedergehalten wird. Diese Situation muss nun geändert werden. Man muss jenen Genossen, die nicht bescheiden und gewissenhaft den eigenen Ort, die eigene Einheit und die eigene Person sowie andere Orte, andere Einheiten und andere Personen analysieren und die dialektische Analysemethode des Marxismus ablehnen, kameradschaftlich Ratschläge geben und sie kritisieren, um diesem unguten Zustand abzuhelfen. Die Methode, sich die guten Erfahrungen, den guten Arbeitsstil und die guten Methoden anderer Ministerien, Provinzen. Städte, Bezirke und Einheiten anzueignen, sei als System festgelegt. Es handelt sich hier um ein wichtiges Problem, ich bitte euch, darüber zu diskutieren. Später soll es auch auf Arbeitskonferenzen und auf der Plenartagung des Zentralkomitees diskutiert werden. Das Provinzparteikomitee von Hunan hat früher eine Zeitlang keine Untersuchungen und Forschungen durchgeführt und den unteren Ebenen subjektivistisch viele Anweisungen erteilt. Vieles wurde von oben her befohlen, aber nur wenig drang über die wahren Verhältnisse von unten nach oben. Daher kam es zu einer Absonderung von den Massen und es entstanden große Schwierigkeiten. Seit 1961 begannen sie sich zu ändern, und die Lage hat sich merklich verbessert. Aber trotzdem sind sie der Ansicht, dass sie bei weitem noch nicht an Guangdong und Shanghai herankommen. Daher entsandten sie eine große Zahl von Kadern der Provinz , Gebiets und Kreisebene sowie von Kadern der Provinz und Städte in zwei Untersuchungsgruppen gesondert nach Guangdong und Shanghai zum Studium. Beachtet dies und überlegt bitte, ob ihr genauso handeln könnt. Das Zentralkomitee ist der Ansicht, dass das gemacht werden kann und muss. Wenn ihr anderer Ansicht seid, so äußert dies bitte.

Wenn man den Satz "Hochmut kommt vor dem Fall, Bescheidenheit wird belohnt" vom Standpunkt des Proletariats und von den Interessen des Volkes aus betrachtet, so stellt er eine Wahrheit dar.

1) Arroganz und Selbstzufriedenheit können unter allen möglichen Umständen Lind in allerlei verschiedenen Formen entstehen und gedeihen. Jedoch allgemein gesprochen entsteht und gedeiht das Gefühl der Arroganz und Selbstzufriedenheit für gewöhnlich leichter unter den Umständen des Sieges. Dies rührt daher, dass man in Zeiten von Schwierigkeiten im allgemeinen leichter die eigenen Mängel entdeckt und auch verhältnismäßig achtsam ist. Wenn objektive Schwierigkeiten vor einem liegen, geht es ohne Bescheidenheit und Achtsamkeit nun mal nicht, aber jedes Mal wenn ein Sieg errungen ist, pflegen sich Leute bei einem zu bedanken oder einen zu loben, sogar frühere Feinde wenden sich einem wieder zu und suchen sich nach Kräften einzuschmeicheln; deshalb kann einem der Sieg leicht zu Kopfe steigen, man kann den Boden unter den Füßen verlieren, man meint dann tatsächlich, "das Reich wird von jetzt an gefestigt sein". Unsere Partei ist sich zutiefst bewusst, dass der Bazillus von Arroganz und Selbstzufriedenheit umso leichter die Partei befällt, je siegreicher die Zeiten sind.

2) Eine Art des Gefühls von Arroganz und Selbstzufriedenheit entsteht unter den Umständen des Sieges. das heißt der Sieg verwirrt den Kopf, man hält sich selbst für unübertrefflich, eine andere Art entsteht in der alltäglichen Situation ohne besondere Siege aber auch ohne besondere Niederlagen, in der man sich oft mit dem Hinweis auf zwar ungenügende Leistungen im Vergleich zu den Besten aber einem kleinen Vorsprung gegenüber den Schlechtesten selbst beruhigt und seine mangelnde Fortschrittlichkeit entschuldigt; man versteht es außerdem, sich an Gedanken wie "Es sind zwar keine Verdienste zu verzeichnen, aber wir haben uns doch wenigstens Mühe gegeben", "Man schuftet viele Jahre als Schwiegertochter, bis man Schwiegermutter wird" usw. zu berauschen; eine weitere Art entsteht unter rückständigen Verhältnissen. Obwohl man nämlich bereits zurückgefallen ist, ist man dennoch arrogant und meint: "Obwohl wir unsere Arbeit nicht gut getan haben, so ist sie doch immer noch etwas besser als früher", "Der und der Genosse bzw. die und die Einheit sind nicht so gut wie wir!" Immer wenn man mit seiner Geschichte prahlt, vergehen keine drei Sätze, ohne dass man mit hellauf begeisterter Miene sagt: "Wenn ich an jenes Jahr denke ...".

3) Es genügt, dass wir die Kraft der Massen nur ein wenig außer acht lassen, um arrogant zu werden; es genügt, dass sich unser Blickfeld nur ein wenig verengt, so dass wir nur die Teilsituation, nicht aber das Ganze sehen, um arrogant zu werden; es genügt, dass unsere subjektive Erkenntnis hinter der objektiven Entwicklung der Dinge zurückbleibt, um arrogant zu werden, es genügt, dass wie die Erfolge nur ein wenig zu hoch einschätzen, um arrogant zu werden.

4) Das Gefühl der Arroganz und Selbstzufriedenheit leitet sich in seinem Wesen vom Standpunkt des Individualismus ab, gleichzeitig nährt es auch den Individualismus und lässt ihn gedeihen, daher ist das Wesen der Arroganz der Individualismus.

5) Auf seine Klassenherkunft hin analysiert, handelt es sich bei Arroganz und Selbstzufriedenheit im wesentlichen um Denken der Ausbeuterklassen und in zweiter Linie um Denken von Kleinproduzenten.

6) Was die Kleinproduzenten angeht, so weisen sie, wenn man davon ausgeht, dass ihr Status der von Werktätigen ist, zahlreiche gute Eigenschaften auf: sie sind arbeitsam und schlicht, hart im Nehmen und achtsam, und sie suchen die Wahrheit in den Tatsachen, wenn man jedoch davon ausgeht, dass ihr Status der von kleinen Privateigentümern ist, dann sind sie individualistisch, und was noch wichtiger ist, da ihre Arbeitsbedingungen und Arbeitsformen rückständige Produktionswerkzeuge darstellen, ihre Betriebsführung verstreut ist, ihr Blickfeld eng und ihr Wissen gering ist, vermögen sie häufig nicht, die Kraft des Kollektivs wahrzunehmen, sondern sehen nur die Kraft des Individuums. Außerdem sind sie auch leicht zufrieden gestellt; wenn sie winzige Erfolge erzielt haben, können bei ihnen Gedanken vom Schlage "Das war nicht schlecht", "Das war auch Spitzenklasse" entstehen.

7) Arroganz und Selbstzufriedenheit entstehen auf der Basis der bürgerlichen idealistischen Weltanschauung, sie können bewirken, dass die Haltung, die jemand bei der Betrachtung der objektiven Dinge um sich herum einnimmt, oftmals dein Gesetz der Entwicklung der Dinge zuwiderläuft und ihn auf den Weg der Niederlage führt. Die Geschichtsschreibung der Materialisten weist nach, dass die Geschichte der gesellschaftlichen Entwicklung nicht die Geschichte einzelner Helden, sondern die Geschichte der werktätigen Massen ist. Arrogante und selbstzufriedene Leute jedoch stellen stets die Rolle des Individuums übertrieben dar, erheben Anspruch auf Verdienste, sind eingebildet und unterschätzen die Kraft der Massen.

8) Deshalb sind Arroganz und Selbstzufriedenheit in ihrem Wesen antimarxistisch leninistisch und gegen die Weltanschauung des dialektischen Materialismus und des historischen Materialismus der Partei gerichtet.

9) Arrogante und selbstzufriedene Menschen vermögen häufig nicht unerbittlich gegenüber ihren eigenen Mängeln zu sein. Einerseits suchen sie ihre eigenen zahlreichen Mängel zu verbergen, andererseits versuchen sie überdies, die zahlreichen Vorzüge anderer zu verwischen. Sie stellen oft Vergleiche zwischen den Mängeln anderer und ihren eigenen Vorzügen an, um sich selbst eine klammheimliche Freude zu bereiten. Angesichts der Vorzüge anderer meinen sie aber wieder "daran ist doch nichts Außergewöhnliches", "damit ist es nicht weit her".

10) In Wirklichkeit werden die erzielten Ergebnisse umso schlechter, je höher man sich einschätzt. Das große russische Literaturgenie Lev Tolstoi hat einmal scherzhaft gesagt: "Ein Mensch gleicht einer Bruchzahl, seine wirkliche Begabung gleicht dem Zähler, und seine Selbsteinschätzung gleicht dem Nenner je größer der Nenner ist, desto kleiner ist der Wert des Bruches."

11) Bescheidenheit das ist eine Tugend, die jeder in der Revolution Tätige aufweisen muss. Denn Bescheidenheit nützt der Sache des Volkes, während Arroganz und Selbstzufriedenheit die Sache des Volkes in die Niederlage führt, deshalb ist Bescheidenheit auch ein Kennzeichen der Verantwortung gegenüber der Sache des Volkes.

12) Will man jemanden wirklich einen in der Revolution Tätigen nennen, der dieser Bezeichnung gerecht wird, dann muss er die beiden folgenden Punkte erfüllen: Zunächst muss er das Schaffen der Massen ehren und gewillt sein, die Meinung der Massen anzuhören; er muss sich selbst als ein Mitglied der Massen betrachten und ganz ohne eigensüchtige, eigennützige Absicht, ganz ohne die eigene Rolle hervorzustreichen, ehrlich und aufrichtig für die Massen arbeiten. Dieser Geist ist eben der von Herrn Lü Xün erwähnte Geist, "gebeugten Hauptes willig der Ochse für die Kinder" zu sein, das eben ist die Tugend der Bescheidenheit.

13) Weiter muss er einen unbeugsamen, ewig vorwärts strebenden Geist aufweisen jederzeit einen klaren Kopf bewahren, neuartigen Dingen gegenüber eine scharfe Empfindungsgabe und ein umsichtiges Denkvermögen besitzen.

Deshalb müssen sie von Anfang bis Ende eine bescheidene Haltung bewahren, dürfen im Sieg nicht eingebildet und in der Niederlage nicht verzagt sein, nicht nach unverdientem Lorbeer streben und sich nicht mit der eigenen Leistung zufrieden geben. Dieser Geist ist der Geist des Suchens der Wahrheit in den Tatsachen, die erhabene Tugend der Bescheidenheit.

14) Wenn jemand aus der Arbeit, aus dem Leben und aus den anderen realen Kämpfen lernt. häufig die eigenen Fehler und Mängel zusammenfasst, das Gefühl der Arroganz und Selbstzufriedenheit unerbittlich und fest entschlossen bekämpft und völlig vorbehaltlos danach strebt, es zu überwinden, dann ist er vollkommen dazu imstande, sich zu einem Menschen zu stählen, der die Tugend der Bescheidenheit aufweist.

15) Derjenige, der wirklich die erhabene Eigenschaft der Bescheidenheit aufweist, muss ein Mensch sein, der voller Enthusiasmus und bedingungslos für die Sache der Partei, des Volkes und des Kollektivs mit unverrückbarer Treue aktiv arbeitet. Denn er arbeitet nicht, um sich selbst ins Licht zu rücken, und auch nicht, um irgendwelche Auszeichnungen Und Ehrentitel zu empfangen, seine Motive beinhalten keinerlei eigensüchtige, eigennützige Wünsche und Forderungen, sondern er strebt mit ganzem Herzen danach, das Glück und das Wohl des Volkes herbeizuführen, deshalb vertieft er sich stets angestrengt in Arbeit, die der revolutionären Sache der Partei und des Volkes Nutzen bringt, 'zeigt sich' niemals 'in der Öffentlichkeit' und ist niemals auf seine eigene Stellung, sein eigenes Ansehen, seine eigene Behandlung bedacht, er rühmt sich niemals vor anderen Leuten seiner eigenen Verdienste Lind Erfolge und räumt diesen Verdiensten und Erfolgen in seinem Herzen auch keinen Platz ein: das, worüber er unter Aufbietung seiner ganzen Energie nachdenkt, ist die Frage, wie er noch besser für das Volk arbeiten kann.

16) Warum muss ein wahrer Kollektivist an sich selbst die Forderung stellen, die Tugend der Bescheidenheit aufzubringen?

Erstens: Weil er begreift, dass das Erlangen all seines Wissens und seiner Erfolge, obwohl er auch bis zu einem gewissen Grade dazu beigetragen hat, hauptsächlich doch auf die die Bemühungen der Massen zurückzuführen ist, ohne die Bemühungen und die Unterstützung der Massen hätte er kein Wissen erlangen können, hätte er auch keine Erfolge in der Arbeit erzielen können, Als Kollektivist ist er der Ansicht, dass man die Verdienste der Massen nicht verwischen darf, dass man die Vorzüge anderer nicht als die seinigen ausgeben und nicht nach den Verdiensten anderer gieren darf, deshalb ist er der Ansicht, dass Einbildung und Arroganz etwas Beschämendes sind.

Zweitens: Weil er begreift, dass das bisschen Wissen, welches er sich angeeignet hat, und das bisschen Arbeit, das er geleistet hat, innerhalb der gesamten Schatzkammer allen Wissens sowie innerhalb aller revolutionären Arbeit lediglich "ein Getreidekörnchen im Ozean" darstellt und überaus winzig ist, zumal das revolutionäre Wissen und die revolutionäre Arbeit sich ebenfalls fortwährend entwickeln. Da er ein Kollektivist ist, muss er sein wertvolles Leben darauf verwenden, in größtem Ausmaß Wissen zu erlangen, das für das Volk von Nutzen ist, muss in größtem Ausmaß für das Volk seine eigenen Kräfte einsetzen. Deshalb ist er der Meinung, dass man nicht stur und engstirnig sein und sich selbst das Tor zum Fortschritt versperren darf.

Drittens: Weil die gesamte revolutionäre Sache einer großen Maschine gleicht, die aus allen Arten von großen und kleinen Rädern, Schrauben, Stahlrahmen und anderen Maschinenteilen zusammengesetzt und aufgebaut ist, bleibt jeder auf den anderen angewiesen. Da er ein Kollektivist ist, muss er aus eigenem Bewusstsein die Arbeit und die Leistungen eines jeden Menschen ehren, genauso wie man die eigene Arbeit und die eigenen Erfolge ehrt. Um die revolutionäre Arbeit noch besser zu leisten, muss er die eigene Arbeit eng mit der Arbeit anderer Leute verbinden. Er spürt, dass er sich nicht vom Kollektiv trennen kann, er liebt seine Kameraden heiß. Deshalb nimmt er zwangsläufig im Umgang mit Menschen und Dingen eine bescheidene Haltung ein und wirft sich nie irgendjemandem gegenüber in die Brust.

Viertens: Weil er weiß, dass das Blickfeld eines Menschen oftmals eng ist und der Bereich, den man überblickt, stets begrenzt bleibt, dass jedoch der Bereich der revolutionären Arbeit und des revolutionären Wissens weit und inhaltlich überaus reichhaltig, überaus kompliziert ist, begreift er umso besser, dass jeder Mensch unvermeidlich einige Mängel aufweist und einige Fehler begehen kann Lind dass er diese Mängel und Fehler darüber hinaus häufig selbst gar nicht einmal voll erfasst. Da er ein Kollektivist ist, muss er, um die revolutionäre Arbeit gut zu erledigen und seiner Verantwortung gegenüber dem Volk zu genügen, an sich selbst die Forderung stellen, tiefere und breitere Einsicht zu gewinnen, er muss von sich verlangen, rechtzeitig die eigenen Mängel und Fehler aufspüren zu können und sie schleunigst zu korrigieren.

Deshalb muss er bescheiden sein, demütig von anderen lernen, sie um Belehrung bitten und die Kritik anderer Leute an sich aufrichtig willkommen heißen.

Hieraus kann man ersehen, dass jemand, der wirklich von den Interessen des Kollektivs ausgeht, den Geist der Bescheidenheit aufweisen muss, dass die Bescheidenheit in Wirklichkeit die konzentrierte Widerspiegelung von hochgradigem revolutionären Enthusiasmus, von einem starken Massenstandpunkt und einem ausgeprägten Geist des Vorwärtsstrebens sowie der wissenschaftlichen Haltung des Suchens der Wahrheit in den Tatsachen ist.

17) Eine andere ganz grundlegende Methode, Arroganz und Selbstzufriedenheit zu überwinden und die Eigenschaft der Bescheidenheit auszubilden, besteht darin, dass man sich um die Erhöhung des eigenen kommunistischen Bewusstseins bemüht, d.h. man muss das Studium der marxistisch leninistischen Theorie verstärken. Warum?

18) Weil die marxistisch leninistische Theorie uns helfen kann, die Welt wissenschaftlich zu erkennen, das gegenseitige Verhältnis von Individuum und Massen, Individuum und Kollektiv, Individuum und Organisation. Individuum und Partei zu erkennen.

Korrekte Erkenntnis der Rolle der Volksmassen und des Individuums im revolutionären Kampf.

Das werktätige Volk ist der Schöpfer des gesellschaftlichen Reichtums und die grundlegende Kraft im revolutionären Kampf. Wenn wir in China eine sozialistische und kommunistische Gesellschaft errichten wollen, so ist dies nur möglich, wenn wir uns hierbei auf die unendliche Schöpferkraft der Arbeiterklasse sowie der unter der Führung ihrer Vorhut befindlichen Hunderte von Millionen zählenden werktätigen Bevölkerung stützen. Was das Individuum betrifft, so stellt es innerhalb der revolutionären Sache lediglich ein winzig kleines Schraubchen dar. Der Marxismus-Leninismus sagt uns: Jede Errungenschaft ist die Kristallisation kollektiver Kraft, das Individuum ist vom Kollektiv nicht zu trennen, wenn das Individuum etwas zu unternehmen gedenkt, ohne dass die Führung durch die Partei vorliegt, ohne dass es die Unterstützung der Organisation und der Volksmassen besitzt, so wird es keinen Schritt vorankommen und nichts zustande bringen. Wenn wir wirklich die Rolle der Volksmassen und des Individuums in der Geschichte sowie ihr gegenseitiges Verhältnis gründlich begreifen, dann werden wir aus eigenem Bewusstsein heraus bescheiden.

Denn die Theorie des Marxismus Leninismus vermag unsere Erkenntnis bezüglich der Zukunft und der Richtung, die einzuschlagen ist, zu erhöhen, unser Blickfeld zu erweitern und die Befreiung unserer Gedanken aus dem engen Rahmen herbeizuführen. Wenn man mit seinen Augen nur das wahrnimmt, was einem vor Füßen liegt, und nicht die hohen Berge und das weite Meer sehen kann, ähnelt man in seiner Haltung, sich selbst ungewöhnlich wichtig zu finden, dem "Frosch am Boden des Brunnens". Aber wenn man den Kopf aufrichtet und die Größe des Kosmos, die Unendlichkeit der Wandlungen der Dinge, die Großartigkeit der Unternehmungen der Menschheit sowie die Vielfalt der Talente und die Unbegrenztheit des Wissens erblickt, dann wird man bescheiden. Die Sache, die wir verfolgen, ist eine Himmel und Erde erschütternde große Sache; wir dürfen nicht nur die Arbeit und das Glück sehen, die vor unseren Augen liegen, sondern müssen die gesamte, weitreichende, umfassende Arbeit und das gesamte, weitreichende, umfassende Glück sehen. Der Marxismus Leninismus hilft uns, dieses Denken von Kleinproduzenten Selbstzufriedenheit aufgrund winziger Erfolge, winziger Siege zu überwinden und fördert unseren Wunsch, unermüdlich nach Fortschritt zu streben gleichzeitig kann er auch helfen, die idealistische, subjektivistische Denkweise zu überwinden.

19) Bescheidenheit und Minderwertigkeitsgefühl sind keine Synonyme. Bescheidenheit bedeutet keineswegs, sich selbst gering einzuschätzen. Denn Bescheidenheit ist an sich eine Haltung des Suchens der Wahrheit in den Tatsachen, sie ist ein Kennzeichen fortschrittlichen Geistes, der der objektiven Wirklichkeit ins Auge sieht. Minderwertigkeitsgefühl dagegen ist ein Kennzeichen dafür, dass man nicht die Wahrheit in den Tatsachen sucht, dass es einem an Selbstvertrauen mangelt und dass man vor Schwierigkeiten zurückschreckt.

Minderwertigkeitsgefühl und Selbstüberschätzung sowie Überheblichkeit und Arroganz sind gleichermaßen falsch, ihre geistige Grundlage bildet das subjektivistische Denken, es sind zwei Arten von extrem subjektivistischen Einschätzungen der eigenen Person. Jene überheblichen und arroganten Personen sind von der objektiven Praxis getrennt, sie schätzen sich selbst allzu hoch ein, stellen die eigenen Fähigkeiten und die eigene Rolle übertrieben dar, daher betrachten sie sich stets als überlegen, halten sich für außergewöhnlich, sie schreiten daher nicht weiter vorwärts und vermögen ebenfalls keine neuartigen Dinge mehr aufzunehmen. Infolgedessen werden sie unweigerlich Fehler begehen. Obwohl jene mit Minderwertigkeitsgefühlen beladene Menschen oberflächlich gesehen das Gegenteil der überheblichen Menschen darstellen, sind sie doch gleichermaßen von der objektiven Wirklichkeit getrennt, sie schätzen sich allzu niedrig ein, sie haben vergessen, dass sie noch Anstrengungen unternehmen können, sich selbst zu erhöhen, dass sie sich in ihrer Arbeit stählen können, sie setzen die Funktion, die sie selbst in der revolutionären Sache ausüben und ausüben können, übermäßig herab. Folglich verlieren sie ihren Mut und ihr Selbstvertrauen, voranzuschreiten, und lassen in ihrem Kampfeswillen nach.

Zusammengefasst handelt es sich sowohl bei prahlerischer Überheblichkeit als auch bei Minderwertigkeitsgefühlen um eine falsche Einschätzung der eigenen Funktion innerhalb der revolutionären Sache, um eine nicht die Wahrheit in den Tatsachen suchende, unwissenschaftliche Einstellung. Deshalb sind diese Eigenschaften alle falsch, sie vermögen alle der revolutionären Sache Schaden zuzufügen.

Daher müssen wir nicht nur der Arroganz und Selbstzufriedenheit, prahlerischer Überheblichkeit und dergleichen Eigenschaften entschlossen entgegentreten, sondern müssen darüber hinaus eine scharfe Trennungslinie zwischen Bescheidenheit und Minderwertigkeitsgefühlen ziehen, um zu vermeiden, dass wir von einem Extrem in das andere geraten.

Mao Zedong Texte. Herausgeben von Helmut Martin, Hanser Verlag, München/ Wien 1982, Fünfter Band 1961 - 1964, S. 160 - 162



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