Das Geld steht als "letztes Produkt der Warenzirkulation" zugleich in Gegensatz zu dieser. Als selbständiges Dasein des Tauschwerts, in seiner Bestimmung als absolute Ware widerspricht es einer Bewegung, in der es sich als Mittel der Metamorphose der Waren unterordnet. Soll das Geld als solches wirklich Zweck der Zirkulation sein und als Überschuß über die in ihr zirkulierenden Warenwerte festgehalten werden, bedarf es einer Form der Zirkulation, in der das Geld Ausgangspunkt und Resultat der Bewegung ist, der Formwechsel von Ware und Geld nicht letzteres verschwinden macht, sondern es erhält: G-W-G[1].
"Geld als Geld und Geld als Kapital unterscheiden sich zunächst nur durch ihre verschiedne Zirkulationsform. Die unmittelbare Form der Warenzirkulation ist W-G-W, Verwandlung von Ware in Geld und Rückverwandlung von Geld in Ware, verkaufen um zu kaufen. Neben dieser Form finden wir aber eine zweite, spezifisch unterschiedne vor, die Form G-W-G, Verwandlung von Geld in Ware und Rückverwandlung von Ware in Geld, kaufen um zu verkaufen. Geld, das in seiner Bewegung die letztre Zirkulation beschreibt, verwandelt sich in Kapital und ist schon seiner Bestimmung nach Kapital" (MEW 23/151 f.).
Die erste Bestimmung des Kapitals liegt in der spezifischen Form der Zirkulation. Zwar finden sich auch hier zwei entgegengesetzte Phasen, W-G, Verkauf, und G-W, Kauf. "Was jedoch die beiden Kreisläufe… von vornherein scheidet, ist die umgekehrte Reihenfolge derselben entgegengesetzten Zirkulationsphasen" (MEW 23/163). Da der Zweck und das Resultat der Bewegung hier im Geld liegt, eigentlich Austausch von Geld gegen Geld stattfindet, vermittelt nicht das Geld, sondern die Ware den Prozeß. Der Geldbesitzer "entläßt das Geld nur mit der hinterlistigen Absicht, seiner wieder habhaft zu werden. Es wird daher nur vorgeschossen" (MEW 23/163). In der Absicht des Kapitalisten, der das Geld nicht ausgibt, um sich Gegenstände der Konsumtion zu verschaffen, sondern um Geld zurückzuerhalten, ist der Tauschwert selbst "als treibendes Motiv und bestimmender Zweck" (MEW 23/164) offensichtlich. Zugleich ist damit der Bewegung des Kapitals derselbe Widerspruch eigen, den wir in der Bestimmung des Geldes als Geld vorfinden. Liegt im Wert als der abstrakten Form des gesellschaftlichen Reichtums der Zweck des Kreislaufs G-W-G, so erscheint die quantitative Bestimmtheit seines Resultats immer auch als Beschränkung. Hier, wo ein Geldquantum bereits vorhanden ist und auch als solches den Ausgangspunkt der Bewegung darstellt, wäre die Rückkehr des Geldes zu sich selbst in derselben Größe demnach eine Wiederherstellung dieser Beschränktheit. Schon vorhandenes Geld gegen sich selber einzutauschen, "scheint eine ebenso zwecklose als abgeschmackte Operation"[2]. Insofern der Wert den Inhalt des Prozesses ausmacht, ist seine Vermehrung die notwendige Konsequenz:
"Der ursprünglich vorgeschoßne Wert erhält sich daher nicht nur in der Zirkulation, sondern in ihr verändert sich seine Wertgröße, setzt einen Mehrwert zu, oder verwertet sich. Und diese Bewegung verwandelt ihn in Kapital" (MEW 23/165).
Geht aus der Identität des Anfangs‑ und Endpunktes dieses Kreislaufs hervor, daß die in ihm beschriebene Bewegung endlos ist (MEW 23/166), verleiht ihr die Differenz, welche sie hervorbringen muß, die Bestimmung der Maßlosigkeit:
"…die Verwertung des Werts existiert nur innerhalb dieser stets erneuerten Bewegung. Die Bewegung des Kapitals ist daher maßlos" (MEW 231167).
Der Inhalt des Formwechsels von Ware und Geld liegt damit auch nicht mehr im Festhalten des Geldes als sachlicher Existenzweise des Werts; von seiner Erhaltung als dem selbständigen Dasein des abstrakten Reichtums her wird seine Vermehrung nötig, womit das Geld selbst zum bloßen Moment einer Bewegung herabsinkt, die der Wert durchläuft und als die er Kapital ist:
"Der Wert wird also prozessierender Wert, prozessierendes Geld und als solches Kapital" (MEW 23/170)[3].
Die Zirkulationsform des Kapitals, G-W-G', macht also Ware und Geld zu bloßen Durchgangsstufen des Verwertungsprozesses, wobei "das Geld seine allgemeine, die Ware seine besondre, sozusagen nur verkleidete Existenzweise" (MEW 23/168) ist:
"Wenn in der einfachen Zirkulation der Wert der Waren ihrem Gebrauchswert gegenüber höchstens die selbständige Form des Geldes erhält, so stellt er sich hier plötzlich dar als eine prozessierende, sich selbst bewegende Substanz, für welche Ware und Geld beide bloße Formen" (MEW 23/169)[4].
Die allgemeine Formel des Kapitals bringt den Prozeß zum Ausdruck, in welchem sich Wert von bestimmter Größe vermehrt: der Formwechsel von Ware und Geld erhält den Wert, ist der Prozeß seiner Verselbständigung und erzeugt an ihm eine quantitative Differenz:
"In der Tat wird der Wert hier das Subjekt eines Prozesses, wo er unter dem beständigen Wechsel der Formen von Geld und Ware seine Größe selbst verändert, sich als Mehrwert von sich selbst als ursprünglichem Wert abstößt, sich selbst verwertet. Denn die Bewegung, worin er Mehrwert zusetzt, ist seine eigne Bewegung, seine Verwertung also Selbstverwertung" (MEW 23/169).
Durch die Veränderung der Zirkulationsform, aufgrund der gegenüber der einfachen Warenzirkulation umgekehrten Reihenfolge von Verkauf und Kauf, vollzieht sich eine Vermehrung des in die Zirkulation eingehenden Werts, was "allen früher entwickelten Gesetzen über die Natur der Ware, des Werts, des Geldes und der Zirkulation selbst" widerspricht (MEW 23/170). An den Versuchen, diesen Widerspruch zu tilgen und die Warenzirkulation als Quelle von Mehrwert darzustellen, zeigt Marx, daß solche Bemühungen entweder die Bestimmungen der einfachen Zirkulation, des Äquivalententausches als Voraussetzung aufgegeben und damit das, was sie zu beweisen vorgeben, gar nicht beweisen oder mit der "Erklärung" des Mehrwerts als nominellen Preisaufschlag der Waren nur bestätigen, daß der Warenaustausch die Vermehrung des Werts nicht bewirken kann:
"Man mag sich also drehen und wenden wie man will, das Fazit bleibt dasselbe. Werden Äquivalente ausgetauscht so entsteht kein Mehrwert und werden Nicht‑Äquivalente ausgetauscht, so entsteht auch kein Mehrwert" (MEW 23/177 f.).
Aber auch ein Rekurs auf das Verhältnis des Warenbesitzers zu seinem Produkt .nimmt die Problemstellung, wie bereits vergegenständlichte Arbeit, Wert, seiner eigenen Vermehrung fähig sein kann, zurück: "Der Warenbesitzer kann durch seine Arbeit Werte bilden, aber keine sich verwertenden Werte" (MEW 23/180). Der zu Beginn des Teilabschnitts konstatierte Widerspruch, daß in der Zirkulationsbewegung der Form G-W-G die Erhaltung und Vermehrung des Werts vonstatten gehen muß, obgleich diese Bewegung als Formwechsel von Ware und Geld eine Vermehrung des Werts gar nicht hervorbringen kann, hat sich durch keine der in der Ökonomie gängigen Erklärungen aufgelöst. Die Selbstverwertung des Werts hat also die Bestimmungen der Zirkulation, von Ware und Geld, zu ihrer Voraussetzung, sie beruht auf ihnen - und unterstellt zugleich über die einfache Zirkulation hinausgehende ökonomische Verhältnisse:
"Kapital kann also nicht aus der Zirkulation entspringen, und es kann ebensowenig aus der Zirkulation nicht entspringen. Es muß zugleich in ihr und nicht in ihr entspringen" (MEW 23/180).
a) Aus dem formellen Unterschied, den der Kreislauf des Kapitals zur Warenzirkulation aufweist, ergibt sich auch der inhaltliche. Wenn die Verwandlung des Werts in die Ware als seine "besondere Existenzweise" um seiner Vermehrung willen geschieht[5], dann ist umgekehrt die Ware Mittel der Verwertung: weder im Formwechsel noch in ihrem Wertsein - das hat die Analyse von G-W-G gezeigt - kann die Veränderung der Wertgröße ihren Grund haben, so daß hier der Gebrauchswert der Ware das bestimmte ökonomische Verhältnis ausmacht[6]. Ihre Nützlichkeit besteht in der Verwertung des Werts; sie ist in den Kreislauf nicht nur als bloße Materiatur des Tauschwerts, diesem gegenüberstehend eingeschlossen, sondern als realisierter Gebrauchswert[7]:
"Die Veränderung muß sich also zutragen mit der Ware, die im ersten Akt G-W gekauft wird, aber nicht mit ihrem Wert, denn es werden Äquivalente getauscht, die Ware wird zu ihrem Wert bezahlt. Die Veränderung kann also nur entspringen aus ihrem Gebrauchswert als solchem, d. h. aus ihrem Verbrauch" (MEW 23/181).
Somit kann die Ware, welche hier zum Mittler des Selbstverwertungsprozesses des Werts wird, nicht irgendein Gebrauchsgegenstand sein, dessen Konsumtion ihren Wert einfach verschwinden läßt[8]:
"Um aus dem Verbrauch einer Ware Wert herauszuziehn, müßte unser Geldbesitzer so glücklich sein, innerhalb der Zirkulationssphäre, auf dem Markt, eine Ware zu entdecken, deren Gebrauchswert selbst die eigentümliche Beschaffenheit besäße, Quelle von Wert zu sein, deren wirklicher Verbrauch also selbst Vergegenständlichung von Arbeit wäre, daher Wertschöpfung. Und der Geldbesitzer findet auf dem Markt eine solche spezifische Ware vor - das Arbeitsvermögen oder die Arbeitskraft" (MEW 23/181).
Die Verwandlung von Geld in Kapital hat uns damit auf eine ökonomische Kategorie verwiesen, die einerseits als Ware bestimmt ist, andererseits sich dadurch auszeichnet, daß ihr Gebrauchswert nicht gleichgültig ist, vielmehr die Eigentümlichkeit dieser Ware ausmacht: ihre Konsumtion ist Vergegenständlichung von Arbeit, sie selbst ist der Möglichkeit nach Arbeit:
"Unter Arbeitskraft oder Arbeitsvermögen verstehen wir den Inbegriff der physischen und geistigen Fähigkeiten, die in der Leiblichkeit, der lebendigen Persönlichkeit eines Menschen existieren, und die er in Bewegung setzt, sooft er Gebrauchswerte irgendeiner Art produziert" (MEW 23/181).
b) Insofern die Verwertung des Kapitals auf dem Kauf der Ware Arbeitskraft beruht, also ein Besitzer dieser Ware in eine Beziehung zum Geldbesitzer tritt, wie sie sich im Warentausch als wechselseitige Respektierung von Privateigentümern ergeben hatte, kann das dem Geldbesitzer gegenübertretende Subjekt nur das sein, dessen Arbeitsvermögen Gegenstand des Austauschaktes ist. Die Bestimmungen des Warentausches schließen persönliche Abhängigkeitsverhältnisse, unmittelbare Gewalt über den Willen anderer aus:
"Unter dieser Voraussetzung kann die Arbeitskraft nur auf dem Markt erscheinen, sofern und weil sie von ihrem Besitzer, der Person, deren Arbeitskraft sie ist, als Ware feilgeboten oder verkauft wird. Damit ihr Besitzer sie als Ware verkaufe, muß er über sie verfügen können, also freier Eigentümer seines Arbeitsvermögens, seiner Person sein" (MEW 23/182).,
Zugleich darf der freie Eigentümer der Arbeitskraft deren Verkauf nicht in einer Weise vollziehen, die ihn als diesen freien Eigentümer nicht bestehen läßt, "aus einem Warenbesitzer in eine Ware" verwandelt:
"Er als Person muß sich beständig zu seiner Arbeitskraft als seinem Eigentum und daher seiner eignen Ware verhalten, und das kann er nur, soweit er sie dem Käufer stets nur vorübergehend, für einen bestimmten Zeittermin zur Verfügung stellt, zum Verbrauch überläßt, also durch ihre Veräußerung nicht auf sein Eigentum an ihr verzichtet" (MEW 23/182).
Andererseits ist mit dem Verkauf des Arbeitsvermögens eine zweite Bedingung angegeben, ohne die die Beziehung von Geldbesitzer und Arbeiter nicht zustandekommt, nämlich die, daß letzterer, "statt Waren verkaufen zu können, worin sich seine Arbeit vergegenständlicht hat, vielmehr seine Arbeitskraft selbst, die nur in seiner lebendigen Leiblichkeit existiert, als Ware feilbieten muß" (MEW 23/183)[9].
Im "freien Arbeiter" kündigt sich das Prinzip der bürgerlichen Gesellschaft, demzufolge der "freie Wille" des einzelnen respektiert wird, als Form an, in der sich das für diese Gesellschaftsformation spezifische Verhältnis von Kapital und Arbeit durchsetzt: "Was die kapitalistische Epoche charakterisiert, ist, daß die Arbeitskraft für den Arbeiter selbst die Form einer ihm gehörigen Ware, seine Arbeit daher die Form der Lohnarbeit erhält" (MEW 23/184).
c) Die Wertbestimmung der Ware, durch deren Kauf und Konsum sich der Wert vermehrt, weist aufgrund ihrer Beschaffenheit eine Besonderheit auf. Zunächst repräsentiert die Arbeitskraft selbst nur ein bestimmtes Quantum in ihr vergegenständlichter gesellschaftlicher Durchschnittsarbeit". Da sie als "Anlage des lebendigen Individuums" existiert, löst sich die zur Produktion der Arbeitskraft notwendige Arbeitszeit auf
"in die zur Produktion dieser Lebensmittel notwendige Arbeitszeit, oder der Wert der Arbeitskraft ist der Wert der zur Erhaltung ihres Besitzers notwendigen Lebensmittel" (MEW 23/185).
Damit ist aber ausgesproc4gn, daß sich die Wertgröße der Arbeitskraft über die Bedürfnisse des Arbeiters vermittelt, also über ein Moment seiner Subjektivität, die sich entsprechend den gesellschaftlichen Verhältnissen entwickelt:
"Im Gegensatz zu den andren Waren enthält also die Wertbestimmung der Arbeitskraft ein historisches und moralisches Element" (MEW 23/185) -
was allerdings nichts an dem grundsätzlichen Verhältnis zwischen Reproduktion des Arbeiters und der Verausgabung seiner Arbeitskraft ändert: während die Form der Lohnarbeit, wie sie an der Oberfläche erscheint, unmittelbar die Arbeit als Mittel für die Reproduktion des Arbeiters erscheinen läßt, zeigt der hier entwickelte Begriff der Arbeitskraft (der aus der Analyse der Widersprüche, die die Lohnarbeit enthält, zu erschließen ist), daß die Reproduktion des Arbeiters umgekehrt Mittel für seine Arbeit ist, die er dem Kapitalisten überläßt.
d) Deutlich wird dies an der Trennung zwischen "Veräußerung der Kraft" und ihrer "wirklichen Äußerung", ihrem zeitlichen Auseinanderfallen: in seiner Arbeit ist der Arbeiter bloßes Element des Produktionsprozesses neben Rohmaterial und Arbeitsmittel, seine Tätigkeit ist Mittel für die Verwertung des Werts:
"Der Konsumtionsprozeß der Arbeitskraft ist zugleich der Produktionsprozeß von Ware und Mehrwert. Die Konsumtion der Arbeitskraft, gleich der Konsumtion jeder andren Ware, vollzieht sich außerhalb des Markts oder der Zirkulationssphäre." (MEW 23/189)
Während sich innerhalb der Zirkulationssphäre lediglich der den Gesetzen des Warenaustausches gehorchende Austausch von Geld und Arbeitskraft vollzieht, stellt der den Verwertungsprozeß bewirkende Gebrauch der Arbeitskraft, die warenproduzierende Tätigkeit, die nicht bloßer Umgang mit vergegenständlichter Arbeit, sondern Vergegenständlichung von Arbeit ist einen ökonomischen Prozeß dar, der sich als Grund für die formale Bewegung der Tauschwerte erweist. Mit dem Übergang von Geld zum Kapital wird die Produktion, die bisher mit der Existenz von Ware und Geld unterstellt war, selbst Gegenstand der Betrachtung. Die Zirkulation zeigt sich als "das Phänomen eines hinter ihr vorgehenden Prozesses" (GR/166):
"Im Austausch zwischen Kapital und Arbeit ist der erste Akt ein Austausch, fällt ganz in die gewöhnliche Zirkulation; der zweite ist ein qualitativ vom Austausch verschiedner Prozeß und es ist nur by misuse, daß er überhaupt Austausch irgendeiner Art genannt werden könnte. Er steht direkt dem Austausch gegenüber; wesentlich andre Kategorie." (GR/186)
e) Die Subjekte der ökonomischen Bewegung, die aufgrund der Bestimmungen der einfachen Zirkulation keine gesellschaftlichen Differenzen aufweisen - "Wir kennen bisher kein ökonomisches Verhältnis der Menschen außer dem von Warenbesitzern, ein Verhältnis, worin sie fremdes Arbeitsprodukt aneignen, indem sie eignes entfremden" (MEW 23/123) - unterscheiden sich nun in zwei entgegengesetzte Charaktere:
,Beim Scheiden von dieser Sphäre der einfachen Zirkulation oder des Warenaustauschs, woraus der Freihändler vulgaris Anschauungen, Begriffe und Maßstab für sein Urteil über die Gesellschaft des Kapitals und der Lohnarbeit entlehnt, verwandelt sich, so scheint es, schon in etwas die Physiognomie unsrer dramatis personae." (MEW 23/190 f.)
Insofern die wesentliche Beziehung von Kapitalist und Arbeiter über den Austausch vermittelt ist, in dem sie als bloße Geld‑ und Warenbesitzer agieren, erscheinen Kapitalist und Arbeiter tatsächlich in der Form, die den Individuen des Austausches im gesellschaftlichen Verkehr zukommt: "als freie, rechtlich ebenbürtige Personen". Sie sind frei und gleich, die
"einzige Macht, die sie zusammen und in ein Verhältnis bringt, ist die ihres Eigennutzes, ihres Sondervorteils, ihrer Privatinteressen" (MEW 23/190).
Der Austauschprozeß ist also mit allen ihm zugehörigen Kategorien der Oberfläche - Freiheit, Gleichheit, Eigentum auf jeder Seite - die Form, in welcher sich der Antagonismus von Lohnarbeit und Kapital durchsetzt, welcher im Austausch nur an der Besonderheit der gehandelten Ware zu fassen ist, wesentlich aber in deren anschließender Konsumtion beruht: es ist die unterschiedliche Stellung in der Produktion, welche diesen Gegensatz charakterisiert, weshalb es auch müßig ist, die der Form des Austauschs entspringenden Bestimmungen der Freiheit und Gleichheit als der kapitalistischen Produktionsweise entgegenstehende verwirklichen zu wollen[10]. Die Konkurrenz der Individuen, die verschiedenen Klassen angehören, vollzieht sich in eben diesen Formen, die mit der kapitalistischen Ausbeutung verschwinden, statt verwirklicht werden zu müssen.
[1] Vgl. GR/931: "Sein Eingehn in die Zirkulation muß selbst ein Moment seines Beisichbleibens und sein Beisichbleiben ein Eingehn in die Zirkulation sein."
[2] Vgl. GR/935: "Wir haben schon gesehn beim Geld, und in der Schatzbildung erscheint es, daß die Vermehrung des Geldes die Vervielfältigung desselben als der einzige Prozeß der Form der Zirkulation ist, welcher dem Wert Selbstzweck ist, d. h. daß sich der verselbständigte und sich in der Form als Tauschwert erhaltende Wert zugleich der Prozeß seiner Vermehrung ist; daß sein Sicherhalten als Wert zugleich sein Fortgehn über die quantitative Schranke ist, seine Vergrößerung als Wertgröße, und daß die Verselbständigung des Tauschwerts weiter keinen Inhalt hat."
[3] Vgl. GR/939: "Es ist Einheit von Ware und Geld, aber die prozessierende Einheit beider, und weder die eine noch das andre, wie sowohl die eine als das andre."
[4] Vgl. GR/937: "Im Kapital hat das Geld seine Starrheit verloren und ist aus einem handgreiflichen Ding zu einem Prozeß geworden."
[5] Vgl. GR/942: "Die Verselbständigung besteht nur noch darin, daß der Tauschwert an sich als Tauschwert festhält, ob er in der Form des Geldes oder in der der Ware existiere, und er geht nur in die Form der Ware über, um sich selbst zu verwerten."
[6] Vgl. GR/ 185 f. "Hier erscheint umgekehrt der Gebrauchswert des gegen das Geld Eingetauschten als besondres ökonomisches Verhältnis, und die bestimmte Verwendung des gegen das Geld Eingetauschten bildet den letzten Zweck beider Prozesse." Sowie GR/944: "Bei der einfachen Zirkulation war der Inhalt des Gebrauchswerts gleichgültig, fiel außerhalb die ökonomische Formbeziehung. Hier ist er wesentliches ökonomisches Moment derselben. Indem der Tauschwert nur dadurch als an sich im Austausch festhaltender zunächst bestimmt ist, daß er sich austauscht mit dem seiner eignen Formbestimmung nach ihm gegenüberstehenden Gebrauchswert."
[7] Vgl. GR/943: "Die wirkliche Negation des Gebrauchswerts, die nicht in der Abstraktion von ihm, sondern in seiner Konsumtion existiert (nicht in dem ihm gegenüber Gespannt‑stehen‑bleiben), diese seine reale Negation, die zugleich seine Verwirklichung als Gebrauchswert ist, muß daher zum Akt der Selbstbejahung, Selbstbetätigung des Tauschwerts gemacht werden."
[8] Vgl. GR/943: "Gebrauchswert ist nur noch für das Geld nicht ein Konsumtionsartikel, worin es sich verliert, sondern nur noch der Gebrauchswert, wodurch es sich erhält und vermehrt. Für das Geld als Kapital existiert kein andrer Gebrauchswert. Es ist eben dies das Verhalten seiner als Tauschwerts zum Gebrauchswert Der einzige Gebrauchswert, der einen Gegensatz und Ergänzung zum Geld als Kapital bilden kann, ist die Arbeit und diese existiert im Arbeitsvermögen, das als Subjekt existiert."
[9] Vgl. GR/945: "Die Bedingung ist also, daß der Arbeiter sein Arbeitsvermögen als zu vernutzende Ware feilbietet: also der freie Arbeiter. Die Bedingung ist, daß der Arbeiter erstens als freier Eigentümer über sein Arbeitsvermögen disponiert, sich zu ihm als Ware verhält; dazu muß er freier Eigentümer desselben sein. Zweitens aber, daß er seine Arbeit nicht mehr in der Form einer andren Ware, vergegenständlichter Arbeit auszutauschen hat, sondern die einzige Ware, die er anzubieten hat, zu verkaufen hat, eben sein lebendiges, in seiner lebendigen Leiblichkeit vorhandnes Arbeitsvermögen ist, die Bedingungen der Vergegenständlichung seiner Arbeit, die gegenständlichen Bedingungen seiner Arbeit also als fremdes Eigentum, in der Zirkulation auf der andren Seite, jenseits seiner selbst befindliche Waren existieren."
[10] Denen, die solches versuchen und den Zwangscharakter der Gleichheit, die im Staat ihren Ausdruck findet, nicht einmal ahnen, "ist zu antworten: daß der Tauschwert oder näher das Geldsystem in der Tat das System der Gleichheit und Freiheit ist und daß, was ihnen in der näheren Entwicklung des Systems störend entgegentritt, ihm immanente Störungen sind, eben die Verwirklichung der Gleichheit und Freiheit, die sich ausweisen als Ungleichheit und Unfreiheit" (GR/160).