Die Momente des kapitalistischen Arbeitsprozesses und ihr Zusammenwirken sind subsumiert unter den Verwertungsprozeß, als dessen Faktoren sie fungieren. Sie unterscheiden sich daher nach ihrer Funktion für die Vermehrung des Kapitalwerts, die auf der Erzeugung eines Produkts gründet, das mehr Wert ist als die Elemente seiner Produktion: -
"Die verschiednen Faktoren des Arbeitsprozesses nehmen verschiednen Anteil an der Bildung des Produkten‑Werts". (MEW 23/214)
Die Verausgabung der Arbeitskraft bewirkt einerseits die Bildung von Wert, andererseits die Erhaltung des Werts, den die gegenständlichen Elemente des Produktionsprozesses darstellen, da deren Gebrauchswert durch die produktive Konsumtion zwar verändert, nicht aber vernichtet wird. Das Eingehen des Werts der Produktionsmittel in den Produkten-Wert, ihre Funktion für die Verwertung beruht auf dem konkreten Charakter der Arbeit:
"Der Arbeiter erhält also die Werte der vernutzten Produktionsmittel oder überträgt sie als Wertbestandteile auf das Produkt, nicht durch sein Zusetzen von Arbeit überhaupt, sondern durch den besondren nützlichen Charakter, durch die spezifisch produktive Form dieser zusätzlichen Arbeit." (MEW 23/215)[1]
Demgegenüber wirkt die Arbeit als Bildnerin von Neuwert durch die Form der abstrakten Allgemeinheit, und zwar verhältnismäßig zu ihrer Dauer:
‚In ihrer abstrakten, allgemeinen Eigenschaft also, als Verausgabung menschlicher Arbeitskraft, setzt die Arbeit des Spinners den Werten von Baumwolle und Spindel Neuwert zu…" (MEW 23/215)
Die Funktionen der verschiednen Elemente des Arbeitsprozesses für die Verwertung erklären sich also aus dem doppelten Charakter der Arbeit, was Konsequenzen hat für die Größe des Produkten‑Werts und seiner Bestandteile. Während das Quantum Neuwert abhängig ist von der Zeit, in der gearbeitet wird, hängt die Größe des erhaltenen Werts von der Weise ab, in der die Produktionsmittel für die Bildung des neuen Gebrauchswerts verzehrt werden:
"Es folgt hieraus, daß im Arbeitsprozeß Wert vorn Produktionsmittel auf das Produkt nur übergeht, soweit das Produktionsmittel mit seinem selbständigen Gebrauchswert auch seinen Tauschwert verliert… Die gegenständlichen Faktoren des Arbeitsprozesses verhalten sich aber in dieser Hinsicht verschieden."(MEW 23/217)
Während Rohmaterial und Hilfsstoffe mit ihrer Funktion im Arbeitsprozeß "ihre selbständige Gestalt, womit sie in den Arbeitsprozeß als Gebrauchswerte eintreten", verlieren und damit auch ihr Wert auf das Produkt übertragen wird, geben Arbeitsmittel, deren Lebensperiode mehrere Arbeitsprozesse umfaßt, ihren Wert nur entsprechend ihrem Verschleiß, proportional zur Gesamtzeit, in der sie fungieren, ab:
"Der Unterschied von Arbeitsprozeß und Verwertungsprozeß reflektiert sich hier an ihren gegenständlichen Faktoren, indem dasselbe Produktionsmittel als Element des Arbeitsprozesses ganz und als Element der Wertbildung nur stückweis in demselben Produktionsprozeß zählt." (MEW 23/219)
Daß Produktionsmittel ihren Wert an das Produkt nur dank dem bestimmten Charakter der sie verzehrenden Arbeit abgeben, erhellt schlagend aus dem umgekehrten Fall: der Wert, den sie aufgrund des Arbeitsprozesses besitzen, aus dem sie stammen, geht verloren, wenn sie nicht zweckmäßig verwandt werden, ihren Gebrauchswert also nicht im Verlauf der produktiven Konsumtion verlieren. In dem Maße, wie die Verarbeitung von Rohmaterial von der "Produktion" von Abfall begleitet ist, erreicht die Wertübertragung nicht das Maximum, das mit der Wertgröße gegeben ist, womit die Produktionsmittel in den Arbeitsprozeß eintreten.
Insofern die Erhaltung des Werts der Produktionsmittel kein besondrer Prozeß ist, der neben der Bildung von Neuwert stattfindet, stellt sie fürs Kapital eine "Gratisgabe der Arbeit" dar[2], die unter seinem Kommando verrichtet wird:
"Der Arbeiter kann neue Arbeit nicht zusetzen, also nicht neuen Wert schaffen, ohne alte Werte zu erhalten, denn er muß die Arbeit immer in bestimmter nützlicher Form zusetzen, und er kann sie nicht in bestimmter nützlicher Form zusetzen, ohne Produkte zu Produktionsmitteln eines neuen Produkts zu machen, und dadurch ihren Wert auf das neue Produkt zu übertragen. Es ist also eine Naturgabe der sich betätigenden Arbeitskraft, der lebendigen Arbeit, Wert zu erhalten, indem sie Wert zusetzt, eine Naturgabe, die dem Arbeiter nichts kostet, aber dem Kapitalisten viel einbringt, die Erhaltung des vorhandenen Kapitalwerts." (MEW 23/221)
Daß dieser Vorteil dem Kapital allein aus der Konsumtion der Arbeitskraft erwächst, erfährt der Kapitalist, sobald Unterbrechungen des Produktionsprozesses den Wert der für den Arbeitsprozeß bestimmten, aber nicht verwendeten Produktionsmittel zerstören:
"Solange das Geschäft flott geht, ist der Kapitalist zu sehr in die Plusmacherei vertieft, um diese Gratisgabe der Arbeit zu sehn, Gewaltsame Unterbrechungen des Arbeitsprozesses, Krisen, machen sie ihm empfindlich bemerksam." (MEW 23/221)
Die Rolle der Produktionsmittel im Verwertungsprozeß besteht somit darin, daß ihr Wert, mit dem sie in den Produktionsprozeß eingehen, durch die Wirkung der nützlichen Arbeit auf das Produkt übertragen wird:
"Er wird erhalten, aber nicht weil eine Operation mit ihm selbst im Arbeitsprozeß vorgeht, sondern weil der Gebrauchswert, worin er ursprünglich existiert, zwar verschwindet, aber nur in einem andren Gebrauchswert verschwindet. Der Wert der Produktionsmittel erscheint daher wieder im Wert des Produkts, aber er wird, genau gesprochen, nicht reproduziert. Was produziert wird, ist der neue Gebrauchswert, worin der alte Tauschwert wiedererscheint." (MEW 23/222)
Die Bedeutung der Arbeitskraft für die Verwertung des Kapitals hingegen beruht darauf, daß ihre Verausgabung Wert bildet. Ihr eigner Wert, das in ihr vergegenständlichte Quantum Arbeit, hat mit diesem Prozeß nichts zu schaffen und erscheint außerhalb desselben im Wert der Lebensmittel, durch die sich der Arbeiter erhält. Was die Betätigung der Arbeitskraft hervorbringt, ist Neuwert, "der einzige Wertteil des Produkts, der durch den Prozeß selbst produziert ist. "Insofern das Kapital die Arbeitskraft gekauft, ihren Wert also vorgeschossen hat, erscheint der durch die Arbeit neu produzierte Wert als Reproduktion des für sie ausgelegten Kapitalteils:
"Aber er ist wirklich reproduziert, nicht nur scheinbar, wie der Wert der Produktionsmittel. Der Ersatz eines Werts durch den andren ist hier vermittelt durch neue Wertschöpfung."(MEW 23/223)
Und durch die Verlängerung der Arbeitszeit über den Punkt hinaus, "wo ein bloßes Äquivalent für den Wert der Arbeitskraft reproduziert" wäre, erweist sich der für die Arbeitskraft ausgelegte Kapitalteil als funktionell vom Kapitalwert, der sich in Produktionsmittel umsetzt, unterschieden:
"Indem wir die verschiednen Rollen dargestellt, welche die verschiednen Faktoren des Arbeitsprozesses in der Bildung des Produktenwerts spielen, haben wir in der Tat die Funktionen der verschiednen Bestandteile des Kapitals in seinem eignen Verwertungsprozeß charakterisiert." (MEW 23/223)
Je nachdem, ob sich Kapital in Produktionsmittel oder Arbeitskraft verwandelt, stellt es sich als Wertgröße dar, die sich im Durchgang durch den Produktionsprozeß erhält oder vermehrt:
"Der Teil des Kapitals also, der sich in Produktionsmittel, d.h. in Rohmaterial, Hilfsstoffe und Arbeitsmittel umsetzt, verändert seine Wertgröße nicht im Produktionsprozeß. Ich nenne ihn daher konstanten Kapitalteil, oder kürzer: konstantes Kapital.
Der in Arbeitskraft umgesetzte Teil des Kapitals verändert dagegen seinen Wert im Produktionsprozeß. Er reproduziert sein eignes Äquivalent und einen Überschuß darüber, Mehrwert, der selbst wechseln, größer oder kleiner sein kann. Aus einer konstanten Größe verwandelt sich dieser Teil des Kapitals fortwährend in eine variable. Ich nenne ihn daher variablen Kapitalteil, oder kürzer: variables Kapital. Dieselben Kapitalbestandteile, die sich vom Standpunkt des Arbeitsprozesses als objektive und subjektive Faktoren, als Produktionsmittel und Arbeitskraft unterscheiden, unterscheiden sich vom Standpunkt des Verwertungsprozesses als konstantes Kapital und variables Kapital." (MEW 23/223 ff.)[3]
[1] Vgl. GR/270
[2] Vgl. GR/261
[3] Dieser funktionelle Unterschied hat nichts mit den Wertveränderungen zu tun, die mit den Bestandteilen des konstanten Kapitals vor sich gehen, sooft sich die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit zu ihrer Herstellung ändert, und bleibt auch von Wechseln in der Proportion zwischen c und v unberührt ‑ eine Selbstverständlichkeit, die Marx an dieser Stelle nur deshalb ausspricht, weil die Differenz zwischen c und v dem praktischen Interesse verborgen bleibt und alle möglichen Phänomene die sich im Zirkulationsprozeß des Kapitals abspielen, zur Definition der funktionellen Bestandteile des Kapitals heran gezogen werden. (Vgl. dazu die einschlägigen Stellen in TüM)