http://perso.orange.fr/dumauvaiscote/Das Kapital_Kap1_1867.htm
Das Recht der Uebersetzung wird
vorbehalten.
Hamburg
Verlag von Otto Meissner.
1867.
New-York:
L.W. Schmidt. 24 Barclay-Street.
Der
Produktionsprozess des Kapitals.
Erstes
Kapitel.
Waare und
Geld.
1) Die Waare.
Der Reichthum der Gesellschaften, in welchen
kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine „ungeheure
Waarensammlung“[1], die einzelne Waare
als seine Elementarform. Unsere Untersuchung beginnt daher mit der
Analyse der Waare.
Die Waare ist zunächst ein äusserer
Gegenstand, ein Ding, das durch seine Eigenschaften menschliche Bedürfnisse
irgend einer Art befriedigt. Die Natur dieser Bedürfnisse, ob sie z. B. dem
Magen oder der Phantasie entspringen, ändert nichts an der Sache [2]. Es handelt sich hier auch nicht darum, wie die
Sache das menschliche Bedürfniss befriedigt, ob unmittelbar als Lebensmittel,
d. h. als Gegenstand des Genusses, oder auf einem Umweg, als Produktionsmittel.
Jedes nützliche Ding, wie Eisen, Papier u. s.
w., ist unter doppeltem Gesichtspunkt zu betrachten, nach Qualität und
Quantität. Jedes solche Ding ist ein Ganzes vieler Eigenschaften und kann
daher nach verschiedenen Seiten nützlich sein. Diese verschiedenen Seiten und
daher die mannigfachen Gebrauchsweisen der Dinge zu entdecken, ist
geschichtliche That [3]. So ist die Findung gesellschaftlicher Masse für
die Quantität der nützlichen Dinge. Die Verschiedenheit der Waarenmasse
entspringt theils aus der verschiedenen Natur der zu messenden Gegenstände,
theils aus Convention.
Die Nützlichkeit eines Dings für das
menschliche Leben macht es zum Gebrauchswerth [4]. Abkürzend nennen
wir das nützliche Ding selbst oder den Waarenkörper, wie Eisen, Weizen,
Diamant u. s. w., Gebrauchswerth, Gut, Artikel. Bei Betrachtung der
Gebrauchswerthe wird stets quantitative Bestimmtheit vorausgesetzt, wie Dutzend
Uhren, Elle Leinwand, Tonne Eisen u. s. w. Die
Gebrauchswerthe der Waaren liefern das Material einer eignen Disciplin, der Waarenkunde
[5]. Der Gebrauchswerth verwirklicht sich nur im Gebrauch
oder der Consumtion. Gebrauchswerthe bilden den stofflichen Inhalt des
Reichthums, welches immer seine gesellschaftliche Form sei. In der
von uns zu betrachtenden Gesellschaftsform bilden sie zugleich die stofflichen
Träger des — Tauschwerths.
Der Tauschwerth erscheint zunächst als das quantitative
Verhältniss, die Proportion, worin sich Gebrauchswerthe einer Art gegen
Gebrauchswerthe anderer Art austauschen [6], ein Verhältniss, das beständig mit Zeit und Ort
wechselt. Der Tauschwerth scheint daher etwas Zufälliges und rein Relatives,
ein der Waare innerlicher, immanenter Tauschwerth (valeur intrinsèque) also
eine contradictio in adjecto [7]. Betrachten wir die Sache näher.
Eine einzelne Waare, ein Quarter Weizen z. B.
tauscht sich in den verschiedensten Proportionen mit andern Artikeln
aus. Dennoch bleibt sein Tauschwerth unverändert, ob in x Stiefelwichse,
y Seide, z Gold u. s. w. ausgedrückt. Er muss also von diesen seinen
verschiedenen Ausdrucksweisen unterscheidbar sein.
Nehmen wir ferner zwei Waaren, z. B. Weizen
und Eisen. Welches immer ihr Austauschverhältniss, es ist stets darstellbar in
einer Gleichung, worin ein gegebenes Quantum Weizen irgend einem Quantum Eisen
gleichgesetzt wird, z. B. l Quarter Weizen = a Ctr. Eisen. Was besagt diese
Gleichung ? Dass derselbe Werth in zwei verschiednen Dingen, in l
Qrtr. Weizen und ebenfalls in a Ctr. Eisen existirt. Beide sind also gleich
einem Dritten, das an und für sich weder das eine, noch das andere ist.
Jedes der beiden, soweit es Tauschwerth, muss also, unabhängig von dem andern,
auf diess Dritte reducirbar sein.
Ein einfaches geometrisches Beispiel
veranschauliche diess. Um den Flächeninhalt aller gradlinigen Figuren zu
bestimmen und zu vergleichen, löst man sie in Dreiecke auf. Das Dreieck selbst
reducirt man auf einen von seiner sichtbaren Figur ganz verschiednen Ausdruck —
das halbe Produkt seiner Grundlinie mit seiner Höhe. Ebenso sind die
Tauschwerthe der Waaren zu reduciren auf ein Gemeinsames, wovon sie ein
Mehr oder Minder darstellen.
Dass die Substanz des Tauschwerths ein von
der physisch-handgreiflichen Existenz der Waare oder ihrem Dasein als Gebrauchswerth
durchaus Verschiednes und Unabhängiges, zeigt ihr Austauschverhältniss auf
den ersten Blick. Es ist charakterisirt eben durch die Abstraktion vom
Gebrauchswerth. Dem Tauschwerth nach betrachtet ist nämlich eine Waare
grade so gut als jede andre, wenn sie nur in richtiger Proportion vorhanden ist
[8].
Unabhängig von ihrem Austauschverhältniss
oder von der Form, worin sie als Tausch-Werthe erscheinen, sind
die Waaren daher zunächst als Werthe schlechthin zu betrachten [9].
Als Gebrauchsgegenstände oder Güter sind die
Waaren körperlich verschiedne Dinge. Ihr Werthsein bildet
dagegen ihre Einheit. Diese Einheit entspringt nicht aus der Natur,
sondern aus der Gesellschaft. Die gemeinsame gesellschaftliche Substanz, die
sich in verschiednen Gebrauchswerten nur verschieden darstellt, ist — die
Arbeit.
Als Werthe sind die Waaren nichts als krystallisirte
Arbeit. Die Masseinheit der Arbeit selbst ist die einfache
Durchschnittsarbeit, deren Charakter zwar in verschiednen Ländern und
Kulturepochen wechselt, aber in einer vorhandnen Gesellschaft gegeben ist.
Komplicirtere Arbeit gilt nur als potenzirte oder vielmehr multiplicirte
einfache Arbeit, so dass z. B. ein kleineres Quantum komplicirter Arbeit
gleich einem grösseren Quantum einfacher Arbeit. Wie diese Reduktion
geregelt wird, ist hier gleichgültig. Dass sie beständig vorgeht, zeigt
die Erfahrung. Eine Waare mag das Produkt der komplicirtesten Arbeit sein. Ihr Werth
setzt sie dem Produkt einfacher Arbeit gleich und stellt daher selbst nur
ein bestimmtes Quantum einfacher Arbeit dar.
Ein Gebrauchswerth oder Gut hat also nur
einen Werth, weil Arbeit in ihm vergegenständlicht oder materialisirt
ist. Wie nun die Grösse seines Werthes messen ? Durch das Quantum
der in ihm enthaltenen „werthbildenden Substanz“, der Arbeit. Die Quantität
der Arbeit selbst misst sich an ihrer Zeitdauer und die Arbeitszeit besitzt
wieder ihren Massstab an bestimmten Zeittheilen, wie Stunde, Tag u. s.
w.
Es könnte scheinen, dass wenn der Werth einer
Waare durch das während ihrer Produktion verausgabte Arbeitsquantum bestimmt
ist, je fauler oder ungeschickter ein Mann, desto werthvoller seine Waare, weil
er desto mehr Arbeitszeit zu ihrer Verfertigung braucht. Aber nur die gesellschaftlich
nothwendige Arbeitszeit zählt als werthbildend. Gesellschaftlich
nothwendige Arbeitszeit ist Arbeitszeit, erheischt um irgend einen
Gebrauchswerth mit den vorhandnen gesellschaftlich-normalen
Produktionsbedingungen und dem gesellschaftlichen Durchschnittsgrad von
Geschick und Intensivität der Arbeit herzustellen. Nach der Einführung des
Dampfwebstuhls in England z. B. genügte vielleicht halb so viel Arbeit als
vorher, um ein gegebenes Quantum Garn in Gewebe zu verwandeln. Der englische
Handweber brauchte zu dieser Verwandlung in der That nach wie vor dieselbe
Arbeitszeit, aber das Produkt seiner individuellen Arbeitsstunde stellte jetzt
nur noch eine halbe gesellschaftliche Arbeitsstunde dar und fiel daher
auf die Hälfte seines früheren Werths.
Es ist also nur das Quantum
gesellschaftlich nothwendiger Arbeit oder die zur Herstellung eines
Gebrauchswerths gesellschaftlich nothwendige Arbeitszeit, welche seine
Werthgrösse bestimmt. Die einzelne Waare gilt hier überhaupt als
Durchschnittsexemplar ihrer Art [10]. Waaren, worin gleich grosse Arbeitsquanta enthalten
sind, oder die in derselben Arbeitszeit hergestellt werden können, haben
daher dieselbe Werthgrösse. Der Werth einer Waare verhält sich zum Werth
jeder andern Waare, wie die zur Produktion der einen nothwendige Arbeitszeit zu
der für die Produktion der andern notwendigen Arbeitszeit. „Als Werthe sind
alle Waaren nur bestimmte Masse festgeronnener Arbeitszeit“ [11].
Die Werthgrösse einer Waare bliebe
daher constant, wäre die zu ihrer Produktion erheischte Arbeitszeit constant.
Letztere wechselt aber mit jedem Wechsel in der Produktivkraft der Arbeit. Die
Produktivkraft der Arbeit ist durch mannigfache Umstände bestimmt, unter andern
durch den Durchschnittsgrad des Geschickes der Arbeiter, die Entwicklungsstufe
der Wissenschaft und ihrer technologischen Anwendbarkeit, die gesellschaftliche
Combination des Produktionsprozesses, den Umfang und die Wirkungsfähigkeit der
Produktionsmittel, und durch Naturverhältnisse. Dasselbe Quantum Arbeit
stellt sich z. B. mit günstiger Jahreszeit in 8 Bushel Weizen dar, mit
ungünstiger in nur 4. Dasselbe Quantum Arbeit liefert mehr Metalle in
reichhaltigen, als in armen Minen u. s. w. Diamanten kommen selten in der
Erdrinde vor und ihre Findung kostet daher im Durchschnitt viel
Arbeitszeit. Folglich stellen sie in wenig Volumen viel Arbeit dar. Jacob bezweifelt,
dass Gold jemals seinen vollen Werth bezahlt hat. Noch mehr gilt diess vom
Diamant. Nach Eschwege hatte 1823 die achtzigjährige Gesammtausbeute der
brasilischen Diamantgruben noch nicht den Werth des l ½ jährigen
Durchschnittsprodukts der brasilischen Zucker- oder Kaffeepflanzungen erreicht.
Mit reichhaltigeren Gruben würde dasselbe Arbeitsquantum sich in mehr Diamanten
darstellen und ihr Werth sinken. Gelingt es mit wenig Arbeit Kohle in Diamant
zu verwandeln, so kann sein Werth unter den von Ziegelsteinen fallen. Allgemein
: Je grösser die Produktivkraft der Arbeit, desto kleiner die zur Herstellung
eines Artikels erheischte Arbeitszeit, desto kleiner die in ihm krystallisirte
Arbeitsmasse, desto kleiner sein Werth. Umgekehrt, je kleiner die
Produktivkraft der Arbeit, desto grösser die zur Herstellung eines Artikels
nothwendige Arbeitszeit, desto grösser sein Werth. Die Werthgrösse einer
Waare wechselt also direkt wie das Quantum und umgekehrt wie
die Produktivkraft der sich in ihr verwirklichenden Arbeit.
Wir kennen jetzt die Substanz des
Werths. Es ist die Arbeit. Wir kennen sein Grössenmass. Es ist
die Arbeitszeit. Seine Form, die den Werth eben zum Tausch-Werth
stempelt, bleibt zu analysiren. Vorher jedoch sind die bereits gefundenen
Bestimmungen etwas näher zu entwickeln.
Ein Ding kann Gebrauchswerth sein,
ohne Tauschwerth zu sein. Es ist diess der Fall, wenn sein Dasein für
den Menschen nicht durch Arbeit vermittelt ist. So Luft, jungfräulicher Boden,
natürliche Wiesen, wildwachsendes Holz u. s. w. Ein Ding kann nützlich und
Produkt menschlicher Arbeit sein, ohne Waare zu sein. Wer durch sein
Produkt sein eignes Bedürfniss befriedigt, schafft zwar Gebrauchswerth, aber
nicht Waare. Um Waare zu produciren, muss er nicht nur Gebrauchswerth
produciren, sondern Gebrauchswerth für andre, gesellschaftlichen
Gebrauchswerth. Endlich kann kein Ding Werth sein, ohne
Gebrauchsgegenstand zu sein. Ist es nutzlos, so ist auch die in ihm enthaltene
Arbeit nutzlos, zählt nicht als Arbeit und bildet daher keinen Werth.
Ursprünglich erschien uns die Waare als
ein Zwieschlächtiges, Gebrauchswerth und Tauschwerth. Näher
betrachtet wird sich zeigen, dass auch die in der Waare enthaltene Arbeit
zwieschlächtig ist. Dieser Punkt, der von mir zuerst kritisch entwickelt
wurde [12], ist der Springpunkt, um den sich das Verständniss der
politischen Oekonomie dreht.
Nehmen wir zwei Waaren, etwa einen Rock und
10 Ellen Leinwand. Der erstere habe den zweifachen Werth der letzteren, so dass
wenn 10 Ellen Leinwand = W, der Rock = 2 W.
Der Rock ist ein Gebrauchswerth, der ein
besonders Bedürfniss befriedigt. Um ihn hervorzubringen, bedarf es einer bestimmten
Art zweckmässig produktiver Thätigkeit. Sie ist bestimmt nach Zweck,
Operationsweise, Gegenstand, Mitteln und Resultat. Die Arbeit, deren
Nützlichkeit sich so im Gebrauchswerth ihres Produkts oder darin darstellt,
dass ihr Produkt ein Gebrauchswerth ist, heisse hier der Vereinfachung halber
kurzweg nützliche Arbeit. Unter diesem Gesichtspunkt ist sie stets
betrachtet in Bezug auf den Nutzeffekt dessen Hervorbringung sie
bezweckt.
Wie Rock und Leinwand qualitativ
verschiedne Gebrauchswerthe, so sind die ihr Dasein vermittelnden Arbeiten qualitativ
verschieden — Schneiderarbeit und Weberei. Wären jene Dinge
nicht qualitativ verschiedne Gebrauchswerthe und daher Produkte qualitativ
verschiedner nützlicher Arbeiten, so könnten sie sich überhaupt nicht als Waaren
gegenübertreten. Rock tauscht sich nicht aus gegen Rock, derselbe
Gebrauchswerth nicht gegen denselben Gebrauchswerth.
In der Gesammtheit der verschiedenartigen
Gebrauchswerthe oder Waarenkörper erscheint eine Gesammtheit eben so
mannigfaltiger, nach Gattung, Art, Familie, Unterart, Varietät verschiedner
nützlicher Arbeiten — eine gesellschaftliche Theilung der Arbeit. Sie
ist Existenzbedingung der Waarenproduktion, obgleich Waarenproduktion nicht
umgekehrt Existenzbedingung gesellschaftlicher Arbeitstheilung. In der
altindischen Gemeinde ist die Arbeit gesellschaftlich getheilt, ohne dass die Produkte
zu Waaren werden. Oder, ein näher liegendes Beispiel, in jeder
Fabrik ist die Arbeit systematisch getheilt, aber diese Theilung nicht dadurch
vermittelt, dass die Arbeiter ihre individuellen Produkte austauschen.
Nur Produkte selbstständiger und von einander unabhängiger Privatarbeiten treten
einander als Waaren gegenüber.
Man hat also gesehn : In dem Gebrauchswerth
jeder Waare steckt eine bestimmte zweckmässig produktive Thätigkeit oder
nützliche Arbeit. Gebrauchswerthe können sich nicht als Waaren gegenübertreten,
wenn nicht qualitativ verschiedne nützliche Arbeiten in ihnen stecken. In einer
Gesellschaft, deren Produkte allgemein die Form der Waare annehmen,
d. h. in einer Gesellschaft von Waarenproducenten, entwickelt sich dieser
qualitative Unterschied der nützlichen Arbeiten, welche unabhängig von einander
als Privatgeschäfte selbständiger Producenten betrieben werden, zu einem
vielgliedrigen System, zu einer gesellschaftlichen Theilung der Arbeit.
Dem Rock ist es übrigens gleichgültig, ob er
vom Schneider oder vom Kunden des Schneiders getragen wird. In beiden Fällen
wirkt er als Gebrauchswerth. Ebensowenig ist das Verhältniss zwischen dem Rock
und der ihn producirenden Arbeit an und für sich dadurch verändert, dass die
Schneiderarbeit eigne Profession wird, selbstständiges Glied der
gesellschaftlichen Theilung der Arbeit. Wo ihn das Kleidungsbedürfniss zwang,
hat der Mensch Jahrtausende lang geschneidert, bevor aus einem Menschen ein
Schneider ward. Aber das Dasein von Rock, Leinwand, jedem nicht von Natur
vorhandnen Element des stofflichen Reichthums, musste immer vermittelt
sein durch eine spezielle, zweckmässig produktive Thätigkeit, die besondere
Naturstoffe besondern menschlichen Bedürfnissen assimilirt. Als Bildnerin von
Gebrauchswerthen, als nützliche Arbeit, ist die Arbeit daher von allen
Gesellschaftsformen unabhängige Existenzbedingung des Menschen, ewige
Naturnothwendigkeit, um den Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur, also das
menschliche Leben zu vermitteln.
Die Gebrauchswerthe Rock, Leinwand u. s. w.,
kurz die Waarenkörper, sind Verbindungen von zwei Elementen, Naturstoff
und Arbeit. Zieht man die Gesammtsumme aller verschiedenen nützlichen Arbeiten
ab, die in Rock, Leinwand u. s. w. stecken, so bleibt stets ein materielles
Substrat zurück, das ohne Zuthun des Menschen von Natur vorhanden ist. Der
Mensch kann in seiner Produktion nur verfahren, wie die Natur selbst, d. h. nur
die Formen der Stoffe ändern [13]. Noch mehr. In dieser Arbeit der Formung selbst wird er
beständig unterstützt von Naturkräften. Arbeit ist also nicht die
einzige Quelle der von ihr producirten Gebrauchswerthe, des stofflichen
Reichthums. Die Arbeit ist sein Vater, wie William Petty sagt, und
die Erde seine Mutter.
Gehn wir nun von der Waare, so weit sie
Gebrauchsgegenstand, über zum Waaren-Werth.
Nach unsrer Unterstellung hat der Rock den
doppelten Werth der Leinwand. Diess ist aber nur ein quantitativer Unterschied,
der uns zunächst noch nicht interessirt. Wir erinnern daher, dass wenn der
Werth eines Rockes doppelt so gross als der von 10 Ellen Leinwand, 20 Ellen
Leinwand dieselbe Werthgrösse haben wie ein Rock. Als Werthe sind Rock
und Leinwand Dinge von gleicher Substanz, objektive Ausdrücke gleichartiger
Arbeit. Aber Schneiderarbeit und Weberei sind qualitativ verschiedne
Arbeiten. Es giebt jedoch Gesellschaftszustände, worin derselbe Mensch abwechselnd
schneidert und webt, diese beiden verschiednen Arbeitsweisen daher nur Modificationen
der Arbeit desselben Individuums und noch nicht besondre feste Functionen
verschiedner Individuen sind, ganz wie der Rock, den unser Schneider heute, und
die Hosen, die er morgen macht, nur Variationen derselben individuellen Arbeit
voraussetzen. Der Augenschein lehrt ferner, dass in unsrer kapitalistischen
Gesellschaft, je nach der wechselnden Richtung der Arbeitsnachfrage, eine
gegebene Portion menschlicher Arbeit abwechselnd in der Form von
Schneiderei oder in der Form von Weberei zugeführt wird. Dieser Formwechsel der
Arbeit mag nicht ohne Friction abgehn, aber er muss gehn. Sieht man ab von der
Bestimmtheit der produktiven Thätigkeit und daher vom nützlichen Charakter der
Arbeit, so bleibt das an ihr, dass sie eine Verausgabung menschlicher
Arbeitskraft ist. Schneiderarbeit und Weberei, obgleich qualitativ
verschiedne produktive Thätigkeiten, sind beide produktive Verausgabung von menschlichem
Hirn, Muskel, Nerv, Hand u. s. w., und in diesem Sinn beide menschliche
Arbeit. Es sind nur zwei verschiedne Formen, menschliche Arbeitskraft zu
verausgaben. Allerdings muss die menschliche Arbeitskraft selbst mehr oder
minder entwickelt sein, um in dieser oder jener Form verausgabt zu werden. Der
Werth der Waaren aber stellt menschliche Arbeit schlechthin dar, Verausgabung menschlicher
Arbeitskraft überhaupt. Wie nun in der bürgerlichen Gesellschaft ein
General oder Banquier eine grosse, der Mensch schlechthin dagegen eine
sehr schäbige Rolle spielt [14], so steht es hier auch mit der menschlichen Arbeit. Sie
ist Verausgabung einfacher Arbeitskraft, die jeder gewöhnliche Mensch,
ohne besondere Entwicklung, in seinem leiblichen Organismus besitzt. Die
Arbeitskraft eines Bauernknechts gelte z. B. für einfache Arbeitskraft, ihre
Verausgabung daher für einfache Arbeit oder menschliche Arbeit ohne
weitern Schnörkel, Schneiderarbeit dagegen für Verausgabung höher entwickelter
Arbeitskraft. Während sich der Arbeitstag des Bauernknechts daher etwa im
Werthausdruck von ½ W, stellt sich der Arbeitstag des Schneiders im
Werthausdrucke von W dar [15]. Dieser Unterschied ist jedoch nur quantitativ. Wenn
der Rock das Produkt eines Arbeitstags des Schneiders, hat er denselben Werth
wie das Produkt von 2 Arbeitstagen des Bauernknechts. So zählt aber die
Schneiderarbeit immer nur als multiplicirte Bauernarbeit. Die
verschiednen Proportionen, worin verschiedne Arbeitsarten auf einfache Arbeit
als ihre Masseinheit reducirt sind, werden durch einen
gesellschaftlichen Prozess hinter dem Rücken der Produzenten festgesetzt und
scheinen ihnen daher durch das Herkommen gegeben. Der Vereinfachung halber gilt
uns im Folgenden jede Art Arbeitskraft unmittelbar für einfache Arbeitskraft,
wodurch nur die Mühe der Reduktion erspart wird.
Wie also in den Werthen Rock und
Leinwand von dem Unterschied ihrer Gebrauchswerthe abstrahirt ist, so in
der Arbeit, die diese Werthe darstellen, von dem Unterschied der nützlichen
Formen, worin sie das einemal Schneiderarbeit ist, das andremal Weberei.
Wie die Gebrauchswerthe Rock und Leinwand Verbindungen zweckbestimmter,
produktiver Thätigkeiten mit Tuch und Garn sind, die Werthe Rock und
Leinwand dagegen blosse gleichartige Arbeitsgallerten, so gilt auch die
in diesen Werthen enthaltene Arbeit nicht durch ihr produktives
Verhalten zu Tuch und Garn, sondern nur als Verausgabung menschlicher
Arbeitskraft. Bildungselemente der Gebrauchswerthe Rock und Leinwand
sind Schneiderarbeit und Weberei eben durch ihre verschiednen Qualitäten,
Substanz des Rockwerths und Leinwandwerths sind sie nur,
soweit von ihrer besondern Qualität abstrahirt wird und beide gleiche
Qualität besitzen, die Qualität menschlicher Arbeit.
Rock und Leinwand sind aber nicht nur Werthe
überhaupt, sondern Werthe von bestimmter Grösse und nach unsrer
Unterstellung ist der Rock doppelt so viel werth, als 10 Ellen Leinwand. Woher
diese Verschiedenheit ihrer Werthgrössen ? Daher dass die Leinwand
nur halb so viel Arbeit enthält, als der Rock, sodass zur Produktion des
letztern die Arbeitskraft während doppelt soviel Zeit verausgabt werden
muss, als zur Produktion der erstern.
Wenn also mit Bezug auf den Gebrauchswerth
die in der Waare enthaltne Arbeit nur qualitativ gilt, gilt sie mit
Bezug auf die Werthgrösse nur quantitativ, nachdem sie bereits
auf menschliche Arbeit ohne weitere Qualität reducirt ist. Dort handelt es sich
um das Wie und Was der Arbeit, hier um ihr Wie Viel, ihre
Zeitdauer. Da die Werthgrösse einer Waare nur das Quantum der in ihr enthaltnen
Arbeit misst, müssen Waaren in gewisser Proportion stets gleich grosse Werthe
sein.
Bleibt die Produktivkraft sage aller zur
Produktion eines Rocks erheischten nützlichen Arbeiten unverändert, so steigt
die Werthgrösse der Röcke mit ihrer eignen Quantität. Wenn l Rock x, stellen 2
Röcke 2 x Arbeitstage dar u. s. w. Nimm aber an, die zur Produktion eines Rocks
nothwendige Arbeitszeit steige auf das Doppelte oder falle um die Hälfte. Im ersten
Fall hat ein Rock soviel Werth als vorher zwei Röcke, im letztern Fall haben
zwei Röcke nur so viel Werth, als vorher einer, obgleich in beiden Fällen ein
Rock nach wie vor dieselben Dienste leistet und die in ihm enthaltne nützliche
Arbeit nach wie vor von derselben Güte bleibt. Aber das in seiner Produktion
verausgabte Arbeitsquantum hat sich verändert.
Ein grössres Quantum Gebrauchswerth bildet an
und für sich grössern stofflichen Reichthum, zwei Röcke mehr als einer.
Mit zwei Röcken kann man zwei Menschen kleiden, mit einem Rock nur einen
Menschen u. s. w. Dennoch kann der steigenden Masse des stofflichen Reichthums
ein gleichzeitiger Fall seiner Werthgrösse entsprechen. Diese
gegensätzliche Bewegung entspringt aus der zwieschlächtigen Bestimmung der
Arbeit. Produktivkraft ist natürlich stets Produktivkraft nützlicher, konkreter
Arbeit. Sie drückt in der That nur den Wirkungsgrad zweckbestimmter produktiver
Thätigkeit in gegebnem Zeitraum aus. Die nützliche Arbeit wird daher reichere
oder dürftigere Produktenquelle im direkten Verhältniss zum Steigen oder
Fallen ihrer Produktivkraft. Dagegen trifft ein Wechsel der Produktivkraft die
im Werth dargestellte Arbeit an und für sich gar nicht. Da die
Produktivkraft der konkreten nützlichen Form der Arbeit angehört, kann sie
natürlich die Arbeit nicht mehr berühren, sobald von ihrer konkreten nützlichen
Form abstrahirt wird. Dieselbe Arbeit stellt sich daher in denselben
Zeiträumen stets in derselben Werthgrösse dar, wie immer die
Produktivkraft wechsle. Aber sie liefert in demselben Zeitraum verschiedne
Quanta Gebrauchswerthe, mehr wenn die Produktivkraft steigt, weniger, wenn
sie sinkt. Im erstern Fall kann es
geschehn, dass 2 Röcke weniger Arbeit enthalten als früher einer. Derselbe
Wechsel der Produktivkraft, der die Fruchtbarkeit der Arbeit und daher die
Masse der von ihr gelieferten Gebrauchswerthe vermehrt, kann also die Werthgrösse
selbst der vermehrten Gesammtmasse vermindern, wenn er
nämlich die zu ihrer Produktion nothwendige Arbeitszeit abkürzt. Ebenso
umgekehrt.
Aus dem Bisherigen folgt, dass in der Waare
zwar nicht zwei verschiedene Sorten Arbeit stecken, wohl aber dieselbe Arbeit
verschieden und selbst entgegengesetzt bestimmt ist, je nachdem sie auf den Gebrauchswerth
der Waare als ihr Produkt oder auf den Waaren-Werth als ihren
bloss gegenständlichen Ausdruck bezogen wird. Wie die Waare vor allem
Gebrauchsgegenstand sein muss, um Werth zu sein, so muss die Arbeit vor allem
nützliche Arbeit, zweckbestimmte produktive Thätigkeit sein, um als Verausgabung
menschlicher Arbeitskraft und daher als menschliche Arbeit schlechthin
zu zählen.
Da bisher nur noch Werthsubstanz und
Werthgrösse bestimmt, wenden wir uns jetzt zur Analyse der Werthform.
Kehren wir zunächst wieder zurück zur ersten Erscheinungsform
des Waarenwerths.
Wir nehmen zwei Quanta Waaren, die gleichviel
Arbeitszeit zu ihrer Produktion kosten, also gleiche Werthgrössen sind,
und wir haben 40 Ellen Leinwand = 2 Röcke, oder 40 Ellen Leinwand sind
zwei Röcke werth. Wir sehn, dass der Werth der Leinwand in einem
bestimmten Quantum von Röcken ausgedrückt ist. Der Werth einer
Waare, so dargestellt im Gebrauchswerth einer andern Waare, heisst ihr relativer
Werth.
Der relative Werth einer Waare kann wechseln,
obgleich ihr Werth constant bleibt. Umgekehrt kann ihr relativer Werth constant
bleiben, obgleich ihr Werth wechselt. Die Gleichung : 40 Ellen Leinwand = 2
Röcke setzt nämlich voraus, dass beideWaaren gleich viel Arbeit kosten. Mit
jedem Wechsel in der Produktivkraft der sie hervorbringenden Arbeiten wechselt
aber die zu ihrer Produktion nothwendige Arbeitszeit. Betrachten wir den
Einfluss solcher Wechsel auf den relativen Werth.
I. Der Werth der Leinwand wechsle, während
der Rockwerth constant bleibt. Verdoppelt sich die zur Produktion der
Leinwand verausgabte Arbeitszeit, etwa in Folge zunehmender Unfruchtbarkeit des
flachstragenden Bodens, so verdoppelt sich ihr Werth. Statt 40 Ellen Leinwand =
2 Röcke, hätten wir : 40 Ellen Leinwand = 4 Röcke, da 2 Röcke jetzt nur
halb so viel Arbeitszeit enthalten als 40 Ellen Leinwand. Nimmt dagegen die zur
Produktion der Leinwand nothwendige Arbeitszeit um die Hälfte ab, etwa in Folge
verbesserter Webstühle, so sinkt der Leinwandwerth um die Hälfte.
Demgemäss jetzt : 40 Ellen Leinwand = l Rock. Der relative Werth der
Waare A, d. h. ihr Werth ausgedrückt in der Waare B, steigt und fällt also
direkt wie der Werth der Waare A, bei gleichbleibendem Werth der Waare B.
II. Der Werth der Leinwand bleibe constant,
während der Rockwerth wechsle. Verdoppelt sich unter diesen Umständen
die zur Produktion des Rockes nothwendige Arbeitszeit, etwa in Folge
ungünstiger Wollschur, so haben wir statt 40 Ellen Leinwand = 2 Röcke jetzt : 40
Ellen Leinwand = 1 Rock. Fällt dagegen der Werth des Rocks um die
Hälfte, so 40 Ellen Leinwand = 4 Röcke. Bei gleichbleibendem Werth der
Waare A, fällt oder steigt daher ihr relativer, in der Waare B ausgedrückter
Werth im umgekehrten Verhältniss zum Werthwechsel von B.
Vergleicht man die verschiedenen Fälle sub I
und II, so ergiebt sich, dass derselbe Wechsel des relativen Werths aus ganz
entgegengesetzten Ursachen entspringen kann. So wird aus 40 Ellen
Leinwand = 2 Röcke 1) die Gleichung 40 Ellen Leinwand = 4 Röcke, entweder
weil der Werth der Leinwand sich verdoppelt oder der Werth der Röcke um die
Hälfte fällt, und 2) die Gleichung 40 Ellen Leinwand = l Rock, entweder
weil der Werth der Leinwand um die Hälfte sinkt oder der Werth des Rockes auf
das Doppelte steigt.
III. Die zur Produktion von Leinwand und Rock
nothwendigen Arbeitsquanta wechseln gleichzeitig, in derselben Richtung und
derselben Proportion. In diesem Falle nach wie vor 40 Ellen Leinwand = 2
Röcke, wie immer ihre Werthe verändert seien. Man entdeckt ihren
Werthwechsel, sobald man sie mit einer dritten Waare vergleicht, deren Werth
constant blieb. Stiegen oder fielen die Werthe aller Waaren gleichzeitig
und in derselben Proportion, so blieben ihre relativen Werthe unverändert.
Ihren wirklichen Werthwechsel ersähe man daraus, dass in derselben Arbeitszeit
nun allgemein ein grösseres oder kleineres Waarenquantum als vorher geliefert
würde.
IV. Die zur Produktion von Leinwand und Rock
resp. nothwendigen Arbeitszeiten, und daher ihre Werthe, mögen gleichzeitig in
derselben Richtung wechseln, aber in ungleichem Grad, oder in entgegengesetzter
Richtung u. s. w. Der Einfluss aller möglichen derartigen Combinationen auf den
relativen Werth einer Waare ergiebt sich einfach durch Anwendung der Fälle I.,
II. und III.
Wir haben eben untersucht, wie weit Wechsel
in der relativen Werthgrösse einer Waare, der Leinwand, einen Wechsel
ihrer eignen Werthgrösse wiederspiegelt, und überhaupt den relativen
Werth nur nach seiner quantitativen Seite betrachtet. Wir wenden uns
jetzt zu seiner Form. Wenn der relative Werth Darstellungsform des
Werths, ist der Ausdruck der Aequivalenz zweier Waaren, wie x Waare
A = y Waare B oder 20 Ellen Leinwand = l Rock, die einfache Form des
relativen Werths.
I. Erste oder einfache Form des relativen
Werths : 20 Ellen Leinwand = l Rock., (x Waare A = y Waare B.)
Diese Form ist etwas schwierig zu analysiren,
weil sie einfach ist [16]. Die in ihr enthaltenen unterschiedenen Bestimmungen
sind verhüllt, unentwickelt, abstrakt und daher nur durch einige Anstrengung
der Abstraktionskraft auseinander- und festzuhalten. So viel ergiebt sich aber
auf den ersten Blick, dass die Form dieselbe bleibt, ob 20 Ellen
Leinwand = l Rock oder 20 Ellen Leinwand = x Röcke [17].
Leinwand kömmt auf die Welt in Gestalt eines Gebrauchswerths
oder nützlichen Dings. Ihre steifleinene Körperlichkeit oder Naturalform
ist daher nicht ihre Werthform, sondern deren grades Gegentheil. Ihr
eignes Werthsein zeigt sie zunächst dadurch, dass sie sich auf eine andre
Waare, den Rock, als ihr Gleiches bezieht. Wäre sie nicht selbst
Werth, so könnte sie sich nicht auf den Rock als Werth, als Ihresgleichen, beziehn.
Qualitativ setzt sie sich den Rock gleich, indem sie sich auf ihn
bezieht als Vergegenständlichung gleichartiger menschlicher Arbeit, d. h.
ihrer eignen Werthsubstanz, und sie setzt sich nur einen Rock gleich statt
x Röcke, weil sie nicht nur Werth überhaupt, sondern Werth von bestimmter
Grösse ist, ein Rock aber grade soviel Arbeit enthält als 20
Ellen Leinwand. Durch diese Beziehung auf den Rock schlägt die Leinwand
verschiedne Fliegen mit einer Klappe. Indem sie die andre Waare sich als
Werth gleichsetzt, bezieht sie sich auf sich selbst als Werth. Indem sie
sich auf sich selbst als Werth bezieht, unterscheidet sie sich
zugleich von sich selbst als Gebrauchswerth. Indem sie ihre Werthgrösse
— und Werthgrösse ist beides, Werth überhaupt und quantitativ gemessner
Werth — im Rocke ausdrückt, giebt sie ihrem Werthsein eine von
ihrem unmittelbaren Dasein unterschiedne Werthform. Indem sie sich so
als ein in sich selbst Differenzirtes darstellt, stellt sie sich erst wirklich als
Waare dar — nützliches Ding, das zugleich Werth ist. Soweit die Leinwand
Gebrauchswerth, ist sie ein selbstständiges Ding. Ihr Werth erscheint
dagegen nur im Verhältniss zu andrer Waare, dem Rocke z. B.,
ein Verhältniss, worin die Waarenart Rock ihr qualitativ gleichgesetzt wird
und daher in bestimmter Quantität gleichgilt, sie ersetzt, mit ihr
austauschbar ist. Eigne, vom Gebrauchswerth unterschiedne Form erhält
der Werth daher nur durch seine Darstellung als Tauschwerth.
Der Ausdruck des Leinwandwerths im
Rocke prägt dem Rocke selbst eine neue Form auf. In der That, was besagt die Werthform
der Leinwand ? Dass der Rock mit ihr austauschbar ist. Wie er geht oder
liegt, mit Haut und Haaren, in seiner Naturalform Rock besitzt er jetzt
die Form unmittelbarer Austauschbarkeit mit andrer Waare, die Form eines
austauschbaren Gebrauchswerths oder Aequivalents. Die Bestimmung des
Aequivalents enthält nicht nur, dass eine Waare Werth überhaupt ist, sondern
dass sie in ihrer dinglichen Gestalt, in ihrer Gebrauchsform, andrer
Waare als Werth gilt und daher unmittelbar als Tauschwerth für die
andre Waare da ist.
Als Werth besteht die Leinwand nur aus
Arbeit, bildet eine durchsichtig krystallisirte Arbeitsgallerte. In der
Wirklichkeit ist dieser Krystall jedoch sehr trüb. Soweit Arbeit in ihm zu
entdecken, und nicht jeder Waarenkörper zeigt die Spur der Arbeit, ist es nicht
unterschiedslose menschliche Arbeit, sondern Weberei, Spinnerei u. s. w., die
auch keineswegs seine einzige Substanz bilden, vielmehr mit Naturstoffen
verquickt sind. Um Leinwand als bloss dinglichen Ausdruck menschlicher Arbeit
festzuhalten, muss man von allem absehn, was sie wirklich zum Ding macht.
Gegenständlichkeit der menschlichen Arbeit, die selbst abstrakt ist, ohne
weitere Qualität und Inhalt, ist nothwendig abstrakte Gegenständlichkeit, ein Gedankending.
So wird das Flachsgewebe zum Hirngespinnst. Aber Waaren sind Sachen.
Was sie sind, müssen sie sachlich sein oder in ihren eignen sachlichen
Beziehungen zeigen. In der Produktion der Leinwand ist ein bestimmtes
Quantum menschlicher Arbeitskraft verausgabt worden. Ihr Werth ist der bloss gegenständliche
Reflex der so verausgabten Arbeit, aber er reflektirt sich nicht in ihrem
Körper. Er offenbart sich, erhält sinnlichen Ausdruck durch ihr Werthverhältniss
zum Rock. Indem sie ihn als Werth sich gleichsetzt, während
sie sich zugleich als Gebrauchsgegenstand von ihm unterscheidet, wird
der Rock die Erscheinungsform des Leinwand-Werths im Gegensatz
zum Leinwand-Körper, ihre Werthform im Unterschied von ihrer Naturalform
[18].
In dem relativen Werthausdruck : 20 Ellen
Leinwand = l Rock oder x Leinwand ist y Rock werth, gilt der Rock zwar
nur als Werth oder Arbeitsgallerte, aber eben dadurch gilt die
Arbeitsgallerte als Rock, der Rock als die Form, worin menschliche
Arbeit gerinnt 18a. Der Gebrauchswerth Rock wird nur zur Erscheinungsform
des Leinwand-Werths, weil sich die Leinwand auf das Rockmaterial als unmittelbare
Materiatur abstrakter menschlicher Arbeit bezieht, also Arbeit gleicher Art
wie die in ihr selbst vergegenständlichte. Der Gegenstand Rock gilt ihr als
sinnlich handgreifliche Gegenständlichkeit gleichartiger menschlicher Arbeit,
daher als Werth in Naturalform. Da sie als Werth gleichen Wesens mit dem Rock
ist, wird die Naturalform Rock so zur Erscheinungsform ihres eignen Werths.
Aber die im Gebrauchswerth Rock dargestellte Arbeit ist nicht
menschliche Arbeit schlechthin, sondern eine bestimmte, nützliche Arbeit, Schneiderarbeit.
Menschliche Arbeit schlechthin, Verausgabung menschlicher Arbeitskraft, ist
zwar jeder Bestimmung fähig, aber an und für sich unbestimmt. Verwirklichen,
vergegenständlichen kann sie sich nur, sobald die menschliche Arbeitskraft in
bestimmter Form verausgabt wird, als bestimmte Arbeit, denn nur der bestimmten
Arbeit steht ein Naturstoff gegenüber, ein äusseres Material, worin sie
sich vergegenständlicht. Bloss der Hegel'sche „Begriff“ bringt es
fertig, sich ohne äussern Stoff zu objektiviren [19].
Die Leinwand kann sich nicht auf den Rock als
Werth oder incarnirte menschliche Arbeit beziehn, ohne sich auf Schneiderarbeit
als die unmittelbare Verwirklichungsform menschlicher Arbeit zu
beziehen. Was jedoch die Leinwand am Gebrauchswerth Rock interessirt, ist weder
seine wollne Behäbigkeit, noch sein zugeknöpftes Wesen, noch irgend eine andre
nützliche Qualität, die ihn zum Gebrauchswerth stempelt. Er dient ihr nur dazu,
ihre Werthgegenständlichkeit im Unterschied von ihrer steifleinenen
Gebrauchsgegenständlichkeit darzustellen. Sie hätte denselben Zweck erreicht, wenn
sie ihren Werth in Assa Fötida oder Poudrette oder Stiefelwichse ausgedrückt.
Die Schneiderarbeit gilt ihr daher ebenfalls nicht, sofern sie
zweckmässig produktive Thätigkeit, nützliche Arbeit, sondern nur sofern sie als
bestimmte Arbeit Verwirklichungsform, Vergegenständlichungsweise
menschlicher Arbeit überhaupt ist. Drückte die Leinwand ihren Werth statt
im Rock in Stiefelwichse aus, so gälte ihr auch statt Schneidern Wichsen als die
unmittelbare Verwirklichungsform abstrakter menschlicher Arbeit 19a. Erscheinungsform des Werths oder Aequivalent wird ein
Gebrauchswerth oder Waarenkörper also nur dadurch, dass sich eine andere Waare
auf die in ihm enthaltne konkrete, nützliche Arbeitsart als die unmittelbare
Verwirklichungsform abstrakter menschlicher Arbeit bezieht.
Wir stehn hier bei dem Springpunkt aller
Schwierigkeiten, welche das Verständniss der Werthform hindern. Es ist
relativ leicht, den Werth der Waare von ihrem Gebrauchswerth zu unterscheiden,
oder die den Gebrauchswerth formende Arbeit von derselben Arbeit, so weit sie
bloss als Verausgabung menschlicher Arbeitskraft im Waarenwerth berechnet wird.
Betrachtet man Waare oder Arbeit in der einen Form, so nicht in der andern und
vice versa. Diese abstrakten Gegensätze fallen von selbst auseinander und sind
daher leicht auseinander zu halten. Anders mit der Werthform, die nur im
Verhältniss von Waare zu Waare existirt. Der Gebrauchswerth oder Waarenkörper
spielt hier eine neue Rolle. Er wird zur Erscheinungsform des Waarenwerths, also
seines eignen Gegentheils. Ebenso wird die im Gebrauchswerth enthaltene konkrete
nützliche Arbeit zu ihrem eignen Gegentheil, zur blossen
Verwirklichungsform abstrakter menschlicher Arbeit. Statt
auseinanderzufallen, reflektiren sich die gegensätzlichen Bestimmungen der
Waare hier in einander. So befremdlich diess auf ersten Blick, erweist es sich
bei weiterem Nachdenken als nothwendig. Die Waare ist von Haus aus ein zwieschlächtig
Ding, Gebrauchswerth und Werth, Produkt nützlicher Arbeit und abstrakte
Arbeitsgallerte. Um sich darzustellen als das was sie ist, muss sie daher ihre
Form verdoppeln. Die Form eines Gebrauchswerths besitzt sie von Natur.
Es ist ihre Naturalform. Werthform erwirbt sie erst im Umgang mit andren
Waaren. Aber ihre Werthform muss selbst wieder gegenständliche Form
sein. Die einzigen gegenständlichen Formen der Waaren sind ihre
Gebrauchsgestalten, ihre Naturalformen. Da nun die Naturalform einer Waare, der
Leinwand z. B., das grade Gegentheil ihrer Werthform ist, muss sie eine andre
Naturalform, die Naturalform einer andern Waare zu ihrer Werthform
machen. Was sie nicht unmittelbar für sich selbst, kann sie unmittelbar für
andre Waare und daher auf einem Umweg für sich selbst thun. Sie kann ihren
Werth nicht in ihrem eignen Körper oder in ihrem eignen Gebrauchswerth
ausdrücken, aber sie kann sich auf einen andern Gebrauchswerth oder
Waarenkörper als unmittelbares Werthdasein beziehn. Sie kann sich nicht zu der
in ihr selbst, wohl aber zu der in andrer Waarenart enthaltenen konkreten
Arbeit als blosser Verwirklichungsform abstrakter menschlicher Arbeit
verhalten. Sie braucht dazu nur die andre Waare sich als Aequivalent gleichzusetzen.
Der Gebrauchswerth einer Waare existirt überhaupt nur für eine andre Waare,
soweit er in dieser Weise zur Erscheinungsform ihres Werths dient. Betrachtet
man in dem einfachen relativen Werthausdrucke : x Waare A = y Waare B nur
das quantitative Verhältniss, so findet man auch nur die oben
entwickelten Gesetze über die Bewegung des relativen Werths, die alle darauf
beruhn, dass die Werthgrösse der Waaren durch die zu ihrer Produktion
nothwendige Arbeitszeit bestimmt ist. Betrachtet man aber das Werthverhältniss
der beiden Waaren nach seiner qualitativen Seite, so entdeckt man in
jenem einfachen Werthausdruck das Geheimniss der Werthform und daher, in nuce,
des Geldes [20].
Unsre Analyse hat gezeigt, dass der
relative Werthausdruck einer Waare zwei verschiedne Werthformen einschliesst. Die
Leinwand drückt ihren Werth und ihre bestimmte Werthgrösse im Rock aus.
Sie stellt ihren Werth dar im Werthverhältniss zu einer andern Waare,
daher als Tauschwerth. Andrerseits die andre Waare, der Rock, worin sie
ihren Werth relativ ausdrückt, erhält eben dadurch die Form eines mit ihr
unmittelbar austauschbaren Gebrauchswerths oder Aequivalents. Beide
Formen, relative Werthform der einen Waare, Aequivalentform der
andern, sind Formen des Tauschwerths. Beide sind in der That nur Momente,
wechselseitig durcheinander bedingte Bestimmungen, desselben relativen
Werthausdrucks, aber polarisch vertheilt auf die zwei gleichgesetzten Waarenextreme.
Quantitative Bestimmtheit ist nicht in der Aequivalentform einer Waare
eingeschlossen. Das bestimmte Verhältniss z. B., worin Rock Aequivalent von
Leinwand ist, entspringt nicht aus seiner Aequivalentform, der Form seiner
unmittelbaren Austauschbarkeit mit der Leinwand, sondern aus der Bestimmung
der Werthgrösse durch Arbeitszeit. Die Leinwand kann ihren eignen Werth nur in
Röcken darstellen, indem sie sich auf ein bestimmtes Rockquantum als gegebenes
Quantum krystallisirter menschlicher Arbeit bezieht. Aendert sich der Rockwerth,
so ändert sich auch diese Beziehung. Damit sich aber der relative Werth der
Leinwand ändere, muss er vorhanden sein, und er kann nur gebildet werden bei gegebenem
Rockwerth. Ob die Leinwand ihren eignen Werth nun in l, 2 oder x Röcken
darstellt, hängt unter dieser Voraussetzung ganz von der Werthgrösse einer Elle
Leinwand und der Ellenanzahl ab, deren Werth in Rockform dargestellt werden
soll. Die Werthgrösse einer Waare kann sich nur im Gebrauchswerth einer
andern Waare ausdrücken, als relativer Werth. Die Form eines
unmittelbar austauschbaren Gebrauchswerths oder Aequivalents erhält eine
Waare dagegen umgekehrt nur als das Material, worin der Werth einer
andern Waare ausgedrückt wird.
Diese Unterscheidung ist getrübt durch eine
charakteristische Eigenthümlichkeit des relativen Werthausdrucks in seiner
einfachen oder ersten Form. Die Gleichung : 20 Ellen Leinwand = 1 Rock, oder
20 Ellen Leinwand sind einen Rock werth, schliesst nämlich offenbar die
identische Gleichung ein : l Rock = 20 Ellen Leinwand, oder l Rock ist
20 Ellen Leinwand werth. Der relative Werthausdruck der Leinwand, worin der
Rock als Aequivalent figurirt, enthält also rückbezüglich den relativen
Werthausdruck des Rocks, worin die Leinwand als Aequivalent figurirt.
Obgleich beide Bestimmungen der Werthform oder
beide Darstellungsweisen des Waarenwerths als Tauschwerth nur relativ
sind, scheinen beide nicht in demselben Grad relativ. Im relativen
Werth der Leindwand : 20 Ellen Leinwand = l Rock, ist der Tauschwerth
der Leinwand ausdrücklich als ihre Beziehung auf eine andre Waare dargestellt.
Der Rock seinerseits ist zwar auch nur Aequivalent, so weit sich die
Leinwand auf ihn als Erscheinungsform ihres eignen Werths und daher mit ihr
unmittelbar Austauschbares bezieht. Nur innerhalb dieser
Beziehung ist er Aequivalent. Aber er verhält sich passiv. Er ergreift keine
Initiative. Er findet sich in Beziehung, weil sich auf ihn bezogen wird. Der
Charakter, der ihm aus dem Verhältniss mit der Leinwand erwächst, erscheint
daher nicht als Resultat seiner Beziehung, sondern ohne sein Zuthun
vorhanden. Noch mehr. Die bestimmte Art und Weise, wie sich die Leinwand
auf ihn bezieht, ist ganz dazu gemacht, es ihm „anzuthun“, wäre er auch noch so
bescheiden und keineswegs das Produkt eines „tailor run mad with pride“. Die
Leinwand bezieht sich nämlich auf den Rock als sinnlich existirende Materiatur
der menschlichen Arbeit in abstracto und daher als vorhandnen Werthkörper. Er
ist diess nur, weil und sofern sich die Leinwand in dieser bestimmten
Weise auf ihn bezieht. Sein Aequivalentsein ist so zu sagen nur
eine Reflexionsbestimmung der Leinwand. Aber es scheint grade
umgekehrt. Einerseits giebt er sich selbst nicht die Mühe sich zu beziehn.
Andrerseits bezieht sich die Leinwand auf ihn, nicht um ihn zu etwas zu machen,
sondern weil er ohne sie etwas ist. Das fertige Produkt der Beziehung der
Leinwand auf den Rock, seine Aequivalentform, seine Bestimmtheit als
unmittelbar austauschbarer Gebrauchswerth, scheint ihm daher auch ausserhalb
der Beziehung zur Leinwand dinglich anzugehören, ganz wie etwa seine
Eigenschaft warm zu halten. In der ersten oder einfachen Form des relativen
Werths : 20 Ellen Leinwand = l Rock, ist dieser falsche Schein noch nicht
befestigt, weil sie unmittelbar auch das Gegentheil aussagt, dass der Rock
Aequivalent der Leinwand und dass jede der beiden Waaren diese Bestimmtheit nur
besitzt, weil und sofern die andre sie zu ihrem relativen Werthausdruck macht [21].
In der einfachen Form des relativen Werths
oder dem Ausdrucke der Aequivalenz zweier Waaren, ist die Formentwicklung
des Werths für beide Waaren gleichmässig, obgleich jedesmal in entgegengesetzter
Richtung. Der relative Werthausdruck ist ferner mit Bezug auf jede
der beiden Waaren einheitlich, denn die Leinwand stellt ihren Werth nur
in einer Waare dar, dem Rocke und vice versa, aber für beide Waaren
ist dieser Werthausdruck doppelt, verschieden für jede derselben.
Endlich ist jede der beiden Waaren nur Aequivalent für die andre
einzelne Waarenart, also nur einzelnes Aequivalent.
Solche Gleichung, wie 20 Ellen Leinwand =
l Rock, oder zwanzig Ellen Leinwand sind einen Rock werth, drückt
offenbar den Werth der Waare nur ganz beschränkt und einseitig aus. Vergleiche
ich die Leinwand z. B., statt mit Röcken, mit andern Waaren, so erhalte ich
auch andre relative Werthausdrücke, andre Gleichungen, wie 20
Ellen Leinwand = u Kaffee, 20 Ellen Leinwand = v Thee u. s. w. Die Leinwand hat
eben so viele verschiedne relative Werthausdrücke, als es von ihr
verschiedne Waaren giebt und die Zahl ihrer relativen Werthausdrücke wächst
beständig mit der Zahl neu auftretender Waarenarten [22].
Die erste Form 20 Ellen Leinwand = 1
Rock gab zwei relative Ausdrücke für den Werth zweier Waaren.
Diese zweite Form giebt für den Werth derselben Waare die bunteste
Mosaik relativer Ausdrücke. Auch scheint weder für den Ausdruck der Werthgrösse
irgend etwas gewonnen, denn in 20 Ellen Leinwand = l Rock ist die Werthgrösse
der Leinwand, die ja in jedem Ausdrucke dieselbe bleibt, eben so
erschöpfend dargestellt als in 20 Ellen Leinwand = u Thee u. s. w., noch für
die Formbestimmung des Aequivalents, denn in 20 Ellen Leinwand = u
Kaffee u. s. w., sind Kaffee u. s. w. nur einzelne Aequivalente, ganz
wie es der Rock war.
Dennoch birgt diese zweite Form eine
wesentliche Fortentwicklung. Es liegt darin nämlich nicht nur, dass die
Leinwand ihren Werth zufällig bald in Röcken ausdrückt, bald in Kaffee u. s.
w., sondern dass sie ihn sowohl in Röcken als in Kaffee u. s. w.
ausdrückt, entweder in dieser Waare oder jener oder der
dritten u. s. w. Die Weiterbestimmung zeigt sich, sobald diese zweite oder entfaltete
Form des relativen Werthausdrucks in ihrem Zusammenhang dargestellt
wird. Wir erhalten dann :
II. Zweite oder entfaltete Form des
relativen Werths : 20 Ellen Leinwand = l Rock oder = u Kaffee
oder = v Thee oder = x Eisen oder = y Weizen oder
= u. s. w. u. s. w. z Waare
A = u Waare B oder = v Waare C oder = w Waare D oder = x
Waare E oder = y Waare F oder = u. s. w.
Zunächst bildet offenbar die erste Form das Grundelement
der zweiten, denn letztere besteht aus vielen einfachen relativen
Werthausdrücken, wie 20 Ellen Leinwand = l Rock, 20 Ellen Leinwand = u
Kaffee u. s. w.
In der ersten Form: 20 Ellen Leinwand = l
Rock kann es zufällige Thatsache scheinen, dass diese zwei Waaren in diesem
bestimmten quantitativen Verhältnisse austauschbar sind. In der zweiten
Form leuchtet dagegen sofort ein von der zufälligen Erscheinung wesentlich
unterschiedner und sie bestimmender Hintergrund durch. Der Werth der Leinwand
bleibt gleich gross, ob in Rock oder Kaffee oder Eisen u. s. w. dargestellt, in
zahllos verschiednen Waaren, den verschiedensten Besitzern angehörig. Das
zufällige Verhältniss zweier individueller Waarenbesitzer fällt fort. Es wird
offenbar, dass nicht der Austausch die Werthgrösse der Waare, sondern umgekehrt
die Werthgrösse der Waare ihre Austauschverhältnisse regulirt.
In dem Ausdruck : 20 Ellen Leinwand = 1
Rock galt der Rock als Erscheinungsform der in der Leinwand vergegenständlichten
Arbeit. So wurde die in der Leinwand enthaltene Arbeit der im Rock enthaltnen
gleichgesetzt und daher als gleichartige menschliche Arbeit bestimmt.
Indess trat diese Bestimmung nicht ausdrücklich hervor. Unmittelbar
setzt die erste Form die in der Leinwand enthaltne Arbeit nur der
Schneiderarbeit gleich. Anders die zweite Form. In der endlosen, stets
verlängerbaren Reihe ihrer relativen Werthausdrücke bezieht sich die Leinwand
auf alle möglichen Waarenkörper als blosse Erscheinungsformen der in ihr selbst
enthaltenen Arbeit. Hier ist der Leinwandwerth daher erst wahrhaft
dargestellt als Werth, d. h. Krystall menschlicher Arbeit überhaupt.
Die zweite Form besteht aus einer Summe von
lauter Gleichungen der ersten Form. Jede dieser Gleichungen, wie 20 Ellen
Leinwand = l Rock schliesst aber auch die Rückbeziehung ein : l Rock =
20 Ellen Leinwand, wo der Rock seinen Werth in der Leinwand und eben
dadurch die Leinwand als Aequivalent darstellt. Da diess nun von jedem der
zahllosen relativen Werthausdrücke der Leinwand gilt, erhalten wir :
III. Dritte, umgekehrte oder rückbezogene
zweite Form des relativen Werths :
l Rock = 20
Ellen Leinwand.
u Kaffee = 20
Ellen Leinwand.
v Thee = 20
Ellen Leinwand.
x Eisen = 20
Ellen Leinwand.
y Weisen = 20 Ellen Leinwand.
u. s. w. = 20
Ellen Leinwand.
Der relative Werthausdruck der Waaren
kehrt hier zurück in seiner ursprünglichen Gestalt : l Rock = 20 Ellen
Leinwand. Jedoch ist diese einfache Gleichung jetzt weiter entwickelt. Ursprünglich
enthielt sie nur, dass der Rockwerth durch seinen Ausdruck in einer andern
Waare eine vom Gebrauchswerth Rock oder dem Rockkörper selbst
unterschiedne und unabhängige Form erhält. Jetzt stellt dieselbe
Form den Rock auch allen andern Waaren gegenüber als Werth dar
und ist daher seine allgemein gültige Werthform. Nicht nur der Rock, sondern
Kaffee, Eisen, Weizen, kurz alle andern Waaren drücken ihren Werth jetzt im Material
Leinwand aus. Alle stellen sich so einander als dieselbe Materiatur
menschlicher Arbeit dar. Sie sind nur noch quantitativ verschieden,
wesswegen l Rock, u Kaffee, x Eisen u. s. w., d. h. verschiedne
Quanta dieser verschiednen Dinge = 20 Ellen Leinwand, gleich demselben
Quantum vergegenständlichter menschlicher Arbeit. Durch ihren gemeinschaftlichen
Werthausdruck im Material Leinwand unterscheiden sich also alle
Waaren als Tauschwerthe von ihren eignen Gebrauchswerthen und
beziehn sich zugleich auf einander als Werthgrössen, setzen sich qualitativ
gleich und vergleichen sich quantitativ. Erst in diesem einheitlichen
relativen Werthausdruck erscheinen sie alle für einander als Werthe
und erhält ihr Werth daher erst seine entsprechende Erscheinungsform als
Tauschwerth. Im Unterschied zur entfalteten Form des relativen
Werths (Form II), die den Werth einer Waare im Umkreis aller andern Waaren
darstellt, nennen wir diesen einheitlichen Werthausdruck die allgemeine
relative Werthform.
In der Form II : 20 Ellen Leinwand = l
Rock oder = u Kaffee oder = v Thee oder = x Eisen u. s.
w., worin die Leinwand ihren relativen Werthausdruck entfaltet, bezieht
sie sich auf jede einzelne Waare, Rock, Kaffee u. s. w. als ein besondres
Aequivalent und auf alle zusammen als den Umkreis ihrer besondern
Aequivalentformen. Ihr gegenüber gilt keine einzelne Waarenart noch als
Aequivalent schlechthin, wie im einzelnen Aequivalent, sondern nur als besondres
Aequivalent, wovon das eine das andre ausschliesst. In der Form III, welche
die rückbezogene zweite Form und also in ihr eingeschlossen ist, erscheint die
Leinwand dagegen als die Gattungsform des Aequivalents für alle andern
Waaren. Es ist als ob neben und ausser Löwen, Tigern, Hasen und allen andern
wirklichen Thieren, die gruppirt die verschiednen Geschlechter, Arten,
Unterarten, Familien u. s. w. des Thierreichs bilden, auch noch das Thier existirte,
die individuelle Incarnation des ganzen Thierreichs. Ein solches Einzelne, das
in sich selbst alle wirklich vorhandenen Arten derselben Sache einbegreift, ist
ein Allgemeines, wie Thier, Gott u. s. w. Wie die Leinwand daher einzelnes
Aequivalent wurde, dadurch dass sich eine andre Waare auf sie als
Erscheinungsform des Werths bezog, so wird sie als allen Waaren
gemeinschaftliche Erscheinungsform des Werths das allgemeine Aequivalent,
allgemeiner Werthleib, allgemeine Materiatur der abstrakten menschlichen
Arbeit. Die in ihr materialisirte besondre Arbeit gilt daher jetzt
als allgemeine Verwirklichungsform der menschlichen Arbeit, als allgemeine
Arbeit.
Bei der Darstellung des Werths der Waare A in
der Waare B, wodurch die Waare B einzelnes Aequivalent wird, war es
gleichgültig, von welcher besondern Sorte die Waare B. Nur musste die
Körperlichkeit der Waare B andrer Art sein als die der Waare A,
daher auch Produkt andrer nützlicher Arbeit. Indem der Rock seinen Werth
in Leinwand darstellte, bezog er sich auf Leinwand als die verwirklichte
menschliche Arbeit, und eben dadurch auf Leineweberei als die Verwirklichungsform
der menschlichen Arbeit, aber die besondre Bestimmtheit, welche
Leineweberei von andern Arbeitsarten unterscheidet, war durchaus
gleichgültig. Sie musste nur andrer Art sein als die Schneiderarbeit und im
übrigen eine bestimmte Arbeitsart. Anders sobald die Leinwand allgemeines
Aequivalent wird. Dieser Gebrauchswerth in seiner besondern Bestimmtheit,
wodurch er Leinwand im Unterschied von allen andern Waarenarten, Kaffee,
Eisen u. s. w., wird jetzt die allgemeine Werthform aller andern Waaren und
daher allgemeines Aequivalent. Die in ihm dargestellte besondre nützliche
Arbeitsart gilt daher jetzt als allgemeine Verwirklichungsform der
menschlichen Arbeit, als allgemeine Arbeit, grade soweit sie Arbeit
von besondrer Bestimmtheit ist, Leineweberei im Unterschied nicht
nur von Schneiderarbeit, sondern von Kaffeebau, Minenarbeit und allen andern
Arbeitsarten. Umgekehrt gelten alle andren Arbeitsarten, im relativen
Werthausdruck der Leinwand, des allgemeinen Aequivalents (Form
II), nur noch als besondre Verwirklichungsformen der menschlichen
Arbeit.
Als Werthe sind die Waaren Ausdrücke derselben
Einheit, der abstrakten menschlichen Arbeit. In der Form des Tauschwerths
erscheinen sie einander als Werthe und beziehn sich auf
einander als Werthe. Sie beziehn sich damit zugleich auf die abstrakte
menschliche Arbeit als ihre gemeinsame gesellschaftliche Substanz. Ihr gesellschaftliches
Verhältniss besteht ausschliesslich darin einander als nur quantitativ
verschiedne, aber qualitativ gleiche und daher durch einander ersetzbare und
mit einander vertauschbare Ausdrücke dieser ihrer gesellschaftlichen Substanz
zu gelten. Als nützliches Ding besitzt eine Waare gesellschaftliche
Bestimmtheit, soweit sie Gebrauchswerth für andre ausser ihrem Besitzer ist,
also gesellschaftliche Bedürfnisse befriedigt. Aber gleichgültig, auf wessen
Bedürfnisse ihre nützlichen Eigenschaften sie beziehn, sie wird durch dieselben
immer nur auf menschliche Bedürfnisse bezogener Gegenstand, nicht Waare
für andre Waaren. Nur was blosse Gebrauchsgegenstände in Waaren verwandelt,
kann sie als Waaren auf einander beziehn und daher in gesellschaftlichen
Rapport setzen. Es ist diess aber ihr Werth. Die Form, worin
sie sich als Werthe, als menschliche Arbeitsgallerte gelten, ist daher
ihre gesellschaftliche Form. Gesellschaftliche Form der Waare und Werthform
oder Form der Austauschbarkeit sind also eins und dasselbe. Ist die
Naturalform einer Waare zugleich Werthform, so besitzt sie die Form unmittelbarer
Austauschbarkeit mit andern Waaren und daher unmittelbar
gesellschaftliche Form.
Die einfache relative Werthform (Form
I) l Rock = 20 Ellen Leinwand unterscheidet sich von der
allgemeinen relativen Werthform l Rock = 20 Ellen Leinwand nur dadurch,
dass diese Gleichung jetzt ein Glied der Reihe bildet
l Rock = 20
Ellen Leinwand
u Kaffee = 20 Ellen Leinwand
v Thee = 20
Ellen Leinwand
u. s. w.
Sie unterscheidet sich also in der That nur dadurch, dass die Leinwand aus
einem einzelnen zum allgemeinen Aequivalent fortentwickelt ist.
Wenn also im einfachen relativen Werthausdrucke nicht die Waare, die
ihre Werthgrösse ausdrückt, sondern die Waare, worin Werthgrösse
ausgedrückt wird, die Form unmittelbarer Austauschbarkeit, Aequivalentform,
also unmittelbar gesellschaftliche Form erhält, so gilt dasselbe für den
allgemeinen relativen Werthausdruck. Aber in der einfachen relativen Werthform
ist dieser Unterschied nur noch formell und verschwindend. Wenn in l Rock = 20
Ellen Leinwand der Rock seinen Werth relativ, nämlich in Leinwand ausdrückt und
die Leinwand dadurch Aequivalentform erhält, so schliesst dieselbe Gleichung
unmittelbar die Rückbeziehung ein : 20 Ellen Leinwand = l Rock, worin der Rock
die Aequivalentform erhält und der Werth der Leinwand relativ ausgedrückt wird.
Diese gleichmässige und gegenseitige Entwicklung der Werthform beider Waaren
als relativer Werth und als Aequivalent findet jetzt nicht länger statt. Wird
die allgemeine relative Werthform l Rock = 20 Ellen Leinwand, wo die Leinwand allgemeines
Aequivalent, umgekehrt in 20 Ellen Leinwand = l Rock, so wird der Rock
dadurch nicht allgemeines Aequivalent für alle andern Waaren, sondern nur ein
besondres Aequivalent der Leinwand. Allgemein ist die relative Werthform
des Rocks nur, weil sie zugleich die relative Werthform aller andern Waaren.
Was vom Rock, gilt vom Kaffee u. s. w. Es folgt daher, dass die allgemeine
relative Werthform der Waaren sie selbst von der allgemeinen Aequivalentform ausschliesst.
Umgekehrt ist eine Waare, wie Leinwand, sobald sie die allgemeine
Aequivalentform besitzt, von der allgemeinen relativen Werthform
ausgeschlossen. Die allgemeine, mit den andern Waaren einheitliche relative
Werthform der Leinwand wäre : 20 Ellen Leinwand = 20 Ellen Leinwand. Diess ist
aber eine Tautologie, welche die Werthgrösse dieser in allgemeiner
Aequivalentform und daher in stets austauschbarer Form befindlichen Waare nicht
ausdrückt. Vielmehr wird die entfaltete relative Werthform : 20 Ellen
Leinwand = l Rock oder = u Kaffee oder = v Thee oder = u.
s. w. jetzt zum specifischen relativen Werthausdrucke des allgemeinen
Aequivalents.
In dem allgemeinen relativen Werthausdruck
der Waaren besitzt jede Waare, Rock, Kaffee, Thee u. s. w. eine von ihrer
Naturalform verschiedne Werthform, nämlich die Form Leinwand. Und eben
in dieser Form beziehn sie sich auf einander als Austauschbare und in
quantitativ bestimmten Verhältnissen Austauschbare, denn wenn l Rock = 20 Ellen
Leinwand, u Kaffee — 20 Ellen Leinwand u. s. w., so ist auch l Rock = u
Kaffee u. s. w. Indem alle Waaren sich in einer und derselben Waare als
Werthgrössen bespiegeln, wiederspiegeln sie sich wechselseitig als
Werthgrössen. Aber die Naturalformen, die sie als Gebrauchsgegenstände
besitzen, gelten ihnen wechselseitig nur auf diesem Umweg, also nicht
unmittelbar als Erscheinungsformen des Werths. Sowie sie unmittelbar sind, sind
sie daher nicht unmittelbar austauschbar. Sie besitzen also nicht die Form
unmittelbarer Austauschbarkeit für einander oder ihre gesellschaftlich
gültige Form ist eine vermittelte. Umgekehrt. Indem alle andern
Waaren auf Leinwand als Erscheinungsform des Werths sich beziehen, wird die
Naturalform der Leinwand die Form ihrer unmittelbaren Austauschbarkeit mit
allen Waaren, daher unmittelbar ihre allgemein gesellschaftliche
Form.
Eine Waare erhält nur die allgemeine
Aequivalentform, weil und sofern sie allen andern Waaren zur Darstellung
ihrer allgemeinen relativen, daher nicht unmittelbaren Werthform
dient. Waaren müssen sich aber relative Werthform überhaupt geben, weil ihre
Naturalformen nur ihre Gebrauchswerthformen, und sie müssen sich einheitliche,
daher allgemeine relative Werthform geben, um sich alle als Werthe, als
gleichartige Gallerten menschlicher Arbeit auf einander zu beziehen. Eine Waare
befindet sich daher nur in der Form unmittelbarer Austauschbarkeit mit allen
andern Waaren und daher in unmittelbar gesellschaftlicher Form, weil und sofern
alle andern Waaren sich nicht darin befinden, oder weil die Waare
überhaupt sich von Haus aus nicht in unmittelbar austauschbarer oder
gesellschaftlicher Form befindet, indem ihre unmittelbare Form die Form ihres
Gebrauchswerths, nicht ihres Werthes.
Man sieht es der Form allgemeiner
unmittelbarer Austauschbarkeit in der That keineswegs an, dass sie eine gegensätzliche
Waarenform ist, von der Form nicht unmittelbarer Austauschbarkeit
ebenso unzertrennlich, wie die Positivität eines Magnetpols von der Negativität
des andern. Man kann sich daher einbilden, man könne allen Waaren zugleich den
Stempel unmittelbarer Austauschbarkeit aufdrücken, wie man sich auch einbilden
kann, man könne alle Arbeiter zu Kapitalisten machen. In der That aber
sind allgemeine relative Werthform und allgemeine Aequivalentform die
gegensätzlichen, sich wechselweis voraussetzenden und wechselweis abstossenden
Pole derselben gesellschaftlichen Form der Waaren [23].
Als unmittelbar gesellschaftliche
Materiatur der Arbeit ist die Leinwand, das allgemeine Aequivalent, Materiatur
unmittelbar gesellschaftlicher Arbeit, während die andern Waarenkörper,
welche ihren Werth in Leinwand darstellen, Materiaturen nicht unmittelbar
gesellschaftlicher Arbeiten sind.
In der That sind alle Gebrauchswerthe nur
Waaren, weil Produkte von einander unabhängiger Privatarbeiten, Privatarbeiten,
die jedoch als besondere, wenn auch verselbständigte, Glieder des
naturwüchsigen Systems der Theilung der Arbeit stofflich von einander
abhängen. Sie hängen so gesellschaftlich zusammen grade durch ihre Verschiedenheit,
ihre besondre Nützlichkeit. Eben desswegen produciren sie qualitativ
verschiedne Gebrauchswerthe. Wenn nicht, so würden diese Gebrauchswerthe nicht
zu Waaren für einander. Andrerseits macht diese verschiedne nützliche Qualität
Produkte noch nicht zu Waaren. Producirt eine bäuerliche Familie für ihren
eignen Consum Rock und Leinwand und Weizen, so treten diese Dinge der Familie
als verschiedne Produkte ihrer Familienarbeit gegenüber, aber nicht sich selbst
wechselseitig als Waaren. Wäre die Arbeit unmittelbar gesellschaftliche, d.
h. gemeinsame Arbeit, so erhielten die Produkte den unmittelbar
gesellschaftlichen Charakter eines Gemeinprodukts für ihre Producenten, aber
nicht den Charakter von Waaren für einander. Indess haben wir hier nicht weit
zu suchen, worin die gesellschaftliche Form der in den Waaren
enthaltenen und von einander unabhängigen Privatarbeiten besteht. Sie
ergab sich bereits aus der Analyse der Waare. Ihre gesellschaftliche Form ist
ihre Beziehung auf einander als gleiche Arbeit, also, da die Gleichheit
toto coelo verschiedner Arbeiten nur in einer Abstraktion von
ihrer Ungleichheit bestehen kann, ihre Beziehung auf einander als menschliche
Arbeit überhaupt, Verausgabungen menschlicher Arbeitskraft, was alle
menschlichen Arbeiten, welches immer ihr Inhalt und ihre Operationsweise, in
der That sind. In jeder gesellschaftlichen Arbeitsform sind die Arbeiten
der verschiednen Individuen auch als menschliche auf einander bezogen, aber
hier gilt diese Beziehung selbst als die specifisch gesellschaftliche
Form der Arbeiten. Nun besitzt aber keine dieser Privatarbeiten in ihrer
Naturalform diese specifisch gesellschaftliche Form abstrakter menschlicher
Arbeit, so wenig wie die Waare in ihrer Naturalform die gesellschaftliche Form
blosser Arbeitsgallerte, oder des Werthes, besitzt. Dadurch aber dass die
Naturalform einer Waare, hier der Leinwand, allgemeine Aequivalentform wird,
weil sich alle andern Waaren auf dieselbe als Erscheinungsform ihres eignen
Werths beziehn, wird auch die Leinweberei zur allgemeinen Verwirklichungsform
abstrakter menschlicher Arbeit oder zu Arbeit in unmittelbar gesellschaftlicher
Form. Der Massstab der „Gesellschaftlichkeit“ muss aus der Natur der jeder
Produktionsweise eigenthümlichen Verhältnisse, nicht aus ihr fremden
Vorstellungen entlehnt werden. Wie vorhin gezeigt ward, dass die Waare von
Natur die unmittelbare Form allgemeiner Austauschbarkeit ausschliesst und die
allgemeine Aequivalentform daher nur gegensätzlich entwickeln kann, so
gilt dasselbe für die in den Waaren steckenden Privatarbeiten. Da sie nicht
unmittelbar gesellschaftliche Arbeit sind, so ist erstens die gesellschaftliche
Form eine von den Naturalformen der wirklichen nützlichen Arbeiten
unterschiedne, ihnen fremde, und abstrakte Form, und zweitens erhalten alle
Arten Privatarbeit ihren gesellschaftlichen Charakter nur gegensätzlich,
indem sie alle einer ausschliesslichen Art Privatarbeit, hier der
Leineweberei, gleichgesetzt werden. Dadurch wird letztere die
unmittelbare und allgemeine Erscheinungsform abstrakter menschlicher Arbeit und
so Arbeit in unmittelbar gesellschaftlicher Form. Sie stellt sich daher
auch unmittelbar in einem gesellschaftlich geltenden und allgemein
austauschbaren Produkt dar.
Der Schein, als ob die Aequivalentform einer
Waare aus ihrer eignen dinglichen Natur entspringe, statt blosser Reflex der
Beziehungen der andern Waaren zu sein, befestigt sich mit der Fortbildung des einzelnen
Aequivalents zum allgemeinen, weil die gegensätzlichen Momente der
Werthform sich nicht mehr gleichmässig für die auf einander bezognen
Waaren entwickeln, weil die allgemeine Aequivalentform eine Waare als etwas
ganz apartes von allen andern Waaren scheidet und endlich weil diese ihre Form
in der That nicht mehr das Produkt der Beziehung irgend einer einzelnen andern
Waare ist.
Indess ist auf unserm jetzigen Standpunkt das
allgemeine Aequivalent noch keineswegs verknöchert. Wie wurde in der That die
Leinwand in das allgemeine Aequivalent verwandelt ? Dadurch, dass sie ihren
Werth erst in einer einzelnen Waare (Form I), dann in allen andern Waaren der
Reihe nach relativ darstellte (Form II), und so rückbezüglich alle
andern Waaren in ihr ihre Werthe relativ darstellten (Form III). Der einfache
relative Werthausdruck war der Keim, woraus sich die allgemeine Aequivalentform
der Leinwand entwickelte. Innerhalb dieser Entwicklung ändert sie die Rolle.
Sie beginnt damit, ihre Werthgrösse in einer andern Waare darzustellen
und endet damit zum Material für den Werthausdruck aller andern Waaren
zu dienen. Was von der Leinwand, gilt von jeder Waare. In ihrem entfalteten
relativen Werthausdrucke (Form II), der nur aus ihren vielen, einfachen Werthausdrücken
besteht, figurirt die Leinwand noch nicht als allgemeines Aequivalent. Vielmehr
bildet hier jeder andre Waarenkörper ihr Aequivalent, ist daher
unmittelbar austauschbar mit ihr und kann also die Stelle mit ihr wechseln.
Wir erhalten daher schliesslich :
Form IV:
20 Ellen Leinwand = l Rock oder = u Kaffee oder = v Thee oder
= x Eisen oder = y Weizen oder = u. s. w.
l Rock = 20 Ellen Leinwand oder = u Kaffee oder = v Thee
oder = x Eisen oder =
y Weizen oder = u. s. w.
u Kaffee = 20 Ellen Leinwand oder = l Rock oder = v Thee
oder = x Eisen oder =
y Weizen oder = u. s. w.
v Thee = u. s. w.
Aber jede dieser Gleichungen rückbezogen ergiebt
Rock, Kaffee, Thee u. s. w. als allgemeines Aequivalent, daher den
Werthausdruck in Rock, Kaffee, Thee u. s. w. als allgemeine relative Werthform
aller andern Waaren. Die allgemeine Aequivalentform kommt immer nur einer Waare
zu im Gegensatz zu allen andern Waaren ; aber sie kommt jeder Waare im
Gegensatz zu allen andern zu. Stellt aber jede Waare ihre eigne Naturalform
allen andern Waaren gegenüber als allgemeine Aequivalentform, so schliessen
alle Waaren alle von der allgemeinen Aequivalentform aus und daher sich selbst
von der gesellschaftlich gültigen Darstellung ihrer Werthgrössen.
Man sieht : die Analyse der Waare ergiebt
alle wesentlichen Bestimmungen der Werthform und die Werthform
selbst in ihren gegensätzlichen Momenten, die allgemeine relative Werthform,
die allgemeine Aequivalentform, endlich die nie abschliessende Reihe
einfacher relativer Werthausdrücke, welche erst eine Durchgangsphase in der
Entwicklung der Werthform bildet, um schliesslich in die specifisch relative
Werthform des allgemeinen Aequivalents umzuschlagen. Aber die Analyse der
Waare ergab diese Formen als Waarenformen überhaupt, die also auch jeder
Waare zukommen, nur gegensätzlich, so dass wenn die Waare A sich in der einen
Formbestimmung befindet, die Waaren B, C u. s. w. ihr gegenüber die andere
annehmen. Das entscheidend Wichtige aber war den inneren nothwendigen
Zusammenhang zwischen Werthform, Werthsubstanz und Werthgrösse
zu entdecken, d. h. ideell ausgedrückt, zu beweisen, dass die Werthform
aus dem Werthbegriff entspringt [24].
Eine Waare scheint auf den ersten
Blick ein selbstverständliches, triviales Ding. Ihre Analyse ergiebt, dass sie
ein sehr vertracktes Ding ist, voller metaphysischer Spitzfindigkeit und theologischer
Mucken. Als blosser Gebrauchswerth ist sie ein sinnliches Ding, woran
nichts Mysteriöses, ob ich sie nun unter dem Gesichtspunkt betrachte, dass ihre
Eigenschaften menschliche Bedürfnisse befriedigen oder dass sie erst als Produkt
menschlicher Arbeit diese Eigenschaften erhält. Es liegt absolut nichts
räthselhaftes darin, dass der Mensch durch seine Thätigkeit die Formen der
Naturstoffe in einer ihm nützlichen Weise verändert. Die Form des Holzes z. B.
wird verändert, wenn man aus ihm einen Tisch macht. Nichtsdestoweniger bleibt
der Tisch Holz, ein ordinäres sinnliches Ding. Aber sobald er als Waare auftritt,
verwandelt er sich in ein sinnlich übersinnliches Ding. Er steht nicht nur mit
seinen Füssen auf dem Boden, sondern er stellt sich allen andern Waaren gegenüber
auf den Kopf und entwickelt aus seinem Holzkopf Grillen, viel wunderlicher, als
wenn er aus freien Stücken zu tanzen begänne [25].
Der mystische Charakter der Waare entspringt
also nicht aus ihrem Gebrauchswerth. Er entspringt ebensowenig aus den Werthbestimmungen,
für sich selbst betrachtet. Denn erstens, wie verschieden die nützlichen
Arbeiten oder produktiven Thätigkeiten sein mögen, es ist eine physiologische
Wahrheit, dass sie Funktionen eines specifisch menschlichen Organismus
im Unterschied von andern Organismen sind, und dass jede solche
Funktion, welches immer ihr Inhalt und ihre Form, wesentlich Verausgabung von
menschlichem Hirn, Nerv, Muskel, Sinnesorgan u. s. w. ist. Was zweitens
der Bestimmung der Werthgrösse zu Grunde liegt, die Zeitdauer jener
Verausgabung oder die Quantität der Arbeit, so ist die Quantität sogar
sinnfällig von der Qualität der Arbeit unterscheidbar. In allen
Zuständen musste die Arbeitszeit, welche die Produktion der Lebensmittel
kostet, den Menschen interessiren, obgleich nicht gleichmässig auf verschiednen
Entwicklungsstufen. Endlich, sobald die Menschen in irgend einer Weise für
einander arbeiten, erhält ihre Arbeit auch eine gesellschaftliche Form.
Nehmen wir den Robinson auf seiner Insel.
Bescheiden, wie er von Haus aus ist, hat er doch verschiedenartige Bedürfnisse
zu befriedigen und muss daher nützliche Arbeiten verschiedner Art verrichten,
Werkzeuge machen, Möbel fabriciren, Lama zähmen, fischen, jagen u. s. w. Vom
Beten u. dgl. sprechen wir hier nicht, da unser Robinson daran sein Vergnügen
findet und derartige Thätigkeit als Erholung betrachtet. Trotz der
Verschiedenheit seiner produktiven Funktionen weiss er, dass sie nur
verschiedne Bethätigungsformen desselben Robinson, also nur verschiedne Weisen menschlicher
Arbeit sind. Die Noth selbst zwingt ihn, seine Zeit genau zwischen
seinen verschiednen Funktionen zu vertheilen. Ob die eine mehr, die andre
weniger Raum in seiner Gesammtthätigkeit einnimmt, hängt ab von der grössern
oder geringern Schwierigkeit, die zur Erzielung des bezweckten Nutzeffekts zu
überwinden ist. Die Erfahrung lehrt ihm das und unser Robinson, der Uhr,
Hauptbuch, Tinte und Feder aus dem Schiffbruch gerettet, beginnt als guter
Engländer bald Buch über sich selbst zu führen. Sein Inventarium enthält ein
Verzeichniss der Gebrauchsgegenstände, die er besitzt, der verschiednen Verrichtungen,
die zu ihrer Produktion erheischt sind, endlich der Arbeitszeit, die ihm
bestimmte Quanta dieser verschiednen Produkte im Durchschnitt kosten. Alle
Beziehungen zwischen Robinson und den Dingen, die seinen selbstgeschaffnen
Reichthum bilden, sind hier so einfach und durchsichtig, dass selbst Herr M.
Wirth sie ohne besondre Geistesanstrengung verstehn dürfte. Und dennoch sind
darin alle wesentlichen Bestimmungen des Werths enthalten.
Setzen wir nun an die Stelle Robinson's einen
Verein freier Menschen, die mit gemeinschaftlichen Produktionsmitteln arbeiten
und ihre vielen individuellen Arbeitskräfte selbstbewusst als eine gesellschaftliche
Arbeitskraft verausgaben. Alle Bestimmungen von Robinson's Arbeit wiederholen
sich, nur gesellschaftlich, statt individuell. Ein wesentlicher
Unterschied tritt jedoch ein. Alle Produkte Robinson's waren sein
ausschliesslich persönliches Produkt und daher unmittelbar Gebrauchsgegenstände
für ihn. Das Gesammtprodukt des Vereins ist ein gesellschaftliches Produkt.
Ein Theil dieses Produkts dient wieder als Produktionsmittel. Er bleibt
gesellschaftlich. Aber ein anderer Theil wird als Lebensmittel von den
Vereinsgliedern verzehrt. Er muss daher unter sie vertheilt werden. Die Art
dieser Vertheilung wird wechseln mit der besondern Art des
gesellschaftlichen Produktionsorganismus selbst und der entsprechenden
geschichtlichen Entwicklungshöhe der Produzenten. Nur zur Parallele mit der
Waarenproduktion setzen wir voraus, der Antheil jedes Produzenten an den
Lebensmitteln sei bestimmt durch seine Arbeitszeit. Die Arbeitszeit
würde also eine doppelte Rolle spielen. Ihre gesellschaftlich planmässige
Vertheilung regelt die richtige Proportion der verschiednen Arbeitsfunktionen
zu den verschiednen Bedürfnissen. Andrerseits dient die Arbeitszeit zugleich
als Mass des individuellen Antheils des Produzenten an der Gemeinarbeit und
daher auch an dem individuell verzehrbaren Theil des Gemeinprodukts. Die
gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen zu ihren Arbeiten und ihren
Arbeitsprodukten blieben hier durchsichtig einfach, in der Produktion sowohl
als in der Distribution.
Woher also der räthselhafte Charakter des
Arbeitsprodukts, sobald es die Form der Waare annimmt ?
Wenn die Menschen ihre Produkte auf einander als
Werthe beziehn, sofern diese Sachen für bloss sachliche Hüllen gleichartig
menschlicher Arbeit gelten, so liegt darin zugleich umgekehrt, dass ihre
verschiednen Arbeiten nur als gleichartige menschliche Arbeit gelten in sachlicher
Hülle. Sie beziehn ihre verschiednen Arbeiten auf einander als menschliche
Arbeit, indem sie ihre Produkte auf einander als Werthe beziehn. Die
persönliche Beziehung ist versteckt durch die sachliche Form. Es steht
daher dem Werth nicht auf der Stirn geschrieben, was er ist. Um ihre
Produkte auf einander als Waaren zu beziehn, sind die Menschen gezwungen, ihre
verschiednen Arbeiten abstrakt menschlicher Arbeit gleichzusetzen. Sie wissen
das nicht, aber sie thun es, indem sie das materielle Ding auf die
Abstraktion Werth reduciren. Es ist diess eine naturwüchsige und daher
bewusstlos instinktive Operation ihres Hirns, die aus der besondern Weise ihrer
materiellen Produktion und den Verhältnissen, worin diese Produktion sie
versetzt, nothwendig herauswächst. Erst ist ihr Verhältniss praktisch da.
Zweitens aber, weil sie Menschen sind, ist ihr Verhältniss als Verhältniss
für sie da. Die Art, wie es für sie da ist, oder sich in ihrem Hirn
reflektirt, entspringt aus der Natur des Verhältnisses selbst. Später suchen
sie durch die Wissenschaft hinter das Geheimniss ihres eignen
gesellschaftlichen Produkts zu kommen, denn die Bestimmung eines Dings als
Werth ist ihr Produkt, so gut wie die Sprache. Was nun ferner die
Werthgrösse betrifft, so werden die unabhängig von einander betriebenen,
aber, weil Glieder der naturwüchsigen Theilung der Arbeit, allseitig von
einander abhängigen Privatarbeiten dadurch fortwährend auf ihr gesellschaftlich
proportionelles Mass reducirt, dass sich in den zufälligen und stets
schwankenden Austauschverhältnissen ihrer Produkte die zu deren
Produktion gesellschaftlich nothwendige Arbeitszeit als regelndes Naturgesetz
gewaltsam durchsetzt, wie etwa das Gesetz der Schwere, wenn einem das Haus
über dem Kopf zusammenpurzelt [26]. Die Bestimmung der Werthgrösse durch die Arbeitszeit
ist daher ein unter den erscheinenden Bewegungen der relativen Waarenwerthe
verstecktes Geheimniss. Die eigne gesellschaftliche Bewegung der Produzenten
besitzt für sie die Form einer Bewegung von Sachen, unter deren Controle sie
stehn, statt sie zu controliren. Was nun endlich die Werthform
betrifft, so ist es ja grade diese Form, welche die gesellschaftlichen
Beziehungen der Privatarbeiter und daher die gesellschaftlichen Bestimmtheiten
der Privatarbeiten sachlich verschleiert, statt sie zu offenbaren. Wenn
ich sage, Rock, Stiefel u. s. w. beziehn sich auf Leinwand als allgemeine
Materiatur abstrakter menschlicher Arbeit, so springt die Verrücktheit dieses
Ausdrucks ins Auge. Aber wenn die Produzenten von Rock, Stiefel u. s. w. diese
Waaren auf die Leinwand als allgemeines Aequivalent beziehn, erscheint
ihnen die gesellschaftliche Beziehung ihrer Privatarbeiten genau in dieser
verrückten Form.
Derartige Formen bilden eben die Kategorien
der bürgerlichen Oekonomie. Es sind gesellschaftlich gültige, also
objektive Gedankenformen für Produktionsverhältnisse dieser historisch
bestimmten gesellschaftlichen Produktionsweise.
Die Privatproduzenten treten erst in
gesellschaftlichen Contakt vermittelst ihrer Privatprodukte, der Sachen. Die
gesellschaftlichen Beziehungen ihrer Arbeiten sind und erscheinen daher
nicht als unmittelbar gesellschaftliche Verhältnisse der Personen in ihren
Arbeiten, sondern als sachliche Verhältnisse der Personen oder gesellschaftliche
Verhältnisse der Sachen. Die erste und allgemeinste Darstellung der Sache
als eines gesellschaftlichen Dings ist aber die Verwandlung des Arbeitsprodukts
in Waare.
Der Mysticismus der Waare entspringt also
daraus, dass den Privatproduzenten die gesellschaftlichen Bestimmungen
ihrer Privatarbeiten als gesellschaftliche Naturbestimmtheiten der
Arbeitsprodukte, dass die gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse der
Personen als gesellschaftliche Verhältnisse der Sachen zu einander
und zu den Personen erscheinen. Die Verhältnisse der Privatarbeiter zur
gesellschaftlichen Gesammtarbeit vergegenständlichen sich ihnen
gegenüber und existiren daher für sie in den Formen von Gegenständen. Für
eine Gesellschaft von Waarenproducenten, deren allgemein
gesellschaftliches
Produktionsverhältniss darin besteht, sich zu ihren Produkten als Waaren,
also als Werthen zu verhalten, und in dieser sachlichen Form
ihre Privatarbeiten auf einander zu beziehn als gleiche menschliche Arbeit, ist
das Christentum, mit seinem Kultus des abstrakten Menschen, namentlich
in seiner bürgerlichen Entwicklung, dem Protestantismus, Deismus u. s. w., die
entsprechendste Religionsform. In den altasiatischen, antiken u. s. w.
Produktionsweisen spielt die Verwandlung des Produkts in Waare, und daher das
Dasein der Menschen als Waarenproduzenten, eine untergeordnete Rolle, die
jedoch um so bedeutender wird, je
mehr die Gemeinwesen in das Stadium ihres Untergangs treten. Eigentliche
Handelsvölker existiren nur in den Intermundien der alten Welt, wie Epikurs
Götter, oder wie Juden in den Poren der polnischen Gesellschaft. Jene alten
gesellschaftlichen Produktionsorganismen sind ausserordentlich viel einfacher
und durchsichtiger als der bürgerliche, aber sie beruhen entweder auf der
Unreife des individuellen Menschen, der sich von der Nabelschnur des
natürlichen Gattungszusammenhangs mit Andern noch nicht losgerissen hat, oder
auf unmittelbaren Herrschafts- und Knechtschaftsverhältnissen. Sie sind bedingt
durch eine niedrige Entwicklungsstufe der Produktivkräfte der Arbeit und
entsprechend befangene Verhältnisse der Menschen innerhalb ihres materiellen
Lebenserzeugungsprozesses, daher zueinander und zur Natur. Diese wirkliche
Befangenheit spiegelt sich ideell wieder in den alten Natur- und
Volksreligionen. Der religiöse Wiederschein der wirklichen Welt kann nur
verschwinden, sobald die Verhältnisse des praktischen Werkeltagslebens den
Menschen tagtäglich durchsichtig
vernünftige Beziehungen zu einander und zur Natur darstellen. Die Verhältnisse
können sich aber nur als das darstellen, was sie sind. Die Gestalt des
gesellschaftlichen Lebensprozesses, d. h. des materiellen Produktionsprozesses,
streift nur ihren mystischen Nebelschleier ab, sobald sie als Produkt frei
vergesellschafteter Menschen unter deren bewusster planmässiger Controle steht.
Dazu ist jedoch eine materielle Grundlage der Gesellschaft erheischt oder eine
Reihe materieller Existenzbedingungen, welche selbst wieder das naturwüchsige
Produkt einer langen und qualvollen Entwicklungsgeschichte sind.
Die politische Oekonomie hat nun zwar, wenn
auch unvollkommen [27], Werh und Werthgrösse analysirt. Sie hat niemals auch
nur die Frage gestellt, warum sich die Arbeit im Werth und das Mass der
Arbeit durch ihre Zeitdauer in der Werthgrösse darstellt ? Formen, denen
es auf der Stirn geschrieben steht, dass sie einer Gesellschaftsformation
angehören, worin der Produktionsprozess die Menschen, der Mensch noch nicht den
Produktionsprozess bemeistert, gelten ihrem bürgerlichen Bewusstsein für eben
so selbstverständliche Naturnothwendigkeit als die produktive Arbeit selbst.
Vorbürgerliche Formen des gesellschaftlichen Produktionsorganismus werden daher
von ihr behandelt, wie etwa von den Kirchenvätern vorchristliche Religionen [28].
Wie sehr ein Theil der Oekonomen von dem der
Waarenwelt anklebenden Fetischismus oder dem gegenständlichen Schein der
gesellschaftlichen Arbeitsbestimmungen getäuscht wird, beweist u. a. der
langweilig abgeschmackte Zank über die Rolle der Natur in der Bildung
des Tauschwerths. Da Tauschwerth eine bestimmte gesellschaftliche Manier ist,
die auf ein Ding verwandte Arbeit auszudrücken, kann er nicht mehr Naturstoff
enthalten als etwa der Wechselkurs.
Als allgemeinste und
unentwickeltste Form der bürgerlichen Produktion, welche desswegen auch schon
in früheren Produktionsperioden erscheint, obgleich nicht in derselben
herrschenden, also charakteristischen Weise, war die Waarenform noch
relativ leicht zu durchschauen. Aber konkretere Formen, wie das Kapital
z. B. ? Der Fetischismus der klassischen Oekonomie wird hier handgreiflich.
Um jedoch nicht vorzugreifen, genüge hier
noch ein Beispiel bezüglich der Waarenform selbst. Man hat gesehn, dass in der
Beziehung von Waare auf Waare, z. B. von Stiefel auf Stiefelknecht, der
Gebrauchswerth des Stiefelknechts, also die Nützlichkeit seiner wirklichen dinglichen
Eigenschaften dem Stiefel durchaus gleichgültig ist. Nur als Erscheinungsform
ihres eignen Werths interessirt die Stiefelwaare der Stiefelknecht.
Könnten die Waaren also sprechen, so würden sie sagen, unser Gebrauchswerth mag
den Menschen interessiren. Er kömmt uns nicht als Dingen zu. Was uns aber dinglich
zukömmt, ist unser Werth. Unser eigner Verkehr als Waarendinge beweist das. Wir
beziehn uns nur als Tauschwerthe auf einander. Man höre nun, wie der Oekonom
aus der Waarenseele heraus spricht : „Werth (Tauschwerth) ist Eigenschaft
der Dinge, Reichthum (Gebrauchswerth) des Menschen. Werth in diesem Sinn
schliesst nothwendig Austausch ein, Reichthum nicht [29].“ „Reichthum (Gebrauchswerth) ist ein Attribut des Menschen,
Werth ein Attribut der Waaren. Ein Mensch oder ein Gemeinwesen ist reich
; eine Perle oder Diamant ist werthvoll ... Eine Perle oder Diamant
hat Werth als Perle oder Diamant [30].“ Bisher hat
noch kein Chemiker Tauschwerth in Perle oder Diamant entdeckt. Unsere
Verfasser, die besondern Anspruch auf kritische Tiefe machen, finden aber, dass
der Gebrauchswerth der Sachen unabhängig von ihren sachlichen Eigenschaften,
dagegen ihr Tauschwerth ihnen als Sachen zukömmt. Was sie hierin bestätigt, ist
der sonderbare Umstand, dass der Gebrauchswerth der Dinge sich für den Menschen
ohne Austausch realisirt, also im unmittelbaren Verhältniss zwischen
Ding und Mensch, ihr Werth umgekehrt nur im Austausch, d. h. in einem gesellschaftlichen
Prozess. Wer erinnert sich hier nicht des guten Dogberry, der den
Nachtwächter Seacoal belehrt : „Ein gut aussehender Mann zu sein, ist eine Gabe
der Umstände, aber Lesen und Schreiben zu können, kömmt von Natur [31]“.
Die Waare ist unmittelbare Einheit von
Gebrauchswert und Tauschwerth, also zweier Entgegengesetzten. Sie ist daher
ein unmittelbarer Widerspruch. Dieser Widerspruch muss sich entwickeln,
sobald sie nicht wie bisher analytisch bald unter dem Gesichtspunkt des
Gebrauchswerths, bald unter dem Gesichtspunkt des Tauschwerths betrachtet,
sondern als ein Ganzes wirklich auf andere Waaren bezogen wird. Die wirkliche
Beziehung der Waaren aufeinander ist aber ihr Austauschprozess.
Herausgegeben
von du mauvais côté
Korrektur 5, 25.09.2005
Fak-simile
der ersten Ausgabe, 1867 * Fac-similé première édition, 1867
[1] Karl Marx : „Zur
Kritik der Politischen Oekonomie. Berlin 1859“, p.
4.
[2] „Desire implies want ; it is the appetite of the mind, and
as natural as hunger to the body.... the greatest number (of things) have their
value from supplying the wants of the mind.“ Nicholas Barbon : „A Discourse on coining the
new money lighter, in answer to Mr. Locke's Considerations etc. London
1696“, p. 2, 3.
[3] „Things have an intrinsick vertue (diess bei Barbon
die specifische Bezeichnung für Gebrauchswerth), which in all places
have the same vertue ; as the loadstone to attract iron“ l. c. p. 16). Die
Eigenschaft des Magnets, Eisen anzuziehn, wurde erst nützlich, sobald man
vermittelst derselben die magnetische Polarität entdeckt hatte.
[4] „The
natural worth of anything consists in its fitness to supply the
necessities, or serve the conveniences of human life.“ (John Locke : „Some Considerations on the
Consequences of the Lowering of Interest. 1691“, in „Works edit. Lond.
1777“, V. II p. 28). Im 17. Jahrhundert finden wir noch häufig bei
englischen Schriftstellern „Worth“ für Gebrauchswerth und „Value“
für Tauschwerth, ganz im Geist einer Sprache, die es liebt, die unmittelbare
Sache germanisch und die reflectirte Sache romanisch auszudrücken.
[5] In der
bürgerlichen Gesellschaft herrscht die fictio juris, dass jeder Mensch als
Waarenkäufer eine encyklopädische Waarenkenntniss besitzt.
[6] „La valeur consiste
dans le rapport d'échange qui se trouve entre telle chose et telle
autre, entre telle mesure d'une production et telle mesure d'une autre.“
(Le Trosne :
„De l'Intérêt Social“, Physiocrates, ed. Daire, Paris
1846. p. 889.)
[7] „Nothing
can have an intrinsick value“ (N. Barbon
l. c. p. 16), oder wie Butler sagt :
Is just
as much as it will bring.“
[8] „One
sort of wares are as good as another, if the value be equal. There is no
difference or distinction in things of equal value... One hundred pounds
worth of lead or iron, is of as great a value as one hundred pounds worth of
silver and gold.“ (N.
Barbon l. c. p. 53 n.
7.)
[9] Wenn
wir künftig das Wort „Werth“ ohne weitere Bestimmung brauchen, so
handelt es sich immer vom Tauschwerth.
[10] „Toutes les productions
d'un même genre ne forment proprement qu'une masse, dont le prix se
détermine en général et sans égard aux circonstances particulières“. (Le
Trosne l. c. p. 893.)
[11] K. Marx l. c. p. 6.
[12] l.
c. p. 12, 13 und passim.
[13] „Tutti
i fenomeni dell' universo, sieno essi prodotti della mano dell' uomo, ovvero
delle universali leggi della fisica, non ci danno idea di attuale creazione,
ma unicamente di una modificazione della materia. Accostare e
separare sono gli unici elementi che l'ingegno umano ritrova analizando
l'idea della riproduzione ; e tanto e riproduzione di valore (Gebrauchswerth,
obgleich Verri hier in seiner Polemik gegen die Physiokraten selbst
nicht recht weiss, von welcher Sorte Werth er spricht) e di richezze se la
terra, l'aria e l'acqua ne campi si transmutino in grano, come se colla mano
dell'uomo il glutine di un insetto si transmuti in velluto, ovvero alcuni
pezzetti di metallo si organizzino a formare una ripetizione.“ (Pietro Verri
: Meditazioni sulla Economia Politica (zuerst gedruckt 1773) in der
Ausgabe der italienischen Oekonomen von Custodi, Parte Moderna, t.
XV p. 22.)
[14] Vgl.
Hegel, Philosophie des Rechts, Berlin
1840, p. 250, § 190.
[15] Der
Leser muss aufmerken, dass hier nicht vom Lohn oder Werth die Rede ist,
den der Arbeiter etwa für einen Arbeitstag erhält, sondern vom Waarenwerth,
worin sich sein Arbeitstag vergegenständlicht. Die Kategorie des Arbeitslohns
existirt überhaupt noch nicht auf dieser Stufe unsrer Darstellung.
[16] Sie
ist gewissermassen die Zellenform oder, wie Hegel sagen würde, das An sich
des Geldes.
[17] Die
wenigen Oekonomen, die sich, wie J. Bailey, mit der Analyse der
Werthform beschäftigt haben, konnten zu keinem Resultat kommen, einmal,
weil sie Werthform und Werth verwechseln, zweitens, weil sie, unter dem rohen
Einfluss des praktischen Bürgers, von vorn herein ausschliesslich die
quantitative Bestimmtheit ins Auge fassen. „The command of quantity...
constitutes value.“ (Money and its Vicissitudes. Lond. 1837,
p. 11.) Verfasser : J. Bailey.
[18] Man
spricht desshalb vom Rockwerth der Leinwand, wenn man ihren Werth in
Röcken, von ihrem Kornwerth, wenn man ihn in Korn darstellt u. s. w.
Jeder solcher Ausdruck besagt, dass es ihr Werth ist, der in den
Gebrauchswerthen Rock, Korn u. s. w. erscheint.
18a In gewisser Art gehts dem
Menschen wie der Waare. Da er weder mit einem Spiegel auf die Welt kommt, noch
als Fichtescher Philosoph : Ich bin Ich, bespiegelt sich der Mensch zuerst nur
in einem andern Menschen. Erst durch die Beziehung auf den Menschen Paul als
seinesgleichen, bezieht sich der Mensch Peter auf sich selbst als Mensch. Damit
gilt ihm aber auch der Paul mit Haut und Haaren, in seiner paulinischen
Leiblichkeit, als Erscheinungsform des genus Mensch.
[19] „Der
Begriff, welcher zunächst nur subjektiv ist, schreitet, ohne dass es dazu eines
äusseren Materials oder Stoffs bedarf, seiner eignen Thätigkeit gemäss dazu
fort, sich zu obiektiviren.“ Hegel,
Logik p. 367 in der „Encyklopädie
: Erster Theil. Berlin 1840.“
19a Sofern man nämlich populär die
Bereitung der Wichse selbst Wichsen heisst.
[20] Es
ist kaum verwunderlich, dass die Oekonomen, ganz unter dem Einfluss stofflicher
Interessen, den Formgehalt des relativen Werthausdrucks übersehn haben, wenn
vor Hegel die Logiker von Profession sogar den Forminhalt der Urtheils-
und Schlussparadigmen übersahen.
[21] Es
ist mit solchen Reflexionsbestimmungen überhaupt ein eignes Ding. Dieser Mensch
ist z. B. nur König, weil sich andre Menschen als Unterthanen zu ihm verhalten.
Sie glauben umgekehrt Unterthanen zu sein, weil er König ist.
[22] „The value of any commodity denoting its relation in
exchange, we may speak of it as... cornvalue, clothvalue, according to the
commodity with which it is compared ; and then there are a thousand
difjerent kinds of value, as many kinds of value as there are commodities
in existence, and all are equally real and equally nominal.“ („A Critical
Dissertation on the Nature, Measure and Causes of Value : chiefly
in reference to the writings of Mr. Ricardo and his followers. By the Author of
Essays on the Formation etc. of Opinions. London 1825“, p. 39). S.
Bailey, der Verfasser dieser anonymen Schrift, die ihrer Zeit viel Lärm in
England machte, bildet sich ein durch diesen Hinweis auf die kunterbunten
relativen Ausdrücke desselben Waaren-Werths alle
Begriffsbestimmung des Werths vernichtet zu haben. Dass er übrigens, trotz
eigner Bornirtheit, wunde Flecken der Ricardo'schen Theorie sondirt hat, bewies
die Gereiztheit, womit die Ricardo'sche Schule ihn angriff, z. B. in der
Westminster Review.
[23] Für
den Kleinbürger, der in der Form der Waarenproduktion das nec plus ultra
menschlicher Freiheit und individueller Unabhängigkeit erblickt, wäre es
natürlich sehr wünschenswerth, zugleich der mit dieser Form verbundnen Missstände
überhoben zu sein, namentlich auch der nicht unmittelbaren Austauschbarkeit
der Waaren. Die Ausmalung dieser Philisterutopie bildet Proudhon's Socialismus,
der, wie ich anderswo gezeigt, nicht einmal das Verdienst der Originalität
besitzt, vielmehr lange vor ihm von Bray, Gray und Andern weit besser
entwickelt wurde. Diess verhindert solche Weisheit nicht, heutzutage unter dem
Namen der „science“ in Frankreich zu grassiren. Nie hat eine Schule mehr als
die Proudhon'sche mit dem Wort „science“ um sich geworfen, denn
„wo Begriffe
fehlen,
Da stellt zur
rechten Zeit ein Wort sich ein.“
[24] Es ist einer
der Grundmängel der klassischen politischen Oekonomie, dass es ihr nie gelang,
aus der Analyse der Waare und specieller des Waarenwerths die Form des
Werths, die ihn eben zum Tauschwerth macht, herauszufinden. Grade in
ihren besten Repräsentanten, wie A. Smith und Ricardo, behandelt sie die Werthform
als etwas ganz Gleichgültiges oder der Natur der Waare selbst Aeusserliches.
Der Grund ist nicht allein, dass die Analyse der Werthgrösse ihre
Aufmerksamkeit ganz absorbirt. Er liegt tiefer. Die Werthform des
Arbeitsprodukts ist die abstrakteste, aber auch allgemeinste Form der
bürgerlichen Produktionsweise, die hierdurch als eine besondre Art
gesellschaftlicher Produktionsweise und damit zugleich historisch charakterisirt
wird. Versieht man sie daher für die ewige Naturform gesellschaftlicher
Produktion, so übersieht man nothwendig auch das Specifische der Werthform,
also der Waarenform, weiter entwickelt der Geldform,
Kapitalform u. s. w. Man findet daher bei Oekonomen, welche über das
Mass der Werthgrösse durch Arbeitszeit durchaus übereinstimmen, die
kunterbuntesten und widersprechendsten Vorstellungen von Geld, d. h. der
fertigen Gestalt des allgemeinen Aequivalents. Diess tritt schlagend hervor z.
B. bei der Behandlung des Bankwesens, wo mit den gemeinplätzlichen Definitionen
des Geldes nicht mehr ausgereicht wird. Im Gegensatz entsprang daher ein restaurirtes
Merkantilsystem (Ganilh u. s. w.), welches im Werth nur die gesellschaftliche
Form sieht oder vielmehr nur ihren substanzlosen Schein. — Um es ein für
allemal zu bemerken, verstehe ich unter klassischer politischer Oekonomie alle
Oekonomie seit W. Petty, die den innern Zusammenhang der
bürgerlichen Produktionsverhältnisse erforscht, im Gegensatz zur
Vulgärökonomie, die sich nur innerhalb des scheinbaren Zusammenhangs
herumtreibt, für eine plausible Verständlichmachung der so zu sagen gröbsten
Phänomene und den bürgerlichen Hausbedarf das von der wissenschaftlichen
Oekonomie längst gelieferte Material stets von neuem wiederkaut, im Uebrigen
aber sich darauf beschränkt, die banalen und selbstgefälligen Vorstellungen der
bürgerlichen Produktionsagenten von ihrer eignen besten Welt zu systematisiren,
pedantisiren und als ewige Wahrheiten zu proklamiren.
[25] Man
erinnert sich, dass China und die Tische zu tanzen anfingen, als alle übrige
Welt still zu stehn schien — pour encourager les autres.
[26] „Was
soll man von einem Gesetze denken, das sich nur durch periodische Revolutionen
durchsetzen kann ? Es ist eben ein Naturgesetz, das auf der Bewusstlosigkeit
der Betheiligten beruht.“ (Friedrich Engels : „Umrisse zu Einer Kritik der
Nationalökonomie“, p. 103 in „Deutsch-Französische Jahrbücher, herausgegeben
von Arnold Ruge und Karl Marx. Paris 1849.“)
[27] Das
Unzulängliche in Ricardo's Analyse der Werthgrösse — und es ist die
beste — wird man aus dem dritten und vierten Buch dieser Schrift ersehn. Was
aber den Werth überhaupt betriff, so unterscheidet die klassiche
politische Oekonomie nirgendwo ausdrücklich und mit klarem Bewusstsein Arbeit,
die sich in Werth, von derselben Arbeit, soweit sie sich im Gebrauchswerth
ihres Produkts darstellt. Sie macht natürlich den Unterschied thatsächlich,
da sie die Arbeit das einemal quantitativ, das andremal qualitativ betrachtet.
Aber es fällt ihr nicht ein, dass bloss quantitativer Unterschied der
Arbeiten ihre qualitative Einheit oder Gleichheit voraussetzt,
also ihre Reduktion auf abstrakt menschliche Arbeit. Ricardo
z. B. erklärt sich einverstanden mit Destutt de Tracy, wenn dieser sagt:
„As it is certain that our physical and moral faculties are alone our original
riches, the employment of those faculties, labour of some kind, is our original
treasure, and that it is always from this employment — that all those things
are created which we call riches... It is certain too, that all those things
only represent the labour which hos created them, and if they have a value, or
even two distinct values, they can only derive them from that (the
value) of the labour from which they emanate“. (Ricardo : “The
Principles of Pol. Econ. 3 ed. Lond. 1821,“ p. 334.) Wir deuten nur an,
dass Ricardo dem Destutt seinen eignen tieferen Sinn unterschiebt. Destutt sagt
in der That zwar einerseits, dass alle Dinge, die den Reichthum bilden, „die
Arbeit repräsentiren, die sie geschaffen hat“, aber andrerseits, dass sie
ihre „zwei verschiedenen Werthe“ (Gebrauchswerth und Tauschwerth)
vom „Werth der Arbeit“ erhalten. Er fällt damit in die Flachheit der
Vulgärökonomie, die den Werth einer Waare (hier der Arbeit) voraussetzt,
um dadurch hinterher den Werth der anderen Waaren zu bestimmen. Ricardo
liest ihn so, dass sowohl im Gebrauchswerth als Tauschwerth sich Arbeit (nicht
Werth der Arbeit) darstellt.
Er selbst aber
scheidet sowenig den zwieschlächtigen Charakter der Arbeit, die doppelt
dargestellt ist, dass er in dem ganzen Kapitel: „Value and Riches, Their
Distinctive Properties“ sich mühselig mit den Trivialitäten eines J.
B. Say herumschlagen muss. Am Ende ist er daher auch ganz erstaunt, dass
Destutt zwar mit ihm selbst über Arbeit als Werthquelle und
dennoch andererseits mit Say über den Werthbegriff harmonire.
[28] „Les économistes ont une
singulière manière de procéder. II n'y a pour eux que deux sortes
d'institution, celles de l'art et celles de la nature. Les institutions de la
féodalité sont des institutions artificielles, celles de la bourgeoisie sont
des institutions naturelles. Ils ressemblent en ceci aux théologiens, qui eux
aussi établissent deux sortes de religion. Toute religion qui n'est pas la leur
est une invention des hommes, tandis que leur propre religion est une émanation
de dieu. — Ainsi il y a eu de l'histoire, mais il n'y en a plus.“ (Karl Marx : „Misère de la Philosophie.
Réponse à la Philosophie de la Misère par M. Proudhon. 1847“, p. 113.)
Wahrhaft drollig ist Herr Bastiat, der sich einbildet, die alten
Griechen und Römer hätten nur von Raub gelebt. Wenn man aber viele
Jahrhunderte durch von Raub lebt, muss doch beständig etwas zu rauben da sein
oder der Gegenstand des Raubes sich fortwährend reproduciren. Es scheint
daher, dass auch Griechen und Römer einen Produktionsprozess hatten, also eine
Oekonomie, welche ganz so die materielle Grundlage ihrer Welt bildete, wie die
bürgerliche Oekonomie die der heutigen Welt. Oder meint Bastiat etwa, dass eine
Produktionsweise die auf der Sklavenarbeit beruht, auf einem Raubsystem
ruht ? Er stellt sich dann auf gefährlichen Boden. Wenn ein Denkriese wie Aristoteles
in seiner Würdigung der Sklavenarbeit irrte, warum sollte ein
Zwergökonom, wie Bastiat, in seiner Würdigung der Lohnarbeit richtig
gehn ? — Ich ergreife diese Gelegenheit, um einen Einwand, der mir beim
Erscheinen meiner Schrift „Zur Kritik der Pol. Oekonomie. 1859“
von einem deutsch-amerikanischen Blatte gemacht wurde, kurz abzuweisen. Es
sagte, meine Ansicht, dass die bestimmte Produktionsweise und die ihr jedesmal
entsprechenden Produktionsverhältnisse, kurz „die ökonomische Struktur der
Gesellschaft die reale Basis sei, worauf sich ein juristischer und politischer
Ueberbau erhebe, und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewusstseinsformen
entsprächen“, dass „die Produktionsweise des materiellen Lebens den socialen,
politischen und geistigen Lebensprozess überhaupt bedinge“, — alles diess sei
zwar richtig für die heutige Welt, wo die materiellen Interessen, aber nicht
für das Mittelalter, wo der Katholicismus, und für Athen und Rom, wo die
Politik herrschten. Zunächst ist es gefremdlich, dass Jemand vorauszusetzen
beliebt, diese weltbekannten Redensarten über Mittelalter und antike Welt seien
irgend Jemand unbekannt geblieben. So viel ist klar, dass das Mittelalter nicht
vom Katholicismus und die antike Welt nicht von der Politik leben konnten.
Die Art und Weise, wie sie ihr Leben gewannen, erklärt umgekehrt, warum dort
die Politik, hier der Katholicismus ihre Rollen spielten. Es gehört übrigens
wenig Bekanntschaft z. B. mit der Geschichte der römischen Republik dazu, um zu
wissen, dass die Geschichte des Grundeigenthums ihre Geheimgeschichte bildet.
Andererseits hat schon Don Quixote den Irrthum gebüsst, dass er die fahrende
Ritterschaft mit allen ökonomischen Formen der Gesellschaft gleich verträglich
wähnte.
[29] „Value is a property of things, riches of man.
Value, in this sense, necessarily implies exchanges, riches do not.“ „Observations
on some verbal Disputes in Pol. Econ., particularly relaling to value and to
offer and demand. Lond. 1821”, p. 16.
[30] „Riches are the attribute of man, value is the attribute of
commodities. A man or a community is rich, a pearl or a diamond is valuable...
A pearl or a diamond is valuable as a pearl or diamond.“ S. Bailey, l. c., p. 165.
[31] Der
Verfasser der „Observalions“ und S. Bailey beschuldigen
Ricardo, er habe den Tauschwerth aus einem nur Relativen in etwas Absolutes
verwandelt. Umgekehrt. Er hat die Scheinrelativität, die diese
Dinge, Diamant und Perlen z. B., als Tauschwerthe besitzen, auf das hinter dem
Schein verborgene wahre Verhältniss reducirt, auf ihre Relativität als
blosse Ausdrücke menschlicher Arbeit. Wenn die Ricardianer dem Bailey grob,
aber nicht schlagend antworteten, so nur weil sie bei Ricardo selbst keinen
Aufschluss über den inneren Zusammenhang zwischen Werth und Tauschwerth
fanden.