Der kapitalistische Reichtum und seine Produktion

Zusammenfassung der wesentlichen Argumente aus:

"Das Kapital" von Karl Marx, Erster Band (MEW 23)

3. Kapitel: Das Geld

Wie gut, daß es Geld gibt. Sonst kein nützliches Tauschverhältnis möglich. Geld als Summe nützlicher Funktionen.
Robinsonade: Man unterstellt Existenz von Ware, Wert, Preis, Privateigentum - also den Gegensatz zur Nützlichkeit - und stellt fest, daß jene Verhältnisse ohne Geld nicht (so) funktionieren. Als sei das Geld für GW und Händewechsel erfunden. Der Zwang zum Tausch ist es, der sich als Bedürfnis nach Geld bemerkbar macht.

a) Maß der Werte

Eine spezifische Ware, Gold, dient als Verkörperung des Werts und ist als solche das Maß der in der Warenvielfalt hausenden Werte.
Alles hat seinen Preis, d. h. ist mit einem Quantum Geld gleichgesetzt. Jede Ware ist bloßer Stellvertreter der Materiatur des „eigentlichen" gesellschaftlichen Reichtums, der getrennt von wirklichem materiellen Stoff existiert. Jedes Ding ist Geld wert; wird in Geld geschätzt, ist ein vorgestelltes Quantum der Geldware.
Für diese Funktion des Geldes ist dessen Existenz (bloß) unterstellt, sein wirkliches Vorhandensein in dem entsprechenden Umfang nicht vonnöten.
Um die Tauschwerte, die als vorgestellte Goldquanta existieren, zu messen, muß die Geldware als technischer Maßstab fixiert werden: Maßeinheit (ursprünglich Gewichtsname) und Einteilung in aliquote Teile.
Die staatliche Gewalt sorgt für die objektive Gültigkeit des Wertmaßes und die Verbindlichkeit des Preismaßstabs: also für Ausschluß als Mittel der Bedürfnisse!
Das "harte Geld lauert hinter dem ideellen", weil der Zugang zum konkreten Reichtum davon abhängt = abhängig gemacht ist, daß man es hat. Der durch das Privateigentum gesetzte Zwang zum Tausch stiftet einen gesellschaftlichen Zwangszusammenhang, der sich als "Bedürfnis" nach Geld bzw. als Schranke der Verfügung über es geltend macht.

b) Das Zirkulationsmittel

Das Geld vermittelt den Austausch von beliebigen Waren. Ohne es findet Händewechsel in der Tat nicht statt.
Allerdings kann letzterer nicht der Zweck sein, sofern sich das Mittel selbst als die Bedingung und Schranke erweist, von deren Erfüllung W-G-W abhängt. Die Ware hat ihre Verkäuflichkeit zu beweisen.
Diese hängt nicht nur an entsprechendem Bedürfnis, sondern auch an dessen Zahlungsfähigkeit. Ob bzw. wieviel Geld eine Ware an sich zieht, ist ebenso fraglich wie, ob der Kaufinteressent in ihren Besitz gerät, was sich an Verfügung über Geld bzw. am Preis der gewünschten Sache entscheidet.
Die Trennung von Verkauf & Kauf enthält also einen handfesten Gegensatz. Auf beiden Seiten kommt es aufs Geld an bzw.: der Käufer unterstellt den erfolgreichen Verkäufer und umgekehrt der Verkäufer den zahlungskräftigen Kunden -so daß W -> W oft gar nicht passiert. Resultat: unverkäufliche Waren und unerfüllte Bedürfnisse.

Störungen des Marktes

verdanken sich nicht dem Fehlen des Kaufmittels. Dieses bleibt nämlich immer in gewissen Händen übrig, während die Waren aus dem Zirkulationsprozeß verschwinden.
Die Quantität der Zirkulationsmittel ist bestimmt durch die Preissumme der zirkulierenden Waren und die Umlaufsgeschwindigkeit sowie durch den Wert des Geldmaterials.

Quantitätstheorie

Unsinnig ist die umgekehrte Theorie, wonach die Warenpreise durch die Geldmenge bestimmt sind. Sie lebt von der Vorstellung, daß Waren ohne Preis und Geld ohne Wert in den Austausch eingehen und Güter sich als solche mit Metall resp. Geld tauschen (= „Quantitätstheorie").
Diese Theorie besagt, das Geld müsse nur im rechten Maß vorhanden sein, um als Tauschmittel zu füngieren. Welches - ? -, bemißt sich tautologisch am Resultat. Denn: daß Geld und Waren ein gemeinsames Maß haben, wird ja bestritten. Geld soll W-G kommensurabel machen, ohne daß W-G kommensurabel sind.
Die Funktion des Zirkulationsmittels erlaubt die Ersetzung wirklicher Gold-teile/-münzen durch symbolische Wertzeichen.
Für deren Gültigkeit als exklusiven Repräsentanten der Geldware - gesetzliche Festlegung des Zwangskurses - sorgt der Staat. Monopol der Herstellung. Fälschung etc. strafbar.

c) Geld

Die Bedingung des Stoffwechsels - die Beschaffung von Geld - ist der Zweck des Marktes. Arm ist und bleibt, wer das Geld bloß als Mittel, das mit dem Kauf von Konsumtionsgütern aus seinen Händen verschwindet, verwendet. Die Notwendigkeit der Teilnahme am Stoffwechsel per Austausch selbst schafft das Bedürfnis nach Verfügung über Geld gegen seine bloße Anwendung fürs Bedürfnis/Mittel. Die gesellschaftliche Macht des Geldes existiert und taugt (nur) als Privatmacht!

1. Der Schatzbildner

praktiziert dieses Bedürfnis als Festhalten des Geldes aus dem Verkauf, durch Verzicht auf den Kauf - d. h. auf die Macht über die Genüsse ist er scharf, für sie entsagt er ihrer.
Lächerlich und amoralisch („Habgier") ist er nicht wegen des Zwecks, sondern wegen des Widerspruchs seiner Verfolgung.
Der Schatzbildner exekutiert den Widerspruch zwischen qualitativer Schran-kenlosigkeit und quantitativer Beschränktheit des Geldes zu Lasten seiner Bedürfnisse, wenn er die Freiheit zu ihrer Befriedigung erweitert. Keine wirkliche Vermehrung des Werts, bei Festhalten desselben in einer Form, mittels Verzicht auf andere.

2. Das Zahlungsmittel

Der Zweck des Geldmachens läßt sich durch vorübergehende Zahlungsunfähigkeit des Käufers nicht stören.
Kredit als seriöse Technik der Marktbeteiligung: sie unterstellt, daß a) genügend Geld auf Seiten des Gläubigers angehäuft ist, um die Belieferung des Marktes fortzuführen; und daß b) auf seiten des Schuldners die Fähigkeit gegeben ist, aus seiner Produktion Überschüsse zu erlösen am Markt.     Schulden als Mittel der Akkumulation abstrakten Reichtums.
Anders bei Leuten, die aus Notwendigkeit ihres Bedarfs Geld pumpen und mit späterem Verzicht dafür bezahlen.
Fungiert das Geld als ideelles Kaufmittel, wird sein reeller Erwerb zum Selbstzweck (auf Seiten des Schuldners/Käufers). Verkauf, um zahlen zu können - ansonsten Zwangsübergabe seiner Habe. Selbstzweck in und für die Zirkulation. Solange Mechanismus ungestört, fungiert Geld nur ideell als Rechengeld. Bei Störungen Umschlag in (Forderung nach -) harte(s,m) Geld. Zahlungsunfähigkeit an einer Stelle bedingt allgemeine Krise - der Gegensatz zwischen Ware und Geld eklatiert in absolutem Widerspruch - die Ware, der stoffliche Reichtum wird der Wertgestalt geopfert. Geld als absolute Ware, (Möglichkeit der) Krise als Geldkrise.

3. Das Weltgeld

Geld, seinem Begriff entsprechend - universelle Materiatur des abstrakten Reichtums. Nationale Schranken, die sich aus der begrenzten Gültigkeit der Nationaluniformen ergeben, werden überwunden, indem jene sich - in Gold messen.

d) Geld und Staat

Mit dem Geld verpflichtet die Staatsgewalt die Leute auf Privateigentum & Dienst am abstrakten Reichtum. Für Mehrheit: Dienst an Reichtum, der sie ausschließt. Die Verbindlichkeit des Geldes und seiner Funktionen ist ein Gewaltverhältnis - die elementare Sozialleistung des bürgerlichen Staates, mit welcher der Zweck des Produzierens diktiert wird.


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