kritische-politik.net: Die nachhaltige Gesellschaft


Saral Sarkar ISBN3-85869-227-1
Auszug aus dem Klappentext:
' Alle reden von »nachhaltiger Entwicklung«, gar von »nachhaltigem Wirtschaftswachstum«. Aber ist Nachhaltigkeit unter den Bedingungen des Kapitalismus nicht prinzipiell ausgeschlossen?
Wer gesellschaftliche Nachhaltigkeit zum Ziel hat, kann die Systemfrage nicht ausklammern. Welches sozioökonomische System bildet die besten Bedingungen für das Erreichen dieses Ziels?
Nach Saral Sarkar scheiterte das sowjetische Modell des Sozialismus hauptsächlich an den Grenzen des Wachstums. Aber auch der Kapitalismus ist seinem Wesen nach unnachhaltig und kann nicht »ökologisiert« werden. Für Sarkar ist die Idee eines ökologisch verträglichen Kapitalismus reine Illusion, weil die Verwertungslogik des Kapitals einer wirklich nachhaltigen Entwicklung entgegensteht.
Sarkar entwirft deshalb die Vision einer grundsätzlich anderen Zukunft. Er ist überzeugt, dass eine neuartige sozialistische Ordnung notwendig ist, wenn wir die gegenwärtige globale ökologische und soziale Krise überwinden wollen. Sein Öko-Sozialismus wird Überfluss und Konsumtaumel nicht mehr zulassen, wohl aber einen echten Fortschritt der Menschheit ermöglichen.'
Hier Kurzzusammenfassung von Saral Sarkar und Bruno Kern als 300 KB PDF-Datei.
Eine eigenständige Weiterverbreitung des unveränderten Textes ist ausdrücklich erwünscht.


Sarkar steht politisch klar links. Trotzdem benutzt er in seinem Buch keinen marxistischen Jargon. Das tut seiner Argumentation aber keinen Abbruch.
Problematisch ist, dass er mit unsicheren Daten argumentieren muss - alle Daten über Rohstoffvorräte und insbesondere über mögliche technischen Entwicklungen sind nunmal unsicher.
Sollte es z.B. in absehbarer Zeit gelingen die Kernfusion 'wirtschaftlich' (das meint, daß nach Abzug der Energiewerte (1) fuer Herstellung, Unterhaltung, 'Umweltverträglichkeit' und Verschrottung eine nennenswerte positive Energiebilanz übrigbleibt) zu gestalten, so ist es denkbar, daß der Kapitalismus sich wieder einmal erneuert/regeneriert - vorausgesetzt, dass die Menschen den Kapitalismus nicht vorher zum Teufel jagen, aufgrund wachsender unzumutbarer Lebensbedingungen für die Mehrheit.
Weiterhin ist Sarkar meiner Ansicht nach zu pessimistisch, was die technische Entwicklung von Energiegewinnung, Energieeffizienz und Energietransport aus erneuerbaren Energiequellen betrifft.
Beispielsweise könnte Energietransport und Verbrauch mit Silizium-Wasserstoffverbindungen effektiver und umweltfreundlicher sein (aus dem Auspuff eines Fahrzeuges käme Sand!).
Mit der Nanotechnologie könnten äusserst stabile, langlebige und leichte Werkstoffe hergestellt werden. Damit könnte man z.B. Fahrzeuge, die beim Bremsen die Energie an schnell drehende Massekörper abgeben und beim Anfahren wieder nutzen, bauen und den Verbrauch weit unter 3 Liter / 100 Km senken.(2)

Sarkar setzt voraus dass die menschliche 'Knochenarbeit' entschieden weniger Energie verbraucht als maschinelle Produktion; dies ist wahrscheinlich zu pessimistisch.
Trotzdem muss eine zukünftige Gesellschaft die Probleme lösen, die Sarkar in seinem Buch anspricht.
Seine Aussage:
'Jede Konzeption einer annehmbar guten Gesellschaft sollte sich auf ausreichendes Wissen über die grundlegenden materiellen Bedingungen unserer Existenz stützen - sowohl diejenigen, die uns gegeben sind, wie auch diejenigen, die wir geschaffen haben.'
gilt auch für die Linke, die dies bis jetzt zu wenig berücksichtigt, wie nachfolgende Zitate (3) belegen.
Zitat aus dem Aktionprogramm der Gruppe Arbeitermacht : 'Wer nicht in der Lage ist, den Kampf um höhere Löhne, gegen Entlassungen, für demokratische Rechte oder gegen den Krieg zu führen, der wird auch keine Revolution durchführen können.'
Zitat aus junge-linke.de/ueber_uns.html:
'Krieg den Hütten - Paläste für alle'(4).
Bei den MG's ist es bis jetzt noch üblich, Leute als elitär zu bezeichnen, die darauf hinweisen, daß dicke Autos für alle in Zukunft wahrscheinlich nicht mehr möglich sind. Vor lauter Kritik des Kapitalismus vergessen die zur Zeit noch die Naturwissenschaften.

Der Kampf muss auch geführt werden gegen die gefährlichen Bestrebungen in Computertechnologie, Nanotechnologie und Biotechnologie! Siehe z.B.: Die Darwin AG.

Nachfolgend noch eine lesenswerte Besprechung von Sarkars Buch mit der ich - wie aus obigem zu entnehmen ist - nicht in allen Punkten übereinstimme:
geladen von: http://www.global-fatal.de/Reader/04-Sakar.htm Besprechung.
Die dort aufgeführte Formel: Umweltlast = Bevölkerung * Wohlstand * Technologie (kurz: U = B * W * T)
halte ich für völlig falsch!!! Denn ein Fortschritt in der Technologie kann bei richtiger Anwendung den Verbrauch von Material beispielsweise reduzieren. Und mehr Wohlstand kann sehr wohl die Umweltbelastung verringern. Beispielsweise sehe ich ganz naiv befriedigendere soziale Beziehungen als Vergrößerung des Wohlstandes an!
Die Formel: Umweltlast = Bevölkerung * Materialverbrauch * Technologie-a / Technologie-n (kurz: U = B * M * TA/TN) wäre z.B. brauchbarer.
Wobei der Materialverbrauch z.B. umgekehrt proportional zur Zufriedenheit sein könnte (zufriedene Menschen brauchen keine aufwendigen Statussymbole), Technologie-a die alte Technologie, Technologie-n die Technologie, die abwägt und auf Verringerung des Energieverbrauchs, Verringerung des Materialdurchsatzes, Haltbarkeit, etc. achtet.
Abgesehen davon, daß es ziemlich unsinnig ist, komplexe Sachverhalte in Formeln fassen zu wollen, weder Umweltlast noch Technologie lassen sich als Zahlen darstellen, gehen in mathematisierungen meistens unhinterfragte Voraussetzungen (meist Ideologien) ein.
Die Formel U=B*W*T könnte als Formel für eine kapitalistische Gesellschaft halbwegs vernünftig gedeutet werden, daß wenn B, W und T steigt auch die Umweltlast steigt. Dagegen ist die Formel U=B*M*TA/TN (TN=Technologie zur Verringerung des Energieverbrauchs, Verringerung des Materialdurchsatzes, längere Haltbarkeit) nur nach Abschaffung des Kapitalismus sinnvoll, da Verringeringerung von M und Erhöhung von TN keine Ziele sind, die im Kapitalismus verfolgt werden (Man/frau stelle sich nur mal vor, was es für Folgen im Kapitalismus hätte, wenn die Waren, bei geringem Mehraufwand wesentlich haltbarer gemacht würden). Die Formel U=B*M*TA/TN könnte gelesen werden als: bei Verringerung des Materialdurchsatzes und Einsatz neuer Technologien verringert sich die Umweltlast.


Eine Kritik an folgender Einschätzung (Pessimismus) von Saral Sarkar, Zitat von Seite 242:
"Natürlich gibt es ProtagonistInnen des Kapitalismus, die Nachhaltigkeit beziehungsweise ökologische Modernisierung mittels Dematerialisierung durch eine Effizienzrevolution erreichen wollen. Aber, wie Fred Luks nachweist, wenn der Resourcenverbrauch in den Industriegesellschaften in den nächsten 50 Jahren um einen Faktor 10 sinken soll und wenn gleichzeitig die Wirtschaft weiter um zwei Prozent pro Jahr wachsen soll, dann muss die Resourcenproduktivität um einen Faktor 27 ansteigen (Luks 1997). Ist das eine realistische Hoffnung?"
Zunächst kurze Erläuterung dazu:
Es wird wohl die Wachstumsformel: P=P0*(1+wp)**J verwendet, wobei wp=Wachstum (5) in Prozent, J Anzahl Jahre, P0=Resourcenproduktivität zu Beginn, P Resourcenproduktivität nach J Jahren
bei wp=2/100, J = 50 Jahre ist:
(1+2/100)**50=2,7 und 2,7*10=27 (10=Resourcenverbrauch soll um Faktor 10 sinken, das meint, Resourcenproduktivität um den Faktor 10 steigen).
Nun: Dematerialisierung und Effizienzrevolution ist gewiß nicht im Sinne des Kapitalismus (siehe auch oben Haltbarkeit etc.). Aber in einer Gesellschaft die nicht auf Erzielung eines Mehrwertes aufbaut, sondern auf vernünftige Versorgung der Menschen abzielt und ihre Verhältnisse darauf einrichtet, könnte mit obiger Formel was ganz anderes herauskommen:
Was ist, wenn die Resourcenproduktivität um 5 Prozent pro Jahr wächst und dies z.B. in haltbarere Güter statt mehr Güter umgesetzt wird? Also der Resourcendurchsatz sich um 5 Prozent verringert:
Rechnung dann:
(1-5/100)**50 = 0,077; 1/0.077=13 (> 10)
Das heisst: bei Erhöhung der Dematerialisierung bzw. einer Effizienzrevolution von 5 Prozent pro Jahr, wäre der Resourcenverbrauch nach 50 Jahren um den Faktor 13 gesunken und die Menschen hätten dabei auf nichts zu verzichten (bis auf die Mode ;-)). Also ein Auto oder eine Glühbirne hält dann eben 13 mal länger. Es muß eben "nur" auf den Modellwechsel verzichtet werden, der Gebrauchswert (nicht der Statuswert - was für ein Ding das auch sein mag - ;-)) bleibt erhalten.
Heute ist schon bekannt, um nur mal ein Beispiel zu nennen, daß Autos und Glühbirnen wesentlich, bei ganz geringem Mehraufwand, haltbarer gemacht werden können. Ich sag mal nur ohne Nachweis ungefähr um den Faktor 10. Und in 50 Jahren, werden die Menschen doch wohl so clever sein diesen Faktor noch weiter zu erhöhen. Also kurz gesagt: die 5 Prozent Effizienzrevolution pro Jahr sind eine sehr konservative Schätzung ;-). Hingewiesen sei hier insbesondere auf 5-Stunden-sind-genug-Band1--von--5-stunden-woche.de.pdf (1,3 MB groß). Übrigens würden nach Darwin Dante (siehe http://www.5-stunden-woche.de) 5 Stunden Arbeit pro Woche (mit der Technologie von 1989) reichen, um die Gütermenge von 1989 zu erzeugen!!!
Auch im Computerbereich hat es riesige Effizienzsteigerungen gegeben und die werden auch noch ein paar Jahre anhalten. Und heute schon könnte bei einem Leistungsverzicht (statt 3,2 Ghz Taktfrequenz nur 2 Ghz und statt Grafikkarte mit Lüfter, die nur für wenige Spiele gebraucht wird, eine einfache Grafikkarte, das Netzteil statt 400 Watt nur 100 Watt benötigen.

Und wo bitte schön ist der Haken?
Nun technisch gesehen geht das!
Die Menschen müssen es nur wollen!
Was heißt: den Kapitalismus abschaffen
und sich neu organisieren.

Als ergänzender Link sei Kapitalismus und Ökologie - Vom Untergang des Kapitals zum Untergang der Welt von Paul Mattick empfohlen. Der Text ist zwar relativ alt, trifft aber Größtenteils auch heute noch zu.

Nachfolgend zitiere ich einige Textstellen aus obigem Text: "Vom Untergang des Kapitals zum Untergang der Welt" . Die Kritik bzw. Kommentare von mir beginnen mit /* und enden mit */:
"
Zur Befriedigung ihrer Energiebedürfnisse stehen den Menschen, außer der Sonne, die Bodenschätze der Erde zur Verfügung. Deren Ausnutzung beschleunigt jedoch die Verwandlung von ‚freier’ in ‚gebundene’ Energie, d.h. Energie, die den Menschen nicht mehr zur Verfügung steht und zum Wärmetod degradiert. In anderen Worten, die vorhandenen Energiequellen haben nur einen einmaligen Nutzen. Mit ihrer Erschöpfung hört das menschliche Leben auf, und zwar sehr lange vor dem Erkalten der Sonne, da alle natürlichen Schätze der Erde nicht mehr Energie enthalten, als in ein paar Tagen Sonnenlicht zu finden ist.
/* Abgesehen davon, daß die Probleme für dieses Jahrhundert andere sind, scheint mir Mattick hier doch zu pessimistisch zu sein. Wer weiß schon, was die Nachfolger der Menschen in ein paar hundertmillionen Jahren können und welche Energie sie für Ihre Tätigkeiten benötigen. Möglicherweise wird auch in absehbarer Zeit Kernfusion oder der Gebrauch der Antimaterie oder was weiß ich gelingen. */

Harichs und des ‚Club of Rome’ Warnungen wären völlig sinnlos, verbände sich mit ihnen nicht die Überzeugung der Abwendbarkeit der gefürchteten ökologischen Katastrophe. Ist dies eine objektive Möglichkeit, dann ist damit schon gesagt, daß es von der Gesellschaft und nicht von der Natur abhängt, ob die Menschheit noch eine unübersehbare Zukunft vor sich hat. Für Harich ist die Abschaffung der Kapitalproduktion die dafür unerläßliche Voraussetzung. Nur damit wäre überhaupt an das ökologische Problem heranzukommen. Nur ist die von ihm ins Auge gefaßte Revolution keine Umwälzung, die zu einer kommunistischen Gesellschaft führen könnte und damit auch nicht zu einer Gesellschaft, die das ökologische Problem zu meistern imstande wäre. Der ‚Club of Rome’ kann sich nicht einmal Harichs Pseudo-Revolution vorstellen und verläßt sich auf den guten Willen und die Bereitwilligkeit einsichtiger Staatsmänner, die zur Lösung des ökologischen Problems notwendigen Maßnahmen zu treffen. Daß aber solche Maßnahmen mit der Gesellschaftsstruktur auch ihre Staatsmänner beseitigen würden, kann von dieser Seite aus nichts erwartet werden.
/* Leider trifft das auch für viele "Linke" zu, die Arbeit, Wachstum für den Markt und/oder Vollbeschäftigung fordern wie z.B. Attac, PDS, den Keynesianern ... . */

Was also ist zu tun in dieser anscheinend hoffnungslosen Situation? Überhaupt nichts, wenn an das Problem vom Standpunkt der Ökologie herangetreten wird.
/* Was Mattick hier meint ist mir nicht ganz klar. Aber wenn Mattick meint, daß ins alltägliche Geschäft, evtl. nur zu Gunsten der Änderung des "falschen Bewußtseins", nicht eingegriffen werden soll, so halte ich dies für falsch. Wir wollen doch nicht die Erde als Müllkippe beerben! Beispielsweise hat die chemische Industrie ihr Dioxin an Subunternehmer entsorgt und diese wieder an Subunternehmer etc., bis das Dioxin am Ende in einer Scheune landete. Vom Unternehmer bis zum Scheunenbesitzer waren wohl alle zufrieden. Nur stellt dieses Verhalten eine ungeheure Bedrohung für die (sogar nahe) Zukunft dar. Dagegen sollte auch jetzt schon vorgegangen werden, so weit es geht. Wir leben nun mal jetzt schon und nicht erst nach Verjagung des Kapitalismus. */
Schon deshalb nicht, weil es nicht das nächstliegende ist, das die Weiterexistenz der Menschheit bedroht.
/* Meiner Einschätzung nach werden die zukünftigen Krisen sehr wohl um den "billigen" Zugriff auf die Energiereserven gehen. */
Die ‘ökologische Krise’ ist zum großen Teil selbst ein Produkt der gesellschaftlichen Krisensituation /* Ja */, und die sich aus der letzteren ergebende herannahende Katastrophe geht der ökologischen Katastrophe voraus /* Sie vermengt sich eher mit ihr. */. Wie die Dinge heute liegen, macht die hohe Wahrscheinlichkeit atomaren kriegerischer Auseinandersetzungen die Beschäftigung mit der ökologischen Krise überflüssig. /* Na ja der Artikel stammt von 1976. */ Alle Aufmerksamkeit muß auf die gesellschaftlichen Vorgänge gerichtet werden, um den Atomverbrechern in Ost und West zuvorzukommen. /* Nun ganz so irrational sind die Kapitalisten auch nicht. Der Grund für atomare Erpressung wird wohl materielle Ursachen haben: nämlich den Zugriff auf die weniger werdenden leichter förderbaren Resourcen. */
Gelingt dies den Arbeitern der Welt nicht, dann werden sie auch nicht in die Lage kommen, sich der ökologischen Bedrohung entgegenzustellen und mit der kommunistischen Gesellschaft die Voraussetzungen für die Weiterexistenz der Menschheit zu schaffen. /* Wenn hier die atomare Bedrohung durch die drohende ökologische Katastrophe ersetzt wird halte ich obiges für richtiger. */
"

Saral Sarkars Pessimismus könnte auch falschen Interessen (6) Vorschub leisten:
Auszug eines sehr lesenswerten Artikels aus '"Neue" Naturreligion':
'
"Ein grundsätzliches Umdenken ist notwendig." Dieser geflügelte Satz jedes Ökologen in der Nachrichtensendung ist nichts weiter als die Aufforderung zum Konvertieren, deshalb werden auch keine konkreten Maßnahmen aufgezählt. Wie jede Religion definiert sie ihre Nichtbeachtung, d.h. ihre Negation, als Frevel. Die Nutzung stofflicher Qualitäten, der Wunsch und das Streben nach einem reichen Leben gelten als generell verdächtig, als inakzeptabel und soll nicht mehr das Ziel der Wissenschaften sein. Der Natur wird Subjektcharakter zugeschrieben, sie wird als heilig definiert. Menschen dürfen nur noch ein kleiner Teil von ihr sein. Das ist klarster "Biozentrismus", deutlichste Entwertung des Menschen.
'
und
'
Dem Irrationalismus der durchkapitalisierten Welt wird der Irrationalismus der Esoterik entgegengesetzt. Das "ganzheitliche Denken" als idiotische Antwort auf die Zerstückelung des Subjekts. Das Opium des Volkes in postmoderner Fassung.
'




Energieprobleme und Folgen in Zukunft:

Noch in diesem Jahrhundert werden die Energieresourcen wie Erdöl, Kohle, Gas (aus der Erde), Kernenergie (aus Uran) - im Wesentlichen - zu Ende gehen.
Einige Auswirkungen werden sich wahrscheinlich schon vor 2010 zeigen. Wer das nicht glauben mag, möge Öffentliche Anhörung von Sachverständigen durch die Enquête Kommission des Deutschen Bundestages aus dem Jahre 2000 intensiv lesen. Die meisten Mitglieder des Deutschen Bundestages mögen wahrscheinlich in Ihrem Denken zu eingefahren sein und dies nicht verstanden haben. Manche glauben naiv an die Allmacht der technischen Wissenschaften.
Aber sehr wahrscheinlich, haben einige Teile der großen Konzerne und der Think Tanks der Regierungen etwas begriffen. Der Irak Krieg scheint mir ein Indiz zu sein.
Was hat die Erschöpfung der o.g. genannten Energieseourcen zur Folge?
Die Frage kann ich leider nicht erschöpfend beantworten. In einer Gesellschaft, die die Profitmaximierung nicht auf Ihre Fahne geschrieben hat und in der für die Bedürfnisse (nicht Gier) der Menschen produziert wird, läßt sich meiner Einschätzung nach aber das Problem lösen. Stichworte dazu: längere Haltbarkeit der Waren, Miniaturisierung, Senkung des Energieverbrauchs pro Kopf, Abschaffung überflüssiger Produkte.

Wovon ist auf Grund der Erkenntnisse der Naturwissenschaft und der Technik auszugehen:
Es sei angenommen, daß kein Durchbruch in der Kernfusionstechnologie eintritt oder einer noch absolut unerforschten Energiegewinnungstechnik (wie z.B. Antimaterienforschung). Es bleiben dann zwei Energiequellen:
1) Die Sonnenenergie.
2) Die Gewinnung von Energie aus dem heißen Erdinneren.

Zu 2) will ich mich nicht weiter äußern, da ich dazu zu wenig weiß. Es sieht aber meines Wissens nicht danach aus, daß 2) großen Einfluß auf künftige Energiegewinnung haben wird.

zu1 ):
Zur Gewinnung von Energie aus der Sonne gehören und dies sollte bedacht werden: die Energiegewinnung aus Wind und Wasser, welche eine Folge der Sonneneinstrahlung ist.

Wie kann die Sonnenenergie genutzt werden:
a) Durch Wasserkraftwerke
b) Durch Windkraftwerke
c) Durch Photovoltaik
d) Durch Spiegel, welche die Sonnenenergie fokussieren und im Fokus in Energie umwandeln
e) Durch Nutzung der Biomasse (z.B. verbrennen von Holz, umwandeln von Raps in Öl, etc.)
f) Spiegel im Weltall (ist wohl im diesem Jahrhundert wohl nicht realistisch)
g) sonstiges mir unbekanntes

Durch Fortschritte in der Technologie kann die Effektivität der Energiegewinnung gesteigert werden. Aber auf keinen Fall über die jährlich eingestrahlte Menge hinaus, f) und g) sei hier außer acht gelassen). Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gilt:
Auch mit bester Technik (100% Wirkungsgrad) gilt:
Es gibt eine maximale Menge an Energie, die pro Jahr auf der Erde genutzt oder gewonnen werden kann.

Die Frage ist nun wieviel Energie wird (pro Jahr) eingestrahlt und wieviel kann davon genutzt werden. Zwei Zahlen will ich mal nennen siehe DGS (www.dgs.de).
1) Allein die Sonne strahlt pro Jahr 15.000 mal so viel Energie auf die Erde als wir auf der ganzen Welt brauchen.
2) Auch die stets nachwachsende Biomasse übersteigt den Weltenergiebedarf um das 15-fache.
Der Satz "Wir haben also ein unerschöpfliches Reservoir an erneuerbaren Energiequellen, wir müssen es nur nutzen! " ist also Unsinn. Die Einstrahlungsleistung der Sonne beträgt im Durchschnitt auf der Erde etwa 1.000 Watt pro Quadratmeter siehe Wikipedia . Es ist hoffentlich jedem klar, daß nicht die gesamte eingestrahlte Energie nutzbar gemacht werden kann. Die Frage ist nun, wieviel kann nutzbar gemacht werden. Nun dazu wird kaum geforscht und es wird gelogen, daß die Balken sich biegen. Nehmen wir mal an, die Menschen könnten die Sonnentechnologie so effektiv machen, wie das Pflanzenökosystem ist. Dann könnte siehe oben, maximal 15 mal so viel Energie pro Jahr erzeugt werden, wie sie heute gebraucht wird. Dabei sollte Mensch sich aber im klaren sein, daß Mensch sich nicht der gesamten Biomasse zwecks Energiegewinnung bemächtigen kann. In Ökosystem Erde werden auch Tiere benötigt und der Mensch braucht auch noch Essen.
Beispielsweise verbrennen die USA mehr Sauerstoff, als das Ökosystem in den USA wieder (von Kohlendioxyd nach Sauerstoff) zurückverwandelt. Wenn alle Länder einen Energieverbrauch wie die USA hätten, würden wir alle über kurz oder lang ersticken. Na ja das Plankton der Meere, welches noch mehr Kohlendioxyd wieder zu Sauerstff verarbeitet als die Pflanzen auf den Kontinenten, wurde hier der Einfachheit mal wegelassen. Es gibt sehr viele Kreisläufe im Ökosystem der Erde. An den wichtigsten den Kohlenstoff + Sauerstoff -> Kohlendioxid -> Kohlenstoff + Sauerstoff sei hier erinnert:
Die tierischen Lebewesen verbrennen Kohlenstoff und Sauerstoff zu Kohlendioxyd und gewinnen dabei Energie (die Energie wird zum Leben gebraucht Stichwort Muskelkraft). Die Pflanzen verwandeln das Kohlendioxyd mit Hilfe der Sonnenenergie wieder zu Kohlendioxyd und Sauerstoff.
Außerhalb dieses Zyklusses verbrennen die Menschen Kohlenstoffe (Öl, Kohle) zu Kohlendioxyd. Diese Energiequellen belasten das Ökosystem und werden in diesem Jahrhundert so erschöpft sein, daß nur noch die Sonnenenergie als wesentliche Energiequelle übrigbleibt.

Meine Einschätzung kurz gesagt:
Der Energieverbrauch pro Jahr ist schon so groß, daß er ohne Katastrophen in der nahen Zukunft nicht mehr gesteigert werden dürfte. Wenn der Kapitalismus ohne Wachstum nicht möglich ist und dieses Wachstum auch das Wachstum des Energie- und Resourcenverbrauchs beinhaltet, dann stößt er noch in diesem Jahrhundert an eine Schranke. Zu beachten ist, daß obiger Satz ein wenn dann Satz ist mit zwei Voraussetzungen!
Abgesehen von dieser Schranke, gehört der Kapitalismus, der immer wieder Elend, Krisen und Kriege produziert sowieso abgeschafft. Ohne Widerstand der Menschen könnte ich mir das weitere Existieren des Kapitalismus auf folgende Art erklären:
Der Kapitalismus läßt die Menschen in unglaublicher Zahl verhungern oder ißt sie gar auf.
Und das meine ich wörtlich. Mensch schaue sich z.B. die filmischen Endzeitszenarien an wie z.B.:
Soylent Green; Soylent Green ist Menschenfleisch. Die Internetseiten die ich diesbezüglich ergoogelt habe scheuen sich sehr davor, dies beim Namen zu nennen und auch vor einer Analyse des Films scheuen sie sich.
Heute schon sterben täglich zwischen 100000 und 300000 Menschen an Hunger und Krankheit und das obwohl genügend Nahrungsmitteln für alle da sind. Es ist erbärmlich wie heuchlerisch die Menschen in den entwickelten kapitalistischen Ländern sind. Bei den rund 200000 Tsunami Toten wird in der Medienindustrie wochenlang berichtet und moraltriefende Menschen erleichtern dann auch ein wenig Ihre Geldbörsen. Die Funktionäre und Angestellten der NGO's bzw. NRO's genießen es, bei in der Regel ausgezeichnetem Lohn, gebraucht zu werden und dieses Elend zu verwalten statt abzuschaffen. Aber gegen das tägliche Elend, das jeden Tag so groß ist wie das durch den Tsunami verursachte, dagegen kämpfen die Moralaposteln nicht.
Denn das wäre Kampf gegen den Kapitalismus, der dieses Elend erzeugt.
Nun die Lohnabhängigen in den entwickelten Ländern werden wohl bald wieder erfahren, was Kapitalismus auch für sie ist. Der Klassenkampf von oben verschärft sich erheblich (und bald hoffentlich auch der Widerstand dagegen). Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Menschen ruhig bleiben, wenn sie erfahren, daß für sie noch nicht mal ein Hungerlohn bleiben soll, sie möglicherweise gar ausgeschlachtet und aufgegessen werden sollen. Der Organhandel heute ist im wesentlichen nichts anders als ein Ausschlachten der armen Menschen für die, die sich Organe von anderen Menschen leisten können.
Eine andere Welt ist möglich, aber nicht mit Tobin-Steuer (siehe Attack, die Führer von Attack sind elende Reformisten und Elitenbefürworter, die den Kapitalismus retten wollen) und Reformen des Kapitalismus, sondern nur mit Abschaffung des Kapitalismus.

Was tun?
Ein Einsatz für Reformen im Kapitalismus löst die Probleme nicht! Nur eine Gesellschaft, die für die Bedürfnisse der Menschen unter Beachtung der "natürlichen Schranken" produziert und nicht für den Mehrwert und die Maximierung des Profits, kann die Probleme lösen.


Links zu "Die nachhaltige Gesellschaft":
www.umweltdebatte.de/gastbeitraege_dieentscheideneweichen.htm
www.geocities.com/kleineba/oekosoz.htm
www.pds-mainz.de/03_texte/texte/zukunft.htm
www.sozialismus-von-unten.de/archiv/svu6/sarkar.htm
http://www.graswurzel.net/230/mai.shtml
www.neuewege.ch/inhalt/buchhandel/rezension15.htm
members.aol.com/sozrst/0204191.htm
www.politik-buch.de/rezens/rez_sarkar.htm
streifzuege.org/str_autor_katzmayr_041121_sakal.html


Links zum Energieproblem:
Nachhaltige Energieversorgung: www.asic.at/Dokumente/Enquete_Ressourcen_Hearing.pdf
Weltölreserven Reporting: www.energiekrise.de/oel/folie20.html
unglaubwürdig ist nach www.asic.at.... (siehe dort: Public Domain) z.B.: www.esso.de
ABSCHIED VOM ÖL (Die dort erwähnte Brennstoffzelle ist ein Energiespeicher und kein Energiegewinner also keine Lösung für Energiegewinnung, höchstens für Energieverteilung ;-) )
Jenseits von Kyoto

Weitere Links:
Ökologie, Ökosozialismus und Marxismus
Problemfall Umweltschutz von http://www.radio-contra.de


(1) mit Energiewert sei im einfachen Sinne der Wert für die physikalische Energie gemeint. Das ist sicherlich problematisch und kann diskutiert werden.
(2) für den, der von Physik nichts versteht: theoretisch (im Idealfall ohne Reibungsverluste durch Reifen, Mechanik und Wind) wird keine! Energie benötigt, um ein Fahrzeug von einem Ort zu einem anderen (und zurück) zu bewegen, die Energie zum Beschleunigen kann beim Bremsen wiedergewonnen werden. Übrigens ist der unvermeidliche Energieverlust durch Gegenwind proportional zum Quadrat der Geschwindigkeit.
(3) natürlich belegen ein paar Zitate nichts, ich denke jedoch, dass diese Zitate beispielhaft sind.
(4) als Antithese zu "Friede den Hütten, Krieg den Palästen" aber echt besser ;-)
(5) Dematerialisierung bzw. Effizienzrevolution ist als negatives Wachstum (wp ist dann negativ) in die Formel einzusetzen. In der Formel ist das wp (Wachstum in %) nur ein technischer Begriff. Saral Sarkar möchte zwischen Wachstum und Entwicklung unterscheiden, dies habe ich einem persönlichen Gespräch mit ihm entnommen, nachfolgende Deutung gibt aber nur wieder, wie ich Saral Sarkar verstanden habe. Also: Nach Saral Sarkar ist Entwicklung Dematerialisieruung, Erweiterung des Wissens, Verbesserung der menschlichen Beziehungen etc.. Soweit Zustimmung von mir. Nur ist das mit der Wachstumsformel nicht auszudrücken. Übrigens kann ein negatives wp sowohl eine Entwicklung in obigem Sinne bedeuten, wie auch einen üblen Schrumpfungsprozess (immer schneller vonstatten gehender Zusammenbruch der Wirtschaft).

Das Wachstum hat schon Engels (ewas verfrüht) als Knackpunkt der kapitalistischen Produktion benannt:
»Die kapitalistische Produktion kann nicht stabil werden, sie muss wachsen und sich ausdehnen, oder sie muss sterben. Schon jetzt, die bloße Einschränkung von Englands Löwenanteil an der Versorgung des Weltmarkts, heißt Stockung, Elend, Übermaß an Kapital hier, Übermaß an unbeschäftigten Arbeitern dort. Was wird es erst sein, wenn der Zuwachs der jährlichen Produktion vollends zum Stillstand gebracht ist? Hier ist die verwundbare Achillesferse der kapitalistischen Produktion. Ihre Lebensbedingung ist die Notwendigkeit fortwährender Ausdehnung, und diese fortwährende Ausdehnung wird jetzt unmöglich. Die kapitalistische Produktion läuft in eine Sackgasse. Jedes Jahr bringt England dichter vor die Frage: Entweder die Nation geht in Stücke oder die kapitalistische Produktion. Welches von beiden muss dran glauben?«
Friedrich Engels, Vorwort zur »Lage der arbeitenden Klasse in England« vom Juli 1892, in: Karl Marx, Friedrich Engels, Werke, Dietz Verlag Berlin , Bd. 22, S. 327

(6) 'Vertreter beschriebener Anschauungen sind vor allem Journalisten, Pädagogen und Betreuer aller Art, Psychologen, Studenten, Sozialarbeiter, Mediziner und solche, die sich dafür halten; kurzum jener Teil der Mittelschichten, die heute als Produzenten und/oder Multiplikatoren alltäglicher Ideologien tätig sind, oder sich darauf vorbereiten. Gerade das früher manchmal kritische Potential der Mittelschichten wendet sich mit besonderer Hingabe der Esoterik, dem Irrationalismus zu und will offensichtlich vergessen.' Aus: '"Neue" Naturreligion'

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