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Der neue Weg zu Gott

Religion in der bürgerlichen Gesellschaft

Traditionaler christlicher Glaube hat sich in etwa 1500 Jahren europäischer Religionsgeschichte letztlich in den beiden großen Glaubensrichtungen des Katholizismus und des Protestantismus etabliert. Hierzu bedurfte es unter anderem der spanisch-katholischen Reconquista im Kampf gegen die islamische Aufklärung (770-1492), Martin Luthers (1483-1546), des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648), der Abwehr der Belagerung Wiens durch das osmanische Reich (1683), traditionellen Judenhasses und schließlich des Holocaustes. Inhaltlich läßt sich der Unterschied zwischen Katholizismus und Protestantismus auf eine einfache Opposition reduzieren: tumbe volkstümlich-bunte Marien- und Heiligenverehrung einerseits und das sittlich-strenge Ideal von Arbeit, Bildung und Staat andererseits. Nach der Ausrottung der Judentums in Europa und der Niederlage des faschistischen Neuheidentums - welches die Bibel auf dem Nachttisch und den Herrgottswinkel wohl ergänzt, aber nie verdrängt hatte - kam mit den türkischen Gastarbeitern zwar der Islam nach Deutschland, doch trat er nie wirklich an die Öffentlichkeit. Die Orte seiner Wirkung blieben die kleine Sozialwohnung im ausgelagerten Ausländerviertel und der versteckte Gebetsraum hinter einem Gemüseladen. Dankbar frohlocken seither die Christen über die Inferiorität des Kopftuchs, ohne zu begreifen, wie konform der traditionale Islam in seinem autoritär-konservativen Familienbild ihnen doch ist.

Obgleich in ihren sozialen und ideologischen Machtpositionen durch Mitgliederzahlen, Institutionalisierung und Finanzierung sicher und unangegriffen mühen sich die beiden Kirchen stets ängstlich um Legitimation und Kundenbindung. Atheisten sind ihnen keine Gefahr, über Agnostiker mag man sich ärgern, aber diese zahlen Kirchensteuern aus Gewohnheit und heiraten schließlich doch auch in der Kirche. Doch neue Religionen außerhalb der etablierten Kirchen gewinnen - nach dem Marktversagen der Sekten - an spätmoderner Faszination, weil sie ohne Rücksicht auf alte Zöpfe auf Wunsch und Bedarf ihrer Zielgruppen zugeschnitten sind. Sie alle vereint ein direkter und sachlicher Weg zum Heil, das verächtliche Belächeln volkstümlicher Glaubensausgestaltung, Anti-Diskursivität, eindeutige Moral  und Lebenshilfe für Glaubensschwestern und -brüdern.

1 Neuchristentum

Das Neuchristentum tritt in einer Unzahl von Freikirchen unterschiedlicher Organisationsgrade und -größen auf, von den Freien Christen e.V. in Schachclubgröße bis hin zu weltweiten Netzwerken, Filialketten und Stiftungen wie den Pfingstgemeinden („Pentecoastals“) oder der finanzstarken konservativen DeMoss-Foundation. Sie teilen eine strukturell ähnliche Heilslehre und können implizit oder explizit aus der Tradition des Protestantismus hergeleitet werden. Manche Gruppen sind Ableger amerikanischen Christen, andere jedoch keineswegs alle sind wohl nach deren Muster entstanden, alles weitere aber geschieht hier, so daß ein beleidigter Antiamerikanismus nicht zur Analyse beiträgt. (Selten trifft man auf Neo-Katholiken, die aber der breiten Öffentlichkeit durch kindliche Marienfaszination, Papsttreue oder restaurativer Sehnsucht nach der Vorkonzilszeit wenig attraktiv, wenn nicht schon suspekt erscheinen, eines ihrer Zentren bildet die Petrusbruderschaft in Wigratzbad im Westallgäu.)

Die freichristliche Heilslehre beruft sich auf den Bibel-Text und den geradlinigen Zugang über den Brückenkopf Jesus zu Gott. Das erinnert in seiner Klarheit an Luther, die Geschichte der Reformation und der Bibelentstehung sind jedoch als ideologischer Ballast erkannt und daher nicht weiter thematisiert. Programm und Argumentation sind einfach, als beispielhaft kann gelten, was Jamie Buckingham in der durch öffentlichkeitswirksame Werbung bekannten Publikation „Kraft zum Leben“ schreibt:

„1. Gott liebt Sie und bietet Ihnen einen wunderbaren Plan für Ihr Leben an.

2. Die Menschen sind sündig und von Gott getrennt. Deshalb können sie keine Beziehung zu Gott knüpfen und nicht Gottes ganze Liebe erhalten.

3. Jesus Christus ist der einzige Weg, sich Gott zu nähern. Durch Jesus können wir Gottes Liebe und seinen Plan für unser Leben erfahren.

4. Jeder Mensch muss Christus persönlich annehmen. Es reicht nicht, einer Kirche anzugehören oder christliche Eltern zu haben. Aber wenn Sie ihn annehmen, wird er Sie ebenfalls zu einem „Kind Gottes“ machen.“ (KzL. S.59)

Gott liebt uns und bietet uns seine Liebe an, von dieser können wir aber solange nicht profitieren, solange uns die Erbsünde anhaftet, die wiederum zum Ausschluß aus dem Paradies (=Harmonie mit Gott) geführt hat. Jesus ist zur Aufhebung der Erbsünde gekreuzigt worden (was uns die Liebe Gottes eigentlich bereits verdächtig erscheinen lassen sollte). Er hat dabei jedoch in freichristlicher Auslegung die Menschen nicht von der Erbsünde befreit, solange sie ihr individuelles Leben nicht in seine Hände gelegt haben. Damit beschränkt sich der in der Volksreligion so angenommene Zweck von Religion nicht mehr nur aufs Jenseits, sondern bietet Erfüllung und Heil auch schon im Diesseits, da ein Leben mit Jesus ein glückliches sein muß. Praktische Lebenshilfe also im Gegensatz zum traditionalen Ausharren aufs und Durchwurschteln ins Jenseits.

Alle mir bekannten Neuchristen haben in der Tat schwere Schicksalsschläge erlitten und freudlose Zeiten der Aussichtslosigkeit durchlebt, die sie nach einem höheren Sinn fragen ließen und ihnen so zur Initiation wurden. Es ist einfach, religiöse Euphorie als Humbug abzutun, doch ist das tieferem analytischem Verständnis abträglich. Das Neuchristentum ist in der Lage stabile Antworten zu geben über Bibellektüre und direkte Gotteserfahrung - z.B. in der Trance des Gospelsingens. Die Gewißheit, die richtige Antwort auf die Banalität des Alltags und die Unerfüllbarkeit der individuellen Wünsche, Hoffnungen und Bedürfnisse gefunden zu haben, kommt auf mehreren Gleisen zustande. Suchende, die bereit sind, die Erfüllung ihrer Bedürfnisse ins Abstrakte zu legen, bekunden ihre Neugier. Die eifrigen Missionare des Neuchristentums (die sich als Rekrutierungstrupp für die Armee Gottes gegen das Böse verstehen)  laden zum Tempelbesuch ein und bieten neben einer offenkundig überzeugten Gemeinde auch Verständnis, Mitgefühl und eben einen Weg an. Viele zweifeln oder spotten zunächst, wachsen aber in die Gemeinde hinein, die sie in Zeiten der offenen Fragen mit offenen Armen empfangen hat. Schritt für Schritt werden die neuen Rekruten sozialisiert und ändern aus Interesse, Dankbarkeit und zunehmender Überzeugung ihre Interpretation der Wirklichkeit in eine religiöse um. Die Heilslehre hilft, um die Hilfesuchenden zu kämpfenden, sprich missionierenden Truppen auszubilden. Das Erkennen von Gott muß ein Erfolg sein, denn die Neuchristen vertreten einen unbedingten Absolutheitsanspruch und würden mit sanftem Lächeln aber immerhin ehrlicherweise jede religiöse oder moralische Toleranz ablehnen. Wer auf dem Weg zu Gott scheitert, muß die Schuld in neuchristlicher Logik also bei sich selbst suchen, da es sich um den einzigen Weg handelt. Eine weitere neuchristlich-logische Konsequenz erfordert als dialektisches Gegenüber des liebenden Gottes Hölle und Teufel. Das klingt kindisch, hat aber Alltagsrelevanz: Wer auch immer sein Leben nicht voll und ganz Jesus anvertraut, ist ein Werkzeug des Teufels, also ein Gegner, der aber durch Missionierung eventuell umgedreht werden kann (in Folge dessen muß das Neuchristentum als porentief antisemitisch begriffen werden, da auch der Jude, der sich nicht taufen lassen will, ein Werkzeug des Teufels darstellt). Die neuchristliche Moral unterscheidet sich hier alternativ zur bürgerlichen, in der ein gängiges Alltagsleben vielleicht nicht ausschließlich gut, aber auf keinen Fall böse und bekämpfenswert ist.

Erlernen und Hineinwachsen in eine kohärente Gemeinschaft, logischer Erfolgszwang und akute Bedrohung von außen sichern Rekrutierung und Zusammenhalt der Neuchristen. Missionierungsgespräche mit dem Feind sind Pflicht auf dem Weg zur göttlichen Herrschaft, Diskussion muß aber abgelehnt werden. Zum einen würde sie das Gegenteil des monolithischen Prinzips darstellen, zum anderen kann über Gotteserfahrung (nicht über Gott selbst) nur gesprochen werden, wenn man ihn bereits angenommen hat. Und daß Gott nur lieb zu denen ist, die ihn auch lieb haben, versteht sich von selbst.

Neuchristen sind in unterschiedlichem Maße calvinistisch geprägt. Ein kleiner Freikirchen-e.V. hat vermutlich nichts dagegen, wenn einige seiner  - meist ohnehin recht merkwürdigen - Mitglieder auch mal zur Mutter Gottes beten und sich ihre eigene Theologie eklektizistisch zusammenbasteln. Die stramm antikapitalistische DeMoss-Stiftung dagegen verkauft, dank prominenter Aushängeschilder wie Bernhard Langer, Paulo Sergio oder Cliff Richards, soziales Prestige und wirtschaftlichen Erfolg als Resultate frommen Lebens.

Das Neuchristentum vertritt zwar kompromißlos die Überwindung des Nichtglaubens und der A-Moral in der Welt, doch ist das Ziel kein antibürgerlicher Gottesstaat, sondern eine bessere und moralisch einwandfreie bürgerliche Welt unter göttlichen Vorzeichen. Der Weg dorthin verbleibt wohlweislich im Dunkeln.

2 Islamismus

Dies ist der wesentliche Unterschied zum Islamismus, der für einen tatsächlichen und konkret ausgestalteten Gottesstaat kämpft und dies wörtlicher nimmt als die Neuchristen. Ansonsten sind sich beide Bewegungen nicht völlig unähnlich: anti-diskursiv, anti-volkstümlich, anti-individuell - eine radikal reformierte reine Lehre mit Zugang zu Gott über Gebet und Lektüre des jeweils relevanten Textes und klare Aufteilung der Welt in gut und böse.

Der Islamismus verfügt in Europa über relativ wenige Anhänger und wenige Führer - wie etwa den gerade einsitzenden Kalifen von Köln. Andererseits ist er effektiv organisiert und, wie Mohammed Atta bewiesen hat, schlagkräftig bei der Umsetzung seiner Ziele. Mohammed Atta wurde in der Tagespresse als alltäglicher ägyptischer Mittelschicht-Zögling beschrieben, der dem üblichen Pan-Arabismus nachhing, ohne gleichzeitig sonderlich politisch oder religiös zu sein. Ein Trainingslager-Aufenthalt soll ihn dann zum Glauben bekehrt und letztlich zum Massenmörder gemacht haben. John Walker Lindh, der „Taliban Next Door“(Time 9.12.01), trat zum Islam über, nachdem er die Autobiographie von Malcolm X gelesen und den Islam dann wohl für etwas Revolutionäres gehalten hatte. Ein diffuses Unwohlsein, daß mit der Welt doch was nicht stimme, mag ihn dabei unterstützt haben, sich diesbezüglich zu radikalisieren, in den Yemen und dann nach Pakistan zu gehen, um den Koran so orthodox als möglich aufzusaugen. Weder Mohammed Atta, noch John Walker Lindh kommen aus armen und unterprivilegierten Schichten, sondern genossen soziale Sicherheit und gute Schulen. In islamistische Zusammenhänge sind sie nach und nach hineingewachsen, weil sie mit der allumfassenden Hegemonie der westlichen Welt nicht zufrieden waren und schließlich glaubten, ein islamistischer Gottesstaat könnte dies ändern.

Der Islamismus ist eine politreligiöse Bewegung, die mit den technischen Mitteln der Moderne versucht, diese abzuschaffen. Individualität, Diskussion und Argumentation entsprechen nicht dem einheitlich geforderten Bild von Gottes Untertanen und ihrer Aufgaben, da finden sich die Islamisten mit den Neuchristen ganz einig. Doch statt die Gottabgewandten (die in beiden Fällen Diener des Teufels sind, ohne es selbst zu wissen) zwangszutaufen und entsprechend zu maßregeln, halten sie es für wirksamer, diese in viele blutige Stücke zu zerfetzen.

Auch die Islamisten reagieren mit Disziplin und Askese auf die bösen Ausschweifungen des Gottseibeiuns, so wird etwa die vom marktgeilen Kapitalismus nackend ausgezogene Frau nun vollständig verhüllt und dem Alkohol entsagt, um nicht auf die teuflischen Reize des Weibes hereinzufallen. Eine recht klassische und keinesfalls exotische Sicht der Frau.

Eine sachliche Religionskritik muß erkennen, daß Islam und Islamismus nicht dasselbe sind, dazu muß man einem traditionalen Islam noch lange nicht das Wort reden, es sind schlicht unterschiedliche soziale Phänomene, auch wenn das eine maßgeblich auf dem anderen aufbaut. Islam und Islamismus zu verwechseln klingt griffig und schürt Rassismus und Xenophobie.

3 Buddhismus

Auf seiner Deutschland-Tournee begrüßte der Diamantweg-Buddhist Ole Nydahl öffentlich einen NPD-Funktionär auf einer seiner gut besuchten Veranstaltungen mit den Worten: ‚Bei uns ist jeder politisch frei, schön daß Du kommen konntest.‘ Das ZDF hielt es nicht für nötig, diesen Zwischenfall zu kommentieren (ZDF Reporter 10.4.02).

Es mag der dänische ‚Lama‘ und Rechtsradikale, der mit der völkisch und klimatheoretisch begründeten Forderung nach einem Ausländerstopp von sich reden machte, auch bei den Neuchristen Claqueure finden, doch scheinbar kulturfremder Islamismus und abendländisches Neuchristentum teilen eine ähnliche Struktur. Sie konkurrieren nur nicht miteinander, weil sie zwar prinzipiell Allmachtsanspruch praktisch jedoch unterschiedliche Zielgruppen haben. Ihren Lehren gegenüber steht etwa der europäische Buddhismus, der hier beispielhaft behandelt werden soll.

Ole Nydahl mag reihenweise erklärte Nazis anziehen. Doch diese sind nicht die saalfüllende Masse, vor denen sich Ole im übrigen auf Andeutungen beschränkt, die man schon auch verstehen muß, um sie entsprechend zu deuten. Zwar bietet sich der Diamantweg-Buddhismus auch Esoterik-Jüngern an, da er sich auf die tibetanische und damit volkstümliche, ja geradezu katholische Lehre innerhalb des Buddhismus beruft. Doch hat ihn Nydahl für ein westliches Verständnis nachfragegerecht zugeschnitten und geöffnet und gezeigt, was der Buddhismus ganz allgemein in Europa leisten kann: Der Buddhismus ist vielleicht die erste Religion, die man mit dem Modewort Life-Style belegen kann, er ist eine Religion der Zahnärzte, der Rechtsanwälte, der Lehrer und der Manager. Siddartha, der einst Suchende fand sein Glück in vollkommener Erleuchtung, nachdem er sechs Jahre lang mit abstrusen Asketen verbracht hatte, die sich peinigten, ohne glücklich zu werden. Nicht umsonst wird Buddha oft als dicklicher Glatzkopf abgebildet, er überwand das Leiden und hatte hernach Gelegenheit, sein Leben zu genießen - ohne die Ausschweifungen seiner Kindheit als Prinz, doch auch in Ablehnung unappetitlicher Selbstzerstörung. Seine Lehre ist eine Lehre der Selbstliebe durch Selbsterlösung. Erst später, als seine Lehre volkstümlich wurde, wurde ihr neben diversem religiösen Humbug eine soziale Erlösungsidee beigefügt: Der Bodhisattva ist ein Erleuchtungssuchender, der auf das volle Glück verzichtet hat, um anderen auf ihrem Weg zu helfen. Er wird über die buddhistische Religionsgeschichte und regional unterschiedlich zu einer Heiligenfigur, die auch von Susi Schneckenschiß angerufen werden kann. Der europäische Buddhist kann nun unter den historisch entstandenen Schulen wählen und eigenes, eventuell gemischtes daraus basteln: esoterischen Geister- und Energienglauben oder nüchterne Selbstliebe. Wichtig ist, daß wir den Erfolg, den wir haben auch genießen dürfen, ohne teilen zu müssen - denn es ist ja unser Erfolg durch unsere wirtschaftliche Leistung und den Glauben an uns und unsere Energien. Der erfolgreiche Calvinist muß seinen Erfolg auf Gott und dessen Liebe zurückführen, er darf reich sein, aber nicht protzig und genußsüchtig. Der erfolgreiche Buddhist kann sich seinen Erfolg selbst zurechnen und erhält genau daß, was er sucht: eine Legitimation, seinen Erfolg als Ergebnis seiner Leistungen ohne schlechtes Gewissen über den Zustand der Welt zu genießen. Und Meditation am Wochenende oder nach der Arbeit wirkt in jedem Fall entspannend und rekreativ, so daß etwaige Überanstrengungen im Büro oder in der Praxis auch

leichter hingenommen werden können. Der moderne europäische Buddhismus ist die geniale Ideologie des Erfolges und hat den Vorteil, daß man alles für sich selbst tut und nicht für einen suspekten Gott, dem man unter Umständen nicht vertrauen mag und der auch nicht so gut wissen kann, was einem denn nun gut tut - der europäische Buddhismus hat den Genuß von christlichen Schuldgefühlen befreit.

Bedürfnisbefriedigung verbleibt jedoch an das Leistungsprinzip gebunden (sonst sinkt auch das soziale Prestige rapide) und beschränkt sich auf das Individuum, daß von einer Kritik der Welt absehen und etwaige Fehler bei sich selbst suchen muß. ‚Ändere nicht Deine Umwelt, ändere Dich selbst (dann ändert sich auch Deine Sicht der Welt),‘ ist das Credo des Buddhismus.

An dieser Stelle können wir wieder auf den ‚Lama‘ Ole Nydahl verweisen, der mit warnendem Zeigefinger an Khomeini erinnert und sich insgesamt kaum als Freund des Islam beschreiben würde. Der Islamismus hält - zumindest auf der Ebene seiner Ideologie - nicht viel von individuellem Erfolg, er predigt das Gott unterworfene Kollektiv der pflichthaften Gläubigen und statt einzusehen, daß man es sich im modernen Westen auch mal richtig gut gehen lassen kann, hält er individuellen Wohlstandsgenuß für Teufelszeug. Kein Wunder, daß der Nydahl besorgt ist, greift der Islamismus doch seine Lehre vom modernen Genuß ohne Schuldbewußtsein an und erinnert beständig an die Horden der Unterprivilegierten, die man landläufig durch den Islamismus vertreten glaubt. Gott sei Dank bauen Christen Brücken und suchen missionierend nach Versöhnung von erster und dritter Welt. Das konkurrenzgeile Filialgeschäft der Neuchristen hat längst Afrika als Markt erkannt, denn erstens gibt es dort haufenweise hoffnungslose Menschen zu gewinnen und zweitens ist es nicht besonders aufwendig, Gott vorbeizubringen.

Alle drei beschriebenen Wege zu Gott sind in ihrem Selbstverständnis anti-kommunistisch, sie sind letztlich nicht auf die Bedürfnisbefriedigung aller Individuen aus, sondern setzen dem ein kaum erstrebenswertes Zwangskollektiv entgegen oder schließen 3/4 der Menschheit aus. Alle drei beziehen sich auf Weltzusammenhänge (denken also global), doch sind sie weder an menschlicher Emanzipation noch am Ende kapitalistischer Elendsproduktion interessiert.(#7)

Literatur und Netzverweise:

Buckingham, Jamie: Kraft zum Leben. Arthur S. DeMoss-Stiftung 2001

Was kann der Islamismus, was kann er nicht? streitblatt, Ausgabe 12, Nov. 2000

Ganzheitlich und ohne Sorgen in die Republik von morgen. Aschaffenburg 2001

 

www.geocities.com/cultwatch2002/

www.dharma.de

www.bfp.de (Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden‘)

...und viele andere


www.streitblatt.de, Mai 2002, e-mail: redaktion@streitblatt.de