Ein Aufsatz gegen einen Gott, den es nicht gibt. Atheismus atheistisch atheismus Agnostizismus
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Das atheistische ManifestAtheismus atheistisch atheismus Noah Arche Sündenfall Jesus Kirche Religion Christentum Christenheit Gott Evolutionstheorie Evolution Agnostizismus

Vorwort

1. Glaubhafter Gott ?
1.1 Einleitung
1.2 Reihenfolge
1.3 Sonne erst am 4. Tag
1.4 Evolutionskonform ?
1.5 Weltbild
1.6 Sternenalter
1.7 Inzucht
1.8 Arche und Sintflut
1.9 Warum mußte Jesus sterben?
1.10 Fazit

2. Gerechter Gott?
2.1 Einleitung
2.2 Sündenfall
2.3 Sippenhaftung
2.4 Weinberg
2.5 Wie Gott die Frau wollte
2.6 Sintflut
2.7 Knackige Bibelverse
2.8 Fazit

3. Gott?
3.1 Evolution einfach so?
3.2 Der sinngebende Gott
3.3 SINN
3.4 Kein Richter
3.5 Sünde, freier Wille
3.6 Seele
3.7 Und die anderen?
3.8 Gut und Böse
3.9 Abschlußfazit

Vorwort

Mehr als ein Jahr hatte ich gezögert, das hier zu schreiben. Entweder fehlte gerade die Zeit oder die richtigen Gedanken. Das Entscheidende aber war: Ich habe überlegt, ob die Christen das wirklich verdient haben. Ich bin christlich erzogen, mit Tischgebet und Kindergottesdienst, bis zur Konfirmation und auch danach ließ ich mich in der evangelischen Jugend regelmäßig blicken. Was soll ich sagen: Da sind viele nette Menschen, mit denen man Spass haben kann. Ich glaube zwar nicht, daß gläubige Menschen unbedingt weniger egoistisch sind als Ungläubige, aber sie haben ja einen überwachenden Gott im Nacken und wollen es ja nur ungern riskieren, daß sie nicht in den Himmel kommen, daher müssen sie sich zumindest scheinbar sozialverträglich verhalten. Die Kirche ist zudem ein Zufluchtstätte für jedermann, der es halt braucht, anderswo gescheiterte, psychisch labile oder einfach Leute, die sich treffen wollen. Alles in allem schien und scheint mir der Laden sozial sinnvoll.

Aber dann dachte ich an die theologischen Ängstigungsstrategien, die Drohung an jedermann mit der Hölle auf ewig, wenn er sich nicht bekehrt und ich dachte an die Rolle der Kirche in der Geschichte; an Kreuzzüge, Hexenverbrennungen, heilige Inquisition mit Folter und Mord, also an das Töten im Namen Gottes. Durch ihre blinde Staatsgefolgschaft wurde aus der Kirche "der größte und unansehnlichste Mitläufer der Menschheitsgeschichte." (Rolf Winter) Sie kam sogar mit dem Naziregime klar und es gab wohl kaum einen Krieg, in dem die Kirche nicht den Soldaten Gottes Segen zugesprochen hätte - natürlich auf beiden Seiten der Kriegsparteien. Und auch Militärseelsorger gibt es, so als hätten sie das 5. Gebot nicht kapiert: "Du sollst nicht töten, außer im Krieg."

So schreibe ich es jetzt doch noch auf...

1. Glaubhafter Gott ?

1.1 Einleitung

Die Bibel, das "Buch der Bücher", hat viele Jahrhunderte und Jahrtausende das menschliche Denken beeinflußt und bestimmt, sogar die führende Wissenschaft arrangierte sich ganz prächtig mit ihr bis zur Zeit der Renaissance mit Kopernikus, Kepler, Galilei und dem Einsetzen der Bibelkritik. Aber daß sogar die "denkende" Elite die Bibelinhalte akzeptierte, ist unglaublich, denn die Bibel steckt voll von Ungereimtheiten und inneren Widersprüchen, die einem bei kritischem Lesen selbst dann sofort auffallen, wenn man nur ein paar zentrale und bekannte Geschichten betrachtet.

Häufig kommen diese Geschichten aus den Büchern Mose, z.B. die Schöpfungsgeschichte, der Sündenfall und die Sintflut. Besonders hier lassen sich bequem Fehler und Ungereimtheiten aufdecken. Wer jetzt meint, daß es gar nicht auf die alten Bücher von Mose ankommt, sondern auf das Neue Testament mit Jesus und seinen Verheißungen, liegt falsch. Allein das Buch Mose ist in den 17 Büchern des neuen Testaments 60 mal zitiert, und Jesus selbst hat betont, daß das Vertrauen in die Schriften des Mose sogar zwingend erforderlich ist, wenn man an ihn glaubt. So sagt er in Johannes 5, 46-47: "Wenn ihr Mose glaubt, dann glaubt auch mir, denn er hat von mir geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubet, wie werdet ihr meinen Worten glauben?"

Es ist also offensichtlich, daß die Bücher Mose die Basis der christlichen Religion darstellen und daß alles andere auch ins Wanken gerät, wenn man Mose erfolgreich angreifen kann. Im ersten Teil soll nun auf Widersprüche besonders in diesen Büchern hingewiesen werden.

1.2 Reihenfolge

Es fängt schon ganz böse an mit der Schöpfungsgeschichte. Im ersten Buch Mose 1,1 - 2,4a steht sie, sechs Tage und ein Ruhetag. Demnach machte Gott zuerst Tag und Nacht, dann Land und Meer, Pflanzen und Bäume, Sterne, Sonne und Mond, Vögel und Fische, Landtiere und zuletzt den Menschen (6.Tag).

Im Folgenden (1.Mose 2,4b-19) wird nun fortgefahren, indem genauer erklärt wird, wie Adam und Eva erschaffen werden. Nun lesen wir folgendes, 1.Mose 2:

V.5 Und alle Sträucher waren noch nicht auf Erden und all das Kraut auf dem Felde war noch nicht gewachsen...
V.7 Da machte Gott der Herr den Menschen...

Offensichtlich ist hier nicht die Reihenfolge vom Anfang beibehalten worden, denn dort wurde der Mensch erst nach den Pflanzen erschaffen.

Und an einer zweiten Stelle bekommen wir den Eindruck, als wenn mit der Reihenfolge etwas nicht stimmt. Im 1.Mose 2,19 steht:

Und Gott der Herr machte aus Erde all die Tiere auf dem Felde und all die Vögel unter dem Himmel und brachte sie zu dem Menschen, daß er sähe, wie er sie nennte, denn wie der Mensch jedes Tier nennen würde, so sollten sie heißen.

Scheinbar war jetzt der Mensch schon da, als Gott die Tiere machte.

1.3 Sonne erst am 4. Tag

Inhaltlich paßt die Geschichte von der Schöpfung natürlich auch nicht in das heutige Weltbild. Da macht Gott am ersten Tag die Scheidung von Hell und dunkel, von Tag und Nacht, aber die Sonne gibt es ja erst ab dem vierten Tag. Auch laienhafte Himmelsmechaniker können sich leicht klarmachen, daß der Zustand "hell" nicht ganz unwesentlich von der Sonne beeinflußt wird.

1.4 Evolutionskonform ?

Laut Bibel entstanden die Vögel vor den Landtieren, nach der Evolutionslehre haben sich die Vögel aus den Landtieren entwickelt. Hier kriegen auch diejenigen Probleme, die mit den Versen "Für dich sind tausend Jahre wie ein Tag" (Psalm 90,4) und "...ein Tag vor dem Herrn ist wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag (2. Petrus 3,8) das Bibelzeugnis erhalten wollen und trotzdem zeitgemäß an Evolution glauben. Wer genau nachliest, merkt, daß in der Schöpfungsgeschichte tatsächlich Tage gemeint sein müssen; es ist ganz klar: Die Schöpfungsgeschichte der Bibel ist nicht mit Evolution vereinbar.

1.5 Weltbild

Natürlich erkennt man auch das andere Weltbild, welches die Menschen in der damaligen Zeit hatten, in der Schöpfungsgeschichte wieder. So ist die Rede von einer "Feste", an der die Sterne festgemacht wurden, um uns zu leuchten.

Altes Weltbild

Bis in die Zeit der Renaissance (Blütezeit:15-16. Jh.) war dieses Weltmodell aktuell, wo die Erde in der Mitte von Mond, Sonne, Planeten und Sternen war und von diesen Himmelskörpern in ihren kristallinen Sphären umkreist wurde. Aristoteles und Claudius Ptolemäus gaben den "wissenschaftlichen" Anstrich zu diesem geozentrischen Weltmodell.

Auch in der Offenbarung zeigt sich das verkehrte Weltbild: "...und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie ein Feigenbaum seine Feigen abwirft, wenn er von starkem Wind bewegt wird." (Offenbarung 6,13). Dem liegt eine völlig falsche Vorstellung von der Größe der so klein aussehenden Sterne zugrunde. So ein kleiner Stern hat auch gut und gerne mal die millionenfache Masse der Erde, er kann also nicht mal eben auf die Erde plumpsen. Klar, man kann sagen, daß die Bibelschreiber Ausdrücke wie "Asteroid" oder "Meteor" nicht kannten und einfach Stern schrieben, aber es lehnt sich einfach zu sehr an dieses Weltbild an, an diese Feste, an der die Sterne befestigt sind, als daß man davon ausgehen kann, daß tatsächlich nicht die Sterne gemeint sind.

Man dachte ja auch, daß unter der Erde die Hölle ist und oben, über dem Vogelhimmel, über den Mond-, Sonnen-, Planeten- und Sternsphären, daß dort Gott auf einem goldenen Thron sitzt und alles überwacht. Ganz nebenbei, daher heißt es "Himmel", weil man Gottes Aufenthaltsort oben vermutete und darum schaut man zu Gott auf und darum senken Christen erfürchtig den Kopf beim Gebet, Gott schaut ja auf sie hinab. Und aus demselben Grund haben die Menschen früher Brandopfer am Altar geräuchert, weil sie glaubten, daß Gott das gerne riecht und sich freut, wenn der Rauch nach oben zum Himmel steigt.

Jedenfalls wollten die Menschen einen Turm bauen, bis oben in den Himmel zu Gott: Der Turmbau zu Babel (1.Mose 11). Gott fühlte sich natürlich unheimlich bedroht, also ließ er sie viele Sprachen sprechen und zerstreute sie in alle Länder, so daß sie aufhören mußten, an dem Turm weiterzubauen. Klar, wenn man denkt, man könnte einen Turm bauen, "der an den Himmel reicht", dann muß Gott natürlich aufpassen.

Da haben sich die Bibelschreiber wohl gedacht, sie müßten erklären, woher die verschiedenen Sprachen in der Welt kommen und sich diese Geschichte ausgedacht. Wenn im späten 20. Jahrhundert Raketen zum Mars oder sonstwohin fliegen in Richtung Gott, und wenn die Menschen Gott damit herausfordern (englisch: challenge), dann läßt er diese nur noch ganz selten explodieren.

1.6 Sternenalter

Wenn man die Aussagen der Bibel ernst nimmt, dann kann man sich ein Alter des Universums und der Erde von 6000-8000 Jahren errechnen. Nur nebenbei sei bemerkt, daß das selbstverständlich auch nicht mit den 4,6 Milliarden Jahren Erdalter zusammenpaßt, von denen Geologen heute ausgehen oder den 10-20 Milliarden Jahren Alter, die Wisseschaftler für das Universum schätzen.

Wie soll man sich erklären, daß wir hier hier Licht von Sternen sehen können, die Millionen von Lichtjahren entfernt sind. Diese Strahlen bzw Teilchen/Photonen sind vor Millionen von Jahren von diesen Sternen abgestrahlt worden, demnach müssen die Sterne auch schon solange existieren, denn wir sehen sie ja. Wenn die Bibel recht hätte, dann würden wir nur die Sterne im Umkreis von 6-8 tausend Lichtjahren sehen und das sind nicht viele.

Gut, man kann sich mit der Erklärung trösten, daß Gott fertige Dinge macht und wenn er schon die riesigen Sterne schaffen kann, dann macht er eben auch noch die ganzen Photonen, die kreuz und quer im Weltall herumfliegen und uns glauben lassen, daß das alles schon viel länger dagewesen sein muß. Aber warum auch nicht ? Adam konnte ja auch mit Gott reden, der ihn gerade geschaffen hatte, obwohl er noch nie zuvor mit irgendwem kommuniziert hatte; er mußte sogar die ganze Tierwelt benennen. Gott hat also gleich ein ausgebildetes Sprachzentrum mitgeschaffen, wahrscheinlich war Adam auch schon erwachsen.

1.7 Inzucht

Nachdem Gott nun Adam aus einem Klumpen Dreck und Eva aus einer krummen Rippe geschaffen hat, ist es interessant zu überlegen, wie sich deren Nachkommen (Kain, dann Henoch, Irad, Mehujael, Methuschael und Lamech) fortgepflanzt haben. Adam und Eva waren die ersten und einzigen Menschen, wie es bestätigt wird in 1.Mose 3,20 : "Und Adam nannte sein Weib Eva, denn sie wurde die Mutter aller, die da leben." Die Nachkommen von Adam und Eva hätten schon übel Inzucht betreiben müssen, wenn sie ihre Art erhalten und sich vermehren wollten.

Das gleiche Problem der Inzucht ergibt sich auch wieder nach dem Landen der Arche Noah: Von vielen Tieren waren jeweils nur 2 Stück mit, Männchen und Weibchen, die "sauberen" Tiere waren zu siebt und auch das ist kein ausreichend großer Gen-pool. Von den Menschen waren auch nur acht Leute mit, Noahs Familie. Man sollte sich besser nicht vorstellen, was die für unappetitliche Sachen gemacht haben, nachdem sie am Altar gedankt haben und den Regenbogen bewundert hatten, das Zeichen Gottes für das Bündnis mit den Menschen, gleich nachdem er alle bis auf sieben ersäuft hatte. Sofern die Bibel die Wahrheit sagt, war Noahs Anhang jedenfalls ein ganz schön perverser Haufen. Nur gut, daß die Kinder nicht behindert zur Welt kamen. Inzucht wird übrigens in der Bibel als Hurerei und Todsünde bezeichnet.

1.8 Arche und Sintflut

Kommen wir nun zur lächerlichste, unglaubwürdigsten Geschichte der Bibel, die mir bekannt ist: die Sintflut und die Arche Noah (1. Mose 6-10).

Es steht genau beschrieben, wie groß, breit und hoch die Arche gewesen sein soll, nämlich 300 Ellen lang, 30 hoch und 50 breit. Je nachdem, mit wieviel cm eine Elle exakt bemessen wird (in Deutschland gab es über 100 verschiedene Ellenmaße), variiert die Größe, aber wir gehen einmal von 137 Metern Länge aus und einer Tonnage von 13900 BRT (eine BruttoRegisterTonne = 2,8 Kubikmeter). Es hatte drei Ebenen und war von innen und außen mit Pech (Teer) verpicht. Als die Bibel geschrieben wurde, war das wohl eine unglaubliche Größe; es gab bis zum Jahre 1882 kein größeres Schiff. Von der Länge her ist die Arche etwa so groß wie das Traumschiff, die "Berlin".

Nun wurden auf das Schiff je zwei Tiere von jeder Tierart gebracht, von den sauberen sogar sieben, auch Vögel und man muß sich das klar machen: es gibt weltweit 1,25 Millionen bekannte noch lebende Tierarten. Ein guter Teil sind Fische und andere Unterwassertiere, aber das macht es auch nicht viel besser. Jetzt muß das noch mit sieben multipliziert werden für jeden Vogel und "saubere Tier", sonst mal zwei, und diese Tiere kommen aus verschiedenen Klimazonen, werden aber in eine Arche gesteckt. Um mal ein paar Beispiele zu nennen: Elefanten, Walrosse, Krokodile, Papageien, Tiger, Löwen, Eisbären, Grizzlys, Nashörner, Nilpferde und Schlangen und die anderen paarhunderttausend Arten auf ein Schiff, das heute weniger als tausend Menschen auf einer zweiwöchigen Kreuzfahrt Platz bietet. Es ist natürlich stockdunkel drin, sonst kommt ja Wasser durch, eine Lüftung gibt es nicht und von Gassi kann keine Rede sein. Man muß nicht genau nachrechnen, um mit Sicherheit sagen zu können, daß die gesamte Tierwelt nicht in dieses Schiff paßt und schon gar nicht darin überleben kann. Dies allein reicht, um die Arche Noah zu einer ausgedachten Geschichte zu erklären, aber es gibt noch mehr:

Die meisten der heute bekannten Arten lebt nicht in der Nähe des Berg Ararat, sondern in den tropischen Regenwäldern in Zentralafrika und - im Amazonasgebiet. Gott gebot also allen Tieren, zur Arche zu kommen; Noah hätte die Tiere auch unmöglich einsammeln können, denn er hatte keine Ahnung, daß Amerika überhaupt existiert und er kannte sicher auch nicht nur ein einziges Prozent der verschiedenen Tierarten. Wahrscheinlich sind die Tiere mal eben über den Atlantik geschwommen, während die Eisbären und Pinguine sich durch die Nordsee gekämpft haben, um dann zu Fuß weiter in die Wüstengebiete vorzudringen. Genau Mose, erzähl mir mehr ! Man kann guten Gewissens sagen, daß das kompletter Blödsinn ist und nicht mehr als eine Kindergeschichte.

Es geht weiter: Laut Bibel hat es 40 Tage und Nächte geregnet, nach hundertfünfzig Tagen begann das Wasser zu sinken und erst nach 371 Tagen verließ Noah die Arche, nach über einem Jahr (!), und dann ließ er erst die Tiere hinaus. Wohlgemerkt, die Tiere, deren gewürfeltes Fleisch nicht mal mit der Presse in das Schiffchen passen würde, sollen ein Jahr lang in dem schwarzen Loch ohne Tageslicht und ohne Bewegungsmöglichkeit überleben, man denke an Seuchen und ähnliches.

Und es wird noch besser: Was sollen all die Tiere ein Jahr lang gefressen haben? Jegliches Obst bzw Grünzeug ist natürlich total ungeeignet, weil es nach kürzester Zeit verschimmelt. Einige Tiere und die Menschen kann man ja vielleicht irgendwie, vielleicht mit Korn, über die Zeit retten, obwohl ihnen nach einiger Zeit sämtliche Zähne wegen Vitaminmangel augefallen sein müssen (Skorbut), aber was sollen die anderen Tiere fressen, besonders die Fleischfresser? Nahrungskette ???

Wenn man weiter darüber nachdenkt, findet man noch viele weitere Sachen, die nicht funktionieren, aber dabei soll es bleiben. Jedenfalls ist ganz klar: Die Arche Noah hat so niemals existiert. An dieser Stelle seien noch einmal die Verse widerholt, die Jesus sagt in Johannes 5, 46-47: "Wenn ihr Mose glaubt, dann glaubt auch mir, denn er hat von mir geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubet, wie werdet ihr meinen Worten glauben?" Mit Verlaub, ich glaube Mose kein Wort. Im Sinne von "Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht", könnte man anhand dieser Geschichte allein die gesamte christliche Religion verwerfen.

Kleiner Seitenhieb: Vielleicht kann man die Geschichte von der Arche Noah wieder glaubhaft machen, wenn man im 6. Buch Mose 6 Vers 6 nachliest. Dort steht gleich nach dem Satz "Die Bibel ist ein beliebig manipulierbares Buch" der Satz, der alles wieder umwirft: "Eine Elle sind tausend Kilometer und tausend Kilometer sind eine Elle." So, dann passen die Tiere doch hinein.

1.9 Warum mußte Jesus sterben?

Aber auch zum neuen Testament sollen noch ein paar Worte gesagt werden. Im Konfirmandenunterricht habe ich gelernt, wie das funktioniert: Durch Sünden sind wir schuldig vor Gott, von ihm getrennt und müßten eigentlich alle in der Hölle schmoren. Aber weil Gott uns so sehr liebhat, hat er seinen einzigen Sohn zu uns heruntergeschickt, der dann für all unsere Sünden stellvertretend gestorben ist und damit den Sund, die Trennung überwunden und uns errettet hat.

Ich möchte mich nicht lange damit aufhalten, darauf hinzuweisen, daß ein ewiger Gott sich nicht fortzupflanzen braucht und daß der Tod des einzigen Sohnes nur symbolisch gemeint sein kann für irgendein Opfer, denn der erste Sohn war in der Kultur der Bibelschreiber etwas ganz besonderes, dazu war es auch noch der einzige...

Aber warum mußte Jesus jetzt sterben? Wenn uns dieser allmächtige Gott vergeben will, dann kann er es doch auch tun, ohne daß dafür jemand sterben muß. Oder gibt es Gesetze für Götter, die besagen, daß jeder Gott seinen Geschöpfen die Sünden nur dann vergeben darf, wenn er etwas opfert? "Gottsein heute", der Wegweiser für Götter oder GG für Gott-gesetz? Nicht so ganz, nicht wahr? Jesus ist also total unnötig gestorben.

Auch wird es viel zuviel hochgespielt, daß Jesus für uns am Kreuz gestorben ist, denn schließlich muß jeder Mensch auch einmal sterben, ohne das Gefühl, damit die Menschheit zu retten und angebetet zu werden. Den Tod, den Jesus am Marterpfahl erlitt, mußten die Beiden an den Nachbarkreuzen auch erleiden und die Männer am Marterpfahl in Nordamerika, deren Tod möglichst lange in die Länge gezogen wurde, damit sie mehr leiden, ist bestimmt nicht angenehmer als der von Jesus. Der Unterschied ist nur, daß Jesus sicher wußte, wo er hinkommt, nämlich in den Himmel und dieses gute Gefühl hat kein Mensch.

Zu der Zeit, als die Bibel geschrieben wurde, haben die Menschen symbolisch ihre Sünden auf einen Ziegenbock übertragen und diesen in die Wüste gejagt. Dadurch glaubten sie, wieder rein zu werden und Jesus ist offensichtlich ein Sündenbock nach diesem Muster. Analog dazu hat man bei Scientology Blechdosen, auf die man seine schlechten Erlebnisse ableden kann...

1.10 Fazit

Wenn ein Gott von mir verlangt, daß ich an ihn glaube, ihn anbete ohne Sicherheit, daß er auch wirklich da ist, wenn er verlangt, daß ich ihm mein Leben widme, dann muß er mir schon etwas anbieten, was ein wenig durchdachter ist und nicht auf so wackeligen Beinen steht wie die christliche Religion. Mit sowas braucht mir jedenfalls keiner zu kommen, das reicht nicht ganz, um mich zu überzeugen.

Das soll es im ersten Teil gewesen sein, obwohl es natürlich noch mehr Ungereimtheiten in Bibeltexten gibt.

2. Gerechter Gott?

2.1 Einleitung

Im zweiten Teil soll es darum gehen, ob dieser Gott, wenn es ihn denn bezweifelterweise doch gibt, überhaupt ein gerechter Gott ist, dem man sich anschließen sollte. Es wird weiter hinterfragt, aber auf einer anderen Ebene.

2.2 Sündenfall

Betrachten wir nun den Zustand im Garten Eden (1.Mose 3), überall Bäume, Wasser und Früchte, auch große kostbare Goldminen, eben so, wie sich ein bibelschreibender Wüstenbewohner das Paradies vorstellt. Was hat sich Gott dabei gedacht, einen Baum hinzustellen in die Mitte des Gartens und Adam und Eva zu verbieten, von ebendiesem Baum zu essen? Gott hat die Menschen mit Neugierde geschaffen, es war also ganz klar, daß sie von dem Baum essen und trotzdem hat Gott sie durch aufstellen dieses Baumes versucht. Ach so, ich vergaß, das Böse ist ja immer der Teufel, in dem Fall in Gestalt einer redenden Schlange (Natürlich!), die Eva aufforderte, von dem Baum zu essen.

Jetzt könnte man fragen, ob es gerecht ist, für dieses Vergehen, also für das Essen von einem extra zur Versuchung aufgestellten Baumes, die gesamte Menschheit bis in die Ewigkeit zu verfluchen. Zu Adam sagt Gott: "...verflucht sei dein Acker um deinetwillen. Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest..." Und ist es gerecht, nicht nur die Täter zu bestrafen für dieses ach so grausame Verbrechen, sondern auch deren Nachkommen aller Generationen die je kommen? Ganz klar ist das Sippenhaftung, die auch im dritten Reich praktiziert wurde. Von wegen gerechter Gott: Ich halte das für äußerst ungerecht.

2.3 Sippenhaftung

Wie gerecht ist es, wenn dieser Gott rund 15.000 Menschen aus dem Volk Israel tötet, weil diese nicht weiter mit Mose in der Wüste herumirren wollten, sondern lieber zurück in die ägyptische Gefangenschaft wollten (2.Mose 16, 41-50)? Und wenn dieser Gott Frauen und Kinder, die ganze Familie des Aufrührers Korah tötet (ca. 250 Menschen), um diesen dafür zu bestrafen, daß er nicht Mose folgen will (4.Mose 16)? Sippenhaftung? Silvio Gesell bietet für diese Begebenheiten in dem Aufsatz "Kannte Moses das Pulver?" eine andere Erklärung, die aber für Christen auch nicht akzeptabel sein dürfte.

In den Geschichten im alten Testament ist Gott sowieso grundsätzlich nur für das Volk Israel ein guter Gott, den anderen Völkern brachte er ausschließlich Verderben, z.B. als er die Mauern von Jericho einstürzen ließ.

Noch eine Bibelgeschichte, leider ohne Textstelle: Da war ein Priester, der aus dem Gotteshaus silberne und goldene Pokale mitgehen ließ und zuhause seine Familie daraus trinken ließ. Daraufhin tötete Gott seinen kompletten Anhang, der über 1000 Leute zählte für ein Verbrechen, das sie nicht begangen hatten. Gott der Liebe oder einfach ein Tyrann?

Gott handelt aber nicht nur so, daß er die Angehörigen für Verbrechen mitbestraft, er droht auch ganz offen damit. Mitten zwischen den 10 Geboten steht es (2.Mose 20,5): "Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied der Kinder derer, die mich hassen."

2.4 Weinberg

Kennen Sie das Gleichnis von den Weinbergarbeitern (Matthäus 20, 1-16) ? Einige der Arbeiter arbeiten den ganzen Tag, 12 Stunden, aber andere fangen erst an, als schon elf Stunden vorüber waren. Er gibt aber allen den gleichen Lohn, einen Silbergroschen, wie er es mit den ersten Arbeitern ausgemacht hatten, obwohl manche nur eine einzige Stunde gearbeitet hatten. Der Herr achtet darauf, daß die Ganztagsarbeiter wissen, daß sie gleich entlohnt werden wie alle anderen: "Ruf die Arbeiter her und gib ihnen den Lohn und fange an bei den letzten bis zu den ersten."

Diese Ungerechtigkeit fällt den Arbeitern natürlich auf und sie beschweren sich bei dem Herrn darüber. Der Herr sagt: "Habe ich nicht die Macht zu tun, was ich will, mit dem, was mein ist?" Man muß sich klar machen, daß dies ein Gleichnis ist. Gott meint also, er kann mit uns Menschen machen, was er will, denn er hat uns ja geschaffen; wir haben gar nichts zu sagen, wenn der Über-gott etwas bestimmt und uns vorgibt, wo es langgeht. Na danke!

Ist die gleiche Entlohnung also gerecht? Fast so gerecht wie Sozialismus, Christen würden sagen: "Das ist Gottes Gerechtigkeit". Oder: "Das können wir Menschen mit unseren beschränkten Gehirnen gar nicht verstehen, wie weise der Herr ist."

2.5 Wie Gott die Frau wollte

Das Bild der Frau, das die Bibel uns zeigt, ist heutzutage auch kaum mehr haltbar. Da ich auch gerne 'mal über Frauenwitze lache, sind solche Bibelstellen natürlich gefundenes Fressen, aber das hindert mich nicht daran, es der christlichen Religion negativ anzurechnen, zumal ich die Frauenwitze kein Stück ernst meine oder nehme. Hier also ein paar ausgewählte Leckerbissen:

2Ich lobe euch, weil ihr in allen Stücken an mich denkt und an den Überlieferungen festhaltet, wie ich sie euch gegeben habe. 3Ich lasse euch aber wissen, daß Christus das Haupt eines jeden Mannes ist; der Mann aber ist das Haupt der Frau; Gott aber ist das Haupt Christi. 4Ein jeder Mann, der betet oder prophetisch redet und hat etwas auf dem Haupt, der schändet sein Haupt. 5Eine Frau aber, die betet oder prophetisch redet mit unbedecktem Haupt, die schändet ihr Haupt, es ist gerade so, als wäre sie geschoren.(...) 7Der Mann ist Gottes Bild und Abglanz, die Frau aber ist des Mannes Abglanz. 8Denn der Mann ist nicht von der Frau, sondern die Frau von dem Mann. 9Und der Mann ist nicht geschaffen um der Frau willen, sondern die Frau um des Mannes willen. 10Deshalb soll die Frau einen Schleier auf dem Haupt haben um der Engel willen. (...)Das Haar ist ihr als Schleier gegeben (1.Korinther 11)
8So will ich nun, (...) 9daß die Frauen in schicklicher Kleidung sich schmücken mit Anstand und Zucht, nicht mit Haarflechten und Gold oder Perlen oder kostbarem Gewand. 10Sondern, wie sich´s ziemt für Frauen, (...) mit guten Werken. 11Eine Frau lerne in der Stille mit aller Unterordnung. 12Einer Frau gestatte ich es nicht, daß sie lehre, auch nicht, daß sie über den Mann Herr sei, sondern sie sei still. 13Denn Adam wurde zuerst gemacht, danach Eva. 14Und Adam wurde nicht verführt, die Frau aber hat sich zur Übertretung verführen lassen. 15Sie wird aber selig werden dadurch, daß sie Kinder zur Welt bringt, wenn sie bleiben mit Besonnenheit im Glauben und in der Liebe und in der Heiligung. (1. Timotheus 2)
16Und Gott der Herr sprach zum Weibe: Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären. Und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, aber er soll dein Herr sein. 17Und zum Manne sprach er: Weil du gehorcht hast der Stimme deines Weibes,(...) verflucht sei dein Acker um deinetwillen. (1.Mose 3)
1Desgleichen sollt ihr Frauen euch euren Männern unterordnen, damit auch die, die nicht an das Wort glauben, durch das Leben ihrer Frauen ohne Worte gewonnen werden, 2wenn sie sehen, wie ihr in Reinheit und Gottesfurcht lebt. 3Euer Schmuck soll nicht äußerlich sein, wie Haarflechten, goldene Ketten oder prächtige Kleider. (...) 7Desgleichen, ihr Männer, wohnt vernünftig mit ihnen zusammen und gebt dem weiblichen Geschlecht als dem schwächeren seine Ehre. (1.Petrus 3)
Du(Titus) aber rede, wie´s sich ziemt nach der heilsamen Lehre. 2Den alten Männern sage, daß sie nüchtern seien, ehrbar, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe, in der Geduld; 3desgleichen den alten Frauen, daß sie sich verhalten, wie es sich für Heilige ziemt, nicht verleumde-risch, nicht dem Trunk ergeben. Sie sollen aber Gutes lehren 4und die jungen Frauen anhalten, daß sie ihre Männer lieben, ihre Kinder lieben, 5besonnen seien, keusch, häuslich, gütig, und sich ihren Männern unterordnen, damit nicht das Wort Gottes verlästert werde. (1.Titus 2)

2.6 Sintflut

Dann die Geschichte mit der Sintflut:

Stellen wir uns eine Mutter von z.B. 6 Kindern vor, die diese großzieht und ernährt. Aber nach ein paar Jahren setzt sie alle vor die Tür, weil sie von den Süßigkeiten genascht haben und das gar nicht durften. Fünf der Kinder denken im späteren Leben nicht daran, ihre Mutter zu besuchen und ihr Dank zu zollen dafür, daß sie leben. Stattdessen missachten die Kinder auch noch die Dinge, die die Mutter sie gelehrt hatte und lebten ihr Leben so, wie sie gerade Lust hatten, ohne darauf zu achten, wie die Mutter sie gern leben gesehen hätte.

Die Mutter ärgert sich darüber und bereut, überhaupt Kinder zur Welt gebracht zu haben. Nur ein Sohn von den sechs Kindern ist nach ihrem Geschmack, denn der besucht sie auch öfters. Aber über die anderen ärgert sie sich so dermaßen, daß sie beschließt, alle umzubringen. Sie lädt alle zu sich nach Hause ein und sperrt sie in das Badezimmer ein, versperrt Tür und Fenster, damit sie keine Möglichkeit haben, herauszukommen und zu entkommen. Dann läßt sie Gas aus der Dusche und dem Wasserhahn strömen, bis alle ihre Kinder qualvoll ersticken. Alle bis auf ihren Lieblingssohn, denn dem hat sie unauffällig eine Gasmaske zugeschoben.

So, was sagen Sie, ist das eine gute und gerechte, liebende Mutter?

Zugegeben ein etwas harter Vergleich mit den Duschen, aber letztendlich hat Gott bei der Sintflut auch nichts anderes gemacht als "den Hahn aufgedreht" aus religiösen Gründen. Im Gegensatz zu den Massenmördern von Auschwitz tat es Gott aber nicht auf Befehl, sondern aus voller Überzeugung.

2.7 Knackige Bibelverse

Eine Sammlung von Grausamkeiten in der "Heiligen Schrift" finden Sie hier: Die frohe Botschaft.

2.8 Fazit

Ist dieser Gott also ein gerechter? Nein, er ist ein Tyrann und ich möchte nicht zu seinen Jüngern gezählt werden, genauso wie ich nicht zu den Anhängern eines faschistischen Naziführers gezählt werden will. Ich bin einfach ein zu guter Mensch, um auf diesen Opportunisten-zug in Richtung Paradies aufzuspringen.

3. Gott?

3.1 Evolution einfach so?

Wenn man sich die Welt so anschaut in ihrer Pracht, die ganzen Blumen, Bäume und Tiere in ihrer Vielfalt, perfekt aufeinander abgestimmt, auch der Mensch und jedes Lebewesen ist ein kybernetisches Wunderwerk. Man kann es kaum glauben, daß sich all das einfach aus dem Nichts entwickelt, denn was hat der Urschlamm davon, Leben hervorzubringen in seiner Komplexität und Schönheit, ich meine: Aus welchem Grund sollte sich das alles so entwickeln, warum sollten die Meerestiere an Land kriechen und einige sogar fliegen? Ein Schulfreund sagte einmal: "Der Mensch ist der Versuch des Universums, sich selbst zu verstehen", finde ich gut. Alles in allem ist es jedenfalls ziemlich unglaublich, daß sich alles ohne einen Schöpfer, mindestens aber einen lenkenden Evolutionsgott abgespielt haben soll.

David Attenborough, der einen Bestseller über Evolution schrieb, bringt es auf den Punkt: "Bei der Beschreibung der Folgen dieses Prozesses (der Evolution) wird nur zu leicht eine Ausdrucksweise verwendet, die die Vorstellung erweckt, als wären die Tiere selbst bestrebt gewesen, auf zweckgerichtete Weise eine Veränderung herbeizuführen - als hätten die Fische an Land gehen und ihre Flossen in Beine umgestalten wollen, als hätten Reptilien den Wunsch gehabt zu fliegen und deshalb danach getrachtet, ihre Schuppen in Federn zu verwandeln, so daß sie zu guter Letzt Vögel wurden. Es gibt nicht den geringsten konkreten Beweis für eine derartige Annahme."

Aber Vorsicht ! Zu häufig haben Menschen sich einen Gott erdacht, der die Lücken ausfüllt, die sie nicht verstanden. Als die Menschen dachten, die Erde sei der Mittelpunkt des Universums, da schienen die Ellipsenbahnen, die die Planeten um die Sonne drehen, ziemlich komplexe Figuren darzustellen, sogenannte Epizyklen. Genau aus dem Grund, weil die Bahnen so kompliziert waren, um sie zu erklären, sahen die Menschen der Zeit hierin einen Gottesbeweis. Heute sind wir ein Stück weiter und können uns die Planetenbewegungen auch ohne Gott vorstellen.

Egal, ob wir auch die Entstehung der Arten, die Evolutionslehre irgendwann einmal zweifelsfrei erklären können, so wie die Planetenbewegungen heute und ich möchte einen lenkenden Gott nicht ausschließen, aber der Gott der Bibel ist es nicht und wohl auch nicht der des Koran oder sonstirgendeiner, was allerdings nicht mehr als meine persönliche Ansicht ist.

Biochemiker Ernest Kahane: "Es ist absurd und unsinnig zu glauben, daß eine lebende Zelle von selbst entsteht; aber dennoch glaube ich es, denn ich kann es mir nicht anders vorstellen."

3.2 Der sinngebende Gott

Aber selbst wenn wir eines Tages auch ohne Evolutionsgott auskommen, eines wird immer unerklärlich bleiben: Warum sollte es überhaupt irgendetwas geben, warum ein Universum mit Sternen, Sonne und Erde, auf dem sich das Leben erst entwickeln kann? Soll das einfach da sein? Spätestens hier muß die Wissenschaft aufgeben, sie kann nicht erklären, warum etwas ist.

Es bietet sich also an, einen Gott zu erdenken, der das alles gemacht hat, den man über alles stellt und der allem einen Sinn gibt. Das Weltall kann nicht einfach da sein, also muß es einen Gott geben, der es gemacht hat. Einige Zeit dachte ich auch so, aber dann dachte ich weiter: Wenn die Welt nicht einfach "da" sein kann, warum soll dann ein Gott einfach "da" sein? Wenn man der Welt einen Sinn geben will durch einen Gott, wer gibt dem Gott seinen Sinn? Die Sinnfrage kriegt man mit Hilfe eines Gottes nicht aus der Welt, sondern man verschiebt sie eine Autoritätsebene weiter nach oben. Der einzig logische Zustand wäre, wenn nichts existierte und nichts da wäre.

Tatsache aber ist, daß etwas ist. Wir müssen das wohl so akzeptieren, ohne den Urheber oder den Sinn zu kennen. Ein Gott hilft nur dann aus dem Dilemma, wenn man den Gedanken nicht zuende denkt und die Existenz des Gottes nicht hinterfragt.

3.3 SINN

Natürlich führt das Evolutionsdenken ohne einen Gott in die totale Sinnlosigkeit der menschlichen Existenz. Kein Schöpfer, kein Auftrag, kein Ziel, kein Sinn. Das Unerträglichste für mich ist aber Sinnlosigkeit, die Suche nach dem Sinn des Lebens beschäftigt sämtliche Menschen dieses Planeten, die ein bisschen philosophieren (Nicht alle stört die Sinnlosigkeit, sonst hätten die täglichen Talkshows und die Seifenopern ja nicht so hohe Einschaltquoten). Ich persönlich rette mich aus dem Dilemma der Sinnlosigkeit, indem ich aufmerksam nach dem wahren Sinn des Lebens weitersuche und Irrwege wie den der christlichen Lehre aussortiere. Ausserdem erscheint es mir sinnvoll, den wirtschaftlichen Blödsinn unserer Zeit mit seinen verstaubten Dogmen aufzumischen und die Freiwirtschaftslehre, den "Weg zu Gottes Reich auf Erden", zu vertreten. Das nur nebenbei, jetzt soll es darum gehen, wie sinngebend das Weltbild der Christen wirklich ist.

Da sitzt also im Nichts ein allmächtiger und ewiger Gott, warum auch immer, der schafft Himmel und Erde. Vielleicht war ihm langweilig und er wollte sozusagen ein paar Haustiere, oder er wollte ein paar Kreaturen, die ihn anhimmeln und anbeten wieder um Langeweile zu überwinden, vielleicht hatte er auch einen riesigen Topf mit ganz vielen Seelen und er wußte nicht, ob die auch alle würdig sind, in den Himmel zu kommen. Oder aber er hatte nur begrenzt Platz im Himmel und mußte aussortieren. Daher schuf er eine große und vor allem unfassbar faire Maschine, das Universum, durch das die ganzen Seelen aus seinem großen Topf nach und nach hindurchgejagt werden und am Ende stellt sich heraus, welche Seelen die besten sind.

Die besten sind aber nicht etwa die, die sozialverträglich leben und sich an Gottes Gebote halten, sondern diejenigen, die für ihre Sünden um Vergebung bitten und die eine Beziehung zu Gott haben. Mit anderen Worten: Lieber ein betender Massenmörder als ein atheistischer Humanist, der ehrenamtlich Sozialdienste leistet. Keineswegs aber sorgt er für klare Verhältnisse, es kommt darauf an, zu glauben, ohne sicher sein zu können, so steht es ja im Gott-gesetz. Warum sonst sollten diejenigen belohnt werden, die alles glauben, was man ihnen erzählt, ohne es zu hinterfragen? Die Denkenden, die sich nicht hiermit begnügen, kommen übrigens in die Hölle für die Ewigkeit, ist doch fair, oder? Nicht? Doch, das ist Gottes Gerechtigkeit, das können wir Menschen gar nicht verstehen mit unseren irdischen, beschränkten Gehirnen (Jes.55, 8-9).

Natürlich sollen ihm seine Jünger auch dienen, obwohl er in seiner Allmacht ja auch locker mal eben selbst alles erledigen könnte. Er könnte zum Beispiel dafür sorgen - sozusagen mit einem imaginären Fingerschnippen - daß niemand in der Welt mehr hungern muß und es keine zum Himmel schreienden Ungerechtigkeiten mehr gibt, aber er tut es nicht. Der Zustand dieser Welt ist vollkommen von Gott gewollt, denn er tut ja nichts dagegen.

Noch ein Gedanke: Vor dem Sündenfall gab es noch kein Leid und keinen Tod - welchen Sinn hat diese Welt damals gemacht, warum hat Gott Adam und Eva in die Welt geschickt? Scheint sinnlos, aber Gott wird schon wissen, warum...

Die Menschen machen ja nun nicht immer das, was Gott erwartet, und eigentlich müßte er uns alle in die Hölle schicken, zu seinem Gegenüber, dem bösen Teufel, denn so steht es in dem Gesetzbuch für Götter. Also mußte sein Sohn herhalten und sterben, denn darum ist es wieder möglich, daß Gott den Menschen begrenzt Platz im Himmel einräumt. Nicht zu vergessen: Jesus ist der einzige Sohn, den dieser Gott "gezeugt" hat, es fragt sich, wie dieser Gott jetzt das Fortbestehen seiner Art sichert? Eine Frage, die einem ewigen Gott natürlich auf den Nägeln brennt, darum ist dieses Opfer ganz besonders hoch einzuschätzen. Die Botschaft ist klar: Jesus ist FÜR DICH gestorben, das solltest du nicht vergessen, obwohl er auch für Milliarden, Billionen, Trilliarden andere gestorben ist.

3.4 Kein Richter

Zurück zur Evolution: Wie gesagt, auch mir scheint es unglaublich, daß alles einfach da ist und sich so entwickelt, aber es scheint die einleuchtenste Erklärung für die Entstehung der Menschheit zu sein, denn sie hat einen Vorteil: Sie kommt ohne einen Gott aus.

Jaques Monod, Nobelpreisträger und Molekularbiologe, schrieb: "Wenn der Mensch diese Botschaft in ihrer vollen Bedeutung aufnimmt, dann muß der Mensch endlich aus seinem tausenjährigen Traum erwachen und seine totale Verlassenheit, seine radikale Fremdheit erkennen. Er weiß nun, daß er seinen Platz wie ein Zigeuner am Rande des Universums hat, das für seine Musik taub ist und gleichgültig gegen seine Hoffnungen, Leiden oder Verbrechen."

Hier wird ganz deutlich, wie allein die Menschheit wirklich ist, ohne einen Gott, der die Zukunft kennt, der alles lenkt und aufpaßt, der am Ende die Bösen richtet und Gerechtigkeit herstellt. Alles, was auf Erden passiert, passiert ohne Richter und Überwacher.

Wäre das nicht ein Grund, schon auf Erden für Gerechtigkeit zu kämpfen? Die Bösen, Ungerechten wird keine Strafe ereilen, was passiert ist und passiert, danach kräht kein Hahn mehr. Man erkennt hier eine Funktion, die die Religion im Laufe unzähliger Jahrhunderte erfüllt hat: Die Reichen und Ungerechten zu beschützen. Genauso könnte man etwas positiver sagen, daß Religion den Bürgerfrieden sichern half, aber in jedem Fall aus einem Grund: Die Armen, Unterdrückten, Ausgebeuteten und Betrogenen hatten immer die Hoffnung, daß im Himmel am Ende doch alles gerecht/gerächt wird, was sie erdulden müssen, darum konnten sie von irdischer Rache oder von einem Aufstand ablassen.

In dem Sinne noch ein Zitat von Napoleon: "Religion ist das, was die Armen davon abhält, die Reichen umzubringen." Nochmal Napoleon: "Religion ist ein effizienter Weg, um die Massen still zu halten." Die christliche Religion passt gut in dieses Bild, betont sie doch immer, daß irdischer Reichtum keinen Wert hat, daß die Wissenden nicht so leicht in den Himmel kommen wie die gläubigen Kinder Gottes, diese Schafe. Im Übrigen hat die Kirche seit Menschengedenken jede noch so grausame Regierung problemlos begleitet.

Und dann steht in Epheser 6,5f folgendes: "Ihr Sklaven, seid gehorsam euren irdischen Herrn mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens, als dem Herrn Christus; nicht mit Dienst allein vor Augen, um den Menschen zu gefallen, sondern als Knechte Christi, die den Willen Gottes tun von Herzen." Im 1.Timotheus 6 steht: "Alle, die als Sklaven unter dem Joch sind, sollen ihre Herren aller Ehre wert halten, damit nicht der Name Gottes und die Lehre verlästert werde. Welche aber gläubige Herren haben, sollen diese nicht weniger ehren, weil sie Brüder sind, sondern sollen ihnen um so mehr dienstbar sein, weil sie gläubig und geliebt sind und sich bemühen, Gutes zu tun." Die Sklaven sollen sich also in ihr Schicksal ergeben, anstatt für Gleichheit unter den Menschen zu kämpfen? Seien Sie versichert, es gibt weitere Bibelstellen, die dies untermauern: Die Bibel hat kein Problem mit Sklaverei.

Diese Rolle spielt die Kirche, die christliche Religion natürlich auch heute noch, wenn auch nicht in so krasser Weise wie vor ein paar Jahrhunderten: Viele Menschen glauben an die die große gerechte Abrechnung nach dem Tod und das konserviert die Ungerechtigkeiten dieser Welt.

3.5 Sünde, freier Wille

Wie ist das nun mit der Sünde? Im Prinzip ist es ja schon Blödsinn, daß schlechte Taten gegenüber Mitmenschen uns gegenüber Gott schuldig machen - bei dem Geschädigten sollte man um Vergebung bitten. Weiter hat Gott uns so geschaffen, wie wir sind - warum sollte er sich also beschweren und erwarten, daß wir uns auf Knien entschuldigen?

Jetzt sagen Christen, daß "Gott uns einen freien Willen gegeben hat", damit wir selbst entscheiden können.

Rein materialistisch betrachtet kann man auch das infrage stellen, denn was ist ein Mensch mehr als ein Haufen Atome und Moleküle, die miteinander unter Einfluß der Naturgesetze in Wechselwirkung stehen? Ein Gedanke ist nicht mehr als chemische Reaktion im Gehirn, eine Entscheidung das zufällige Aufeinanderprasseln einiger Atome. Menschen sind also nur bessere Roboter, die alles so machen, wie es programmiert wurde durch die Natur, durch den Ausgangszustand. Wo ist der "göttliche Funke", das was uns und alles Leben auf der Welt von einem Roboter unterscheidet? Ist der freie Wille vielleicht nur eine Einbildung, die sich aus der Komplexität des menschlichen Körpers ergibt?

Das ist genau wie Würfeln: Es scheint purer Zufall zu sein, welche Zahl oben liegt, welche Augensumme der Würfel also zeigt, denn wenn man häufiger würfelt, dann liegt jede Zahl - statistisch gesehen - ungefähr gleich häufig oben. Eigentlich hängt das Ergebnis des Wurfes aber davon ab, mit welcher Geschwindigkeit und in welchem Winkel der Würfel aus welcher Höhe abgeworfen wird, mit welchem Spin(Drehung) in jeder Dimension er fliegt, dann wie der Würfel und die Oberfläche beschaffen sind, auf der der Würgel landet usw. Es ist also keinesfalls Zufall.

Ist der freie Wille also pure Einbildung? Friedrich von Schiller sagte einmal: "Die Kirche hat den freien Willen nur erfunden, um die Menschen schuldig zu sprechen." Erstaunlich paßt der Verdacht, wenn man sich die Veränderung des Todesbildes anschaut, die sich seit dem Mittelalter ergeben hat. Den folgenden Abschnitt fand ich in einem Buch über Kunst, in dem der Hintergrund der Bilder der verschiedenen Epochen erläutert wurde:

"War der Tod im Mittelalter wegen des kollektiven Rückhalts für den einzelnen kaum mit Grauen und Schrecken verbunden, nicht zuletzt auch, weil die Theologie noch einen bruchlosen Übergang vom irdischen in das jenseitige proklamierte, so wurde er seit der Mitte des 14. Jahrhunderts vom Klerus zunehmend makabrisiert. Dabei konnten die Schrecken des Schwarzen Todes, der verheerenden Pestepedemien, für diesen Zweck nutzbar gemacht werden. Sie waren aber nicht Primärursache für all diese Todesvorstellungen - Pestepedemien großen Ausmaßes hatte es schon vorher gegeben, ohne daß sie zu einer Veränderung des Todesbildes geführt hätten.

Hintergrund war vielmehr das Interesse der Kirche, die sich in ihrer bis dahin schwersten Krise befand (man denke nur an das Auseinanderbrechen der Kirche in zwei Papstkirchen, an das große abendländische Schisma), in der sie den schwindenden Einfluß auf die Laien zurückzugewinnen hatte. Zu diesem Zweck führte sie in die Theologie das Drama der Agonie ein. Dem Gläubigen, der als durch und durch sündenbeladener Mensch angeprangert wurde, konnte Rettung verheißen werden, wenn er im Hinblick auf den Tod als letzten Lebensabschnitt in steter Reue und Selbstzerknirschung Buße tat. Dazu aber mußte er sich aber dem Klerus als Absolution (Ego te absolvo) erteilender Instanz anvertrauen. Nicht zufällig, daß im 14./15. Jahrhundert die Ohrenbeichte (confessio oris) vor dem Beichtvater als ein alle Lebensbereiche der Laien kontrollierendes Mittel eingeführt wurde.

Eine weitere, vielleicht noch wesentlichere Voraussetzung für das Aufkommen der neuen Todesvorstellungen, die die theologischen Ängstigungsstrategien erst ermöglichte, war der in den Kreisen des Handelsbürgertums sich ausbreitende spätmittelalterliche Individualismus.
(...)"

3.6 Seele

Was ist nun die Seele? Rein logisch gesehen kann sie nur das Bewußtsein sein, das Gefühl "Ich bin hier in diesem Moment". Alle Sünden, jeder Glaube an Gott kann sich nur im vergänglichen Gehirn abspielen, denn die Information muß ja irgendwo gespeichert werden. Alles, was wir eventuell mit in den Himmel nehmen könnten, ist weder Geld noch irgendwelcher Schmuck, wie die Christen sagen, noch ein Gedanke an Gott oder ein Bibelvers, auch kein christliches Lied oder die Erinnerung an die Konfirmation; in den Himmel kann nur das Bewußtsein wandern, wenn denn überhaupt etwas wandert. Aber: Ist dann nicht alles weg, was uns Menschen eigentlich ausgemacht hat?

3.7 Und die Anderen?

"Ich kann mir nicht vorstellen, daß Gott erfunden ist, wo doch die Religion über die ganze Welt verbreitet ist." Es gibt viele Millionen gläubige Menschen, die alle von persönlichen Erfahrungen mit Gott erzählen, die ihn erlebt und gespürt haben. Dennoch sollte man nicht hieraus schließen, daß Gott tatsächlich existiert, denn: Menschen können sich soviel einbilden, man glaubt's gar nicht. Es gibt auch Menschen, die den Blechdosen von Scientology heilende Kraft zumessen. Wer an einen Gott glauben will und aufmerksam auf Beweise wartet, wird irgendwann etwas Ungewöhnliches finden, das er als Gottesbeweis wertet. Gebetserhörungen sind wahrscheinlich auch nur blinde Zufälle, die nur stärker wahrgenommen werden, genau wie es immer nur dann regnet, wenn man gerade keinen Schirm dabei hat. Wird das Gebet nicht erhört, dann ist es jedenfalls kein Gegenbeweis, sondern ein weiser Gott, der sich in unserem Sinne gegen die Gebetserhörung entschieden hat. "Ein Christ weiß, daß alles, was Gott an ihm tut, nur zu seinem Besten geschieht", wie die Bibel sagt.

Eigentlich müßte es doch schon seltsam erscheinen, daß es (je nach Definition) mindestens vier große Weltreligionen gibt, die allesamt einen Alleinvertretungsanspruch für sich reklamieren. Jeder will recht haben und erklärt alle anderen Religionen für erfunden, denn es können nicht zwei richtig sein. In jeder dieser Religionen gibt es aber Menschen, die von persönlichen Erfahrungen mit ihrem Gott berichten und in ihrer Religion aufgehen. Kann es da nicht möglich sein, daß einfach keine der Religionen recht hat?

Und auch den Stimmen will ich widersprechen, die sagen, das Leid und der Zerfall dieser Welt sei die Folge von Gottlosigkeit, die Folge eines Abfalls von Gott. Die größten Katastrophen der Geschichte geschahen deshalb, weil die Massen genau so einen blinden Autoritätglauben hatten, wie ihn die Bibel fordert. Und wenn die Menschen sich dann auch noch auf einen Gott verlassen, der im Notfall schon einspringt, dann zerfällt diese Welt erst recht.

3.8 Gut und Böse

Was ist Gut und was Böse? In der Bibel gewinnt man fast den Eindruck, als wären dies feste Begriffe und es gäbe keine Graubereiche. Entweder Sünde oder nicht, entweder Gut oder Böse.

Was der Mensch als Gut und was als Böse beurteilt, das hängt natürlich von den allgemeingültigen Normen und Werten ab, die in der jeweiligen Kultur anerzogen werden. Das, was in einer Kultur als Gut bezeichnet wird, kann in einer anderen als Böse gelten. Bei Nietzsche sind "die Guten" sowieso nur verachtenswerte Kreaturen, die das Schlechte erhalten und die überlieferten Normen und Sitten für unüberwindbare, ewige Gesetze halten. (Im Gegensatz dazu stehen die Edlen, die Schaffenden, Denkenden).

Welche Ansicht in unserem Kulturkreis herrscht, was man hier als Gut und Böse betrachtet, soll jetzt beschrieben werden. Im allgemeinen tut derjenige eine gute Tat, der den eigenen Vorteil zugunsten anderer zurückstellt, der also eine gemeinützige Sache macht.

Böse ist im Gegensatz dazu ein Mensch, der den eigenen Vorteil so wichtig nimmt, daß er sogar den Schaden anderer in Kauf nimmt. Besonders verwerflich ist das dann, wenn der eigene Vorteil oder der fremde Schaden erheblich ist. Ein Mord wäre ein extremes Beispiel dafür, der begangen wird, um eine Versicherungssumme zu kassieren. Oder ein Mensch, der sich auf Kosten anderer profilieren will, indem er Witze über eine Person macht.

Ist es nicht im Grunde sogar so, daß alles, was man als Mensch tut, nur aus einem Abwägen darüber entspringt, was einem den größten persönlichen Gewinn verspricht? Auch scheinbar gemeinnützige Taten sind im Prinzip verkappter Eigennutz; man tut es, um ein dankbares Lächeln vom Geholfenen zu ernten oder um irgendwie anders sozial zu profitieren. Die gute Tat nur, um nicht als Egoist verachtet und aus der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden?

Oder aber man hat vielleicht sogar tatsächlich abgewägt, daß die Bequemlichkeit, die man durch das Helfen aufgibt, geringer einzuschätzen ist als der Gewinn, den der Gegenüber durch die Hilfeleistung erfährt. Die Tatsache, daß man aus Erfahrung mindestens sozial aus der gemeinnützigen Tat einen persönlichen Gewinn ziehen kann, überwindet hier wohl die dem Menschen eigene Bequemlichkeit und Trägheit.

Andere, denen die zwischenmenschlichen Beziehungen nicht so wichtig sind, neigen eher zum Eigennutz oder Egoismus. Gut und Böse sind also nicht wie schwarz und weiß, sondern ein ein mehr oder weniger an Eigennutz bestimmt die Zuordnung.

Ich möchte hier nicht die Gelegenheit verpassen, Silvio Gesell zu zitieren: "Der Dumme ist egoistisch. Der Intelligente erkennt, daß im Gedeihen des Ganzen der eigene Nutz am besten verankert ist."

Es ist zwar offensichtlich, daß die "Gemeinnützigen" für die Gesellschaft verträglicher sind als Egoisten, aber deswegen muß man nicht mit ewiger Hölle drohen, um die Menschen zu einem vernünftigen Umgang miteinander zu zwingen. "Liebe deinen Nächsten" kann man auch ohne einen überwachenden Gott im Rücken praktizieren...

3.9 Abschlußfazit

Wie gierig muß man darauf sein, in den Himmel zu kommen, wenn man der Bibel glaubt? Wie konsequent muß man sein Gehirn abschalten in den entscheidenden Momenten, wenn es zu Denken gilt, um mit dem Weltbild der Bibel klarzukommen? Aber das ist nicht mein Problem.

Na gut, solange die Christen nicht im Namen Gottes töten wie früher, sollen sie doch glauben, was sie wollen. Sollen sie sich doch als bessere Menschen fühlen, auch wenn sie es nicht zugeben. Sollen sie sich doch insgeheim an dem Gedanken hochziehen, daß sie in den Himmel kommen, während sie alle anderen in der Hölle vermuten und schadenfroh daran denken.

Ihren Gott gibt es trotzdem nicht.

Anmerkungen