Jungle World 1 - 05. Januar 2005
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Die »Nachkriegsordnung« war das, was der Zweite Weltkrieg der Bevölkerung als Überlebensterrain hinterlassen hatte: eine Trümmerlandschaft in jeder Beziehung. Die von Deutschland angerichtete Katastrophe war eine doppelte gewesen. Den begonnenen »totalen Krieg« verhüllte das »Großdeutsche Reich« in einer biedermeierlich-totalitären Wunschkonzertatmosphäre, in den totalen Schein der Harmlosigkeit. Mit dieser Verwandlung der Alltagskultur (»Unterhaltungskultur«) in einen Teppich der Verlogenheit wurde mit der »Zerstörung der Vernunft« (Lukács) eine Zerstörung der Kultur eingeleitet, die mit der Kapitulation Deutschlands nicht endete.
Seit der Eröffnung des »Kalten Krieges« gehörten permanent offen geführter Krieg außerhalb Europas und die Banalisierung der Kultur als Krieg »unter Einmischung anderer Mittel« (Clausewitz) in Europa zusammen, wurden aber vom europäischen Alltagsbewusstsein als »europäischer Wiederaufbau« wahrgenommen.
Alles, was in der europäischen Kultur – ob »Volkskultur« oder Avantgarde der europäischen Moderne – an revolutionärem und gattungsgeschichtlichem Erbe objektiviert war, wurde von nun an weiter zertrümmert. Diese Umwälzung der Alltagskultur wurde in kapitalistischer Form als neuer Schub der Vereinheitlichung durchgesetzt, der »zugleich ein extensiver und intensiver Prozess der Banalisierung« war.
In diesem Klima der totalen Negation wuchsen die LettristInnen und späteren SituationistInnen auf. Der militärische Begriff der Rekuperation besaß für sie den Gehalt des negativ Erlebten. Nur in den Bunkern, Höhlen und Tunneln einer unabsehbaren kulturellen Trümmerlandschaft erlebten sie direkte Kommunikation, gemeinsames Organisieren des Überlebens, Träumen und Hinaustreten aus dem Albtraum der Alltagswirklichkeit. Hier regte sich in der unmittelbaren Nachkriegszeit das geistige Leben. In diesen Exklaven des so genannten Wiederaufbaus bildete sich ihr Lebensstil der unbedingten Negation dessen, was sie in ihrer ganzen Existenz von Grund auf schon immer als vernichtende Negation ihres Seins erfahren hatten
Und der europäische Wiederaufbau war bloß die Fortsetzung dieser herrschenden Negation als kalter Krieg gegen alle Produkte und Keime lebendiger ästhetischer Subversion und in der lebensweltlichen Sphäre gegen das weiter existierende Proletariat. Dessen Befriedung mittels gewerkschaftlichem Ordnungsfaktor und Konsumkrümel-Gadgets ermöglichte in den nächsten zwei Jahrzehnten die nie gekannten Ausbeutungsraten der Wirtschaftswunderkonkurrenten.
Als Blockkonfrontation aber war der Kalte Krieg die spektakuläre tagespolitische Zwickmühle – bei weitergehender realer Weltkriegsgefahr allemal –, in der scheinbar jede positive Wahl »des Kommunismus« gefangen saß. So schien gerade die revolutionär gesonnene, aber politisch durch den Stalinismus und seine Konkurrenten an die Kandare genommene Linke ausweglos in die Defensive gedrängt, wenn nicht für immer geschlagen.
Im Schatten eines katastrophalen Krieges, der in Wirklichkeit nie aufgehört hatte und in Korea, Indochina, Algerien etc. als heißer Krieg immer noch auf der Tagesordnung stand, ging in Europa die kapitalistische Rekonstruktionsperiode weiter. Diese stellte sich in Form einer umfassenden Verbunkerung der Lebensmöglichkeiten im Alltagsleben dar, in Form des kapitalistischen Urbanismus, Freizeitbetriebs und Massentourismus, in welche die Lohnarbeit neu eingefasst wurde. Dies nannte die Situationistische Internationale (SI) eine »Geopolitik der Schlaftherapie«.
Die Systemerpressung im Europa zwischen den Blöcken und zwischen den Kriegen funktionierte als Wahl der Überlebensvarianten, so wie in jedem Krieg die herrschende Klasse die Individuen, die sie verheizt, durch die bloße binäre Logik des Überlebens – entweder der andere tötet mich oder ich töte den anderen – in Stellung bringt. Hier ist das System der kapitalistischen Konkurrenz in seinem »natürlichen« Lebenselement.
Bei weitgehend leer gefegten Arbeitsmärkten in den Nachkriegsjahrzehnten europäischer Wirtschaftseinheiten, die ihre Produktionsmittelbasis (fixes Kapital) äußerst vorteilhaft gleich auf allermodernstem Standard der Arbeitskrafteinsaugung wieder aufbauten, konnte die Konkurrenz unter den LohnarbeiterInnen immer maßgeblicher nur durch die Statushierarchie entlang Konsumgadgets (Automarke usw.) stimuliert werden. Das machte das Überleben durch Lohnarbeit – verschärft durch Akkord und Überstunden – nicht leichter, sondern härter und bedurfte umso mehr der »lächerlichen« (SI) Freizeit-Kompensation (TV, Massenbilligtourismus etc.). Man wollte doch nun auch ein bisschen was »vom Leben haben« und äußerte ein wieder gewonnenes Selbstwertgefühl, vermittelt über materielle Dinge.
Das situationistische »Büro für einen unitären Urbanismus« resümierte 1964: »Die neuen Städte sind die Laboratorien dieser erdrückenden Gesellschaft.« Mit ihrer parkhausgerechten Architekturplanung »setzt sich ein klarer, fröhlicher, eintöniger und allen Gesellschaftsklassen gemeinsamer Lebensstil durch«, zitierte die SI die Frauenzeitschrift Elle. Wie Walter Benjamin in seinem »Passagenwerk« für Paris die städtebauliche Konterrevolution des Architekten Haussmann zur Sanierung der »Hauptstadt des 19. Jahrhunderts« (Benjamin), so beschrieb die SI am »Urbanismus als Wille und Vorstellung« nach dem Zweiten Weltkrieg diese kapitalistische Selbstauslöschung der Moderne. Mit ihr »geht das Verschwinden dessen weiter, was dieser ›Dschungel der Städte‹ – sowohl in der Unbequemlichkeit und im Luxus als auch im Abenteuer – gewesen ist, der dem Kapitalismus der freien Konkurrenz entsprach«.
Unter dieser schönen neuen Betondecke war die neue Proletarität zunächst auf jugendliche Gesten des Vandalismus, auf die »Stummheit der Gattung« (Marx) zurückgeworfen. Dies veranlasste die SI im selben Zusammenhang mit der Kritik des Urbanismus zu »Betrachtungen über die Gewalt« (1964): »Überall bricht die Revolte gegen die bestehenden Verhältnisse aus. Sie besitzt immer noch weder ein ausdrückliches Projekt, noch eine Organisation, da der Raum zurzeit immer noch (…) besetzt wird.«
1962 zeigte sich für die SI anlässlich des Bunkerbauprogramms namens »Doomsday System«: »Trotz seines ganzen kapitalistischen Reichtums bedeutet das Konzept des Überlebens nur einen bis zum Ende der Erschöpfung verschobenen Selbstmord, einen täglichen Verzicht auf das Leben. Das Atombunkernetz – das nicht erst in Kriegszeiten, sondern sofort seinen Dienst erweisen soll – entwirft vor unseren Augen das jetzt noch übertriebene und groteske Bild einer Existenz unter dem zur Vollkommenheit getriebenen bürokratischen Kapitalismus.« Dies alles war aber als eine ebenso umfassende Entwendung der europäischen, scheinbar so ferienmäßig durchsonnten Nachkriegswirtschaftswunderlandschaft angelegt: Die Chiffre »Club Méditerranée« stand in Wirklichkeit für die Verbunkerung des Lebens.
Ins Unterirdische war das wirkliche Leben verbannt, verbunkert, gestaut; der Blick der SI drehte diese Perspektive wieder um. Vor allem die revolutionäre Geschichte Europas, seine eigentliche vergangene und zukünftige Wirklichkeit, die Lebensmöglichkeiten, nicht entfremdete, attraktive Arbeit und Muße, Abenteuer, Labyrinthe, zu konstruierende Situationen für die ProduzentInnen selbst, mussten aus ihrer Verdrängung geholt werden. Schon als LettristInnen wussten sie: Um Abenteuer zu erleben, mussten sie in die »Katakomben«, die Pariser Kanalisation hinuntersteigen – so hatten sie die Dérives neu entdeckt.
Dagegen herrscht sichtbar und unsichtbar »der auf der Oberfläche geltende Urbanismus der Verzweiflung«, der sich nicht besser kennzeichnen lässt als mit einem Satz von Gilles Ivain (Ivan Chtchegloff): »Allen Städten haftet etwas Geologisches an, und bei jedem Schritt begegnet man bewaffneten Gespenstern (…). Wir bewegen uns in einer geschlossenen Landschaft, deren Markierungen uns ständig zur Vergangenheit hinziehen.«
Diese Landschaftsoberfläche wurde von der SI als »war theatre« (Kriegsschauplatz) der Verdrängung wahrgenommen und die proletarische Subversion dagegen als die »Wiederkehr des Verdrängten«. Das literarische Bild vom unterirdisch weiterwühlenden »alten Maulwurf« steht der SI für eine unausweichliche, in ihrem Boden selber die herrschenden Verhältnisse unterminierende »blinde« (im Sinne von unbewusste) Tätigkeit eines gutartigen, zum Wühlen verdammten Wesens. Dessen das positiv Bestehende untergrabende negatorische Arbeit wirkt sich als unmerkliche Vorbereitung einer plötzlich zu Tage tretenden Revolution aus.
Als im französischen Mai 1968 diese Subversion kurz und wirkmächtig ans Licht gekommen war und ebenso schnell wieder von der Oberfläche verschwand, setzte die SI um so »extremistischer« auf Länder wie Italien, Spanien, aber auch England mit ihrem gewaltigen Aufbruch neuer proletarischer Kämpfe. Diese Subversion in alten (z.B. als Besetzungsstreiks), aber vor allem auch neuen Formen, die der neuen Klassenzusammensetzung entsprachen, war 1967 bis 1969 überall an die Oberfläche der Gesellschaft gedrungen und suchte ihren Weg diffus als »die Revolte«.
Die SI wollte zwar nicht »eurozentristisch« sein, kam jedoch trotz einiger außereuropäischer Mitglieder über den europäischen Tellerrand kaum je hinaus. Noch dazu war ihr Gesichtskreis weitgehend auf Westeuropa beschränkt, und auch hierbei hat sie kaum einen Blick auf die deutschen Zustände geworfen.
Die SI scheint gar die deutsche Geschichte und die Katastrophe, die »das Reich« über Europa und die ganze Welt gebracht hatte, unmittelbar verdrängt zu haben. Diese Verdrängungsleistung kann zum Teil aus der psychischen Selbstschutzreaktion erklärt werden, die auf das unsagbare Trauma der Shoah hin eintrat, wenn dieser Betäubungseffekt deren Ausblenden auch nicht entschuldigt.
Die Shoah ist einerseits als die Kulmination und andererseits als historisch aus der bisherigen Geschichte völlig heraus brechende, ungekannte Übersteigerung der Konterrevolutionen und gesellschaftlichen Katastrophen des 20. Jahrhunderts zu sehen.
Für die besiegten Überlebenden des Klassenkrieges war diese Verdrängung ein unmittelbarer Effekt mit seiner psychischen Überlebensfunktion. Die Hand voll LettristInnen und späteren SituationistInnen war teils selbst in ihrer Kindheit den NS-Verfolgungen entgangen (z.B. Michèle Bernstein), teils Zeugen des »Verschwindens« von Angehörigen und Bekannten (so J.-M. Mension), teils im Widerstand gegen die deutschen Okkupanten aktiv gewesen (so die Brüder Jørgensen, bekannt als Jørgen Nash und Asger Jorn), oder sie hatten es als junge NachkriegsrevolutionärInnen einfach mit der niederschmetternden Tatsache zu tun, dass die revolutionären Kräfte gegenüber der organisierten Katastrophe total versagt hatten.
Gerade weil diese letzte Verdrängungsursache – die schwere Kränkung des Selbstgefühls der RevolutionärInnen – für diese am wenigsten historisch »mildernde Umstände« liefert, wirkt sie zunächst psychisch um so »zwingender«. Deshalb bleibt es zutiefst zwiespältig und hat seinen regressiven Schatten, wenn die SI gegenüber dem, was unmittelbar vor ihrer Zeit im 20. Jahrhundert geschehen konnte, entschieden in die Zukunft und in die Vergangenheit ausweichen möchte: zum einen so schnell wie möglich »das 20. Jahrhundert verlassen!« – zum anderen als »Zentralpunkt« festzuhalten, dass »wir uns schmeicheln, verbissen eine ›Gesinnung des 19. Jahrhunderts‹ zu behalten«.
Genau daran hängt auch die ihnen unbewusst gebliebene Seite der zentralen Auskunft ihres Proletariats-Topos: »Trotz unseres ganzen ›Avantgardismus‹ und ihm zum Dank ist das die einzige Bewegung, deren Rückkehr wir wünschen.«
Schon Moses Hess sprach 1847 davon, dass die verzögerte bürgerliche Entwicklung in Deutschland »dazu verdammt zu sein (scheint), auf dem Stillen Ozean der deutschen Misere zwischen Furcht und Hoffnung so lange hin und her zu lavieren, bis der Sturm vom Westen losbricht und die Wogen des Proletariats aus der Tiefe herauf« die bloß bürgerliche Revolution überschwemmen müssen.
Im Unterschied zum kapitalistischen nation building des Westens (England, Frankreich, USA) verschleppt das deutsche Bürgertum die bürgerlich-demokratische Revolution und unterwirft sich der preußischen Knute. Es hat mehr Angst vor dem sich formierenden Proletariat (Weberaufstand 1844), als es Mut gegen den Feudalabsolutismus aufbringt. Kurz: Es wird konterrevolutionär, bevor es revolutionär geworden ist.
Seine politökonomische Miserabilität kompensiert das deutsche Bürgertum durch die »geistigen Höhenflüge« des deutschen Idealismus und indem es sich zum Lehrer der Menschheit aufzuwerfen versucht. Denn daraus ging die zweite, verblüffende Eigentümlichkeit der »deutschen Zustände« hervor: »Die Abstraktion von der miserablen Wirklichkeit – Basis der späteren theoretischen Überlegenheit der Deutschen von Leibniz bis Hegel.« (MEW 18: 590). Zeitlebens versuchten Engels und Marx, im 20. Jahrhundert dann vor allem Lukács, Adorno et al., dieses geschichtliche, insbesondere mentalitätsgeschichtliche Phänomen historisch-materialistisch zu erklären.
Aus der Aussichtslosigkeit, sich aus der deutschen Misere »am eigenen Schopf« herauszuziehen, konnte Marx schon für das entstehende moderne Proletariat nur schließen: In Deutschland muss »die Unmöglichkeit der stufenweisen Befreiung die ganze Freiheit gebären«. Denn nur die aufs Ganze gehende Revolution sei realistisch, während die bloß bürgerlich-demokratische Revolution für Deutschland utopisch sei. Nicht irgendeine »deutsche Arbeiterklasse«, sondern nur das internationale Proletariat auf deutschem Terrain kann das verfehlte nationale Projekt hochgehen lassen. Deshalb erklärt Marx kategorisch als erste und letzte Bedingung für die Befreiung der Arbeiterklasse: »Krieg den deutschen Zuständen! Allerdings! Sie stehn unter dem Niveau der Geschichte, sie sind unter aller Kritik, aber sie bleiben ein Gegenstand der Kritik, wie der Verbrecher, der unter dem Niveau der Humanität steht, ein Gegenstand des Scharfrichters bleibt. (…) Ihr Gegenstand ist ihr Feind, den sie nicht widerlegen, sondern vernichten will.«
Die Hauptschwierigkeit, die deutsche Misere zu begreifen, liegt vor allem darin, die mentalitätshistorische Eigentümlichkeit und den politökonomischen Sonderweg Deutschlands in ihrer sprunghaft-disparaten Wechselbedingtheit historisch zusammen zu sehen. Schon für den klassischen deutschen Idealismus war kennzeichnend: »Drang zu unendlicher Herrschaft begleitete die Unendlichkeit der Idee, das eine war nicht ohne das andere.« (Adorno). Aus panischer Angst vor dem aufkommenden revolutionären Proletariat zog es das Bürgertum 1848/49 vor, mit dem preußisch-deutschen Regime der Junker (ostelbischen Großgrundbesitzer) zusammenzugehen und Kurs zu nehmen auf die Gründung des Bismarckschen Deutschen Reiches mit »Blut und Eisen«.
Die dialektische »Arbeit des Begriffs« (Hegel), die vom bürgerlichen Denken aufgegeben worden war, wurde in dieser Situation von der stürmisch sich organisierenden, bildungshungrigen jungen Arbeiterbewegung aufgegriffen (in Arbeiterbildungsvereinen) und stellte jetzt einen Trumpf der revolutionären Kräfte in Deutschland dar: »Ohne Vorausgang der deutschen Philosophie, namentlich Hegels, wäre der deutsche wissenschaftliche Sozialismus – der einzige wissenschaftliche Sozialismus, der je existiert hat – nie zustande gekommen«, meinte Engels sogar, auch wenn er relativieren musste, diese Entwicklung sei »kein ausschließlich deutsches, sondern ebenso sehr ein internationales Produkt«. Mentalitätsgeschichtlich drückte jedoch bald das tote Gewicht der deutschen Zustände auf diesen theoretischen Sinn: »Ein Land kann nicht 200 Jahre erleben, wie es die von 1648 bis 1848 für Deutschland waren, ohne dass diese ein gewisses Philistertum auch bei der Arbeiterklasse hinterlassen«, musste sich der sonst so optimistische Engels 1892 eingestehen.
Der Auflösungsprozess des Hegelianismus in staatstreue Rechts- und diffus anarchistische Linkshegelianer vollzog sich spiegelbildlich. Als Bestandteil der Reaktion gegen die Arbeiterbewegung setzte die Schulungsbürokratie der Sozialdemokratie allmählich von oben die parteisoldatische Erlösungsvorstellung einer kantianischen Pflichtethik durch, die der deutschen Knechtseligkeit entspricht. Walter Benjamin beschreibt diesen Prozess folgendermaßen: »Das Unheil setzt damit ein, dass die Sozialdemokratie diese Vorstellung zum ›Ideal‹ erhob. Das Ideal wurde in der neukantischen Lehre als eine ›unendliche Aufgabe‹ definiert. Und diese Lehre war die Schulphilosophie der sozialdemokratischen Partei«, die den Attentismus der Vorkriegs-Sozialdemokratie ideologisch begründete.
Seit der Zeit der Bismarckschen Sozialistengesetze (1878 bis 1890) entfaltete sich die subversive diffuse Alltagsideologie des Linkshegelianismus als Langzeitwirkung von Max Stirners »Der Einzige und sein Eigentum« (1845); und gegen 1900 trat eine erstaunliche Tiefen- und Breitenwirkung dieses Kernstücks der »Deutschen Ideologie« ein, welches Marx schon in seiner Entstehungsphase gründlich auseinander genommen hatte.
Hatte diese Spielart der deutschen Ideologie zunächst eine spontan-untergründige Wirkungsgeschichte, so wurde diese nun von den Ideologen der deutschen Sozialdemokratie, Eduard Bernstein, Hermann Duncker, aber auch Gustav Landauer u.a. aufgenommen. »›Werdet Egoisten!‹ So lautet der kategorische Imperativ Stirners. Es entspräche nur dem eigentlichen Sinn seines Buches, hieße es: ›Millionen Einzige und ihr Eigentum.‹« (Max Adler).
Diesem deutsch-ideologischen Geist entsprangen der proletarische Schrebergarten-Anarch und der sozialdemokratische Parteisoldat in einem. Bis zum Ersten Weltkrieg konnte diese Mentalität in eine »Lizenz zum Morden« für die »Weltherrschaft des Ich«, eines aufgeblähten Subjekts, umschlagen. Sie ermöglichte eingesperrt und gezüchtet im Reich des preußisch-deutschen Hungerregimes von Fabrik und Kaserne mit seinem enormen Ausbeutungsgrad, dass bis zum Wilhelminismus die imperialistische Konkurrenz auf dem Weltmarkt eingeholt werden konnte.
Die Ungleichmäßigkeit dieser besonderen deutschen ökonomisch-sozialen Spätentwicklung gegenüber den Kolonialmächten und den USA begründete den besonders gefährlichen, abenteuerlichen Charakter des Deutschen Reichs. 1914 riskierte die deutsche Bourgeoisie zum ersten Mal den Griff nach der Weltmacht. Deutschland bildete damit seine immer schon konterrevolutionäre Rolle weiter aus und erhob sich endgültig zur Zentralmacht der Konterrevolution in Europa.
Seit dem 19. Jahrhundert war diese deutsche Misere stets ein entscheidender Faktor gegen alle revolutionären Anläufe. So arbeitete auch die SI vier historische Konstellationen des Klassenkampfes in den deutschen Zuständen heraus.
Die erste Konstellation bestand bis 1914: »Wenn er auch in höchstem Maße bewusstseinsbildend war, bewies der Augenblick tief greifender gesellschaftlicher Umwälzung, der mit dem ersten Weltkrieg eintrat, zweimal, dass die sozialdemokratische Hierarchie die deutschen Arbeiter nicht revolutionär erzogen hatte, sie in keiner Weise zu Theoretikern gemacht hatte: zuerst, als sich die große Mehrheit der Partei dem imperialistischen Krieg anschloss, und dann, als sie in der Niederlage die spartakistischen Revolutionäre zermalmte.«
Die zweite Konstellation reichte von 1918 bis 1933: Abermals trat die große Mehrheit der deutschen ArbeiterInnen (um die SPD herum) auf die Seite der Konterrevolution. In Deutschland, indem sie hinter den Gardinen stehend zusahen, wie die Sozialdemokratie um Ebert, Noske e.a. den Spartakus-Aufstand und die Ansätze zur Räteherrschaft von Reichswehr und Freikorps niederschlagen ließ. Gegenüber dem Weltproletariat, indem sie die von den russischen Arbeiter- und Soldatenräten sowie Bauernsowjets begonnene proletarische Weltrevolution, die auf die Revolution in Deutschland gesetzt hatte, hängen ließen bzw. offen bekämpften.
Guy Debord sieht hier äußerst klar den entscheidenden psychomentalen Faktor: eingefleischte deutsche Knechtseligkeit und staatskapitalistisch-lutherische Arbeitsmentalität. »Der Exarbeiter Ebert glaubte noch an die Sünde, denn er gab zu, die Revolution ›wie die Sünde‹ zu hassen. Und dieser gleiche Arbeiterführer erwies sich als guter Vorläufer der sozialistischen Repräsentation, die sich wenig später dem Proletariat in Russland und sonstwo als absoluter Feind entgegenstellen sollte, indem er das genaue Programm dieser neuen Entfremdung formulierte: ›Sozialismus heißt viel arbeiten.‹«
Mit dieser grundlegenden Verkehrung der Beziehung von Proletariat und »sozialistischer« Ideologie, mit der Repräsentation der ArbeiterInnen, setzt die deutsche Sozialdemokratie zuerst die Wende zur Herrschaft des Spektakulären im 20. Jahrhundert durch, nämlich »die vollendete Entstehung einer Ordnung der Dinge, welche im Mittelpunkt der Herrschaft des modernen Spektakels steht: Die Repräsentation der Arbeiter hat sich radikal der Klasse entgegengesetzt.«
Es handelt sich also um eine gesellschaftliche Struktur der verallgemeinerten Inversion oder Perversion, in der sich der Kapitalismus als Sozialismus darstellt, die Konterrevolution als die Revolution, der Staat als die Klasse, das Kapital als die befreite Arbeit (vgl. MEW 19: 22) etc. Debord zitiert die zu späte Erkenntnis Rosa Luxemburgs, ihre Entdeckung der Funktionsweise der spektakulären Arbeiterrepräsentation, wo sich die Reaktion als Revolution verkleidet: »›Würde die Kardinalfrage der Revolution offen und ehrlich: Kapitalismus oder Sozialismus lauten, ein Zweifel, ein Schwanken wäre in der großen Masse des Proletariats heute unmöglich.‹ (…) Wenige Tage vor ihrer Zerstörung entdeckte die radikale Strömung des deutschen Proletariats so das Geheimnis der neuen Bedingungen (…): die spektakuläre Organisation der Verteidigung der bestehenden Ordnung, das gesellschaftliche Reich des Scheins.«
Jene spektakuläre Verkehrungsstruktur konnte sogar die vom Proletariat in seinen Kämpfen selbst geschaffenen Organe, nämlich die Arbeiterräte, erfassen und jederzeit in eine »Räte-Ideologie« entfremden. So analysierte die SI die spärlichen Ansätze und Versuche, eine Rätekeimform als autonome, nicht entfremdete Organisationsform der revolutionären ArbeiterInnen zu entwickeln. Dabei stellte sie fest, dass auch diese winzigen Initiativen »in Deutschland viel zu spät« kamen, wenn sie nicht schon in der geschlagenen Arbeiterbewegung der Weimarer Republik zwischen SPD und KPD und ihren organisatorischen Ablegern zerrieben worden waren: »1931 war dort die revolutionäre Bewegung schon seit fast zehn Jahren tot.«
Die Zwischenkriegszeit bis zum Hitler-Stalin-Pakt markiert die dritte Konstellation. Soweit wir sehen, würdigt die SI die Geschichte der KPD und die sozialdemokratisch-kommunistischen Aktionseinheitsbestrebungen an der Basis der deutschen Arbeiterbewegung keines Blickes. Wie schon Walter Benjamin, Adorno und andere Zeitgenossen, die ursprünglich auf das revolutionäre Proletariat gesetzt hatten, starrte die SI wie gebannt auf das Zusammenspiel der nationalsozialistischen und stalinistischen Konterrevolution.
So lenkt die SI das Augenmerk auf die Wesenszeichen und das Zusammenwirken zweier hochgradig »staatskapitalistischer« Herrschaftssysteme, die beide als national-staatssozialistisch auftreten. Sie bezeichnet beide als »konzentriertes Spektakel«, als Aufstiegs- bzw. Wachstumskrisensysteme bei der globalen Herausbildung der Gesellschaft des Spektakels. »Die revolutionäre Arbeiterbewegung zwischen den beiden Kriegen wurde vernichtet durch das vereinte Wirken der stalinistischen Bürokratie und des faschistischen Totalitarismus.«
Nach der deutschen Sozialdemokratie trieb – der SI zufolge – nun der deutsche Nationalsozialismus die Konterrevolution voran und veranlasste die SU zur Kollaboration bei der Vernichtung der proletarischen Revolutionsansätze überall. Jedoch ist ihre Analyse so sehr auf dieses spektakuläre Zusammenspiel fixiert, dass sie kein einziges Wort über den Vernichtungskrieg Deutschlands gegen die SU verliert und sogar auf die Vernichtung der Jüdinnen und Juden, die in der territorialen Reichweite NS-Deutschlands lebten, nirgends eingeht.
Nach dem Zweiten Weltkrieg mit der territorial-staatlichen Aufteilung in BRD und DDR stellte sich die vierte Konstellation ein. In dieser untersucht die SI die Ansätze von Revolten im westlichen und östlichen Nachkriegseuropa nach ihren darin verborgenen revolutionären Begehren. Doch die Zwiespältigkeit von Revolten in Deutschland, die nicht von vornherein offen gegen sämtliche deutschen Staaten »die ganze Freiheit gebären« (Marx) wollten, hat die SI verkannt. So überhöhte sie im Nachhinein den Aufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR: »Als Ausgangspunkt der neuen revolutionären Bewegung in den industrialisierten Ländern, die im Brennpunkt der ganzen modernen Geschichte stehen, kann der Arbeiteraufstand in Ostberlin 1953, der den bürokratischen Schwindlern an der Macht die Forderung nach einer ›Regierung der Metallarbeiter‹ entgegensetzte, betrachtet werden.«
Gewiss war dieser ein internationales Signal gegen den Stalinismus und zum ersten Mal nach langer Zeit wieder eine proletarische Revolte in Deutschland, doch blieb auch er in der deutschen Misere stecken. Hatte doch gerade Stalin mit zynischem »Realismus« die fatale deutsche Volksstaatlichkeit festgeklopft: »Die Hitler kommen und gehen, das deutsche Volk, der deutsche Staat bleibt.« Gegen die deutschen Zustände war die spontane proletarische Erhebung kurz nach dem Tod Stalins gerade nicht revolutionär gerichtet. Schon gar nicht haben die deutschen ArbeiterInnen diesen Zuständen endlich den Krieg erklärt, den Marx hundert Jahre zuvor als unerlässliche Bedingung für die Revolution in dieser Region bezeichnet hatte. All das übersah die SI.
Im Westteil Deutschlands wurden in jener Zeit die Anfänge der so genannten Neuen Linken sichtbar. Der spektakuläre Aktionismus der BRD-Linken war Anfang der sechziger Jahre in zwei Prototypen verkörpert, die beide Varianten eines missverstandenen Situationismus in Deutschland darstellen: Dieter Kunzelmann und Rudi Dutschke. Katalysator war die Subversive Aktion.
Kunzelmann hatte im Umfeld der Gruppe Spur mit der SI direkt zu tun. Er steht für Teiletappen des geistigen Weges dieser Neuen Linken der BRD in den Sechzigern, der von der Subversiven Aktion über die Kommune 1 und 2 bis zur so genannten Metropolenguerilla reicht. Die Schwabinger Gruppe Spur hatte Anfang der sechziger Jahre eine deutsche Sektion der SI bilden wollen, wurde aber schon bald im Februar 1962 »wegen theoretischer Unfähigkeit« (Marcus) und »Nationalsituationismus« ausgeschlossen.
Kunzelmann ist der Protagonist des spontaneistischen und idealistischen Voluntarismus des »antiautoritären« bis »autonomen« Flügels der BRD-Linken. In ihr feiert die Politik der Ersten Person Singular und Plural von Max Stirner fröhliche Urständ. In Erster Person Singular ist Kunzelmann zur Charaktermaske der spektakulären Spaßguerilla deutscher Provenienz und zum »Gesamtkunstwerk Kunzelmann« geworden. Vom »Einzigen Kunzelmann« zur Ersten Person Plural verlief der Weg über die Kommune 1 und 2, nachdem Berlin als spektakuläre Drehscheibe zwischen Ost und West zum Schauplatz der Gaudi gewählt wurde. In drei Leitsprüchen lässt sich die Spur des BRD-linken Populismus und der Geist Max Stirners präzise zusammenfassen: »Eine Revolution ohne Gaudi ist keine Revolution« – »Es gibt keine künstlerische Freiheit ohne die Macht der Gaudi« – »Wir engagieren die ganze Welt für unsere Gaudi!« (Spur).
Ihre krasse Theorieverachtung zeigte sich v.a. darin, wie dieser Aktionismus in den gar nicht mehr lustigen »Antiimperialismus« überging. Auf der Strecke zur so genannten Metropolenguerilla lagen die »provokativen« Aktionen vom Puddingattentat 1967 auf den US-Vize-Präsidenten zu den Flugblättern für »Warenhausbrandstiftungen«, weil man ja irgendwie »gegen die Ware« war.
Wohin das Ersetzen von Theoriebildung durch Populismus in den deutschen Zuständen führt, zeigte sich, als Kunzelmann nach dem fehlgeschlagenen Bombenanschlag der »Schwarzen Ratten TW« (Tupamaros Westberlin) auf das jüdische Gemeindezentrum am 9. November 1969, zum Jahrestag des Pogroms von 1938, schrieb: »Dass die Politmasken vom Palästina-Komitee die Bombenchance nicht genutzt haben, um eine Kampagne zu starten, zeigt nur (…) die Vorherrschaft des Judenkomplexes.«
In den Erinnerungen »Wie alles anfing« des »umherschweifenden Haschrebellen« Bommi Baumann ist auch die entlarvend-verkehrte Pointe dokumentiert, ausgerechnet an diesem Punkt das Theoriedefizit zu beklagen: »Das bisherige Verharren der Linken in theoretischer Lähmung bei der Bearbeitung des Nahost-Konflikts ist Produkt des deutschen Schuldbewusstseins (…). Die neurotisch-historizistische Aufarbeitung der geschichtlichen Nichtberechtigung eines israelischen Staates überwindet nicht diesen hilflosen Antifaschismus. Der wahre Antifaschismus ist die klare und einfache Solidarisierung mit den kämpfenden Fedayin (…). Aus den vom Faschismus vertriebenen Juden sind selbst Faschisten geworden, die (…) das palästinensische Volk ausradieren wollen.«
Die andere Ausprägung des deutschen Nationalsituationismus zeigt die Verkrüppelung des theoretischen Sinnes in dem anderen Protagonisten der Subversiven Aktion, Rudi Dutschke. Während er sich vom Medienspektakel zum »Führer der Studentenbewegung« mit dem Image des wilden Revoluzzers machen ließ, gab er gleichzeitig die Losung vom »Marsch durch die Institutionen« aus. Das tote Gewicht des Nationalsituationismus ist bei Dutschke v.a. in seinem nationalbolschewistischen Hang deutlich geworden, den er allerdings versucht hat theoretisch abzuarbeiten.
Obgleich u.E. noch zu erforschen wäre, inwieweit Dutschkes theoretischer Sinn gänzlich von den deutschen Zuständen absorbiert wurde, so besteht kein Zweifel, dass seine Weggefährten rechts von ihm bald endgültig den Halt verloren; und folgten auf die eine oder andere Art den Pfaden Horst Mahlers. Die Rekuperationsversuche der situationistischen Theorie und Praxis von Seiten des linken und des rechten Nationalsituationismus sind dabei nie abgerissen.
Links von Dutschke wurde der Funke des theoretischen Sinns in den deutschen Zuständen am ehesten von Leuten wie Hans-Jürgen Krahl entfacht, und zwar in enger Anlehnung an Adorno und an den »Westlichen Marxismus«. Obwohl Krahl unserer Kenntnis nach ebensowenig jemals von der SI Notiz nahm wie diese von ihm, ist die Konvergenz in den theoretischen Leitmotiven und sind die Berührungsflächen unübersehbar.
Dies zeigt sich z.B. überdeutlich in den kurz vor seinem Tode entstandenen Thesen »Zum allgemeinen Verhältnis von wissenschaftlicher Intelligenz und proletarischem Klassenbewusstsein«: »In die Theorienbildung der Neuen Linken muss die Erfahrung des Faschismus als eines organisierten Naturzustandes eingehen, der zwar insgesamt mit den Kategorien der Kritik der politischen Ökonomie, dem Akkumulationsprozess und Krisenzusammenhang des Kapitals erklärbar ist, dessen Terror im einzelnen aber sich solcher begrifflichen Subsumtion sträubt. Auschwitz ist kontingent auch noch den überlieferten Kategorien einer Kritik der politischen Ökonomie gegenüber. Auf dem Hintergrund dieser skizzierten Bewusstseinsverfassung stellen sich die revolutionstheoretisch entscheidenden Probleme der historischen Genesis des Klassenbewusstseins, und zwar 1. als Problem einer Rekonstruktion revolutionärer Theorie als einer Lehre, deren Aussagen die Gesellschaft unter dem Aspekt radikaler Veränderbarkeit begreifen, 2. der Wiedergewinnung einer Dimension materialistischer Empirie von Bedürfnisbefriedigung und Interessenserzeugung, 3. das Problem der Umsetzung der Theorie ins Bewusstsein des Proletariats.« Diese Aufgabenstellung wurde von den RevolutionärInnen in der BRD bis heute nicht in Angriff genommen.
Der erste und letzte Funken, der von der SI selbst in den »Dunghaufen Deutschland« gebracht wurde, verglomm. Uwe Lausen, nach dem Ausschluss der NationalsituationistInnen das einzige verbliebene SI-Mitglied in der BRD, ein Künstler, der 1970 ebenfalls an den deutschen Zuständen zugrunde ging, brachte 1963 die erste und letzte Nummer einer deutschen SI-Zeitschrift zustande: Der deutsche Gedanke. Irritierend ist dieser Zeitschriftentitel nur dann, wenn die Entwendung von Marx’ Urtext zum »Krieg den deutschen Zuständen!« nicht erkannt wird: Dort ist »der Gedanke« in den deutschen Zuständen identisch mit der Metapher vom »Blitz« der universalen, Revolution, der »einschlagen« und zünden kann, wenn Theorie und Proletariat revolutionär zusammenfinden, um sich selbst und die »Misere Deutschland« endlich aufzuheben.
Die situationistische Initiative, der »deutsche Gedanke«, hatte in den »deutschen Zuständen« keine Chance.
Redaktionell gekürzter und bearbeiteter Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags aus: Biene Baumeister/Zwi Negator: Situationistische Revolutionstheorie. Eine Aneignung. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2004. 240 S., 10 Euro.