http://mpunkt.blogsport.de/2007/10/02/von-linken-fuer-deutschland/#comment-14226 Von Linken, für Deutschland | MPunkt

Von Linken, für Deutschland

Lysis und seine Kommentatoren kritisieren eine Kampagne (hxxp://wxw.gemeinschaft-der-generationen.bmas.de/) des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, welche die Leute für die Rente mit 67 agitieren soll. Bezeichnend dabei ist zunächst einmal, dass deren Kritik der Kampagne sich gar nicht auf deren Inhalt einlassen will, oder wie es ein Kommentator mit dem einfallsreichen Nick “kommentar” auf den Punkt bringt:

naja, dass das inhaltlich auch bloedsinn ist, muss man ja nicht weiter ausfuehren.

Das weiß man als guter Linker schließlich instinktiv und muss sich mit den Gründen dafür gar nicht mehr befassen. Diese werde ich im Folgenden daher zunächst einmal darstellen, um dann auf die verkehrte linke Kritik von lysis & Co. an der Kampagne zurück zu kommen.

I) Die Sache selbst - Rente mit 67

Auf der Kampagnenseite befinden sich “5 gute Argumente für die Rente mit 67″, an Hand derer man sich alles Nötige über diese klar machen kann:

1. Die Rente mit 67 ist die richtige Antwort auf die demografische Entwicklung

Die anhaltend niedrigen Geburtenzahlen und eine gleichzeitig steigende Lebenserwartung wirken sich negativ auf das zahlenmäßige Verhältnis von Beitragszahlern zu Rentenempfängern aus. Die Anhebung des Renteneintrittalters wirkt dem entgegen und stärkt die Leistungsfähigkeit der gesetzlichen Rentenversicherung.

In dem Argument wird so getan, als würde mit der “demografische[n] Entwicklung” ein Naturzwang in Kraft treten, auf den die Regierung reagieren müsse. Weil es immer mehr Alte und immer weniger Junge gäbe, könnten die Jungen die Alten nicht mehr wie bisher versorgen, weshalb die Alten selbst länger für sich sorgen müssten, was die Politik mit der Rente mit 67 verwirkliche. Das ist gleich nach mehreren Seiten hin absurd. Wenn es massenhaft Arbeitslose und Jugendliche ohne Lehrstelle gibt, kann es an zu wenig arbeitsfähigen Menschen nicht liegen, dass die unterstellte Versorgung der Alten mit nützlichen Gebrauchsgütern nicht mehr wie bisher gehen soll. Auch angesichts der produzierten Gütermassen ist es nicht einleuchtend, wieso die unterstellte Versorgung der Alten mit nützlichen Gebrauchsgütern nicht mehr wie bisher gehen soll - ein Mangel daran lässt sich angesichts voller Supermarktregale jedenfalls nicht feststellen. Der Mangel, den die Politik ausmacht, ist folglich auch ein anderer, wie sich de nächsten Argumenten entnehmen lässt:

2. Die Rente mit 67 ist ein wichtiger Beitrag zur Generationengerechtigkeit

Die Rente mit 67 verhindert, dass die heute Jüngeren später, wenn sie erwerbstätig sind, höhere Rentenbeiträge für die heutigen Arbeitnehmer, die dann Rente beziehen, zahlen müssen. Mit der Anhebung des Renteneintrittsalters werden die Belastungen des demografischen Wandels gerecht auf alle Generationen verteilt.

3. Die Rente mit 67 stärkt die gesetzliche Rentenversicherung

Die gesetzliche Rentenversicherung muss an neue gesellschaftliche, demografische und ökonomische Entwicklungen angepasst werden. Die Anhebung der Altersgrenzen ist ein wesentlicher Beitrag, um die gesetzliche Rentenversicherung zukunftsfest zu machen.

Der Mangel resultiert aus dem Sozialstaat selbst. Der versorgt die Alten nämlich nicht mit den nützlichen Gebrauchsgütern, die sie für ein schönes Leben brauchen, sondern mit Geld. Was die sich davon kaufen können, hängt daher schon mal nicht von deren Bedürfnissen, sondern von der ihnen zugesprochenen Geldmenge ab - auch das ist noch einmal ein Dementi des seitens des Bundesministeriums vorgeheuchelten Versorgungsstandpunkts. Dieses Geld ist ein vom Staat per Rentenbeitrag zwangsweise innerhalb der Arbeiterklasse1 umverteiltes. Weil der Lohn des Arbeiters nicht dafür ausreicht, fürs Alter zu sparen, wird ihm ein Teil seines Lohns vom Sozialstaat abgezogen, um ihn den aktuell Alten zur Verfügung zu stellen, mit dem Versprechen, dass, wenn er alt ist, ein Teil des Lohns der dann Lohnarbeitenden an ihn umverteilt wird.

Schon das kommt aus dem Widerspruch nicht heraus, dass der gleiche Lohn, der für eine Absicherung fürs Alter nicht reicht, als zwangsweise innerhalb der Klasse umverteilter plötzlich dafür reichen soll. Doch damit nicht genug - als Betreuer des Standorts ist der bürgerliche Staat Parteigänger von Lohnsenkungen, zu denen er sein Schärflein beiträgt, z.B. in dem er Arbeitslose auf ALG II setzt und ihnen selbst das noch kürzt, wenn sie nicht jeden Job annehmen, die Arbeiterklasse also noch epressbarer macht. Das Kapital nutzt das nicht nur aus, um die Löhne zu senken - und damit auch die prozentual vom Lohn abgezogenen Beiträge, welche in die Rentenkasse fließen - sondern weiß auch die so erzielten Mehrgewinne sehr sachgerecht zu reinvestieren: in mehr Bedingungen dafür, zukünftig aus Geld noch mehr Geld zu machen. Es kauft Maschinen, durch welche die Arbeit produktiver wird, so dass zukünftig weniger Arbeitskräfte zur Herstellung der gleichen Warenmenge und daher weniger Lohnzahlungen nötig sind, weil es die so überflüssig gemachten Arbeitskräfte freisetzt, welche dann gar nichts mehr in die Rentenkasse einzahlen2. Hinzu kommt noch, dass die freigesetzten Arbeitskräfte wieder die Konkurrenz unter den Arbeitern erhöhen und folglich weiter zu Lohnsenkungen beitragen und dass die durch Effektivierung vereinfachten Arbeitsschritte vom Kapital dazu genutzt werden, auch die Bezahlung für diese zu verringern.

Auf diese Weise kommt es auf der Einnahmeseite notwendig zu einer Finanzierungslücke in der Rentenkasse, an Hand derer es zum Skandal gemacht wird, dass glatt auch ein paar Leute mehr als früher so alt werden, dass sie ihre Rente noch erleben. Weil der bürgerliche Staat keineswegs vor hat, seine Maßnahmen, welche dies zur Folge hatten, wieder einzukassieren - sein mit ihnen angestrebter Zweck geht ja mit guter Konjunktur auf und wenn nicht, dann ist das ihm nur ein Grund, die Maßnahmen zu verschärfen - und auch eine einfache Erhöhung der Rentenbeiträge für ihn nicht in Frage kommt - das würde ja den Gesamtlohn gleich wieder erhöhen, wo er ihn gerade so schön gesenkt hat -, soll wenigstens die Ausgabenseite der Rentenkasse reduziert werden und zwar mit Nullrunden und eben der Anhebung des Rentenalters. Das bekommt gleich noch den moralischen Titel “die Belastungen des demografischen Wandels gerecht auf alle Generationen verteilt” verpasst, womit sich alle die Opfer, die sie für Deutschlands Erfolg bringen sollen, damit einleuchten lassen können, dass das von allen anderen auch Opfer verlangt.

Die letzten beiden Argumente zielen hingegen auf einen Zusatznutzen, den sich das Ministerium für Deutschland durch die Rente mit 67 verspricht.

4. Die Rente mit 67 wirkt dem Mangel an Fachkräften entgegen

Durch den Rückgang der Menschen im erwerbsfähigen Alter ist ab ca. 2015 bis 2020 mit einem spürbaren Mangel an Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt zu rechnen. Die Anhebung der Altersgrenzen wirkt dem drohenden Fachkräftemangel entgegen.

5. Die Rente mit 67 wird flankiert von Maßnahmen auf dem Arbeitsmarkt

Parallel zur Rente mit 67 hat die Bundesregierung die “Initiative 50 plus” ins Leben gerufen. Sie verbessert die Beschäftigunschancen von Älteren am Arbeitsmarkt und unterstützt Arbeitnehmer und Arbeitgeber auf ihrem Weg in eine alterns- und altersgerechte Arbeitswelt.

Die Alten, die überhaupt noch von den Kapitalisten gebraucht werden, werden nicht einfach aus der Rentenkasse ins ALG II gedrängt, sondern sollen den Kapitalisten tatsächlich noch zwei Jahre länger zur Verfügung stehen. Auch daran lässt sich übrigens noch einmal festmachen, dass es um eine Versorgung Bedürftiger nicht geht - wenn es der Staat auch wegen eines (behaupteten) Fachkräftemangels für nötig hält, haben die Alten eben zwei Jahre länger als bisher fit für ihre kapitalistische Vernutzung zu sein. Dass es damit nicht getan ist, weiß man auch im Bundesministerium, weshalb man dort einen Zusatz zur Rente mit 67 eingerichtet hat, den man dann glatt noch als Argument für diese ausgibt. Weil die Kapitalisten in der Konkurrenz der Arbeitskräfte gegen Alte in Anschlag bringen, dass diese ja körperlich und geistig schon gebrechlich(er) sein könnten, dass ihre Qualifikationen nicht auf dem neuesten Stand sind und dass sich ihre Einarbeitung kaum lohne, wenn sie schon bald in Rente gehen, müssen erst staatliche Maßnahmen her, welche diese Konkurrenznachteile ausbügeln sollen.

II) Die Agitation - mit Nationalismus für Nationalismus

Die Plakate, mit denen in der Kampagne des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales für Zustimmung zur Rente mit 67 agitiert wird, appellieren wie schon das Argument “Generationengerechtigkeit” an die Verzichtsbereitschaft für die Nation. Dieses Opfer für Deutschland soll man sich jetzt aber nicht mehr nur einleuchten lassen, weil es andere auch bringen müssen, sondern aus purem nationalistischen Dafür-Sein. Die drei Plakatmotive der Kampagne zeigen wahlweise einen Jungen, einen jungen Arbeiter und ein Mädchen, jeweils mit dem Motto: “Für Paul/ Philip/ Saskia. Von Deutschland.“, sowie die Zeile “Die Rente mit 67 - Unser Beitrag für ihre/ seine Zukunft.” Damit wird die Rente mit 67 als Dienst an “Paul”, “Philip” und “Saskia”, sprich, “den künftigen Generationen” vorstellig gemacht, den Deutschland ihnen leiste. Getreu dem Slogan einer anderen Kampagne “Du bist Deutschland” wird aber auch gleich klar gemacht, von wem hier der Dienst verlangt ist: “Unser Beitrag” - unser aller nämlich - für “Paul”, “Philip” und “Saskia” ist gefragt, nämlich bis 67 dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stehen - von “Paul”, “Philip” und “Saskia” übrigens (mindestens) auch, was die Behauptung eines von Deutschland erbrachten Dienstes an ihnen einigermaßen lächerlich macht. Warum man nun den in “Paul”, “Philip” und “Saskia” symbolisierten “künftigen Generationen” zu Liebe den “Beitrag” leisten soll, bis 67 dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stehen, dafür findet sich bezeichnender Weise nicht der Hauch eines Argumentes auf den Plakaten. Dieses ist aber auch gar nicht nötig, weil mit den Plakaten schlicht der Nationalismus der Leute angesprochen wird: als Nationalisten sollen die es sich einleuchten lassen, dass für die “künftigen Generationen”, also quasi für den Fortbestand der Nation, das eigene Opfer - Rente mit 67 - als Beitrag genau angemessen ist3. Sind die Leute einmal so weit, dass sie sich als Teil des Staatsvolks den von ihnen verlangten Verzicht genau als den gerade angesagten haben einleuchten lassen, tritt das Ministerium für Arbeit und Soziales, so die Darstellung, auf und ist so nett, diesen Volkswillen als Dienst am Volk in die Tat umzusetzen. So trägt es auch seinen Teil zu “unser[em] Beitrag” als Deutschland bei.

III) Die linke Kritik - moralisch und deshalb konstruktiv

Vom Inhalt der Kampagne wollen lysis und seine Kommentatoren wie gesagt nichts wissen, eine Kritik an der Kampagne formulieren sie trotzdem. Das kommt daher, dass sie diese mit linken moralischen Maßstäben abgleichen und ihr dann deren Nichterfüllung vorwerfen. Den Anfang macht lysis höchstselbst, wenn er sich über die Auswahl der Darsteller von “Paul”, “Philip” und “Saskia” empört:

Blond und blauäugig — so stellt sich die Bundesregierung die deutschen Madeln und Buam vor. Man fragt sich glatt, ob die Kampagne nicht eigentlich für die “Aufnordung Deutschlands” werben will. Für Deutschland selber tut sie es ja schon

Nicht der Kampagneninhalt stört lysis also, sondern dessen Vermittlung. Wäre auch mal ein “voll integrierter, echt deutscher Neger” (GSP) und eine “Mitbürgerin mit Migrationshintergrund” (PC-Sprech), welche ihre Verzichtsbereitschaft für Deutschland bekunden, auf den Plakaten zu sehen, dann würde er die glatt durchwinken. So aber nicht! Schließlich verweist für ihn die Darstellerwahl auf das “eigentlich[e]” Motiv der Kampagne: Deutschland arisieren will sie! Und das ist ja nun wirklich skandalös, gemahnt es doch an den Nationalsozialismus, das Böseböse überhaupt. Daher rührt dann auch lysis’ Gegnerschaft dagegen, dass die Kampagne “ja schon“(!) “für Deutschland selber” wirbt. Nicht die vom demokratischen Staat geforderte nationalistische Verzichtsbereitschaft, auf welche die Kampagne abzielt, ist sein Kritikpunkt, sondern dass, wer für Deutschland wirbt, “eigentlich” für dessen Arisierung und damit für den Nationalsozialismus werbe.

Diese Stoßrichtung einmal vorgegeben, macht der Kommentator “kommentar” gleich den nächsten Verstoß gegen die Political Correctness aus, deren Wahrung sich die Linke auf die Fahnen geschrieben hat:

aber auch aus gender-Perspektive ist das mal wieder sehr offenbarend: waehrend Philip, wie sich das gehoert, schaffen geht, und sogar der kleine Paul auf dem Bild aktiv ist (naja, zum schaffen ist der noch zu klein… noch. das kommt bestimmt dann als naechste kampagne “von paul, fuer deutschland” oder so), bleibt der lieben Saskia nichts anderes als huebsch auszusehen und in die kamera zu blicken. reicht ja auch. ist ja schlieszlich n maedchen und so.

Hier wird also ganz feministisch “Respect the girls” gegen die Kampagne eingefordert. Denn auch “Girls” und Frauen “schaffen” ja schließlich “aktiv” etwas für Deutschland. Und weil der Feminismus seinen Maßstab allein in den Männern hat, gegen die er immer eine zu beseitigende Benachteiligung der Frauen ausmacht, soll Frauen gefälligst jeder Scheiß zukommen, der auch Männern zukommt - ganz egal, was der taugt … und sei es Anerkennung dafür, dass man für Deutschland alles willig macht und mit sich machen lässt.

Dieser Fehler findet sich in der gesamten moralischen linken Kritik wieder. Ganz getrennt von seinem Inhalt wird jeder beliebige Gegenstand darauf abgeklopft, ob er nicht der linken Moral widerspricht. Wie die Feministen, die bei jedem Gegenstand den moralischen Maßstab anlegen, dass Frauen in ihm gleich wie Männer vorkommen sollen und ihn so ungeprüft immer schon affirmiert haben (seine Tauglichkeit ist da immer schon unterstellt, wenn man gleiche Teilhabe an ihm einfordert), machen es die Linken auch mit jedem anderen ihrer moralischen Maßstäbe. Wer z.B. ganz getrennt von dessen Inhalt einen Gegenstand daran prüft, dass der Maßstab Multikulti eingehalten wird, also auch “Menschen mit Migrationshintergrund” an ihm teilhaben, der unterstellt damit dem Gegenstand auch immer schon grundlos dessen Tauglichkeit. Und deshalb ist es auch nur konsequent, dass bei lysis & Co. nichts anderes als (imaginierte) Politikberatung für Werbung, welche politisch korrekt den Verzicht für Deutschland einfordert, herauskommt, wenn die sich so einer Kampagne widmen. Dann würden nämlich die linken Maßstäbe eingehalten werden und alle könnten zufrieden sei.

Fußnoten:

  1. Daran ändert auch die Aufteilung in “Arbeitgeberbeitrag” und “Arbeitnehmerbeitrag” nichts. Der Lohn ist samt aller “Lohnnebenkosten” schließlich der Beitrag, den der Kapitalist für die Nutzung der Arbeitskraft wegzuzahlen bereit ist. Alle Abzüge vom Lohn sind daher auch dem Arbeiter, welcher seine Arbeitskraft gegen den Lohn verkaufte, abgezogenes Geld. [zurück]
  2. Der Staat zahlt aus der Arbeitslosenkasse für sie etwas in die Rentenkasse, wenn ich richtig informiert bin, aber das ist ein reines Postengeschiebe innerhalb des Sozialstaats. [zurück]
  3. Dieser Gedanke ist für Nationalisten auch deshalb so einleuchtend, weil er ihren falschen Übergang, dass das Opfer für die Nation, der Nation und damit ihnen, nütze, also auch ein Dienst an ihnen wäre, dem es daher zuzustimmen gälte, einfach auf “die zukünftigen Generationen” ausweitet:

    Wenn Parteinnahme für das eigene Land gefordert wird, sind immer Mühen und Verzicht gemeint. Dabei spielt es keine Rolle, ob die entsprechenden Aufforderungen eher bunt und multikulturell daher kommen, oder ob Eintopfsonntage eingeführt werden. In allen Fällen geht es um Zustimmung zu und Mitarbeit in Verhältnissen, die einem schaden.
    Leider bleibt diese Zustimmung auch nicht aus. Die gemeinsame Unterwerfung unter eine Staatsgewalt schafft bei den Untertanen eine reale Gemeinsamkeit. Wenn Deutschland keinen Erfolg in der Staatenkonkurrenz hat, geht es den Leuten hier schlecht. Wenn die hiesigen Unternehmen international nicht konkurrenzfähig sind, dann werden die Leute hier arbeitslos. Der Fehler der Nationalisten hier und anderswo liegt in dem Schluß, den sie aus dieser Abhängigkeit ziehen. Weil sie vom Erfolg der Nation abhängig sind, wollen sie diesen Erfolg auch. Sie ergreifen Partei für „ihren“ Staat, sie wollen, daß eine tatkräftige Regierung die nationalen Interessen energisch gegen andere Staaten durchsetzt. Dabei übersehen sie, daß die Mittel, die die Nation voranbringen sollen, ihren Schaden nur vergrößern. Um der Konkurrenzfähigkeit willen müssen sie länger arbeiten und bekommen dafür weniger Lohn und Sozialleistungen. Sie behalten so vielleicht ihren Arbeitsplatz, dieser Arbeitsplatz liefert ihnen aber immer weniger davon, wofür sie eigentlich arbeiten gehen: Geld. (social critique Leipzig - Demokratischer Nationalismus – so harmlos wie er scheint?)

    [zurück]

70 Antworten auf “Von Linken, für Deutschland”


  1. 1 lysis 03. Oktober 2007 um 4:27 Uhr

    MPunkt, es interessiert sich nicht jeder für die sozialpolitischen Fußnoten des deutschen Imperialismus.

  2. 2 ronny c. 03. Oktober 2007 um 10:11 Uhr

    Dass die dich bis 67 arbeiten lassen wollen ist eine “Fußnote”? Die Vernutzung des Menschenmaterials als Arbeitskraft in der Lohnarbeit ist dann doch etwas bedeutsamer für die Geschäfte von Staat und Kapital, als du es unterstellst. Bei DER Tatsache interessiert mich dann nicht mehr die Gestaltung eines Plakats, denn das ist die eigentliche Fußnote.

  3. 3 mpunkt 03. Oktober 2007 um 12:52 Uhr

    @ lysis:

    1.) Sozialpolitik ist keine Fußnote des deutschen Imperialismus, denn ohne ein kapitalistisch benutzbares und benutztes Staatsvolk ist ein erfolgreicher Imperialismus halt nicht zu haben.

    2.) Du bist doch der Letzte, der sich mit “dem Imperialismus, der von dieser Nation ausgeht” (Karl Held) - und zwar ganz demokratisch - mal befassen würde. Dir genügt doch echt die permanente skandalisierende Mahnung, dass es in Deutschland immer noch irgendwie nazistisch zugehen würde, also eine Abweichung von der guten demokratischen Herrschaft vorliegen würde.

  4. 4 Fritz 03. Oktober 2007 um 13:06 Uhr

    [Gelöscht, weil argumentfreies Getrolle; MPunkt]

  5. 5 lysis 03. Oktober 2007 um 21:55 Uhr

    du, ronny, der kapitalismus funktioniert mit einer 37,5-std.-woche genauso gut wie mit einer 40-std.-woche, mit einer rente ab 65 genauso gut wie mit einer solchen ab 67. wer sich auf so eine ebene einlässt, der kann zur gewerkschaft oder zur linkspartei gehen. an den konstitutionsbedingungen des kapitalismus hat er jedenfalls nichts mehr auszusetzen.

    mpunkt: womit ich mich befasse, das lass ich mir von einem linken moralisten nicht vorschreiben.

  6. 6 mpunkt 04. Oktober 2007 um 10:27 Uhr

    Befass’ Dich halt womit Du willst - es kommt ja nicht auf das Thema an, sondern darauf, richtiges zu ihm herauszufinden und zu sagen. Dass Du das bei dem von Dir gewählten Thema der Plakatkampagne nicht gemacht hast, habe ich Dir nachgewiesen, was auch nicht weiter schwer war, weil Du auf deren Inhalt ja gar nicht eingehst. Wenn Du Dich nach dieser Kritik aber noch als derjenige präsentiert, der sich mit dem großen Ganzen “deutscher Imperialismus” beschäftigt und dem es deshalb unter seinem Niveau ist, sich mit Sozialpolitik zu befassen, machst Du Dich gleich dreifach lächerlich:

    1.) Weil es wieder nur einen Gegenstandswechsel macht, statt die Kritik inhaltlich zu widerlegen.
    2.) Weil diese große Geste auch noch völlig an der Realität vorbei geht, denn Du hast Dich eben gar nicht mit dem deutschen Imperialismus beschäftigt, sondern mit von Dir als nicht politisch korrekt eingeschätzten Motiven einer nationalistischen Werbekampagne für die Rente mit 67. Das ist keine Kritik am deutschen Imperialismus, sondern (Wannabe-)Politikberatung für politisch korrekte nationalistische Agitation.
    3.) Weil Deine Einschätzung von Sozialpolitik als “Fußnote des deutschen Imperialismus” (der Dir vermutlich darin besteht, dass Deutschland Schweden erobern will, um Blondengene zum einkreuzen zu haben :P ) aufzeigt, dass es Dir scheißegal ist, wie (deutscher) Imperialismus heutzutage funktioniert. Wie wäre es denn bspw. mal damit, Schröders Agenda 2010-Rede zu lesen, die den einzigen Inhalt hat, dass es die Verantwortung der EU ist, sich weltweit einzumischen, dass sie dazu aber nur in der Lage ist, wenn Deutschland als ihr Zugpferd agiert und dass dazu aber erst die deutsche Konjunktur durch entsprechende Sozialpolitik in Gang gebracht werden muss.

    Im übrigen ist Dein Vorwurf “linker Moralist” gegen mich auch nur bloße Behauptung, während ich Dir das nachgewiesen habe.

  7. 7 lysis 04. Oktober 2007 um 11:37 Uhr

    Also MPunkt, mal ehrlich, ich find’s eher amüsant, dass du einen nebenbei gebloggten Dreizeiler, der nirgendwo den Anspruch erhoben hat, diese Kampagne von ihrem Zweck her zu analysieren (das wäre auch in einem Dreizeiler kaum möglich), zum Anlass nimmst, derart gegen mich als vemeintlichem Prototyp der Linken abzugehen. Das ist lächerlich, weil ich erstens nicht für die Linke stehe (für welche denn auch genau?) und weil ich zweitens mich in meinem Blog noch kein einziges Mal mit Hartz IV, Rente oder Arbeitszeit, kurz mit deutscher Sozialpolitik, befasst habe. Das wirst du aber wohl kaum von der deutschen Linken behaupten können.

    Ich habe mit stattdessen polemisch damit auseinandergesetzt, warum auf den Plakaten der Bundesregierung nur blonde Buben und Mädchen zu sehen sind, die Zukunft Deutschlands also in Bildern ethnischer Reinheit gemalt wird. Zu der Ebene hast du überhaupt nichts gesagt. Dabei zeigt ein Wahlkampf-Spruch wie “Kinder statt Inder”, dass es in der deutschen Politik eben durchgängig nicht allein um die Verwertung des Kapitals geht, sondern andere Ziele wie die ethnische Reinerhaltung des deutschen Volkes bei manchen Politiker_innen sogar explizit Vorrang genießen.

    Dass du darauf gar nicht eingegangen bist, sondern stattdessen ein typisches Vorurteil bedienst, wonach es der Linken nur um “PC” gehe, also darum, dass auch mal ein “Neger” für Sozialabbau wirbt, ist nichts als das Abspulen von Ressentiment und kein “Nachweis” von irgendwas. Es ist einfach so, dass du damit dein Desinteresse am Rassismus in der deutschen Politik bekundest, ähnlich wie das Karl Held auf dem KONKRET-Kongress mit der Bemerkung getan hat, dass die “Ausländeranzünderei” doch nur eine “Fußnote des Imperialismus” wäre, “der von dieser Nation ausgeht”. Die Anspielung in meinem ersten Kommentar hast du ja schon sehr gut verstanden.

    Richtig grotesk wird’s dann allerdings beim Vorwurf, dass wer sich mit nationalistischer Ethnopolitik befasst, doch eigentlich nur einen alternativen Nationalismus ohne entsprechende Ethnisiererei haben wolle. Dass man genau umgekehrt auch dir vorwerfen könnte, dass deine Beschäftigung mit Sozialpolitik bereits ein “konstruktives Mitmachen” wäre, welches lediglich auf einen menschlicheren Kapitalismus zielt, hast du leider nicht als die Replik durchschaut, die es war. Aber sei’s drum.

    PS: Die Aussage, ich würde mich nicht mit Imperialismen beschäftigen, ist einerseits hahnebüchen, andererseits lohnt es sich nicht darauf einzugehen, weil es, genau wie der des “konstruktiven Mitmachens”, ein rein moralischer Vorwurf ist, der jemanden nicht an seinen Fehlern zu messen versucht, sondern sich lediglich darüber empört, dass einer sich nicht so aufführt, wie es sich für einen ordentlichen Linken gehört. Ich will gar nicht sagen, dass ich zuweilen nicht ähnlich argumentiere, aber ich habe ja auch, im Unterschied zu dir, nie von mir behauptet, dass meine Gesellschaftskritik frei von Moral wäre.

  8. 8 mpunkt 04. Oktober 2007 um 14:46 Uhr

    Ich sortiere mal ein wenig, damit nicht alles so durcheinander diskutiert wird:

    I) Linke Moral

    1.a) Der Vorwurf an Dich war nicht, dass Du Dich mit der Plakatkampagne statt mit Imperialismus beschäftigst, sondern, dass Du zur Plakatkampagne verkehrtes Zeugs erzählt hast. Das hatte ich im übrigen in meinem letzten Kommentar auch noch einmal klar gestellt. Von wegen also, ich würde an Leute die Moral korrekter linker Themenwahl anlegen.

    1.b) Warum ich auf dem Imperialismus-Ding, welches Du in die Diskussion eingebracht hast, so herum reite, hatte ich auch schon geschrieben. Nicht, weil Du Dich gefälligst mit Imperialismus statt mit Plakatkampagnen zu beschäftigen hättest (ich habe ja selbst etwas dazu verfasst), um ein guter Linker zu sein, sondern weil Dein großkotziges Getue, dass Du Dich ja mit dem deutschen Imperialismus beschäftigst, statt mit “Fußnoten” wie Sozialpolitik nicht nur ein Gegenstandswechsel und ein sachlicher Fehler ist, sondern Dein von Dir aufgemachter Anspruch, den Du mir jetzt als den meinen unterjubeln willst, in Deinem Dreizeiler, den Du damit verteidigen willst, noch nicht einmal ansatzweise eingehalten wird.

    2.a) Deine von mir ausgemachte Identität mit der Linken war nicht, ob sich (nicht) mit Sozialpolitik beschäftigt wird, das ist einfach nur der nächste Gegenstandswechsel von Dir. Es ging vielmehr darum, dass sich Linke, wie z.B. Du, gar nicht mit ihrem jeweiligen Gegenstand befassen (dies zu tun ist keine Frage linker Moral, sondern eine von korrekter Wissenschaft), sondern an ihn immer nur herantragen, dass er gefälligst ihre “linken Standards” und sonstige “Basisbanalitäten” zu erfüllen habe. Damit verdoppeln sie den jeweiligen Gegenstand immer in ein Ideal von ihm, welches den “linken Standards” und sonstige “Basisbanalitäten” entspricht, um dann den Gegenstand, wie sie ihn vorfinden, daran zu blamieren. Damit ist er umgekehrt in seinem Ideal immer schon affirmiert. Oder um es mal auf die Ebene des Beispiel zurück zu bringen: wer am Ethnonationalismus das “Ethno-” bemängelt, weil ja NS und so, der hat eben einen Nationalismus, der seinem Ideal entspräche, also ohne das “Ethno-” auskommt, affirmiert. Von diesem Ideal als Maßstab ausgehend skandalisiert er schließlich das “Ethno-” als Abweichung von ihm.

    2.b) Ein Dreizeiler ist dann auch die genau passende Form zu diesem Inhalt, weshalb er auch sehr genau zu dessen Kritik passt. Weil Linke sich darin einig sind, alles mit “linken Standards” und sonstige “Basisbanalitäten” abzugleichen, um Abweichungen davon zu skandalisieren, reichen auch drei Zeilen aus, um andere Linke auf den Skandal aufmerksam zu machen, dass da wieder mal einer von ihrer Moral abweicht.

    II) Bevölkerungspolitik und Rassismus

    1.a) In der Kampagne geht es überhaupt nicht um Bevölkerungspolitik, deshalb gehe ich in meiner Kritik dieser selbstverständlich auch nicht darauf ein. Dass ich dies generell nicht täte, stimmt hingegen überhaupt nicht, da ich z.B. in den Feminismusdebatten hier immer wieder darauf verwiesen habe, dass Deutschland sein Interesse “echt DEUTSCHE Kinder” den Frauen anträgt.

    1.b) Auch in der Rentendebatte gibt es aber diese bevölkerungspolitische Komponente, verknüpft mit dem Jammern über die Demografie. Bemängelt wird dann, dass nicht genügend Kinder geboren werden würden, um die Alten weiter wie bisher versorgen zu können. Dass es eine Heuchelei ist, die Erhöhung des Renteneintrittsalters mit einem Mangel an Arbeitskräften, um die nötigen Gebrauchswerte für die Versorgung der Alten zu produzieren, zu begründen, hatte ich ja schon im Beitrag nachgewiesen. Dass das nicht stimmen kann, kann man auch noch einmal daran verdeutlichen, dass dann eben nicht einfach Ausländer herein gelassen werden.

    2.a) Dass stattdessen die “demografische Krise” auch als nationalmoralischer Erpressungstitel an die deutschen Familien (und v.a. Frauen, die ja die Kinder gebären müssen) gerichtet wird, ist tatsächlich Ausdruck des staatlichen Rassismus. Weil er sein Staatsvolk benutzen will, schreibt er es dessen Mitgliedern als deren Wesen zu, für sein Benutzungsinteresse da zu sein. Umgekehrt macht er an Ausländern nicht nur fest, dass sie einer fremden Staatsgewalt unterstehen, sondern auch, dass das zu deren Wesen gehöre.

    2.b) Insofern gibt es da immer auch eine biologistische, von der Staatsbürgerschaft der Eltern abhängig gemachte, Sortierung an den Leuten. Um den biologistischen Anspruch “blond und blauäugig” als Ausweis der korrekten deutschen Staatsbürgernatur geht es dabei aber schon lange nicht mehr. Außer dass die Staatsbürgerschaft vererbt wird, ist man heutzutage seitens der Politik diesbezüglich nämlich mit ganz anderen Fragen beschäftigt, wie sich bspw. am Elterngeld nachweisen lässt. Dieses wird deutschen Familien ausgezahlt, um den Lohnausfall während der Kinderbetreuung zu kompensieren. Seine Zielgruppe sind ganz explizit Familien mit Jobs der Elite, welche so zur Produktion von nationalem Nachwuchs animiert werden sollen, während die für die Unterschichtler gedachten Geburtenprämien in der Bezugsdauer von zwei Jahren auf eins gekürzt werden, so dass das Kinderkriegen für sie unattraktiver wird. Das Kriterium ist also die gesellschaftliche Stellung und nicht Haut-, Haar- und Augenfarbe. Auch eine Familie von Afrodeutschen mit Jobs der Elite kommt in den Genuss des Elterngeldes, während auch blonde und blauäugige Unterschichtler weniger Geld für die Nachwuchsproduktion erhalten. Sich auf die Biologie zu verlassen ist dann doch nicht angesagt, Erziehung steht an. Und Familien mit Jobs der Elite, so die Vorstellung, können ihren Nachwuchs nicht nur ordentlich versorgen (statt ihn immer nur mit Fast Food vollzustopfen), sondern auch die nötigen Werte - inklusive der Zustimmung zur hiesigen Herrschaft -vermitteln (statt ihn immer nur RTL II glotzen zu lassen) und sich so als die tatsächlichen “Keimzellen des Staates” (Hegel) betätigen. Gegen Ausländer Menschen mit Migrationshintergrund wird hingegen geltend gemacht, dass die ihren Kindern “ihre Kultur” vermitteln und damit auch die Zustimmung zur fremden Herrschaft vermitteln würden, weshalb auch die, selbst wenn die Familien schon seit Generationen hier leben, nichts als Menschenmaterial für Deutschland taugen. Das ist ja der ganze Inhalt der Hetze gegen “Parallelgesellschaften”, “zu Hause wird nicht deutsch gesprochen und das türkische RT II geglotzt”), “Mädchen dürfen nicht zum Schwimmunterricht” etc. pp.

    III) Fußnoten zum konkret-Kongress

    1.a) Karl Held hat mit seiner Bemerkung, dass “die Ausländeranzünderei eine blutige Fußnote des Imperialismus’, der von dieser Nation ausgeht” sei, im Gegensatz zu Dir lysis, weder einen Gegenstandswechsel vorgenommen, noch behauptet, dass deren Kritik deshalb unwichtig wäre. Vielmehr ging es ihm darum, die antideutschen Dichter aufzufordern, sich diese mal korrekt zu erklären, statt sie nur als Bestätigung für den Inhalt ihrer Gedichte zu nehmen, nämlich, dass die Deutschen ja wohl einen “Webfehler” (Wolfgang Pohrt) haben müssten.

    1.b) “Blutige Fußnote des Imperialismus’, der von dieser Nation ausgeht” verweist nicht auf die Unwichtigkeit des Themas, sondern auf die Reihenfolge bei dessen Erklärung. Diese reiße ich aus Zeitgründen nur kurz ab: Deutschland erklärt die anderen Staaten zu imperialistischen Konkurrenten, also zu Gegnern und das nach der Annexion der DDR wesentlich schärfer als zuvor -> damit erklärt sie gemäß nationalrassistischer Logik auch deren Staatsvölker als Träger eines gegnerischen Willens, gegen den es sich durchzusetzen gelten -> als dessen Träger werden auch die hier lebenden Ausländer vorstellig gemacht und damit als Hindernisse für den Erfolg Deutschlands, weshalb Abschiebung und Abschottung anstünden -> dieses Urteil der Politik über sie wird gegen sie von übereifrigen Nationalisten von unten per Anschlägen durchgesetzt, denen die Politik mit der Vollstreckung ihres Urteils über Ausländer nicht konsequent genug ist.

    2.a) Karl Helds Aussagen gibt es hier noch einmal zum Nachlesen - wenigstens das habe ich jetzt endlich wiedergefunden.

    2. b) Wenn ich mich nicht täusch, gibt es irgendwo auch einen Text dazu, der das anlässlich des konkret-Kongresses genauer erklärt, aber den finde ich gerade nicht wieder. Wer ihn findet, soll ihn bitte mal nachtragen.

  9. 9 lysis 04. Oktober 2007 um 15:49 Uhr

    Oh man oh man, ey MPunkt, man kann Leute auch totschwallen. Ich werd meine Zeit jedenfalls nicht darauf verschwenden, deine seitenlange paranoiden Ergüsse zu meinem Dreizeiler noch weiter zu kommentieren. Immerhin enthält der grade mal zwei Aussagen, nämlich:

    1. dass sich die deutsche Bundesregierung die deutsche Jugend als blond und blauäugig vorstellt;
    2. dass die Plakatkampagne für Deutschland wirbt.

    Der Mittelteil ist bereits Polemik (”man fragt sich glatt”).

    So, jetzt möchte ich mal sehen, wo in den beiden Sätzen ein “Fehler” enthalten ist. Und bitte keine seitenlangen Aufsätze, denn die braucht man dafür nicht. Also, was ist an diesen beiden Sätzen falsch?

  10. 10 lysis 04. Oktober 2007 um 17:34 Uhr

    Es ging vielmehr darum, dass sich Linke, wie z.B. Du, gar nicht mit ihrem jeweiligen Gegenstand befassen (dies zu tun ist keine Frage linker Moral, sondern eine von korrekter Wissenschaft)

    *lol*, MPunkt, wer hat dir denn erzählt, dass ich meinen Blog als wissenschaftliches Medium begreife?

  11. 11 Helden Karl 04. Oktober 2007 um 20:26 Uhr

    @Mpunk: “Wenn ich mich nicht täusch, gibt es irgendwo auch einen Text dazu, der das anlässlich des konkret-Kongresses genauer erklärt, aber den finde ich gerade nicht wieder. “

    Meinst du den?

    “[Quelle: Reader zum konkret-Kongress “Was tun?”, 1993, Seite 27f]”

    http://kante.blogsport.de/2006/04/17/3/#comment-82

    @lysis: bring doch mal Gegenargumente statt empörte Zurückweisung. Oder hälst du Sätze über blonde Menschen auf Plakaten schon für Urteile bezüglich der Bundesregierung? Was hast du nur gegen Blonde? *kopfschüttel*

  12. 12 narodnik 04. Oktober 2007 um 20:59 Uhr

    Lysis geht es hier wohl v.a. um Ideologiekritik, d.h. gegen den fröhlich-demokratischen Hurrapatriotismus der so unschuldig daherkommt und mit eben so fröhlich-rotblonden Kindern wirbt. Also Kritik an einem - ob bewußt oder unbewußt - ausgrenzenden Bild des deutschen Staatsbürgers. Es ist also in erster Hinsicht eine Polemik dagegen und keine inhaltliche Auseinandersetzung mit deutschem Imperialismus (was immer das heute auch sein soll).

  13. 13 Helden Karl 04. Oktober 2007 um 21:55 Uhr

    “ausgrenzenden Bild des deutschen Staatsbürgers”

    Wenn ich Mpunkts Kritik verstanden habe, dann ist gerade das seine Kritik daran, nämlich sich neben der Ausgrenzung zwischen deutschen und nicht-deutschen, auch noch mit dem “ausgrenzenden Bild” des deutschen zu befassen. Also, sich mit dem “Stereotyp” (wie Lysis es wohl sagen würde) vom blonden Deutschen überhaupt zu befassen, anstatt sich schlicht zu fragen was denn der Zweck dieser Kampagne ist. Der wird nämlich nicht besser wenn man maximal-pigmentierte abbildet. Denn ist es nicht scheißegal, ob jetzt die Bundesregierung auf reine Blonde setzt oder eher einen auf Multi-Kulti macht? Die Zumutungen liegen doch nicht darin, dass einem das Blond-Deutsche Ideal präsentiert wird, sondern dass das was die Regierung vorhat qua Gewalt und mit bestimmten Zwecken, durch schließlich sowas wie dem Ausländerrecht durchgesetzt wird. Soll man jetzt wirklich die Zumutungen der multikulti Rot-Grünen Regierung zitieren? In den Medien geistert der Witz rum, dass die Leute Reformen, also Zumutungen, leichter fressen, wenn eine sozial-liberale (ich bin mal so frei die Grünen auch so zu subsumieren) Regierung am Werk ist.

    “Hurrapatriotismus der so unschuldig daherkommt”

    Wär doch ganz schön blöd für eine Ideologie wenn sie schuldig daherkommen würde oder? Es gehört doch zu jeder Ideologie, dass sie, weil sie falsch ist, in einem bestimmten Gewand daherkommen muss, in der die Verhältnisse halt nicht so vorkommen wie sie sind, sondern als ideologische Ausmalerei. Insofern ist es überhaupt nicht Ideologiekritik, an solchen Plakaten ausgerechnet die Haarfarbe zu kritisieren. Das lässt nämlich die Ideologie, hier NATIONALISMUS, völlig stehen, und betreibt einen Abgleich mit einem irgendwie noch viel böseren (”rassistischeren”?) Nationalismus. Ganz ehrlich, ich kann dem Nationalismus überhaupt nichts gutes abgewinnen, weshalb mir es egal ist, in welchem Gewand er daherkommt. Der multi-kulti Nationalismus war ja auch was widersprüchliches und existierte deswegen auch nur im Kopf und Selbstbild linker Moralisten. Die haben sich selbst gefeiert dafür dass sie nicht rassistisch unterwegs wären, was für ein Selbstlob. Dieselben Leute haben sich heute doch zu dem Standpunkt hingerobbt, dass die Unterordnung von Ausländern doch kein Thema ist, wenn es der Nation irgendwie dienlich ist.

  14. 14 lysis 04. Oktober 2007 um 23:11 Uhr

    Ich mein, wenn’s darum geht, nachzuweisen, dass ich mir den Zweck der Kampagne gar nicht vorgenommen habe — da hat MPunkt natürlich völlig recht. Ist zwar peinlich, das zuzugeben, aber mir war ob meiner Ignoranz gegenüber sozialpolitischen Diskussionen in der BRD gar nicht klar, dass es darum geht, für ein höheres Renteneintrittsalter zu werben. Ich dachte, es wäre eine Kampagne à la Blüm mit der Botschaft: “Die Rente ist sicher.”

    Aber es ist auch egal, weil es an der Analyse des Bildmotivs und der dahinterstehenden Ideologie überhaupt nichts ändert und sie auch nicht falsch macht. Fakt ist, dass hier Vorstellungen eines ethnischen reinen und idealtypisch “blonden” Deutschtums vermittelt werden, die sich nicht nur aufgrund ihrer Geschichte verbieten, sondern weil sie die Alltagsideologie hinter der Praxis des “Ausländerklatschens” konstituieren.

  15. 15 Helden Karl 05. Oktober 2007 um 0:01 Uhr

    “sondern weil sie die Alltagsideologie hinter der Praxis des “Ausländerklatschens” konstituieren.”

    Würd ich nicht so sehen. Die “Alltagsideologie” und die “Praxis des Ausländerklatschens” konstituiert sich doch wohl eher von dem “Nationalismus der von dieser Nation ausgeht” (Karl Held). Und dieser Nationalismus braucht gar nicht erst zu schauen welches Erscheinungsbild der jeweilige Ausländer hat, sondern bemisst sich am geltenden Recht, also an den gültigen Zwecken die gerade herrschen.

    Wenn schon, dann “verbietet” sich schon das Denken in In und Ausländer, und nicht erst, wo dort ein rassistischer Übergang zur HautHaarFarbe gemacht wird. Wie lautet eigentlich deine Kritik des deutschen Staates/Nationalismusses? So etwas müsste nämlich her, um sich das “Ausländerklatschen” mal zu erklären, um dann auch praktisch was dagegen machen zu können.

  16. 16 mpunkt 05. Oktober 2007 um 8:53 Uhr

    Der Text ist mir zu lang” (Cardigan) ist echt ein blödes Abwürgen von Kritik, lysis. Und weil Begründungen mehr als eine Zeile brauchen, werde ich diese auch nicht auf eine Zeile herunter brechen. (Es würde mich übrigens nicht wundern, wenn Du die Diskussion dann damit abblocken würdest, dass ich gar kein Argument bringen würde.)

    Wenigstens soviel dann aber doch noch: Du “analysierst” da überhaupt nix und das ist auch sehr sachgerecht. Schließlich geht es Dir ja nur darum, Deiner Empörung über diese von Dir als solche ausgemachte Abweichung von der linken Moral (”die sich nicht nur aufgrund ihrer Geschichte verbieten“) Ausdruck zu verleihen und diese von Dir als solche ausgemachte Abweichung von der linken Moral auch der Restlinken zur Empörung vorzulegen. Und eben weil Du genau deshalb nicht ein einziges Argument bringst, kann man Dir auch keine weiteren Fehler nachweisen, sondern nur ausführen, was bei Dir an einer korrekten Kritik der Kampagne alles fehlt, also die gesamte korrekte Kritik der Kampagne.

  17. 17 bigmouth 05. Oktober 2007 um 14:22 Uhr

    Und dieser Nationalismus braucht gar nicht erst zu schauen welches Erscheinungsbild der jeweilige Ausländer hat, sondern bemisst sich am geltenden Recht, also an den gültigen Zwecken die gerade herrschen.

    das ist aber verkehrt. nazis klatschen idR leute, die nicht europäisch aussehen - bevorzugt leute, die sichtbar vorfahren aus afrika oder asien haben, unmd die fragen nicht vorher, ob der evt erfolgreicher it-unternehmer ist, der den standort deutschland nach vorne bringt. da ist eure theorie einfach verkehrt

  18. 18 narodnik 05. Oktober 2007 um 17:42 Uhr

    Ich würde auch mal sagen, daß diese Verengung von Rassismus et cetera auf den STAAT blöde ist. Das ist doch nur noch Ableitungsmarxismus: weil bürgerlicher Staat gleich Rassismus, weil Staatszweck gleich Antisemitismus, weil Staat gleich Kapitalismus… mit sowas kann man alles erklären.

  19. 19 Helden Karl 05. Oktober 2007 um 20:37 Uhr

    “mit sowas kann man alles erklären.”

    Deine argumentlosen Kommentare kann man damit z.B. nicht erklären. Die sind wahrscheinlich auf deine Denkfehler zurückzuführen.

    @bigmouth: das ist doch kein Widerspruch zum Gesagten. Der Rassist von dem du sprichst, hat schon den Übergang gemacht zum rassistischen Urteil. Dieser Übergang ist nicht zwingend würde ich mal sagen. Ein Nationalist der seine Nation im Schaden sieht, könnte z.B. zu solch einem Urteil kommen. Es ist die Beliebigkeit dieser Sorte politischen Urteilens. Ich meine den Rassisten, der seine merkt dass seine Nation nicht vorankommt, und das als ein MANGEL der eigenen Rasse deutet gibts ja nicht.

    Übrigens gab es ja auch mal die Warnung der Politik man solle nicht so rassistisch gegenüber ausländischen Fachkräften sein, weil die dann ausbleiben. Politiker die so reden, und der Rassist von dem wir sprechen, unterscheiden sich also nur in der Beurteilung des Nutzen für den Staates.

    Ich zitier mal aus dem Staatsbuch der Ableitungsmarxisten:

    “Wenn es Faschisten gelingt mit der Mehrheit der enttäuschten Staatsbürger die Macht zu ergreifen, präsentieren sie dem Volk die Inkarnation seines einheitlichen, weil von seinen Interessen absehenden Willens. Der Führer lässt sich ebenfalls akklamieren, allerdings nicht als Vollstrecker von Interessen - er ist das personifizierte Ideal, die Nation. Das unterstellt freilich, dass der Materialismus aus der Politik verschwunden ist, weswegen nicht nur Juden in den KZs verschwanden.”

  20. 20 Fritz 05. Oktober 2007 um 22:43 Uhr

    “Dieser Übergang ist nicht zwingend würde ich mal sagen.”

    Tja - wenn er nicht zwingend ist, kann der genannte auch kein Grund sein - allenfalls eine Bedingung der Möglichkeit (und selbst der Beweis dürfte schwer zu erbringen sein; schließlich gibts durchaus Gruppen, die zwar rassistisch, aber nicht unbedingt nationalistisch Auftreten - wer zum Beispiel die Vorherrschaft der “weissen Rasse” sichern will hat damit schon einen nicht-nationalistischen Standpunkt drauf). Das fadenscheinige beim Versuch, alles auf “Nationalismus” zurückzuführen besteht eben darin, völlig zu ignorieren, welche Bezugsgruppe da im Niedergang gesehen wird.

    “Das unterstellt freilich, dass der Materialismus aus der Politik verschwunden ist, weswegen nicht nur Juden in den KZs verschwanden.”
    Wie hart - wenn die Politik also materialistisch geblieben wäre, wären nur Juden vergast worden.
    Die Begründung zu dieser These würde mich mal interessieren - oder lieber doch nicht; denn wenns ‘nen Grund hätte, wäre es ja “notwendig”…

  21. 21 lysis 06. Oktober 2007 um 5:01 Uhr

    @mpunkt: erstens ist es quatsch, von einem blog zu verlangen, dass er den lieben langen tag nichts als analysen liefert. so magst du den zweck deines blogs auffassen, ich tu’s nicht. ich hab nie in anspruch genommen, dass dieser dreizeiler eine analyse wäre. analysen sind bei mir i.d.r. als solche gekennzeichnet, u.a. hab ich dafür eine eigene kategorie. ich erlaube es mir aber auch, simple informationen weiterzureichen, hinweise zu geben oder sogar nur für unterhaltung zu sorgen. es ist deshalb einfach grotesk, den sachfremden anspruch einer analyse an einen blogeintrag heranzutragen, der das überhaupt nicht für sich reklamiert hat. ich schreib analysen, das weißt du sehr wohl, nur mit denen setzt du dich gar nicht auseinander!

    zweitens wirfst mir vor, dass ich mich auf moralische prämissen stütze. na und? der vorwurf zieht doch überhaupt nur, wenn man, wie der GSP, ein unwerturteil über moralische argumentationen ausgesprochen hat. du weißt doch aber sehr genau, dass ich diese haltung gar nicht teile. man kann das verhungern von millionen leuten, von dem man selbst nicht betroffen ist, nicht anders als moralisch kritisieren, denn eigentlich könnte es einem auch gleich sein, wenn’s nur um den eigenen nutzen geht. und man kann, ohne ein moralische überzeugung zu unterstellen, auch nicht erklären, warum sich leute wie huiskens, obwohl sie eine gutbezahlte professorenstellung haben, noch als kommunisten sehen, obwohl das mit ihrer klassenlage gar nichts zu tun hat und sie eigentlich nur nachteile dafür kassieren. ich halte es daher für zwanghaft, die eigenen moralischen interessen und motive zu leugnen, weil ohne die wär man besser beraten, karriere zu machen statt über den bösen kapitalismus zu bloggen, von dem man genau ahnt, dass er einem noch bis zum lebensende erhalten bleiben wird.

  22. 22 tee 06. Oktober 2007 um 5:30 Uhr

    man kann das verhungern von millionen leuten, von dem man selbst nicht betroffen ist, nicht anders als moralisch kritisieren, denn eigentlich könnte es einem auch gleich sein, wenn’s nur um den eigenen nutzen geht.

    gewagte these, zumindest auf dem blog eines materialistischen antimoralisten, wie ich mpunkt einschätze. sein idealismus dürfte eher der sein, dass wenn alle (logisch) richtig handeln auch keine interessen geschädigt werden.
    (dass dabei zweifelsohne der komplexität gesellschaftlicher und v.a. ökonomischer verpflechtungen nicht rechnung getragen wird, ist eben die grauzone, in der ein moralismus notwendig einsetzen muss. tut er’s nicht, würden in praktischer umsetzung dieser antimoralischen theorie genau in dieser grauzone wieder interessen geschädigt.)

    das ganze wäre meiner meinung nach mal eine gesonderte debatte wert …

  23. 23 Neoprene 06. Oktober 2007 um 8:07 Uhr

    zu “man kann das verhungern von millionen leuten, von dem man selbst nicht betroffen ist, nicht anders als moralisch kritisieren”

    Das ist ein Argument, das sicherlich eines der häufigsten ist, mit dem Leute, die sich eingerichtet haben, Kritik daran abzuwehren versuchen. Das geht ja bis hin zu Behauptungen, daß es den Menschen noch viel zu gut gehe, als daß sie auf andere Gedanken kommen könnte.

    Der Kern des Arguments scheint mir der bodenlose Relativismus zu sein, der da drin steckt: Erst wenn man kurz vor dem Tode steht, hat man handfeste Gründe gegen das systematische Elend zu sein, das einen soweit gebracht hat. Vorher, als man nur ein armer Schlucker war, da hatte man natürlich überhaupt keine Grund fürs Aufmotzen. Nicht umsonst wird sowas besonders gerne bebildert mit den Leuten, denen es relativ gemessen besser geht: Ein Professor in der BRD, was könnte denn dem schon durch den Kopf gehen, daß der auf dumme Gedanken kommt, der muß ja verrückt sein, wenn der Kommunist wird! Schon wegen seiner Beamtenpension sollte der sich doch eigentlich am Riemen reißen. Womit man schon ein ganz kleines Argument dafür hat, daß es ja in dieser kapitalistischen Gesellschaft erstens eh keine Selbstverständlichkeit ist, daß es einem auch zukünftig so relativ gut geht, wie es einem gerade geht. Und weil dies eine wehrhafte Demokratie ist, kann es einem zukünftig auch mächtig schlechter gehen, wenn man sein Urteil über seine Lage in die falsche Richtung entwickelt.

    Man kann aber wie eine andere Generation früher, auch einfach nur das Pech haben, daß eine Inflation einem die ganze schöne zusammengesparte oder ehedem versprochene Zukunft zerhaut. Und wenn man auf die ganz große Pauke hauen will, kann man ja auch darauf hinweisen, daß es letztlich immer droht, für die anspruchsvollen Ziele “seiner” Nation in einem kriegerischen Projekt verheizt zu werden. Im Bunker sitzend haben deutsche Professoren genauso gezittert wie Arbeitslose.
    Es ist übrigens eine weitere grundelgend falsche Auffassung, die auf der gleichen Grundlage basiert, daß es den Leuten erst noch schlechter gehen muß, damit die endlich “echte” Gründe” für ein aufbegehren hätten und dann auch endlich tatsächlich aufbegehren würden. Per se wird man aus Schaden genausowenig klüger, wie einem ein Urlaub in der Toskana das richtige Denken verunmöglicht.

  24. 24 Neoprene 06. Oktober 2007 um 8:35 Uhr

    zu “von dem man selbst nicht betroffen ist”

    Das ist die Haupthürde: Der Nachweis, daß das Elend anderer, der Schaden, den die reingewürgt bekommen, ein systematischer ist, der von dem gleichen System bestimmt ist, dem auch ich unterworfen bin, und das auch mich schädigt oder schädigen wird.

    Man muß da ja gar nicht bis nach Afrika schauen, um sich als Nichtbetroffener zu definieren: Zu Zeiten der Vollbeschäftigung in Westdeutschland galt Lohnarbeitern ihre Existenz als gesichert, denn die paar, die arbeitslos wurden, hatten eben selber schuld. Diese Sicherheit, daß es einem grundsätzlich gut geht, wenn man einen Job hat, ist zwar vielen Menschen mittlerweile vergangen, weil ja unsicher geworden ist, wie lange das noch so “gut” geht, sie weisen aber immer noch zurück, daß dieses hiesige Massenelend systematisch zur Lohnarbeit dazu gehört und haben höchstens moralisch Symphatie für die Arbeitslosen und Hartz-IVler.

  25. 25 Ware 06. Oktober 2007 um 12:27 Uhr

    @tee

    gewagte these, zumindest auf dem blog eines materialistischen antimoralisten, wie ich mpunkt einschätze. sein idealismus dürfte eher der sein, dass wenn alle (logisch) richtig handeln auch keine interessen geschädigt werden.

    Vorsicht. Das kannst du nicht als Grund, für alle die den Kapitalismus nicht mögen, generalisieren. Wenn du den wirklichen Grund geschädigter Interessen meinst zu kennen, und deswegen diesen auch zusammen mit den geschädigten Interessen abschaffen willst, hat das nicht unbedingt was mit Moral zu tun. Ein geschädigtes Interesse und seinen Grund muß ich ja nicht gerade notwendig in es selbst, und ein Ideal von sich verdoppeln, um es abschaffen zu wollen. Das geschädigte Interesse spricht für sich, wenn ich den wirklichen, materiellen Grund für dieses gedanklich rekonstruieren will. Auch wenn die Sache selbst und seine Beurteilung notwendig auseinanderfallen müssen. Wenn einer z.B. sagt Kapitalismus ist Ausbeutung, will ich sehen, dass der trotzdem in seiner Beurteilung des Kapitalismus zum Schluss kommen wird, finde ich trotzdem gut. Du hingegen verwechselst eine ideelle, und deswegen verkehrte, moralische Beurteilung mit einer korrekten Beurteilung der Sache selbst. Kann aber nicht sein, weil beide Bestimmungsformen einer Sache sich gegenseitig notwendig ausschließen müssen.

    Geradezu fatal wiederum wird es wiederum, wenn die Form logischer Konsistenz des Denkens( Menschen folgen ihren Interessen), als Anspruchshaltung des Denkers gegenüber einer Beurteilung anstehenden Sache, gedanklich materialisiert werden soll (Vorurteil, der Staat verhindert gewaltsam die nötige Realisierung eigener Interessen). Kann ja sein dass gerade die Sache selbst zu logischen Inkosistenzen und Widersprüchen der Urteilsbildung führt, zu menschlichen Fehlschlüssen, die dann aber im nachhinein gedanklich rekonstruiert werden können.

  26. 26 lampeAN 06. Oktober 2007 um 13:49 Uhr

    Das was lysis hier mit moralisch meint würde ich eher als “empörung” verstehen. und das ist ja auch nicht falsch. du kannst dich jeden tag über den mist hier empören und aufregen, klar ist das alles ein “skandal” was sich die menschen gegenseitig antun. nur damit ist halt wie gesagt noch nichts gewonnen, sondern es kommt letzlich immer auf die erklärung für das unheil an, was einem wiederfährt. z.B. geht der john holloway mit seiner konstruktion des “schrei” da genau so fehl. den interssiert es gar nicht was sich die leute denken wenn sie ihren schaden erfahren, sondern der freut sich allein schon, dass die überhaupt unzufrieden sind und ihre unzufriedenheit irgendwie äußern. also wenn “eine million leute auf die straße gehn ist das schonmal immer erstmal ne gute sache” warum und aus wmoral auch gar nicht leugnen, die gibt es - auch bei den Leuten den vom GsP - nur die taugt halt wirklich nicht zum Erkenntnisgewinn.
    Ich mein wär schon ne lustige Szene, wenn mal ne Ische von nem GSP-Kater Schluss macht und der ihr dann versucht zu erklären, dass das ja nicht richtig ist - sie einen Fehler macht - weil das gegen dem sein Interesse ist, wenn’s jetzt keine Schmuserei mehr gibt … ;)

  27. 27 lampeAN 06. Oktober 2007 um 13:50 Uhr

    irgendwie hat der das was gelöscht:

    (warum und aus was für Gründen die das dann machen, interessiert den gar nicht. ich will Moral…)

  28. 28 Ware 06. Oktober 2007 um 14:13 Uhr

    @lampeAN

    und das ist ja auch nicht falsch. du kannst dich jeden tag über den mist hier empören und aufregen, klar ist das alles ein “skandal” was sich die menschen gegenseitig antun.

    Sagen freilich tut Lysis was anderes. Nicht das Menschen als Menschanmaterial im Dienste für das Kapital ihr Leben verschleißen müssen ist sein/ihr Problem, sondern die Haar- und Augenfarbe der plakatierten Menschen. Aber wenn ich schon damit ein Problem habe, dass Menschen im Dienste für das Kapital Lebenslang verschlissen werden sollen/müssen, dann komme ich nie und nimmer auf die Idee mich darüber aufzuregen dass bloß blondfarbige bzw. blondaugige Leute verschlissen werden sollen. Umgekehrt umgekehrt. Diese sind ja gerade das Material der Verschleißung, auf die Nation und Kapital zurückgreifen müssen, damit das Wachstum des Kapitals auch in Zukunft vorankommen soll. Sind ja die Staatsbürger die dafür in Frage kommen und nicht jodelnde Schweizer, die mit Deutschland sowieso nichts am Hut haben können.

  29. 29 Helden Karl 06. Oktober 2007 um 14:36 Uhr

    “Ich mein wär schon ne lustige Szene, wenn mal ne Ische von nem GSP-Kater Schluss macht und der ihr dann versucht zu erklären, dass das ja nicht richtig ist - sie einen Fehler macht - weil das gegen dem sein Interesse ist, wenn’s jetzt keine Schmuserei mehr gibt …”

    Hehe, es wäre aber nur dann ein Fehler, wenn er beweisen könnte, dass es auch in ihrem Interesse wäre, die Beziehung fortzuführen (und sie DESHALB einen Fehler macht). Deshalb ist auch gar nicht notwendig moralisch/altruistisch gegen den Hunger der Millionen einzutreten. Während es im ersten Fall der Beziehung, schwer bis unmöglich ist zu beweisen dass sie doch ein Interesse haben müsste an der Beziehung, wo sie grad keine Lust mehr hat, ist es im Fall des Kapitalismusses einfacher, weil es nicht seine BegriffsBestimmung ist, in der Lust und Laune der Leute aufzugehen. Sondern Güter für Menschen zu produzieren. Und was das angeht, muss sich die Ekrlärung gar nicht nur auf das Umfeld der eigenen Lebensbereiche zurücknehmen. Mal ganz abgesehen davon dass wir einen global entwickelten Kapitalismus haben.

  30. 30 Fritz 06. Oktober 2007 um 15:11 Uhr

    “Hehe, es wäre aber nur dann ein Fehler, wenn er beweisen könnte, dass es auch in ihrem Interesse wäre, die Beziehung fortzuführen”

    Das Argument wäre ja mit “Ich baller dir sonst ganz kräftig eine” schnell gefunden - und dann?

  31. 31 dayan 06. Oktober 2007 um 16:40 Uhr

    @ MPunkt

    Du könntest diesem Arschloch Fritz (aka fischersfritz, fotzenfritz, fischmehlfabrik, fifi, ff, neuerdings auch biobio …) eigentlich mal das Maul stopfen, indem du Kommentare solchen Kalibers wie oben in Zukunft kommentarlos löschst.

  32. 32 Helden Karl 06. Oktober 2007 um 17:39 Uhr

    @Fritz: das wäre dann keine Beziehung mehr sondern Zwang.

  33. 33 Neoprene 06. Oktober 2007 um 17:45 Uhr

    Ach Helden Karl, als wenn der auf Argumente aus wäre!

  34. 34 dayan 06. Oktober 2007 um 20:14 Uhr

    @ Neoprene

    So isses! Jemand, der (in einem anderen Blog) an die Adresse des GS davon schwadroniert, dass “bornierte Unbildung & herrschende Ideologie fruchtbaren Boden für Vernichtungswahn im Namen des gesunden Volksempfindens bereiten.”, der Anno 2007 seine Mitmenschen mit der Parole “Zerschlagt die Marxistische Gruppe! Die MG ist eine antikommunistische Sekte gegen Wissenschaft und für Denkverbote” belästigt, der im KF auch schon mal offen bekannt hat, dass Hass der Beweggrund seines Handelns ist, der ist doch im Leben nicht auf Argumente aus, sondern schreibt dann auch schon mal solche Drohmails.

    Insofern würde ich empfehlen, sich vor diesem Menschen wo möglich zu schützen, sein Gegeifer wie o.a. zu entsorgen und ihm ansonsten noch den guten Rat geben, mal einen Blick in die Gelben Seiten (unter A wie Ärzte) zu werfen.

  35. 35 Fritz 06. Oktober 2007 um 21:48 Uhr

    @Helden Karl: Mag sein, dass das Zwang ist - aber leider einer, der denkbar und zum Teil sogar Realität ist. Die Faktizität solcher Fälle zeigt, dass der Mensch zuweilen abgründig frei handelt - da wird dann halt als letztes Argument Faust zitiert…

    @dayan und Neoprene: Das Denkverbot stellt ihr hier ja anschaulich unter Beweis - schon amüsant, wie leicht linke Moralisten ausrasten; vor Leuten wie euch kann man echt Angst haben.
    Mit ff etc. hab ich aber trotzdem nichts zu tun.

  36. 36 Django 06. Oktober 2007 um 22:05 Uhr

    @ dayan

    Deine Räuber-und-Gendarm-Spielchen sind übrigens auch ziemlich argumentfrei.

    @ Fritz

    Tja - wenn er nicht zwingend ist, kann der genannte auch kein Grund sein - allenfalls eine Bedingung der Möglichkeit (und selbst der Beweis dürfte schwer zu erbringen sein; schließlich gibts durchaus Gruppen, die zwar rassistisch, aber nicht unbedingt nationalistisch Auftreten - wer zum Beispiel die Vorherrschaft der “weissen Rasse” sichern will hat damit schon einen nicht-nationalistischen Standpunkt drauf).

    Für deine steile These werden sich schwerlich Belege finden lassen. Nenn mir doch nur eine rassistische Organisation oder nur einen einzelnen Rassisten, der nicht nur gegen die aktuelle Regierungspolitik sondern prinzipiell gegen die eigene Nation aufgetreten ist. Nehmen wir nur mal den Ku-Klux-Klan, bekanntlich ein Verein, der u.a. “die Vorherrschaft der weißen Rasse sichern” wollte: Damit lehnte er sich doch genau an die offizielle Politik an, welche die Vereinigten Staaten bis zum Amerikanischen Bürgerkrieg vertreten und diese groß gemacht hat. Diese Rassisten sahen in der Emanzipation der Schwarzen einen Rückschritt, der eine Schwächung ihrer Nation nach sich zieht - und nicht nur darin:

    Eine geheime Versammlung der Klanmitglieder 1867 in Nashville (Tennessee) verabschiedete die Grundsätze der Organisation: Sie bekundeten ihre Loyalität gegenüber der Verfassung der Vereinigten Staaten und der Regierung, und sie betonten die Entschlossenheit des Klans, “die Schwachen, die Unschuldigen und die Wehrlosen zu schützen”; den Geschädigten und Unterdrückten zu helfen; den Leidenden beizustehen”. Die Versammlung gab dem Klan die Bezeichnung “Unsichtbares Reich” (Invisible Empire) …

    Alle einheimischen, weißen, protestantischen Männer ab 16 Jahren konnten Mitglied werden. Schwarze und Katholiken waren ausgeschlossen und wurden zunehmend zum Ziel der Diffamierung und Verfolgung durch den Klan. Bis 1920 hatte die Gesellschaft wenig Einfluss. Nach dem 1. Weltkrieg, in einer Zeit wachsender wirtschaftlicher Probleme und politischer und sozialer Unruhen, stieg die Mitgliederzahl des Klans vor allem in Städten rasant an …

    Der Klan predigte überall vehement die weiße Überlegenheit, konzentrierte seine Angriffe aber außerdem auf alles, was er als fremd und als Außenseiter ansah. Er attackierte besonders die katholische Kirche, da sie nach Auffassung des Klans die traditionellen amerikanischen Werte bedrohte. Alle Nichtprotestanten, Fremden, Liberalen, Gewerkschafter und streikenden Arbeiter wurden als subversiv gebrandmarkt.

    Aus Microsoft Encarta Enzyklopädie

  37. 37 Fritz 06. Oktober 2007 um 22:20 Uhr

    “der nicht nur gegen die aktuelle Regierungspolitik sondern prinzipiell gegen die eigene Nation aufgetreten ist”

    Das brauche ich gar nicht - es sei denn, du wertest alles, was kein “dagegen” ist als “dafür” - was auch wieder des Nachweises bedürfte, dass es keine “Neutralität” geben kann.
    Nebenbei kannst du mal versuchen, den Nachweis zu erbringen, dass die “ihre” Nation nicht nur als Mittel zum Zweck gebrauchen wollen…

  38. 38 Helden Karl 06. Oktober 2007 um 22:45 Uhr

    “Die Faktizität solcher Fälle zeigt, dass der Mensch zuweilen abgründig frei handelt - da wird dann halt als letztes Argument Faust zitiert…”

    Was für ein unermesslicher Quatsch! Die “Faktizität” solcher Fälle zeigt, dass Beziehungen in der bürgerlichen Welt bisweilen auf Abhängigkeiten beruhen, die letztlich durch das Recht in Kraft gesetzt sind und manchmal von den Bürgern versubjektiviert werden. Woher soll denn sonst der Maßstab kommen, dass die Frau gefälligst ihm zu gehören habe. Von “DEM” Menschen?

    Wenn schon, dann ist es die Faust bürgerlicher Verhältnisse, und nicht die “DES” Menschen……

    Zu der Sache mit der weissen Rasse: du tust so als gäbe es eine solche Position in dieser Welt. Leute die sich als Rassentheoretiker aufspielen, wollen aber nur eine Ideologie für ihr Zustandekommen herbeibasteln. Dieses sehen sie, wie passend, in einer ihrer Organisationen, und da beziehen sie sich dabei auf ihren Staat. Warum gibt es keinen “Weissen” der die Vorherrschaft der Schwarzen fordert.

    @lysis: “ist es quatsch, von einem blog zu verlangen, dass er den lieben langen tag nichts als analysen liefert”

    Hast du Mpunkts Beitrag nicht gelesen? Zitat: “Du “analysierst” da überhaupt nix und das ist auch sehr sachgerecht. Schließlich geht es Dir ja nur darum, Deiner Empörung…”

    Du musst doch merken, dass unabhängig vom Maßstab der Analyse, hier das Urteil gefallen ist, dass du Quatsch erzählst auf deinem Blog (”Aufnordung Deutschlands”). Dann ist es komisch, wie du deine Rede verteidigst. Als ob die Form den INhalt durchstreichen würde. Auch und erst recht ein Witz, der meinetwegen “nur” der Unterhaltung dient, hat einen Inhalt. Damit tust du aber glatt so, als wären hier keine Argumente bezüglich deiner Fehler gefallen. Denn ein Zugeben von Fehlern, sollte dieses “war doch sowieso keine Analyse” wohl nicht sein?

  39. 39 Fritz 06. Oktober 2007 um 23:12 Uhr

    “Woher soll denn sonst der Maßstab kommen, dass die Frau gefälligst ihm zu gehören habe.”
    Ich habe nur auf deine quasi-Frage geantwortet.

    “Wenn schon, dann ist es die Faust bürgerlicher Verhältnisse, und nicht die “DES” Menschen……”
    Dann waren vorbürgerliche Verhältnisse also gewaltfrei?

  40. 40 Helden Karl 07. Oktober 2007 um 0:37 Uhr

    “Ich habe nur auf deine quasi-Frage geantwortet.”

    Hat diese Aussage irgendeine Bedeutung? Welche Frage soll ich dir gestellt haben?

    “Dann waren vorbürgerliche Verhältnisse also gewaltfrei?”

    Ich hab ehrlich gesagt deine Taschenspielertricks - das Gesagte nehmen, den Inhalt schön durchstreichen, ein “non” anhängen, und versuchen die Aussage argumentlos ad absurdum führen - satt. Ja genau, nicht-bürgerliche sind gewaltfrei, weil bürgerlich gewaltreich ist. Die Gewalt hat ja keinen Inhalt dem sie sich verdankt, nicht?….

  41. 41 lysis 07. Oktober 2007 um 1:29 Uhr

    Das ist die Haupthürde: Der Nachweis, daß das Elend anderer, der Schaden, den die reingewürgt bekommen, ein systematischer ist, der von dem gleichen System bestimmt ist, dem auch ich unterworfen bin, und das auch mich schädigt oder schädigen wird.

    Ja, aber den Umweg brauch ich nicht. Ich muss mir, wenn ich Mike Davis, “Die Geburt der Dritten Welt” lese — was ich gerade tue —, nicht permanent vor Augen führen, dass das System, an dem Ende des 19. Jahrhunderts 50 Millionen Menschen verreckt sind, ja auch mich schädigt, um mich darüber empören zu können. Und Leute, die so kaltschnäuzig sind, die Beschäftigung mit Massenelend erst vor sich selber und mit ihrer eigenen Interessenlage rationalisieren zu müssen, können mir eigentlich auch gestohlen bleiben.

    Aber eben diese Kaltschnäuzigkeit steckt halt auch hinter dem Beitrag von “Ware”, der rassistischen Totschlag kurzerhand als Epiphänomen vom Tisch fegt, weil er davon nicht betroffen ist, und stattdessen Leute ermahnt, sich lieber mal den Verschleiß durch Arbeit vorzunehmen, weil das eine Angelegenheit ist, die ihn auch selber angeht.

    Die ganze Hetze gegen Feminismus, Antirassismus usw., die ja so manchen GSP-Blog durchzieht — da geht’s ganz klar um eine Hierarchisierung dessen, was als thematisierenswert gilt und was nicht. Das sagt ja z.B. auch der Begriff “Fußnote” aus, den Karl Held in bezug auf die Ausländeranzünderei gebraucht hat. Fußnote heißt nicht etwa, wie MPunkt meint, dass das etwas wäre, was in der Erklärung erst ganz hinten kommt, weil es so viele Ableitungsschritte voraussetzt. Fußnote heißt, man könnt’s auch weglassen, weil’s einfach nicht so wichtig ist und aus der Sache nur herausführt. Das ist jedenfalls das, was ich in eine Fußnote packe!

  42. 42 Ware 07. Oktober 2007 um 11:27 Uhr

    Aber eben diese Kaltschnäuzigkeit steckt halt auch hinter dem Beitrag von “Ware”, der rassistischen Totschlag kurzerhand als Epiphänomen vom Tisch fegt, weil er davon nicht betroffen ist,

    Hehe, mit einem auslänischedn Pass kann ich durchaus immer mal wieder davon betroffen sein. Aber auch das ist bestimmt kein Argument dafür, dass ich, bzw. meine ausländischen Mitbürger, sich richtige Argumente über rassistische Übergriffe sich einleuchten lassen müssen. Denn immerhin müssen wir uns über die Ursachen unserer Betroffenheit erst richtige Gedanken machen, und über den Grund unserer Betroffneheit richtig nachdenken. Aber gut, ein Hetzprediger wie du weiss, in seiner unermesslichen Kaltaschnäzuigkeit, immer wann er mit einer Beschipfung Leute ins abseits stellen soll. Da ist ihm auch ein “rassistischer Totschlag” grade gut genug um als Hetzprediger in Erscheinung treten zu dürfen.

  43. 43 Helden Karl 07. Oktober 2007 um 11:33 Uhr

    Das muss man sich mal vor Augen führen: eben war noch der Vorwurf, GSPler würden nicht zugeben, im Gegensatz zu Lysis, dass ihre Kritik moralisch ist. Dann kommen Argumente warum sie das nicht ist und sein braucht. Jetzt heisst der Vorwurf, sie wären kaltschnäuzig, *weil* sie nicht gemäß linker Moral sich mit alles solidarisieren, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist. Mit anderen Worten, weil sie nicht moralisch ist.

    Die Moral von dieser Geschichte ist wahrscheinlich, dass wer sich ein Feindbild aufgebaut hat, den Grund für die Feindschaft immer neu aussuchen kann. Schade dass es hier keine Kotz-Smileys gibt.

  44. 44 Django 07. Oktober 2007 um 15:22 Uhr

    @ Fritz

    “der nicht nur gegen die aktuelle Regierungspolitik sondern prinzipiell gegen die eigene Nation aufgetreten ist”

    Das brauche ich gar nicht - es sei denn, du wertest alles, was kein “dagegen” ist als “dafür” - was auch wieder des Nachweises bedürfte, dass es keine “Neutralität” geben kann.

    Nun hatte ich dir aber ausgerechnet typische Exemplare von Rassisten vorgeführt, nämlich den Ku-Klux-Klan, die sich mit ihrem Rassenhass ausdrücklich auf die Nation beziehen, hier auf die Verfassung und die traditionellen Werte Amerikas. Ihr Bezug aufs nationale Wesen und Genesen geschieht in einer sehr berechnenden Weise, nämlich in der Sorge darum, dass ihr Vaterland nichts von seiner politisch-ökonomischen Stärke einbüßt, sprich, nicht in der internationalen Konkurrenz abstinkt.

    “America, you’re beautiful” - und noch beautifuller ohne Neger. Der Mohr hat seine Schuldigkeit (seine Arbeit) getan, der Mohr kann gehen. Als Sklaven, als Baumwollpflücker für ein wenig Kost und Logis, waren die gekidnappten Afrikaner noch gut für die eh nicht besonders begehrten Niedriglohnarbeiten. Als gleichberechtigte Mitbürger werden sie zu unliebsamen Mitbewerbern um Wohnraum und Arbeitsplätze. Ihr Zustrom auf den freien Markt erhöht in der Tat den Konkurrenzdruck auf alle mittellosen Leuten.

    An der Stelle kommt der Rassismus ins Spiel. Die verunsicherten Bürger, die sich nicht nur in der gebeutelten Unterschicht sondern insbesondere auch in der von Aufstieg und Niedergang geschüttelten Mittelschicht aufhalten, suchen in ihrer Not den schwarzen Mann, die Judensau, den Sündenbock für das, was falsch läuft in ihrer Nation, jener Zwangsgemeinschaft, die das Ideal einer freiwilligen Vereinigung zum Wohl und Gedeih aller pflegt, darüber vergessen will, dass auf dem freien Markt alle Beteiligten einander Feind sind, und unterstellt, dass alle anderen Nationen den Verderb oder Untergang verdient haben.

    Wie geschieht der beinahe notwendige Übergang des Nationalisten zum Rassisten? Im Regelfall wirst du mit der Geburt ein Bürger deiner Nation, die Einbürgerung ist der Ausnahmefall, der schon von daher verdächtig macht als außenstehend. Festzuhalten ist, die Staatsangehörigkeit wird rechtlich übertragen und nicht genetisch, also qua Staats- und nicht via Naturgewalt. Das kann für einen “überzeugten” Nationalisten nicht so stehen bleiben, dahinter muss mehr stehen - ein geschichtlicher Ursprung, der die Vorstellung einer freiwilligen Gemeinschaftlichkeit begründet.

    Und diese Frage drängt sich nicht zufällig auf in Zeiten von Krisen, wo die Ausbeutung sich soweit erschöpft hat, dass viele kleine Selbstständige pleite gehen und viele Lohnabhängiger vor die Tür gesetzt werden. Diese “Freigesetzten” fühlen sich verraten, immerhin sind sie Insassen einer Anstalt, in der sie zwangseingewiesen wurden, die aber das Bild vor sich her trägt, dass sich alle aus freiem Willen darin befinden und dass diese Institution überhaupt nur existiert, damit alle in ihr Hausenden anständig versorgt werden. Entweder kommt man zu dem Schluss, dass der Zweck dieser Einrichtung ein anderer ist, oder man macht überflüssige Kostgänger aus, die einem die Butter vom Brot nehmen, obwohl sie eigentlich nicht dazu gehören. Im letzteren Fall kommen Rassisten hinten raus, die aber immer vom Nationalismus herkommen, der diese Rechnung überhaupt erst aufmacht.

    Die Linken gehen mit ihrer Kritik gegen die Rechten ähnlich falsch ran an den eigentlichen Gegenstand wie die Nationalisten mit ihrer Begeisterung dafür. Nationalismus ist eben nicht das selbe wie die Nation an sich; also die verbreitete Vorstellung darüber ist nie und nimmer das selbe wie das Gewaltverhältnis selbst. Was also die Nazis, ob sie nun deutsche sind, oder türkische, oder amerikanische, gibt’s ja alles, sich jeweils unter dem Inbegriff einer Nation ausmalen, hat sehr wenig mit dem zu tun, was Nationen sind und auch nicht damit, was sie jemals waren. Das Musterbild, auch jenes extreme, das die Nationalsozialisten sich zusammengekleistert haben, ist keine Bestimmung des Zweckes einer Nation, das politisch-ökonomische Oberkommando über eine geografisch abgesteckte Region zu erlangen, und auch auch keine Bezeichnung ihrer Mittel, welches sich aus möglichst viel an willfährigen Untertanen, schlagkräftigen Waffen und anerkanntem Geld zusammensetzt.

    Nebenbei kannst du mal versuchen, den Nachweis zu erbringen, dass die “ihre” Nation nicht nur als Mittel zum Zweck gebrauchen wollen…

    Die Nation zu seinem Mittel machen, das mag sich mancher Untertan einbilden, aber das ist, in Anlehnung an Brecht, als ob der Wurm zum Fischer sagt: “Wolln wir nicht angeln gehn?”

  45. 45 Fritz 08. Oktober 2007 um 10:51 Uhr

    @HK:
    “Hat diese Aussage irgendeine Bedeutung? Welche Frage soll ich dir gestellt haben?”
    Diese hier:
    “Hehe, es wäre aber nur dann ein Fehler, wenn er beweisen könnte, dass es auch in ihrem Interesse wäre, die Beziehung fortzuführen (und sie DESHALB einen Fehler macht).”

    Die Bedeutung der Aussage in ihrem Kontext würde ich übrigens höchstens unter vier Augen diskutieren.

    @django:
    “Was also die Nazis, ob sie nun deutsche sind, oder türkische, oder amerikanische, gibt’s ja alles, sich jeweils unter dem Inbegriff einer Nation ausmalen, hat sehr wenig mit dem zu tun, was Nationen sind und auch nicht damit, was sie jemals waren.”
    Also sind Rassisten Nationalisten, die sich nur deshalb nicht so nennen und ihr Programm danach ausrichten, weil sie einen falschen Begriff von “Nation” haben?

    “Die Nation zu seinem Mittel machen, das mag sich mancher Untertan einbilden, aber das ist, in Anlehnung an Brecht, als ob der Wurm zum Fischer sagt: “Wolln wir nicht angeln gehn?””
    Das mag ja schon sein, nur gehst du halt komischerweise davon aus, dass Rassisten in ihren Überlegungen keine Fehler machen könnten.

  46. 46 Der Nörgler 08. Oktober 2007 um 19:14 Uhr

    Ich halte Mitleid eigentlich für ein ziemlich materialistisches Motiv. Und überhaupt kann es ja Jede/n treffen - Krise, Krieg, Kriminalität, Terrorismus, Naturzerstörung…, selbst ein Multimilliardär ist nicht vor allem sicher.

  47. 47 Django 09. Oktober 2007 um 14:53 Uhr

    @ Fritz

    Falsches Bewusstsein sind all diese Ideologien sowieso, bei Nationalisten besteht es in einer mehr oder weniger großen Affirmation der vorgefundenen Gesellschaftsverhältnisse. Der Kardinalfehler ist, geltendes Recht und die zu seiner Durchsetzung erforderliche Gewalt für eine naturbedingte Notwendigkeit zur Organisation gesellschaftlichen Lebens zu erachten und nicht einfach als adäquates Herrschaftsinstrument zur Aufrechterhaltung der ökonomischen Widersprüche wahrzunehmen.

    Aber aufgemerkt, um das ganz klar festzuhalten: Der Fehler ist nicht unlogisches Denken, sondern seine gedanklichen Konstruktionen, seien sie richtig oder falsch, in den Dienst feindlicher Interessen zu stellen, konkret, sich den Kopf anderer zu zerbrechen, z.B. wie die da oben unsereins besser zurichten können für eine Benutzung zu ihrem Besten und zu unserem Schaden. Die Unterschiede zwischen Rassismus und Nationalismus sind nicht unerheblich, aber in dieser Hinsicht graduell.

    Erst mal lag mir daran, deiner Behauptung zu widersprechen, das eine würde nicht aus dem anderen hervorgehen. Zwar bastelt der Rassist sein eigenes Menschenbild, aber nicht ganz unabhängig davon, welches er schon vorfindet. Sein Ausgangspunkt ist schon mal grundlegend das, was Nationen ausmacht, die staatshoheitlich durchgesetzte Unterscheidung in In- und Ausländer. Wie ich bereits erwähnte, wird das durch Geburtsrecht entschieden, was bei Lichte betrachtet einem Zwang gleichkommt. (1) Die Staatsangehörigkeit wird von Generation zu Generation weitergegeben, aber obgleich sie daherkommt wie eine genetische Vererbung und sich regional auch so auswirkt, sichert sie nicht die kontinuierliche Reinerhaltung eines Erbgutes und ist auch nicht Zweck dazu.(2)

    Der eigentliche Zweck ist der gewaltsame Zusammenhalt eines Staatsvolks (auch nichts anderes als das, was die DDR versucht hat), das man unter eine gemeinsame Rechtsordnung stellen kann. Von diesem Volk will der Staat aber nicht bloß viel und alles mögliche, sondern möglichst viel von dem, was er an Personal im Staats- und Wirtschaftsgeschäft gebrauchen oder verwerten kann. Die durch Geburtsrecht einheimisch Gewordenen verlieren gewöhnlich ihren Status nie, weil andernfalls das ganze Prinzip der Staatsbürgerschaft in Frage gestellt würde. (3) (4)

    Die Ausstellung einer Green Card für Wirtschaftsflüchtlinge und auch das Bleiberecht für politische Flüchtlinge hängt an ähnlichen Kriterien wie die Sortierung unter den Inländern, wonach allen Untertanen die Zumutungen und Wohltaten zuteil werden, entsprechend dem Grad ihrer jeweiligen Nützlichkeit für das Wachstum des nationalen Wirtschaftsstandortes und gemäß der politischen Aufstellung in der Staatenwelt. Grundsätzlich erfährt der Ausländer jedoch eine Sonderbehandlung, nur im Einzelfall wird eine Einbürgerung gemäß den ökonomischen Anforderungen und den völkerrechtlichen Geflogenheiten erwogen.

    Der gemäßigte Nationalist relativiert seinen Materialismus an der Staatsräson. Wenn er sich persönlich vom Ausländerrecht nicht unmittelbar was verspricht, so erachtet er es für das sogenannte Allgemeinwohl als das Beste, weil über eine blühende Wirtschaft auch jene Brosamen für ihn abfallen, die ihm zustehen. Dieses Agreement hält bei vielen Staatsbetreuten und -getreuen nur solange, bis wieder mal eine Krise der Wertschöpfung eintritt; dann werden sie schon mal zu radikalen Staatsgegnern (allerdings nur des konkreten Staates zugunsten eines idealen). Der Rassist, immer noch ein Anhänger der Menschensortierung wie jeder Nationalist, verzweifelt daran, warum er genauso dumm dasteht wie der Ausländer. Statt nun schlichtweg zur Kenntnis zu nehmen, dass seine Staatsangehörigkeit auf Lebenszeit nicht der Vorteilsbringer ist, kommt er auf den Trichter, dass der ausbleibende Erfolg nur in einer nicht konsequenten Anwendung des Staatsbürgerrechts liegen kann.

    Der Rassist hält seine Staatsmacht für einen Schlappschwanz, der hadert und zögert, sein Gewaltpotential anzuwenden. Der herbeiphantasierte Staatsnotstand und vermeintliche Handlungsbedarf erfordert vom senkrechten Nationalisten, die Sache in die eigene Hand zu nehmen. Weshalb er dann die Ärmel seiner Bomberjacke hochkrempelt, um mit Baseballschlägern und Springerstiefel in paramilitärischer Manier auf alles los zu gehen, was undeutsch ausschaut. Was eine echte Nation sein will, hat ihre Fortpflanzung strikt am Geburtsprinzip zu halten: das schließt jede Zuwanderung aus und im Idealfall ist eine Rückzüchtung auf ursprüngliche Rassemerkmale anzustreben. (4) Damit hat der Rassist, obgleich er mit aller Gewalt und ohne Rücksicht auf Verluste weiter nach dem Erfolg der Nation trachtet, sich weit davon entfernt, wie Nationen realiter zusammen gepfercht werden und wonach sie sich ihr Menschenmaterial aussuchen, also woran Nationen ihren Erfolgsmaßstab tatsächlich anlegen.

    ————————————————–

    (1) Zum unbeschränkten Ausreiserecht als Privileg von BRD- gegenüber den DDR-Bürgern hatte Gregor Gysi vor langer Zeit in einem lichten Moment einmal darauf verwiesen, dass diese Möglichkeit für jeden Erdenbürger ganz schnell ebenfalls an Mauern stößt, weil kein Land dieser Welt ein uneingeschränktes Einreiserecht kennt.

    (2) Speziell was Deutschland angeht, so wurde dieses große, im Herzen Europas liegende Land über viele Jahrhunderte überzogen von Wanderarbeitern aus den entlegensten Gebieten der Welt. Wer sich die Bevölkerungsentwicklung genauer anschaut, wird zugeben müssen, dass die Deutschen das vermutlich ethnisch am buntesten durchmischte Volk der Erde sind. Es gab schon vor der eigentlichen Nationalstaatenbildung in Europa, wobei das Deutsche Reich ja das Schlusslicht bildete, kaum einen Deutschen, in dessen Adern nicht slawisches, iberisches, italienisches oder orientalisches Blut floss.

    (3) Nach dem Grundgesetz kann jedes Grundrecht bis zur Null-und-Nichtigkeit durch Gesetze eingeschränkt werden; alles darf der Staat mir nehmen, sogar mein Leben (etwa im Kriegseinsatz), einzig “die Würde ist unantastbar” und “die deutsche Staatsangehörigkeit darf nicht entzogen werden” (Art. 16).

    Schon unter der Nazi-Diktatur verloren selbst die Juden ihre Staatsbürgerschaft nicht, allerdings zunehmend ihre bürgerlichen Rechte, was die eigenartige Rückständigkeit des Nationalsozialismus andeutet. Hatte der Bürgerliche Staat durch seine politische Gleichstellung aller Bürger erreicht, das geistig-körperliche Potential seiner Volksmasse für den Mehrwert voll auszuschöpfen, reden die Nazis wieder von Untermenschen und betreiben teilweise gleichgültig gegen ein Mindestmaß an Nachhaltigkeit Raubbau an der menschlichen Natur. Woran sich erkennen lässt, dass der Rassismus seine Wurzeln im Kolonialismus hat.

    (4) Daneben gibt’s auch einen modernen “aufgeklärten” Rassismus, welcher die richtige Abstimmung aus einer Kulturgemeinschaft ableitet mit ihrer Tradition in Sitten und Gebräuchen, Ritualen und Kunst, was auch immer, Hauptsache “im Mythos immer dunkel und einleuchtend zugleich” (Horkheimer).

  48. 48 mpunkt 10. Oktober 2007 um 18:01 Uhr

    @ lysis:

    Das sagt ja z.B. auch der Begriff “Fußnote” aus, den Karl Held in bezug auf die Ausländeranzünderei gebraucht hat. Fußnote heißt nicht etwa, wie MPunkt meint, dass das etwas wäre, was in der Erklärung erst ganz hinten kommt, weil es so viele Ableitungsschritte voraussetzt. Fußnote heißt, man könnt’s auch weglassen, weil’s einfach nicht so wichtig ist und aus der Sache nur herausführt.

    Na komisch, dass Karl Held das dann nicht einfach weglässt, sondern kritisiert. Es ist doch gerade umgekehrt: die antideutschen Dichter (Du nicht immer) unterschreiben doch alles, von imperialistischen Kriegen, über das Elend, was der Kapitalismus weltweit anrichtet, über die Einteilung in In- und Ausländer samt der Affirmation dieser Benutzung durch die Leute, bis hin zu den Idiotismen bürgerlicher Individuen, wahlweise Frauen zu begrabschen, oder Rivalen um deren Begrabschen zu verprügeln, um zu beweisen, was für ein toller Hecht man ist. Das ist für die schließlich alles völlig normal, weil es kein Nationalsozialismus ist. Die fangen erst an, etwas überhaupt als ihrer “Dichtung würdig” zu befinden, wenn es ihnen als Abweichung vom affirmierten kapitalistischen Normalzustand vorkommt, so z.B. wenn Nationalisten von unten auf eigene Faust gegen Ausländer losgehen, statt sich dafür auf den Staat zu verlassen. Das ist dann deren toller Logik gemäß nicht normal, also muss da wohl Nationalsozialismus vorliegen. Und weil das mit dem affirmierten kapitalistischen Normalzustand nix zu tun haben kann, weil es nichts mit ihm zu tun haben darf, muss da ein “Webfehler” vorliegen.

    Und dagegen wendet Karl Held polemisch ein, dass die echt lauter Härten verpassen, wenn die sich erst daran stören, wenn z.B. Negerhatz betrieben wird, während als normal und deshalb nicht kritikwürdig unterschrieben wird, dass verhungernde Neger ja in Afrika bleiben sollen:

    Ich muß euch jetzt provokatorisch mal was hinsagen: Die Ausländeranzünderei ist eine blutige, das schon, aber nur eine Fußnote des Imperialismus, der von dieser Nation ausgeht. Ich drücke es methodisch aus, damit wir uns nicht in falsche Polemiken verrennen. Ich meine folgendes: Was würdet Ihr [Gremliza und Pohrt] mit euren Gedichten an dieser Nation auszusetzen haben, wenn sich jetzt nicht aktive Zündler, Faschisten usw. betätigen würden? (…) Wieviele Leute sind auf Kosten der Außenpolitik Genschers verhungert in Afrika?

    Und das ist auch deswegen ärgerlich, weil die deshalb die Ausländeranzünderei nie und nimmer korrekt erklären können, weil die von den Ableitungsschritten gar nichts wissen wollen, würde das doch ihre moralische Positionierung an Hand der Scheidelinie guter Kapitalismus mit Demokratie vs. böser Nationalsozialismus, woran die festmachen, was für tolle politisch korrekte linke Hechte sie sind, verunmöglichen.

  49. 49 wurscht 11. Oktober 2007 um 14:31 Uhr

    Karl Held hingegen erklärt sich die Ausländeranzünderei
    aus dem Wechselkurs zwischen Deutschland und der Türkei.

  50. 50 mpunkt 11. Oktober 2007 um 16:04 Uhr

    Ach Herr wurscht, da fehlt irgendwie das Argument, auch wenn es sich rhymed, oder? Und mal am Rande: wie Karl Held sich die Ausländeranzünderei erklärt, hatte ich doch bereits verlinkt. Als Ausdruck meiner Wertschätzung für Sie wiederhole ich die Verlinkung aber gerne auch noch einmal: http://mpunkt.blogsport.de/2006/08/08/konkret-videos-reloaded/#comment-1492

    Im übrigen lässt sich Helds Aussage:

    Das ist die Konsequenz dieser Exportnation, daß sie ihre einheimischen Menschen ermuntert zu sagen, die Schuld an allem, was in Deutschland fehlt, ist, daß das Ausland sich Deutschland gegenüber nicht genehm verhält und die Ausländer hier zu viele sind.

    auch am Wechselkurs festmachen (ohne den jetzt wirklich erklären zu wollen, da das ein Gegenstandswechsel wäre).

    1.) Mal am Beispiel: Die USA bringen gegen China u.a. gerade vor, dass es seiner Industrie durch künstliches niedrig Halten seiner Währung einen unlauteren Konkurrenzvorteil verschaffe. Das wird in deren Agitation nach Innen darin übersetzt, dass die us-amerikanischen Arbeiter deswegen arm sind, weil die chinesischen Unternehmen die us-amerikanischen kaputt konkurrieren und diese deshalb ihre Arbeiter entlassen müssen. Da wird also in Anschlag gebracht, dass die Arbeiter auf einen Lohn angewiesen sind, der ihnen von China weggenommen würde. (Warum sie überhaupt auf den Lohn angewiesen sind, nämlich weil “ihr” Staat sie per Eigentumsordnung von all den produzierten Kram erst mal ganz prinzipiell ausschließt, kommt da selbstverständlich nicht vor.) Mit der Erfahrung, dass es für sie als Arbeiter schlecht läuft, wenn “ihr” Staat im Standortwettbewerb abkackt, wird für den Schluss agitiert, dass es für sie als Arbeiter was taugen würde, wenn “ihr Staat” das Wachstum der einheimischen Kapitalisten hin bekäme. (Sachlich ist das selbstverständlich Blödsinn, weil gerade ihre kapitalistische Vernutzung ja das Mittel für das Wachstum der Kapitalisten ist und wenn diese besser läuft, dann geht es einem schlechter. Und selbst ein Arbeitsplatz, der deshalb immer weniger für den Zweck taugt, wegen dem man arbeiten geht, ist damit nicht sicher, weil der Kapitalist den Mehrgewinn ja dafür investiert, mit ihm noch mehr Gewinn zu machen, wozu es ein Mittel ist, einen Teil der Arbeiter durch modernere Maschine zu verüberflüssigen.) Wenn sie sich auf diesen Schluss einlassen - und das machen sie leider meistens - dann werden sie schon deshalb Fans davon, dass sich die USA gegen China mal so richtig durchsetzen sollen - Steigerungen ins Prinzipielle, ganz unabhängig von Wechselkursen und solchen Kram eingeschlossen. Und wer sich dieses sich mit “seinem” Staat gemein machen einleuchten lässt, wer also will, dass “wir Amerikaner” mal auf den Putz hauen, der lässt sich auch einleuchten, dass der Gegner nicht (nur) China, sondern “die Chinesen” heißt, weil diese nicht nur Chinas Menschenmaterial für dessen unerwünschten Erfolg sind, sondern ihnen auch zugeschrieben wird, genau so dafür zu sein, wie die Amis für die USA. Wenn das dann auch an den einzelnen Chinesen ausgelassen wird, braucht einen das angesichts dessen nun echt nicht zu wundern.

    2.) Mal prinzipieller: Ein Wechselkurs zwischen zwei Staaten kommt überhaupt nur zustande, wenn die sich gegenseitig erlauben, dass die Kapitalisten des einen auch die Bevölkerung des anderen für ihre Gewinnvermehrung benutzen dürfen. Schon zu welchen Konditionen das geschieht, ist eine wechselseitige Erpressung zwischen zwei Gewaltmonopolen. Der Wechselkurs und seine Änderungen ergeben sich (wie genau ist aber ein anderes Thema) daraus, welche Kapitalistenseite dabei insgesamt erfolgreicher ist. Insofern kann ein Staat daran auch immer ablesen, wenn das für ihn als Betreuer und Abschöpfer der nationalen Kapitalvermehrung negativ ausgeht, weshalb er darauf aus ist, die Handelskonditionen zu ändern. Umgekehrt umgekehrt: der Gewinnerstaat will seine so hinzu gewonnenen Machtmittel in einer neuen Erpressungsrunde für ein Änderung der Handelskonditionen in seinem Sinne nutzen. Und über das wechselseitige Erpressen werden Staaten auch schon mal prinzipiell in dem Sinne, dass, wer ihre selbstverständlich berechtigten Anliegen nicht anerkennt, dann wohl auch sie und ihre Souveränität nicht anerkennt. Und daraus folgt wieder die gleiche Agitation nach Innen: a) das Ausland und damit die Ausländer sind schuld, dass Deutschland nicht den gewünschten Erfolg hat, “weswegen” es Euch schlecht geht. b) Dass sich andere UNSEREN berechtigten Ansprüchen widersetzen, das muss sich Deutschland, das müssen WIR uns doch nicht gefallen lassen. Und auch hier ist es wieder kein Wunder, wenn sich Nationalisten, die sich das haben einleuchten lassen, das dann auch an Ausländern und solchen, die sie dafür halten, praktisch geltend machen.

  51. 51 Helden Karl 11. Oktober 2007 um 16:10 Uhr

    “Karl Held hingegen erklärt sich die Ausländeranzünderei
    aus dem Wechselkurs zwischen Deutschland und der Türkei.”

    Selbst wenn er das täte - damit läge er näher dran als Gremliza, der sie sich die Nazis aus der Existenz von “Linksfaschisten” erklärt ;)

  52. 52 lampeAN 12. Oktober 2007 um 0:50 Uhr

    aber der rhyme is fett …

  53. 53 wurscht 12. Oktober 2007 um 11:38 Uhr

    Wenn das dann auch an den einzelnen Chinesen ausgelassen wird, braucht einen das angesichts dessen nun echt nicht zu wundern.

    Da hab ich scheinbar was verpasst. Antichinesische Pogrome in den USA - haben Sie vielleicht einen Link dazu?

  54. 54 mpunkt 12. Oktober 2007 um 12:32 Uhr

    @ wurscht:

    Seit Jahren kocht in den USA die Debatte um unfaire Handelspraktiken der chinesischen Regierung. Von der China Currency Coalition, einem Aktionsbündnis aus Gewerkschaften, Unternehmerverbänden und ihren Thinktanks (sic!), wird die Unterbewertung der chinesischen Währung für die Schieflage in der Zahlungsbilanz der USA und den Verlust von 3 Millionen Arbeitsplätzen in der US-Industrie verantwortlich gemacht. Auch der US-Senat wurde Ende Juli aktiv und gab der Regierung mit dem Currency Exchange Rate Oversight Reform Act of 2007 neue Mittel an die Hand um gegen die chinesische Währungsmanipulation aktiv zu werden. […] Das chinesische Währungsdumping war sowohl im amerikanischen Vorwahlkampf als auch im französischen Präsidentenwahlkampf Thema […].

    (Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26102/1.html )

    Dass von Staatsseite aus jetzt explizit gegen Chinesen gehetzt werden würde (analog etwa wie gegen Japaner während des 2. Weltkriegs) wüsste ich jetzt zumindest nicht - das war aber auch nicht meine Behauptung. Sondern: wenn seitens der Berufsnationalisten den Leuten aufgemacht wird, dass China mit seiner Wechselkurspolitik an deren Armut schuld sei, dann werden sie für den nationalistischen Schulterschluss agitiert, dass man sich das als Amerika nicht gefallen lassen dürfe. Das imperialistische Agieren gegen China wird so in einen Dienst des Staates umgedeutet, welchen dieser für die so agitierten Nationalisten vollbringt, weshalb und wofür sie aber auch hinter ihm stehen müssten. Dass das aufgeht, zeigt sich z.B. daran, dass die Gewerkschaft sich prompt mit den Kapitalisten zusammen tut, um vom Staat konsequent diesen Dienst einzufordern. Wenn die Leute sich soweit mit “ihrem” Staat identifiziert haben, dass sie sagen, “Amerika, also wir Amerikaner” dürfen uns das nicht gefallen lassen, dann ist es auch nur konsequent, wenn sie China und die Chinesen genau so zusammen schließen. Auch das muss übrigens überhaupt nicht zu der Konsequenz führen, dass die jetzt China-Towns abfackeln, da gehören dann nämlich schon ein paar mehr Übergänge dazu, dass so ein Nationalist das Gewaltmonopol “seines” Staates bricht und sich damit de facto gegen ihn stellt. Wenn dieser Übergang gemacht wird, der Nationalist sich also nicht mehr darauf verlässt, dass der Staat für ihn diesen Dienst vollbringt und auch mit einer anderen Regierung nicht vollbringen wird und er sich damit nicht abfinden kann, soll man doch aber bitte nicht so tun, als hätte die ganze nationalistische Agitation davor nix mit diesem letzten Übergang zu schaffen.

  55. 55 Das geprüfte Argument 12. Oktober 2007 um 12:48 Uhr

    Da hab ich scheinbar was verpasst. Antichinesische Pogrome in den USA - haben Sie vielleicht einen Link dazu.

    Bei MPunkt stand “wenn …” - mensch, wurscht, lernen Sie bitte lesen. Ich habe ihnen doch schon so oft helfen wollen bzgl. Ihrer Leseschwäche, aber Sie wollen ja nicht. Wenn das so weitergeht, wird man sie kaum noch ernst nehmen können. Schauen Sie doch einmal zu, dass Sie sich da um eine Nachhilfe bemühen.

  56. 56 wurscht 13. Oktober 2007 um 11:43 Uhr

    Verehrter MPunkt, dass Ihre Argumentation auf ziemlich wackeligen Füßen steht, merken Sie selber aber schon noch?
    Gerade Ihre hervorragende wenn-dann-Konstruktion zeigt dies sehr schön. Ein Argument wird dann eines, wenn beispielsweise eine Behauptung belegt wird. Und in Ihrem Beispiel ist doch gerade das Gegenteil der Fall. Das von der chinesischen Führung betriebene Währungsdumping hat bis jetzt eben nicht zu massiven Ausländeranzündereien an in den USA lebenden Chinesen geführt.

  57. 57 mpunkt 13. Oktober 2007 um 12:05 Uhr

    Herr wurscht, das ist jetzt schon ein wenig albern, weil Sie gar nicht auf das Argument eingehen, sondern stattdessen Pappkameraden erfinden, um diese an seiner statt zu widerlegen. Ihr Einwand träfe schließlich nur dann zu, wenn ich behauptet hätte, dass aus Streitigkeiten zwischen zwei Staaten automatisch folgen würde, dass die Nationalisten des einen die in “ihrem” Staat lebenden Bürger des anderen Staates abfackeln. Diesen Automatismus gibt es jedoch nicht, weil es schon noch darauf ankommt, welche Schlüsse die Leute aus der Feindschaft der Herrschaft über sich gegen eine andere ziehen. Mein Anliegen war es nun, die verkehrten Übergänge nachzuzeichnen, welche die Leute zur Ausländeranzünderei bringen. Und daran ist überhaupt nix wackelig, geschweige denn, von Ihnen widerlegt.

  58. 58 wurscht 13. Oktober 2007 um 13:55 Uhr

    Es ging um die Ausländeranzünderei, wenn ich nicht irre, vielleicht sollten Sie für so Leute wie mich, Ihre Gegenstandswechsel etwas kenntlicher machen.

    Den eventuell stattfindenden nationalen Schulterschluss mag ich ja gar nicht leugnen, aber Sie werfen sich ins Zeug dafür, wie Karl Held sich die Ausländeranzünderei erklärt und bringen ein Beispiel, welches die Ausländeranzünderei eben nicht erklärt, weil sie ganz konkret gar nicht stattfindet. Sprich, ihr “Argument” blamiert sich schon an der Realität, ich brauch es gar nicht mehr zu widerlegen.
    Und genau so erklären Sie die Ausländeranzünderei, um die es dem Karl Held geht, nämlich die in Deutschland, eben auch ganz konkret nicht.

  59. 59 mpunkt 13. Oktober 2007 um 16:56 Uhr

    Herr wurscht, sind Sie so dumm, oder tun sie nur so? Die Erklärung steht doch jetzt mehrfach da: wenn die Leute zur Ausländeranzünderei schreiten, dann haben sie die nationalistische Logik verinnerlicht und machen davon ausgehend noch ein paar Übergänge mehr. Wie diese gehen und wie sie auf diese kommen, steht auch da. Was sie verlangen ist etwas, das automatisch zur Ausländeranzünderei führt. Und das ist unmöglich, weil so eine Tat schon einen willentlichen Beschluss braucht, den derjenige fasst.

  60. 60 wurscht 13. Oktober 2007 um 17:47 Uhr

    Nein, ich verlange nicht etwas, das automatisch zur Ausländeranzünderei führt. Mir ist nur wichtig festzuhalten, dass Sie, nur weil Sie eine verinnerlichte nationalistische Logik diagnostiziert haben, noch lange nicht erklärt haben, wie der Übergang zur Ausländeranzünderei funktioniert. Gerade Ihr Beispiel mit den USA und den dort lebenden ursprünglich aus China stammenden Menschen erklärt den Übergang gerade nicht, weil er eben nicht stattfindet. Ob lediglich der willentliche Beschluss fehlt oder ob willentlich beschlossen wurde, auf die Ausländeranzünderei zu verzichten, wird auch nicht erklärt.

  61. 61 mpunkt 13. Oktober 2007 um 18:33 Uhr

    Auch wenn Ihre brillianten Beiträge hier immer höchst willkommen sind, Herr wurscht, so würde ich Sie doch bitten, in diese ein wenig Realitätsbezug einzubauen. Sie schreiben:

    Mir ist nur wichtig festzuhalten, dass Sie, nur weil Sie eine verinnerlichte nationalistische Logik diagnostiziert haben, noch lange nicht erklärt haben, wie der Übergang zur Ausländeranzünderei funktioniert.

    Das lässt sich leicht widerlegen, denn ich schrieb:

    Auch das muss übrigens überhaupt nicht zu der Konsequenz führen, dass die jetzt China-Towns abfackeln, da gehören dann nämlich schon ein paar mehr Übergänge dazu, dass so ein Nationalist das Gewaltmonopol “seines” Staates bricht und sich damit de facto gegen ihn stellt. Wenn dieser Übergang gemacht wird, der Nationalist sich also nicht mehr darauf verlässt, dass der Staat für ihn diesen Dienst vollbringt und auch mit einer anderen Regierung nicht vollbringen wird und er sich damit nicht abfinden kann, soll man doch aber bitte nicht so tun, als hätte die ganze nationalistische Agitation davor nix mit diesem letzten Übergang zu schaffen. (Hervorhebung nachträglich von mir; MPunkt)

    Wenn Sie diese Erklärung verkehrt finden, dann würde ich Sie also bitten, darauf einzugehen, statt kontrafaktisch zu behaupten, dass ich nichts erklärt hätte.

  62. 62 wurscht 14. Oktober 2007 um 9:18 Uhr

    Wenn dieser Übergang gemacht wird, der Nationalist sich also nicht mehr darauf verlässt, dass der Staat für ihn diesen Dienst vollbringt…

    Damit sagen Sie, dass dieser Dienst grundsätzlich zu leisten sei, von wem auch immer, um dem chinesischen Währungsdumping Einhalt zu gebieten. Nun verhält es sich aber so, dass weder die US-Regierung sich auf den Weg macht, um Chinatowns abzufackeln, noch der nationalistisch aufgeheizte Mob. Sprich, der Nationalist verlässt sich in dieser Frage nicht auf den Staat und er unternimmt selbst auch nichts in diese Richtung. Es scheint einfach nicht auf der Tagesordnung zu stehen, diesen Übergang zu machen.
    Im Gegenteil scheint, dass der von Ihnen als reine Hypothese in den Raum gestellte Übergang nicht nur nicht auf der Tagesordnung steht, sondern in diesem Fall ganz explizit keine Rolle spielt. Mithin können Sie den Übergang gar nicht erklären, weil es ihn schlicht und ergreifend nicht gibt.

    Auch Ihnen kann ein Realitätsbezug nur wärmstens empfohlen werden.

  63. 63 bimbambi 14. Oktober 2007 um 10:02 Uhr

    Rassistisch motivierte Morde an Chinesen gibt es in den USA sehr wohl, aber da steckt natürlich niemals der Gedanke dahinter, die Nation gegen Währungsdumping zu verteidigen. Welch ein Kurzschluss!

  64. 64 Neoprene 14. Oktober 2007 um 11:23 Uhr

    zu wurscht

    Nein, daß sagt MPunkt überhaupt nicht. Er beschreibt, wie ein Nationalist tickt, wie der sich die Welt und seine “Aufgabe” in ihr zusammenreimt. Und da spielt es übrigens nicht groß die Rolle, ob da irgendwas von wem auch immer auf die “Tagesordnung” gestellt wurde. Wenn ein Nationalist zum Schluß gekommen ist (”aufgeheizt” heißt das bei Ihnen), daß jetzt Schluß mit lustig ist, dann macht er eben seinen “echten” Nationalismus” wahr. Was dann passiert, kann man in jeder besseren Tageszeitung auch hier nachlesen. Ihre demokratische Angst, daß der Schoß noch fruchtbar sein könnte, daß da wieder was rauskommen könnte, was Sie jetzt nicht gebrauchen können, bringt Sie zu idiotischen Leugnen, daß nicht sein kann was jetzt nicht sein darf. Ihre reine Hypothese haben noch in jedem “besseren” kapitalistischen Staat reihenweise Leute mit dem Leben bezahlt. Aber sowas spielt eben für Sie keine Rolle.

  65. 65 wurscht 14. Oktober 2007 um 11:54 Uhr

    Also bitte, natürlich spielt es auch für mich eine Rolle. Es ist aber auch wichtig, sich die Sache richtig zu erklären und nicht falsch. Und MPunkts Erklärung scheint wenig zu taugen, weil er mit einer reinen Hypothese arbeitet, die seine Behauptung entgegen seiner Meinung nicht belegt. Dass ausgerechnet jetzt und hier einem der moralische Zeigefinger vor die Nase gehalten wird, ist ja fast schon drollig.
    Und weil Sie schon vorschlagen, hierzulande zu schauen, was “echten Nationalismus” ausmacht: Dann schauen Sie sich doch mal hiesige Ausländeranzündereien, wie seinerzeit in Rostock-Lichtenhagen, an und erklären dann, wie diese beispielsweise mit dem Wechselkurs zwischen Deutschland und der Türkei zu erklären sind.

  66. 66 Neoprene 14. Oktober 2007 um 12:29 Uhr

    wurscht, warum kommen Sie jetzt mit einem besonders lächerlich konstruierten Pappkameraden (Wechselkurs zwischen Deutschland und der Türkei), wo es doch um die Überlegungen und Entschlüsse von Nationalisten geht, die Verantwortung für das nationale Schicksal selber in die Hand zu nehmen? Und mit Moral hat das auch nichts zu tun sondern mit Ihrem offensichtlichen Versuch, von Mpunkts Argument “als hätte die ganze nationalistische Agitation davor nix mit diesem letzten Übergang zu schaffen” wegzukommen, um die demokratische Variante unbefleckt von deren unfaßbaren Auswüchsen rein und aufrechthalten zu können.

  67. 67 wurscht 14. Oktober 2007 um 13:39 Uhr

    Erstens: Der Pappkamerad Wechselkurs ist nicht von mir sondern von Karl Held.

    Zweitens: Was soll das Gerede von Demokratie denn sonst sein, wenn nicht ein rein moralischer Vorwurf, ich würde MPunkts Argumentation nicht folgen? Zur Klärung trägt er (der Vorwurf) jedenfalls nichts bei.

    Drittens bemühe ich mich gerade in der Tat sehr darum, MPunkts Argumentation nachvollziehen zu können. Ich entdecke dabei Ungereimtheiten und benenne diese. Zum Beispiel MPunkts Versuch, einen Übergang mit einem anderen nichtgemachten Übergang erklären zu wollen.

    Wenn Ihnen das reicht, ist es ja schön für Sie. An sich haben wir es aber mehr mit einer in sich unlogischen Denkvorschrift zu tun, denn mit einer richtigen Klärung des Gegenstandes.

  68. 68 wurscht 14. Oktober 2007 um 13:47 Uhr

    Noch was: Bevor das jetzt wieder in diese üblichen Schemata, a la Demokratiefan, Staatsidealist und was Sie sonst noch so an Selbstläufern drauf haben, abrutscht, lassen wir es besser so stehen, wie es ist. Ich kann damit leben, mal was nicht kapiert zu haben.

  69. 69 max 14. Oktober 2007 um 14:14 Uhr

    “Es geht um folgendes: Sind vorgelesene Gedichte, die man selber komponiert hat, die korrekte Beurteilung dessen, was in Deutschland jetzt abläuft? Ihr habt beide [Gremliza und Pohrt] zwei Gedichte vorgelesen und weiter nichts. Und in den Gedichten sind Sachen vorgekommen, die eines Kommunisten unwürdig sind, und so einer bin ich nun mal zufällig. Z.B. “Webfehler” - bei dir jetzt Pohrt - und “Konditionierung”. Glaubst du ernsthaft, jemand, der auf einen Ausländer losgeht, macht das nicht mit Willen und Bewusstsein? Das Bewusstsein mag falsch, brutal, blutig sein, aber der ist doch nicht konditioniert wie a Ratz! Das sind doch leibhaftige Leute, die in der Hauptschule waren. Die Haben Lesen und Schreiben gelernt, und sie haben sich eingebildet, dass, was immer sie als untragbar in dieser Nation empfinden, daran liegt, dass die Ausländer da sind, zuviele sind, geduldet wurden usf. Die Logik dieses Schlusses ist zu erläutern und nicht in die psychologische Ecke mit Webfehler und Konditionierung zu stellen. Das ist die Differenz zwischen uns. (…)

    Ich vermisse bei euch eine Frage. Nämlich: Worin hat dieses Land seine Grundrechnungsart, seine Erfolgskriterien? Worin hat dieses Land ein Instrument für seinen Erfolgsweg? Daheim: im toten und lebenden Inventar; auswärts: in Welthandel, D-Mark. Aber das interessiert euch alles nicht, ihr wollt ja lieber dichten. Das ist euch ja viel wichtiger. Ich muß euch jetzt provokatorisch mal was hinsagen: Die Ausländeranzünderei ist eine blutige, das schon, aber nur eine Fußnote des Imperialismus, der von dieser Nation ausgeht. Ich drücke es methodisch aus, damit wir uns nicht in falsche Polemiken verrennen. Ich meine folgendes: Was würdet Ihr [Gremliza und Pohrt] mit euren Gedichten an dieser Nation auszusetzen haben, wenn sich jetzt nicht aktive Zündler, Faschisten usw. betätigen würden? Hat man da von KONKRET je etwas erfahren? Wieviele Leute sind auf Kosten der Außenpolitik Genschers verhungert in Afrika?

    Das ist die Konsequenz dieser Exportnation, dass sie ihre einheimischen Menschen ermuntert zu sagen, die Schuls an allem, was in Deutschland fehlt, ist, dass das Ausland sich Deutschland gegenüber nicht genehm verhält und die Ausländer hier zu viele sind. Das ist keine Psychologie, das ist eine Logik. Eine Nation besteht seit 40 Jahren darauf, dass sie in den Kreis der maßgeblichen Nationen durch Wirtschaftskraft, durch Fabriken, durch Export, durch Import usw., zurückkehrt, durch Rüstung, durch Eintritt in die NATO usf. Ich sage, die Zündleien sind der Gipfelpunkt auf einem Erfolgsweg der deutschen Nation, der sich ganz anders erklärt als über: Die Deutschen drehen durch. Das geht ganz anders. Das ist eine Konsequenz dieses Systems, dieser Demokratie. Und nicht, das ist ein Verstoß gegen sie. Die Differenz zu Gremliza und Pohrt ist, hier wird nicht gegen die Staatsräson Demokratie usw. verstoßen, hier wird nicht etwas versäumt oder kaputtgemacht, was im Grunde gut wäre. Sondern das ist die haarscharfe Konsequenz davon. So sind die schon immer. (…)

    Derr Pohrt legt allen Ernstes Wert darauf zu sagen, er kann die Phrasen vom Anti-kapikapikapi usw. nicht mehr hören. Der soll sie doch erst mal lernen, der soll erst einmal das Argument lernen, das mit der Kritik am Kapital gemeint ist. Übrigens, das meine ich ernst, Pohrt, du willst sie doch gar nicht lernen. Du wirst doch nie in deinem Leben einmal die Preisform durchnehmen oder sagen, was ein Wechselkurs zwischen Deutschland und der Türkei ist, was ein Waffenexport ist, das willst du doch gar nicht wissen. Du hast doch dein Genüge daran zu sagen: Schau’ dir die bösen Deutschen an, die zündeln. Immerzu mit Geistesblitzen über die blutigsten Angelegenheiten herfallen. immer sich selbst darstellen, wenn was Bitterernstes zur Sache steht. (…)

    Es gibt einen Weltmarkt, auf dem werden nicht alle Leute für Lohnarbeit gebraucht, für Verköstigung schon gleich gar nicht, das Prinzip gibt es gar nicht in dem System. Und jetzt laufen die Leute in der Welt auf der Suche nach der Möglichkeit einer Verköstigung auf Deutschland zu, und da hat Deutschland beschlossen, das gibt es nicht. (…) Dieser Beschluss der Nation (…) verfängt bei Leuten, ob sie 16 Jahre sind oder 32, ob sie 48jährige Faschisten oder Demokraten sind: Ja stimmt, da haben wir die Wurzel des Übels. Im Unterschied zu uns sind andere überflüssig, und die Nation tut nichts dagegen, dass die Überflüssigen und belästigen. Da ist es nur noch ein kleiner Schritt, zu sagen: Was der Staat nicht vermag, was er nicht gescheit und herzhaft in die Hände nimmt, das mache ich mit Privatgewalt. (…)

    Warum empört ihr euch denn eigentlich über die Zündelei, wenn ihr gar nicht gegen den Grund seid? Das ist der Unterschied zwischen uns: Ich halte nichts von Webfehlern und Konditionierung, wie schon gesagt, ich sage, es ist eine Benutzung von Nationalisten unten, von Bürgern, jugendlichen Bürgern, Leuten, die sich ewig die demokratische Grundlüge, der Staat sei mit seiner Ordnung, mit senem Vorgehen, mit seinen Plänen eine Erfolgsgarantie für die Bürger, zum Lebensmittel zurechtmachen, die damit Ernst machen, in einer Phase, wo des Staat das nicht nur offenkundig nicht mehr ist, sondern selber zu Programmen der Pauperisierung fortschreitet und immerzu sagt, die Notwendigkeit dieser Pauperisierung liegt am Ausland - das ist das Standortargument - oder an den Ausländern, diesen überflüssigen Kreaturen, die den Weg bis hierher geschafft haben. (…) Die glauben, dieser Staat kann mir nicht mehr zu Diensten sein, gerade wo er ihre Lebensmittel angreift. Warum?: Das Ausland oder die Ausländer hindern ihn daran. Ich sage, der Rassismus dieser blutigen Prägung heute ist ein Produkt dieser Demokratie und nicht ein Produkt von Adolf Hitler. Das hat dieser Staat hervorgebracht. Versteht das mal.”

    [Quelle: Reader zum KONKRET-Kongress “Was tun”,1993, Seite 26ff]

  70. 70 mpunkt 14. Oktober 2007 um 20:10 Uhr

    @ wurscht: Da Sie mir weiter oben einen Gegenstandswechsel vorwerfen und zwar weg von der Erklärung der Ausländeranzünderei, hin zu der des nationalistischen Schulterschlusses, versuche ich das an Hand dieses Vorwurfs noch einmal auf den Punkt zu bringen. Ich wollte da nämlich schon behauptet haben, dass der nationalistische Schulterschluss Bedingung für die Ausländeranzünderei ist. Das heißt nach der einen Seite hin: ohne ihn geht sie nicht zu erklären, es liegt also kein Gegenstandswechsel vor. Nach der anderen Seite hin heißt das aber auch: damit ist die Erklärung noch nicht fertig, weil noch die Klärung aussteht, wann die Bedingung realisiert wird. Und die Klärung davon ist: wenn der Nationalist aus seinem Nationalismus heraus kritisch gegen seinen “eigenen” Staat wird (darum heißt dieser Nationalismus dann auch “überzogen” und/oder “extrem”). Weil dieser die Ausländerfrage nicht konsequent genug angehen würde, meint so ein Nationalist selbst aktiv werden zu müssen und zwar in der Umsetzung des nationalen Schulterschlusses. Darum bildet sich auch noch jeder Ausländeranzünder ein, den wirklichen Volkswillen zu vollstrecken, weil “die da oben” daran immer versagen würden.

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