http://www.labournet.de/diskussion/gewerkschaft/fachtagung.html (Die Fachtagung ist immer noch in Planung: Achtung: einstweilen verschoben! Das neue Datum ist ungewiss, jedenfalls nicht vor 2005. ) IT Fachtagung des LabourNet Germany
letzte Änderung am 24. Juni 2003

LabourNet Germany

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Computer, Gewerkschaften, Zukunft:
NEW_LIFE@.CAPITALISM.de ?

(Diskussionsvorlage für eine "LabourNet Germany" Fachtagung 2003)

Diese Tagung hat einen besonderen Grund: Dass wir davon ausgehen, dass die "Betriebs- und Gewerkschaftslinke" (in diesem Falle ganz ähnlich wie der gewerkschaftliche "Mainstream") Defizite politischer Art hat: Die Diskussion um und die Schlussfolgerungen aus der rasanten Verbreitung von Computer und Internet in allen Bereichen der Gesellschaft und erst recht in der ökonomischen Sphäre.

Dabei sind diese Technologien so neu gar nicht mehr. Eine Skizze der Chronologie: ENIAC ­ der erste von Neumann - Computer ging 1945 in Betrieb, seit circa 1960 wird "EDV" in Betrieben nennenswert eingesetzt, 1969 gab es das erste Computernetz der ARPA in USA, vor 30 Jahren - 1973 - setzte Daimler den ersten Industrieroboter der BRD ein, vor 20 Jahren wurde das TCP/IP Protokoll entwickelt, das Computer unterschiedlicher Systeme miteinander verbinden konnte, 1984 kam der erste Desktop - PC von Apple Macintosh (und mit ihm erstmals, völlig neu, Kaufsoftware) auf den offenen Markt.

Diese Technologie verändert keineswegs nur die Geschwindigkeit und die Formen (und damit auch Inhalte) der Kommunikation. Auch das wäre schon Grund genug, sich damit mehr zu befassen, als es in der Regel geschieht. Aber indem sie Geschwindigkeit, Formen und Inhalte der Kommunikation verändert, verändert sie auch die ureigensten Felder gewerkschaftlicher Aktivität.

Durch die Steigerung der Produktivität wird wesentlich dazu beigetragen, Arbeitskraft überflüssig zu machen. Programme, die den innerbetrieblichen Workflow steuern, sind heute so verbreitet, wie es standardisierte Software ist, die den gesamten Geschäftsprozess eines Unternehmens organisiert. Ob diese betriebliche Standardsoftware nun SAP heißt oder Microsoft Office oder Marke Eigenbau: Sie bildet notwendig betriebliche Hierarchien ab, verändert sie zuweilen und intensiviert sie auch.

Aber: polemisch gesagt, ist auf diesem Feld die politische Praxis der anti-kapitalistischen Kräfte in Betrieb und Gewerkschaft weitgehend auf dem Stand der achtziger Jahre geblieben - oder erst angekommen. Es werden Probleme des Datenschutzes behandelt, was in etwa der Kampagne gegen die (heute zutage durch alle möglichen "-cards" und Biometrie - Modelle zunehmend überflüssigen) Volkszählung entspricht; und für die eigene Arbeit hat mensch seit einiger Zeit die Vorteile von Mailing - Listen (als schnellere Post) erkannt - und vielleicht noch die Herstellung einer (meist statischen, selten interaktiven) Webseite im "Arsenal" der jeweiligen Tätigkeiten.

Wohl verstanden: Die Frage des Datenschutzes ist wichtig, nicht dagegen soll hier geschrieben werden: nur gegen die Beschränkung darauf. Eine Beschränkung, die auch vorliegt, wenn ­ ebenfalls verdienstvoll ­ die Fragestellung dabei auf die betriebliche und gesellschaftliche "Kontrolle" insgesamt ausgeweitet wird.

Durch diese sehr oft beschränkte Praxis sind denn auch die in "unserem" Lager vorhandenen politischen Einschätzungen - ohnehin selten diskutiert - sowohl ausgesprochen unterschiedlich, als auch vor allem wenig der Prüfung in entsprechender gesellschaftlicher Aktivität unterzogen.

"Die Informatik beherrscht die zentralen Schlüsseltechnologien dieses Angriffs. Sie ist die "politische Technologie", die ihre Verhaltensdiktate in alle gesellschaftlichen Bereiche hineinzutreiben sucht. Sie verwandelt Leben in Daten und dringt mit den logischen Prozeduren ihrer Verarbeitung in bisher unerschlossene Dimensionen menschlicher Existenz vor, um ihren Wertdurst daraus zu löschen." (1)

Diese Bewertung, die Detlef Hartmann in seiner lesenswerten und umstrittenen Kritik des Bestsellers "Empire" von Toni Negri und Michael Hardt vornimmt, ist ein Extremfall der linken Bewertung der Informatik und der daraus abgeleiteten Informationstechnik, der nichtsdestoweniger wichtige Argumente in die Debatte einbringt ­ etwa die Diskussion um die Verwandlung von Leben in Daten. Weiter verbreitet - und traditioneller in der Linken ­ ist beispielsweise die folgende Art der Bewertung:

"Die Privatisierung des Wissens erlaubt die Realisierung von Extraprofiten und Informationsrente. Doch die Art, in der Wissenschaft und Innovation hier "in ein Geschäft verwandelt" (Marx) werden, behindert zugleich die weitere Entwicklung solchen Wissens." (2)

Die Produktionsverhältnisse ­ profan: alles wird in ein Geschäft verwandelt - als Fessel der (gesellschaftlichen) Produktivkräfte - das ist eine Bewertung, die ganz in der Tradition des marxistischen Mainstreams steht. Eine Position, die aber oft gerade die Frage nach der inneren, ebenfalls gesellschaftlich geprägten, Struktur einer Technologie ausklammert, sie sozusagen neutral setzt.

Ein im Vergleich zu dieser eher traditionellen Herangehensweise tiefergehender Ansatz ist ­ ebenfalls beispielsweise ­ folgende Aussage zur Erzeugung (Modellierung) von Software:

"In den Modellierungsprozess eingehende Ziele, Wertungen und Entscheidungen bestimmen über die Existenz und Nichtexistenz der repräsentierten Arbeit im Modell und werden im sozialen Kontext gesetzt. Die Argumentation richtet sich gegen einen einseitig auf Rationalität und Formalisierung bezogenen Modellierungsprozess, der den Bedingungen menschlicher Arbeit nicht gerecht werden kann.(...) Dies bezieht sich ausdrücklich nicht allein auf Frauen, sondern ebenso auf andere ausgegrenzte Personenkreise, die im formalen Modell einer geglätteten Abbildung aussen vor bleiben und der Vergegenständlichung einer "Normalität" im formalen Modell gegenüberstehen." (3)

Technikkritische Beiträge, die jene Herrschaftsstrukturen reflektieren, welche die gesellschaftlichen Bedingungen der Technikentwicklung einprägen, sind meist weniger auf der "allgemeinen" politischen Linken zu finden, sondern eher in bestimmten gesellschaftlichen Sektoren mit "linken Schnittmengen"- bei der Technikkritik - keineswegs zufällig - oft im feministischen Bereich.

Wird die These von Negri und Hardt von dem potentiell emanzipatorischen Gehalt immaterieller Arbeit in der Regel noch per Zuordnung zu einer politischen Strömung (innerhalb - oder je nach Polemik - Standort auch: außerhalb) der politischen Linken "erledigt", so werden die Thesen Manuel Castells über die Netzwerkgesellschaft bestenfalls im linken akademischen Bereich diskutiert: Obwohl es der erste (bürgerliche) Versuch ist, eine Gesamteinordnung der Entwicklung der "Informationsgesellschaft" (oder wie das Schlagwort immer gerade lauten mag) vorzunehmen. Im folgenden wollen wir einen Versuch machen, die (gesellschaftliche und technologische) Entwicklung von Telekommunikation und Informationstechnik zusammenzubringen: mit der alltäglichen Tätigkeit der Betriebs- und Gewerkschaftslinken und mit jenen Debatten, die jenseits der traditionellen Fragestellung der Automation, sei es bei soziologischen Untersuchungen oder auch unter NetzaktivistInnen, seit langem geführt werden ­ auch, beziehungsweise gerade weil sie bei Gewerkschaftslinken weitgehend unbekannt sind. Und eben umgekehrt. Damit möchten wir eine Grundlage legen, die Diskussion innerhalb der Betriebs- und Gewerkschaftslinken sowohl zu verbreitern als auch zu vertiefen und eventuelle Anregungen für praktische Konsequenzen geben - und dem soll, als erster Schritt auch diese Fachtagung dienen, die konsequenterweise auch Menschen aus den verschiedenen Bereichen zusammenbringen soll. Entsprechend haben wir jene Fragestellungen im Texte hervorgehoben, von denen wir denken, sie könnten oder müssten Ausgangspunkt für eine Debatte um politisch - soziale Aktivität sein, dies ist auch gedacht als Hinweis auf die Tagesordnung der Fachtagung.

1.Computer und Internet als Elemente kapitalistischer Rationalisierung und Neustrukturierung

1.1 GEWERKSCHAFTEN UND TECHNOLOGIE: EWIGE AMBIVALENZ?

Die traditionelle (Mehrheits-) Position der Gewerkschaften - nicht nur in der BRD - in bezug auf Rationalisierung und Automation war und ist eine (gespalten) positive. Mit dem Automationsprozeß wurden assoziiert: erstens, im Falle mitbestimmter Einführung des öfteren mögliche Arbeitserleichterung und zweitens die Arbeitsplatzsicherung, ja gar die Schaffung neuer Arbeitsplätze, aufgrund besserer Konkurrenzfähigkeit. Ältere LeserInnen werden sich noch an die entsprechenden Tagungen und Aktivitäten etwa - aber längst nicht nur - der IG Metall bis in die 70er Jahre hinein erinnern. (4)

Auf der anderen Seite des Verhältnisses zur Technologie steht der "Maschinenstürmer" und diese Bezeichnung galt und gilt - keineswegs nur im sozialdemokratischen Mainstream - als Schimpfwort. Dieses politische Koordinatensystem ist durch die Entwicklungen der IK Technologien gesprengt worden: der Rationalisierungseffekt ist größer als der entsprechende Nachfrageschub es je werden kann, und die oft arbeitslose Reproduzierbarkeit von Waren (und Dienstleistungen) schafft keine Arbeitsplätze - auch wenn dies zeitweise, etwa bei der handy-Welle, anders aussieht, bzw ­ sah. (5)

Vor allem in der zweiten Hälfte der 70er Jahre bis ungefähr zur Mitte der 80er Jahre gab es dann eine ganze Reihe kritischer Analysen und Erhebungen über die Auswirkung der Computerisierung auf die Arbeit - noch zu Zeiten, als es auch (auslaufend) Debatten um die "Humanisierung der Arbeitswelt" gab, wie auch um Veränderung der Produktion (und ­ oft krisenbedingt ­ der Produkte).

Nun: Selten war die Arbeit inhumaner, intensiver und gesundheitsschädlicher als heute. Rückenschäden und Stresskrankheiten in den "besseren" Berufen und generell heftig intensivierter Arbeitsdruck auch in "niedrigeren" Tätigkeiten, verbunden mit der Jagd auf Kranke, haben zu einer Rekordhöhe beruflich bedingter Schädigungen der Menschen geführt. Heute ist es bereits so weit, dass eine Erscheinung wie "Arbeitssucht" Gegenstand wissenschaftlicher Forschung geworden ist.

Dazu hat die Computerisierung ihren Teil ebenso beigetragen wie die verschiedenen politischen Maßnahmen der Deregulierung und der globale Konkurrenzkampf, der in der Tat kein Mythos ist, sondern Bestandteil des menschenfeindlichen Systems.

Eine Diskussion um "humane" Arbeit aber scheint kaum noch vorstellbar, wäre sie doch direkt gegen die ­ faktische - Allparteienpolitik in nahezu allen kapitalistischen Ländern ebenso gerichtet, wie gegen die Erfordernisse des "Systems". Alle aufgezählten (und verwandte) Themen sind heute weitgehend aus der gewerkschaftlichen, erst recht aus der öffentlichen Debatte verschwunden. Arbeit schaffen ­ entweder um jeden Preis, oder mit scheinbar altbewährten Rezepten ­ das ist das diktatorische Thema, von den marktvermittelt (un-) gleichgeschalteten Medien pausenlos verstärkt. Die Tatsache hervorzuheben, dass an der Arbeit und ihren Folgen heute ebenso viele Menschen sterben wie als Folge der unzähligen Kriege, mit denen die Welt überzogen wird, das blieb einem solch bürokratischen Gebilde wie der ILO überlassen (6). Ohne Medienecho versteht sich. Große Teile der "staatstragenden Soziologie" haben auch das Thema "Ende der Arbeit" gestrichen ­ vor 20 Jahren Thema des Soziologentags (7) ­ seitdem nach einer Generation Massenerwerbslosigkeit deutlich wurde, dass diese Entwicklung mit dem Kapitalismus immer weniger zu vereinbaren ist: Arbeitszwang ist angesagt, und allein ein Vergleich von Presseschlagzeilen der letzten Jahre dokumentiert, wie der Ton verschärft wird.

Es ist keine Frage des Trotzes, zu sagen, diese oben genannten Fragen müssen "wieder" aufs Tapet gebracht werden ­ es ist eine Frage der Entwicklung eigener und eigenständiger Politik. Denn Tatsache ist, daß die Probleme, die Arbeit für die Menschen mit sich bringt, nicht geringer, sondern größer geworden sind.

1.2 COMPUTERISIERUNG IST MEHR ALS AUTOMATION
(Nicht nur eine neue Qualifizierungsdebatte)

Jene Debatten, Kongresse, Aktivitäten, Kampagnen und Publikationen aber, die bis in die zweite Hälfte der 80er Jahre stattfanden, beziehungsweise organisiert wurden, befassten sich schwerpunktmäßig mit der Entwicklung in der Produktion und den Industriebetrieben. Heute sind es längst nicht mehr nur Rationalisierungseffekte in der Industrie, die sich (oft nur indirekt) auf den Computereinsatz zurückführen lassen, die diskutiert werden (müssen). Heute ist hier ist die Frage eher ­ für alle Bereiche - ob sich die Umsetzung ständig steigender Rechnerleistungen in noch viel gravierendere Schübe der Rationalisierung nur aufgrund von "Kinderkrankheiten" bisher nicht recht einstellen mag. Wenn eine Verdoppelung der Rechnerleistung alle paar Jahre registriert wird, aber der Rationalisierungseffekt wesentlich geringer bleibt (8) und andrerseits die vielen dokumentierten konkreten betrieblichen Schwierigkeiten (mit dem Zusammenwirken verschiedener Systeme etwa) gesehen werden, dann steckt ein höheres Potential an Rationalisierung in dieser Technologie, als bisher realisiert wird. Und die Anwendungsbereiche werden immer mehr ausgedehnt.

Es sind in den letzten Jahren ­ nach der Produktion und den Büroberufen - die (auch die immer spezialisierteren) Dienstleistungen, die von der Computerisierung erfasst werden. Zu den dazu meist verwandten "Expertensystemen" schrieb Barbara Garson 1988, als diese noch in der Frühentwicklung standen:

"Die viel gehassten Zeitnehmer standen früher direkt hinter dem Arbeiter und zerlegten seine Arbeit in ihre Grundeinheiten: greifen, sich bücken, Gegenstand absetzen, sich wieder aufrichten. Der moderne "knowledge engineer" führt ähnliche detaillierte Studien durch, nur dass er nicht die Arbeit eines Maurers seziert und analysiert, sondern Entscheidungsprozesse. Aus den Zeitstudien von einst sind also Zeit- und Gedankenstudien geworden." (9)

Was den Konsumentenalltag betrifft, ist es eindeutig, dass Entwicklungen wie "Online - Banking" einerseits erfreulicherweise den Run auf die Bank mitsamt Warteschlangen verringern ­ andrerseits aber auch die Zahl der benötigten Berater. Die Argumentation der Gewerkschaften erscheint hierbei in der Regel eher hilflos. Die Oma ohne grössere soziale Kontakte, die am Bankschalter endlich einen Menschen trifft, ist kein Grund Personal nicht abzubauen. Ihr Leben ist weit eher ein Grund für eine andere Gesellschaft. 2003 ist gerade die Auslagerung bzw Durchrationalisierung der IT-Abteilungen in mehreren Branchen (und nicht zuletzt bei Banken und Versicherungen) ein wesentlicher Bestandteil des Arbeitsplatzabbaus - sowie die entsprechenden Konsequenzen bei den Erzeugern der Infrastruktur. Einerseits haben sich die Hoffnungen auf Verwertung nicht in vollem Maße erfüllt, andrerseits hat die Umstrukturierung einen fortgeschrittenen Grad an Informatisierung erreicht ­ ein Schnittpunkt, von manchen auch als Normalisierung gesehen (10).

Tiefer greifenden technologischen Neuerungen in allen Branchen ist auch in der Vergangenheit stets die Debatte um Qualifikation bzw Dequalifizierung der (Ware) "Arbeitskraft" gefolgt - in der Industriesoziologie und auch in der Gewerkschaft und der politischen Linken. Am ausführlichsten wurden (trotz der Kern/Schumann- Debatte vor allem in der BRD) diese Debatten im allgemeinen in den skandinavischen Ländern geführt, wo, wie bei früheren Technologien auch, Gewerkschaften (in Zusammenarbeit mit zahlreichen Wissenschaftlern) in den Implementierungsprozess der Computersysteme viel stärker einbezogen waren als anderswo (11).

Die beiden folgenden Ausführungen repräsentieren zwei traditionelle gegensätzliche Standardreaktionen auf Erfahrungen in diesem (skandinavischen) Zusammenhang:

"Der Übergang von Fachwissen zur Gebrauchsanweisung schränkt das Wissen ein. Fachwissen muss besitzen, wer eine Gebrauchsanweisung formuliert. Wer sich aber nur sie angeeignet hat, kann kaum das Fachwissen rekonstruieren." (12)

Oder eben andrerseits, bezogen auf die Visionen intelligenter Systeme:

"Ein Meilenstein in der Forschung auf diesem Gebiet war Terry Winogradows SHRDLU-System. Dieses System demonstrierte zum ersten Mal, wie man Wissen auf einem Gebiet (ein Kinderspiel), Problemlösungsvermögen und Sprachverständnis zu einem funktionierenden System zusammenfügen kann." (13)

Bleibt festzuhalten, dass bei der Debatte um die Restrukturierung der Ökonomie durch Vernetzung von Rechenmaschinen, mehr noch als schon bei der "traditionellen" Automatisierung, die Frage der Qualifikation bzw Dequalifikation von besonderer Bedeutung ist ­ wobei dann auch zu klären wäre, was unter Qualifikation genauer verstanden wird.

Geschichtlich gesehen ist die Antwort stets nur "gespalten" gegeben worden: Für einige mehr Qualifikation, für andere weniger, wobei letztere - zumindest in den kritischen Analysen - in der Regel als die (potentielle) Mehrheit gesehen wurden. Diese "Polarisierungsthese" war auch ein wesentlicher der ideellen Hintergründe etwa des Rationalisierungsschutz - Tarifvertrags, den die IG Metall 1968 bundesweit erreichte, wie auch des Lohnrahmen ­Tarifvertrags II von 1973 in Baden Württemberg. Ein bisschen arg verkürzt könnte gesagt werden, dass viele betriebliche und auch gewerkschaftliche Linke solche Abkommen damals (wohl: mehrheitlich) als Kosmetik oder als Illusionen schürend kritisierten. Ob zu Recht oder nicht: Eine sicherlich komplizierte Materie, die hier wenigstens zu erwähnen aber keinesfalls überflüssig ist: Denn ähnliche Fragestellungen stehen auch heute im Raum - eigentlich. "Eigentlich" aber heißt auf Deutsch in der Regel: Nicht.

Muss "Einmischung" sozusagen automatisch Co- Management und damit auch seine Sackgasse bedeuten? (Denn schliesslich gibt es nicht nur verschiedene Begriffe davon, sondern vor allem bleibt festzuhalten, dass es grundlegend eben kein Co ­ Management gibt... Können inhaltliche Kriterien entwickelt werden, die dazu dienen, dies zu verhindern und Verbesserungen, Erleichterungen im Arbeitsprozess zu erreichen?

Dass solche - eben keineswegs nur "technischen" - Fragen durchaus interessieren, gar mobilisierend wirken können, zeigte schon vor langer Zeit der bundesweite Widerhall auf die "PAISY" - Auseinandersetzungen bei Opel (Rüsselsheim), als es beinahe modellhaft um betrieblichen Datenschutz ging. Auch die Veröffentlichungen der "Plakat- Gruppe" von Daimler (Untertürkheim) zu solchen Themen fanden keineswegs nur bei der Belegschaft Interesse, sondern wurden über die Linke hinaus debattiert.

Dennoch, was in erster Linie bleibt, ist die Feststellung: wenn es um Automation und Rationalisierung ging, war die reale gemeinsame Ideengrundlage der verschiedenen Strömungen innerhalb der Gewerkschaften - und sie ist es noch heute, wenn es um Computerisierung geht - in den allermeisten Fällen der "Technikdeterminismus". Die Technik ist halt nun mal da, jetzt müssen wir sehen, wie wir damit zurecht kommen. Die entsprechende Konsequenz lautet dann "Technikfolgenabschätzung" ­ eine (mehr oder minder freiwillige) Selbstbeschränkung auf Schadensbegrenzung.

Nicht "mitgestaltend" sondern gestaltend einzugreifen, und nicht erst, wenn die "neue Technik" - "schon da" ist, sondern in der Entwicklungsphase: das könnte, je nach gesellschaftlichen Kräfteverhältnissen, auch andere Perspektiven eröffnen.

Dem steht entgegen, dass die passive Haltung zu neuen Technologien heute noch stärker ist, als in der ultrakurzen Reformperiode um 1970 und ihren oben genannten "Nachwirkungen".

Damals und auch noch später entwickelten sich nämlich durchaus ­ wie begrenzt auch immer - alternative Ansätze, die noch einige Zeit nachwirkten. Auf die Tarifverträge der IG Metall hatten wir bereits verwiesen, aber auch in anderen Programmen und Abkommen sind Ansätze eines anderen Herangehens vorhanden, wie unscharf auch immer.

Das Aktionsprogramm der IG Metall "Arbeit und Technik" von 1984 ­ war ein möglicher Ansatzpunkt für eine gewerkschaftspolitische Debatte und die Entwicklung gewerkschaftlicher Aktivität weit jenseits der heute - im besten Falle - vorhandenen Technikfolgenabschätzung. Heute ist dieses Programm längst nur noch von historischem Interesse.

Ähnlich sieht es, um nur noch ein weiteres von einigen möglichen Beispielen aufzuzählen, mit dem Fortbildungstarifvertrag aus, den die IG Medien 1990 in der Druckindustrie abschloss. Durch den Druck der Streikbewegung 1989 endlich zu Verhandlungen gezwungen, konnte der Bundesverband Druck zwar einige Forderungen abwehren, aber musste andrerseits auch Festlegungen akzeptieren wie, dass Fortbildungszeit Arbeitszeit ist und diese vom Unternehmen zu bezahlen, und dass der Betriebsrat bei der Bedarfsermittlung mitwirkt. (14) Heute ist die Sachlage gerade andersherum: Eine ganze Reihe von vor allem betrieblichen Abkommen ­ ein Beispiel wäre debitel ­ sieht ausdrücklich vor, dass die Beschäftigten die ganzen Lasten zu tragen haben.

1.3 MOMENTE DER RESTRUKTURIERUNG: NETZWERK BETRIEB?

Die gesellschaftlichen Kräfte, die den technologischen Prozess der Computerisierung maßgeblich bestimmen, wirken auf die gesamte Gesellschaft: Nicht nur, dass die IK- Technologien einen (ungenau bestimmbaren) Rationalisierungseffekt in den verschiedenen Bereichen der kapitalistischen Wirtschaft haben (und wie bereits erwähnt, ein Potential, das noch größer ist, als das bisher umgesetzte) ­ die Computerisierung bringt tendenziell (durchaus im Unterschied zu traditioneller Automation) eine Neustrukturierung der Betriebe im vollen Wortsinne mit sich. Es wird keineswegs nur an (weniger) alten Arbeitsplätzen anders gearbeitet (schneller und mehr), sondern die gesamten neuen Organisationsformen betrieblicher - und überbetrieblicher - Abläufe werden mit diesen Möglichkeiten neu organisiert. Auch bei diesen Veränderungen handelt es sich nicht um völlig neue Entwicklungen, die aus dem Nichts oder nur der Technik entstanden. Aber diese Technik ermöglicht es, bestimmte Strategien nicht nur wesentlich weiter zu verfolgen als früher, sondern sie dermaßen viel weiter zu verfolgen, dass die Frage entsteht, ob es sich dann um etwas qualitativ Neues handelt. Längst Alltag geworden sind einst heftig umkämpfte beziehungsweise kritisierte Neuerungen wie "Kapazitätsorientierte variable Arbeitszeit" oder "Just-in-time" Produktion - beides ohne Computereinsatz kaum denkbar (zumindest nicht in auch nur annähernd solchem Ausmaß). Ebenfalls bereits seit langem in der Öffentlichkeit diskutiert, beziehungsweise gesellschaftlich akzeptiert - auf jeden Fall aber für breite Teile der noch arbeitenden Menschen Realität - sind Neuerungen wie die Aufteilung größerer Unternehmen in zahlreiche Profit-Center, sind die Subunternehmen für verschiedenste Arten von produktionsbezogenen Dienstleistungen und ist auch der scheinbar (oder auch wirklich) selbstständig arbeitende individuelle Vertragsnehmer. Wiederum nur eines von vielen möglichen Beispielen, aus einer Studie von Carsten Wirth über Unternehmensvernetzung, die ihrerseits noch viele andere Beispiele bearbeitet:

"Durch den Funktionswandel, dem die Spediteure unterworfen waren, ist es realitätsgerechter, sie als Kaufleute zu bezeichnen, die logistische Dienstleistungen und weitere Nebenleistungen einkaufen und an Verlader verkaufen." (15)

Was das konkret bedeutet, führt Wirth gegen Ende seiner Ausführungen zum Speiditionswesen aus - das konsequenterweise heute auch allgemein Logistik genannt wird:

"Die Logistikunternehmungen integrieren neuen Funktionen und werden so zu "Dienstleistungsunternehmen eines neuen Typs”. Diese Dienstleister übernehmen Umschlags-, Kommissionier-, Verpackungs-, Markierungs-, Auftragsabwicklungs- und Verteilprozesse und funktionieren zumindest partiell als Grosshandelsbetriebe" (16)

Hier dürfen die gesamten politisch- sozialen Rahmenbedingungen des "Güterverkehrs" als weitgehend bekannt vorausgesetzt werden: Billigkonkurrenz keineswegs nur aus Osteuropa (17) (eben: Subunternehmen), Arbeitsbedingungen, die - zurückhaltend formuliert - nicht besser geworden sind, Konzentrationsprozesse und schliesslich die Deutsche Post, die auf dem Weg zum weltgrössten Logistiker die Beschäftigten ihrer Subunternehmen in ihre betriebseigene Uniform steckt (18). Und vieles andere mehr ­ bis hin zu jenen betrieblichen Organisationsformen, in denen weltweit Produktionsbereiche des selben Konzerns gegeneinander konkurrieren. Aber diese Entwicklung hat längst alle Bereiche (nicht nur) des "Wirtschaftslebens" erfasst. Heutezutage können in Fachzeitschriften Berichte gelesen werden über Messen, die ausschliesslich verschiedenen Typen von Software für Krankenhäuser gewidmet sind. Von den Zehntausenden von durch Computer bestimmten Arbeitsplätzen in der Call Center Branche ganz zu schweigen (19). Jeder der seine Blechkiste zum Mercedes Kundendienst bringt weiss, dass dies längst keine selbstständigen kleinen Unternehmen mehr sind, sondern am Zentralcomputer in Untertürkheim hängen. Die Bilanz einer Studie, die versucht, über die Branchen hinweg zusammenzufassen:

Unternehmensbefragungen in der Investitionsgüterindustrie konnten zeigen, dass avancierte Formen von Gruppenarbeit dort immerhin von ca. 18 Prozent der Unternehmen genutzt werden (Stand 1999). Verbreitet sind zudem Hierarchieabbau und die Auflösung zentraler Bereiche, die mit einer kunden- bzw. marktorientierten Ausrichtung der Unternehmen einhergehen, während auf Arbeitsplatzebene die auf Autonomie und Kompetenzentwicklung ausgerichteten Gestaltungsmaßnahmen wesentlich weniger verbreitet sind. Eine Dezentralisierung planender, steuernder und kontrollierender Aufgaben sowie eine Integration solcher Aufgaben in das Tätigkeitsspektrum am Arbeitsplatz wird in der überwiegenden Zahl der befragten Unternehmen nicht genutzt. Bemerkenswert ist zudem der nach wie vor hohe Anteil organisatorisch eher inaktiver Unternehmen (>50%), die weder markt- noch arbeitsorientierte Maßnahmen nutzen. ( 20)

Es geht also nicht vor allem um eine irgendwie geartete oder begründete Modernisierung des Organisationstyps Unternehmen schlechthin, sondern es sind in erster Linie Strategien des Kapitals, die Ausbeutung zu verschärfen, was immer einen erhöhten Druck auf die (verbliebenen) Belegschaften bedeutet, zunächst unabhängig von der Technologie ­ die sich jedoch für bestimmte dieser Strategien als besonders geeignet erweist (und, selbstverständlich, auch qua "Eigenleben" ihrerseits Entwicklungen beeinflusst). Nun wäre die "Übernahme planender und kontrollierender Tätigkeiten am Arbeitsplatz", wie auch längst Erfahrungen zeigen, mit Sicherheit kein Fortschritt (sondern eben: Veränderung) und auch wenn die Mehrheit der Betriebe solcherart Massnahmen nicht ergreift, sind es sehr sehr viele ­ und meist die grössten ­ und diejenigen, die auch künftig Entwicklungen prägen werden.

Man muss Jeremy Rifkin nicht notwendig in seinen politischen Schlussfolgerungen folgen - dass Eigentum nicht mehr wichtig sei, worüber an andrer Stelle zu streiten im Zeitalter der Börsenmanie sicher wichtig wäre - um zu bemerken, dass die Fakten, die er in seinem Buch "Access" darüber anführt, was er das "Modell Hollywood" nennt, wesentliche Indizien dafür sind, wie sich ganze Wirtschaftszweige verändern.

"Nike ist vielleicht das beste Beispiel für die Kräfte, die sich in den neuen Märkten entfalten. Nike ist im Grunde eine virtuelle Firma. Hört man den Konzernnamen, assoziiert man Sportschuhe; tatsächlich ist das Unternehmen ein Forschungs- und Entwicklungsbüro, mit ausgeklügeltem Marketingkonzept und Verteilungsmechanismus; Nike, der weltweit führende Produzent von Sportschuhen, besitzt weder Fabriken und Maschinen noch Immobilien in nennenswertem Umfang. (...) Mehr als 450.000 asiatische Arbeiter und Arbeiterinnen fertigen Nikes populäre Schuhe." (21)

Sofort hier sei aber auch angemerkt, dass gerade eine Unternehmung, die dermassen vom "Logo" lebt wie Nike, auch für politische Kampagnen in der Öffentlichkeit besonders anfällig ist ­ und deswegen als eines der ersten Unternehmen gezwungen war, einen eigenen code of conduct zu erarbeiten, wieviel der auch immer wert sein mag. Was als Indiz dafür gelten mag, welche neuen Möglichkeiten der politischen Aktivität sich durch solche Entwicklungen eben auch herausbilden. Durch diese betrieblichen Vernetzungen wird es - ständiger Anlass gewerkschaftlicher Claim- Streits, die unlösbar bleiben werden - auch immer schwieriger, die traditionellen Branchen- Trennungen aufrecht zu erhalten.

Am wenigsten in der Kernbranche der IK Technologien selbst, wie es Boy Lüthje anhand einer Studie über Silicon Valley deutlich macht:

"Diese neue Form des Outsourcing, bei der anders als im ”Toyota-Modell” japanischer Prägungen die ”Zulieferer” praktisch die Herstellung des Gesamtproduktes übernehmen, wird in raschem Maße zu einer übergreifenden Produktionsinfrastruktur für alle wesentlichen Bereiche der IT - Herstellung und anderer elektronikrelevanter Industriezweige. Die global agierenden CM-Firmen gehören inzwischen zu den grössten Arbeitgebern von ProduktionsarbeiterInnen in der US-Elektronikbranche. Ihre Namen sind aber kaum bekannt und auch an den gefertigten Produkten nicht erkennbar." (22)

In diesen zunehmend unübersichtlicheren Strukturen, die unter anderem (und prinzipiell) auf segmentierte Arbeitsmärkte gestützt sind, wie in dem eben zitierten Aufsatz von Boy Lüthje für das "Detroit von Silicon Valley" ausführlich nachgewiesen wird (das beste deutsche Beispiel ist die "Greencard"-Einführung (23) samt der fragwürdigen Haltung der Gewerkschaften dazu), greifen nicht nur klassische gewerkschaftliche Branchen- Strukturen nicht mehr, es erodiert das Industriegewerkschaftsmodell bis zur Unkenntlichkeit, und auch die mittlerweile üblich gewordene Trennung in "Normalarbeiter (wobei auf die weibliche Form weitgehend verzichtet werden kann) und "Subunternehmen" oder Prekarität lassen sich zunehmend weniger unterscheiden, wenn dies überhaupt je Sinn machte: Alles ist dem - durchaus nicht erfundenen, sondern systembedingten - Diktat der "Flexibilität" unterworfen. Wobei noch hinzuzufügen wäre, dass die meisten IT Fachmenschen heute mehr denn je nicht in IT Betrieben und der "new economy" arbeiten, sondern in Betrieben und Verwaltungen aller Art, quer durch alle Branchen. Flexibilität politischer und organisatorischer Art aber ist keineswegs eine Stärke gewerkschaftlicher Arbeit, weder im Apparat des politischen Mainstreams, noch bei den oppositionellen Kräften. Dies beginnt mit der technologischen Thematik und endet bei starren Organisationsformen. Die besonders peinliche "Friedenskonferenz" des DGB für die IG Metall und ver.di (und -?- IGBCE) über die IK-T Branche erübrigt jede Debatte darüber... Zwar gibt es ­ international gesehen ­ wichtige Ausnahmen, wie etwa die US-amerikanische "Communication Workers of America" , die Projekte ins Leben gerufen hat wie die "Alliance@IBM" oder "Washtech" und "FaceIntel" (24), aber die beispielsweise bei ver.di durchaus zahlreichen Projekte sind eher sehr traditionell ausgerichtet . Daß vernetzte Unternehmen ein Problem für die "traditionelle Betriebsratsarbeit" sind ­ und wenn es nur darum geht, einen abhängigen Unternehmer auf der Gegenseite zu haben, der in faktisch jeder Entscheidung nicht souverän ist, ist als Erscheinung schon "so alt" dass inzwischen schon einige Literatur darüber hervorgebracht wurde. (25)

Insgesamt lässt sich sagen, dass die bisherigen Reaktionen aller gewerkschaftlichen Strömungen, zumindest in Deutschland - schon allein aufgrund der Tatsache, dass Tiefe und Reichweite des bereits realisierten Wandels nicht angemessen berücksichtigt werden ­ weit unterhalb der Erfordernisse liegen. Dies betrifft politische Strategien wie die zentrale Frage der Arbeitszeitverkürzung, die "neuen" Jobs im Hightech- Bereich, und ebenso die dazugehörenden Dienstleistungen, sehr oft erbracht von MigrantInnen. Die entsprechenden Geschichten von "Silicon Valley" sind inzwischen sogar schon verfilmt worden (26), für die BRD gibt es solche Arbeiten noch nicht, obwohl Stoff genügend da ist ­ und politischer Handlungsbedarf auch.

2. Maschinen. Stürmen ?

Wie soll jemand ­ sofern er oder sie antikapitalistisch eingestellt ist - sich nun zu dieser technologischen Entwicklung verhalten ? Im Prinzip hat sich bisher die betriebliche - erst recht die gewerkschaftliche - Arbeit darauf beschränkt, Folgen a) abzuschätzen und b) bestimmte Auswüchse zu verhindern bzw abzumildern. Andrerseits: Maschinenstürmer sind, im Gegensatz zu technischen Neuerungen, in der tradierten gewerkschaftlichen Bewegung schlecht angesehen, das hatten wir bereits erwähnt. Bisher nicht erwähnt hatten wir: Die tradierte Bewegung allerdings ist es mittlerweile in der Öffentlichkeit auch. Mitgestaltung ist, zumindest in den Kreisen der real in Rente gehenden gewerkschaftlichen Linken ebenfalls verrufen. Und außerdem, wie schon angedeutet, eine Sackgasse: technokratische Fachleute finden sich außerhalb der Gewerkschaften mindestens genauso viele und ehrlich gesagt, in diesem Geschäft meist mit mehr Kompetenz. Was also tun?

Eine komplizierte Lage, denn das System des Kapitalismus erscheint heute zwar einerseits dermaßen in der Krise, dass sich die alte Lieblingsfrage der Linken "Reform oder Revolution" insofern tendenziell als überflüssig darstellt, als schon kleine Reformen nur noch in einer großen Umwälzung durchsetzbar erscheinen; andrerseits ist es aber auch deswegen so stabil, weil die bekannten Formen gesellschaftlicher Alternativen der klassischen Herausforderer so unattraktiv dastehen.

Was in der öffentlichen Debatte reichlich unscharf als "Neoliberalismus" gekennzeichnet wird, impliziert und produziert ein Menschenbild vom "homo oeconomicus": die moderne Reduktion des homo sapiens. Auch bei dessen - notfalls von einem ganz grossen oder kleineren Übel zu erzwingenden - politischer Umsetzung zur "Ich - AG" steht letztendlich ein "Arbeitsbild" Pate, das seit Jahrzehnten zusammen mit dem Computer sich entwickelt hat. Die zeitlich unbegrenzte, da "inhaltlich" immer wieder neue, kreative Herausforderung (eine Kreativität, die auch aus Nichtigkeiten oder Entwicklungen mit negativen Wirkungen für Betroffene bestehen kann): das Lösen von (technischen, formal- logischen) Problemen (27) : So wird der Computerfreak auf den Arbeitsmarkt generalisiert. Dazu muss nicht unbedingt eine "kalifornische Ideologie" bemüht werden - 25 Jahre Arbeit im Informatikbereich der BRD tun es auch.

Arbeitsbild (=Menschenbild) und Maschine aber bedingen und prägen sich gegenseitig. Alle Theorien, die besagen, es käme nicht auf die Struktur der Technik an, sondern auf die politischen Umstände, unter denen sie eingesetzt wird, sollten spätestens seit Tschernobyl allermindestens überdacht werden. (Ersatzweise können auch Staudämme überall auf der Welt, Bergwerke in China und anderswo, Seveso, die Exxon Valdez- Katastrophe, aktuell Spaniens Küste und viele andere Katastrophen Anlaß solcher Umdenkprozesse sein). Dies stellt aber prinzipiell auch die Frage des "Maschinensturms" anders als sie traditionell gestellt wurde - zumal heute zutage ähnliche Bewegungen, wie etwa französische Bauern, die gegen eine industrialisierte und für eine bäuerliche Landwirtschaft kämpfen, auf der politischen Linken durchaus Sympathien geniessen In dieser Frage scheint es eindeutig: Die monokulturell geprägte Grossflächenwirtschaft staatlicher Landwirtschaftsbetriebe jedenfalls spielt als positive Utopie keine Rolle mehr. Ihre Vision - und Realisierung - waren Bestandteil der Bilder eines Sozialismus, der qua Produktionsschlachten aufgebaut wird. Die Fragestellung aber, die menschliche, ökologische und andere Gesichtspunkte von vorneherein einbezieht und nicht später hinzu addiert, muss auch in anderen Bereichen als der Landwirtschaft nicht nur erlaubt sein, sondern (keineswegs "nur") moralisch zwingend angewandt werden.

Es geht bei einer genaueren Beurteilung der Technologie auch keineswegs um den Streit zwischen den technisch und den kulturell orientierten akademisch gebildeten Gesellschaftsschichten, um eine Konfrontation von Technikfreaks gegen Kulturmenschen und deren Verteidigung (eine Debatte, die ja oft genug eine Neuauflage der besonderen deutschen Ideologie des Gegensatzes von "Zivilisation" und "Kultur" war und ist, und über "Fernsehen gegen Lesen" unendliche Folgen lang geführt wurde und wird) - sondern es geht um die Struktur des Kapitalismus. Es geht demnach auch nicht "gegen Technik" als solche, jenseits der gesellschaftlichen Bedingungen ihrer Entstehung und Anwendung (wiewohl die Frage der "Großtechnik" durchaus eine eigenständig zu diskutierende bleibt) - sondern es geht um ein unvoreingenommenes Herangehen an die Auseinandersetzungen, die von der technologischen Entwicklung und Anwendung aufgeworfen werden und um Offenheit für eventuelle neue Schlussfolgerungen.

Nun ist es unbestritten, dass immer wenn neue Technologien sich in der Gesellschaft ausbreiten, alle denkbaren Theorien von neuer Gesellschaft in den Wettbewerb (zumindest) der Publikationen treten. Radio, Telefon, Fernsehen, Eisenbahn ­ das sind die bekanntesten Beispiele. Und allesamt haben sie die Gesellschaft im Laufe der Zeit ziemlich verändert ­ aber immer denselben Kapitalismus. Was einst ­ als Radio und Bühnenshows neu waren - "Kulturindustrie" kritisch benannt wurde, ist heute: Alles. Wer eine umweltverschmutzende, menschenmordende Blechkarosse kauft, lebt angeblich eine "Philosophie", auch daran zeigt sich die Entwicklung der letzten 60 Jahre. Und doch: Die Digitalisierung des Lebens, seine Verwandlung ­ und notwendigerweise: Reduzierung auf ­ beziehungsweise: zu - Daten, die immer raschere Überwindung von Distanzen, die Minimalisierung der Zeitunterschiede, die Entgrenzung von Raum: Das sind in der Tat tiefgreifende Veränderungen. Die eben auch in ihren (potenziellen und bereits realisierten) Auswirkungen vielschichtig sind ­ oder sein könnten, wie es vom Potenzial her einst auch Entwicklungen wie das Radio waren, auch wenn das im Zeitalter des (meist digital vor formatierten) Spaßfunks kaum noch vorstellbar erscheint.

"Die neuen Informationstechnologien lassen sich nicht per se auf der Habenseite einer künftigen antikapitalistischen Bewegung abbuchen. Auch die Anwendung Freier Software geht direkt oder indirekt in kapitalistische Verwertungsprozesse ein und wird zum Faktor im betriebswirtschaftlichen Kalkül. Der Umkehrschluss, die Informationstechnologien wären letztlich Waren wie jede andere, ist deswegen allerdings noch lange nicht zulässig. Erst recht ungedeckt ist die Annahme, die neuen Erzeugnisse würden Auto und Co als das die Wertverwertung tragende Basisprodukt ablösen". (28)

So gilt dies im Prinzip für die ganze Computerdebatte. Sind diese Technologien per se kapitalistisch, so ist - Tradition hin oder her - der Sturm auf die Maschine angesagt. Besitzen sie andrerseits per se gesellschaftliches Potenzial zur Überwindung des Kapitalismus beziehungsweise zur Sprengung seiner Fesseln, so müssten sie gefördert werden. Umfassen sie beides, ist Differenzierung angesagt - und es ist kein Geheimnis, dass dies die Richtung ist, in der hier argumentiert wird. Und zwar in Kenntnis und Billigung solcher Aussagen:

"Durch IT - Integration erhält der Prozess der Restrukturierung von Unternehmensnetzen und Zulieferstrukturen auf der einen und der Konzentration und Zentralisierung von Kontrollkapazitäten und Kapital auf der anderen Seite einen dynamisierenden Schub. Vor allem aber fungiert der Einsatz der Mikroelektronik als eine Kraft, die die Globalisierungsfähigkeit der Organisationsstrukturen als Kern der Reorganisation befördert." (29)

Nun gibt es auch in der bürgerlichen Propagandamaschine laufend die Nutzung von Bildern und Metaphern, die das souveräne Individuum beschwören ­ und deren Sprache und Konstruktion denjenigen einer Suche nach Emanzipation ähneln. Wo kleinere flexiblere Einheiten in der Produktion und den anderen Sektoren der Wirtschaft immer wichtiger werden, da muss notwendigerweise zumindest für Einige auch der Spielraum der persönlichen Verantwortung zur Erarbeitung von Lösungen größer werden. Der Knackpunkt, die Differenz zu einer emanzipatorischen Perspektive, liegt zunächst in dem Begriff "Verantwortung" begraben. Die Verantwortung für das Ergebnis des Profit-Centers mag personalisiert sein, sie hat aber mit eben dieser Funktion zu tun ­ und mit der Person nur insoweit, als sie diese Funktion zu erfüllen hat. So weit ist das auch bereits in die fortgeschritteneren gewerkschaftlichen Debatten eingegangen - auch wenn vielleicht "in ihnen aufgetaucht" die genauere Bezeichnung wäre.

"Es geht einerseits um ›sich-selbst-organisierende Prozesse‹, die aber andererseits durch die neue Kunst einer indirekten Steuerung vom Top-Management gelenkt werden können, obwohl sich diese Prozesse doch von selbst organisieren. Der eigentliche Kern des Neuen ist darin zu sehen, daß ich als Beschäftigter nicht nur wie bisher für den Gebrauchswert-Aspekt, sondern auch für den Verwertungs-Aspekt meiner Arbeit zuständig bin. Der sich-selbst-organisierende Prozeß ist nichts anderes als das Prozessieren dieser beiden Momente von Arbeit in meinem praktischen Tun. Das bedeutet aber, daß ich als Person in meiner täglichen Arbeit mit beiden Aspekten von Notwendigkeit oder Gesetzmäßigkeit unmittelbar konfrontiert bin. Einerseits mit den Gesetzmäßigkeiten im technischen Sinne (hinsichtlich der Schaffung von Gebrauchswerten) und andererseits mit den Gesetzmäßigkeiten der Verwertung. Ich bin als Person immer wieder vor Entscheidungen gestellt. Die beiden Aspekte zerreißen mich geradezu, und ich erlebe dies als eine persönlich-sachliche Verstrickung." (30)

Ein Prozess - die Produktion - der früher getrennt vom Markt für diesen organisiert wurde, indem die Ware erst fertig gestellt, dann dem Markt übergeben wurde, wird nun in immer mehr Schritten direkt dem Markt unterworfen. Insofern ist selbst ein abstruses Schlagwort wie "Kundenorientierung" nicht ohne Inhalt: Tendenziell soll (und kann) die Produktion dermaßen umgestellt werden, dass sie auf individuelle Marktanforderungen zu reagieren in der Lage ist. Und dies gilt eben dann auch für darin Beschäftigte. Theoretisch zumindest - weil die Realisierung oft auf Hindernisse unterschiedlichster Art stößt. Diese Veränderung zu verneinen oder als unwesentlich abzutun aber wäre die Fortsetzung der Haltung, wegen der wir diese Konferenz organisieren wollen: Eine wesentlich Unterschätzung.

2.1 IM WIRKLICHEN LEBEN

Joachim Ludwig, Dozent für Erwachsenenpädagogik hat in der ersten Hälfte der 90er Jahre die Einführung eines SAP- Moduls (RIVA) bei den Stadtwerken einer Ruhrgebietsstadt begleitet und unter dem Gesichtspunkt betrieblicher Bildungsarbeit analysiert: In einem Betrieb der formal privatisiert war, mit 2.900 Beschäftigten (Gerüchteweise: Bochum).

"Indem die Projektgruppe die Software-Logik als unveränderliche Grösse bei der Gestaltung der Arbeitsabläufe setzt, betreibt sie eine Objektivierung der RIVA-Funktionsabläufe und bearbeitet damit doch wieder eine Bindungs- und Schliessungsproblematik. Die Explikation der softwaretechnischen Zweckrationalität der von ihr vorgenommenen betrieblichen Softwareanpassung, will nicht nur das fachlich-sachliche Wissen vermitteln, sondern zugleich glaubhaft machen, dass die vorgenommene Softwareanpassung, als spezifische Bestimmung des Verhältnisses von arbeits- und softwaretechnischen Funktionsabläufen, die einzig mögliche Alternative ist." (31)

Es wurde, so die Vorgeschichte, im Betrieb eine Projektgruppe gebildet, die nahezu ausschließlich aus jüngeren Kollegen bestand, die der technischen Neuerung interessiert gegenüberstanden. Nicht berücksichtigt wurden beispielsweise ältere KollegInnen, die Erfahrung bisheriger Betriebsabläufe (und Kundenkontakte) hatten. Übersehen wurde dabei auch, dass für die Projektgruppe die "Zementierung" des geplanten Ansatzes damit verbunden war, den eigenen Status im Unternehmen zu verbessern und zu sichern. Das sind konkrete Gründe für Schwierigkeiten, wie auch der Warencharakter der Systeme, die natürlich der Herstellerfirma (und den diversen Beratern) Profit bringen soll: Tendenziell immer wieder neu kaufen, statt wirklich anpassen. (32)

"Das minimale Projektziel, die Lauffähigkeit der RIVA-Software wenigstens in den Kernfunktionen herzustellen, schiebt sich immer mehr in den Vordergrund". (33)

So ergibt sich in der Realität in sehr vielen Fällen, dass den betreffenden KollegInnen in Wirklichkeit nicht mehr vermittelt wird, als eine Gebrauchsanweisung, weder Fachwissen, noch gar Verstehen. Selbst in großen Betrieben, die über eine eigene Abteilung zur (beruflichen) Weiterbildung verfügen, wird diese in der Regel erst einbezogen, wenn die grundsätzlichen Entscheidungen längst gefallen sind. In kleineren Betrieben müssen sich die KollegInnen in der Regel diese Gebrauchsanweisungen auch noch selbst erarbeiten.

Dies sind selbstverständlich nur Auszüge aus einem umfangreichen Katalog von Pleiten und Pannen, die zumeist auf die hierarchische Konkurrenzstruktur kapitalistischer Betriebe und ihrer jeweils umfangreichen Bürokratie zurückzuführen sind.

Eine Struktur, die insgesamt systematisch behindert, dass folgende Erkenntnis umgesetzt wird, die ihrerseits sicher diskussionswürdig ist:

" Ingenieurarbeit ist stets Arbeit an der Arbeit anderer. Informatikerarbeit ist Arbeit an der Kopfarbeit anderer. Informatisch können wir einen Gegenstand nur dann erfassen, wenn wir ihn in die Welt exekutierbarer Zeichen transformieren. Jede Wissenschaft reduziert Wirklichkeit. Die besondere Weise, in der sie das tut, zeichnet sie als Wissenschaft aus. Die besondere Reduktion, die die Informatik vornimmt, kann als Dreischritt von semiotischer, syntaktischer und algorithmischer Reduktion gefasst werden. Danach erscheint ein Weltausschnitt in seinem informatischen Zuschnitt als Welt von algorithmischen Zeichen." (34)

Wenn diese Arbeit an der "Kopfarbeit anderer" nur noch als Gebrauchsanweisung verfügbar ist - spätestens da ist die Reduktion keine bloß wissenschaftliche mehr, sondern eine der Qualifikation von Menschen. Und keineswegs nur ihrer beruflichen Fähigkeiten.

Was mit anderen Worten heißt: der erste und stets sinnvolle Schritt gewerkschaftlicher Arbeit in diesem Bereich bestünde nun genau darin, jede Ausbildung an und Beschäftigung mit Computern so zu beeinflussen, dass sie eben qualitativ mehr ist als Gebrauchsanweisung, sich in den konkreten Dschungel der entsprechenden Auseinandersetzungen zu begeben.

Der Gewerkschaftssekretär, der stolz seinen "Crash Kurs in Word" absolviert hat, mag sich so empfinden, ist aber kein positives Leitbild beruflicher und persönlicher Qualifikation ­ solche Kurse haben heute immer mehr auch ältere Kolleginnen und Kollegen, ohne dass dabei mehr herauskommt als: Gebrauchsanweisungen. Eine leicht zu verifizierende Behauptung: Einfach an den Bahnschalter gehen, wo Auszubildende angelernt werden...Wenn aus diesem Bereich heraus Fähigkeiten sich entwickeln "mehr zu können", selbst etwas zu gestalten, so sind diese in den meisten Fällen im privaten Bereich zu finden, oder in der gesellschaftlichen Tätigkeit, die (noch) nicht unmittelbarem Verwertungszwang unterliegt.

Oder mit einigen der Vielen reden, die vom Arbeitsamt einen "Computerkurs" entweder aufgedrückt oder zugestanden bekommen haben.

Insbesondere müsste beim oben skizzierten Herangehen Wert gelegt werden darauf, dass bereits der Prozess der Implementierung von Systemen in jeglicher Organisation auf einer möglichst breiten personellen Basis stattfände - und dass die sogenannte Weiterbildung nicht erst hinterher kommt.

Dies kann (und soll) eine gewerkschaftspolitische Richtung anzeigen, die zum Ziel hat, die Beschäftigten (gerade nicht der IT-TK Betriebe oder entsprechender Abteilungen) in die Lage zu versetzen, souverän(er) mit der speziellen Maschine Computer umzugehen. Denn sonst bleiben alle theoretischen Erörterungen über Potenziale, die in der Informationsmaschine stecken - Theorie. Diese Orientierung gilt auch ­ sogar besonders - für die Berufsausbildung und die Lehrpläne der privaten Weiterbilder ­ sofern sie nach Hartz noch existieren und deren Verschwinden längst nicht in allen fällen zu bedauern ist.

2.2 REDEN WIR DRÜBER ­ (IM)POTENZ ?

Aber im Grundsatz gilt die Frage: Was steckt denn an Potenzial zur Gesellschaftsveränderung in dieser neuen Technologie, was sind die aufsprengenden Keime, die da entwickelt werden müssten? Ist der Computer sozusagen per se die Maschine, die den Sozialismus (oder welche nachkapitalistische Gesellschaftsformation auch immer) bedeutet, so, wie nach Karl Marx die Dampfmaschine den Kapitalismus bedeutete?

Zunächst bedeutete der Computer folgendes:

"We may now construct a machine to do the work of this computer". (35)

Eine Maschine konnte gebaut werden, die die Arbeit des (menschlichen) Rechners übernahm. Das ist die - überaus historische - Schlussfolgerung, mit der Alan Turing seinen Aufsatz 1936 zur Grundlage von Rechenmaschinen macht. Bedeutsam für unsere Fragestellung ist, dass Turing in seinem berühmten Aufsatz eben nicht bloss mathematisch - technisch argumentiert, sondern einen erkenntnistheoretischen Teil vorausschickt. Worin er die Voraussetzungen legt, seine Theorie der Berechenbarkeit zu begründen, die er gleichsetzt mit maschineller Berechenbarkeit.

Aber: das oben angeführte Zitat impliziert in Wirklichkeit noch mehr. Die Maschine, der mechanische Computer also, ist nicht der wirkliche Gegenstand dieser Überlegungen, sondern Hilfsmittel oder Ergebnis. Was Menschen tun, wenn sie einer formalen generellen Vorschrift folgen (also: mechanisch) - einem Algorithmus - das kann auch eine Maschine, das ist die Turing-These. Was immer auch impliziert, dass es für die Nutzung von Rechenmaschinen Grenzen gibt...

Und so sehr und so oft auch wiederholt wird, daß die Computer die postfordistische Produktionsweise mitgestalten gar bestimmen ­ was in grossem Maße zutrifft ­ so sehr muß auch unterstrichen werden, daß der Computer Ergebnis der tayloristischen Denkungsart ist. Denn diese These entstand in einer Welt, in einer Zeit, da die Menschen inzwischen gewohnt waren, genau das zu machen: zerlegen, mechanisieren, vermassen - die Ideennähe zum Konzept des Taylorismus ist kein Zufall, das Rationalisierungsprinzip setzte sich in der gesamten Gesellschaft durch (und feierte gerade in der "Weimarer Zeit" bahnbrechende Erfolge in der Akzeptanz), eben auch und gerade bei der Rechenmaschine. Was die Soziologin Bettina Heintz so formuliert:

"Wie ich zu zeigen versucht habe, ist die mathematische Sicht auf die Informatik jedoch selbst gesellschaftlich "kontaminiert". Über die Arbeit von Turing (und Post) ist das Rationalisierungskonzept in die ”klassische” Informatik eingedrungen und bestimmt noch heute ihre Theorie und Praxis." (36)

Und von welcher Gesellschaft diese Wissenschaft kontaminiert ist, ist auch klar:

"Aber ein Computer denkt nicht. Algorithmisierung bedeutet im Gegenteil, komplexe Tätigkeiten in eine Form zu bringen, in der sie sich auch unter Ausschaltung jeglichen Denkens durchführen lassen und nur deshalb auch von Maschinen übernommen werden können. Der Computer ist ein Kind des warenproduzierenden Systems, damit werden sich auch linke Computerfreaks abfinden müssen. Ohne die bereits stattgefundenen Formalisierungs- und Rationalisierungsprozesse in bürgerlicher Gesellschaft und kapitalistischem Betrieb wäre eine Maschine wie die Turings nicht denkbar, die darauf aufbauende Entwicklung nicht möglich gewesen." (37)

Wenn die beiden grundlegenden im Computer implizierten Sichtweisen - die technische und die mathematische - nicht ergänzt, gar bestimmt werden, durch eine soziale, ebenso grundlegende, diese Computer dann aber dennoch soziale Beziehungen gestalten, dann wird das Ergebnis dieser Gestaltung asozial sein. So sehen das auch reflektierende InformatikerInnen:

"Alle drei zusammen sind Teil der Informatik - und genau darin besteht auch ihr spezifisches Identitätsproblem. Die Informatik muss lernen, die "Spanne zwischen Verstehen, Formalismus und Technik" auszuhalten und ihre Ausbildung auf alle drei Problemfelder hin auszurichten." (38)

Von der Sicht der Menschen aus, die mit Programmen und Systemen arbeiten müssen, die mit "asozialer Sichtweise" enstanden sind, muß das konkret auch so gelesen werden:

"Entwickler, die in der Regel von den Arbeitsprozessen nichts verstehen, für die sie ihre Systeme entwickeln, müssen lernen, dass eine Systemanalyse als Basis der Gestaltung nicht ausreicht. Die Annahme, gebrauchstüchtige Arbeitsmittel liessen sich, dekontextualisiert vom konkreten Arbeitsprozess, hinreichend vollständig funktional spezifieren, erweist sich regelmässig als Illusion. Das übliche ”Wasserfallmodell” der Systementwicklung als lineare Folge von Anforderungsanalyse, funktionaler Spezifikation, Entwurf, Implementation und Test ist daher schon im Prinzip unpassend." (39)

Diese Feststellungen haben aber eine Kehrseite, die eine andere Technologiepolitik sich zunutze machen könnte:

"So ist einerseits die Möglichkeit gegeben, Technik in gewissen Grenzen zu gestalten, weil sie das Ergebnis sozialer Beziehungen ist, während andrerseits die Notwendigkeit besteht, sie bewusst nach sozialen Kriterien zu entwerfen, weil sie Handlungsanforderungen stellt." (40)

Dies bedeutet zum einen: Die Einflussnahme auf die Gestaltung der Technik, und im besonderen der IK-Technologien müsste eigentlich zu einem ganz wesentlichen Punkt von Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit (und darüber hinaus) werden.

Weil dadurch entscheidend Einfluss genommen wird auf die Arbeit selbst ­ und damit auf das Leben der Menschen, die zu arbeiten gezwungen sind. Von hier ausgehend um Erleichterungen, Verkürzungen der (intensiveren) Arbeitszeit und Vereinfachungen ebenso zu kämpfen, wie um eine Qualifizierung zu "verstehendem Aneignen" - das wäre zunächst einmal ein wichtiger Bereich aktueller Einmischung. Was auch bedeutet: Dies kann, ernsthaft betrieben, weder der Zuständigkeitsbereich von "Exoten" in Betrieb und Gewerkschaft sein, noch der lediglich von "Fachleuten".

Zum anderen bleibt aber festzuhalten: Bisher gibt es diese so eingeforderte systematische Entfaltung von Einflussnahme auf die Technik - und damit auf Arbeits- und "Freizeit"- gestaltung nur "auf der anderen Seite". Damit ist nicht nur - aber auch - an die massiven Schritte zur Kommerzialisierung des Internet gedacht, sondern vor allem an das ganze komplexe System und den politischen Kampf um die Setzung technischer, industrieller und ökonomischer Standards: Normen.

Das ist seit langem institutionalisiert - etwa in Form der "Deutschen Industrie Norm" oder der ISO - und war auch Voraussetzung der Massenindustrialisierung. Ein unüberschaubarer Wust an Organisationen, Ausschüssen und Arbeitskreisen ist damit befasst - und wenn Gewerkschaften irgendwo vertreten sind, so in der Regel eben mit jener skizzierten Linie der (gebremsten) "Technikbegeisterung" , die nicht dazu führt, dass eine kritische Haltung eingenommen wird.

Die Bildschirmarbeitsverordnung ist dafür ein typisches Beispiel: auch wenn ihre Umsetzung heute in vielen Betrieben immer noch ein Fortschritt wäre, setzt sie fast ausschliesslich an "materiellen Dingen" an, (Bildschirm selbst, Raumbeleuchtung, Stühle etc) klammert aber beispielsweise den Bereich "Software-Ergonomie" weitgehend aus.

Eine gesellschaftspolitische "Enthaltsamkeit", die tiefgreifende Folgen hat ­ und die auf allen Ebenen wirksam ist ­ auch in den Betrieben und der Arbeit der Betriebsräte.

Bei allen strukturellen Barrieren des Betriebsverfassungsgesetzes, werden auch auf betrieblicher Ebene die geringen Möglichkeiten der Einflussnahme nicht genutzt - oder systematisch behindert. (41)

Aus einer Fallstudie, die unseres Erachtens klassisch Reaktionsmuster herausarbeitet, inklusive allerdings begrenzter Herangehensweise ("Informiert sein" ist bestenfalls ein schwaches Kriterium):

"Partizipation im Sinne einer substantiellen Einflussnahme kann es nur geben, wenn Betroffene über vorhandene Entscheidungsspielräume informiert sind. (...) Entweder artikulierte sich dies in kognitiven Abwehrstrategien des "Abwartens":"erst mal sehen, was kommt, wenn das nichts ist, machen wir weiter wie bisher ohne das neue System" (Leiter Produktion Werk A), der Verdrängungen:"mit dem neuen System ändert sich doch gar nichts, für uns bleibt alles beim alten..." (BR-Vorsitzender Werk B), oder im Ausweichen auf Tätigkeitsfelder, die bereits eine zureichende kognitive (und institutionelle) Strukturierung aufweisen, wie beim Betriebsrat des Werks A, der sich auf Fragen der Arbeitsplatzergonomie zurückzieht. In diesem letzten Fall wird offen zugegeben, dass man weder ausreichend Informationen noch Handlungsmöglichkeiten zur Systemgestaltung habe. Betriebsratsarbeit reduziert sich so auf Reparaturbetrieb, auf die soziale Abfederung bereits geschaffener ArteFAKTE." (42)

Man könnte - manchem Einzelkämpfer gegenüber sehr ungerecht - sagen, dass der zuletzt zitierte Betriebsrat eine Art Musterreaktion der (besseren) Betriebsratsarbeit ist: Zurückziehen auf (vorhandene) "bekannte" Probleme wie Ergonomie und eben, bereits erwähnt, Datenschutz. Im schlechteren ­ und durchaus nicht seltenen ­ Fall wird vieles qua "Vertrauensvorschuss" gelöst.

Diese Passivität, die eine passive Unterstützung bei der Einführung neuer Technologien (und damit Strukturen) bedeutet ist ein Problem, ein prinzipieller Schwachpunkt gewerkschaftlicher Arbeit, der bereits bei der beruflichen Prüfungen an den Industrie- und Handelskammern beginnt, wo viele Gewerkschaften zunächst bereits Probleme haben, die erforderliche oder mögliche Zahl PrüferInnen zu stellen. Und wobei die Arbeit der vorhandenen keinesfalls auf das oben angeführte Niveau gehoben wird.

Sie ist ein Problem, das sich weiter verlängert - beispielsweise ­ bei der Abgabe technologischer Fragen an die TBS. Und bis hin geht zur oft reflexionslosen Akzeptanz von ISO und anderen Richtlinien, als seien diese ein Naturereignis und keine Absprachen.

Wobei auf der anderen Seite jene Bestimmungen, die Ansätze böten für eine Arbeit, die das Leben der Betroffenen verbessern könnten konsequenterweise "ausgeblendet" bleiben ­ so ist, wenn nicht alle Überblicke trügen, etwa die Norm ISO 9241 nahezu nirgendwo Gegenstand gewerkschaftlicher oder betriebsrätlicher Arbeit, obwohl sie einige Ansatzpunkte bietet.

Hin und wieder werden innerkapitalistische Konkurrenzkämpfe - Machtkämpfe - um Standardnormen zumindest ansatzweise in öffentlicher Debatte wenigstens zur Kenntnis genommen: Etwa beim Videostandard war dies der Fall, als VHS gegen V 2000 durchgesetzt wurde: Keinesfalls die Frage besserer Qualität.

Dass je gewerkschaftliche Initiativen organisiert würden, hierzu eine eigene Politik zu entwickeln, jedoch bleibt einstweilen Utopie. Was jedoch ganz im Gegenteil Realpolitik im richtig verstandenen Sinne wäre. Kaum beispielsweise sind die Auseinandersetzungen um die Standards der Netzprotokolle auch nur zur Kenntnis genommen worden, geschweige denn diskutiert, obwohl engstens verbunden mit der Frage der Kommerzialisierung des Internet. Und eher als hinterfragt wird beispielsweise die Featuritis der IKT-Produzenten für "spannend", toll oder sonst was gehalten, was sich im Rahmen traditioneller, vermeintlich unpolitischer populärer Technik ­ Begeisterung bewegt.

Wenn MS Word 1992 über rund 300 Befehle verfügte, so waren es 1998 bereits über Eintausend. Alles aus einem Programm: schafft Umsätze an Speicherbedarf und der je dafür notwendigen Geschwindigkeiten, schafft Benutzer und Benutzerinnen, die dann vielleicht noch 10% jener Funktionen kennen ­ Verhältnisse oft, wie in früheren japanischen Gebrauchsanweisungen technischer Geräte. Natürlich wird eine traditionelle Sicht auf die Frage der Technikentwicklung ­ also die Fessel Produktionsverhältnisse ­ durch viele Erfahrungen zunächst gestützt. So wurden Verfahren wie "open doc" von Apple (das jeweils in Bearbeitung befindliche Dokument steht im Zentrum und ruft benötigte Programme auf) auf Weisung der Konzernspitze eingestellt, auch Entwicklungswege mit großem Selbstständigkeitspotenzial wie "hypercard" von Apple aufgegeben. Von Microsoft Praktiken ganz zu schweigen.

Und wenn - in zwei Etappen geplant - Ende 2003 in Genf (und 2005 in Tunesien) der erste Weltgipfel zur Informationsgesellschaft (WSIS) stattfindet, scheint es dann völlig normal, dass die großen "Player"- Konzerne der IKT Branchen wesentlicher Teil des Vorbereitungskomitees sind. Wenn die Gewerkschaften dabei unter jenen außenstehenden NGO- Kräften zu finden sind, die "teilnehmen um zu beeinflussen" wollen, dann darf in der Regel die linke Strömung nicht sehr kritisch sein: Sie macht (weitgehend) gar nichts. Schon gar nicht bereitet sie sich auf die Teilnahme an Gegenkongressen vor... (43) Dabei gäbe es mehrere Ausgangspositionen, die eine "Alternative Plattform" stark machen könnten ­ zum Beispiel von dieser Erkenntnis ausgehend:

"Many processes in nature must be such that we cannot understand them in terms of a computer program and at the same time put our understanding to the test by running the program on a machine. Brain processes of intelligence fall into this category, since the brain is a product of evolution and thus cannot be structurally programmable. Conceivably we could evolve an artificial system to simulate brain-like intelligence; but we would then find it just as difficult to specify and test the program of this artificial system as to specify and test the program that generates the behavior of an organism." (44)

Nicht nur, dass es mit der "Künstlichen Intelligenz" nichts wird, sagt dieser Absatz: Sondern, dass alles, was evolutionär ist, entweder nicht berechenbar ist oder genauso kompliziert, wie im "Original" - und wenn es berechnet wird, muss hinzugefügt werden, wird ihm Gewalt angetan. Dies ist einer der Gesichtspunkte, die zu respektieren sind, wenn es darum geht, genauer zu bestimmen, was denn eigentlich "aneignendes Verstehen" und andere entsprechende Begriffe konkret bedeuten sollen. Eine Auffassung über grundsätzliches Herangehen, die praktisch umgesetzt werden kann ohne in (Zukunfts-) Landschaftsmalerei zu verfallen.

Es muss nicht jeder und jede Computerexperte oder -expertin werden, schon gar nicht muss jeder Gewerkschafts- ein Computerfreak werden, und auch nicht umgekehrt, das sei ausdrücklich ebenfalls gesagt. Es gab und gibt aber Konzepte wie "Werkstattprogrammierung" und - etwas ganz anderes - "Programmierwerkstätten" die da weiterhelfen können. Worüber sich Betriebsvereinbarungen abschliessen lassen. Wozu mensch die Ämter, die hierzulande Gewerkschaftshaus heissen, missbrauchen kann - oder, wahrscheinlich besser, gewerkschaftliche Arbeit in kommunikative Zentren verlagern.

Die Erfahrungen speziell der skandinavischen Gewerkschaften - die hier keineswegs in rosarot gemalt werden sollen, viele Partizipationsprojekte endeten mangels Beteiligung in einer Sackgasse oder waren von Beginn an von Co - Managern konzipiert - zeigen jedoch schon, dass es möglich ist, breite Teile von KollegInnen, natürlich speziell jüngerer, für die Chance auf Beeinflussung ihrer Arbeitsumgebung zu mobilisieren und, auf der anderen Seite, auch bei Softwareproduzenten ein Umdenken einzuleiten. Krysten Nygards "Software construction as social activity" (45) kann dafür als Beispiel dienen und hat auch Schule gemacht. Unter anderem auch, weil mit diesem Text klar wird, dass solche Auffassungen eben nicht nur von irgendwelchen Personen am Rande der Entwicklungen vertreten werden, sondern von den "Grössen" der Szene auch.

Dies bedeutet aber auch: Nur durch die Entfaltung eines solchen Ansatzes gesellschaftlicher "Rückführung" dieser Technologie können Elemente, die eventuell das gesellschaftsübergreifendes Potential hätten, überhaupt erst wirksam werden - tendenziell. Ansonsten bleibt jeder Grund für: Maschinenstürmerei.

3.Potenzialsuche ­ im Heuhaufen?

Es gibt zahlreiche Ansätze, mit denen, oft schon seit längerem, nach Alternativen gesucht wird. "Participatory Design Conferences" gehören zu den etablierten Veranstaltungen in der Computerwelt ­ was allerdings auch noch eine grosse Bandbreite unterschiedlicher Positionen umfasst.

"Insbesondere in Skandinavien, wo es eine lange Tradition der Zusammenarbeit von Gewerkschaften und Industrie gibt, setzen Firmen auf die Beteiligung ihrer Mitarbeiter. Letztendlich waren die rein gewerkschaftlich organisierten Projekte zwar als Ideengeber und Methodenentwickler erfolgreich, die entwickelten Systeme konnten sich aber nicht durchsetzen. Daher setzen die Forscher mittlerweile auf die Zusammenarbeit mit Firmen und Behörden." (46)

Ein Schicksal, das recht weit verbreitet ist: dass alternative Ansätze "aufgesogen" werden. Und das - wenn überhaupt - nur mit einer ausreichend breiten "Massenbasis" verhindert werden kann. Was in den folgenden Überlegungen versucht wird, mit einzubeziehen.

Generell lassen sich die Debatten um "gesellschaftsverändernde" Potentiale der neuen IK Technologien etwas schematisch auf drei Gedankenstränge hin zentrieren, die mit den Schlagworten "Produktivkraftentwicklung", - also in erster Linie traditionell-marxistisch Ansätze - "Freie Software" ­ im wesentlichen der politisch engagierte Teil der Produzentenbewegung - und "immaterielle Arbeit" ­ also jene Ansätze, die mehr oder minder in der Tradition des italienischen Operaismus stehen - zu skizzieren wären.

In zugegebenermassen ultrakurzen ­ und deswegen auch stets der Gefahr des Schematismus unterworfenen ­ Skizzen, wollen wir jene Aussagen dieser drei Strömungen, die für unser Thema unseres Erachtens wichtig sind zusammenfassen, vor allem um zu sehen, wo darin positive bzw wichtige Erkenntnisse liegen, die bei einer versuchten Weiterentwicklung dieser Arbeit zu berücksichtigen bzw zu nutzen wären.

"Die sozialen Verhältnisse sind eng verknüpft mit den Produktivkräften. Mit der Erwerbung neuer Produktivkräfte verändern die Menschen ihre Produktionsweise, und mit der Veränderung der Produktionsweise, der Art, ihren Lebensunterhalt zu gewinnen, verändern sie alle ihre gesellschaftlichen Verhältnisse." (47)

Oft genug gibt es von dieser kühnen Behauptung auch noch eine sehr vulgäre Interpretation: Neue Produktivkräfte ergeben eine neue Produktionsweise und daraus entstehen neue gesellschaftliche Verhältnisse.

Nun: Auch wenn "Lohnarbeit und Kapital" immer noch bekannter sein dürfte ­ und beliebter ­ als die Dialektik, so plump war Karl Marx nun wirklich nicht. Weder besagt dieses Zitat, dass veränderte gesellschaftliche Verhältnisse sozusagen automatisch eine andere Gesellschaft bedeuten würden, noch ist die Art, den Lebensunterhalt zu gewinnen, ohne weiteres als gänzlich anders zu beurteilen, wenn Menschen mit Rechenmaschinen arbeiten. Wir wollen jetzt gar nicht wieder mit den Bestrebungen zur "Fesselung" dieser Produktivkräfte argumentieren, die natürlich, systembedingt, zuhauf auftreten ­ siehe die kurzen Angaben weiter oben.

Wir argumentieren gegen diese "verengte Fassung" der Produktivkrafttheorie vor allem mit den Entwicklungsfähigkeiten des Kapitalismus ­ solange er nicht herausgefordert wird. So kann das atmende Unternehmen einen verzerrten Widerschein produzieren einer gesellschaftlich organisierten Erzeugung notwendiger Gegenstände und "Dienstleistungen". Alle die Versuche, den Kunden einzubeziehen, so formalisiert sie notwendig mit solcher Technologie auch sein müssen, sind Versuche in diese Richtung, beschränkt vor allem vom Betriebsgeheimnis, das die Konkurrenz gebietet. Die Argumentation liesse sich fortführen, es sollte aber jetzt schon deutlich geworden sein, dass eine Engfassung solcher Theorien keine Perspektive bietet.

Es gibt aber auch wesentlich klügere, durchdachtere Varianten der Vorstellung der Gesellschaftsveränderung qua Produktivkraftentwicklung.

"Diese Aktivitäten zielen im Kern darauf hin, die private, isolierte, von einander unabhängige Produktion zu vernetzen, um die Zufälle und Schwankungen beim Austausch, die aus der Isoliertheit erwachsen, zu vermeiden, ohne daß man ideologisch und praktisch diese Privatheit aufgeben will. "In den zufälligen und stets schwankenden Austauschverhältnissen" soll die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber allen anderen steigen. Ein Unding, da die anderen das gleiche tun. Jedoch hat schon verloren, wer es nicht tut." (48)

Hier sind auch jene Entwicklungen mitgedacht, wie wir sie weiter vorne etwa von Rifkin und anderen über "Netzwerke" skizziert haben. Und in diesen Bereichen, wenn es um freien Informations- und Erfahrungsaustausch geht, liegen auch die inhärenten Potentiale.

Weswegen nicht umsonst in den letzten Jahren eine ganze Flut technischer und juristischer Massnahmen entwickelt wurden, jegliche "Freiheit" keineswegs nur per Kommerz sondern direkt qua Verbot und Verfolgung einzuschränken. Was dann unter Bezeichnen wie "Informationsfreiheitsgesetz" und anderen Erzeugnissen des hochtrabens daher kommt, ist in der Regel, genau besehen, das krasse Gegenteil. Was natürlich unter "Fesselung" fällt, ob das von Stahlhelm-Otto aus Berlin, von keineswegs bürokratischen Interessenspolitikern aus Brüssel oder von der Bush-Gang kommt ­ oder eben von Gestalten wie Gates "persönlich". Dabei kann mensch sich heran tasten an jene Auffassungen, die in einer nicht sehr viel weiter aufgenommenen Debattenprovokation "Nintendo ­ Sozialismus" (49) genannt worden sind und deren (nicht unwahrscheinliche) negative ­ weiter fortgeschrittene ­ Alternative dementsprechend ein menschenfressender "Pacman ­ Kapitalismus" ist. Und das sind denn auch jene Auseinandersetzungslinien, die genau zum zweiten Bereich führen, zu all dem, was unter dem Schlagwort "freie Software" Bewegung zusammengefasst werden kann. Dabei geht es weder um Software-Religion, noch um "mäusehassende" Tastatur-Freaks.

Es geht schlicht darum, das Feld jener zu teilen, die für die freie Entwicklung sowohl des Internets gegen (auch demagogisch begründete) gesetzliche und kommerzielle Beherrschung des Netzes eintreten, wie auch der gesamten Werkzeuge für diese Weiterentwicklung der Kommunikation. Weil logischerweise der Versuch, diesen besonderen Waren ihren Warencharakter zu nehmen, eine Voraussetzung dafür ist, dass emanzipatorische Potentiale überhaupt erst entfaltet werden können.

Wenn vorne darauf abgehoben wurde, es gehe um Werkzeuge, ihre Gestaltung und die Rolle, die den damit arbeitenden ­ oder mit ihnen verwalteten ­ Menschen zugedacht wird, dann müsste es nahe liegen, auf die Idee zu kommen, dass Werkzeuge, die als nicht warenförmige weder den Betriebsgeheimnissen noch (automatisch) der Hierarchieabbildung unterliegen, den Bestrebungen zumindest jener Betriebs- und Gewerkschaftslinken nahestehen, denen es um die Menschen und ihr Leben geht.

"Es sind weder Technikpessimismus noch ­optimismus hinsichtlich der neuen Medien angebracht. Es zeigen sich emanzipatorische Nutzungsformen; soziale Protestbewegung greifen immer stärker auf moderne Technologien zurück, um einen globalen Netzwerkcharakter zu erlangen. Gerade die "Anti-Globalisierungs-Bewegung", die eine Bewegung für eine humane, solidarische globale Gesellschaft darstellt, sollte einen bedeutenden Anknüpfungspunkt für eine politische Praxis der Einheit in der Vielfalt darstellen. Die globalen Probleme sind eine qualitativ neue Dimension der kapitalistischen Moderne. Es eröffnen sich mehrere Möglichkeiten: Die weitere Notstandsverwaltung des kapitalistischen Weltsystems oder aber die qualitative gesellschaftliche Veränderung in einer globalen Dimension, die die Antagonismen beseitigt, denen die Krisen- und Problemhaftigkeit des Kapitalismus zu Grunde liegt. Dazu bedarf es aber vor allem der sozialen Selbstorganisation der sozialen Subjekte." (50)

Insbesondere die letzte Aussage ist wichtig: Es geht bei unserer Fragestellung darum, Aktive aus bisher sehr entfernten Bereichen zusammenzubringen ­ nicht um übereinander (schlecht) reden, sondern miteinander ­ und am besten nicht nur reden, sondern handeln. Denn die Probleme bestehen auf beiden Seiten ­ das Potential auch.

"The key difference between the two approaches is this: commercial software development has recognised these problems and can employ specific HCI experts to 're-balance' their historic team compositions and consequent development priorities in favour of users (Frishberg et al., 2002). However, volunteer-led software development does not have the ability to hire in missing skill sets to ensure that user-centred design expertise is present in the development team. Additionally, in commercial development it is easier to ensure that HCI experts are given the sufficient authority to promote the interests of users." (51)

Dahingestellt, ob die Aussagen über kommerzielle Software - Entwicklung und irgendwelcher Möglichkeiten der Benutzer und Benutzerinnen, diese zu beeinflussen zutreffen ­ was stark zu bezweifeln ist: freie Software Entwicklung ist, bis heute und durchaus im Gegensatz zu den Absichten der "Ziehväter" (52) eine soziale Angelegenheit "nur" im Sinne der inneren Beziehungen der Entwicklergemeinschaften ­ und der Erzeugung potentiell nicht warenförmiger Werkzeuge, nicht aber in bezug auf das soziale Feld des Einsatzes ihrer Ergebnisse. Das hat einen gewissen "Selbstlauf": Auch "the napsterization of everything", die trotz aller Verfolgung rapide wachsende kostenlose digitale Verbreitung von immer mehr Dingen hat durch ­ potentielle, wirkliche, teilweise ­ Umgehung der Warenbeziehung antikapitalistische Dimensionen, aber es stößt auf Grenzen dort, wo es den Alltag breiter Massen betrifft ­ wobei allerdings durchaus Unterschiede zwischen verschiedenen Altersstufen liegen. (Vielleicht auch nur eine Frage der Zeit: erst jüngst berichtete der "heise-newsticker" über eine Studie, die besagt, dass Musiktauschbörsen nun auch bei älteren NetzbenutzerInnen immer beliebter werden ­ kostenlose natürlich).

So wäre eine Kooperation zumindest zwischen jenem Teil der Entwickler, die politische Ziele mit verfolgen und Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen, denen es um die Stärkung emanzipativer Möglichkeiten geht, mit Sicherheit ein wesentliches Element der Entwicklung gesellschaftsverändernder Potentiale der IK Technologien. Und die gemeinsame Frontstellung gegen alle eingrenzenden Schritte ­ eben auch solcher wie des Urheberrechts, wo sich auch gewerkschaftliche Linke überlegen müssen, ob sie beim Widerspruch zwischen (eventuellen) kurzfristigen und langsfristigen Interessen unbedingt immer auf die kurze Frist schauen sollten.

3.1: KONVERGENZPUNKT URHEBERRECHT

Ein Punkt, an dem die verschiedenen Strömungen im konkreten zusammenkommen ­ in der Regel allerdings als gegensätzliche Positionen ­ ist das Urheberrecht. Die Erfindung des "geistigen Eigentums", einst Voraussetzung für die Verwertung von Wissen in der Zeit des aufstrebenden Bürge tums, ist heute technologisch völlig überholt. Weshalb sie unter allen Umständen qua politischem "Verbot" verteidigt werden soll ­ und manche Linke sind eifrig daran beteiligt: Weil sie in ihrer einseitigen Sichtweise vielleicht nur noch nach neuen Möglichkeiten der Lohnarbeit suchen, oder weil sie als konsequente GewerkschafterInnen "Urheber"- Interessen vertreten wollen (ohne weder die ideologischen Implikationen zu beachten, noch den simplen Fakt der plötzlichen Einheitsfront mit dem Kapital ) oder einfach aus Phantasielosigkeit.

Wer Seiten wie "textz.com" besucht, kennt die Bedrohung für die Verlagswirtschaft, wie sie auch durch die Wikipedia Enzyklopädie und die immer zahlreicheren Nachfolger des an Kommerzialisierung verstorbenen Napster verkörpert werden ­ sie sind die Hassobjekte von Film- und Musikkonzernen und der Chor der Zensur Rufe wird immer heftiger, bleibt aber vergeblich.

Von Free Software und damit verbundenen sozialen Erscheinungen reden heute immer mehr ­ von Free Hardware viel weniger und dennoch gibt es bereits komplette Baupläne für jedermensch. Und es gibt immer mehr Versuche und Ansätze, in allen möglichen Bereichen freie Alternativen zu entwickeln: was auch immer aus ihnen im Einzelnen werden wird ­ viele werden sich entwickeln und als Alternative durchsetzen. Vielleicht dieses:

"We have formed the Wireless Commons because a global wireless network is within our grasp" (53)

Und schon gehen die Produzenten der Infrastruktur (und mit ihnen die meist "zuständigen"(?) Metallgewerkschaften) auf die Barrikaden...All die Lucent Technologies und Alcatels könnten damit erhebliche Probleme bekommen ­ und eine Technologie vergeblich bekämpfen, die, kollektiv und demokratisch entwickelt, durch ihre Effekte immer deutlicher nach einer anderen Gesellschaftsordnung verlangt.

Weil die Produkte dieser Tätigkeiten und ihre Anwendung sich potenziell Verwertung entziehen können, und weil bei ihnen eventuelle hierarchische Strukturen erkannt und verändert werden können, weil sie gemeinschaftlich entwickelt werden können - müssen - und nicht als Marktauftrag für Spezialistengruppen in Redmond oder Walldorf, weil sie dadurch schon im Entstehungsprozess diskussionsfähig, ja -bedürftig sind (besser: wären), weil damit der Zugang zu anderen Erzeugnissen vereinfacht wird: Aus all diesen Gründen könnte eine solche Kooperation eine bestimmte Sprengkraft für bestehende gesellschaftliche Strukturen entfalten. Könnte, muss nicht, und schon gar nicht automatisch und bestimmt nicht ohne dauernde Versuche sowohl der Unterdrückung, als auch des Aufsaugens.

3.2: KONSEQUENZEN?

"Dass im übrigen der eigentliche technologische Prozess diesseits fertiger algorithmischer Beschreibung, nämlich bereits im Verfassen der Algorithmen selbst ansetzt, wird in der Selbstverständlichkeit computergestützter Alltäglichkeit indessen kaum wahrgenommen. Dabei konstruiert Software Wirklichkeit, statt sie zu rekonstruieren, generiert sie Praxis, statt sie nachzuvollziehen - was sich im Gebrauch, der diese Praxisvorgabe dann erfüllt, um so folgenreicher darstellt." (54)

Wer also macht die Praxisvorgaben, wäre dabei die Frage. Und diese ist selbstverständlich grundsätzlich zu stellen und nicht "von Fall zu Fall". Mehr denn je trifft auf diese Situation eine Ausführung zu, die bereits vor 157 Jahren gemacht wurde:

"Es ist also jetzt so weit gekommen, daß die Individuen sich die vorhandene Totalität von Produktivkräften aneignen müssen, nicht nur, um zu ihrer Selbstbestätigung zu kommen, sondern schon überhaupt, um ihre Existenz sicherzustellen. Diese Aneignung ist zuerst bedingt durch den anzueignenden Gegenstand ­ die zu einer Totalität entwickelten und nur innerhalb eines universellen Verkehrs existierenden Produktivkräfte. Diese Aneignung muß also schon von dieser Seite her einen den Produktivkräften und dem Verkehr entsprechenden universellen Charakter haben. Die Aneignung dieser Kräfte ist selbst weiter nichts als die Entwicklung der den materiellen Produktionsinstrumenten entsprechenden individuellen Fähigkeiten. Die Aneignung einer Totalität von Produktionsinstrumenten ist schon deshalb die Entwicklung einer Totalität von Fähigkeiten in den Individuen selbst. Diese Aneignung ist ferner bedingt durch die aneignenden Individuen. Nur die von aller Selbstbetätigung vollständig ausgeschlossenen Proletarier der Gegenwart sind imstande, ihre vollständige, nicht mehr bornierte Selbstbetätigung, die in der Aneignung einer Totalität von Produktivkräften und der damit gesetzten Entwicklung einer Totalität von Fähigkeiten besteht, durchzusetzen. (...) Diese Aneignung ist ferner bedingt durch die Art und Weise, wie sie vollzogen werden muß. Sie kann nur vollzogen werden durch eine Vereinigung, die durch den Charakter des Proletariats selbst wieder nur eine universelle sein kann, und durch eine Revolution, ind er einerseits die Macht der bisherigen Produktions- und Verkehrsweise und gesellschaftliche Gliederung gestürzt wird und andrerseits der universelle Charakter und die zur Durchführung der Aneignung nötige Energie des Proletariats sich entwickelt, ferner das Proletariat alles abstreift, was ihm noch aus seiner bisherigen geblieben ist. Erst auf dieser Stufe fällt die Selbstbetätigung mit dem materiellen Leben zusammen, was der Entwicklung der Individuen zu totalen Individuen und der Abstreifung aller Naturwüchsigkeit entspricht, und dann entspricht sich die Verwandlung der Arbeit in Selbstbetätigung und die Verwandlung des bisherigen bedingten Verkehrs in den Verkehr der Individuen als solcher." (55)

Es gibt in diesem Abschnitt aus der "Deutschen Ideologie" verschiedene Passagen, die für die hier zur Diskussion stehenden Fragen von höchster Aktualität sind. Das erste wäre die stetig wiederholte Charakterisierung "Totalität": in der Tat für die Diskussion um Co ­ Management ebenso wichtig, wie für das Bild des selbständiger werkelnden Informationsarbeiters im Zeitalter des kleinteiliger und vernetzter werdenden Kapitalismus.

Das zweite wäre die Frage, was es denn alles "abzustreifen" gälte: Für all die Protagonisten der "Fabrikdisziplin", der Arbeiter, die sich gerne in der Linken tummeln, ein schwer zu verstehendes Problem ­ im traditionellen Verständnis sollte "die Arbeiterklasse" zwar die Macht übernehmen (bzw ihre Vertretung) aber ansonsten weitgehend bleiben, wie sie ist, zB im Cheimiekombinat drei Schichten arbeiten, auch wenn es die Betroffenen nicht wollen.

Aber auch drittens die Frage der Übernahme der Produktionsinstrumente ­ mit dem ganzen Komplex der Arbeitsteilung und ihrer Überwindung dahinter, die bei der Linken reichlich unbeliebt (geworden?) ist, ist hier direkt aufgeworfen, und sie ist heute engstens mit "dem Computer" verbunden.

So sehr manche in der traditionellen Linken solche Gedanken für abstrus halten mögen, so wichtig sind sie für eine Orientierung der für uns aktuell hier stehenden Fragen. Was ­ keineswegs als Maschine, aber eben auch als gesellschaftlich geprägte und entwickelte Technologie ­ übernommen werden soll, das muß mensch auch kennen, damit umgehen können.

Was die Gesellschaft nicht qualitativ verändert ­ aber dazu beitragen muß.

Die potentielle Bedeutung dieser Arbeitsformen haben die Theoretiker des (längst nicht mehr nur italienischen) Operaismus vielleicht besser erkannt, als die meisten von jenen, die ihnen in der Regel Intellektualismus oder Spinnerei vorwerfen. Beides Vorwürfe, die eher dazu beitragen, die Geistesverfassung der Kritiker zu erhellen als die Sachlage. (Dass viele Linke "Intellektualismus" als kritische Schablone benutzen, ist per se ein Armutszeugnis; und was die Praxis betrifft waren jedenfalls die italienischen Radikalen allemal erfolgreicher als diverse bundesdeutsche Linke ­ dies nicht, um ihre Partei zu ergreifen, nur um "die Ordnung" wieder her zu stellen).

Aus der zunehmenden Verwebung der Produktion mit Kommunikation und Wissenschaft, der wachsenden generellen Bedeutung der Digitalisierung in der Gesellschaft ziehen die italienischen Operaisten und die ihnen inzwischen weltweit "zuzuordnenden" Theoretiker unter anderem die Konsequenz:

"Die digitale technologische Innovation bringt ein Universum hervor, das nicht gemäß dem quantitativen und auf Warenaustausch basierenden mechanisch- industriellen Paradigma geregelt werden kann. Eben dort, wo der Antrieb der Innovation liegt, im Zyklus der kreativen Produktion, verlieren die Gesetze der Ökonomie ihre Bedeutung. Die unbegrenzte Duplizierbarkeit der Produkte der menschlichen Intelligenz macht das Konzept des Eigentums unbrauchbar. Das Immaterielle läßt sich nicht zum Eigentum machen: wenn ich ein materielles Objekt benutze, kann es niemand anderer benutzen; aber wenn ich ein immaterielles Gut gebrauche, das ohne Kosten vervielfältigt werden kann, macht es keinerlei Sinn, es als Eigentumsgegenstand zu betrachten. Je größer die Produktivkraft der Arbeit ist, desto mehr Arbeitslosigkeit und Elend bringt sie hervor: das ökonomische Gesetz wird widersinnig. Trotzdem setzt die Ökonomie ihr Gesetz immer wieder von neuem durch. Je unbegründeter ihr Herrschaftsanspruch ist, desto despotischer wird er eingefordert." (56)

Eine der direkten praktischen Folgerungen aus dieser These ist eine veränderte Einschätzung der Bedeutung der Arbeiterklasse in der Gesellschaft:

"Die Folgerung aus dieser These ist, daß die Arbeiterklasse im Sinne der "blue collar workers" eine Minderheit wird, nicht in der Gesellschaft, wo sie es schon immer war, sondern im Kern der Lohnarbeit." (57)

Die grundsätzliche Einschätzung der Probleme des "Eigentums" basiert nicht nur auf bestimmten ­ zunehmend relevanten ­ Sektoren wie etwa audiovisuelle Produktion, Werbeindustrie, Modebranche, Softwareerzeugung, sondern eben auch darauf, dass auch für jene Bereiche, die weniger weit weg vom tayloristischen Modell sind, die Orientierung am Kunden, die Flexibilitätsanforderung etc auch dazu führt, dass die Verbindungsarbeiten des Betriebs nach aussen jene sind, in die am meisten investiert wird (werden muß). Längst hat selbst die Autoindustrie die "Ford-T" Praxis aufgeben müssen...

Auch wenn man die Meinung "des" Operaismus nicht teilt (und auch von verschiedenen Varianten absieht), vor allem in Bereichen wie den zuerst genannten wären besondere Potentiale zu finden für die Überwindung des Desasters, das oft immer noch soziale Marktwirtschaft genannt wird, auch wenn man die Einschätzung der Bedeutung der "Digitalisierung" nicht teilen mag, so bleibt dennoch festzuhalten, dass auch in diesen Thesen viel Erfahrung liegt aus der Befassung mit Veränderungsprozessen der Gesellschaftsstrukturen hin zu Netzwerken (und selbstverständlich haben die italienischen Netzwerkanalysten ihr Muster - Pendant zum weiter vorne genannten Nike ­ nämlich das ähnlich strukturierte Benetton), zur Computerarbeit und zur "Flucht in die Kleinbetriebe" des italienischen Nordens. Dies bedeutet nicht, zu übersehen, dass in Schlagworten wie "immaterielle Arbeit" eine wesentliche Schwäche liegt: Ihre Allgemeinheit zunächst. Ein freiberuflicher Webdesigner ­ so es die noch gibt ­ und ein (billigerer) indischer Programmierer bei (für) Microsoft haben vor allen Dingen eins: Ausgesprochen unterschiedliche Arbeits- und Lebensbedingungen, die eben gerade von solcherart Ansätzen eher ausgeblendet werden. Gemeinsamkeiten finden lassen sich da lediglich auf Abstraktionsgraden, die sehr fern vom Leben der Menschen sind. Trotzdem: Bei der Suche nach Potentialen der Veränderung von Gesellschaft hat auch dieser dritte Denkstrang einiges zu bieten. Vor allem eben betreffend der Änderung der sozialen Wirklichkeit derjenigen - breiten - Bevölkerungsteile, die von den ersten beiden (deren Hauptfiguren die Industriearbeiterschaft und die Softwareentwickler sind) eher nicht beachtet werden. Nicht nur, wenn sie mehr als andere berücksichtigen, wie weit verbreitet Arbeitsmuster und Strukturen aus der Medienarbeit inzwischen in allen möglichen anderen Bereichen verbreitet sind. Sondern beispielsweise auch, wenn sie auf diesen Grundlagen die gesamte Erscheinung der modernen Migration in all ihren verschiedenen Felder in ihre Gesellschaftsanalyse stringenter einzuarbeiten in der Lage sind als andere. Und auch, nebenbei gesagt, in ihre Aktionen.

Wie in den anderen Fällen auch, bedeutet dies nicht, dass wir denken, dieser Ansatz wäre besser als andere. Aber auch in diesem Falle ist es so, dass es unproduktiv wäre, unter der Überschrift "falsch, reaktionär, sonstwas" auch jene Bestandteile zu dieses Denkens zu verwerfen, die in der Tat einen Beitrag leisten können, die Totalität der Entwicklungen zu erfassen.

Unser Herangehen ist eines, das sich traditionell dem Vorwurf des "Eklektizismus" aussetzt: aber angesichts des Scheiterns der traditionellen linken Grossansätze und der zunehmenden Uneinheitlichkeit diverser Lebenswelten ­ trotz (oder wegen) weltweiter kapitalistischer Gleichmacherei ­ ist die Suche nach dem Richtigen in den verschiedenen Ansätzen für eine Neukonstitution antikapitalistischer Bewegung unseres Erachtens geradezu Grundbedingung.

Es bleibt hier festzuhalten: Dass es in all den drei als "Gedankstränge" dargestellten Strömungen Ansätze sowohl zur analytischen Bewältigung der Entwicklungen als auch der praktischen Schlussfolgerungen gibt. Dies ist keine Frage der Diplomatie oder politischer Taktik, sondern der Herausarbeitung jener "Arbeitsergebnisse", die bereits erreicht wurden, um versuchen zu können, eine gemeinsame Herangehensweise zu ermöglichen. Unsere suche gilt den Debattenergebnissen gerade über die Vielschichtigkeit, über die verschiedenen Ansätze, weil es sich eben um einen Prozess handelt, in dessen Mitte wir uns befinden, und der Überblick von daher immer besonders schwer ist ­ aber unumgänglich ihn zu gewinnen.

Wir denken, dass dieser sehr knappe Abriss der Lage eine ausreichende Grundlage für die Diskussionen und eventuellen Schlussfolgerungen einer Fachkonferenz sein sollte. Oder aber die Kritik an diesem Papier wird es sein ­ auch gut. Wenn es dazu beiträgt, auf die Notwendigkeit der Debatten aufmerksam zu machen und gar noch, sie zu vertiefen, wenn sie zum einen oder anderen praktischen Schritt führt ­ dann ist alles richtig. Wenn es auch noch so schwache Anstösse zu geben in der Lage ist, für eine Neukonstituierung der antikapitalistischen Kräfte in- und ausserhalb von Betrieb und Gewerkschaft, dann hat sich die Arbeit dafür gelohnt.

Helmut Weiss, im Juni 2003

Anmerkungen, Verweise, Quellen

1.Detlef Hartmann "Empire - linkes Ticket für die Reise nach rechts"; (Assoziation A; 2002) Seite 9.

2. Das Argument 248; (Das Imperium des Hightech ­ Kapitalismus ) Editorial, Seite 611.

3. Martina Hammel "Zu Feminismus und Softwareentwicklung ­ Theorie und Praxis"; in: Martina Ritter (Hrsg.) "Bits und Bytes vom Apfel der Erkenntnis" (Westfälisches Dampfboot 1999) Seite 114.

4.Siehe dazu etwa: Andreas Drinkuth "Gewerkschaftliche Arbeitspolitik im Umbruch" in: Projektgruppe Automation und Qualifikation (Hrsg.) "Politik um die Arbeit" (Argument Sonderband 167, Argument- Verlag 1988) Seiten 159ff.

5. Die verausgabten Stundenzahlen in der verarbeitenden Industrie nahmen im Zeitraum 1979-2000 deutlich ab: USA ­8,7%, Japan ­14,5%, Frankreich ­36,2%, Deutschland ­28,4%, Italien ­18,3%, Niederlande ­17,8%, Schweden ­13,5%, Großbritannien ­46,3%. Gleichzeitig nahm die industrielle Produktivität in diesen Ländern massiv zu (1979-2000): USA +111,3%, Japan +96,4%,Frankreich... +89,9%, Deutschland +43,0%, Italien +78,2%, Niederlande +89,5%, Norwegen +30,8%, Schweden ...+137,0%, Großbritannien +102,8%. Zitiert nach Christian Fuchs "Informationsgesellschaftlicher Kapitalismus und die Forderung nach einem universellen, bedingungslosen Grundeinkommen" im Netz: http://cartoon.iguw.tuwien.ac.at/christian/infogestechn/grundeinkommen.html

6. Siehe die Pressemitteilung zum Weltgesundheitstag am 28.April 2003 auf http:www.ilo.org

7. Deutscher Soziologentag 1983

8. Siehe entsprechende Ausführungen zum "Produktivitätsparadox" in : Christoph Scherrer "New economy: Wachtumsschub durch Produktivitätsrevolution?" in: Prokla 122 (New economy - neuer Kapitalismus?) Westfälisches Dampfboot 2001, Seiten 11-13.

9. Barbara Garson "Schöne neue Arbeitswelt" (Campus, dt. 1990), Seite 106.

10. So zum Beispiel Josef Weizenbaum: "Mit dem Computer wird es sein, wie mit dem Elektromotor: In zehn Jahren ist er überall und niemand redet davon. Und es werden wenige sein, die an seiner Entwicklung arbeiten." Rede auf der Dortmunder Veranstaltung "Wieviel Computer braucht der Mensch" Dezember 2000 (CD-ROM, herausgegeben von mek software, AG der IG Medien Dortmund).

11. Diese Arbeit (in Norwegen) hat ein ganzes neues Feld der "Computertheorie" mit begründet: Participatory Design. Terry Winogradow dazu: "The field of participatory design grew out of work beginning in the early 1970s in Norway, when computer professionals worked with members of the Iron and Metalworkers Union to enable the workers to have more influence on the design and introduction of computer systems into the workplace. Kristen Nygaard—who was well known for his computer-science research as codeveloper of SIMULA, the first object-oriented language—collaborated with union leaders and members, to create a national codetermination agreement, which specified the rights of unions to participate in the design and deployment decisions around new workplace technology". Sara Kuhn and Terry Winograd: "Participatory Design" in: Sammelband "Bringing Design to Software" (Addison-Wesley, 1996) Profile 14, Seite 1.

12. Göranzon/Sandewall: "Künstliche Intelligenz gegen berufliches Fachwissen?" in: Projektgruppe Automation und Qualifikation (Hrsg.) "Politik um die Arbeit" (Argument Sonderband 167, Argument Verlag 1988) Seite 101.

13. Ebenda: Seite 103.

14. "Tarifvertrag zur Förderung der Fortbildung und Umschulung in der Druckindustrie und im Verlagsgewerbe" vom 7.Mai 1990, veröffentlicht als "Schriftenreihe Gewerkschaftliche Betriebsarbeit" der IG Medien, Heft 11.

15. Carsten Wirth "Unternehmensvernetzung, Externalisierung von Arbeit und industrielle Beziehungen" (Rainer Hampp Verlag, 1999), Seite 57.

16. Ebenda: Seite 59.

17. So gibt es eine Seite dänischer Gewerkschaften, in der die Tätigkeit des deutschen Speditionsunternehmens "Willi Betz" aufs Korn genommen wird - http://www.chauffoernyt.dk/default.asp?show=page&id=3310

18. Siehe dazu und zur Betriebsratsarbeit beispielsweise: "Kollege Unternehmer ­ Subunternehmer in der Transportwirtschaft ­ ein Problem für die betriebliche Interessenvertretung" von der Projektgruppe Logistik und Dienstleistung an der GH Duisburg, eine Studie im Auftrag der ÖTV, April 2000, zu beziehen über ver.di

19. Viel dazu zu lesen gab es dazu in der "Callz" Branchen-Betriebszeitung der IG Medien Dortmund, die im Zuge des ver.di - Fortschritts eingestellt wurde...aber es gibt auch hoch interessante "autonome" Seiten im Netz, etwa www.prol-position.net

20. Eine Mitteilung des Gelsenkirchener Instituts für Arbeit und Technik: Der lange Weg zur "High Road", vom 21.08.2002, unter: http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/5285/

21. Jeremy Rifkin "Access - Das Verschwinden des Eigentums" (Campus 2000) Seiten 66/67.

22. Boy Lüthje : "Silicon Valley: Vernetzte Produktion, Industriearbeit, soziale Bewegungen" in: Prokla Nr 122 (New economy - neuer Kapitalismus?) Westfälisches Dampfboot 2001, Seite 87.

23. Es war kein so großer Unterschied: "Kinder statt Inder" forderten Reaktionäre; "Jobs für unsere Arbeitslosen" viele, auch Linke; mit "maximal 5 Jahre" blamierte sich der DGB. Niemand überlegte etwa, wer denn Interessen dieser beabsichtigten (nie gekommenen) 20.000 Menschen vertreten bzw organisieren wollte oder sollte...

24. Zu all diesen Ansätzen gibt es Links beim LabourNet, in der Regel unter Branchen-Medien/IT

25. Sydow/Wirth "Von der Unternehmung zum Unternehmensnetzwerk ­ Interessensvertretungsfreie Zone statt Mitbestimmung?", in: W.Müller-Jentsch (Hrsg.) "Konfliktpartnerschaft" (1999), Seiten 157 ­ 184.

26. So beispielsweise der ausgesprochen erfolgreiche Film von Alan Snitow und Deborah Kaufman, der auch auf einer Tour durch die BRD gezeigt wurde...

27. Was den Reiz der Softwareentwicklung auch noch ausmacht, liest sich in "Geistmaschine" von Christel Schachtner (Suhrkamp Verlag 1993) so: "Die Macht des Softwareentwicklers rührt daher, daß die formale Logik dazu verhilft, Ordnungsmodelle zu schaffen, die zugleich Instrumente sind, um die Realität modellhaft zu bearbeiten. Es ist nicht dem Zufall überlassen, ob und wie sich das Modell rückkoppelt.; es ist vielmehr das Ziel des Programmierens, das Modell Wirklichkeit werden zu lassen. Es ist ein strategisches Modell. Softwareentwicklerinnen und ­ entwickler sitzen am Hebel." (Seite 114) ­ Letzteres jendenfalls glauben sie ­ das Buch basiert auf Interviews...

28. Ernst Lohoff: "Die Ware im Zeitalter ihrer arbeitslosen Reproduzierbarkeit", in: "Streifzüge" Nr. 3 - 2002, Seite 3

29. Bernd Röttger "Nachfordistisches Produktionsmodell ­ "schmetternde Ouvertüre" einer neuen formation des Kapitalismus?", in: FIAB (Hrsg.) "Jahrbuch Arbeit-Bildung-Kultur" Band 19/20 (2002) Seite 93.

30. Wilfried Glißmann "Die neue Selbständigkeit in der Arbeit und Mechanismen sozialer Ausgrenzung" in: S. Herkommer (Hrsg.) : Soziale Ausgrenzungen. Gesichter des neuen Kapitalismus. Hamburg (VSA 1999) Seite 152.

31. Joachim Ludwig: "Lernende verstehen: Lern- und Bildungschancen in betrieblichen Modernisierungsprozessen" (W. Bertelsmann Verlag, 2000), Seite 155.

32. Folgende Meldung über - eigentlich unglaublich erpresserische - Geschäftsmethoden von "Billy the Gates" war im heise newsticker zu lesen (http://www.heise.de/newsticker/data/anw-21.03.03-001/) : "Nach Microsofts derzeit geltendem Lizenzregime erhalten Firmen im Volume Licensing Program keine Mengenrabatte mehr für Upgrades. Zudem überspringen bislang viele Firmen einen oder mehrere Versionswechsel und ersetzen ihre Software nur alle vier bis fünf Jahre. Diese Möglichkeit, auch von älteren Versionen auf die neuesten Releases aufzurüsten, hat Microsoft grundsätzlich im neuen Lizenzmodell gestrichen. Stattdessen müssen Firmen auf die so genannte "Software Assurance" ausweichen, die sie zum Kauf jedes Updates einer Software zwingt".

33. Joachim Ludwig, siehe Anmerkung 31, Seite 144.

34. Frieder Nake: "Denn eben wo Begriffe fehlen", in: "Informatik - Aufregung zu einer Disziplin" Tagungsband der gleichnamigen Tagung in Heppenheim im April 2001, S 4; pdf-Datei bei www.mek-software.de

35. A.M. Turing: "On Computable Numbers, With an Application to the Entscheidungsproblem" in: M. Davis (Hrsg) "The Undecidable: Basic Papers on Undecidable Propositions, Unsolvable Problems and Computable Functions" (New York 1965) Seite 137.

36. Bettina Heintz: "Die Gesellschaft in der Maschine - Überlegungen zum Verhältnis von Informatik und Soziologie", in: H. J. Kreowski (Hrsg.) "Realität und Utopien der Informatik" (agenda- Verlag 1995), Seite 25.

37. Claus- Peter Ortlieb: "Automatische Moderne light ­ Kritik an Automatische Moderne" auf: http://www.realkaroshi.org/k2/robotnik_park.html

38. Ebenda, Seite 25.

39. Peter Brödner: "Computer und Arbeit - eine krisenreiche Beziehungskiste", in H .J. Kreowski, siehe oben Seite 41.

40. Ebenda, Seite 41.

41. So hatte beispielsweise die IG Metall Bildungsstätte Lohr eine kurze Zusammenfassung der tangierten Mitbestimmungsrechte des Betriebsrats zusammengestellt, anhand der SAP Richtlinie Customizing Vorgehensmodell”, (SAP AG, April '93) ­ ein Beispiel, das nicht viel Schule machte (über die homepage der IG Metall zu erreichen).

42. Kocyba, Schumm, Vorbusch: "Rekontextualisierung und Beteiligungschancen", in: Esser, Fleischmann, Heimer (Hrsg.) : "Soziale und ökonomische Konflikte in Standardisierungsprozessen" (Campus Verlag 1995) Seite 31.

43. "The summit, organized by the International Telecommunication Union (ITU), is supposed to shape the future of a worldwide communication regime also known as the information society". Heisst es in dem Gegen- Kongress Aufruf: http://geneva03.org

44. Michael Conrad: "The price of programmability", in: R.Herken (Hrsg) "The Universal Turing Machine - A half century survey" (Springer Verlag 1995) Seiten 279f.

45. Kristen Nygaard: "Program Development as a Social Activity", in: H.-J. Kugler (Hrsg.) INFORMATION PROCESSING 86 (Elsevier Science Publishers B.V. - Proceedings from the IFIP 10th World Computer Congress, Dublin, Ireland, September 1-5, 1986), Seiten 189-198.

46. Eva Hornecker: "Partizipieren in Malmö" , in: FIFF-Komminikation, Nr. 3/2002, Seiten 51f.

47. Karl Marx: "Das Elend der Philosophie" in: Marx-Engels, Werke, Band 4 (Dietz Verlag 1965), Seite 130.

48. Wolf Göhring: "Die gesellschaftliche Bedeutung von Informations- und Kommunikationstechnik als besonderer Produktivkraft"; auf http://ais.gmd.de/-goehring ­ (Ausdruck, Seite 11)

49. Wolf Goehring in "Express" Ausgabe 1 - 2002

50.Christian Fuchs / Wolfgang Hofkirchner: "Postfordistische Globalisierung"; in: Zeitschrift Marxistische Erneuerung, Nr. 50 (Juni 2002) Seiten 152-165.

51. David M. Nichols/Michael B. Twidale: "The Usability of Open Source Software", in: First Monday, Jahrgang 8, Nr1(Januar 2003)http://firstmonday.org/issues/issue8_1/nichols/index.html

52. Siehe z.B.: Eric Raymond "Die Kathedrale und der Basar", das mit dem berühmten Satz beginnt: "Linux ist durch und durch subversiv"...

53. The Wireless Commons Manifesto: http://dev.wirelesscommons.org/node.php?id=2

54. Walter Bauer- Wabnegg: "Logische Tiefe und freundliche Oberflächen", in: B.E.Bürdeck "Der digitale Wahn" (Suhrkamp Verlag 2001) Seite 34.

55. Karl Marx: "Die deutsche Ideologie", in: "Die Frühschriften" (Kröner Verlag 1964) Seiten 406f.

56. Franco Berardi: "Mentale Arbeit in der Globalisierung" als Download (ascii) bei www.textz.com, Seite 1

57. Yann Moulier Boutang "Vorwort" in: Negri, Lazzarato, Virno: "Umherschweifende Produzenten" (ID Verlag 1998) Seite 13.

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