Mehrwertrate (Ausbeutungsrate)
1. Die
Mehrwertrate gibt den Ausbeutungsgrad der Arbeitskraft wider „Der
Mehrwert, den das vorgeschossne Kapital C im Produktionsprozess erzeugt
hat, ... stellt sich zunächst dar als Überschuss des Werts des Produkts
über die Wertsumme seiner Produktionselemente. Das Kapital C zerfällt
in zwei Teile, eine Geldsumme c, die für Produktionsmittel, und eine andre
Geldsumme v, die für Arbeitskraft verausgabt wird; c stellt den in
konstantes, v den in variables Kapital verwandelten Wertteil vor.
Ursprünglich ist also C = c + v, z.B. das vorgeschossene Kapital von
z.B. 5000 Euro = 4100 Euro c +
900 Euro v. Am Ende des Produktionsprozesses kommt Ware
heraus, deren Wert = c + v + m, wo m der Mehrwert, z.B. 4100
Euro c + 900 Euro v + 900 Euro
m. Das ursprüngliche Kapital C hat sich in C‘ verwandelt, aus
5000 Euro in 5900 Euro. Die Differenz zwischen
beiden ist = m, einem Mehrwert von 900.“ K. Marx, Kapital I. MEW
23, 226.
„Indes erfordert dies ... eine nähere Bestimmung.“
K. Marx, Kapital I. MEW 23, 226
„Man weiß, dass der Wert des
konstanten Kapitals im Produkt nur wieder erscheint. Das im Prozess
wirklich neu erzeugte Wertprodukt ist also verschieden von dem aus dem
Produkt erhaltenen Produktenwert (von 5900 Euro). Das neu
erzeugte Wertprodukt ist daher nicht ... c + v + m oder 4100
Euro c + 900 Euro v + 900 Euro m,
sondern v + m oder 900 Euro v + 900 Euro m,
nicht 5900 Euro, sondern 1800 Euro.“ K. Marx,
Kapital I. MEW 23, 227.
„Wir wissen in der Tat bereits, dass der
Mehrwert bloß Folge der Wertveränderung ist, die mit v, dem in
Arbeitskraft umgesetzten Kapitalteil vorgeht, dass also v + m = v + delta
v (v plus Zusatz von v) ist. Aber die wirkliche Wertveränderung
und das Verhältnis, worin sich der Wert ändert, werden dadurch verdunkelt,
dass infolge des Wachstums seines variierenden Bestandteils auch das
vorgeschossne Gesamtkapital wächst. Es war 5000, und es wird
5900. Die reine Analyse des Prozesses macht es also nötig
von dem Teil des Produktenwerts, worin nur konstanter Kapitalwert wieder
erscheint, ganz zu abstrahieren, also das konstante Kapital c = 0 zu
setzen...“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 228.
2. Profitrate und
Mehrwertrate „Allerdings hat das Verhältnis des Mehrwerts nicht nur
zum Kapitalteil, woraus er unmittelbar entspringt und dessen
Wertveränderung er darstellt (= Mehrwertrate), sondern auch zum
vorgeschossnen Gesamtkapital (= Profitrate) seine große ökonomische
Bedeutung. Wir behandeln dies Verhältnis daher ausführlich im dritten
Buch.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 229. „Anm. 28: „Man wird aus Buch III
sehen, dass die Profitrate leicht zu begreifen ist, sobald man die Gesetze
des Mehrwerts kennt. Auf dem umgekehrten Weg begreift man weder das
eine noch das andere.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 230.
„Wir
setzen also zunächst den konstanten Kapitalteil gleich Null. Das
vorgeschossne Kapital reduziert sich daher von c+v auf v, und der
Produktenwert c + v + m auf das Wertprodukt v+m. Gegeben das
Wertprodukt = 1800 Euro, worin sich die während der ganzen
Dauer des Produktionsprozesses fließende Arbeit darstellt, so haben wir
den Wert des variablen Kapitals = 900 Euro abzuziehen, um
den Mehrwert = 900 Euro zu erhalten.“ K. Marx, Kapital I.
MEW 23, 229.
„Die Zahl 900 Euro = m drückt hier die
absolute Größe des produzierten Mehrwerts aus. Seine proportionelle Größe
aber, also das Verhältnis, worin das variable Kapital sich verwertet hat,
ist offenbar bestimmt durch das Verhältnis des Mehrwerts zum variablen
Kapital oder ausgedrückt in m / v. Im obigen Beispiel also in 900 /
900 = 1 / 1 oder = 100 %. Diese verhältnismäßige
Verwertung des variablen Kapitals oder die verhältnismäßige Größe des
Mehrwerts nenne ich Rate des Mehrwerts.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23,
230.
„Der Mehrwert verhält sich zum variablen Kapital, wie die
Mehrarbeit zur notwendigen, oder die Rate des Mehrwerts m / v = Mehrarbeit / Notwendiger
Arbeit. Beide Proportionen drücken dasselbe Verhältnis in verschiedner
Form aus, das eine Mal in der Form vergegenständlichter, das andere Mal in
der Form flüssiger Arbeit.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23,
231-232.
„Die Rate des Mehrwerts ist daher der exakte Ausdruck für
den Ausbeutungsgrad der Arbeitskraft durch das Kapital oder des
Arbeiters durch den Kapitalisten. Nach unserer Annahme war die
Mehrwertrate oder Ausbeutungsrate ... 100%. Also arbeitete der
Arbeiter die eine Hälfte des Tags für sich und die andre für den
Kapitalisten.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 232.
„Die Methode zur
Berechnung der Rate des Mehrwerts ist also kurzgefasst diese: Wir
nehmen den ganzen Produktenwert und setzen den darin nur
wiedererscheinenden konstanten Kapitalwert gleich Null. Die übrigbleibende
Wertsumme ist das einzige im Bildungsprozess der Ware wirklich erzeugte
Wertprodukt. Ist der Mehrwert gegeben, so ziehen wir ihn von diesem
Wertprodukt ab, um das variable Kapital zu finden. Umgekehrt, wenn
letzteres gegeben und wir den Mehrwert suchen. Sind beide gegeben, so
ist nur noch die Schlussoperation zu verrichten, das Verhältnis des
Mehrwerts zum variablen Kapital, m / v, zu berechnen. So einfach
ist die Methode...“ K. Marx, Kapital I. MEW 23,
232-233.
„Wir unterstellen, 1. dass die Waren zu ihrem Wert
verkauft werden, 2. dass der Preis der Arbeitskraft wohl gelegentlich über
ihren Wert steigt, aber nie unter ihn sinkt. Dies einmal unterstellt,
fand sich, dass die relativen Größen von Preis der Arbeitskraft und von
Mehrwert durch drei Umstände bedingt sind: 1. die Länge des Arbeitstags
oder die extensive Größe der Arbeit; 2. die normale Intensität der
Arbeit oder ihre intensive Größe...; 3. endlich die Produktivität der
Arbeit....“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 542.
Wo es dem
Verständnis dient, habe ich die Rechtschreibung, veraltete Fremdwörter,
Maßeinheiten und Zahlenangaben modernisiert. Diese und alle erklärenden
Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver
Schrift. Wal Buchenberg, 12.06.2001 |