Preis und Wert Die Preistheorie von Karl
Marx wird in den beiden ersten Abschnitten des dritten Bandes des Kapitals
(Kapital III. MEW 25, 33 - 218) entwickelt. Die wesentlichen
Entwicklungsstufen der Verwandlung des Werts der Ware in ihren Marktpreis
werden hier zusammengefasst.
1. Ausgangsstufe: Der Preis
einer Ware ist Ausdruck ihres Wertes. Ihr Wert ist bestimmt durch die
durchschnittlich nötige Arbeitszeit ihrer Herstellung. „Der Preis
ist der Geldname der in der Ware vergegenständlichten Arbeit.“ K. Marx,
Kapital I. MEW 23,116. Die in der Ware vergegenständlichte Arbeit
ist Träger oder Substanz des Wertes. (Was der Wert einer Ware ist,
entwickelte Marx im ersten Band des Kapitals S. 49 - 55.)
„Der
Wert (der reale Tauschwert) aller Waren ... ist durch ihre
Produktionskosten bestimmt, in anderen Worten durch die Arbeitszeit, die
zu ihrer Hervorbringung erheischt wird.“ K. Marx, Grundrisse,
55.
Der Wert einer kapitalistisch produzierten Ware setzt sich
folgendermaßen zusammen: „Der Wert einer Ware ist gleich dem Wert
des in ihr enthaltenen konstanten Kapitals plus dem Wert des in ihr
reproduzierten variablen Kapitals, plus dem Zuwachs dieses variablen
Kapitals, dem produzierten Mehrwert.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25,
159. Kürzer: „Der Wert jeder kapitalistisch produzierten Ware W
stellt sich dar in der Formel: W = c + v + m...“ K. Marx, Kapital III. MEW
25, 34.
„Der Preis ist dieser ihr Tauschwert in Geld ausgedrückt.“
Marx, Grundrisse, 55. Aber in dieser embryonalen Form, wo der Preis
einer Ware gleichsam nur die Außenseite ihres Wertes ist, traten die Waren nur
in vor- oder frühkapitalistischen Zeiten in den Austausch.
„Der
Austausch von Waren zu ihren Werten oder annähernd zu ihren Werten
erfordert ... eine viel niedrigere Stufe als der Austausch zu
Produktionspreisen, wozu ein bestimmte Höhe kapitalistischer Entwicklung
nötig ist.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 186.
Es ist „also
durchaus sachgemäß, die Werte der Waren nicht nur theoretisch, sondern
historisch als das Frühere der Produktionspreise zu
betrachten. Es gilt dies für Zustände, wo dem Arbeiter die
Produktionsmittel gehören, und dieser Zustand findet sich, in der alten
wie in der modernen Welt, beim selbst arbeitenden grundbesitzenden Bauer
und beim Handwerker. Es stimmt dies auch mit unserer früher
ausgesprochenen Ansicht, dass die Entwicklung der Produkte zu Waren
entspringt durch den Austausch zwischen verschiedenen Gemeinwesen, nicht
zwischen Gliedern einer und derselben Gemeinde. Wie für diesen
ursprünglichen Zustand, so gilt es für die späteren Zustände, die auf
Sklaverei und Leibeigenschaft gegründet sind, und für die
Zunftorganisation des Handwerks, solange die in jedem Produktionszweig
festgelegten Produktionsmittel nur mit Schwierigkeit aus der einen Sphäre
in die andere übertragbar sind und die verschiedenen Produktionssphären
sich daher innerhalb gewisser Grenzen zueinander verhalten wie fremde
Länder oder kommunistische Gemeinwesen.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25,
186f.
2. Entwicklungsstufe: Der Preis ist Ausdruck des Wertes,
aber der Wert wird nicht bestimmt durch die Produktionszeit, sondern durch
die Reproduktionszeit der Ware. Der Wert einer kapitalistisch
produzierten Ware ist jedoch nicht durch die Arbeitszeit bestimmt, die
wirklich in ihr steckt, also bei ihrer Produktion verbraucht wurde,
sondern durch die durchschnittlich nötige Zeitdauer ihrer
Reproduktionszeit. „Der Wert jeder Ware - also auch der Waren,
woraus das Kapital besteht - ist bedingt nicht durch die in ihr selbst
enthaltene notwendige Arbeitszeit, sondern durch die
gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, die zu ihrer Reproduktion
nötig ist. Diese Reproduktion kann erfolgen unter erschwerenden
oder unter erleichternden Umständen, verschieden von den Bedingungen der
ursprünglichen Produktion.“
K. Marx, Kapital III. MEW 25, 150
Steigt oder fällt die
Reproduktionszeit einer Ware aus irgendeinem Grund, dann steigen oder
fallen die Werte aller entsprechender Waren und ihrer Folgeprodukte, egal
ob sie sich auf Lager oder gerade in Produktion befinden: „Steigt
der Preis des Rohstoffs, z.B. der Baumwolle, so steigt auch der Preis der
Baumwollwaren - der Halbfabrikate, wie Garn, und der fertigen Waren, wie
Gewebe etc. - die mit billigerer Baumwolle fabriziert wurden;
ebenso steigt der Wert der noch nicht verarbeiteten, auf Lager
vorhandenen, wie der noch in der Verarbeitung begriffenen
Baumwolle. Letztere, weil sie durch Rückwirkung Ausdruck von mehr
Arbeitszeit wird, setzt dem Produkt, worin sie als Bestandteil eingeht,
höheren Wert zu als sie selbst ursprünglich besaß und als der Kapitalist
für sie gezahlt hat.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 122.
3.
Entwicklungsstufe: Entstehung der Kostpreise als vom Kapitalisten
bezahlter Teil des Warenwertes. Die Kapitalisten berechnen ihre
Preise nach Kostpreisen. Im Kostpreis berechnen die Kapitalisten, was sie
individuell für die Produktion einer Ware vorgeschossen haben. Der
Kostpreis des Kapitalisten besteht also aus der Summe von c + v. Der
Kostpreis einer Ware ist also kleiner als ihr Wert: „Der Kostpreis
einer Ware bezieht sich nur auf das Quantum der in ihr enthaltenen
bezahlten Arbeit, der Wert auf das Gesamtquantum der in ihr enthaltenen
bezahlten und unbezahlten Arbeit;“ K. Marx, Kapital III. MEW 25,
175. Der Mehrwert entstammt der in der Ware steckenden unbezahlten
Arbeit. Diese unbezahlte Arbeit kostet zwar dem Kapitalisten nichts, aber
natürlich „kostet“ sie den Lohnarbeitern Arbeitseinsatz und Arbeitszeit
und geht daher in den Wert der Ware ein.
„Nennen wir den Kostpreis k, so verwandelt sich
die Formel W = c
+ v + m in die Formel W = k + m, oder Warenwert =
Kostpreis + Mehrwert.“ K. Marx, Kapital III. MEW
25, 34.
In dieser Berechnungsart verschwindet die Herkunft des
Mehrwerts aus der lebendigen Arbeit (= v). Für den Kapitalisten erscheint
der Mehrwert als ein Zusatz zu seinem Kostpreis: „Man sah bereits
früher, dass, obgleich m, der Mehrwert, nur aus einer Wertveränderung von
v, dem variablen Kapital entspringt und daher ursprünglich bloß ein
Zuwachs des variablen Kapitals ist, er dennoch nach beendigtem
Produktionsprozess ebenso sehr einen Wertzuwachs von c + v, dem
verausgabten Gesamtkapital bildet. Die Formel c + (v + m) ... stellt
sich ebenso dar als (c + v) + m.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25,
44.
4. Entwicklungsstufe: Aus dem Kostpreis wird durch Aufschlag
des Durchschnittsprofits der kapitalistische
Produktionspreis. Würden die Kapitalisten ihre Waren zu
Kostpreisen plus ihrem Mehrwert verkaufen, dann müssten sie wissen, wie
hoch der Mehrwert ist, der unter ihrem Kommando produziert worden ist -
das können sie aber nicht wissen und wollen sie auch nicht wissen. Was
die Kapitalisten aus Erfahrung wissen - und diese Erfahrung geht auch also
Obergrenze in die Festsetzung des banküblichen Zinssatzes ein - ist, wie
viel Profit man im Allgemeinen aus einem vorgeschossenen Kapital
herausschlagen kann. Ein Kapital A von 500 macht im Allgemeinen
vielleicht einen Profit von 100 und ein Kapital B von 1000 macht im
Allgemeinen einen Profit von 200. Vielleicht war das Kapital A
zusammengesetzt aus 250 c + 250 v und hatte dann bei einer Ausbeutungsrate
von z.B. 100 % einen Mehrwert
von 250 m. Das Kapital B war vielleicht zusammengesetzt als 900 c + 100
v und hatte dann bei einer Ausbeutungsrate von z.B. 150 % einen Mehrwert
von 150 m. Würde jedes Kapital seinen individuellen Mehrwert
realisieren, dann wäre das rückständige und niedriger zusammengesetzte
Kapital A profitabler als das technisch fortgeschrittene und höher
zusammengesetzte Kapital B. Das kann und darf nicht sein. Indem die Kapitalisten den
Durchschnittsprofit auf ihre individuellen Kostpreise schlagen, erreichen
sie, dass nicht die organische Zusammensetzung des jeweiligen Kapitals (=
das Wertverhältnis des variablen Kapitals zum
konstanten Kapital = v/c) und
ihre individuelle Ausbeutungsrate (= m/v) bestimmend in die Preisbildung
und damit in ihren Profit eingehen, sondern allein die Größe des
vorgeschossenen Gesamtkapitals.
Auf ein größeres Kapital fällt so
eine entsprechend größere Masse Profit: „Man hat gesehen, wie die
Abweichung der Produktionspreise von den Werten dadurch entspringt, ...
dass zum Kostpreis einer Ware nicht der in ihr enthaltene Mehrwert,
sondern der Durchschnittsprofit hinzugeschlagen wird;“ K. Marx, Kapital
III. MEW 25, 216f.
„Der Produktionspreis schließt den
Durchschnittsprofit ein. Wir gaben ihm den Namen Produktionspreis; es ist
tatsächlich dasselbe, was A. Smith ‚natural price’ nennt, Ricardo ‚price
of production’, ‚cost of production’, die Physiokraten ‚prix nécessaire’
nennen – wobei keiner von ihnen den Unterschied des Produktionspreises vom
Wert entwickelt hat ... Man begreift auch, warum dieselben Ökonomen,
die sich gegen die Bestimmung des Werts der Waren durch die Arbeitszeit,
durch das in ihnen enthaltene Quantum Arbeit sträuben, immer von den
Produktionspreisen sprechen als von den Zentren, um die die Marktpreise
schwanken. Sie können sich das erlauben, weil der Produktionspreis eine
schon ganz veräußerlichte und scheinbar begriffslose Form des
Warenwertes ist, eine Form, wie sie in der Konkurrenz erscheint, also auch
im Bewusstsein des normalen Kapitalisten, also auch in dem der
Vulgärökonomen vorhanden ist.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25,
208.
„Was die Konkurrenz, zunächst in einer Branche, fertig
bringt, ist die Herstellung eines gleichen Marktwerts und Marktpreises aus
den verschiedenen individuellen Werten der Waren. Die Konkurrenz der
Kapitale in den verschiedenen Branchen aber bringt erst hervor den
Produktionspreis, der die Profitraten zwischen den verschiedenen
Branchen ausgleicht. Zu dem letzteren ist höhere Entwicklung der
kapitalistischen Produktionsweise nötig als zu dem früheren.“ K. Marx,
Kapital III. MEW 25, 190.
„Dasein und Begriff des
Produktionspreises und der allgemeinen Profitrate, die er einschließt,
beruhen darauf, dass die einzelnen Waren nicht zu ihrem Wert
verkauft werden. Die Produktionspreise entspringen aus einer
Ausgleichung der Warenwerte, die, nach Rückerstattung der jeweiligen, in
den verschiedenen Produktionssphären aufgezehrten Kapitalwerte, den
gesamten Mehrwert verteilt, nicht im Verhältnis, worin er in den einzelnen
Produktionssphären erzeugt ist und daher in ihren Produkten steckt,
sondern im Verhältnis zur Größe der vorgeschossenen Kapitale. Nur so
entspringt ein Durchschnittsprofit und der Produktionspreis der Waren,
dessen charakteristisches Element er ist.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25,
769.
Für die Gesamtmasse aller Waren gilt jedoch weiterhin, dass
sie zu ihrem Wert verkauft werden, dass also Preis und Wert
übereinstimmen. „Es ist klar, dass der Durchschnittsprofit nichts
sein kann, als die Gesamtmasse des Mehrwerts, verteilt auf die
Kapitalmassen in jeder Produktionssphäre nach Verhältnis ihrer Größen.“ K.
Marx, Kapital III. MEW 25, 183. Da über den Durchschnittsprofit die
Gesamtmasse des Mehrwerts auf alle Kapitale entsprechend ihrer Größe
verteilt wird, stimmt auch für die Gesamtmasse der Waren - und nur für
diese Gesamtmasse - die Formel: Der Warenwert ist Kostpreis + Mehrwert (=
c + v + m).
5. Entwicklungsstufe: Die produzierten Waren
treten auf den Markt. Die individuellen Produktionspreise verschwinden im
einheitlichen Marktpreis. Die Produktionspreise enthalten ein
individuelles Element des Einzelkapitals, den Kostpreis (c + v) und ein
kollektives Element aller Kapitale einer Volkswirtschaft, den
Durchschnittsprofit. Die Produktionspreise von z. B. acht verschiedenen
Unternehmen, die eine bestimmte Ware produzieren, meinetwegen Stahlbleche,
müssen je nach der jeweiligen Ausbeutungsrate, je nach der besonderen
Zusammensetzung dieser acht Kapitale immer noch verschieden sein, weil
ihre Kostpreise verschieden sind. Auf dem Markt vereinheitlichen sich
aber alle Preise für ein bestimmtes Produkt bestimmter Qualität zu einem
einzigen Preis, dem Marktpreis. Die Stahlbleche dieser acht Unternehmen
verkaufen sich mehr oder minder zu einem einzigen Preis. „Im
Marktpreis ist ... eingeschlossen, dass derselbe Preis für Waren derselben
Art bezahlt wird, obgleich diese unter sehr verschiedenen individuellen
Bedingungen produziert sein und daher sehr verschiedene Kostpreise haben
mögen.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 209.
Über die Marktpreise
realisiert also der eine Kapitalist mehr, der andere weniger
Profit: „... die Marktpreise, die die Profite hier über das
allgemeine Niveau des Durchschnitts erhöhen, dort sie darunter
hinabdrücken.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 218.
Über den
Marktpreis werden also erfolgreiche Kapitale mit Extragewinn belohnt,
rückständige Kapitale mit Profitabzug bestraft. Das gilt für den
nationalen Markt ebenso wie für den Weltmarkt. Was der eine Kapitalist
gewinnt, verliert der andere. Was sich die Kapitalisten über die
Marktpreise gegenseitig an Profit- oder Mehrwertanteilen abjagen, berührt
jedoch nicht die Ausbeutung der Lohnarbeit. Die Ausbeutung der Lohnarbeit
findet im Produktionsprozess statt und ist mit der Produktion
abgeschlossen - abgesehen von produktiven Arbeiten innerhalb der
Zirkulation wie Transport, Verpackung etc.
„Die gesamte
Warenmasse, das Gesamtprodukt, sowohl der Teil, der das konstante und
variable Kapital ersetzt, wie der Teil, der den Mehrwert darstellt,
muss verkauft werden. Geschieht das nicht oder nur zum Teil oder nur zu
Preisen, die unter den Produktionspreisen stehen, so ist der Arbeiter zwar
ausgebeutet, aber seine Ausbeutung realisiert sich nicht als solche für
den Kapitalisten....“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 254.
6.
Entwicklungsstufe: Angebot und zahlungsfähige Nachfrage
modifizieren die Marktpreise. Der Marktpreis schwankt um den
Produktionspreis der Kapitale mit durchschnittlicher Zusammensetzung.
Seine Schwankungen werden aber auch beeinflusst durch die Schwankungen von
Angebot und Nachfrage.
„Nimm ... an, die große Masse der auf
den Markt geworfenen Waren sei ungefähr unter denselben normalen
gesellschaftlichen Bedingungen produziert, so dass dieser Wert zugleich
der individuelle Wert der diese Masse bildenden einzelnen Waren
ist. Wenn nun ein relativ kleiner Teil unter, ein anderer über diesen
Bedingungen produziert worden ist, so dass der individuelle Wert des einen
Teils größer, der des anderen kleiner als der mittlere Wert des großen
Teils der Waren ist, diese beiden Extreme aber sich ausgleichen, so dass
der Durchschnittswert der ihnen angehörigen Waren gleich dem Wert der
mittleren Masse angehörigen Waren ist, dann ist der Marktwert
bestimmt durch den Wert der unter mittleren Bedingungen produzierten
Waren. ... (I.) Nimm dagegen an, die Gesamtmenge der auf den
Markt gebrachten fraglichen Ware bleibe dieselbe, aber der Wert der unter
den schlechteren Bedingungen produzierten Waren gleiche sich nicht aus mit
dem Wert der unter den besseren Bedingungen produzierten, so dass der
unter den schlechteren Bedingungen produzierte Massenteil eine relativ
bedeutende Größe bilde, sowohl gegen die mittlere Masse wie gegen das
andere Extrem, dann regelt die unter den schlechteren Bedingungen
produzierte Masse den Marktwert oder den gesellschaftlichen Wert.
(II.) Nimm endlich an, die unter bessern als den mittleren
Bedingungen produzierte Warenmasse übertreffe bedeutend die unter den
schlechteren Bedingungen produzierte und bilde selbst eine bedeutende
Größe gegen die unter mittleren Verhältnisse produzierte; dann reguliert
der unter den besten Bedingungen produzierte Teil den Marktwert.
(III.)“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 192.
„In der Tat...
ist im Fall I (wo der Durchschnittswert bzw. Marktwert durch die unter
durchschnittlich-normalen Bedingungen produzierten Warenwerte bestimmt
wird) der durch die mittleren Werte geregelte Marktwert der ganzen
Masse gleich der Summe ihrer individuellen Werte. ... Die am schlechtesten
Extrem Produzierenden müssen ihre Waren dann unter dem individuellen Wert
verkaufen, die am besten Extrem verkaufen sie darüber.“ K. Marx, Kapital
III. MEW 25, 193.
„Im Fall II (wo der Markt- oder
Durchschnittswert durch die schlechteren/ höheren Produktionspreise
bestimmt wird) gleichen sich die unter beiden Extremen produzierten
individuellen Wertmassen nicht aus, sondern gibt die unter den schlechten
Bedingungen produzierte den Ausschlag.... Der so erhaltene Marktwert
stände über dem individuellen Wert nicht nur der dem günstigen Extrem,
sondern auch der mittleren Schicht angehörigen Waren; er stände aber
immer noch niedriger als der individuelle Wert der auf dem ungünstigsten
Extrem produzierten Waren.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25,
193f.
„Nimmt endlich, wie in Fall III, das am günstigen Extrem
produzierte Warenquantum größeren Raum ein, nicht nur verglichen mit dem
anderen Extrem, sondern mit den mittleren Bedingungen, so fällt der
Marktwert unter den mittleren Wert.... Mit diesem individuellen Wert
der unter den besten Bedingungen produzierten Waren kann der Marktwert nie
zusammenfallen, außer bei sehr starkem Überwiegen der Zufuhr über die
Nachfrage.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 194.
„... Der durch die Arbeitszeit
bestimmte Wert der Waren ist nur ihr Durchschnittswert... Von diesem
Durchschnittswert der Ware ist ihr Marktwert stets verschieden und steht
stets entweder unter oder über ihm. ... Der Preis unterscheidet sich
also vom Wert.... dadurch, dass der letztere als Gesetz der Bewegungen
erscheint, die der erstere durchläuft. Sie sind aber beständig verschieden
und decken sich nie oder nur ganz zufällig und
ausnahmsweise... Nachfrage und Zufuhr bestimmen beständig die
Warenpreise, decken sich nie oder nur zufällig; aber die Produktionskosten
bestimmen ihrerseits die Oszillationen der Nachfrage und Zufuhr.“ K. Marx,
Grundrisse, 56f.
„Decken sich Nachfrage und Angebot, so entspricht
der Marktpreis der Ware ihrem Produktionspreis, ... da die Schwankungen
von Nachfrage und Angebot nichts erklären als die Abweichungen der
Marktpreise von den Produktionspreisen ... Sobald sie sich decken, hören
diese Kräfte auf zu wirken, heben einander auf, und das allgemeine Gesetz
der Preisbestimmung tritt dann auch als Gesetz des einzelnen Falls hervor;
der Marktpreis entspricht dann ... dem Produktionspreis, der durch
immanente Gesetze der Produktionsweise selbst geregelt ist.“ K. Marx,
Kapital III. MEW 25, 368.
7. Entwicklungsstufe: Die Warenpreise
sinken tendenziell bzw. die Verbraucher erhalten mehr Gebrauchswert zum
gleichen Preis. Man muss annehmen, dass die Beeinflussung der
Marktpreise durch Angebot und Nachfrage immer nur kurzfristig ist. Steigt
ein Marktpreis deutlich über den durchschnittlichen Produktionspreis wegen
zu geringem Angebot oder großer Nachfrage, dann steigen mehr Kapitalisten
in dieses profitable Geschäft ein. Sinken die Marktpreise deutlich
unter den durchschnittlichen Produktionspreis, dann ziehen sich die
Kapitalisten aus diesem Markt zurück und reduzieren so das
Angebot.
„Stehen die Preise der Waren in einer Branche
unter oder über dem Produktionspreis (wobei von den, jedem Geschäft
eigenen und mit den verschiedenen Phasen des industriellen Zyklus
zusammenhängenden Schwankungen abgesehen wird), so findet Ausgleichung
statt durch Erweiterung oder Einengung der Produktion, d.h. Ausdehnung
oder Verkürzung der von den industriellen Kapitalen auf den Markt
geworfenen Warenmassen, vermittelt durch Ein- und Auswanderung von Kapital
mit Bezug auf die besonderen Produktionsbranchen.“ K. Marx, Kapital
III. MEW 25, 379.
Auf lange Sicht werden die
Marktpreise durch den durchschnittlichen Produktionspreis bestimmt. Dieser
hängt wieder von der Durchschnittsprofitrate und den durchschnittlichen
Kostpreisen ab. Die Preise werden also langfristig einerseits durch die
Entwicklung der Durchschnittsprofitrate bestimmt, sowie durch die
Entwicklung der Kostpreise. Hier wirken aber gegenläufige Kräfte: Die
Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit senkt langfristig die
Warenwerte: Die „...absolute Erhöhung der Produktivkraft des
angewandten Kapitals, bzw. der von ihm angeeigneten Arbeit, ... (kann)
überhaupt nur den Wert der Waren vermindern ...;“ K. Marx, Kapital III.,
S. 659.
Gleichzeitig steigert die Entwicklung der Produktivkraft
der Arbeit die Masse und den Wert des konstanten Kapitals, was die
Kostpreise erhöht. „Eine vergleichende Analyse der Preise
handwerks- oder manufakturmäßig produzierter Waren und der Preise
derselben als Maschinenprodukt ergibt im allgemeinen das Resultat, dass
beim Maschinenprodukt der dem Arbeitsmittel geschuldete Wertbestandteil
relativ wächst, aber absolut abnimmt. Das heißt, seine absolute Größe
nimmt ab, aber seine Größe im Verhältnis zum Gesamtwerts des
(Einzel-)Produkts, z. B. eines Pfund Garns, nimmt zu.“ K. Marx,
Kapital I, MEW 23, S. 411.
In der Gesamtwirkung auf lange Sicht
ist jedoch von einer langfristig sinkenden Tendenz der Warenpreise
auszugehen.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich
die Rechtschreibung, veraltete Fremdwörter, Maßeinheiten und Zahlenangaben
modernisiert. Diese und alle erklärenden Textteile, die nicht wörtlich von
Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Wal Buchenberg,
12.6.2001 |