Profit & Mehrwert „Das eigentliche
Produkt des Kapitals ist der Profit.“ Marx, Grundrisse, 707
„Der
Profit ... ist die die kapitalistische Produktionsweise spezifisch
charakterisierende Form des Mehrwerts“ K. Marx, Kapital III., S.
822.
1. Profit ist eine kapitalistische Form des
Mehrwert. Zunächst soll geklärt werden, was Mehrwert ist. „Ohne
Erkenntnis des Mehrwerts ist keine Theorie des Profits möglich“ K. Marx,
Theorien über den Mehrwert II., MEW 26.2, 376.
„A verkauft Wein zum
Wert von 4000 Euro an B und erwirbt im Austausch Getreide zum Wert
von 5000 Euro. A hat seine 4000 Euro in 5000 Euro
verwandelt, mehr Geld aus weniger Geld gemacht und seine Ware in Kapital
verwandelt. Sehen wir näher zu. Vor dem Austausch hatten wir für
4000 Euro Wein in der Hand von A und für 5000 Euro Getreide
in der Hand von B, Gesamtwert von 9000 Euro. Nach dem Austausch
haben wir denselben Gesamtwert von 9000 Euro. Der zirkulierende
Wert hat sich um kein Atom vergrößert, seine Verteilung zwischen A und B
hat sich verändert. Auf der einen Seite erscheint als Mehrwert, was auf
der anderen Seite Minderwert ist, auf der einen Seite als Plus, was auf
der anderen als Minus. Derselbe Wechsel hätte sich ereignet, wenn A, ohne
die verhüllende Form des Austausches, dem B 1000 Euro direkt
gestohlen hätte. Die Summe der zirkulierenden Werte kann offenbar durch
keinen Wechsel in ihrer Verteilung vermehrt werden. ... Die Gesamtheit der
Kapitalistenklasse eines Landes kann sich nicht selbst übervorteilen.“ K.
Marx, Kapital I. MEW 23, 177.
„Man mag sich also drehen und wenden,
wie man will, das Fazit bleibt dasselbe. Werden Äquivalente (gleiche
Werte) ausgetauscht, so entsteht kein Mehrwert, und werden
Nicht-Äquivalente ausgetauscht, so entsteht auch kein Mehrwert. Die
Zirkulation oder der Warentausch schafft keinen Wert.“ K. Marx, Kapital I.
MEW 23, 177-178.
Anm. 37: „Die Kapitalbildung muss möglich sein,
auch wenn der Warenpreis gleich dem Warenwert ist. Sie kann nicht
aus der Abweichung der Warenpreise von den Warenwerten erklärt werden...“
K. Marx, Kapital I. MEW 23, 180.
„Es hat sich gezeigt, dass der
Mehrwert nicht aus der Zirkulation entspringen kann. ... Kann aber der
Mehrwert anderswoher entspringen als aus der Zirkulation? Die Zirkulation
ist die Summe aller Wechselbeziehungen der Warenbesitzer. ... Kapital
kann also nicht aus der Zirkulation entspringen, und es kann ebenso wenig
aus der Zirkulation nicht entspringen. Es muss zugleich in ihr und nicht
in ihr entspringen.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 180.
„Ein
doppeltes Resultat hat sich also ergeben: Die Verwandlung des Geldes in
Kapital ist auf Grundlage dem Warentausch innerer Gesetze zu
entwickeln, so dass der Austausch von Äquivalenten (gleichen Werten)
als Ausgangspunkt gilt. Unser ... Geldbesitzer muss die Waren zu
ihrem Wert kaufen, zu ihrem Wert verkaufen und dennoch am Ende des
Prozesse mehr Wert herausziehen, als er hineinwarf. ... Dies sind die Bedingungen des
Problems. Hic Rhodos,
hic salta! (Wer den Mehrwert nicht erklären kann, ohne dass
beide sich widersprechenden Bedingungen erfüllt sind, kann den Mehrwert
nicht erklären!). “ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 180-181.
1.1. Quelle von Wert ist für das Kapital der Gebrauchswert bzw.
die Nutzung von gekaufter Arbeitskraft „Die Wertveränderung des
Geldes, das sich in Kapital verwandeln soll (das heißt: vermehrt werden
soll), kann nicht an diesem Geld selbst vorgehen, denn als Kaufmittel
und als Zahlungsmittel realisiert es nur den Preis der Ware, die es kauft
oder zahlt... Ebenso wenig kann die Veränderung aus dem zweiten
Zirkulationsakt, dem Wiederverkauf der Ware, entspringen, denn dieser Akt
verwandelt die Ware bloß aus der Naturalform zurück in die
Geldform. Die Veränderung muss sich also zutragen mit der Ware, die im
ersten Akt G – W gekauft wird, aber nicht mit ihrem Wert, denn es werden
Äquivalente (gleiche Werte) ausgetauscht, die Ware wird zu ihrem
Werte bezahlt. Die Veränderung kann also nur entspringen aus ihrem
Gebrauchswert als solchem, d. h. aus ihrem Verbrauch. Um aus dem
Verbrauch einer Ware Wert herauszuziehen, müsste unser Geldbesitzer so
glücklich sein, innerhalb der Zirkulationssphäre, auf dem Markt, eine Ware
zu entdecken, deren Gebrauchswert selbst die eigentümliche Beschaffenheit
besäße, Quelle von Wert zu sein. ... Und der Geldbesitzer findet auf
dem Markt eine solche spezifische Ware vor - das Arbeitsvermögen oder die
Arbeitskraft.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 181.
„Unter Arbeitskraft
und Arbeitsvermögen verstehen wir den Inbegriff der physischen und
geistigen Fähigkeiten, die in der Leiblichkeit, der lebendigen
Persönlichkeit eines Menschen existieren und die er in Bewegung setzt,
sooft er Gebrauchswerte irgendeiner Art produziert.“ K. Marx, Kapital I.
MEW 23, 181.
„Zur Verwandlung von Geld in Kapital muss der
Geldbesitzer also den freien Arbeiter auf dem Warenmarkt vorfinden, frei
in dem Doppelsinn, dass er als freie Person über seine Arbeitskraft als
seine Ware verfügt, dass er andrerseits andre Waren nicht zu verkaufen
hat, los und ledig, frei ist von allen zur Verwirklichung seiner
Arbeitskraft nötigen Sachen.“
K. Marx, Kapital I. MEW 23, 183.
„Diese eigentümliche Ware,
die Arbeitskraft, ist nun näher zu betrachten. Gleich allen andren
Waren besitzt sie einen Wert. Wie wird er bestimmt? Der Wert der
Arbeitskraft, gleich dem Wert jeder anderen Ware, ist bestimmt
durch die zur Produktion, also auch Reproduktion, dieses spezifischen
Artikels notwendige Arbeitszeit. K. Marx, Kapital I. MEW 23,
184.
„Der Wert der Arbeitskraft löst sich auf in den Wert einer
bestimmten Summe von Lebensmitteln. Er wechselt daher auch mit dem Wert
dieser Lebensmittel, d. h. der Größe der zu ihrer Produktion
nötigen Arbeitszeit.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 186.
„Wer
Arbeitsvermögen sagt, sagt nicht Arbeit, so wenig als wer
Verdauungsvermögen sagt, Verdauen sagt. ... Wird das
Arbeitsvermögen nicht verkauft, so nützt es dem Arbeiter nichts, so
empfindet er es vielmehr als eine grausame Naturnotwendigkeit, dass sein
Arbeitsvermögen ein bestimmtes Quantum Lebensmittel zu seiner
Produktion verlangt hat und stets wieder von neuem zu seiner
Reproduktion verlangt. Er entdeckt dann ...: ‚Das Arbeitsvermögen
... ist nichts, wenn es nicht verkauft wird.’“ K. Marx, Kapital I. MEW 23,
187.
„Wir kennen nun die Art und Weise der Bestimmung des Werts,
welcher dem Besitzer dieser eigentümlichen Ware, der Arbeitskraft, vom
Geldbesitzer gezahlt wird. Der Gebrauchswert, den der
Geldbesitzer im Austausch erhält, zeigt sich erst im wirklichen
Verbrauch, im Konsumtionsprozess der Arbeitskraft. Alle zu diesem
Prozess nötigen Dinge, wie Rohmaterial usw. kauft der Geldbesitzer auf dem
Warenmarkt und zahlt sie zum vollen Preis. Der Konsumtionsprozess der
Arbeitskraft ist zugleich der Produktionsprozess von Ware und Mehrwert.
Die Konsumtion der Arbeitskraft, gleich der Konsumtion jeder anderen Ware,
vollzieht sich außerhalb des Markts oder der Zirkulationssphäre. Diese ...
aller Augen zugängliche Sphäre verlassen wir daher, zusammen mit dem
Geldbesitzer und Arbeitskraftbesitzer, um beiden nachzufolgen in die
verborgene Stätte der Produktion, an deren Schwelle zu lesen steht: Für
Unbefugte Zutritt verboten! Hier wird sich zeigen ... wie das
Kapital produziert wird. Das Geheimnis der Plusmacherei muss sich
endlich enthüllen.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 189.
1.2.
Kapitalistische Produktion ist Mehrwertproduktion, d.h. Vermehrung
(=Verwertung) von Kapital „... Für unseren Kapitalisten
handelte es sich um zweierlei. Erstens will er einen Gebrauchswert
produzieren, der einen Tauschwert hat, einen zum Verkauf bestimmten
Artikel, eine Ware. Und zweitens will er eine Ware produzieren, deren Wert
höher als die Wertsumme der zu ihrer Produktion nötigen Waren, der
Produktionsmittel und der Arbeitskraft, für die er sein gutes Geld auf dem
Warenmarkt vorschoss. Er will nicht nur einen Gebrauchswert produzieren,
sondern eine Ware, nicht nur Gebrauchswert, sondern Wert, und nicht nur
Wert, sondern auch Mehrwert.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23,
201.
„Betrachten wir den Produktionsprozess nun ... als
Wertbildungsprozess. K. Marx, Kapital I. MEW 23, 201. In der nun
folgenden Beispielrechnung der Garnherstellung hatte Marx mit
realistischen Mengen und Preisen seiner Zeit gerechnet, die er von F.
Engels erhalten hatte, der damals als Manager in einer Garnfabrik
arbeitete. Wir sind jedoch
heute nicht mehr gewohnt in englischen Shilling zu rechnen.
„Es
ist also zunächst die in diesem Produkt vergegenständlichte Arbeit zu
berechnen.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 201.
„Es sei z.B.
Garn. Zur Herstellung des Garns war zuerst sein Rohmaterial nötig, z.B.
10 Pfund Baumwolle. Was der Wert der Baumwolle, ist nicht erst zu
untersuchen, denn der Kapitalist hat sie auf dem Markt zu ihrem Wert, z.B.
zu 150 Euro gekauft. In dem Preis der Baumwolle ist die zu ihrer
Produktion benötigte Arbeit schon als allgemein gesellschaftliche
Arbeit dargestellt. Wir wollen ferner annehmen, dass die in der
Verarbeitung der Baumwolle verzehrte Spindelmasse, die uns alle anderen
aufgewandten Arbeitsmittel repräsentiert, einen Wert von 30 Euro
besitzt. Ist ein Geldbetrag von 180 Euro das
Produkt von 16 Arbeitsstunden oder zwei Arbeitstagen, so folgt
zunächst, dass im Garn zwei Arbeitstage vergegenständlicht sind.“ K. Marx,
Kapital I. MEW 23, 201.
„Die zur Produktion der Baumwolle
nötige Arbeitszeit ist Teil der zur Produktion des Garns, dessen
Rohmaterial sie bildet, nötigen Arbeitszeit und deshalb im Garn
enthalten. Ebenso verhält es sich mit der Arbeitszeit, die zur Produktion
der Spindelmasse nötig ist, ohne deren Verschleiß oder Konsum die
Baumwolle nicht versponnen werden kann. ... Die Werte der
Produktionsmittel, der Baumwolle und der Spindel, ausgedrückt in dem
Preise von 180 Euro bilden also Bestandteile des Garnwerts oder des
Werts des Produkts.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 202-203.
„Wir
wissen jetzt, welchen Teil des Garnwerts die Produktionsmittel, Baumwolle
und Spindel, bilden. Er ist gleich 180 Euro oder die
Verkörperung von zwei Arbeitstagen. Es handelt sich also nun um
den Wertteil, welchen die Arbeit des Spinners selbst der Baumwolle
zusetzt.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 203.
„Es ist nun entscheidend
wichtig, dass während der Dauer des Prozesses, d.h. der Verwandlung von
Baumwolle in Garn, nur die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit
verzehrt wird. Müssen unter normalen, d.h. durchschnittlich
gesellschaftlichen Produktionsbedingungen, a Pfund Baumwolle während einer
Arbeitsstunde in b Pfund Garn verwandelt sein, so gilt nur der Arbeitstag
als Arbeitstag von 8 Stunden, der 8 x a Pfund Baumwolle in
8 x b Pfund Garn verwandelt. Denn nur die gesellschaftlich
notwendige Arbeitszeit zählt als wertbildend.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23,
204.
„Beim Verkauf der Arbeitskraft wurde unterstellt, dass ihr
Tageswert = 45 Euro, und in ... 4 Arbeitsstunden verkörpert
sind, dies Arbeitsquantum also nötig ist, um die Durchschnittssumme
der täglichen Lebensmittel des Arbeiters zu produzieren.“ K. Marx, Kapital
I. MEW 23, 205.
„Verwandelt unser Spinner nun während einer
Arbeitsstunde 2,5 Pfund Baumwolle in 2,5 Pfund Garn, so in
4 Stunden 10 Pfund Baumwolle in 10 Pfund Garn. Während der Dauer
des Spinnprozesses saugt die Baumwolle also 4 Arbeitsstunden ein. Dieselbe
Arbeitszeit stellt sich in einem Geldbetrag von 45 Euro dar.
Der Baumwolle wird also durch das Spinnen selbst ein Wert von 45
Euro zugesetzt.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 205.
„Sehen wir uns
den Gesamtwert des Produkts, der 10 Pfund Garn an. In ihnen sind 2,5
Arbeitstage vergegenständlicht, 2 Tage enthalten in Baumwolle und
Spindelmasse, 0,5 Tage Arbeit eingesaugt während des Spinnprozesses.
Dieselbe Arbeitszeit stellt sich in einem Geldbetrag von 225
Euro dar. Der dem Wert der 10 Pfund Garn adäquate Preis beträgt also
225 Euro, der Preis eines Pfundes Garn 22,5 Euro.“ K. Marx,
Kapital I. MEW 23, 205.
„Unser Kapitalist stutzt. Der Wert des
Produkts ist gleich dem Wert des vorgeschossenen Kapitals. Der
vorgeschossene Wert hat sich nicht verwertet, keinen Mehrwert erzeugt,
Geld hat sich also nicht in Kapital verwandelt. Der Preis für 10 Pfund
Garn ist 225 Euro, und 225 Euro wurden verausgabt auf dem
Warenmarkt für die Bildungselemente des Produkts oder, was dasselbe, die
Faktoren des Arbeitsprozesses: 150 Euro für Baumwolle, 30
Euro für die verzehrte Spindelmasse und 45 Euro für
Arbeitskraft. Der aufgeschwollene Wert des Garns hilft nichts, denn
sein Wert ist nur die Summe der früher auf Baumwolle, Spindel und
Arbeitskraft verteilten Werte, und aus einer solchen bloßen Addition
vorhandener Werte kann nun nimmermehr ein Mehrwert entspringen. Diese
Werte sind jetzt alle auf ein Ding konzentriert, aber so waren sie in der
Geldsumme von 225 Euro, bevor diese sich durch drei Warenkäufe
zersplitterte.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 205.
„Sehn wir näher
zu. Der Tageswert der Arbeitskraft betrug 45 Euro, weil in ihr
selbst ein halber Arbeitstag vergegenständlicht ist, d.h. weil die täglich
zur Produktion der Arbeitskraft nötigen Lebensmittel einen halben
Arbeitstag kosten. Aber die vergangne Arbeit, die in der Arbeitskraft
steckt, und die lebendige Arbeit, die sie leisten kann, ihre täglichen
Erhaltungskosten und ihre tägliche Verausgabung, sind zwei ganz
verschiedne Größen. Die erstere bestimmt ihren Tauschwert, die andre
bildet ihren Gebrauchswert. Dass ein halber Arbeitstag nötig, um ihn
während 24 Stunden am Leben zu erhalten, hindert den Arbeiter keineswegs,
einen ganzen Tag zu arbeiten. Der Wert der Arbeitskraft und ihre
Verwertung im Arbeitsprozess sind also zwei verschiedene Größen. Diese
Wertdifferenz hatte der Kapitalist im Auge, als er die Arbeitskraft
kaufte.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 207-208.
„Der Geldbesitzer hat
den Tageswert der Arbeitskraft gezahlt; ihm gehört daher ihr Gebrauch
während des Tages, die tagelange Arbeit.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23,
208.
„Unser Kapitalist hat den Fall ... vorhergesehen. Der
Arbeiter findet daher in der Werkstätte die nötigen Produktionsmittel
nicht nur für einen vierstündigen, sondern für einen
achtstündigen Arbeitsprozess. Saugten 10 Pfund Baumwolle 4
Arbeitsstunden ein und verwandelten sich in 10 Pfund Garn, so werden 20
Pfund Baumwolle 8 Arbeitsstunden einsaugen und in 20 Pfund Garn
verwandelt. Betrachten wir das Produkt des verlängerten
Arbeitsprozesses. In den 20 Pfund Garn sind jetzt 5 Arbeitstage
vergegenständlicht, 4 in der verzehrten Baumwoll- und Spindelmasse, 1 von
der Baumwolle eingesaugt während des Spinnprozesses.“ K. Marx, Kapital I.
MEW 23, 208.
„Der
Geldausdruck von 5 Arbeitstagen ist aber 450 Euro ... Dies
ist also der Preis der 20 Pfund Garn. ... Aber die Wertsumme der in den
Prozess geworfenen Waren betrug 405 Euro. Der Wert des Garns
beträgt 450 Euro. Der Wert des Produkts ist um 1/9 gewachsen über
den zu seiner Produktion vorgeschossenen Wert. So haben sich 405
Euro in 450 Euro verwandelt. Sie haben einen Mehrwert von 45
Euro gesetzt. Das Kunststück ist endlich gelungen. Geld ist in Kapital
verwandelt.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 208-209.
„Alle Bedingungen
des Problems sind gelöst und die Gesetze des Warentausches in keiner Weise
verletzt. Äquivalent (Wertgleiches) wurde gegen Äquivalent
(Wertgleiches) ausgetauscht. Der Kapitalist zahlte als Käufer jede
Ware zu ihrem Wert, Baumwolle, Spindelmasse, Arbeitskraft. Er tat dann,
was jeder andre Käufer von Waren tut. Er konsumierte den Gebrauchswert.
Der Konsumtionsprozess der Arbeitskraft ... ergab ein Produkt von 20 Pfund
Garn mit einem Wert von 450 Euro.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23,
209.
„Der in Arbeitskraft umgesetzte Teil des Kapitals verändert
... seinen Wert im Produktionsprozess. Er reproduziert seinen
eignen Gegenwert und einen Überschuss darüber, Mehrwert, der
selbst wechseln, größer oder kleiner sein kann. Aus einer konstanten Größe
verwandelt sich dieser Teil des Kapitals fortwährend in eine variable. Ich
nenne daher den in Lohn ausgelegten Kapitalteil zur Bezahlung der Ware
Arbeitskraft variables Kapital.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23,
224.
„Den Teil des Produkts ... worin sich der Mehrwert darstellt,
nennen wir Mehrprodukt. ... Wie die Produktion von Mehrwert der
bestimmende Zweck der kapitalistischen Produktion, so misst nicht die
absolute Größe des Produkts ist, sondern die relative Größe des
Mehrprodukts den Höhegrad des Reichtums.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 243.
„Was der Kapitalist
einkauft, ist das Arbeitsvermögen: dies ist der Tauschwert, den er
bezahlt. Die lebendige Arbeit ist der Gebrauchswert, den für ihn dieser
Tauschwert hat, und aus diesem Gebrauchswert entspringt der
Mehrwert ...“K. Marx, Grundrisse, 456.
„Die Differenz
zwischen dem Wert des Arbeitsvermögens und seiner Verwertung - also der
Mehrwert, den der Kauf des Arbeitsvermögens seinem Anwender verschafft -
erscheint am handgreiflichsten ... in der landwirtschaftlichen
Produktion. Die Summe der Lebensmittel, die der Arbeiter jahraus, jahrein
verzehrt, oder die Masse Stoff, die er konsumiert, ist geringer als die
Summe der Lebensmittel, die er produziert. Im kapitalistischen
Unternehmen sieht man überhaupt den Arbeiter nicht direkt weder seine
Lebensmittel noch den Überschuss über seine Lebensmittel produzieren. Der
Prozess ist vermittelt durch Kauf und Verkauf ... und erheischt zu seinem
Verständnis Analyse des Werts überhaupt. ... Der Arbeiter in der Fabrik
vermehrt den Stoff nicht; er verändert nur die Form desselben.“ K. Marx, Theorien über den
Mehrwert I., MEW 26.1, 14-17.
„Der Kapitalist kehrt nun zum Markt
zurück und verkauft Ware, nachdem er Ware gekauft hat. Er verkauft das ...
Garn zu 450 Euro, keinen Deut über oder unter seinem Wert. Und doch
zieht er 45 Euro mehr aus der Zirkulation heraus, als er
ursprünglich in sie hineinwarf.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23,
209.
„Einsicht in diesen Prozess ist gleich der
Feststellung, dass das Kapital nicht nur, wie A. Smith meint, Kommando
über fremde Arbeit ist, in dem Sinne wie jeder Tauschwert es ist, weil er
seinem Besitzer Kaufmacht gibt, sondern dass es die Macht ist, sich fremde
Arbeit ohne Austausch, ohne Äquivalent, aber mit dem Schein des Austausch,
anzueignen.“ K. Marx, Grundrisse, 449.
2. Was unterscheidet den
Profit vom Mehrwert? 2.1. Der kapitalistische
Kostpreis „Der Wert einer Ware ist gleich dem Wert des in
ihr enthaltenen konstanten Kapitals plus dem Wert des in ihr
reproduzierten variablen Kapitals, plus dem Zuwachs dieses
variablen Kapitals, dem produzierten Mehrwert.“ MEW 25, 159.
„Der
Wert jeder kapitalistisch produzierten Ware W stellt sich dar in der
Formel: W = c + v + m... Verursacht z.B. die Herstellung eines gewissen
Artikels eine Kapitalausgabe von 50000 Euro: 2000 Euro für
Verschleiß von Arbeitsmitteln, 38000 Euro für Produktionsstoffe,
10000 Euro für Arbeitskraft, und beträgt die Rate des Mehrwerts 100 %,
so ist der Wert des Produkts = 40000 c + 10000 v + 10000 m = 60000
Euro“ MEW 25, 34.
„Nach Abzug des Mehrwerts von 10000 Euro
bleibt ein Warenwert von 50000 Euro... Dieser Wertteil der
Ware, der den Preis der verzehrten Produktionsmittel und den Preis der
angewandten Arbeitskraft ersetzt, ersetzt nur, was die Ware dem
Kapitalisten selbst kostet, und bildet daher für ihn den Kostpreis der
Ware... Nennen wir den Kostpreis k, so verwandelt sich die Formel W
= c + v + m in die Formel W = k + m, oder Warenwert = Kostpreis +
Mehrwert.“ MEW 25, 34.
„Der aus Mehrwert bestehende Teil des
Warenwerts kostet dem Kapitalisten nichts, eben weil er dem Arbeiter
unbezahlte Arbeit kostet. ... Die kapitalistischen Kosten der
Ware bemessen sich an der Ausgabe in Kapital, die wirklichen
Kosten der Ware an der Ausgabe in Arbeit. Der
kapitalistische Kostpreis der Ware ist daher quantitativ verschieden von
ihrem Wert oder ihrem wirklichen Kostpreis; er ist kleiner als der
Warenwert, denn k (Kostpreis) = W – m. Andererseits ist der
Kostpreis der Ware keineswegs eine Rubrik, die nur in der kapitalistischen
Buchführung existiert. Die Verselbständigung dieses Wertteils macht sich
in der wirklichen Produktion der Ware fortlaufend praktisch geltend, da er
aus seiner Warenform durch den Zirkulationsprozess stets wieder in die
Form von produktivem Kapital rückverwandelt werden, der Kostpreis der Ware
also beständig die in ihrer Produktion verzehrten Produktionselemente
rückkaufen muss.“ MEW 25, 34f.
„Der Kostpreis einer Ware bezieht
sich nur auf das Quantum der in ihr enthaltenen bezahlten Arbeit, der Wert
auf das Gesamtquantum der in ihr enthaltenen bezahlten und unbezahlten
Arbeit;“ MEW 25, 175.
2.2. Kostpreis und Mehrwert „Wir
haben bisher nur ein Element des Warenwerts betrachtet, den Kostpreis. Wir
müssen uns jetzt auch nach dem anderen Bestandteil des Warenwerts umsehen,
dem Überschuss über den Kostpreis oder dem Mehrwert. Zunächst ist der
Mehrwert also ein Überschuss des Werts der Ware über ihren Kostpreis. Da
aber der Kostpreis gleich dem Wert des verausgabten Kapitals, in dessen
stoffliche Elemente er auch beständig rückverwandelt wird, so ist dieser
Wertüberschuss ein Wertzuwachs des in der Produktion der Ware verausgabten
und aus ihrer Zirkulation zurückkehrenden Kapitals.“ MEW 25,
44.
„Man sah bereits früher, dass, obgleich m, der Mehrwert, nur
aus einer Wertveränderung von v, dem variablen Kapital entspringt und
daher ursprünglich bloß ein Zuwachs des variablen Kapitals ist, er
dennoch nach beendigtem Produktionsprozess ebenso sehr einen Wertzuwachs
von c + v, dem verausgabten Gesamtkapital bildet. Die Formel c + (v +
m) ... stellt sich ebenso dar als (c + v) + m.“ MEW 25, 44.
„Vor
der Produktion hatten wir ein Kapital von 50000 Euro. Nach der
Produktion haben wir das Kapital von 50000 Euro plus einem
Wertzuwachs von 10000 Euro.“ MEW 25, 44. „Der Mehrwert bildet
jedoch einen Zuwachs, nicht nur zu dem in den Verwertungsprozess
eingehenden, sondern auch zu dem nicht darin eingehenden Teil des
vorgeschossenen Kapitals, also einen Wertzuwachs, nicht nur zu dem
verausgabten Kapital, das aus dem Kostpreis der Ware ersetzt wird, sondern
zu dem in der Produktion überhaupt angewandten Kapital. Vor dem
Produktionsprozess hatten wir einen Kapitalwert von 168000
Euro: 120000 Euro in Arbeitsmitteln ausgelegtes fixes
Kapital, wovon nur 2000 Euro für Verschleiß in den Wert der Ware
eingehen, plus 48000 Euro zirkulierendes Kapital in
Produktionsstoffen und Arbeitslohn. Nach dem Produktionsprozess haben
wir 118000 Euro als Wertbestandteil des produktiven Kapitals plus
einem Warenkapital von 60000 Euro. Addieren wir diese beiden
Wertsummen, so besitzt der Kapitalist jetzt einen Wert von 178000
Euro. Zieht er davon das vorgeschossene Gesamtkapital von 168000
Euro ab, so bleibt ein Wertzuwachs von 10000 Euro. Die
10000 Euro Mehrwert bilden also ebenso sehr einen Wertzuwachs zu dem
angewandten Kapital von 168000 Euro, wie zu dem während der
Produktion verausgabten Bruchstück desselben von 50000 Euro.“ MEW
25, 45.
„Es ist dem Kapitalisten nun klar, dass dieser Wertzuwachs
aus den produktiven Vorgängen entspringt, die mit dem Kapital vorgenommen
wurden, dass er also aus dem Kapital selbst entspringt; denn nach dem
Produktionsprozess ist er da, und vor dem Produktionsprozess war er nicht
da. Was das zunächst in der Produktion verausgabte Kapital betrifft, so
scheint der Mehrwert gleichmäßig aus dessen verschiedenen, in
Produktionsmitteln und Arbeit bestehenden Wertelementen zu entspringen.
Denn diese Elemente gehen gleichmäßig in die Bildung des Kostpreises ein.“
MEW 25, 45.
„Andererseits aber kann der vorgeschossene Kapitalwert
den Mehrwert nicht aus dem Grunde bilden, weil er verausgabt worden ist,
und daher den Kostpreis der Ware bildet. Denn gerade soweit er den
Kostpreis der Ware bildet, bildet er keinen Mehrwert, sondern nur ein
Äquivalent, einen Ersatzwert des verausgabten Kapitals. Soweit er also
Mehrwert bildet, bildet er ihn nicht in seiner spezifischen Eigenschaft
als verausgabtes, sondern als vorgeschossenes und daher angewandtes
Kapital... Der Mehrwert entspringt daher ebenso sehr aus dem Teil des
vorgeschossenen Kapitals, der in den Kostpreis eingeht, wie aus dem Teil
desselben, der nicht in den Kostpreis eingeht; in einem Wort:
gleichmäßig aus den fixen und zirkulierenden Bestandteilen des angewandten
Kapitals.“ MEW 25, 45f.
„Das Gesamtkapital dient stofflich als
Produktbildner, die Arbeitsmittel sowohl wie die Produktionsstoffe und die
Arbeit. Das Gesamtkapital geht stofflich in den wirklichen Arbeitsprozess
ein, wenn auch nur ein Teil desselben in den Verwertungsprozess eingeht...
das Fazit bleibt, dass der Mehrwert (für den Kapitalisten)
gleichzeitig aus allen Teilen des angewandten Kapitals entspringt. Die
Deduktion kann noch sehr abgekürzt werden, wenn man mit Malthus ebenso
derb wie einfach sagt: ‚Der Kapitalist erwartet gleichen Vorteil
auf alle Teile des Kapitals, die er vorstreckt.‘ “ MEW 25, 46.
„Als
solcher vorgestellter Abkömmling des vorgeschossenen Gesamtkapitals erhält
der Mehrwert die verwandelte Form des Profits. Eine Wertsumme
ist daher Kapital, weil sie ausgelegt wird, um einen Profit zu erzeugen,
oder der Profit kommt heraus, weil eine Wertsumme als Kapital angewandt
wird. Nennen wir den Profit p, so verwandelt sich die Formel W = c +
v + m = k + m in die Formel W = k + p oder Warenwert = Kostpreis +
Profit.“ MEW 25, 46.
„Der Profit, wie wir ihn hier zunächst vor uns
haben, ist also dasselbe, was der Mehrwert ist, nur in einer
mystifizierten Form, die jedoch mit Notwendigkeit aus der kapitalistischen
Produktionsweise herauswächst. Weil in der scheinbaren Bildung des
Kostpreises kein Unterschied zwischen konstantem und variablem Kapital zu
erkennen ist, muss der Ursprung der Wertveränderung, die während des
Produktionsprozesses sich ereignet, von dem variablen Kapital in das
Gesamtkapital verlegt werden.“ MEW 25, 46.
2.3. Kostpreis und
Wert, Profit und Mehrwert „Wir haben gesehen: Der Kostpreis
der Ware ist kleiner als ihr Wert... Wird die Ware daher zu ihrem Wert
verkauft, so wird ein Profit realisiert, der gleich dem Überschuss ihres
Werts über ihren Kostpreis ist, also gleich dem ganzen im Warenwert
steckenden Mehrwert. Aber der Kapitalist kann die Ware mit Profit
verkaufen, obgleich er sie unter ihrem Wert verkauft. Solange ihr
Verkaufspreis über ihrem Kostpreis liegt..., wird stets ein Teil
des in ihr enthaltenen Mehrwerts realisiert, also stets ein Profit
gemacht. In unserem Beispiel ist der Warenwert = 60000 Euro, der
Kostpreis = 50000 Euro. Wird die Ware zu 51000, 52000, 53000,
56000, 59000 Euro verkauft, so wird sie jeweils 9000, 8000, 7000,
4000, 1000 Euro unter ihrem Wert verkauft und dennoch wird ein Profit
von jeweils 1000, 2000, 3000, 6000 oder 9000 Euro aus ihrem Wert
herausgeschlagen. Zwischen dem Wert der Ware und ihrem Kostpreis ist
offenbar eine unbestimmte Reihe von Verkaufspreisen möglich. Je größer das
aus Mehrwert bestehende Element des Warenwerts, desto größer der
praktische Spielraum dieser Zwischenpreise.“ MEW 25, 47.
„Die
Minimalgrenze des Verkaufspreises der Ware ist gegeben durch ihren
Kostpreis. Wird sie unter ihrem Kostpreis verkauft, so können die
verausgabten Bestandteile des produktiven Kapitals nicht völlig aus dem
Verkaufspreis ersetzt werden. Dauert dieser Prozess fort, so verschwindet
der vorgeschossene Kapitalwert. Schon von diesem Geschichtspunkt aus ist
der Kapitalist geneigt, den Kostpreis für den eigentlichen inneren
Wert der Ware zu halten, weil er der zur bloßen Erhaltung seines Kapitals
notwendige Preis ist.“ MEW 25, 47f.
„Es kommt aber hinzu, dass der
Kostpreis der Ware der Kaufpreis ist, den der Kapitalist selbst für ihre
Produktion gezahlt hat, also der durch ihren Produktionsprozess selbst
bestimmte Kaufpreis. Der beim Verkauf der Ware realisierte Wertüberschuss
oder Mehrwert erscheint dem Kapitalisten daher als Überschuss ihres
Verkaufspreises über ihren Wert, statt als Überschuss ihres Werts über
ihren Kostpreis, so dass der in der Ware steckende Mehrwert sich nicht
durch ihren Verkauf realisiert, sondern aus dem Verkauf selbst
entspringt. Wir haben diese Illusion bereits näher beleuchtet in Buch
I, Kap. IV, 2 (Widersprüche der allgemeinen Formel des Kapitals)...“ MEW
25, 48.
„Es bedarf hier keiner Erörterung, dass, wenn eine Ware
über oder unter ihrem Wert verkauft wird, nur eine andere Verteilung des
Mehrwerts stattfindet, und dass diese verschiedene Verteilung, das
veränderte Verhältnis, worin verschiedene Personen sich den Mehrwert
teilen, weder an der Größe noch an der Natur des Mehrwerts irgend etwas
ändert.“ MEW 25, 53. „Das bisher von der politischen Ökonomie
unbegriffene Grundgesetz der kapitalistischen Konkurrenz, das Gesetz,
welches die allgemeine Profitrate und die durch sie bestimmten sogenannten
Produktionspreise regelt, beruht, wie man später sehen wird, auf dieser
Differenz zwischen Wert und Kostpreis der Ware und der daher
entspringenden Möglichkeit, die Ware mit Profit unter ihrem Wert zu
verkaufen.“ MEW 25, 47.
„Wie schon gesagt, ist die Profitrate das
Verhältnis des Mehrwerts zum vorgeschossenen Gesamtkapital, während die
Mehrwertsrate das Verhältnis ist des Mehrwerts zum bloß variablen Teil
dieses Kapitals.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 546.
„Als solcher
vorgestellter Abkömmling des vorgeschossenen Gesamtkapitals erhält der
Mehrwert die verwandelte Form des Profits. Eine Wertsumme ist
daher Kapital, weil sie ausgelegt wird, um einen Profit zu erzeugen, oder
der Profit kommt heraus, weil eine Wertsumme als Kapital angewandt
wird. Nennen wir den Profit p, so verwandelt sich die Formel W = c + v
+ m oder W = k + m in die Formel W = k + p oder Warenwert =
Kostpreis + Profit. Der Profit, wie wir ihn hier zunächst vor uns
haben, ist also dasselbe, was der Mehrwert ist, nur in einer
mystifizierten Form, die jedoch mit Notwendigkeit aus der kapitalistischen
Produktionsweise herauswächst.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25,
46.
2.4. Vergrößerung und Verringerung des Profits ist möglich
bei gleichbleibendem Mehrwert. „Dass Ursachen den Profit erhöhen
oder erniedrigen, überhaupt beeinflussen können, wenn der
Mehrwert gegeben ist, übersieht Ricardo.“ K. Marx, Theorien über den
Mehrwert II., MEW 26.2, 378. Und mit Ricardo übersehen das viele
Marxisten. Die Sache ist jedoch von Wichtigkeit, denn nur wer den
Unterschied von Profit und Mehrwert verstanden hat, kann verstehen, dass
Zirkulationsarbeiter zwar keinen Mehrwert schaffen, aber dennoch für das
Kapital produktiv sind, indem sie die gesellschaftliche Profitmasse
vergrößern.
Die Profitrate berechnet sich durch das
Verhältnis des Mehrwerts zum gesamten vorgeschossenen Kapital: p’ = m :
C oder p’= m : (c + v). Die Profitrate und damit auch der Profit
können also erstens gesteigert werden durch Vergrößerung von m.
Vergleiche die „Produktion des absoluten und relativen Mehrwerts“ in
Kapital I.
Zweitens gilt: „Wenn der Mehrwert gegeben
ist, kann die Profitrate nur vermehrt werden, durch Verminderung des Werts
des zur Warenproduktion nötigen konstanten Kapitals.“ MEW 25,
90. Es gibt also Methoden zur Steigerung des Profits, die von der
Vergrößerung des Mehrwerts ganz unabhängig sind. Diese Unterschiede von
Profitmachen und Mehrwertmachen betreffen auch das Verhältnis der
Zirkulationsarbeiter zum Rest des Proletariats: Die Zirkulationsarbeiter
tragen zwar nicht zur Vergrößerung des Mehrwerts, wohl aber zur
Vergrößerung des kapitalistischen Profits bei. Die Arbeit der
Zirkulationsarbeiter ist daher nicht „unproduktiv“, wie oft behauptet
wird, sondern für das Kapital „indirekt produktiv“. Sie gehören daher zur
Klasse der produktiven Lohnarbeiter, die Kapital vermehren (=
Proletariat).
Siehe dazu: Zirkulationsarbeiter
sind Teil der produktiven
Lohnarbeiterklasse
Vergrößerung des Profits (bei
gleichbleibendem Mehrwert!) durch Ökonomisierung des konstanten Kapitals
(= relative Verkleinerung von c) „Wie das Kapital die Tendenz hat,
in der direkten Anwendung der lebendigen Arbeit sie auf notwendige Arbeit
zu reduzieren und die zur Herstellung eines Produkts notwendige Arbeit
stets abzukürzen..., also die direkt angewandte lebendige Arbeit möglichst
zu ökonomisieren, so hat es auch die Tendenz, diese auf ihre notwendiges
Maß reduzierte Arbeit unter den ökonomischsten Bedingungen anzuwenden,
d.h. den Wert des angewandten konstanten Kapitals auf sein möglichstes
Minimum zu reduzieren.“ MEW 25, 97.
Siehe dazu: Ökonomisierung
des konstanten Kapitals
2.5. Abgesehen von dem Profit als den
auf das vorgeschossene Kapital berechneten Mehrwert (Gewinn), heißt Profit
im allgemeinen der Teil des Mehrwerts, der dem industriellen Kapitalisten
zufällt. „Der Kapitalist, der den Mehrwert produziert, d. h.
unbezahlte Arbeit unmittelbar aus den Arbeitern auspumpt und in Waren
fixiert, ist zwar der erste Aneigner, aber keineswegs der letzte
Eigentümer dieses Mehrwerts. Er hat ihn hinterher zu teilen mit
Kapitalisten, die andere Funktionen im großen und ganzen der
gesellschaftlichen Produktion vollziehen, mit dem Grundeigentümer usw. Der
Mehrwert spaltet sich daher in verschiedne Teile. Seine Bruchstücke fallen
verschiednen Kategorien von Personen zu und erhalten verschieden,
gegeneinander selbständige Formen, wie Profit, Zins, Handelsgewinn,
Grundrente usw.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 589.
Siehe dazu: Grundrente
Handelsprofit
Zins
Wo
es dem Verständnis dient, habe ich die Rechtschreibung, veraltete
Fremdwörter, Maßeinheiten und Zahlenangaben modernisiert. Diese und alle
erklärenden Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in
kursiver Schrift. Wal Buchenberg, 12.06.2001 |