Ausbeutung
1. Ausbeutung ist erzwungene Arbeitsleistung
für andere
Ausbeutung ist
entweder „unmittelbare
Zwangsarbeit“ oder „vermittelte Zwangsarbeit“. K. Marx, Grundrisse
der Kritik der politischen Ökonomie,
232.
1.1. Für die Produzenten
bedeutet Ausbeutung, dass sie die „Macht eines fremden
Willens, der ihr Tun seinem Zweck unterwirft,“ ertragen müssen.
(K.
Marx, Kapital I, MEW 23, 351.) Ausbeutung heißt,
dass die produktiven Arbeiter „fremdes Eigentum
schaffen und dieses Eigentum über fremde Arbeit
kommandiert“. K. Marx, Grundrisse
der Kritik der politischen Ökonomie, 148.
„Wenn der Produzent
sich zu seiner Arbeit als einer unfreien verhält, so verhält er sich
zu ihr als der Tätigkeit im Dienst, unter der Herrschaft, dem Zwang und
dem Joch eines anderen Menschen.“ K. Marx,
Ökonomisch-philosophische Manuskripte, MEW 40, 519.
1.2.
Für die Produzenten
bedeutet Ausbeutung weiter, dass ihnen ihr Arbeitsprodukt nicht gehört:
„Das
Produkt oder der Wert des Produkts der Arbeit gehört nicht dem Arbeiter.“
K. Marx,
Theorien über den Mehrwert I, MEW 26.1, 43. Alle
Ausbeutungsverhältnisse sind gekennzeichnet durch den „Ausschluss des
Arbeiters vom Produkt“. K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 555. Ausgebeutete
Produzenten haben „nicht mitzusprechen
bei der Teilung des gesellschaftlichen Reichtums in Genussmittel der
Nichtarbeiter und in Produktionsmittel“. K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 638. „Wenn das Produkt
der Arbeit nicht dem Arbeiter gehört, ... so ist dies nur dadurch möglich,
dass es einem anderen Menschen außer dem Arbeiter gehört. Wenn seine
Tätigkeit ihm Qual ist, so muss sie einem anderen Genuss ... Lebensfreude
... sein.“ K. Marx,
Ökonomisch-philo-sophische Manuskripte, MEW 40,
519.
1.3.
Da das von ihnen
geschaffene Produkt nicht den wirklichen Produzenten gehört, müssen sie
Höhe und Umfang ihres Lebensunterhalts von ihren Ausbeutern
erstreiten. Der Arbeitslohn ist „nur eine besondere historische Erscheinungsform des
Fonds von Lebensmitteln oder des Arbeitsfonds, den der Arbeiter zu seiner
Selbsterhaltung und Reproduktion bedarf und den er in allen Systemen der
gesellschaftlichen Produktion stets selbst produzieren und reproduzieren
muss“. K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 593.
„Das Mehrprodukt
(sollte eigentlich heißen der Mehrwert), das übrig bleibt, nachdem die
Arbeiterklasse ihren Anteil von ihrer eigenen jährlichen Produktion
erhalten hat, bildet die Substanz, von der die Kapitalistenklasse
lebt.“ K.
Marx, Theorien über den Mehrwert II, MEW 26.2,
419.
2. Historische Bedingungen von Ausbeutung
(Mehrarbeit)
„Das
Kapital hat die Mehrarbeit nicht erfunden. Überall, wo ein Teil der
Gesellschaft das Monopol der Produktionsmittel besitzt, muss der Arbeiter,
frei oder unfrei, der zu seiner Selbsterhaltung notwendigen Arbeitszeit
überschüssige Arbeitszeit zusetzen, um die Lebensmittel für den Eigner der
Produktionsmittel zu produzieren ...“ K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 249.
„Nur die
Form, worin diese Mehrarbeit dem unmittelbaren Produzenten, dem Arbeiter,
abgepresst wird, unterscheidet die ökonomischen Gesellschaftsformationen,
z. B. die Gesellschaft der Sklaverei von der der Lohnarbeit.“ K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 231.
„Wäre die
Produktivität der Arbeit erst zu dem Grad entwickelt, dass die Arbeitszeit
eines Mannes nur hinreichte, um ihn selbst am Leben zu erhalten, um seine
eigenen Lebensmittel zu produzieren und reproduzieren, so gäbe es keine
Mehrarbeit und keinen Mehrwert. ... Die Möglichkeit der
Mehrarbeit und des Mehrwerts daher geht von einer gegebenen
Produktivkraft der Arbeit aus, einer Produktivkraft, die das
Arbeitsvermögen befähigt, mehr als seinen eigenen Wert wiederzuerzeugen,
über die durch seinen Lebensprozess gebotene Bedürftigkeit hinaus zu
produzieren.“ K. Marx,
Theorien über den Mehrwert I, MEW 26.1, 19.
„Braucht
der Arbeiter alle seine Zeit, um die zur Erhaltung seiner selbst und
seiner Rasse nötigen Lebensmittel zu produzieren, so bleibt ihm keine
Zeit, um unentgeltlich für dritte Personen zu arbeiten. Ohne einen
gewissen Produktivitätsgrad der Arbeit existiert keine solche frei verfügbare Zeit für den
Arbeiter, ohne solche überschüssige Zeit keine Mehrarbeit und daher keine
Kapitalisten, aber auch keine Sklavenhalter, keine Feudalbarone, in einem
Wort keine Großbesitzerklasse.“ K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 534.
„Nur
sobald die Menschen sich aus ihren ersten Tierzuständen herausgearbeitet,
ihre Arbeit selbst also schon in gewissem Grad vergesellschaftet ist,
treten Verhältnisse ein, worin die Mehrarbeit des einen zur
Existenzbedingung des anderen wird. In den Kulturanfängen sind die
erworbenen Produktivkräfte der Arbeit gering, aber so sind die
Bedürfnisse, die sich mit und an den Mitteln ihrer Befriedigung
entwickeln. Ferner ist in jenen Anfängen die Proportion der
Gesellschaftsteile, die von fremder Arbeit leben, verschwindend klein
gegen die Masse der unmittelbaren Produzenten. Mit dem Fortschritt der
gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit wächst diese Proportion
absolut und relativ.“ K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 534f.
Ein
Sklave produzierte scheinbar den ganzen Tag nur für seinen
Sklavenbesitzer. Scheinbar bestand der Arbeitstag des Sklaven nur aus
Mehrarbeit. Tatsächlich muss der Sklavenherr einen Teil des vom Sklaven
hergestellten Produktenwerts an ihn in Form von Lebensmitteln, Behausung
etc. zurückgeben.
2.1. Feudale Ausbeutung (Mehrarbeit) abhängiger
Bauern
Bei der
feudalen Fronarbeit sind die notwendige Arbeitszeit des Fronbauern auf
eigenem Acker und die Mehrarbeitszeit auf den Feldern des Gutsherrn
sichtbar getrennt.
„Die notwendige
Arbeit, die z. B. der walachische Bauer zu seiner Selbsterhaltung
verrichtet, ist räumlich getrennt von seiner Mehrarbeit für den
Grundherrn. Die eine verrichtet er auf seinem eigenen Felde, die
andere auf dem herrschaftlichen Gut. Beide Teile der Arbeitszeit
existieren daher selbständig nebeneinander. In der Form der Fronarbeit ist
die Mehrarbeit genau abgeschieden von der notwendigen Arbeit.“
K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 251.
2.2. Kapitalistische Ausbeutung
(Mehrarbeit)
2.2.1. Lohnarbeit ist zivilisierte
Ausbeutung
Lohnarbeit ist zivilisierte Ausbeutung, weil sie von
persönlichen Abhängigkeiten frei ist. Lohnarbeiter können einem einzelnen
Kapitalisten kündigen, sind aber abhängig von der Kapita-listenklasse
insgesamt.
„Im Kapital ist die
Zusammenarbeit der Arbeiter nicht erzwungen durch direkte physische
Gewalt, durch Zwangs-, Fron-, Sklavenarbeit; sie ist erzwungen
dadurch, dass die Bedingungen der Produktion fremdes Eigentum sind...“
K. Marx,
Grundrisse der politischen Ökonomie,
484.
Ausbeutung ist
ein
„Zwang, den die kapitalistische Produktionsweise mit früherer
Produktionsweise teilt, aber in einer der Produktion günstigeren Weise
ausübt, vollbringt.“ K. Marx, Theorien über
den Mehrwert I, MEW 26.1, 366.
Die „Herrschaft des
Kapitals über die Arbeit“ ist „einerseits ... historischer
Fortschritt und notwendiges Entwicklungsmoment im ökonomischen
Bildungsprozess der Gesellschaft ..., andererseits ist Lohnarbeit ... ein
Mittel zivilisierter und raffinierter Ausbeutung.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 386.
2.2.2. Lohnarbeit ist raffinierte Ausbeutung
(Mehrarbeit)
„Auf der Oberfläche
der bürgerlichen Gesellschaft erscheint der Lohn des Arbeiters als Preis
der Arbeit, ein bestimmtes Quantum Geld, das für eine bestimmte
Menge Arbeit gezahlt wird.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 557.
„Die
Form des Arbeitslohns löscht also jede Spur der Teilung des Arbeitstags in
notwendige Arbeit und Mehrarbeit, in bezahlte und unbezahlte Arbeit aus.
Alle Arbeit erscheint als bezahlte Arbeit. Bei der Fronarbeit
unterscheiden sich räumlich und zeitlich, handgreiflich sinnlich, die
Arbeit des Fronbauern für sich
selbst und seine Zwangsarbeit für den Grundherrn. Bei der Sklavenarbeit
erscheint selbst der Teil des Arbeitstags, worin der Sklave nur den Wert
seiner eigenen Lebensmittel ersetzt, den er in der Tat also für sich
selbst arbeitet, als Arbeit für seinen Meister. Alle seine Arbeit
erscheint als unbezahlte Arbeit. Bei der Lohnarbeit erscheint umgekehrt
selbst die Mehrarbeit oder unbezahlte Arbeit als bezahlt. Dort verbirgt
das Eigentums-verhältnis das Fürsichselbstarbeiten des Sklaven, hier das
Geldverhältnis das Umsonstarbeiten des Lohnarbeiters. ... Auf dieser
Erscheinungs-form, die das wirkliche Verhältnis unsichtbar macht und
gerade sein Gegenteil zeigt, beruhen alle Rechtsvorstellungen des
Arbeiters wie des Kapitalisten, alle Selbsttäuschungen der
kapitalistischen Produktionsweise, alle ihre Freiheitsillusionen, alle beschönigenden Flausen der
Vulgärökonomie.“ K.
Marx, Kapital I, MEW 23, 562.
„Gesetzt
der Arbeitstag zähle 4 Stunden
notwendiger Arbeit und 4
Stunden Mehrarbeit. So liefert der Lohnarbeiter dem Kapitalisten
wöchentlich 5 x 4 oder 20 Stunden Mehrarbeit. Es ist
dasselbe, als arbeite er 2,5
Tage in der Woche für sich und 2,5 Tage in der Woche umsonst für
den Kapitalisten. Aber dies ist nicht sichtbar. Mehrarbeit und notwendige
Arbeit verschwimmen ineinander. Ich kann daher dasselbe Verhältnis z. B.
auch so ausdrücken, dass der Arbeiter in jeder Minute 30 Sekunden für sich
und 30 Sekunden für den Kapitalisten arbeitet usw. ... Zweieinhalb Tage Mehrarbeit in der
Woche bleiben zweieinhalb Tage
Arbeit, die keinen Gegenwert
für den Arbeiter selbst bildet, ob sie Fronarbeit heiße oder
Lohnarbeit.“ K.
Marx, Kapital I, MEW 23, 251.
„Der Kapitalist zahlt
den Wert, bzw. den davon abweichenden Preis der Arbeitskraft (=
Lohn) und erhält im Austausch die Verfügung über die lebendige
Arbeitskraft selbst. Seine Nutznießung dieser Arbeitskraft zerfällt in
zwei Perioden. Während der einen Periode produziert der Arbeiter nur einen
Wert gleich dem Wert seiner Arbeitskraft. ... Für den
vorgeschossnen Preis der Arbeitskraft (= Lohn) erhält so der
Kapitalist ein Produkt vom selben Preis. ... In
der Periode der Mehrarbeit ... bildet die Nutznießung der Arbeitskraft
Wert für den Kapitalisten, ohne ihm einen Wertersatz zu kosten. Er hat
diese Flüssigmachung der Arbeitskraft umsonst. In diesem Sinn kann die
Mehrarbeit unbezahlte Arbeit heißen. Das Kapital ist also nicht nur
Kommando über Arbeit, wie A. Smith sagt. Es ist wesentlich Kommando über
unbezahlte Arbeit. Aller Mehrwert in welcher besonderen Gestalt von
Profit, Zins, Rente usw. er sich später kristallisiere, ist seiner
Substanz nach Verkörperung
unbezahlter Arbeitszeit. Das Geheimnis von der Selbstverwertung des
Kapitals löst sich auf in seine Verfügung über eine bestimmte
Menge unbezahlter fremder Arbeit.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 556.
„Die Differenz
zwischen dem Wert des Arbeitsvermögens und seiner Verwertung – also der
Mehrwert, den der Kauf des Arbeitsvermögens seinem Anwender verschafft –
erscheint am handgreiflichsten, unwidersprechlichsten von allen
Produktionszweigen in der Agrikultur ... Die Summe der Lebensmittel, die
der Arbeiter jahraus, jahrein verzehrt, oder die Masse Stoff, die er
konsumiert, ist geringer als die Summe der Lebensmittel, die er
produziert. In der Fabrik sieht man überhaupt den Arbeiter nicht
direkt weder seine Lebensmittel noch den Überschuss über seine
Lebensmittel produzieren. Der Prozess ist vermittelt durch Kauf und
Verkauf ... und verlangt zu seinem Verständnis Analyse des Werts
überhaupt. ... Der Arbeiter in der Fabrik vermehrt den Stoff nicht; er
verändert nur die Form desselben.“ K. Marx, Theorien über
den Mehrwert I, MEW 26.1, 14–17.
„Die
zweite Periode des Arbeitsprozesses, die der Arbeiter über die Grenzen der
notwendigen Arbeit hinaus rackert, kostet ihm zwar Arbeit,
Verausgabung von Arbeitskraft, bildet aber keinen Wert für ihn. Sie bildet
Mehrwert, der den Kapitalisten mit allem Reiz einer Schöpfung aus Nichts
anlacht. Diesen Teil des Arbeitstags nenne ich Surplus-arbeitszeit (Mehrarbeitszeit) und die in ihr
verausgabte Arbeit: Mehrarbeit ...“ K.
Marx, Kapital I, MEW 23, 231.
„So
entscheidend es für die Erkenntnis des Werts überhaupt ist, ihn als bloße Gerinnung von
Arbeitszeit, als bloß vergegenständlichte Arbeit zu begreifen, so entscheidend ist
es für die Erkenntnis des Mehrwerts, ihn als bloße Gerinnung von Mehrarbeitszeit, als bloß
vergegenständlichte Mehrarbeit zu begreifen.“ K.
Marx, Kapital I, MEW 23, 231.
„Was der Kapitalist
kauft, ist die temporäre Verfügung über das Arbeitsvermögen ... Die Ware,
die als Produkt aus diesem Prozess herauskommt, gehört ihm ganz. Er hat
sie produziert mit ihm gehörigen Produktionsmitteln und von ihm gekaufter,
wenn auch nicht bezahlter, also ihm gehöriger Arbeit. ... Der Gewinn, den
der Kapitalist macht, der Mehrwert, den er realisiert, stammt eben daher,
... dass er nicht Ware von dem Arbeiter, sondern sein Arbeitsvermögen
selbst kauft und dies geringeren Wert hat als das Produkt dieses
Arbeitsvermögens ...“ K. Marx, Theorien
über den Mehrwert I, MEW 26.1, 291.
„Der Arbeiter arbeitet
über die für die Reproduktion seines Arbeits-vermögens notwendige
Arbeitszeit hinaus; der Wert, den er schafft, ist daher größer als der
Wert seines Arbeitsvermögens; oder die Arbeit, die er wiedergibt, ist
größer als die Menge Arbeit, das er in der Form des Lohns
erhält.“ K. Marx, Theorien über
den Mehrwert I, MEW 26.1, 21.
„Einerseits
verwandelt der Produktionsprozess fortwährend den stofflichen Reichtum in
Kapital, in Verwertungs- und Genussmittel für den Kapitalisten.
Andererseits kommt der Arbeiter beständig aus dem Prozess heraus, wie er
in ihn eintrat – persönliche Quelle des Reichtums, aber entblößt von allen
Mitteln, diesen Reichtum für sich zu verwirklichen. ... Der Arbeiter
selbst produziert daher beständig den objektiven Reichtum als Kapital, ihm
fremde, ihn beherrschende und ausbeutende Macht, und der Kapitalist
produziert ebenso beständig die Arbeitskraft als subjektive, von ihren
eigenen Vergegenständlichungs- und Verwirklichungsmitteln getrennte,
abstrakte, in der bloßen Leiblichkeit des Arbeiters existierende
Reichtumsquelle, kurz den Arbeiter als Lohnarbeiter. Diese beständige
Reproduktion oder Verewigung des Arbeiters ist die unerlässliche Voraussetzung der
kapitalistischen Produktion.“ K.
Marx, Kapital I, MEW 23, 595f.
„Wir
sahen ferner: Das Kapital – und der Kapitalist ist nur das personifizierte
Kapital und fungiert im
Produktionsprozess nur als Träger des Kapitals –, also das Kapital pumpt
in dem ihm entsprechenden gesellschaftlichen Produktionsprozess eine
bestimmte Menge Mehrarbeit aus den unmittelbaren Produzenten oder
Arbeitern heraus, Mehrarbeit, die das Kapital ohne Äquivalent (Gegenwert) erhält und die ihrem
Wesen nach immer Zwangsarbeit bleibt, wie sehr sie auch als das Resultat
freier vertraglicher
Übereinkunft erscheinen mag.“ K.
Marx, Kapital III, MEW 25, 827.
2.2.3. Die jeweilige Lohnhöhe sagt nichts über
den Ausbeutungsgrad
Für die Tatsache der
Ausbeutung spielt es vorderhand keine Rolle, ob der eine Lohnarbeiter
hohen und der andere niedrigen Lohn bekommt, „da die Differenz
zwischen dem Wert der Arbeitskraft und der Verwertung der
Arbeitskraft durchaus nicht davon abhängt, ob man den Wert der
Arbeitskraft groß oder klein annimmt.“ K. Marx, Theorien über
den Mehrwert I, MEW 26.1, 13.
„... Unterschiede ... in der Höhe des
Arbeitslohnes beruhen großenteils auf dem ... Unterschied zwischen
einfacher und komplizierter Arbeit und berühren, obgleich sie das Los der
Arbeiter ... sehr verungleichen, keineswegs den Ausbeutungsgrad der
Arbeit ...“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 151.
Lohnunterschiede
zwischen höher qualifizierter und niedriger qualifizierter Arbeit bedingen
nicht notwendig Unterschiede in der Ausbeutung, weil die Mehrarbeit des
höher qualifizierten Lohnarbeiters in gleicher Mehrarbeitszeit größeren
Mehrwert liefern kann als die Mehrarbeit des niedrig Qualifizierten
(vgl.
dazu K. Marx, Kapital III, MEW 25, 151, und Kapital I, MEW 23,
59).
„Der Wert des
Arbeitslohns ist zu schätzen nicht nach der Quantität Lebensmittel, die
der Arbeiter erhält, sondern nach der Quantität Arbeit, die diese
Lebensmittel kosten (in der Tat der Proportion des Arbeitstages,
die er sich selbst aneignet), nach dem proportionalen Anteil, den
der Arbeiter vom Gesamtprodukt oder vielmehr vom Gesamtwert dieses
Produkts erhält. Es ist möglich, dass in Gebrauchswerten geschätzt
(Menge von Ware oder Geld) sein Arbeitslohn steigt (bei steigender
Produktivität) und doch dem Wert nach fällt und umgekehrt. ... Die
Stellung der Klassen zueinander ist bedingt mehr durch das
relative Gewicht der Löhne als durch die absolute Höhe der
Löhne.“ K. Marx, Theorien
über den Mehrwert II, MEW 26.2, 420f.
Siehe den Artikel:
Ausbeutungsrate
2.2.4. Lohnarbeit bereitet die Befreiung von
Ausbeutung vor
„Es ist
eine der zivilisatorischen Seiten des Kapitals, dass es diese Mehrarbeit
in einer Weise und unter Bedingungen erzwingt, die der Entwicklung der
Produktivkräfte, der gesellschaftlichen Verhältnisse und der Schöpfung der
Elemente für eine höhere Neubildung vorteilhafter sind als unter den
früheren Formen der Sklaverei, Leibeigenschaft usw. Es führt so einerseits
eine Stufe herbei, wo der Zwang und die Monopolisierung der
gesellschaftlichen Entwicklung (einschließlich ihrer materiellen und
intellektuellen Vorteile) durch einen Teil der Gesellschaft auf Kosten des
anderen wegfällt; andererseits schafft sie die materiellen Mittel und den
Keim zu Verhältnissen, die in einer höheren Form der Gesellschaft
erlauben, diese Mehrarbeit zu verbinden mit einer größeren Beschränkung
der der materiellen Arbeit überhaupt gewidmeten Zeit.“ K. Marx,
Kapital III, MEW 25, 827.
„Der
wirkliche Reichtum der Gesellschaft und die Möglichkeit beständiger
Erweiterung ihres Reproduktionsprozesses hängt ... nicht ab von der Länge
der Mehrarbeit, sondern von ihrer Produktivität und von den mehr oder
minder reichhaltigen Produktionsbedingungen, worin sie sich vollzieht. Das
Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch
Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört; es liegt also der
Natur der Sache nach jenseits der Sphäre der eigentlichen materiellen
Produktion. Wie der Wilde mit der Natur ringen muss, um seine Bedürfnisse
zu befriedigen, um sein Leben zu erhalten und zu reproduzieren, so muss es
der Zivilisierte, und er muss es in allen Gesellschaftsformen und unter
allen möglichen Produktionsweisen. Mit seiner Entwicklung erweitert sich
dies Reich der Naturnotwendigkeit, weil die Bedürfnisse sich erweitern; aber zugleich
erweitern sich die Produktivkräfte, die diese befriedigen. Die Freiheit in
diesem Gebiet kann nur darin bestehen, dass der vergesellschaftete Mensch,
die assoziierten Produzenten, diesen ihren Stoffwechsel mit der Natur
rationell regeln, unter ihre gemeinschaftliche Kontrolle bringen, statt
von ihm als von einer blinden Macht beherrscht zu werden; ihn mit dem
geringsten Kraftaufwand und unter den ihrer menschlichen Natur würdigsten
und adäquatesten Bedingungen vollziehen. Aber es bleibt dies immer ein
Reich der Notwendigkeit. Jenseits desselben beginnt die menschliche
Kraftentwicklung, die sich als Selbstzweck gilt, das wahre Reich der
Freiheit, das aber nur auf jenem Reich der Notwendigkeit als seiner Basis
aufblühen kann. Die Verkürzung des Arbeitstags ist die Grundbedingung.“
K. Marx,
Kapital III, MEW 25, 828.
„Fügen wir bei dieser
Gelegenheit hinzu, dass alle bisherigen geschichtlichen Gegensätze von
ausbeutenden und ausgebeuteten, herrschenden und unterdrückten Klassen
ihre Erklärung finden in derselben verhältnismäßig unentwickelten
Produktivität der menschlichen Arbeit. Solange die wirklich arbeitende
Bevölkerung von ihrer notwendigen Arbeit so sehr in Anspruch genommen
wird, dass ihr keine Zeit zur Besorgung der gemeinsamen Geschäfte der
Gesellschaft – Arbeitsleitung, Staatsgeschäfte, Rechtsangelegenheiten,
Kunst, Wissenschaft etc. – übrig bleibt, solange musste stets eine
besondere Klasse bestehen, die, von der wirklichen Arbeit befreit, diese
Angelegenheiten besorgte; wobei sie denn nie verfehlte, den arbeitenden
Massen zu ihrem eigenen Vorteil mehr und mehr Arbeitslast aufzubürden.“
F.
Engels, Anti-Dühring, MEW 20, 169.
„War doch der letzte
Grund, womit der Klassenunterschied verteidigt wurde, stets: Es muss eine
Klasse geben, die sich nicht mit der Produktion ihres täglichen
Lebensunterhaltes abzuplacken hat, damit sie die Zeit behält, die geistige
Arbeit der Gesellschaft zu besorgen.“ F.
Engels, Wohnungsfrage, MEW 18, 221.
3. Ausbeutung wird beseitigt, wenn jede unfreie
Arbeit beseitigt wird und alle zu selbstbestimmten Arbeitern (Produzenten)
werden
„Aber wenn hiernach
die Einteilung in Klassen eine gewisse geschichtliche Berechtigung hat, so
hat sie eine solche doch nur für einen gegebenen Zeitraum, für gegebene
gesellschaftliche Bedingungen. Sie gründete sich auf die Unzulänglichkeit
der Produktion; sie wird weggefegt werden durch die volle Entfaltung der
modernen Produktivkräfte. Und in der Tat hat die Abschaffung der
gesellschaftlichen Klassen zur Voraussetzung einen geschichtlichen
Entwicklungsgrad, auf dem das Bestehen nicht bloß dieser oder jener
bestimmten herrschenden Klasse, sondern einer herrschenden
Klasse überhaupt, also des Klassenunterschiedes selbst, ein
Anachronismus geworden, veraltet ist. Sie hat also zur Voraussetzung einen
Höhegrad der Entwicklung der Produktion, auf dem die Aneignung der
Produktionsmittel und Produkte und damit der politischen Herrschaft, des
Monopols der Bildung und der geistigen Leitung durch eine besondere
Gesellschaftsklasse nicht nur überflüssig, sondern auch ökonomisch,
politisch und intellektuell ein Hindernis der Entwicklung geworden ist.
Dieser Punkt ist jetzt erreicht.“ F. Engels, Entwicklung
des Sozialismus, MEW 19, 225.
„Einmal die Arbeit
emanzipiert, so wird jeder Mensch ein Arbeiter, und produktive Arbeit hört
auf, eine Klasseneigenschaft zu sein.“ K. Marx, Bürgerkrieg
in Frankreich, MEW 17, 342.
„... Individuen, die assoziiert sind
auf der Grundlage der gemeinsamen Aneignung und Kontrolle der
Produktionsmittel. (Letztere Assoziation ist nichts Willkürliches: sie
setzt die Entwicklung materieller und geistiger Bedingungen voraus ...)“
K. Marx,
Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie,
77.
„Die
Beseitigung der kapitalistischen Produktionsform erlaubt, den Arbeitstag
auf die notwendige Arbeit zu beschränken. Jedoch würde letztere, unter
sonst gleich bleibenden Umständen, ihren Raum ausdehnen. Einerseits weil
die Lebensbedingungen des Arbeiters reicher und seine Lebensansprüche
größer. Andererseits würde ein Teil der jetzigen Mehrarbeit zur
notwendigen Arbeit zählen, nämlich die zur Erzielung eines
gesellschaftlichen Reserve- und Akkumulationsfonds nötige Arbeit.“
K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 552.
„Stellen wir uns ...
einen Verein freier Menschen vor, die mit gemeinschaftlichen
Produktionsmitteln arbeiten und ihre vielen individuellen Arbeitskräfte
selbstbewusst als eine gesellschaftliche Arbeitskraft verausgaben. ... Das
Gesamtprodukt des Vereins ist ein gesellschaftliches Produkt. Ein Teil
dieses Produkts dient wieder als Produktionsmittel. Es bleibt
gesellschaftlich. Aber ein anderer Teil wird als Lebensmittel von den
Vereinsmitgliedern verzehrt. ... Die gesellschaftlichen Beziehungen der
Menschen zu ihren Arbeiten und ihren Arbeitsprodukten bleiben hier
durchsichtig einfach in der Produktion sowohl als in der Distribution.“
K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 92f
„Intensität
und Produktivkraft der Arbeit gegeben, ist der zur materiellen Produktion
notwendige Teil des gesellschaftlichen Arbeitstags umso kürzer, der für
freie, geistige und gesellschaftlicher Betätigung der Individuen eroberte
Zeitteil also umso größer, je gleichmäßiger die Arbeit unter alle
werkfähigen Glieder der Gesellschaft verteilt ist, je weniger eine
Gesellschaftsschicht die Naturnotwendigkeit der Arbeit von sich selbst ab-
und einer anderen Schicht zuwälzen kann. Die absolute Grenze für die
Verkürzung des Arbeitstags ist nach dieser Seite hin die Allgemeinheit der
Arbeit. In der kapitalistischen Gesellschaft wird freie Zeit für eine
Klasse produziert durch Verwandlung aller Lebenszeit der Massen in
Arbeitszeit.“
K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 552. |