Recht auf Arbeit
Arbeitsplätze werden
im Kapitalismus in freien Vertrags-verhandlungen zwischen zwei sehr
unterschiedlichen Waren-besitzern vergeben. Auf der einen Seite
bieten die Besitzer von Geld, Produktions- und Lebensmitteln, die mit
fremder Arbeit ihr Kapital vermeh-ren, Arbeitsplätze an. Sie kaufen fremde
Arbeit um sich zu bereichern. Auf der anderen Seite verkaufen die
Lohnarbeiter, weil sie keine eigenen Lebens- und Produktionsmittel
besitzen, ihre Arbeitskraft. Sie müssen stückweise ihre Zeit, ihre Kraft
und Energie und ihre Kenntnisse verkaufen, nur um leben zu
können. Welche Möglichkeiten
gibt es unter diesem Umständen für ein „Recht auf
Arbeit“? Es ist möglich, dass
ein Kapitalist sich Lohnarbeiter auf-drängen lässt, die er nicht wirklich
braucht, sofern seine Aus-beutung durch staatliche Lohnzuschüsse
subventioniert wird. Aber warum sollen sich Lohnarbeiter eine Arbeit
aufdrängen lassen, die ihnen nicht gefällt und die schlecht bezahlt ist?
Bei näherem Hinsehen entpuppt sich jedes „Recht auf Arbeit“ als staatliche Zwangsarbeit auf Seiten der Lohnarbeiter und als staatlich subventionierte Profitmacherei auf Seiten des Kapitals. „Das
Recht auf Arbeit ist von dem französischen Sozialisten Fourier
erfunden ... Die Fourieristen ...
verbreiteten die Phrase eben ihres ungefährlichen Klangs
wegen. Die Pariser Arbeiter 1848 ließen sie sich – bei ihrer absoluten theo-retischen Unklarheit – aufhängen, weil sie so praktisch, so wenig utopistisch, so ohne weiteres realisierbar aussah. Die
Regierung realisierte sie – in der einzigen Weise, wie die
kapi-talistische Gesellschaft sie realisieren konnte, – in den ...
Staats-werkstätten. Genauso wurde das
Recht auf Arbeit während der Baumwollkrise 1861–64 hier in Lancashire
durch städtische Werkstätten realisiert. Und in Deutschland
realisiert man es ebenfalls in den Hunger- und Prügel-Arbeiterkolonien,
für die der Spießbürger jetzt schwärmt. Als separate
Forderung gestellt, kann das Recht auf Arbeit gar nicht anders
verwirklicht werden. Man verlangt von der kapitalistischen Gesellschaft, es zu reali-sieren, sie kann das nur innerhalb ihrer Existenzbedingungen, und wenn man das Recht auf Arbeit von ihr verlangt, so verlangt man es unter diesen bestimmten Bedingungen, man verlangt also Staatswerkstätten und Arbeitshäuser ...“ F. Engels, Brief an Bernstein (1884), MEW 36, 151f.
„Das Recht auf Arbeit ist im bürgerlichen Sinn ein Widersinn, ein elender, frommer Wunsch ...“ K. Marx, Klassenkämpfe in Frankreich 1848–1850, MEW 7, 42.
„Dass die Kapitalisten, die so sehr gegen das ‚Recht auf Arbeit‘ schrieen, nun überall von den Regierungen ‚öffentliche Unter-stützung‘ verlangen ..., also das ‚Recht auf Profit‘ auf Staats-kosten geltend machen, ist schön.“ K. Marx, Brief an Engels (1857), MEW 29, 229.
Siehe auch die Artikel:
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Zur Zitierweise: Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete Fremdwörter, alte Maß-einheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum Beispiel in Arbeits-zeitberechnungen modernisiert und der Euro als Währungseinheit ver-wendet. Dass es Karl Marx in Beispiel-rechnungen weder auf absolute Größen noch auf Währungs-einheiten ankam, darauf hatte er selbst einmal hingewiesen: „Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund Sterling bedeuten.“ Kapital II, MEW 24, 396. Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff. |