http://www.streitblatt.de/streitblatt/extra1/extra1.html
Während die PDS die Lohnarbeit als zu erhaltende Überlebensnotwendigkeit verteidigen zu verspricht, würgt sie doch umgekehrt alle Kritik der Lohnarbeit und am Kapitalismus mittels einem Tucholsky-Zitat gleich ab. Kritik sei nur was für fette saturierte Linke, die schon gegessen haben, eine ominöse Butter satt auf dem Brot hätten, d.h. für ale anderen verbietet sich Kritik über den Tellerrand hinaus
(Ähnliche Zitate werden von anderen Gruppen auch von Brecht benutzt- von Leuten, die schon auf dem Weg zu ihrer erhofften Parlamentariererkarriere und Regierungsfähigkeit nicht gerade um den Schrott im Korn kämpfen müssen und lieber wieder von der Menschheit, unserem Planeten, Klobal denken, vor Ort handeln, etc. sprechen). Das ist die seit Jahrzehnten übliche Schiene, dass eine vorgeblich revolutionäre Linke JETZT ERST 1- MAL sich PRIMÄR auf Tagesforderungen einstellen MÜSSE, wie Fische im Wasser mit den Volksmassen schwimmen MÜSSE und ja keine »heilsgrädlerische reine Lehre« verbraten DÜRFE. D.h.: Schon gar keine systematischen Schulungen, da dies nur vom Tageskampf abhalte. Zumal lerne man Marxismus so quasi durch learning by doing. Oder wer einmal den Spruch gelernt habe »Der Hauptfeind steht im eigenen Land« und mal was von Dimitroff und Stalin gelesen habe, bräuche keinen Marx mehr. Wer mal einen Linksruck verkauft, regelmäßig eine Demo besucht und auch mal in die jeweilige Zeitung, Postille und sonstig Gedrucktes seiner Organisation reinguckt, mal 1 - 2 mal pro Jahr auch noch irgendwelche Einpeitschseminare besucht, der ist schon die junge Garde - von was auch immer. Daß theorie überhaupt nur Gequatsche ist, sagen einem dann ausgerechnet Linke, die sonst bei ihren profs, haus- und Seminararbeiten EWIG DiskussionsBEDARF haben (teils) , aber dasselbe Interesse dann seltsamerweise in der eigenen Organisation wieder versiegt.
Die Resultate kann man ja bewitzeln, wäre es nicht so hemmungslos traurig. Diese Lücke an Theorie zwischen Dogmatikern und Aktionisten zu füllen, hat sich nun Robert Kurz zu widerlegen aufgeschwungen. Freilich ist es nur der alte kaffe in neuen Schläuchen. Nebst deskriptiver Phänomonlogie, Beschreibung der Symptome des kpitalismus kommt er in die alte Zusammenbruchstheorie. Künstliche Intelligenz und Tendenz der fallenden Profitrate ergäben eine allgemeine Krise des Kapitalismus. Nun sei es nur noch ein kleiner Stoß gutwollender Leute, die den ganzen Laden satt haben. Klassen, Klassenkämpfe, etc. - alles Fetische. Arbeit deswegen zu kritisieren, weil ein Götze und falsches Bewusstsein. Ein wenig Bewusstseinsveränderung, breites Einbinden von irgendwie gearteten Leuten, egal welcher Klasse - da kommt Marcuse, Proudhon, u.a. wieder zusammen in einem Almangan der Fehler der Vergangenheit .Vor allem auffällig ist, dass Robert Kurz sich drumrumwindet bei Fragen: Revolution oder Evolution? Wer sollte, falls beabsichtigt wie eine Revolution herbeiführen? Wie könnte eine neue Gesellschaft im groben aussehen?
Die angedeuteten Antworten lauten implizit: Netzwerk, Abschaffung des Geldes, Einsatz künstlicher Intelligenz, aber eben nur angedeutet. Evtl. durch . ein loses Bündnis aus Subkulturen, IT-Medienfreds und sozial Deklassierten, Regenbogenbündnissen,etc. Ala Capra und neues Denken- "New Age", das sich revolutionär gibt. Zum anderen wird klar, dass ständig betont wird: Weg mit der alten Arbeiterklasse und alten Industrien. Könnte auch heißen: Keine Arbeiterklassenorientierung ( wie es die Linke in den letzten Jahrzehnten spätestens seit Frankfurter Schule, Adorno, Marcuse, Volkstümlertum von ML, Maoisten und Stalinisten, wie auch Trotzkisten theoretisch und/oder faktisch gebracht haben) - also althergebrachtes. Keine alten Industrien mehr - neue Ökonomie. Klingt ja sehr neu.
Da niemals konkret Bezug genommen wird, lässt dies alle Vorder- und Hintertüren auf für sozialdarwinsitische Modernisierer, die die Repeattaste der 80er Jahre gedrückt haben. Das stinkt nach Reformismus! (ro)